Im Dezember 1994 wurde der 70. Geburtstag des Schillings gefeiert, im Dezember 1995 könnte der 50. Jahrestag seiner Wiedergeburt gefeiert werden. Sind das zugleich die letzten „runden” Jubiläen des Schillings?Offiziell möglicherweise ja, inoffiziell mit Sicherheit nein: Selbst wenn (was nie wirklich sicher gewesen ist) die Europäische Währungsunion termingemäß am 1. Jänner 1999 zustandekommt und wenn - was seit dem jüngsten Budgetkrach gar nicht so sicher ist - Osterreich von Anfang an mitspielen darf, wird sowohl im Dezember 1999 wie auch noch im Dezember 2000 als den nächsten
So unerfreulich, ja staatspolitisch besorgniserregend die scheinbare Unvereinbarkeit der guten Gründe, die für eine ausgabenseitige Budgetsanierung sprechen, und der ebenso guten Gründe, die sich für eine sozial ausgewogenere Verteilung der Sanierungslasten anführen lassen, auch sein mag - ein Gutes könnte die mit hierzulande ungewohnter Vehemenz ausgetragene Auseinandersetzung über das „Sparpaket” haben:So könnte (und sollte) der Anlaß sein, darüber ernsthaft nachzudenken, ob das für heuer drohende Horrordefizit nicht bloß der zufällige Kulminationspunkt einer Fehlentwicklung
Das, wodurch sich das heurige Nullwachstum von der nur scheinbar ähnlichen Situation 1975,1978 und 1981 unterscheidet, ist das Zusammentreffen eines „normalen" Abschwunges mit Sonderfaktoren, die mit der Konjunkturentwicklung nichts zu tun haben. Es treffen vielmehr die Ostöffnung (Billigimporte), die Nichtteilnah-me Österreichs am Europäischen Binnenmarkt und - spürbar insbesondere bei Holz und Papier - ganz neuartige Abwertungen zusammen, nämlich solche, bei denen die Bereitschaft zu einer beinharten Deflationspolitik jene internen Preissteigerungen verhindert, die früher den
Nullwachstum - na und? Das könnte man sagen und daran erinnern, daß das Wirtschaftswachstum schon dreimal (1975, 1978 und 1981) zum Stillstand gekommen war, und dies sogar abrupter als jetzt:1975 war das Wachstumstempo von plus 3,9 Prozent auf minus 0,4 Prozent abgesackt, 1978 von 4,5 Prozent auf 0,1 Prozent und 1981 von plus 3,0 Prozent auf 0,3 Prozent. Diesmal ist die Konjunkturabschwächung in drei nahezu gleich großen Raten vor sich gegangen: 1991 von 4,6 Prozent auf 3,0 Prozent, 1992 weiter auf 1,5 Prozent und 1993 auf, wie es derzeit aussieht, null Prozent.Dennoch würde Ben Akiba
Das Statistische Zentralamt wartet mit einem Knalleffekt auf: Es gibt nicht einige hunderttausend Wohnungen zu wenig, sondern exakt 155.907 zu viel. Da sie weder als Zweit- noch als Wochenendwohnungen benützt werden, stehen sie offensichtlich leer.
Nach dem Schiffbruch, den -nicht nur in Österreich - die Idee der Verstaatlichung erlitten hat, erscheint eine Privatisierung sicher „notwendig und sinnvoll". Wundermittel ist sie auch keines.
Österreich geht es bei den Staatsschulden mittlerweile genauso wie den Entwicklungsländern bei den Auslandsschulden: Bloß um die Zinsen für die alten Schulden zu bezahlen, müssen ständig neue Schulden gemacht werden.
Die krisengeplagte verstaatlichte Industrie Österreichs hat erneut Probleme. Der geplante Gang der Austrian Industries an die Börse als ein großer Sanierungsschritt in Richtung Umstrukturierung ist durch Ertragseinbrüche gefährdet. Scheitert mit Verstaatlichten-Chef Hugo Michael Sekyra nun der vierte Sanierer der Verstaatlichten?
Die erste Große Koalition brachte die dringend notwendige Pensionsreform nicht zustande. Und auch die jetzige Regierung hat eher alle Hände voll zu tun, die Aufregung um die vorzeitig ruchbar gewordenen Pläne von Sozialminister Josef Hesoun (FURCHE 7/1992) zu beschwichtigen.
Österreichs „vorwiegend Klein- und mittelbetriebliche Struktur" war jahrzehntelang eine Standardfloskel zwischen Stolz und Resignation. Die Banken zeigen inzwischen einen massiven Drang zur Gi-gantonomie, bei dem eines nicht ganz klar ist: Warum dieser Fusionskoller?
Eine Philosophie des Als-ob ist uns seit 80 Jahren vertraut. (1911 erschien unter diesem Titel das Hauptwerk, mit dem Hans Vaihin-ger den „Fiktionalismus" begründete.) Nunmehr hat Holger Bonus, an der Universität Münster als Professor für Volkswirtschaftslehre tätig, für ein Pendant gesorgt: In einem Buch" mit dem Allerwelts-Titel „Wertpapiere, Geld und Gold" - verräterisch ist erst der Untertitel: „Über das Unwirkliche in der Ökonomie" - entwickelt er an Hand der Paradebeispiele Goldstandard, Giralgeldschöpfung, Börse, Euromarkt, Konvertibilität und
Alle Jahre wieder heulen etwa um diese Zeit die (Budget)-Alarmsire-nen: am Ende der „Beamtenrunde" der Budgetverhandlungen sind die Ausgabenwünsche der Ressorts um einige Dutzend Milliarden höher als die Gesamtsumme aus voraussichtlichen Staatseinnahmen und gerade noch vertretbarer Neuverschuldung. Dennoch ist der heurige Budgetalarm in mehrfacher Hinsicht ein Novum.
Das Budget ist - wie Staatssekretär Günter Stummvoll zu sagen pflegt - ein Gesamtkunstwerk der Regierung. Man könnte hinzufügen: unter Assistenzdes Parlaments. Oder aber dessen Nicht-Assistenz: was etwa nützt die Vereinbarung im - alten - Regierungsübereinkommen, den Bundesbeitrag zur Pensionsversicherung zu stabilisieren, wenn dann das Parlament, weil Wahlen vor der Tür stehen, das Budget für 1991 mit einer Erhöhung der Pensionen um fünf Prozent und der Ausgleichszulagen-Richtsätze um 7,6 Prozent vorbelastet?In allen Einzelheiten zu studieren sein wird dieses Gesamtkunstwerk der
Millionen Sparschilling suchen
eine Anlage. Was die Väter erar-
beitet haben, wollen die Erben
nun vermehren. Kaum ein Tag
vergeht ohne neues, verlocken-
des Anlageangebot. Auch die
Börse boomt und lädt zum Spe-
kulieren ein. Wieviel Vermögen
braucht man für welche Anlage-
möglichkeiten und -Strategien?
Nach der Aufhebung des Zinsenkartells übten die Kreditinstitute heftig den freien Wettbewerb. Kaumein Tag verging ohne lockendes Angebot. Was hat das gebracht?
„Wie grün kann der Fiskus sein ?“ fragte die FURCHE in derNummer 36/89. Hiereine weitere Einschätzung der Chance, die Wirtschaft mittels Steuern erfolgreich zu „ökologisieren?“
„Arbeit: Die neue Herausforderung“, heißt eine Studie des Austrian Chapter des Club of Rome (FURCHE 26/ 1989). Stehen wir vor der Endzeit der Erwerbsgesellschaft?
Das Ansinnen, den seit September 1988 vorliegenden “Grundtext“ als Diskussionsvorbereitung für einen Sozialhirt en- briefl) der österreichischen Bischöfe kritisch zu würdigen, ist gottlob an den Wirtschaftspublizisten Horst Knapp gerichtet worden.Als (zumindest Schmalspur-) Nationalökonom täte ich mich nämlich schwer, zu einem Text Stellung zu nehmen, der auch dort, wo er vorgibt, eine Beschreibung des Ist- Zustandes zu sein, in jeder zweiten Zeile gegen das nationalökonomische Pendant zum hippokratischen Eid der Ärzte verstößt: gegen das Gebot der Wertfreiheit von Aussagen, die
Jeder hat welches, aber keiner hat genug davon. Damit rechnen die Banken und bieten immer mehr Produkte an, um Ihr Geld zu vermehren. Sparbuch oder Versicherung, Leasing oder Genußschein. Das Angebot ist umfassend. .
In der Budget- und Wirtschaftspolitik wurde einiges erreicht. Zwischenziele. Davon wird viel gesprochen. Aber wenig ist nnehr von großen Perspektiven die Rede.
Immer noch ist die Pensionsreform ausständig. Die Versicherten verlieren langsam das beruhigende Gefühl, daß sie sich um ihren Lebensabend nicht zu kümmern brauchen. Eigenvorsorge ist bereits mehr als ein „Luxusbedürfnis“ geworden.
Bis jetzt hat die Koalition wenig öffentlichen Beifall für ihre Arbeit bekommen. Erfüllt sie ihre Aufgaben nicht? Stelltsie ihr Licht unter den Scheffel? Oder betreibt sie Politgreißlerei?
„Was dies alles für die Zukunft der Künste bedeutet, sollte Kulturpolitikern langsam klarwerden. Nämlich die totale Unterwerfung der Kunst unter die Werbekriterien der Untechaltsamkeit, der Konsumierbarkeit, der Akzeptanz der Verkäuflichkeit.“Sigrid Löffler, die kürzlich im „profü“ unter dem Titel „Schöne neue Werbewelt“ laut Vorschlagzeile solcherart „analysiert, was passiert, wenn sich die Kunst mit den Sponsoren ins Bett legt“, gibt damit nur die Stimmung wieder, die seit dem „Sponsorerlaß“ des Finanzministeriums vom 18. Mai 1987 in der österreichischen
Im Jänner endet für die Koalitionsregierung die Taferlklasse. Wie gut—oder eher wie schlecht— wird das Zeugnis aussehen, das ihr die 84,42 Prozent der Wähler ausstellen werden, die am 23. November 1986 ihre Stimme der SPÖ oder der ÖVP gegeben hatten?Wenn sich die Regierung ihr Zeugnis selbst verdorben hat, so nur mit der Note in Betragen. Ihre Leistungen nämlich waren, wenn auch von Gegenstand zu Gegenstand verschieden, insgesamt gar nicht so schlecht.Gemessen, versteht sich, am „Arbeitsübereinkommen“ vom 16. Jänner 1987, das allerdings, weil für vier Jahre (und
Der Kurssturz an der New Yorker Börse, der am 19. Oktober mit einem Rückgang des Dow-Jones-Industrial-Index um 22,6 Prozent seinen dramatischen Höhepunkt erreichte, hat in aller Welt die Erinnerung an den „Schwarzen Freitag“ 1929 heraufbeschworen (der, nebenbei, ein Donnerstag war, nämlich der 24. Oktober mit einem 12,9 prozentigen Kursrückgang).Rechtens freilich hätte zumindest hierzulande auch die Erinnerung an einen wirklichen „Schwarzen Freitag“ auftauchen müssen: An den Wiener Börsenkrach am 9. Mai 1873, der nicht nur eine ähnlich hohe Kurswerteinbuße brachte wie der New
Vergleiche hinken von Berufs wegen. So auch der Vergleich zwischen dem Alpbacher „Paukenschlag“ Minister Ferdinand Laci-nas und dem — namengebenden — „Paukenschlag“ Professor Stefan Korens vor 19 Jahren. Dennoch ist ein solcher Vergleich lehrreich.Schematisch betrachtet, war Korens Paukenschlag noch lauter gewesen. Die 3,33 Milliarden Schilling, die er in den Voranschlag für 1969 an Mehreinnahmen aus den neu eingeführten Sonderabgaben vom Einkommen, vom Vermögen, von alkoholischen Getränken und von Kraftfahrzeugen einsetzte, machten 63 Prozent des — abzubauenden —
Seit Wochen liefert — nach oder neben der Causa Waldheim — die Verschlechterung der Budgetsituation unseren Medien den meisten Stoff für Berichte und Kommentare. Erstaunlich (und bezeichnend) ist jedoch, daß man in den Redaktionen durchwegs vor lauter Bäumen den Wald nicht sieht, und zwar gleichermaßen bei der wirtschafts- wie bei der innenpolitischen Behandlung des Themas:Beschränkt hat sich die Wirtschaftsberichterstattung weitestgehend auf Einzelursachen des drohenden Zusatzdefizits von etwa zehn Milliarden und auf Einzelmaßnahmen zur Abwehr dieser Entwicklung. So etwa haben die
Die österreichische Medienlandschaft ist — gottlob — eine Domäne der Meinungsfreiheit: Die Parteiblätter stehen auf dem Aussterbeetat, und im staatlichen Monopolbetrieb ORF sorgt das Redakteurstatut für eine große Portion „innerer” Pressefreiheit. Insofern war von vornherein die Gefahr gering, daß das Konfliktbewältigungsmodell Große Koalition in der Politik sein Gegenstück in einer Konfliktunterdrük-kung auch in der veröffentlichten Meinung finden werde. Zeigt sich aber nicht schon in den wenigen Wochen seit der Unterzeichnung des Arbeitsübereinkommens zwischen SPÖ und
Unser Staut ist schon einmal negativ definiert worden (Georges Clemen-ceau: ,J3er Rest ist Österreich“). Die Auswirkung auf-die Identifizierung der Bürger mit diesem Staat war nicht so, daß wir es wieder mit einer Negativdefinition versuchen sollten: Der (Minimal-) Staat ist das, was nach Erfüllung aller Pri-vatisierungs- und Deregulierungsforderungen übrigbleibt.Ebenso unverzichtbar wie seit jeher der Sicherheitsund Rechtsanspruch an den Staat sind mittlerweile drei Hilfsansprüche der Bürger: Starthilfe (Bildungspolitik),Nothilfe (Sozialpolitik) und Uberlebenshilfe
Seit Hannes Androsch hinterläßt jeder österreichische Finanzminister seinem-Nachfolger ein Budget, das weniger geordnet ist als jenes, das er bei seinem Amtsantritt übernommen hatte:1970 „erbte“ Hannes Androsch ein Nettodefizit von 0,60 Prozent des Brutto-Inlandsprodukts (BIP). 1981 hinterließ er Herbert Salcher ein solches von 2,60 Prozent. 1984 trat Franz Vranitzky sein Amt bei einem Defizitstand von 4,45 Prozent an.Beim fliegenden Wechsel zu Ferdinand Lacina zeichnet sich jetzt für 1986 ein Nettodefizit von ziemlich genau fünf Prozent des Brutto-Inlandsprodukts ab, und das mit
Wissen ist Macht. Über wirtschaftliche Zusammenhänge nichts zu wissen, macht nichts. Bekannte Sprüche. Dabei wird Weiterlernen wichtig -und das weiß man längst;
In einer Kurzveranstaltung ging es beim Europäischen Forum Alpbach (FURCHE 35/1984) auch um die „Ideologie und Ökonomie des Gesundheitswesens". Fehlt Geld? Oder effektiver Einsatz?
Dennoch ...ist der, wenn man will, Karnitz-„appro-ach" der ökonomisch weitaus vernünftigere: zuerst Maßnahmen setzen, die Investiti-ons- und Beschäftigungsimpulse geben, und die Erleichterung der allgemeinen Steuerbürde erst aus der .fiskalischen Wachstumsdividende" finanzieren.Nur macht es halt leider einen peinlichen Unterschied, ob das in der Einleitung zum ÖVP-Steuerprogramm zitierte .JSteuerparadoxon", daß eine Steuersenkung das Steueraufkommen sogar vergrößere, mit den in der Tat steigenden Steuereinnahmen bei zweistelligen realen Wachstumsraten (1954 und 1956) „bewiesen"
Im Rahmen der Diskussion über die Pensionsre-form ist oft auch von einer Aufwertung der Eigenvorsorge die Rede. Der bekannte Wirtschaftspublizist Horst Knapp zeigt die Grenze zwischen utopischen und realistischen Erwartungen auf.
Gottes und Kreiskys Ratschlüsse sind unerforsch- lich. Doch auch auf die Gefahr hin, ergo ein Sakrileg zu begehen, wird man wohl noch fragen dürfen, welcher ökonomische Scharlatan dem Bundeskanzler eingeredet hat, daß Steuererhöhungen ein taugliches Mittel zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit seien.Zwischen Keynesianern und Supply-Sidern liegen Welten; nur in einem Punkt sind sie sich, wenn auch mit unterschiedlicher Be-gründung, einig: daß Arbeitslosigkeit mit Steuersenkungen zu bekämpfen ist.Selbst wenn jedoch unter ganz bestimmten Umständen — dann nämlich, wenn das weggesteuerte
Was seit langem die Spatzen von den Dächern (nicht nur der Kärntner Straße) gepfiffen hatten, trägt seit der Präsentation der jüngsten Budgetvorschau die Punze der Sozialpartner: Der seit 1974 vom Staat bewiesene „Mut zum Schuldenmachen” hat mittlerweile den „point of no return” erreicht;'in Hinkunft sorgt schon die Bedienung des Schuldenberges, daß dieser unweigerlich weiterwächst, und zwar nicht bloß absolut, sondern auch in Relation zum Budgetvolumen oder zum Sozialprodukt.Dafür sorgt, in Paranthese vermerkt, auch die — vom ersten sozialistischen Finanzminister auf den
Ende Juni hat die Volkspartei den Entwurfßir ein Zweites Eigentumsbildungsgesetz im Parlament eingebracht. Das erste, dem Thema Wohnen gewidmet, schlummert ebendort. Und die Volkspartei hat wenig getan, um es in Erinnerung zu rufen. A ber auch diesmal möchte die große Oppositionspartei ein gesellschafts- und wirtschaftspolitisches Signal setzen. Der bekannte Wirtschaftspublizist Horst Knapp hat den ö VP- Entwurfgenauer unter die Lupe genommen:
Was auf dem Kalender für 1982 stehen wird, wird eine Midi-Reform sein, und in holder Eintracht werden die Interessenvertretungen dafür sorgen, daß sie auf dem langen Weg bis ins Bundesgesetzblatt zur Mini-Reform abmagert.Zu befürchten ist ein mehrheitliches Aufatmen über das Ausbleiben - oder das bloß selektive Eintreten - des Vielen, was jetzt an geistig Halbgarem auf den Diskussionstisch gebracht wird, weil es weiß Gott einer Maxi-Reform bedürfte, damit unser Steuersystem wieder zu einem solchen wird.Hier soll nun ein Demonstrationsbeispiel angeführt werden. Etwa: Darf
Kein Zweifel: Zur goldenen Hochzeit mit dem Schilling hätten sich die Österreicher ein passenderes Geschenk gewünscht als eine — zumindest nahezu — zweistellige Inflationsrate. Ob das „nahezu“ am Platz ist, hängt davon ab, wann das fünfzigjährige Jubiläum des Schillings begangen wird. Wartet man damit bis zum Jahrestag der gesetzlichen Einführung der Schillingwährung im Dezember des Jahres 1924 zu, könnte — wenn wir Glück haben — das „nahezu“ schon wieder stimmen.
Anders als seine ausländischen Vorbilder (und Nachahmungen) ist in Österreich das Gremium, dessen Aufgabe die Sachliche Vorbereitung wirtschaftspolitischer Entscheidungen ist, kein Organ der Regierung oder des Parlaments, sondern ein solches der Paritätischen Kommission, die ihrerseits im vorparlamentarischen Raum angesiedelt ist, was ihr — allerdings eher in der Vergangenheit als in der Gegenwart — den Vorwurf eingetragen hat, den „Kammerstaat“ Österreich, wenn nicht sogar den Ständestaatgedanken zu dokumentieren. Ist, so gesehen, der Beirat dank seiner Zusammensetzung aus
Was kaum noch zu erhoffen war, ist eingetreten: Die Sieben-Prozent-Marke der Teuerung hat sich als Schallgrenze erwiesen, von der an die Gesetze der klassischen Propaganda ihre Gültigkeit verlieren: die Regierungspartei hat ihre penetrant zur Schau getragene Sicherheit eingebüßt, die große Oppositionspartei staatspolitische Skrupel bekommen, Bundeskammer und Gewerkschaftsbund haben sich von den Parteisekretariaten abgekoppelt und die alte Nebenkoalition reaktiviert.Hoch an der Zeit hiefür war es, wenn auch nicht wegen der sieben Prozent Teuerung im Oktober (die nur internationaler
Der Termin ist unglücklich, aber er ist fix: Am 1. Jänner 1973 soll die Mehrwertsteuer eingeführt werden. Nicht etwa, weil dies unsere Eintrittskarte in die EWG wäre — den berechtigten Einwänden unserer Handelspartner gegen die bisherige versteckte Exportsubventionierung hätte auch durch drastische Herabsetzung der Vergütungssätze und durch Verzicht auf die Zollfreizonen-Chuzpe Rechnung getragen werden können —, sondern aus innerpolitischen Gründen: Jede weitere Verschiebung des Umstellungstermins würde den Respektabstand zu den nächsten Wahlen allzusehr verringern, und alle
Vergebens hatten ver den letzten Wahlen sozialistische Fachleute die Parteistrategen der SPÖ davor gewarnt, die Teuerung propagandistisch hochzuspielen; daß sich dies als Bumerang erweisen würde, war spätestens seit der „splendid isolation“ Österreichs bei der D-Mark-Aufwertung Ende Oktober 1969 für jeden Einsichtigen offenkundig. Vergebens haben vor den nächsten Wahlen bürgerliche Fachleute die Parteistrategen der ÖVP davor gewarnt, die Teuerung propagandistisch hochzuspielen; daß sich dies als Bumerang erweisen würde, war spätestens seit dem ersten Anlauf der Regierung, das Preisregelungs- und das Preistreibereigesetz zu verschärfen, für den Einsichtigen offenkundig.
Dem geistigen Vater des kürzlich in das — diesmal absichtlich lange — Begutachtungsverfahren eingetretenen Beamtenentwurfes für ein Mehrwertsteuergesetz wird der Ausspruch nachgesagt: wenn es im Herbst nicht wieder eine große Koalition gebe, gehe er vorzeitig in Pension (gemeint ist natürlich: weil er ansonsten nach dem Begutachtungsverfahren seinen Entwurf nicht wiedererkennen würde). Das Heine-Wort: „Zahlt eure Steuern zur rechten Zeit und wandelt stets der Tugend Bahn" ist eben — übrigens in anderen Ländern genausowenig — nicht just das Motto all jener „pressure groups’, für die die Einleitung des Begutachtungsverfahrens der Startschuß war für ein reges Protestieren, Intrigieren und Intervenieren. Auf ja und nein wird die Liste der geforderten Ausnahmen so lang sein wie diejenige Leporellos. Freilich nicht halb so amüsant, denn endlich einmal wird ganz deutlich, was im Grunde für alle Steuern gilt: Für jede Extrawurst bekommen die übrigen Steuerzahler die Rechnung präsentiert. (Eigentlich sollte uns dieses Problem längst vertraut sein, denn dank den unzähligen Begünstigungen ist sowohl der Einkommen- wie der Lohnsteuertarif um volle 60 Prozent höher als er — bei gleichem Steuerertrag — sein müßte, wenn es keinerlei Ausnahmen und Sonderbestimmungen gäbe.)
Janusköpfig ist das Verhältnis Österreichs zum Export: Das eine Gesicht ist die naive Freude über jeden Absatterfolg auf den verwöhnten Auslandsmärkten; die zwar falsche, aber felsenfeste Uberzeugung von der starken außenwirtschaftlichen Verflechtung Österreichs; und last, not least, der konjunkturpolitische Exportfetischismus, der alles Heil vom Ausland erwartet. Das andere Gesicht ist ein Exporttrauma, wie es in der Standardphase vom zu kleinen Binnenmarkt (und in einer dementsprechend irrationalen Einstellung zur europäischen Integration) ebenso zum Ausdruck kommt wie in der nationalen Wehmut über den „Verlust der natürlichen Absatzmärkte“ im Osten und Südosten Europas oder in jenen Firmen- und Branchenberichten, die jeder Produktionssteigerung, die mit vermehrten Exporten „erkauft“ wurde, die Gloriole eines Opfers auf dem Altar des Vaterlandes verleihen.
Seit Servan-Schreibers Bestseller ist es unter ökonomisch (Halb-) Gebildeten Usus, auf Schritt und Tritt die „amerikanische Herausforderung“ zu zitieren. Nun mag auf kurze und auf mittlere Sicht tatsächlich die Gefahr bestehen, daß sich Europa an die amerikanischen Konzerne ausverkauft. Auf längere Sicht jedoch könnte die „amerikanische Herausforderung“ sekundär werden im Vergleich zu einer weit aggressiveren wirtschaftlichen Provokation: der japanischen Herausforderung. Mit jugendlicher Vehemenz — es ist erst knapp hundert Jahrfe her, daß Japan aus seinem feudalistischen Dornröschenschlaf geweckt wurde — dringt das Land der aufgehenden Sonne mit preiswerten Industrieprodukten in alle Märkte ein.
Es gibt Situationen, in denen man sich zu entscheiden hat, ob man lieber die Wahlspenden verliert oder die Wahlen. Die CDU CSU hat sich für letzteres entschieden. Und die ÖVP?Nibelungentreue ist heroisch, aber selbstmörderisch. Vor die Wahl gestellt, mit der deutschen Schwesterpartei aufs falsche Pferd zu setzen oder das Richtige zu tun, obwohl es — rein zufällig und, wie am selben Tag eine BAWAG-Aussendung bewies — keineswegs auch in Österreich im Moment einen Anflug von Rot zeigt, wurde zielsicher danebengegriffen.Das Richtige zu tun? Ökonomisch mag man darüber streiten können,
Die Idee der Vermögensveranlagung in Investmentzertiflkaten hat in Österreich eine kurze und eher leidvolle Geschichte: kurz, weil sie erst etwa zehn Jahre alt ist; und leidvoll, weil wenige Monate nach der Bildung des größten österreichischen Investmentfonds die nun schon sechseinhalb Jahre anhaltende Baisse einsetzte, von der notgedrungen auch der Zertifikatkurs (Rechenwert) der damals bestehenden vier österreichischen Investmentfonds erfaßt wurde („Selecta“ mit 130.000, „Seourta“ mit 200.000, „Segesta“ mit 200.000 und „Multivalor“ — von bösen Zungen in
Wer auf das Wetterleuchten nicht achtet, wird vom Blitz überrascht. Kam die ÖGB-Forderung nach Einführung der 40-Stunden-Woche wirklich wie ein Blitz aus heiterem Himmel?Der Schlüsselsatz: „Bei einer Prognose des Arbeitskräftevoluimens ist allerdings zu berücksichtigen, daß in der nächsten Zeit eine Arbeitszeitverkürzung auf gesetzlicher Basis zu erwarten ist“, war schon vor einem halben Jahr in der ersten Fassung des SPÖ-Wirtschaftsprogramms zu lesen, und zwar just in jenem Kapitel, für das der Leiter der volkswirtschaftlichen Abteilung des ÖGB verantwortlich zeichnet. Am
Die Menschenschlangen vor dem Hauptmünzamt haben sich verlaufen. Ein paar tausend Österreicher sind heute um ein Dutzend Golddukaten reicher. Morgen werden sie auch um eine Erfahrung reicher sein: daß Gold eine der schlechtesten Geldanlagen ist.Zuletzt waren der Ungarnaufstand und die Suezkrise zuviel für ängstliche Gemüter gewesen. Wer damals, im Jahre 1956, Dukaten kaufte — die hektische Nachfrage hatte den Preis auf 112 Schilling für den einfachen Dukaten hinaufgetrieben —, bekommt heute dafür 104.50 Schilling. Aber eben (und das macht einen gewaltigen Unterschied, denn seit
In letzter Zeit mehren sich die Stimmen, die vor der vereinfachenden Gleichung „Wohlstand = Arrangement mit der EWG“ warnen. In diesem Sinn erschien vor kurzem ein Artikel in der Zeitschrift „Wirtschaftshorizonte“ (vgl. DIE FURCHE 20/1967, „Im Spiegel der Presse“). Den Beitrag von Chefredakteur Horst Knapp, der in den „Finanznachrichten“ erschienen ist, veröffentlichen wir mit freundlicher Erlaubnis des Autors. Seine Thesen richten sich gegen einen naiven EWG-Optimismus und gegen gewisse verzerrte Perspektiven; keinesfalls wenden sie sich jedoch prinzipiell gegen eine Vereinbarung mit der EWG. Diese nüchterne Haltung gegenüber der EWG hat auch DIE FURCHE immer eingenommen. So schrieb Chefredakteur Dr. Kurt Skalnik in seinem Leitartikel „Bilanz“ (Nr. 14/1967): „Eine durchaus erstrebenswerte Vereinbarung mit Brüssel zur notwendigen Beseitigung der Diskriminierung des österreichischen Handels wird dort ihre Grenzen finden, wo es um Begrenzung der Souveränitätspechte und um die Beschneidung der Möglichkeiten, mit dritten Ländern Handelsvereinbarungen zu treffen, geht. ,Die Verhandlungen beginnen erst.' So äuherte sich vor wenigen Tagen ein nicht unmaßgebliches Mitglied der Delegation, die vor Ostern in Moskau geweilt hatte. Diese Erkenntnis Ist geeignet, eine neue, von den bisherigen Bemühungen etwas abgehobene, .nüchterne Phase' der österreichischen Integrationspolitik zu eröffnen.“ Eine Einsicht, mit der wir (wie aus dem nachfolgenden Artikel hervorgeht) heute längst nicht mehr alleinstehen... Die Redaktion
Hat die industrielle Formgebung über den technischen, den physiologischen, den ästhetischen und — nicht zuletzt — den kalkulatorischen Aspekt hinaus auch noch einen volkswirtschaftlichen? Können Form, Finish, Verpackung der Waren für den Gesamtablauf des Wirtschaftsgeschehens irgendwelche Bedeutung erlangen?Wir wollen versuchen, diese an Gewicht gewinnende Frage an Hand einiger einfacher Ueberlegungen zu durchdenken. Vorausgeschickt sei aber, daß die industrielle Formgebung den Nationalökonomen einen Januskopf zeigt: Einerseits ist nämlich die Wahl einer spezifischen Form und