Nach fünfjähriger Bauzeit haben die Kölner nun ihr Museums-Wunder: das Wallraf-Richartz Museum und das Museum Ludwig sind nun, an einem städtebaulich riskanten Platz, unter einem Dach vereint.Das neue Gebäude von Peter Busmann und Godfrid Haberer klemmt sich in den freien Raum zwischen Kölner Dom, Römisch-Germanischem Museum und dem Rhein. Vom Fluß aus sieht das umfangreiche Bauwerk mit seinen zackigen Sheddächern wie ein Dinosaurier aus, der sich kurz auf eine Rast niedergelassen hat.Der Kontrast zur Fassade des Kölner Doms ist reizvoll, der rot gepflasterte Heinrich Böll-Platz
(Künstlerhaus Graz, Bruno Gi-roncoli; Neue Galerie Graz, Siegfried Anzinger; bis 9. November) Die voluminöse Plastik, eigens für das Künstlerhaus montiert, ist in mehrfacher Hinsicht kein leichtes Stück. Ihr Thema heißt „Mütterliches — Väterliches“; der Künstler bedient sich nicht der üblichen visuellen Klischees, wenngleich Erinnerungen an weiche, „weibliche“ und aggressive, „männliche“ Motive spürbar werden.Auf einem riesigen Eisengestell, einer Art Grundriß, erheben sich komplexe Gebilde aus bronzierten Formen, die uns allen aus dem Alltag bekannt sind: Blätter,
Hunderte Zuhörer drängten sich zwei Tage lang in der Aula der Grazer Universität. Es ging um das eher spröde Thema „Bau ist Kunst - ist Bau Kunst?“. Organisiert vom „steirischen herbst“ und dem Architekten Gustav Peichl, gaben sich hier nationale und internationale Größen ein Stelldichein.Man hat sich bemüht, Referenten zu finden, die in ihren Arbeiten möglichst unähnlich sind, und in der Tat hätte man auch kaum schärfere Kontraste finden können, etwa zwischen einem Mario Botta und einem Michael Graves.Ironischerweise betonte gerade Mario Botta, dessen symmetrische, klare
(steirischer herbst, Kulturzentrum bei den Minoriten, bis 17. Oktober) Le Corbusier (1887-1965) war nicht nur einer der bedeutendsten Architekten des 20. Jahrhunderts; er war auch Maler und Schriftsteller. Bei den Minoriten sind Lithografien und (sehr teure) Zeichnungen zu sehen, die nichts mit Architektur zu tun haben, sondern Le Corbusiers Forderung nach Reinheit und Ordnung von Form und Farbe — auch in der Malerei — deutlich machen.Es sind klar umrissene, graphisch aufgefaßte figurale Motive, in wunderbarer Harmonie mit einzelnen Farbfeldern kombiniert, die den Betrachter nicht zuletzt
(Stadtmuseum Graz; „Wahlverwandtschaften“, bis 20. November; Künstlerhaus und Neue Galerie Graz; „Junge Kunst aus Jugoslawien“, bis 12. Oktober) „Wahlverwandtschaften“ nennt sich die anspruchsvolle Schau, in der die Beziehung zeitgenössischer Maler zur zeitgenössischen Literatur untersucht wird. Wer sucht, der findet - und nicht zu knapp.Prachtstück der Ausstellung, die nur in Graz zu sehen sein wird, ist ein Iglu von Mario Merz. Ein fragiler, zartgegitterter Käfig mit einer blauen Neoninschrift: die letzte Zeile der Pisaner Can-tos von Ezra Pound. Ein Objekt, das viele
(Kulturzentrum bei den Mino-riten, Graz, Mariahilferplatz 3; bis 20. November) Gerade rechtzeitig zum zehnjährigen Bestehen des „Kulturzentrums bei den Mi-noriten“ wird die alljährliche Herbstausstellung „Meditation“ gezeigt. Eine Anzahl von Künstlern (diesmal zwölf) hat sich für einige Wochen in Schloß Poppendorf zusammengefunden, um dort in Ruhe und Konzentration arbeiten zu können.Allgemein ist zu beobachten, daß in dieser umfangreichen Schau zwar der zeitgeistige figu-ral-heftige Aspekt sehr wohl vertreten ist, aber doch durch eine Art von „Destillation“, das Weglassen
(„steirischer herbst“, Forum Stadtpark) Zum 25-Jahr-Jubi-läum hat sich das Forum Stadtpark etwas Pfiffiges einfallen lassen: „Die neue Dimension: Skulptur und Raum“ zeigt Arbeiten von Künstlern verschiedenerProvenienz. Die Vorarlbergerin Silvia Tabara brilliert mit Lichtkörpern, Peter Weibel hat mit Blick auf den Stadtparkbrunnen eine Art hölzerner Kontinentalverschiebung konstruiert, der Schmuck-Künstler Wolfgang Rahs überrascht mit einer mobilen Kleinskülptur.Den Vogel schießt zweifellos Peter Gerwin Hoffmann ab, der ein Männer-WC des Forums statt mit Fliesen mit
(trigon-Ausstellung, Künstlerhaus und Neue Galerie, Graz, bis 13. Oktober) Nichts epochal Neues, aber dafür mit Witz, so präsentiert sich die trigon-Ausstellung heuer, an der 28 Künstler aus der BRD, der Schweiz, England, Italien, Frankreich, Österreich, Jugoslawien — und zum ersten Mal — auch Spanien teilnahmen. Bei der Auswahl hat man sich meist auf jüngere Künstler beschränkt, die noch nicht so bekannt sind.Dabei ist interessant, daß immerhin sieben Frauen darunter sind. Sie passen allerdings keineswegs in das Klischee von typisch „weiblicher“ Kunst. So macht die
(Kulturhaus Graz, Elisabethstraße 30; bis 21. September) „Odyssee“ nennt der Maler M. J. M. Ringel seine neuesten Bilder, die derzeit erstmals in Graz gezeigt werden. Mit wilden Farborgien — die Farben wurden teilweise mit den Fingern auf die Leinwand gebracht - nähert sich Ringel der Atmosphäre der „Odyssee“.Die Bilder — natürlich nicht als Illustration des homerischen Epos gedacht - signalisieren die allgemeine Ausgesetztheit des Menschen, seine ständige Bedrohung durch Mächte, die stärker sind als er. Manchmal erinnern die farbigen Gesichter ein wenig an Ensor, manchmal
(Grazer Kulturhaus, Elisabethstraße 30; bis 13. April) Diese Ausstellung ist unmöglich auf herkömmliche Weise zu „konsumieren”. Herbert Boeckls Bilder und Zeichnungen zur „Anatomie”, dem 1931 entstandenen 01-büd, das im Seziersaal des Wiener Franz-Joseph-Spitals gemalt wurde, waren vorher in Salzburg zu sehen. Die großformatigen Skizzen von Leichen lassen erkennen, daß es Boeckl um die Darstellung ohne metaphysische Überhöhung, um eine beinahe leidenschaftslose Schilderung einer Realität ohne Verzerrung ging.So grandios diese Anatomien, die unwillkürlich an architektonische
Voriges Jahr wurde in Graz ein erfolgreiches Experiment gestartet. Man lud junge Künstler ein, nach ihren Vorstellungen kirchlichen - Raum zu gestalten. Das reichte von noch zu bauenden bis zu renovierten Kirchen, und die Ausstellung, die damals im Stadtmuseum und im Diözesanmu-seum von Graz gezeigt wurde, fand großes Echo.Nun sind in der renovierten Grazer Stiegenkirche erste konkrete Umsetzungen zu sehen. Ein sehr großes machtvolles Altarbild Gottfried Mairwögers beherrscht die Stirnwand. Das einzig Gegenständliche darauf ist ein rotes Kreuz, das, an den linken Bildrand gedrängt, die
(„steirischer herbst", Graz — Kulturzentrum bei den Minori-ten, bis 16. November) Elf Künstler waren diesmal zur dritten Malerklausur des Kulturzentrums eingeladen, die umfangreichen Ergebnisse der dreiwöchigen Arbeit kann man nun in „Meditation 84" sehen. Zwei Gäste aus der BRD, Silvia Breitwieser und Brigitte Pfaffenberger, sowie Paolo Cervi, ein Künstler aus Triest, erweitern diesmal das qualitativ hochwertige steirisch-österrei-chische Spektrum.Es ist eine Schau der Zwischentöne, man hat sich deutlich abgesetzt vom allzu quicken, „wilden" Trend und versucht, in die Tiefe zu
Wer die überaus gutbesuchten Vorträge der Wissenschaftler Revue passieren ließ, konnte feststellen, daß es den Vertretern der reinen Ratio auch nicht mehr so wohl in ihrer Haut ist. Kaum einer, der nicht Bedenken gegen die Auswüchse einer rein „wissenschaftlichen" Auffassung der Welt anmeldete. Daß der Mystiker Friedrich Wetnreb dazu gehört, scheint nicht verwunderlich, schon eher überrascht es, daß die Physiker beginnen, über den eigentlichen Zweck ihrer Forschungen nachzudenken. Manfred Heindler, Graz, machte zum Beispiel in aller wünschenswerten Klarheit deutlich, daß .jzivil"
Eine ungewöhnliche Schau bietet der „steirische herbst" an: Architekten aus dem In- und Ausland zeigen im ehemaligen Luftschutzstollen ihre „Architekturvisionen". Da breitet sich in den Kavernen Archaisches aus (wie beim Ungarn Imre Makovecz), und die Vergangenheit wirft ihre künstlich beleuchteten Schatten in die Gegenwart: In einem der Seitengänge hängt eine 36 Meter lange Granitsäule aus Mauthausen (Team Kada/Lauffer).Der in den USA arbeitende Paolo Soleri hat ein Weltraumei entworfen, in dem den Menschen das Uberleben im All ermöglicht werden soll. Der Japaner Hiroshi Ha-ra schuf
(„steirischer herbst"; Kulturhaus Graz, bis 10. November) „Hirndrang" nennt sich die große Arnulf-Rainer-Retrospektive, die Werke von 1948—1984 präsentiert. In der Tat, hier dringt wirklich viel auf den Betrachter ein, der auf Grund der vorzüglichen chronologischen Hängung die einzelnen Schaffensphasen des großen Einzelgängers der Avantgarde gut verfolgen kann.Von den ersten phantastischrealistischen Zeichnungen bis zu den informellen Arbeiten, den „Zentralisationen" und den „Ubermalungen" führt der Weg zu den „Face Farces", den Fingermalereien, bis zum abschließenden
(Galerie Droschl, Graz, Bischofplatz 1, bis 30. Oktober) Eine kleine aber feine Schau bietet die Grazer Galerie Droschl zum Auftakt des „steirischen herbstes": Objekte und Bilder von Meret Oppenheim, jener Paradekünstlerin der Surrealisten, deren „Pelztasse" zur Legende geworden ist. Bei Droschl findet sich ein ähnliches Objekt, das „Eichhörnchen", ein Bierkrug mit Eichkätzchenschweif, aber auch „ernstere" Werke, wie etwa eine winzige, sehr abstrakte „Urzeit-Venus" aus Bronze.Den abstrusen Plastikmargue-riten, die mit Haferflocken beklebt sind, stehen große, farbige
„Mythen der Zukunft” nannte sich eine von Horst Gerhard Haberl und Grita Insam gemeinsam konzipierte Veranstaltungsreihe im steirischen herbst, in der alle Sparten der Kunst vertreten waren. Johann Plank baute auf dem Gelände der neuen Technik in Graz einen unterirdischen Kultraum mit Wasser und elektronischen Zutaten, der die Vergangenheit mit der Zukunft optisch und geistig verband.Ausstellungen und Performances (Connie Beckeley oder Oth- mar Krenn, der in einen Stahlkäfig eingeschweißt die Aggressionen des Volkes auf sich zog) sowie Theater (die Gruppe „La gaia scienza” aus
Mehrere Ausstellungen des „steirischen herbstes“ beschäftigen sich mit religiöser Kunst: „Kunst für die Kirche“ im Grazer Diözesanmuseum und Grazer Stadtmuseum zeigt Entwürfe für drei steirische Kirchen, die von jungen Künstlern innen neu ausgestaltet werden sollen.Nach den Studientagungen zum Katholikentag mit dem Thema „Kultur und Glaube“ wurden neun Steirer zu diesem Neugestaltungsprojekt eingeladen. Das Ergebnis ist von der künstlerischen Qualität her überaus erfreulich.Es ist klar, daß nicht alles von den betroffenen Pfarren ohne weiters wird angenommen werden
(Trigon-Biennale des „steirischen herbstes“, Graz, Künstlerhaus, Neue Galerie, bis 23. Oktober) Unter dem Motto „Eros-My- thos-Ironie“ zeigen Jugoslawen, Italiener, Deutsche, Franzosen, Schweizer, Engländer und Österreicher wieder einmal, daß die „Wilden“ weiterhin gut im Geschäft sind. Der Eros hat sich aus der zeitgenössischen Kunst verabschiedet. Statt seiner werden ungustiöse Realitäten präsentiert — und das ausgerechnet von den bis dato so biederen Schweizern.Die Mythen werden als Versatzstücke eifrig geplündert. Griechische Reminiszenzen bei Jugoslawen,
(Schauspielhaus Graz; „Hochzeitsnacht“ von Ernst M. Binder) Eigene Erfahrungen verarbeitet der junge Autor Ernst M. Binder in seinem Stück „Hochzeitsnacht“, in dem es um Drogensüchtige geht. Die Uraufführung des Bühnenerstlings im Grazer Kulturzentrum bei den Minoriten wurde von Peter Hegelmann zügig inszeniert, was aber die Schwächen des Stücks nicht ganz vertuschen konnte.Es geht um ein drogensüchtiges Paar, das sich in seiner Hoch- • zeitsnacht den letzten „Schuß“ verpaßt. Das ist für eineinhalb Stunden Theater etwas zu wenig Handlung und so wird der Text durch
In jeder seiner Karikaturen ist ein kleiner Vogel versteckt. Er ist das Signet von Dieter Zehentmayr, dem langjährigen Karikaturisten der „Kleinen Zeitung“, der FURCHE und der „Neuen Vorarlberger Tageszeitung“.Zehentmayr, der eine so exotische Sprache wie die Vorarlbergs perfekt beherrscht, ist eigentlich gar kein Vorarlberger: geboren wurde er 1941 in Salzburg, hat aber bald die Salzach mit dem Bodensee vertauscht und läßt nun von dort seine mit überaus spitzer Feder gezeichneten Karikaturen los. Er weiß viel, liest viel, interessiert sich für vieles. Und so sind denn die
(Meditation 82, Kulturzentrum bei den Minoriten/Graz, bis 6. Oktober) Religiöse Kunst, die Anspruch auf geistige Inhalte und künstlerische Qualität erheben kann, ist heutzutage nicht allzu üppig gesät. Doch es gibt sie. Das beweist die Ausstellung im Kulturzentrum bei den Mino-riten.12 Künstler aus Osterreich haben sich im Schloß Rohr unter der Leitung von Minoritenrektor Josef Fink in eine Malerklausur begeben und das erstaunliche Resultat ist eine Schau von etwa 200 Bildern und Objekten, die sich großteils wirklich sehen lassen können.Hans Staudacher muß mit seinen intensiven
(Grazer Schauspielhaus, „Faust“, I. und II. Teil, von J. W. v. Goethe.) Das Wagnis ist geglückt: Kurt Josef Schildknechts ehrgeiziges Unternehmen, an zwei Abenden hintereinander beide Teile der Faust-Tragödie aufzuführen, fand ein zu Recht begeistertes Publikum.Ein bißchen wird des Bildungsbürgers liebster Klassiker schon auf die Schippe genommen, allzu Hehres wird durch witzige Regieeinfälle relativiert. Die Erzengel sagen ihren Text mit bunten Glühbirnchen-Kronen auf dem Kopf auf, den Osterspaziergang verunzieren Spießbürger, die sich wie Marionetten bewegen, Faust
(Grazer Schauspielhaus: „Affentheater" von Alfred Paul Schmidt)Die bislang unterhaltsamste Uraufführung im Steirischen Herbst mit ihrem Titel - nomen est omen - „Affentheater" ist angeregt durch eine Zeitungsnotiz, die vermeldete, daß man in den USAAf-fen dazu gebracht habe, sich mittels Taubstummensprache auszudrük-ken. Schmidt schuf ein gagreiches Boulevardstück mit Happy-End.Ein Psychologenehepaar, das nur mehr mittels Fachausdrücken und unsinniger, gegenseitiger Analysiererei miteinander kommuniziert, adoptiert einen Affen. Dieser, besonders gescheit, bringt den beiden
(Kunstlerhaus, Graz, bis Ende Juni): Paul Klee in Graz. Zu seinem hundertsten Geburtstag hat Tilman Osterwold, Leiter des Wiirttembergischen Staatsmu-' seums, eine umfassende Retro-spektive zusammengestellt.67 Graphiken und Aquarelle(aus dem Privatbesitz von Klees Sohn Felix) vermitteln einen dichten Eindruck von Klees Uni-versalitat als Maler.Obwohl Klee wahrend seines Studiums in Miinchen die kiinst-lerische Avantgarde seiner Zeit kennenlernte (Marc, Kandinsky, Macke), zeigen seine Arbeiten von Anfang an eine faszinierende Ei-genstandigkeit.Klee, der 1933 als „Entarteter“ seine