Die 140 Mekka-Pilger, die am christlichen Heiligen Abend an Bord eines sinkenden Schiffes vor der saudiarabischen Küste im Roten Meer ertranken, erwartet möglicherweise nicht das schlechteste Schicksal: dem Koran zufolge gelangen sie geradewegs und sündenrein ins Paradies. Die Tausende frommer muselmanischer Püger zu den heiligen Stätten des Islam in Mekka und Medina, die jährlich „spurlos verschwinden“, hadern hingegen mit einem viel schlimmeren Geschick: man verkaufte sie nämlich in die - trotz aller anerkennenswerten Gesetze des saudiarabischen Königreiches und des Beitrittes
Ägypten verlangt die vollständige Räumung der seit dem Sechstage-Feldzug vom Juni 1967 israelisch besetzten arabischen Gebiete nicht mehr als Vorbedingung zur Aufnahme von Friedensverhandlungen. Israels Rückzug und gegenseitige Garantie der Grenzen müßte vielmehr, nach ägyptischer Auffassung, das Ergebnis solcher Verhandlungen sein. Dies ist die aufsehenerregende Quintessenz eines Interviews, das Präsident Mohammed Anwar es-Sadat einer amerikanischen Zeitschrift gewährte. Ägyp-. ten verzichtete damit als erster ehemaliger arabischer „Konfrontationsstaat“ auf eine jener
Als Ägypten am 6. Juni 1975, nach genau achtjähriger Sperre, den Suezkanal wieder für die Weltschiffahrt freigab, begleiteten diesen ersten Schritt zum Wiederaufbau des kriegszerstörten Gebietes auf dem afrikanischen und asiatischen Ufer der Wasserstraße nicht nur gute Wünsche und Hoffnungen, sondern auch viel Skepsis. Die Wiederaufbaupläne seien viel zu großspurig und nicht zu finanzieren, räsonierten die einen, und die anderen argumentierten, der Bau immer größerer und schnellerer öltanker sei eine kaum zu verkraftende Konkurrenz für den Suezkanal.Die Unkenrufer behielten alle
1970 reizte der Inselzwerg Malta (320.000 Einwohner) den Riesen Großbritannien (50 Millionen Einwohner) bis zur Weißglut. Malta-Premier Dominic („Dom“) Mintoff, Sozialist und Millionär, drohte, falls man seine Tributforderungen nicht erfülle, mit der Schließung der britischen Luftwaffen- und Marineanlagen und ihrer Abtretung an den Warschauer Pakt. London wollte schon passen, doch unter dem Druck des Brüsseler NATO-Hauptquartiers, das seitdem einen Teil der Stationierungskosten von 14 Millionen Pfund Sterling jährlich aufbringt, entschloß es sich zum Bleiben. „Dom“ garantierte
Aleksandr Alexejewitsch Soldatow ist, im Gegensatz zu seinem kriegerischen Namen, ein typischer Karrierediplomat und ein achtbarer Vertreter seines Standes. 1915 geboren, wollte er zunächst Lehrer werden und studierte am Moskauer Pädagogischen Institut „Karl Liebknecht“. Die Diplomatenkarriere begann er in Australien, 1952 entsandte man ihn dann zur ständigen sowjetischen Delegation bei den Vereinten Nationen. Der Amerikaexperte, zu dem er dadurch geworden zu sein scheint, wurde 1955 Direktor der Amerikaabteilung des Moskauer Außenministeriums. Einem Zwischenspiel als UdSSR-Botschafter
„Kol Jisrael“ („Die Stimme Israels“) verbreitete in den fünfziger Jahren einen neoromantischen Schlager, der bei der auf der Suche nach der eigenen nationalen Identität und Vergangenheit befindlichen israelischen Jugend auf fruchtbaren Boden fiel. Der Song beschrieb das „Wadi Musa“ („Mosestal“), in dem nach der alttestamentarischen Legende die zwölf jüdischen Stämme auf ihrer Flucht aus Ägypten zum letztenmal gerastet haben, bevor sie weiterzogen zum Berg Nebo im moabitischen Land, wo sie den sterbenden Moses zurückließen und nach vierzigjähriger Wanderschaft das
„Abu el-Mu'allim“ („Vater des Wunders“) nannten ihn die Damaszener, „Zauberer“ die Beiruter Presse und „meinen Freund Doktor Henry“ der ägyptische Präsident Sadat. Abgesehen von den Palästinensern — die argwöhnen, er betreibe den Ausverkauf ihrer Interessen, und ihm mehrmals nach dem Leben trachteten — sehen die direkt am Nahost-konfliik't beteiligten Araber in ihm einen ehrlichen Makler: Henry Kissinger, Außeniminister der USA, gebürtiger Deutscher und Jude, nunmehriger Fremdenführer für Präsident Nixon durch den Nahen Osten.Nixons Nahostreise markiert ohne
In der jordanischen Hauptstadt Amman bestätigten, Regierungsstellen die Äußerungen König Husseins gegenüber der Pariser Zeitung „Le Monde“ über die Bereitschaft seines Landes zu Friedensverhandlungen mit Israel und zur Gründung eines autonomen oder ganz unabhängigen Staates Palästina in den heute noch israelisch besetzten Gebieten auf dem Ostufer des Jordans. Der Monarch wolle dadurch, wie man hinzufügte, die erstarrte Nahostszene in Bewegung bringen, dem anscheinend unaufhaltsam wächsenden Terror palästinensischer Guerillagruppen den Boden entziehen und den Anstoß geben für
Noch vor fünfzehn Jahren trugen alle Neugeborenen aus den südlich vom Wendekreis des Krebses gelegenen Landesteilen Ägyptens den Geburtsort Schellal und alle Neugeborenen aus dem Nordsudan den Geburtsort Wadi Haifa in ihren Familienpapieren. In Schellal endete die ägyptische und in Wadi Haifa begann die sudanesische Nilschiffahrt. Beide Orte sind inzwischen auf dem Grund des „Nasser-Sees“ versunken. Assuan, das verschlafene Oasenstädtchen, war mit dem mit einem eleganten Spielkasino ausgestatteten vornehmen „Katarakt-Hotel“ und seinem für wohlhabende Lungenkranke heilsamen Klima
Dreißig Inseln, darunter die Hauptinsel Bahrein, und die Eilande Muharrak, Sitra und Umm Nassan, bilden das seit wenigen Tagen unabhängige 200.000-Seelen-Scheichtum Bahrein mit der Hauptstadt Manama vor der Südwestküste der arabischen Halbinsel im Persischen Golf. .
„Er ist an der Regierung, aber noch lange nicht an der Macht!“ Diese Feststellung eines bei den Säuberungen in der zweiten Maihälfte entlassenen Beamten umreißt haargenau die unsichere Position des Regimes Anwar es-Sadat in Ägypten. „Es-Sadat-Pascha“ — so beschimpft ihn boshaft die fürs erste um die Machtteilhabe, doch nicht um ihre Zukunftshoffnungen geprellte intellektuelle Linke. Zweifellos tut sie ihm damit unrecht, denn der Bauernsohn aus einem Deltadorf kann sich auf eine lupenreinere proletarische Vergangenheit berufen als sie.
Die 1967 nach langen blutigen Auseinandersetzungen zwischen den Rebellen der beiden Unabhängigkeitsparteien „Front für die Befreiung des besetzten Südjemen“ (FLOSY) und „Nationale Befreiungs-Front“ (NLF) und den britischen Kolonial truppen selbständig gewordene „Volksrepublik Südjemen“ kommt nicht zur Ruhe.
In Kairo verhandelt Sowjetstaatschef Nikolai Podgorny, ohne eingeladen worden zu sein, mit dem (vorläufigen) Sieger des Machtkampfes, Präsident Anwar Es-Sadat. Der Kreml ist offenkundig besorgt über die Kräfteverschiebung in Ägypten. Aus Angst um Einfluß und Milliardeninvestitionen scheint er seine Parteigänger fallengelassen zu haben und setzt auf den „neuen Mann“. Die noch vor einem Monat unvermeidlich scheinende weitere Zunahme des sowjetischen Einflusses am, Nil ist vorläufig abgestoppt. Der Moskauer Versuch, im Staat Gamal Abdel Nassers die einstige Protektorenrolle der Engländer zu übernehmen, scheiterte an der antikolonialistischen Grundstimmung der Erben des „Rais“ ebenso wie an der instinktiven Abneigung der ägyptischen Bevölkerung gegen die Russen. Bis jetzt gibt es nur lückenhafte Informationen über den Kairoer „Staatsstreich von oben“. Sowjetbotschafter Wino- gradow, der nach dem Tod Nassers ebenso herausfordernd auftrat wie 80 Jahre früher Lard Cromer, und hohen ägyptischen Funktionären in aller Öffentlichkeit Befehle zu erteilen pflegte, scheint ebenso überrascht worden zu sein wie die Öffentlichkeit. Das „Protokoll“ des Machtkampfes, soweit bisher bekannt oder rekonstruierbar, ergibt etwa folgenden Hergang:
Der Sturz Ali Sabris als Vizepräsident unter Staatschef Es-Sadat signalisiert weder Machtkämpfe in der Führungssjpjjze^noch sen, weil ėr die kürzlich gegründete Föderation zwischen Ägypten, Libyen und Syrien kritisiert habe. Das trifft sicher nicht den Grund seiner Absetzung, zumal die Föderationsgründung von der Sowjetunion nicht nur gebilligt, sondern höchstwahrscheinlich sogar mit vorbereitet wurde und Sabri lange als „Mann Moskaus am Nil” aalt.
Khartum und Omdurman sind, trotz kräftiger schwarzer Tupfer, arabische Städte. Doch der Wind der Wüste, der Ruf des Muezzins, die Macht des Islams brechen sich in ihren Mauern. Im Süden, der hier beginnt, diskreditierten jahrhundertelang arabische Sklavenjäger die Heilslehre des Propheten Mohammed. Dies und auch die britische Kolonialpolitik sind schuld an dem schwarz-weißen Bürgerkrieg im Sudąn, Dje Schwajz- afrikaner ~können nicht vergessen, obwohl es —r scheinbar — lang^heFiSt, daß „wdfte” Rfßjher ihre Jungfrauen und Söhne einfingen und auf den Sklavenmärkten der Arabischen Halbinsel verkauften. Das „schwarze Elfenbein” ist, wovon man sich bei einiger Vorsicht sogar selbst überzeugen kann, auch heute noch eine begehrte Handelsware, trotz aller Anti-Sklaverei- Deklarationen der UNO.
Sechs Millionen im Inland lebende und 400.000 aus politischen oder wirtschaftlichen Gründen in den benachbarten Libanon emigrierte Syrer wählten — zum ersten Male seit der Unabhängigkeitserklärung von 1943 — in gleicher, freier und geheimer Wahl ihr Staatsoberhaupt. Einziger Kandidat war der im November durch einen Militärputsch zur Macht gelangte amtierende Ministerpräsident Generalmajor Hafis El-Asad („Der Löwe”). Er erhielt 99,2 Prozent aller abgegebenen Stimmen.
Unmittelbar vor der Stunde Null, in der das Abkommen uber eine Waffenruhe am Suezkanal auslaufen sollte, zog die Sowjetunion eine Gruppe von „Experten“, welche von der Sowjetunion gelieferte hochspezialisierte Waffensysteme bedienen, zuruck. Sie wurden durch arabische Bedienungsmannschaften ersetzt, die mit den Geräten wenig anfangen können. Fast gleichzeitig gestattete Moskau einer Gruppe sowjetischer Juden die Auswanderung nach Israel, freilich gegen exorbitant hohe Auswan- derungsgebühren und nur unter Zurücklassung fast ihrer gesamten Habe.
Gründung eines arabisch-muselmanischen Palästina-Teilstaates in den nicht zu Israel gehörenden, aber gegenwärtig größtenteils von ihm besetzten Resten Palästinas als Bestandteil einer von den Kontrahenten des Sechstagekrieges auszuhandelnden und von den Supermächten garantierten endgültigen nahöstlichen Friedensregelung — oder Einigung aller Guerillagruppen nach dem Vorbild des Vietkong, wie es PLO-Chef Jassir Arafat vorschlug, und Fortsetzung des bedingungslosen Guerillakampfes bis zum Endsieg gegen die arabischen Regierungen und den jüdischen Staat? Das ist die politische
general, der im vorigen November mit dem „sozialistischen Spuk“ ein Ende machte, besann sich wieder auf Glan und,. Macht dęs Suks von Damaskus. Der General, der sich vor einem Vierteljahr .. vom Verteidi- gungsminister zum Regierungschef aufschwang, sorgte als erste innenpolitische Maßnahme für eine bessere Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln und sonstigen Bedarfsartikeln. Zum erstenmal seit zehn Jahren haben die Damaszener wieder etwas mehr als das Notwendigste.Der Suk van Damaskus war einmal eines der prächtigsten Schaufenster der arabischen Welt. Neben Messing- arbeiten w
Zum erstenmal betediMgen sich die Behörden eines arabischen Landes ah elnei:’ vorbeugenden „boniertier-tm Ąktton" gegen dde palästinensischen tiuftpliraten. Sfacibdem nüe Bonner Bundesregierung, nach Hinweisen befreundeter ausländischer Nach-richtendienste, die Luftpostbeförderung im innerdeutschen und grenzüberschreitenden Verkehr zeitweilig unterbrochen hatte umd inzwischen geheimgehaltene andere Schutzmaßnahmen ergriff, traf diie libanesische Regierung am Wochenanlang ebenfalls Vorkehrungen zum Schutz des Ziviüuftverkehns von und nach der Bundesrepublik und zur Verhinde-mng von
Das nahöstliche öl wird teurer, und zwar um 35 Cent pro Barrel, was 9.10 Schilling für je 138,7 Liter Rohöl entspricht. Die Einigung soll fünf Jahre Bestand haben, vorher wollen die Mitglieder der OPEC (Organisation ^erdölexportierender Staaten) keąne neuen Preis£oi:de4^ngen stellen. Es kam also zu keinem ölkrieg,. dafür kündigten Vferschiedene internationale Mineralölgesellschaften unverzüglich sofortige Preiserhöhungen an, obwohl in £urot>a zum alten Preis eingekaufte Erdölvorräte für drei Monate laeern.
In Beirut kursieren alarmierende Meldungen über den Gesundheitszustand des fünfundsechzigjährigen Königs Feisal Ibn Abdel Asis Ibn Saud. Der Monarch war aus zunächst unbekannten Gründen der Beerdigung Nassers ferngeblieben, den er seit 1967 finanziell über Wasser hielt. Jetzt enthüllten saudische diplomatische Kreise die Ursache: Der König, schon seit Jahren krank, leidet an den Folgen einer wenige Tage nach dem Tod des Nildiktators durchgeführten, gefährlichen Operation. Die Krankheit ist ein Staatsgeheimnis. Immerhin sickerte durch, daß die Operation nicht das erwartete Ergebnis
Als Auftakt zum „Endkampf“ gegen die Palästinaguerilleros wertet man in politischen Kreisen die kürzlich erfolgte Ernennung des 50jährigen Berufsdiplomaten Wasfi Et-Tell zum neuen Ministerpräsidenten Jordaniens. Sowohl Kairo als auch die „Palästinensische Befreiungs-Organisation“ (PLO) reagierten außerordentlich besorgt auf diesen schon vor einiger Zeit gerüchteweise angekündigten Schritt König Husseins.
Am Nil reagieren Ägypter und Ausländer, erstaunlicherweise, ganz verschieden auf die Wahl Anwar es-Sadats zum Nachfolger Gamal Abdel Nassers. „Er-Rais“ beflügelte die Phantasie der Massen ebenso wie die der professionellen Beobachter der politischen Szenerie im Nahen Osten. Die Massen haben noch kaum begriffen, daß es ihn nicht mehr gibt. Die Professionals — Diplomaten und vor allem Journalisten — bedauern offenkundig das Verschwinden einer zu enthusiastischem Beifall ebenso wie zu fanatischen Widerspruch reizenden Figur. Ihrer Arbeit fehlt künftig sicher viel Würze, ihren
Mustafa Mulla El-Barsani, seil 50 Jahren Anführer des Kurdenaufstandes gegen die Araber, wirc erster kurdischer Vizepräsident dei „Arabischen Republik Irak“. In Per-werdan, einem Dorf in der nordirakischen Provinz Suleimania, faßten die 400 Delegierten des Kongresses der „Kurdischen Demokratischen Partei“ kürzlich diesen Beschluß. Das neue Amt ist für den legendären Volkshelden, der vom Feudalistensohn zum Sozialisten, vom Handschuhmacher zum Sowjetgeneral und vom Moskauer Satrapen zum kurdischen Nationalisten wurde, ein zweifelhafter Höhepunkt seiner zwielichtigen Karriere.
Die „Palästinensische Befreiungs-Organisation“ (PLO), von „El-Fa-tah“-Chef Abu Ammar alias Jassir Arafat geleiteter Dachverband acht arabischer Guerillagruppen, ist jetzt in eine ernste Krise geraten. Ihre Ursache sind wachsende Kritik am autokratischen Führungsstil Arafats und zunehmende Meinungsverschiedenheiten zwischen gemäßigtem und radikalem Flügel über die künftig gegenüber den Gastländern und dem Feind einzuschlagende Taktik. Ihr auslösender Faktor war die Entlassung des bisherigen Befehlshabers der „Palästinensischen Befreiungsarmee“ (PLA) General Osman
Ein Wasserkopf, der sich an einem Leichnam mästet. So etwa verhält sich Kairo zu dem von ihm verwalteten Ägypten. Das Niltal bevölkerten 1950 etwas mehr als 19 Millionen, 1960 rund 26 Millionen und 1970 — bei gleichgebliebener landwirtschaftlicher Nutzfläche — mehr als 33 Millionen Menschen. Kairo hatte vor zwanzig Jahren weniger als 1,5 Millionen, vor zehn Jahren knapp 3,5 Millionen, und es hat heute mindestens 4,5 Millionen Einwohner. Hier leben also fast doppelt so viele Araber wie Juden in ganz Israel.Die Ägypter reagieren auf ihre Metropole — sie ist die größte Stadt Afrikas
Die Einstellung des Guerillakrieges gegen Israel ist, nach gewöhnlich gutinformierten arabischen diplomatischen Kreisen, der wichtigste Funkt des bisher unveröffentlichten neuen sowjetischen Friedensplanes für den Nahen Osten, Beiruter Ost-blockvertreter fügen hinzu, die Moskauer Vorschläge berücksichtigen weitaus mehr als die amerikanischen die israelischen Sicherheitsbedürfnisse.
Das „Haschemitische Königreich Jordanien“, dessen krisenreiche kurze Geschichte eben wieder in blutigen Bürgerkriegswirren gipfelte, ist eine künstliche Schöpfung des 20. Jahrhunderts auf uraltem Kulturboden. Als Überbleibsel des britischen Kolonialismus hat es bei einer eventuellen Abdankung seines dritten Königs, Husseins II., nur noch geringe Zukunftschancen. Man erzählt sich, das seine ziemlich gradlinig mitten durch unbewohnbare kahle Wüstenregionen verlaufende Grenze kurz nach dem ersten Weltkrieg vom damaligen britischen Kolonialsekretär Winston Churchill mit dem Rotstift in eine Generalstabskarte eingezeichnet wurde.
Bint Dschebeil ist ein pittoreskes Fünfzehntausend-Seelen-Land Städtchen im Südlibanon. Es liegt fünf oder sechs Kilometer, eine knappe Wegstunde also, oberhalb der Grenze zum (israelischen) Galil. Die Felder der Bauern reichen bis direkt an die Demarkationslinie. Ihr Verlauf hat hier das jahrtausendelang zusammengehörige biblische Land höchst unnatürlich auseinandergerissen.
Sechsunddreißig Sicherheitsbeamte und eine unbekannte Anzahl von Regierungsgegnern kamen bei den jüngsten Unruhen in der sudanischen Metropole Khartum und in ihrer Schwesterstadt Omdurman ums Leben. Anhänger der militanten muselmanischen „Ansar“-Sekfe und der von ihr gesteuerten (verbotenen) „Umma“-Partei planten erfolglos den Sturz des erst vor knapp einem Jahr, zu Pfingsten 1969, durch einen unblutigen Staatsstreich zur Macht gelangten nasseristischen Offiziersregimes.Dies war bereits der zweite Restaurationsversuch; schon im Juli vorigen Jahres wollten die Organisation der
Im Nahen Osten folgt auf die scheinbar unaufhaltsame militärische Eskalation der letzten Monate jetzt möglicherweise ein neuer internationaler Schlichtungsversuch. In Beirut und anderen arabischen Hauptstädten erregt ein bisher nur in seinen Grundzügen bekanntgewordener angeblicher französischer Friedensplan zunehmendes Aufsehen. Ihm zufolge soll der israelische Truppenabzug gekoppelt werden an die bindende Verpflichtung für die arabischen Verlierer des Sechstagekrieges zur vertraglichen Beendigung des Kriegszustandes. Alle anderen strittigen Fragen will man Zug um Zug regeln. Kenner der
Der Nahe Osten wird vielleicht bald, so wollen es seine Machthaber, zum „weißen Flecken“ in der politischen Berichterstattung der westlichen Presse. Die Arabische Liga boykottiert gegenwärtig 41 ausländische Journalisten. Man verschweigt allerdings ihre Namen; dadurch hat man ein Druckmittel selbst gegen noch nicht mißliebige Korrespondenten. Im Irak zwang man einen Reporter durch unverhüllte Mordankündigungen zur Ausreise. In Libyen verhaftete man einen anderen schon an der Grenzstation, verprügelte ihn, steckte ihn tagelang in ein schmutzstarrendes Gefängnis und verwies ihn anschließend des Landes. In Ägypten drohte der Regierungssprecher mit Repressalien, falls nicht „objektiver“ berichtet werde.
Arabischen Gehe imdi enstberichten zufolge arbeiten dde im angeblich ausschließlich für zivile Forsohtmgs-zwecke bestimmten Reaktor bei Dimona in der Negevwüste beschäftigten israelischen Wissenschaftler fieberhaft an der Fertigstellung ihrer ersten A-Bomfoe. Sie soll nach den gleichen Quellen die Sprengkraft der in Hiroshima und Nagasaki eingesetzten Waffen erheblich übertreffen und wäre, falls die zitierten Meldungen zutreffen, gewiß eine unerträgliche Bedrohung der benachbarten arabischen Hauptstädte Amman, Damaskus und Kairo. Dieser Gefahr zuvorzukommen, ist das Ziel einer
Mörderische Kämpfe toben gegenwärtig, so berichten neutrale Reisende, in ganz Kurdistan. Nachdem die kurdischen Freischärler bereits im Lauf dieses Sommers die Mittelstädte Penjwin, Quala-Dize und Jwirta gestürmt hatten und seitdem besetzt halten, fiel kürzlich nach monatelanger Belagerung auch der strategisch wichtige Flecken Köy Sanjak an der irakisch-iranischen Grenze in ihre Hände. Der Fall der im Ausland kaum bekannten Ortschaft markiert sehr wahrscheinlich einen Wendepunkt in dem seit mehr als fünfzig Jahren andauernden Bürgerkrieg zwischen Arabern und Kurden im Nordirak, der
Der Abbruch der Beziehungen zu Rumänien durch die Bagdader Regierung blieb nicht die einzige arabische Reaktion auf den Botschafter- austausch zwischen Bukarest und Jerusalem. Khartum und Damaskus folgten dem Beispiel. In anderen vorderorientalischen Hauptstädten verläßt man sich auf einen über das arabisch-rumänische Verhältnis hinausgehenden Gegenzug Ägyptens und der Sowjetunion. Kairoer Regierungskreise erinnern an die Ambitionen des Bukarester Außenministers Manescu auf die Nachfolge U Thants als UN-General- sekretär. Manescus Kandidatur zu verhindern, hieße folglich nicht nur,
Im Nahen Osten wächst, zum erstenmal seit der dramatischen Monats-weinde Mai/Juni 1967, die Kriegsgefahr. Die Situation entspricht haargenau derjenigen unmittelbar vor dem Sechstagefeldzug. Israels Außenminister Abba Eban, der vorsichtig formulierende Diplomat, riskierte eine ungewohnt offene Sprache. Eine neue Schlacht, so drohte er, sei durchaus nichts Unvermeidliches. Ägyptens Diktator Gamal Abdel Nasser überließ die Antwort seinem publizistischen Sprachrohr Mohammed Hassanevn Heikai. Der Chefredakteur des Kairoer Staatsblattes „El-Achram“ („Die Pyramiden“) verkündete in einem
Saudi-Arabien, seit mehr als zwei Jahren eines der ruhigsten nahöstlichen Länder, erlebte kürzlich einen (allerdings mißglückten) Umsturzversuch. Eine Offiziersgruppe, über deren Größe und Einfluß noch ebenso wenig bekannt ist wie über ihre politischen Motive, wollte König Feisal ermorden und die Macht an sich reißen. Hintergründe, Ursachen und Ziele des Putsches liegen völlig im Dunkel. Auch über den Hergang schweigen die Behörden. Das Land unterliegt einer totalen Nachrichtensperre. In Erfahrung zu bringen war jedoch, daß mehr als 40 Militärs und Zivilisten verhaftet wurden
Mit dem Stellungskrieg am Suezkanal begann noch nicht die „vierte Schlacht“ zwischen Ägypten und Israel, sondern er soll von den rasch zunehmenden inneren Zarfallser-scheinungen des nasseristischen Regimes ablenken. Der Widerstand gegen den glücklosen Nildiktator erreichte jetzt sogar die Kabinettsebene: Abdel Nasser akzeptierte das sensationelle Rücktrittsgesuch eines der wichtigsten Regierungsmitglieder. Rüstungsminister Abdel Wachab el-Bischri, gleichzeitig Generaldirektor der staatlichen Luftfahrtge-sellschaft, hielt seit August 1967 „den“ Schflüsselposten in der
In el-Akaba, dem verschlafenen jordanischen Hafendorf gegenüber der aufstrebenden israelischen Wüstenstadt Eilaih, grassiert nackte Furcht. Früher bestaunten Touristen und Einheimische bei Dämmerungseinbruch die aufflammenden Lichter der „feindlichen“ Metropole, die sich in der blaügrünen Brandung spiegelten. Der Sonnenaufgang machte die grauweißen Häuser jenseits des Niemandslandes zu einer unerreichbaren Fata Morgana. Doch Hunde und Fremde störten sich nicht an dem Kriegszustand. Nachts streunten die struppigen gelben Wüstenköter durch Stacheldrahtverhaue und Minenfelder auf
In Beirut sind die Hintergründe der jüngsten Feuergefechte am Suezkanal, über die die Weltöffentlichkeit noch rätselt, kein Geheimnis. Hiesige politische Kreise wurden nicht überrascht von der diesmal erstaunlich eindeutigen Feststellung der UN-Beobachter, die Ägypter hätten die Kampfhandlungen eröffnet. Ursache dieses — durch den Tod des Generalstabschefs Abdel Moneim Riad — wahrscheinlich schwersten Zwischenfalls seit dem Junikrieg 1967 sei die explosive innerpolitische Lage am Nil. Erstaunlich dabei ist, daß hier nur wenige an einen „natürlichen Tod“ des Offiziers durch
Weder bestritten noch zugegeben haben bislang Sowjetregierung wie ägyptische Stellen die letzten Herbst zum erstenmal gehörten Gerüchte über katastrophale Konstruktionsfehler am Hochstaudamm von Assüan. Neue Berichte, die trotz sorgfältigster Geheirnhaltungsmaßnahmen aus der Kairoer Dammbaubehörde drangen, bestätigen jetzt diese Meldungen. Ägyptischen Ingenieuren zufolge ergaben Probebohrungen in mehreren sogenannten Kontrölltunneln, daß der Damm erheblich „durchlässiger“ ist, als vorausberechnet worden war. Das einsickernde Wasser führt so viel Treibsand mit sich, daß die
Der Nacht-und-Nebel-Überfall regulärer israelischer Armee-Einheiten auf den internationalen Zivilflug-hafen der libanesischen Hauptstadt verändert die Lage im Nahen Osten vielleicht nachhaltiger als selbst der Ausgang des Sechs-Tage-Krieges im vorigen Jahr. So lautete der nahezu übereinstimmende erste Kommentar arabischer, westlicher und östlicher Beobachter in Beirut zu der Vergeltungsaktion für den unverantwortlichen Terroristenanschlag auf eine ,,FiL-AL“-Verkehrsrnaschine inAthen. Während ein Sprecher der bedeutendsten und mit der sowohl für die noch nicht lange zurückliegende
In Beirut fand — vom 21. bis 27. April — die erste gemeinsame Konferenz der päpstlichen Kommission „Gerechtigkeit und Frieden” und des Arbeitsausschusses „Kirche und Gesellschaft” des Weltkirchenrates statt. Sie befaßte sich mit dem Problem der wirtschaftlichen Entwicklung. Ein Tagungshöhepunkt war das Referat des argentinischen Entwicklungsexperten Raoul Pre- bisch. Es gipfelte in der Feststellung, man brauche die Hilfe der Kirchen, um die Solidarität der Menschen zu verwirklichen und eine gerechte Verteilung der irdischen Güter herbeizuführen. Anders formulierte ein
Kairo wirkt, siebeneinhalb Monate nach dem verlorenen Juni- Krieg, noch wie eine belagerte Stadt. Den Diktator bekommt kaum jemand zu Gesicht. Frühmorgens fährt seine Wagenkolonne möglichst rasch durch abgesperrte Straßen von seiner Villa in Manchiet el-Bakri im Vorort Hekiopolis zum Kubbeh- Palast. Zurück nimmt sie spät abends den gleichen Weg. Abd el Nasser meidet Untertanen wie ausländische Besucher. Die wenigen Gäste, die zu ihm Vordringen konnten, berichteten, er sitze oft stundenlang untätig und dumpf vor sich hinbrütend hinter seinem Schreibtisch. Erstaunlicherweise wirkt
Stürzt König Hussein? In der Siebenhügelstadt Amman gibt es, zum erstenmal seit dem Sechstagekrieg, wieder Umsturzgerüchte. Auf dem Dschebel Haschimi, im Basman- Palast, regieren Ratlosigkeit und Sorge. Domestiken kolportieren, der Monarch trenne sich selbst im Schlafzimmer nicht von der Pistole. Politiker sprechen, hinter vorgehaltener Hand, von Meinungsverschiedenheiten zwischen König und Kronprinz Hassan. Auf dem gegenüberliegenden Dschebel Amman, im „El-Urdon“-Hotelpalast, palavern arbeitslose Geschäftsleute über die trüben Zukunftsaussichten. Sie sind die einzigen Gäste.
UNMEM heißt die jüngste politische Sternschnuppe am vorder- orientalischen Himmel, und die friedlose Welt zwischen Kairo und Jerusalem, Damaskus und Aden bekam — ein halbes Jahr nach dem Sechstagekrieg und gerade rechtzeitig zu Weihnachten — einen neuen Friedenapostel. UNEM ist die United Nations Middle East Mission, ihr Chef der schwedische Diplomat Gunnar Jarring. Der UN-Vermittler beendete soeben seine erste Gesprächsrunde im Libanon, Israel, Jordanien und Ägypten. Von seinem zypriotischen Hauptquartier aus berichtet er darüber jetzt UN-General- sekretär V Tha nt. Die
Aden heißt zu deutsch „Paradies“. Doch knapp 129 Jahre Kolonialherrschaft machten es, behaupten seine neuen Machthaber, zur Hölle. Erst seit etwas mehr als 129 Stunden ist es, scheinbar, wieder ein Paradies. Obwohl Sir Humphrey Trevelyan, der letzte Hochkommissar, den seit zwei Jahren andauernden Ausnahmezustand eine Woche vorher aufhob, der Truppenabzug einer organisierten Flucht glich, und es nicht zu einer ordentlichen Machtübergabe kam, gab es keine Unruhen.Ihrer britischen Majestät Statthalter hatte sich bereits erst unlängst auf französisch empfohlen. Kein einheimischer
Folgt auf den dritten rascher als erwartet der vierte arabischisraelische Krieg? Im Nahen Osten stellt man sich besorgt diese Frage. Verwelkt sind viele nach dem Waffenstillstand aufgeblühte Friedenshoffnungen. Trans Jordaniens König Hussein II. zeigt zwar zunehmende Verständigungsbereitschaft, doch — knapp 14 Tage nach ihrem aufsehenerregenden Gedankenaustausch — strafte Ägyptens Präsident Abd el Nasser den früheren britischen Kronanwalt Sir Dingle Foot Lügen: Kaum hatte sein Gesprächspartner die Londoner Regierung und die Leser eines Londoner Wochenblattes vom angeblichen
In Ägypten hat die letzte Phase der seit drei Jahren verborgen schwelenden und seit drei Monaten offen ausgetragenen inneren Machtkämpfe begonnen. Abdel Nassers „zweiten Mann', Mohammed Abdel Hakim Amer, gelang nach zwei vergeblichen Versuchen — wie das Regierungsblatt „Al-Ahram“behauptete — der Selbstmord. In Kairo wütet der Terror; Massenverhaftungen erreichten, besagen nach Beirut gedrungene Meldungen, uferlose Ausmaße. 70.000 Regimegegner füllen Konzentrationslager und Gefängnisse. Politische und militärische Würdenträger aller Ränge, koptische Beamte und jüdische
Die Konferenz hatte begonnen mit zwei kühlen Duschen: Am Vorabend gab es einen heftigen Regenguß, und die vor dem Präsidentenpaiast aufgehängte riesige Arabienkarte weichte auf und zeigte nur noch verwischte Konturen. Ais, unmittelbar hintereinander, die Sondermaschinen des ägyptischen Präsidenten und des saudischen Königs gelandet waren, weigerte sich Abdel Nasser, im gleichen Auto wie Feisal zu fahren.Einerseits war der Tropenregen, nach den heißen Sommermonaten, eine fühlbare Erleichterung; anderseits verwandelte er die Straßen der Eingeborenenstadt Omdurman in einen Morast und
Dschidda ist Handelsmetropole und internationales Einfallstor Saudi-Arabiens. Doch es ist keine gute Visitenkarte. Hier beginnen die Piligerzüge in die heilige Stadt Mekka. Hier, nicht im Verwaltungszentrum Er-Riad, residieren die ausländischen Botschaften. Hier gibt es einen Hafen und einen Flugplatz, der von vielen großen Gesellschaften auf ihren Routen von und nach Südarabien, Asien und Afrika angesteuert wird.Der Flughafen ist einer der miserabelsten in der arabischen Welt. Als die Linienmaschine der „Middle East Airlines“ auf die holperige Piste stößt, glauben ängstliche
Beirut ist gegenwärtig ein scheinbar unergründlicher Gerüdhtesumpl General Ghaleb, Kairos Botschafter und intelligentester Propaganda-und Spionageexperte, sitzt in seiner eine Strecke der Corniche beherrschenden Residenz wie eine Spinne im Netz, und Diplomaten und Journalisten, Agenten und Glücksritter aus aller Herren Ländern reagieren auf jede von ihm ausgehende Zuckung mit hektischer Nervosität. Seine Auftraggeber haben erreicht, daß man seit mehr als einer Woche auch in der übrigen Welt wieder von der seit mehr als 19 Jahren schwelenden und anscheinend kurz vor einem neuen offenen
Beginnt der Siegeszug des natio-nalistisch-sozialrevolutionären Pan-arabismua Präsident Abdel Nassers erst jetzt, in einer Entwicklungsphase, in der Ägypten aus dem Zentrum an den Rand der interarabischen Politik gedrängt wurde? Siegt seine Ideologie im gleichen Augenblick, in dem seine Politik als gescheitert gilt? Syrien betreibt, sechs Jahre nach dem Zusammenbruch der „Vereinigten Arabischen Republik“,eine Politik der Wiederannäherung an Ägypten. Der Irak gibt sich, geht es nach den Wünschen seiner gegenwärtigen Regierung, demnächst eine autoritäre Verfassung nach ägyptischem
Droht Kriegsgefahr im Nahen Osten? Warum rächte sich Israel, Mitte November, an dem schwächsten Nachbarn und nicht an seinem gefährlichsten Widersacher Syrien? Erleben König Hussein und die von ihm regierte künstliche Staatsschöpfung Jordanien ihre letzten Tage? Diese Fragen bewegen gegenwärtig die Araber, unter denen sich die lange verzerrten Fronten plötzlich klären. Dieser Prozeß begann mit dem durch saudische Finanztransaktionen herbeigeführten Zusammenbruch der Beiruter „Intra- Bank“, die insgeheim Abdel Nasser finanzierte, und endete vorläufig mit der Entsendung
„Ain Kadeis“ ist eine weltverlassene Oase im Nordosten der Sinaihalbinsel.Ain Kadeis heißt hebräisch „En Kadesch“, und mit der „Operation Kadesch“ begann, vor genau zehn Jahren, der Suezkonflikt.In der Nacht vom 29. auf 30. Oktober 1956 stürmten Infanteristen die, unweit des Akabagolfes gelegene, ägyptische Grenzbefestigung E-Kun- tilla und besetzten die Ortschaften Abu Agueila und Ghaza. Fallschirmjäger sprangen über dem Straßenknotenpunkt Kalat en-Nakhl und über dem Mitlapaß, 40 Kilometer nordöstlich von Suez, aus ihren Flugzeugen. Im Morgengrauen vereinigten sich die
Während die westliche Öffentlichkeit vom fernöstlichen Vietnamkonflikt und einer anscheinend immer drohender näherrückenden rotchinesisch-amerikanischen Konfrontation in Atem gehalten wird, errangen die nahöstlichen Sowjetstrategen — vor der Haustür Europas — ihren bisher größten Erfolg: Der Irak, seit der Ermordung Kassems ununterbrochen regiert von wechselnden antikommunistischen Koalitionen, schwenkte überraschend ein auf die sowjetischägyptische Linie einer antifeudalistisch-antiwestlichen arabischen Blockbildung zwischen Kairo, Damaskus und Bagdad!Dem Westen wohlgesinnte
Ägypten feierte Ende Juli den 14. Jahrestag des Staatsstreiches Gamal Abdel Nassers. 1952 stürzte eine Offiziersverschwörergruppe in diesen drei Tagen den letzten König, Faruk I. Der „Playboy auf dem Pharaonenthron“ starb im europäischen Exil. Aber er erlebte noch den bitteren Triumph, daß die hoffnungsvollen Umstürzler von einst versagten. Hinter Präsident Gamal Abdel Nasser, dem bewunderten Revolutionär der fünfziger und dem unumschränkten Diktator der frühen sechziger Jahre, liegt eine schwere Zeit, und vor ihm steht eine sorgenvolle Zukunft. Er ist schwer zuckerkrank. Nur
„Abdel Nasser ist kein Sozialist, er ist ein wildgewordener Kleinbürger!“ Diese höhnische Bemerkung entschlüpfte keinem westlichen, sondern einem kommunistischen Ägyp- tenkenner. Der noch verhältnismäßig junge „arabische Sozialismus“, der die ägyptische Gesellschaftsstruktur umformen soll, wurde lange von den kommunistischen Erzvätern nicht einmal als illegitimes Kind anerkannt. Noch als Chruschtschows Schwiegersohn Alexej Adschubej, 1963 Ägypten besuchte, resümierte er öffentlich: „Ägypten ist kein sozialistisches Land, höchstens ein Land auf dem Weg zum
Der Fastenmonat Ramadan ist zu Ende. Zum Beiramfest sind die Kairoer Parks, Straßen, Kaffee- und Warenhäuser — wie jedesmal — festlich erleuchtet. Im 900jährigen Cafė „Fishawi”, im Schatten der traditionsreichen Al-Azhar-Universdtät, mit der es sich um das Alter streitet, sitzen abends wieder Schriftsteller und Journalisten, neugierig begafft von umherschlendernden vieläugigen M enschentr auben.Schatten über dem FestDoch der Schein trügt: Die Reihen der Literaten, die sich noch bei „Fishawi” treffen, sind gelichtet; einige gingen außer Landes, mehrere wurden verhaftet, die
An der Naahtbaustelle erloschen schlagartig die Scheinwerfer. Detonationen! Dann kam das Wasser. Der Hochstaudamm von Assuan, der größte Bauplatz der Welt, war plötzlich ein tosender Hexenkessel. Der nächste Morgen beleuchtete eine wüste Szenerie: In dem erst im Mai 1964 — beim Besuch Chruschtschows — fertiggestellten „Coverdamm“ klafften mehrere riesige Sprenglöcher, durch die das Wasser ungehindert hereinbrach. Schwer beschädigt waren drei von sieben Schleusentoren am Hauptdamm; das Kraftwerk, das die Energieversorgung an den Baustellen sicherte: ein Trümmerhaufen; zerstört
An einem Abend vor mehreren Wochen saßen ein Journalist, ein Rundfunkkommentator und ein Geheimdienstoffizier zusammen im Park des zwischen Lod und Jaffa gelegenen Ramat-Aviv-Hotels und orakelten über die Zukunft Ägyptens. Die Zukunft Abd el Nassers, darüber waren sie einig, war noch nie zuvor so unsicher seit seinem Herrschaftsantritt. Wachsende politische Isolierung, militärische Rückschläge und wirtschaftliche Schwierigkeiten zwängen ihn, folgerten sie, rasch Ballast abzuwerfen. Sie behielten recht, und kürzlich entledigte sich der Ndldiktator des „Ballastes“.
In Jemen — in über 3000jährige Monarchie und knapp dreijährige Republik zerfallenes, von der modernen Zivilisation 300 Jahre und vom modernsten Araberstaat 3000 Kilometer entferntes arabisches Stammland — wird noch geschossen. Aber 30 Tage vor seinem dritten Jahrestag und zwei Jahre, zehn Monate, zwei Wochen und drei Tage nach seinem Beginn ist der Krieg zu Ende, der rund 100.000 Jemeniten das Leben kostete und fast 13.000 Ägyptern, in dem zuerst 20.000 Elitesoldaten 50 Strauchrittern gegenüberstanden und heute beinahe 60.000 verzagte und meuternde Offiziere und Mannschaften mit
Bestimmungen über das niedersächsische Schulwesen, die, wenngleich nicht in dem von Nuntius Bafile angestrebten Ausmaß, die staatliche Gemeinschaftsschule sanft, aber unverkennbar zugunsten der katholischen Bekenntnisschule zurückdrängten; selbst eine Novellierung des niedersächsischen Schulgesetzes von 1954 wurde deshalb in Aussicht genommen. (Sie sollte darin bestehen, die Bestimmungen über die staatlichen Schulen etwas verwaschener auszudrücken und damit dem Konkordat freie Bahn zu schaffen.) Waren die Konkordatsverhandlungen zunächst hinter nicht allzuweit geöffneten Türen
Während die Weltöffentlichkeit gespannt auf den fernöstlichen Kriegsschauplatz blickt, entscheidet sich im nahöstlichen Krisengebiet ein anderer Krieg: der Bürgerkrieg zwischen Arabern und Arabern, Jemeniten und Jemeniten im Südwestzipfel der Arabischen Halbinsel. In dem rückständigen Land zwischen Kronkolonie Aden und Saudisch-Arabien erlebt die ägyptische Armee die dritte Niederlage in 13 Jahren seit ihrem Staatsstreich. Der mehr als zweieinhalb Jahre andauernde Invasionskrieg, der militärisch nicht zu gewinnen war, geht politisch verloren. Die ägyptischem Modell nachge-eiferte
Blut floß, Arbeiter, Studenten, Schulkinder, Hauswächter, Auto-bewacher, Eckensteher und Bettler demonstrierten, und Ausländer mieden die Straßen, ehe die ägyptische Nationalversammlung jetzt den ohnehin nie zweifelhaften einzigen Kandidaten für die dritte Präsidentenwahl“ seit dem Staatsstreich, 1952, nominierte: Gamal Abdel Nasser. Kairo war stundenlang ein Hexenkessel. Die „Arabische Sozialistische Union“, Ende 1962 dekretierte Einheitspartei, durfte endlich ihr Debüt als Massenclaque des Mannes feiern, der seit mehr als einem Jahr-zwölft Ägypten regiert: Gamal Abdel
Fast genau zwei Jahre nach Ausbruch des Konfliktes beschlossen Saüdisch-Arabien und der vertriebene Imam Mohammed el-Badr auf der einen und Ägypten und Revolutionschef Abdullah es-Sallal auf der anderen Seite nach geheimen Verhandlungen in dem sudanesischen Kurort Erkwit, den jemenitischen Bürgerkrieg zu beenden. Die militärische Intervention auf der Ölhalbinsel ist fehlgeschlagen, und die „fortschrittliche Revolution” im rückständigsten arabischen Land erwies sich als verfrüht.Der Waffenstillstand von ErkwitWas dem Waffenstillstand voraus- ginig, beweist, wie irreführend es ist,
Der Libanon treibt wenn nicht ein Wunder geschiet, auf die ersta schwere innerpolitische Krise seit sechs Jahren zu. Knapp drei Monate bevor die Amtszeit des jetzigen Präsidenten — General Fuad Schehab — abläuft, zeigt sich noch kein aussichtsreicher Nachfolger. Dieser Umstand, der in keinem anderen demokratischen Staat besorgniserregend wäre, erschüttert das kleine Land an der östlichen Mittelmeerküste in seinen Grundfesten.Der Libanon ist das kleinste arabische Land und die einzige arabische Demokratie. Auf einer Fläche von rund 10.000 Quadratkilometern leben knapp 1,9 Millionen
So enthusiastisch Ministerpräsident Chruschtschow bei seinem Ägyptenbesuoh die politische und ideologische sowjetisch-ägyptische Partnerschaft feierte, gegenüber den arabischen Einheitsträumen hegte er offenherzigen Skeptizismus. Die staatlich gegängelten ägyptischen Rundfunk- und Pressekommentatoren hatten alle Mühe, die unwirschen Ratschläge zu den von Präsident Abdel Nasser keineswegs aufgegebenen Einheitswünschen in Wohlwollen umzufälsehen. Als wolle er die zweifelnden Sowjets überzeugen, unterzeichneten der ägyptische Staatschef und sein irakischer Kollege Abdel Salam Aref
Koalitionsprogramm stehenden Reformen sind vor einem Jahre noch als große Sache erschienen, aber in einer finanziellen Situation, die von einem Augenblick zum anderen zum Zusammenbruch führen kann (dies ist die Meinung des Ministers für den Staatsschatz, Emilio Colombo), nehmen sie sich gering und nichtig aus. Reformen haben es an sich, daß sie viel Geld kosten.Saragat sieht nicht ein, warum es mit der Durchführung der regionalen Ordnung Italiens so eilig sein soll. Die zwanzig neuen Regionalparlamente, die neben den schon bestehenden Provinzverwaltungen entstehen, mit einer neuen
ÄGYPTEN IST EIN ALTES REISELAND. Die bildungs- und sonnenhungrigen Gruppenreisenden, die es — tunlichst zwischen September und Mai — als Ziel wählen, bewegen sich auf vielbegangenen Trampelpfaden der Weltgeschichte. Auf ihnen kamen schon Griechen und Römer, Byzantiner und Perser, Araber, Franzosen und Engländer daher, um nacheinander eine der ältesten Hochkulturen der Menschheit zu erobern. Die hier Beheimateten erwehrten sich dieser frühen „Touristen“ kaum. Sie warteten gelassen, bis sie wieder abzogen. Die dablieben, vertrugen sich mit ihnen: Araber, griechische und armenische
Chruschtschows Ägyptenreise ist weitaus mehr als der beachtenswerte Staatsbesuch des Führers der ersten kommunistischen Großmacht in einem Schlüsselland der bündnisfreien Welt zu werten. Er kennzeichnet die Spannweite des sowjetischen Vormarsches und des westlichen Rückzuges an einem wichtigen weltpolitischen Kreuzungsweg und markiert die engen Grenzen politischer und ideologischer Neutralität im Ost-West-Konflikt.Erstaunlicherweise wurde die kommunistische Ideologie für die Bündnisfreien noch anziehender, seit der kommunistische Monolith Auflösungserscheinungen zeitigt. Die
„Tomorrow we begin our de-mocratic life!“ („Morgen beginnt unser demokratisches Leben!“) Das behauptete Dr. Mohammed Abdel Kader Hatem, Propagandaminister und neuernannter Vizepremier, gegenüber einer Bundestagsdelegation, die gegenwärtig in Kairo weilt. Knapp zwölf Jahre nach seinem Staatsstreich rief Gamal Abdel Nasser zur Wahl und eröffnete eine Nationalversammlung. Aber die Wahl war nicht frei, und das Parlament ist nicht demokratisch. Es gab nur eine Partei, und die Abgeordneten können weder die Regierung stürzen noch Gesetze ablehnen. Das legalistische Schauspiel, das der
Von der arabischen Öffentlichkeit beinahe unbemerkt, wählte die Baath-Partei eine neue internationale Führungsspitze, deren Zusammensetzung einstweilen geheim blieb. „Baath al-Arabi al-Iscbtiraik“ — zu deutsch: „Sozialistische Partei der arabischen Erneuerung“ —, wie sich die Partei richtig nennt, ist heute die stärkste politische Potenz in den Schlüsselländern des „fruchtbaren Halbmondeis“, Syrien und Irak. Sie verfügt in Jordanien, Libanon, Libyen, Kuwait, Saudi-Arabien und sogar in dem ägyptisch besetzten Gaza-Streifen über schlagkräftige Kader. Und, was wichtiger
Als Karl May die Kurden vor rund sechzig Jahren sozusagen „literaturfähig“ machte, lebten sie noch — vom Verlauf der Weltgeschichte beinahe unberührt — in ihren abgelegenen und unwegsamen Jagd- und Weidegründen in den Gebirgstälern zwischen Schwarzem Meer, Kaukasus, Kaspischer See, Täbris und den ölfeldern von Kirkuk. Als nach dem Ende des ersten Weltkrieges das Osmanische Imperium zerfiel und im Nahen und Mittleren Osten moderne Nationalstaaten entstanden, gingen die Kurden leer aus. Das ist bis heute so geblieben, und — ob-schon ihr Verlangen nach Gleichberechtigung und