Der Vierergipfel auf der Antilleninsel Guadeloupe blieb - erwartungsgemäß - ohne klingendes Kommunique. Valery Giscard d'Estaing, Helmut Schmidt, James Callaghan und Jimmy Carter, die „großen Vier“ von heute, Staatsmänner, die sich mit ihren Vornamen anreden übrigens, was sich vermutlich auf die Ungezwungenheit des Gesprächs nur günstig auswirkt - sie versuchten, Bilanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit Westlicher Außenpolitik zu ziehen.Der Hintergrund freilich ist düster. Die Rivalität zwischen den Supermächten dauert an: sowohl in Afrika - durch die Unterstützung des
Noch ist es ein Gerücht, das seit Tagen in den Redaktionsstuben und Staatskanzleien die Runde macht. Aber, heißt es, die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren: Die Vorbereitungen für ein Treffen Carter-Breschnew in Österreich, in Salzburg vielleicht, oder, wahrscheinlicher, in Wien - in den nächsten Wochen schon.Fügt man eins ans andere, so ergibt dieses Gerücht schon einigen Wahrheitsgehalt: Der Stand der amerikanisch-sowjetischen Beziehungen ist so gut schon wieder nicht, daß sich Carter und Breschnew in einer der beiden Hauptstädte, in Moskau also oder in Washington, treffen
Der israelische Soldat, der uns im Wagen während der Fahrt durch die Stadt Gaza begleitet, seine Uzi-Maschinenpistole schußbereit, schlägt uns vor, lieber die Fenster unseres Wagens — er hat ein Jerusalemer Kennzeichen — hochzukurbeln: Aus den dunklen Tornischen der Häuser können leicht Handgranaten geflogen kommen. Allein im vergangenen Jahr sind den Anschlägen der palästinensischen Freischärler fast hundert Israelis zum Opfer gefallen. Der Gaza-Streifen: mit 400.000 Einwohnern auf 350 Quadratkilometer ist er eines der dichtest bevölkerten Gebiete der Erde. 70 Prozent der
Paris, im Spätherbst: Nennt man einem Taxifahrer die Adresse „2, rue Andrė Pascal“, so wird er im ersten Augenblick ratlos dreinschauen, dann ein abgegriffenes Straßenverzeichnis herausnehmen und schließlich, mit einer Hand den Wagen durch den Verkehrsstrom lenkend, mit der anderen die Straße im Verzeichnis suchen. Die rue Andrė Pascal ist draußen in Passy. Nennt man aber einfach die Bezeichnung „Chateau de la Muette“, dann ist der Taxifahrer sofort im Bild. Chateau de la Muette: das ist das Hauptquartier einer der vielen internationalen Organisationen, die Paris — auch nach
GESCHICHTE DER K. K. KRIEGSMARINE WÄHREND DER JAHRE 1814 BIS 1847. Die österreichisch-venezianische Kriegsmarine. (Geschichte der k. k. Kriegsmarine, zweiter Teil f 3. Band.) Von Arthur von Khuepach und Heinrich v. Bayer. Verlag Böhlau, Graz-Köln, 1966. 346 Seiten. S 384.—.
Wer denn, diese anderen? Nun: Murer, Rojko, Verbelen ... Die Liste wird immer länger: Wer heute in Österreich wegen Mordes vor Gericht steht — wohlverstanden: wegen Mordes in hundert, tausend Fällen, begangen freilich „nur“ an Juden, Polen oder anderen „Untermenschen“ —, der hat die Chance, davonzukommen, der hat auch Gelegenheit, diese Chance fest zu ergreifen, sich herauszureden auf den Befehlsnotstand, diesen unglückselig formulierten juristischen Begriff.Die Öffentlichkeit — wer ist die Öffentlichkeit? — hätte endlich genug von all den Greueln, heißt es in
Der grelle Scheinwerferkegel greift auf der sich immer mehr verdüsternden Szene eine Handvoll Männer heraus. Aneinandergekettet, mit gesenktem Blick, umschlossen von schwerbewaffneten Wachen, werden sie durch ein dichtes Spalier tobender Menschen geführt, aus dem es tausendfach „Tod!“ schreit. Keiner Regieanweisung ist der Satz entnommen, keine Bühne ist bemüht,diese eindrucksvolle Szene darzustellen: Die Männer sind die amerikanischen Flieger, die, über Hanoi abgeschossen, nun einem ungewissen Schicksal entgegengehen, das, wenn auch nicht unbedingt den Tod, so doch furchtbare Opfer
Kaum ein Mitglied der Regierung dürfte den Sommer und die damit — paradoxerweise — verbundene Abkühlung des politischen Klimas so herbeigesehnt haben wie Dr. Gearg Prader, Bundesminister für Landesverteidigung und stellvertretender Landesobmann des ÖAAB in Nieder- österreich (diese Reihenfolge kann natürlich auch geändert werden). Was war denn geschehen? Wurde eine Art österreichischer „Mirage- Skandal“ aufgedeckt, Waffenschiebungen vielleicht, oder gar eine andere Affäre, die an die Wurzeln der Neutralität rührt? Nichts von alledem. Dem Minister wird vorgeworfen, eine
„Ein Hindernis für die Realisierung sozialpolitischer Vorhaben ist zweifellos die gegenwärtig beengte Budgetsituation “ schrieb kürzlich das Bundesorgan des Österreichischen Arbeiter- und Angestellten- bundes, „Freiheit“, und drückte damit sehr vorsichtig das Unbehagen aus, das zahlreiche Funktionäre der ÖVP-Arbeitnehmerorganisation seit einiger Zeit erfüllt.Fühlten sie sich schon in der Frage der Wachstumsgesetze überspielt, so sehen Pessimisten in der Laudongasse bereits den Bund zwischen zwei Mühlsteinen und damit in die Gefahr, zerrieben zu werden, geraten: Einer der
ENTSCHEIDUNG 1866. Der Krieg zwischen Österreich und Preußen. Herausgegeben vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt Freiburg durch Wolf gang von Groote und Ursula von Gersdorff. 280 Seiten, 4 Textskizzen, 2 Übersichtsskizzen, 1 Faksimile, 16 farbige Uniformbilder, 10 zeitgenössische Vignetten. Deutsche Verlags-Anstalt Stuttgart, 1966. Preis DM 19.80.
Kein Wolkenkratzer überdimensionalen Ausmaßes beherbergt heute die Büros der EWG in der belgischen Hauptstadt — über die ganze Stadt verteilt, sind sie in gemietetenObjekten untergebracht. Doch am„Rondpoint Schuman“ ist ein riesiges Bauwerk im Entstehen, gigantisch in seinen Ausmaßen, doch erst in den Umrissen erkennbar. „Ähnlich wie diese Riesenbaustelle sieht im Augenblick die EWG aus“, meint ein hoher Beamter, als wir daran vorbeifahren. Die Mauern stehen wohl schon, doch das Dach fehlt noch: die längst fällige Vereinigung der drei europäischen Gemeinschaften — EWG.
„Wir werden bald die letzten Roten in der Regierung sein", witzelte ein ÖAAB-Funktionär in den Tagen vor der Semmeringklausur der ÖVP, als sich drohende Gewitterwolken auf dem mono- coloren Regierungshimmel zusammenzagen, es im Ministerrat zu einer Auseinandersetzung zwischen dem Finanzminister und dem jüngsten Staatssekretär gekommen war, bei der sogar der Bundeskanzler schlichtend eingreifen mußte — in jenen Tagen also, da sich der ÖAAB anischickte, unter anfeuerndem „Hussa“ der erwartungsvoll zuschauenden sozialistischen und kommunistischen Presse die Arbeitnehmer hinter
April in Paris: das ist eine eigenartige Mischung aus Regen und frischem Grün, aus Sonne über Malraux-geputz- ten Fassaden, aus langhaarigen Anhängern der „grünen Welle“ und aus Touristen, die in Scharen den Reiseautobussen entströmen…In diesem Paris, das sich zeitweilig mit Erfolg bemühte, den kitschbunten Ansichtskarten zu gleichen, die überall verkauft werden, trafen sich vom 9. bis 14. April fast 1500 junge Menschen aus aller Welt zum 20. Weltkongreß des „Jeunesses Musicales", der zugleich eine Geburtstagsfeier für diese größte Konzertorganisation der Welt war, die vor
Über den eigenen Schatten zu springen ist unmöglich. Selbst für Österreichs zwei Großparteien, die in zwanzig Jahren gemeinsamen Regierens so ziemlich alles möglich gemacht hatten, was überhaupt nur möglich ist, war dieses Kunststück nicht durchzuführen. Das Ergebnis: Die „schwarze Alleinherrschaft“ — einer der zahlreichen Kinderschrecks, die im Lauf des Wahlkampfes aus der Mottenkiste geholt wurden — ist Wirklichkeit geworden.Sicherlich: Das Wahlergebnis vom 8. März, das der ÖVP die absolute Mehrheit und Dr. Klaus einen großen persönlichen Triumph gebracht hat, drückt
Eine Reihe wichtiger sozialpolitischer Fragen wird der neue Nationalrat aus der Erbmasse des alten Parlamentes übernehmen müssen, wobei die Sozialpolitik der neuen Legislaturperiode nach dem Kurs gesteuert werden wird, der im September 1965 auf dem 10. Bundestag des ÖAAB in Krems festgelegt wurde. Die „Soziaioffenaive“ — eine eher unschöne Wortneubildung —, die spätestens in der Nacht vom 6. auf den 7. März aus den Panzerschrän- ken der Offensivstrategen geholt wurde, hat als Ziel die endliche Lösung einer Reihe von Fragen, die durch die Blockade der Koalition auf die von Tag
Die Erinnerung an das Versagen der Auguren vor den deutschen Bundestagswahlen des Jahres 1965 hat die Meinungsforscher zurückhaltend gemacht: Werden im privaten Kreis Bierkrügelwetten auf ein Grundmandat von Franz Olahs DFP abgeschlossen, so geben sich diesmal die offiziösen Demoskopen geheimnisvoll. Nur die „Aktion Mundfunk” ist — natürlich — geschwätziger und schreckt den unentschlossenen Wähler mit der Tatsache, daß angeblich nur sechs Stimmen in der Lage sind, die absolute „schwarze” Mehrheit zu verhindern.Sicherlich: mögliche Wahlergebnisse vorauszusagen überschreitet
Ob das denn überhaupt noch möglich, ob das denn nicht schon längst abgeschafft ist? Kann man denn überhaupt noch Reihungen und Streichungen vornehmen, steht man einmal in der Wahlzelle? Man kann sehr wohl. Nur wissen es die wenigsten. Daran zu erinnern, haben sich verschiedene Komitees vorgenommen, spontan zusammengetretene Teams vor allem junger Wähler, die ihrer Unzufriedenheit mit den Kandidatenlisten auf immerhin gesetzlich festgelegte Weise Ausdrück verleihen wollen.Diese eher unangenehme Erinnerung an die Rechte des Wählers kennzeichnet im Augenblick die politische Situation in
In der Woche zwischen dem Weih- nachtsfest und dem Beginn des neuen Jahres, in jener seltsamen, gewissermaßen zeitlosen Woche eines Jahres, überschwemmte eine Welle von Optimismus die Welt. Die Waffen ruhten an allen den gefährlichen Brennpunkten, aus denen täglich ein großes, alles verzehrendes Feuer werden kann.Die Waffen ruhten in Vietnam wie in Kaschmir. Die Welt rätselte zunächst noch um das Zögern der amerikanischen Flugwaffe herum, die die Bombenangriffe überraschend eingestellt hatte, bis schließlich bekannt wurde, daß die USA ernsthaft Friedensfühler ausstreckten. Die
Der Vortrag des profilierten deutschen Politikers Karl Theodor Freiherr zu Guttenberg, einem Mitglied des Auswärtigen Ausschusses des Deutschen Bundestages, der dieser Tage in Wien sprach, war der bisher letzte einer langen Reihe, die so prominente Redner wie Couve de Mur-ville, Douglas Dillon, Ludwig Erhard oder Adam Rapacki nach Wien gebracht hat.Veranstalterin dieser Vorträge war stets die österreichische Gesellschaft für Außenpolitik und Internationale Beziehungen, eine Institution, die heute bereits auf eine siebenjährige Geschichte zurückblicken kann. Anfang 1959 war es, als die
Am 31. Dezember läuft die Bewerbungsfrist für die Olympischen Spiele 1972 ab. Wien, Moskau und München werden sich als mögliche Austragungsorte vorstellen. Es wäre zweifellos für die österreichische Hauptstadt und für unser Land eine große Auszeichnung, würde das IOC Wien auswählen, die Stadt im Herzen Mitteleuropas könnte ihre Ausstrahlungskraft nach Ost und West neuerlich unter Beweis stellen ...Sind wir überhaupt dafür gerüstet? Wird mit Nachdruck an derPlanung gearbeitet? Bereiten sich unsere Sportler heute schon darauf vor, wenn schon nicht Medaillen, so doch ehrenvolle
ALS IM ZUGE IMMER LÄNGER dauernder Redaktionskonferenzen wortreich die Arbeit an vorliegender Jubiläumsnummer disponiert wurde, da hielt ich mich bescheiden im Hintergrund. Und wirklich — fast wäre es gelungen, die hektischen Wochen der Beilagenvorbereitung unauffällig und ohne aufgebürdete zusätzliche Lasten zu überstehen, hätte mich nicht eines Tages der Chefredakteur gerufen: „Sie verfügen“, stellte er in jeden Widerspruch ausschließendem Ton fest, „über den notwendigen trockenen Humor, die Mitglieder der Redaktion den Lesern so zu präsentieren, daß keine Laudationes
Die Verwertungsfrist für das „Raxwerk“ bei Wiener Neustadt ist mit 81. Oktober ohne Ergebnis — wie unschwer vorauszusehen war — abgelaufen. Ohne Ergebnis deshalb, weil sich außer dem schon seit einiger Zeit lebhaftes Interesse zeigenden Kugellagerfabrikanten Pölzl kein weiterer ernster Interessent gemeldet hat, der das Werk zu übernehmen bereit war. Und so wird die Krise um das Wiener Neustädter Werk prolongiert, die Flut der Gerüchte geht hoch...Die kürzlich stattgefundenen Gespräche zwischen Pölzl, dem Wiener Neustädter Bürgermeister Barwitzius und dem
In unserer Nummer 40 brachten wir unter dem Titel „Sozialreform ohne Stillstand“ einen Bericht von Abg. zum Nationalrat Dr. Karl Kummer, den er dem 10. Bundestag des ÖAAB vorgelegt hat. Im folgenden wird versucht, eine Zusammenfassung der vielfältigen Fragen und Probleme zu bieten, die in Krems von den Vertretern von 240.000 Mitgliedern behandelt wurden. Die RedaktionPolitische Auguren wispern von geheimnisvollen Dingen, die sich hinter verschlossenen Türen abgespielt haben sollen. Wieder einmal wird das Gras auf Österreichs politischer Alm wachsen gehört. Der Grund: auf dem 10.
FRAGE: Herr Präsident, man liest in letzter Zeit einiges von den Sorgen, die die AUA mit dem Inlandflugverkehr haben. Ist der Inlandflugverkehr ein Stiefkind der AUA?ANTWORT: Von einem Stiefkind kann keine Rede sein. Die AUA selbst waren es, die den Inlandflugverkehr im Mai 1963 aufgenommen haben, um den Bundesländern und den Landeshauptstädten zu dienen. Allerdings ist er noch immer defizitär und es ist schwierig, ihn kostendeckend oder gar gewinnbringend zu gestalten. Ebenso schwer ist es aber auch, allen Forderungen nach der Ausgestaltung des Strek-kennetzes, der Verkehrshäufigkeit und
Wilhering: ein Stift im Oberösterreichischen, die Kunsttopographie bezeichnet es als schönstes .Rokokostift Österreichs. Wilhering: wie so vieles, das aus barocker Bau-. lust erwachsen ist, ein Torso, reizvoll gerade im Unvollendeten. Wilhering: ein traditionsreiches Stiftsgymnasium, seit kurzem durch großzügigen Ausbau zu den modernsten Schulbauten des Landes zählend.Und Wilhering ist schließlich noch mehr als obligates Ziel sommerlicher Kunstfahrten oder sentimentaler Erinnerungen an vergangene Schultage im Konvikt. „Wilhering“ — das ist im Sprachgebrauch der KSJ-Gruppen in ganz
DASS DIE FAHRT AUS DER STADT zum Flugplatz meist länger dauert als der eigentliche Flug, ist ein Gemeinplatz, den sicherlich der weitgereiste Tourist mit milder Überheblichkeit den staunenden Daheimgebliebenen schon einmal vorgesetzt hat. Und daß der Flug Wien— München mit dem bequemen Morgenkurs der AUA wirklich nur ein Katzensprung ist, ist kein sensationeller Reportagen-„Aufhänger“. Auch der Regen, der in München-Riem natürlich ebenso dicht wie In Wien-Schwechat fiel, wird mit ähnlicher Gelassenheit ertragen.Ungewöhnlich wird es erst auf der Theresienwiese, vor den Toren der
Die Landung ist geglückt: die beiden Astronauten White und McDi-vitt haben ihren Raumflug erfolgreich absolviert, wurden von einem Flugzeugträger aus dem Meer gefischt, haben mit ihrem Präsidenten telephoniert und sich dann endlich rasiert.Wiederum wartete die Welt gespannt auf Nachrichten und Kommentare aus dem All. Und es waren spannungsreiche 98 Stunden, in denen die Erde 62mal umkreist wurde. Doch die Weltöffentlichkeit war dabei. Sie erfuhr alle Einzelheiten, alle Mißerfolge ebenso wie die manchmal scbuljungenhaft derben Witze der beiden Raumfahrer.War der amerikanische Raumflug nur
Es regnete in Strömen. Der optU mistische Fliegeroberst Mader, der vor wenigen Tagen noch „Kaiser-wetter“ für die Parade vorhergesagt hatte, sollte nicht recht behalten.Es regnete in Strömen, als die au$ ganz Österreich zusammengezogenen Verbände in die Bereitstellungsräume rund um die Wiener Innenstadt marschierten, es regnete immer noch — heftiger vielleicht —, als die 6000 Mann durch ein dichtes Spalier von Regenschirmen am Parlament vorbeimarschierten.Weder den Soldaten noch den Wagen und Geräten war anzumerken, daß sie geradewegs aus dem Einsatz kamen: die
„Die Fülle der Waren und die Marktmethode ,alles unter einem Dach’, stempeln den Supermarket und das Diskonthaus zu idealen Einkaufsquellen. Der Unterschied zwischen Supermarket und Diskonthaus ist verhältnismäßig gering: Beide versuchen zu rationalisieren, arbeiten nach der Methode der Kostenreduzierung, nur das Diskonthaus beschränkt die Investierung auf ein Minimum, und dadurch ist es dem Diskonthaus möglich, die Spanne um zirka zehn Prozent zu senken.“ Ein Wiener Diskonthändler, dessen Verkaufsmethoden schon etliche Male im Mittelpunkt heftiger Angriffe „konservativer“
In den kommenden Wochen, bis zum 25. Oktober, werden geplagte Briefträger eine Flut bedruckten Papiers in die Briefkästen stopfen. Die Vorteile, Weltstädter zu sein, werden von den Weltstadtpropagandisten in glühenden Farben geschildert.Der Wiener nimmt an kommunalen Fragen kaum Anteil. Die Verbundenheit des Bürgers mit seiner Stadt tritt immer mehr in den Hintergrund. Probleme der Kommunalpolitik sind allem Anschein nach nicht „attraktiv” genug, um sich damit zu befassen. Und so wird die Entwicklung, die Wien zu nehmen droht, kaum beachtet. Eine „zweite Gründerzeit” ist über
„Lemberg noch in unserem Besitz“: Eine Zeitungsschlagzeile aus dem Jahre 1915j^f Und viel mehr. Die schreckliche Gewißheit vor allem, die russische Dampfwalze fast vor den Toren Budapests und Wiens zu haben.Etliche Monate vorher sah es noch ganz anders aus: Mit klingendem Spiel marschierten Altösterreichs Regimenter in den Krieg. In die fesche hechtgraue Uniform gekleidet, die Offiziere mit hellbraunem Riemenzeug, Säbel und Pistole. „Zu Weihnachten sind wir wieder zu Hause!“, riefen die Soldaten, und „Jeder Schuß ein Russ' “, jubelten die Zuschauer.„Lemberg noch in unserem
Ninette de Valois, Georges Balanchine und Leonid Massine: drei weltberühmte Choreographen. Und das Ballett der Wiener Staatsoper: nicht genügend ausgelastet, zur „Einlage“ in „Aida“ oder „Margarethe“ degradiert, vom — zurückgetretenen — künstlerischen Leiter konsequenter Mißachtung gewürdigt, von Roues mit abwertender Handbewegung bedacht... Und doch: Beide Komponenten — die großen Gäste und unsere Tänzer — ergeben einen der gelungensten Ballettabende, auch an internationalen Maßstäben gemessen. Gerade die vor kurzem ausgebrochene Krise in der Leitung der Wiener
FRAGE: Als vor neun Jahren, nach dem Abschluß des österreichischen Staatsvertrages, die Aufstellung von Streitkräften — zunächst Grenzschutzabteilungen, später Bundesheer — vorbereitet wurde, gab es heftige Debatten und heiße Diskussionen. „Die Furche“ untersuchte im Sommer 1955 in einer Artikelserie die Probleme — geistige wie materielle —, die mit dem Schritt des Heeres aus dem Dunkel in das Licht der allgemeinen Wehrpflicht verbunden waren. Ein Abschnitt dieser Untersuchung beschäftigte sich mit der Tradition als Rückgrat jeder Armee und geistiger Basis gerade des
EIN HEER SUCHT SEINEN STIL. Ein österreichisches Heer. Jahrelanges Experimentieren brachte kein greifbares Ergebnis: Ist die Suche nach einer Uniform nicht ein Spiegelbild der inneren Unsicherheit in diesem Heer, dessen Bindung zu Volk und Staat noch keineswegs so sicher zu sein scheint, wie man gern behauptet? Die dankenswerterweise vor den Augen der interessierten Öffentlichkeit ausgetragene Debatte über die Uniform mag den Wegweiser in die Zukunft bilden. Denn eines zeigt die Diskussion im Offizierskasino der Wiener Fasangartenkaserne ganz deutlich: Die von mancher Seite
SORGEN HABEN DIE POLITISCHEN Parteien des Landes. Nachwuchssorgen. Die Jugend, heißt es, sei kaum für Politik zu interessieren. Die Entscheidung der Jungwähler ist für die Parteisekretariate vor Wahltagen die unbekannte Größe.Woran mag das liegen? Die Jugendorganisationen der Parteien — vor dem Jahr 1934 Nachwuchs-reservoir und Kader für Funktionäre — scheinen heute keineswegs mehr die Attraktivität vergangenerJahre aufzuweisen. Auch die Mitgliederzahlen sind zurückgegangen. Sicherlich, auch der politische Stil der sechziger Jahre hat sich gewandelt. Die Jugendbewegungen der
Wenn der Urenkel von Josef Strauß im Theater an der Wien dirigiert, gilt auch heute noch der Ruf: „Heut spielt der Strauß!“ Wenn noch dazu eine charmante Wienerin, die lange nicht in ihrer Heimatstadt zu sehen und zu hören war, sich dem Publikum in Erinnerung zu bringen gedenkt, dann ist eigentlich Gewähr geboten, daß die ausländischen Gäste, die für gewöhnlich bei einer solchen Programmzusammenstellung das Theater stürmen, einen wirklich wienerischen Abend miterleben können.Eduard Strauß, Urgroßneffe des Walzerkönigs, beherrscht den Dreivierteltakt aus dem lässigen
Im ebenso winzigen wie entzückenden Theater im Schloß Schönbrunn spielt, wie jeden Sommer, die Wiener Kammeroper. Sie ist nun zehn Jahre alt — erstaunlich jung, denn man kann sich einen Sommer ohne sie kaum mehr denken — und doch von einer Frische, als hätte sie eben erst begonnen. Hans Gabor, der musikalische Leiter und Schatzgräber, hat diesmal einen besonders glücklichen Griff in die Mottenkiste getan. Geputzt und geschliffen, erwiesen sich die beiden ausgegrabenen Dinger als funkelnde Edelsteine. Joseph Haydns „List und Liebe“ (La vera cos'tariza), 177c uraufgeführt, hat das
Das 6ommerlich-beschauliche Musikprogramm Wiens schien angenehm durch ein Gastspiel des „Londons Festival Ballet“ im Theater an der Wien unterbrochen zu werden. Der erste Abend des Ensembles, ein „Peer-Gyn t“-Ballett Waslaw Orlikowskys, erfüllte die Erwartungen leider nur teilweise. Ist schon die Musik Edvard G r i e g s zu Ibsens „Peer Cynt“ recht verstaubt, so wurde sie durch angeklebte Stückchen aus Griegs Notenmappe keineswegs besser. Orlikowsky versuchte allerdings auch gar nicht, mit der Choreographie neue Wege einzuschlagen, er paßte sie im Gegenteil der Musik Griegs an
Ein warmer Sommerabend im Rathaushof, der nun über die Sommermonate wieder einer der Mittelpunkte des Wiener Musiklebens geworden ist. Wiener wie ausländische Gäste haben den Zauber dieser romantischen Freiluftkonzerte längst schätzen gelernt. Ein gut zusammengestelltes Musikprogramm, das den Charakter eines sommerlichen Promenadenkonzertes bewahrt, ohne ins seicht-banale abzugleiten, ausgeführt von bewährten Orchestern, geleitet von erfahrenen Dirigenten — wienerische Verkörperung des musischen Geistes, den der Gast, der die Oper zu seiner großen Enttäuschung nur von außen sehen
Mit vollen Segeln scheint der Spielplan der Kinotheater der Sauren-Gurken-Zeit entgegenzusteuern. Immerhin wird die Sommerzeit von den Filmverleihfirmen immer häufiger dazu benützt, Reprisen guter alter Filme vorzuführen. Unter den Reprisen der vergangenen Woche ragt vor allem Rene C1 a i r s letzter Hollywood-Film „D a s letzte Wochenende“ (Ten little niggers) hervor. Der Film, gedreht nach dem gleichnamigen Kriminalroman Agatha Christies, bringt endlich wieder echte Spannung auf die Leinwand, ohne sich in billigen Grusel- und Schockeffekten zu verlieren: Eine Gesellschaft von zehn
Der Straßburger Europarat schien in den letzten Jahren in einen L>orn-röschenschlaf gesunken zu sein. Das Schloß Dornröschens, das Europahaus, war einem politisierenden Konventikel ähnlicher als dem echten politischen Forum, dem es nach den Intentionen seiner Gründer hätte Behausung sein sollen. Ganz plötzlich jedoch war aer Märchenprinz da, der die schlafende Schönheit aus ihrem tiefen Schlummer wecken sollte: Die Bedeutung der aktuellen Probleme, die in der eben tagenden Beratenden Versammlung behandelt werden, ist so groß, daß nach längerer Zeit der Europarat wieder die