Die Ereignisse unserer Zeit könnten uns fürwahr zum Anlaß werden, unser Denken über politische und soziale Belange endlich von der Oberfläche der äußeren Ordnung in die Tiefen der inneren Ordnung des Menschen selbst zu lenken. Ist es doch eine klare Lehre der Geschichte unserer abendländischen Kultur: seit man mit der Trennung von Religion und Lebensgestaltung Ernst gemacht hat — und das kann für uns nur heißen mit der Trennung von Christentum und Kultur, denn Völker, von denen das Christentum einmal Besitz ergriffen hat, kennen keine andere Religion mehr, mögen sie nun das
Unserem sozialen Denken und Planen, Urteilen und Beurteilen fehlt heute vielfach das Zentrum, die ruhende Mitte, der klare Blick für das Wesen der Dinge. Es hat sein Schwergewicht an die in ständigem Wechsel dahinrasende Oberfläche des Lebens gelegt. Weil wir es verlernt haben, unser soziales Schicksal aus den Wesenstiefen des Menschlichen zu beherrschen, müssen wir unser Leben in allmählich untragbarer Ruhelosigkeit von Tag zu Tag einem anonymen Geschehen neu anpassen, weil wir es von Tag zu Tag von neuen äußeren Kräften bedroht sehen, und versuchen, in namenloser Oberflächlichkeit
I.Unsere Zeit verlangt von uns Entscheidungen aus der Tiefe unseres Wesens. Auch das Wort von der Demokratie wird zur Maske, wenn es nicht Ausdruck solcher Entscheidungen ist. Darum müßte die Demokratie von heute, wirklich ernst genommen, von drei Prinzipien getragen sein: Demokratie muß zuerst bedeuten, daß jedem einzelnen . die ganze Schwere der Entscheidungen, die die Lebensgestaltung von Generationen bestimmen wird, in voller Verantwortung aufgelastet ist. Davon sollte auch zuweilen die Rede sein, und auch davon, daß keine Gruppe in einem Volke und kein Volk in der Völkergemeinschaft