Die Familie wird in der klassischen Soziologie und Rechtstheorie als „Institution", das heißt als eine autonome Sach- und Lebensordnung, die auf einer konkreten Wertordnung beruht, verstanden. Heute müßte man denselben Tatbestand im Lichte der Systemtheorie als zustandsdynamisches Mehrebenensystem auf der Grundlage der Selbstorganisation beschreiben.War der Staat nach der klassischen Theorie die souveräne „Institution der Institutionen", wäre er heute ebenfalls als distributives (hierarchisches) Mehrebenensystem zu beschreiben, das in vielfältigen Steuerungs- und
„ Vom christlichen Standpunkt” sei es sehr zu begrüßen, wenn „das Bewußtsein der Fragwürdigkeit von Krieg und Gewaltanwendung in der Gesellschaft zunimmt,” erklärte KA-Präsident Eduard Ploier bei der Frühjahrskonferenz der Katholischen Aktion Österreichs, die auch das Thema Rüstung und Waffenexporte diskutierte. DieKA will angesichts unterschiedlicher Auffassungen in den Mitgliedsorganisationen diese Frage „differenziert weiterbehandeln”. Wir schließen die Artikelserie vorläufig mit dem Beitrag eines Moraltheologen ab.
Der „österreichische Gesundheitstag" am letzten Wochenende im November in Baden bei Wien war eine Europapremiere: Erstmals haben sich Angehörige der verschiedensten Heil- und Gesundheitsberufe in einer Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen und gemeinsam ihre Probleme diskutiert. Zur heiklen Frage der Kostenexplosion im Gesundheitswesen referierte der Innsbrucker Finanzwissenschafter ClemensA. Andreae. Seine pointierten und teilweise provokanten Gedanken werden hier erstmals auszugsweise einem größeren Publikum zugänglich gemacht.
Unbestrittenermaßen ist in Österreich das bundesstaatliche Prinzip von der Verfassung her ebenso wie in der Realität relativ schwach ausgebildet. Der Ursachen dafür gibt es viele, sie sind hier nicht im einzelnen aufzuzählen. Sicher aber ist, daß die stetige A ushöhlung der Länderzuständigkeiten eine Hauptursache für Unbehagen und Unzufriedenheit darstellt.Seit Ende der fünfziger Jahre befaßt sich deshalb die Wissenschaft in immer noch zunehmendem Maße mit den damit zusammenhängenden Problemen. Auch die Massenmedien nahmen und nehmen sich vermehrt des Themas an. Gerade in den
Ich bin immer mehr davon überzeugt, daß in der Frage der Abtreibung und des Schutzes des Lebens nur eine sehr breite und fortdauernde gute Aufklärung der Menschen imstande sein wird, dieses zur Zeit stattfindende Massentöten zu bremsen. Die Menschen müssen begreifen und immer besser erfahren, müssen verstehen lernen, daß unser aller Leben eben nicht erst mit der Geburt beginnt, und auch nicht erst nach den ersten drei Schwangerschaftsmonaten.
Die wissenschaftliche Grundlage der Sozialen Marktwirtschaft hat Alfred Müller-Armack geschaffen. In seiner Nachfolge haben viele Wirtschaftswissenschafter die sogenannte Ahokationstheorie perfektioniert und nachgewiesen, daß der Markt bei der Widmung der volkswirtschaftlichen Hilfsquellen für geldwerte Leistungen das überlegene Instrument darsteüt. Freilich muß er durch Wettbewerbspolitik in Gang gehalten werden.Diese neoliberale Position ging nach dem 2. Weltkrieg eine Koalition mit der christlichen Soziallehre ein, deren Prinzipien lauten: Personahs-mus, Subsidiarität und
Das bedeutendste und groBziigig angelegte wissenschaftliche Forde-rungswerk der Bundesrepublik Deutschland tragt den Namen Alexander-von-Humboldt-Stiftung, nicht nur weil der Namenstrager ein allumfassender Wissenschaftler, sondern auch weil er ein zugleich warmherziger Forderer junger Ta-lente war. Die Physiognomie der 1953 erneuerten Stiftung in ihrer Weltof-fenheit hat Werner Heisenberg ge-pragt, der mehr als zwanzig Jahre hindurch bis kurz vor seinem Tod ihr Prasident war. Mit dem Studienjahr 1978/79 konnte die Stiftung auf ein 25jahriges Bestehen und auf die statt-liche Zahl von 7000
Heute kann es geschehen, daß von völlig entgegengesetzter Seite über ein Schwinden christlicher Inhalte und Werte aus allen Bereichen der Kultur geklagt wird. Bald sind es katholische Traditionalisten, bald kulturbewußte „Auswahlchristen“, die über den Verfall und Ausverkauf „christlicher“ Kultur verzweifelt sind. Die Symptome eines solchen Prozesses sind offenbar unübersehbar geworden.Auf den ersten Blick scheint sich das Christliche als Thema und als Perspektive vor allem aus der zeitgenössischen Literatur verflüchtigt zu haben. Wo sind die Zeiten des „re-nouveau
1979 - das Jähr des Kindes. Der Anlaß - ein Jubiläum. Am 20. November 1959 wurde von der UNO eine zehn Grundsätze enthaltene Deklaration der Rechte des Kindes beschlossen. Was hat diese Deklaration dem Kind bisher gebracht, wenigstens hierzulande? Diese Frage untersucht der Vorstand der Innsbrucker Universitätskinderklinik.
Aus Anlaß des nun zu Ende gehenden Jahres der Familie hat die FURCHE zwei Autoren eingeladen, noch einmal die Argumente in zwei Themenkreisen zusammenzufassen, die immer wieder in den Mittelpunkt der Familienpolitik geraten sind: In einen Fall ist es die Frage nach der Einstellung der Sozialisten zur Familie in Theorie und Praxis, was angesichts des erst heuer beschlossenen neuen Programmes der Sozialisten besonders aktuell erscheint. Der zweite Artikel behandelt die Stellung der Familien im Steuerrecht und kommt zum Schluß, daß Ledige und Kinderlose vom Fiskus bevorzugt werden.
Wieder einmal, wie schon 1965 und 1969, wird in der Bundesrepublik Deutschland über die Verjährung schwerster Verbrechen aus der nationalsozialistischen Zeit diskutiert. Nach dem „Deutschen Strafgesetzbuch“ träte sie mit Ende 1979 ein. Im Ausland werden Stimmen dagegen unüberhör-bar laut. In der BRD überlegt man, auf welche Weise man verhindern solle, daß z. B. KZ-Morde die Gerichte nicht mehr beschäftigen dürften.
Eine in der FURCHE Nr. 11 erschienene Buchkritik, „Bestseller mit Qualität“, soll nicht unwidersprochen bleiben. Es wird darin der Roman „Dornenvögel“ von Colleen McCullough (Verlag Molden) besprochen, und zwar in einer sehr positiven Weise. Unbestritten, es ist ein gekonnt geschriebenes Buch, spannend, mit großer Kenntnis von Land und Leuten, es verrät wirkliches psychologisches Talent. Alles dies stimmt, doch bleibt das unseres Erachtens Wesentlichste unberührt: es wird nicht gesagt, daß der Hauptheld ein katholischer Priester ist. Dieser Ralph de Bricassart ist in allem ein
Ein reichhaltiges Programm an verschiedenartigsten Kunstausstellungen bietet der heurige Sommer in Innsbruck: Das Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum bietet eine Ausstellung mit Handzeichnungen von Joseph Anton Koch aus dem Besitz der Bibliothek der Akademie der bildenden Künste in Wien. Die 68 aus Wien stammenden Exponate wurden in der Innsbrucker Ausstellung durch eine Reihe von Arbeiten Kochs aus den Beständen des Tiroler Landesmuseums erweitert und ergänzt.Joseph Anton Koch, der vor 200 Jahren, am 27. Juli, in Ober- gibeln (Lechtal, Tirol) geboren wurde und am 12. Jänner 1839 in Rom
Heftigkeiten waren nicht zu vermeiden. Es wurde nun in die Hofburg hinaufgestürmt, wo Lefevre seinen Hauptsitz hatte, um da die Lokalien zu finden, wo die abgelieferten Gewehre deponiert worden waren. Wirklich wurden noch mehrere Stücke gefunden, ein großer Teil der Waffen soll, wie man sagt, bei der Mühlauer Brücke bei Gelegenheit des Rückzuges in den Inn geworfen worden sein. Unaufhörlich war nun der Zulauf, um noch mehrere derlei Stücke aufzufinden, die Lager und Kasernen wurden wieder von den Bauern durchsucht, aber alles leer gefunden. Die Sturmglocke tönte eben, als sich das
Wenn eine familienpolitische Stellungnahme zur neuen Einkommensteuernovelle erst zu - einem Zeitpunkt erscheinen kann, in dem der Gesetzentwurf bereits den Regierungsbeschluß passiert hat und damit unabänderlich ist, so liegt diese Verspätung am Mangel rechtzeitiger Informationen. Die zu einer solchen Begutachtung Entschlossenen konnten sich nur aus den dürftigen und erst wenige Tage vor dem maßgeblichen Regierungsbeschluß erschienenen Pressemitteilungen über den monatelang hinter verschlossenen Türen ausgehandelten Entwurf informieren Man kann sich aber auch _dann, wenn es für eine
Ein Kuriosum des Steuerrechtes, das dem Staat jährlich weit mehr als eine Milliarde Schilling als Steuerausfall kostet, seit Jahren von vielen Seiten heftig kritisiert, aber immer noch aufrechterhalten wird, ist die „Haushalts- besteuerung’”.In den Paragraphen 26 und 27 unseres Einkommensteuergesetzes ist vorgeschrieben, daß Einkünfte der Ehefrau und der minderjährigen Kinder mit denen des Haushaltsvorstandes (das heißt des Familienvaters) zusammenzurechnen sind. Die Einkommensteuer ist dann vom gemeinsamen Einkommen zu berechnen. Dieser Bestimmung unterliegen auch die
Mehr als 227.000 unehelich geborene Kinder wurden in Oesterreich in den Jahren 1945 bis 1955 in die Welt gesetzt. Die meisten von ihnen erwartet ein trauriges Los für das Leben. Denn ihre Mütter sind größtenteils arme Mädchen aus dienenden Berufen. Darauf angewiesen, sich durch ihre eigene Arbeit fortzubringen, können sie ihr Kind nicht bei sich behalten und selbst betreuen. Und das ist das Unglück für solche Kinder. Für ein Kleinkind ist die Mutter mindestens ebenso lebenswichtig wie das Essen.Wenn nun diese Kinder, wie es üblich ist, auf bezahlte Pflegeplätze kommen, so leiden sie
In den Kathedralkirchen des katholischen Erdkreises wird am Gründonnerstag der Liturgie dieses Tages eine Zeremonie hinzugefügt, die zu den eindrucksvollsten im ganzen Kirchenjahr gehört: Der zelebrierende Bischof begibt sich unter Assistenz von 12 Priestern, 7 Diakonen und 7 Subdiakonen vor Abschluß des Kanons der Messe an einen, am Ende des Presbyteriums aufgestellten Tisch, um hier das Oel zur Salbung der Kranken zu weihen. Nach der Kommunion folgt noch die überaus feierliche Weihe des Chrismas wie des Katechumenenöles.Bereits im Sacramentarium Gelasianum aus dem 6. Jahrhundert sind
Der Inhalt des „Furche“-Aufsatzes vom 14. Juli 1956 „München—Innsbruck in 40 Minuten. Projekt DreSler — ein europäisches Anliegen“ wird als bekannt vorausgesetzt. Die Berichtigung der angegebenen Neigungsverhältnisse als Promille (statt Prozent) sowie einige zeichnerische Erläuterungen (Längenprofil, Lageskizzen), wofür bei der damaligen Veröffentlichung der Platz fehlte, seien hiermit nachgetragen. Insbesondere werden aber die bisherigen Studienergebnisse hinsichtlich Trassenführung, technischer Realisierbarkeit, Schutzes jener Kultur-, Wirtschafts- und Landschaftswerte,
Die in Innsbruck vom 7. bis 10. Juni 1956 VeranstalteleInternationale Verkehrswissenschaftliche Tagung hat erstmals die für Oesterreich und ganz besonders Tirol lebenswichtigen großen Brenner- und Arlbergverkehrsprobleme aufgezeigt. Es ist das bleibende Verdienst des Ministerialrates Dr. techn. August Dreß ler, mit seiner bereits 1953 veröffentlichten, bei der erwähnten Tagung vorgetragenen und weiterentwickelten „Studie über eine Massengüter- und Schnellbahn München—Verona“ eine Generalrichtlinie für den Bau möglichst geradliniger Flachbahnen gegeben zu haben. Die folgenden Ausführungen sind als Tiroler Diskussionsbeitrag zur Förderung eines Flachbahnprojekts München—Verona in Anlehnung an Dr. Dreßlers Vortrag im Sinne der Wortmeldung vom 7. Juni 1956 zu werten und nicht dazu bestimmt, Polemiken auszulösen. Sie setzen die grundlegenden Darlegungen Dr. Dreßlers, erschienen auch im Heft 1/1955 der „Eisenbahntechnischen Rundschau“, .Darms-tadt, als -bekannt voraus. .
Im Femen Osten gilt es als sehr schlimm, „sein Gesicht zu verlieren“. Haben denn auch Wörter ein „Gesicht“, das sie etwa auch noch verlieren könnten? Die armen Chinesen und Japaner haben für jedes Wort ein eigenes Zeichen. Es ist eine sehr mühevolle Arbeit, diese viel tausend Zeichen zu erlernen; aber sie leisten sich diesen Luxus, sie haben eine Wortschrift und damit hat jedes Wort seine unverlierbare Gestalt, eben „sein Gesicht“.Wir Verstandesmenschen des Abendlandes halten so ein kompliziertes Schriftsystem für rückständig. Wir sollten uns lieber davor hüten, alles mit
Auf einer Staatsrechtslehrertagung in Göttingen warf Walter Jellinek vor einigen Jahren die Frage auf, ob die Bezeichnung als Positivist heute eine Beleidigung sei. In der Tat sprechen die Anhänger anderer Auffassungen, insbesondere der Naturrechtslehre, gerne in einer Weise über den Positivismus, die einem Angriff auf die Ehre seiner Vertreter bedenklich nahekommt. So war erst jüngst wieder in einer Abhandlung vom „Effektivitätskult“ und von der „Räubermoral des Positivismus“ die Rede. Auch nach den Ausführungen von Dr. Kittl in der „Furche“ vom 18. Dezember 1954* scheinen
Bei der vor Jahresfrist, am 3. Dezember 1953, durchgeführten ersten Senkung der Lohn- und Einkommensteuertarife bestand die Absicht, dem Grundsatz der Gerechtigkeit und Gleichmäßigkeit der Besteuerung wiederum zum Durchbruch zu verhelfen, „um so“ — wie in den erläuternden Bemerkungen zum Einkommensteuergesetz 1953 zu lesen ist — „die für einen modernen Rechtsstaat notwendige Gleichheit aller Staatsbürger vor dem Gesetz wiederherzustellen“. Jeder Steuerträger sollte — nach diesem Grundsatz — „nach Maßgabe seiner wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit“ besteuert
Man erlebt allerlei in einer Redaktion: Bitterernstes, Fröhliches, Herzbedrückendes und so manches, das zum Gemüte spricht. Die Zeit von Mitte November bis 20 Dezember brachte unserer wie wohl jeder größeren Redaktion nicht nur im Hinblick auf die kommenden Feiertage ein erhöhtes Arbeitstempo, sondern auch eine Fülle von Zuschriften und Gratulationen, so manche begleitet von einer kleinen Widmung von Lesern, die in der „Zeit der gelösten Herzen“ ihrer Zeitung in irgendeiner Form Dank und ihre freundliche Gesinnung bekunden wollten. Diese Geschenke an die Redaktion hatten ihre
Das Gedenken an meine „Reichspost“-Zeit gehört zu meinen liebsten Erinnerungen. Gerne erzähle ich davon. Ich sage noch heute als alter Mann, daß der journalistische Beruf für den, der nicht nur des lieben Brotes wegen schreibt und der den Anstrengungen gewachsen ist, der interessanteste, abwechslungsreichste und daher wahrlich einer der schönsten Berufe ist. Was waren wir im Jahre 1907, als die „Reichspost“ noch Abendblatt war, für eine verschworene, fröhliche Gesellschaft! Da war der Chef Dr. Funder, der Unermüdliche, der 32 Jahre später neben mir und Oberst Walter Adam
Die Anliegen der Familien werden nun schon seit mehr als einem Jahr in breitester Form durch die gesamte österreichische Presse lebhaft debattiert und in vielen öffentlichen Reden behandelt. Dabei wird aber wahllos von „bevölkerungspolitischen“ und von „familienpolitischen" Erwägungen gesprochen, weil der tiefe Unterschied zwischen diesen beiden Begriffen ziemlich unbekannt ist. So hat es auch wenig Ueberraschung ausgelöst, daß der Verfassungsgerichtshof den zur Debatte stehenden Familienlastenausgleich als bevölkerungspolitische Maßnahme deklarierte. Sein Erkenntnis vom 21. Juni
Gestatten Sie, daß ich Ihnen mitteile, wie sehr mir die tiefsinnige, feine und doch offene Behandlung eines so heiklen Themas, wie es das für die Geschichte Oesterreichs schon seit jeher bedeutsame Sprachenproblem ist, in dem Aufsatz von Doz. Dr. Menninger-Lerchen- thal „Oesterreich und die Slowenen“ („Furche“ Nr. 37 vom 11. September 1954) gefallen hat. Auf Grund von Erfahrungen aus dem zweiten Weltkrieg wünschte ich zutiefst, die darin dargelegten Gedankengänge möchten recht bald Gemeingut aller Europäer werden. Was der Verfasser als Voraussetzung für eine gerechte Beurteilung
Mitte Oktober, 25 Jahre nach der Gründung der Katholischen Arbeiter-Internationale in München-Gladbach, tagte in Innsbruck die Herbstkonferenz des Internationalen Bundes Katholischer Arbeiterbewegungen Europas.Die Katholische Arbeiter-Internationale, formal zwar niemals aufgelöst, wurde von 1933 bis 1945 in Deutschland und den besetzten Gebieten in ihrem Wirken auf das schwerste behindert und auf den rein religiösen Sektor eingeengt. Ihre Arbeit wurde jedoch nicht vollkommen eingestellt, und wie sehr sie den herrschenden Machthabern ein Dorn im Auge war, beweist die Tatsache, daß noch im
Wenn man in Oesterreich von so vielen Seiten die Einführung eines gerechten Ausgleichs der Familienlasten verlangt, so dürfte es wahrscheinlich keinen verantwortlichen Politiker geben, dessen Hauptsorge sich nicht in erster Linie der Frage „Woher die Mittel?“ zuwenden wird. Und so wird der Familienlastenausgleich mit der Frage der Aufbringung der Mittel stehen oder fallen.Bevor im einzelnen versucht werden soll, Wege zur Aufbringung der Mittel zu zeigen, müssen zwei Grundsätze vorangestellt werben, nämlich ein fiskalischer und ein familienpolitischer:1. Vom Standpunkt eines
Man spricht seit einiger Zeit in maßgeblichen politischen Kreisen von einem bevorstehenden „Familienlastenausgleich“.Nicht für alle Familienlastcn ist ein Ausgleich möglich, sondern nur für die wirtschaftlichen Lasten. Unter diesen ist der Ausgleich auch für die finanziellen Lasten geplant. Es handelt sich also um einen Ausgleich, der auf ein kleines Teilgebiet der ' Familienlasten beschränkt bleibt, aber auch in dieser Beschränkung von größter Wichtigkeit, Tragweite und Dringlichkeit ist; ein Ausgleich, der den notleidenden Familien nicht Almosen, sondern nur die seit langem
Im 30. Stück des Amtsblattes der österreichischen Finanzverwaltung, ausgegeben am 12. August 1953, ist ein Erkenntnis des Verwaltungsgerichtshofes veröffentlicht, das schon bei seinem ersten Bekanntwerden (es datiert vom 18. Mai 1953) großes Befremden hervorgerufen hat. Darin wurde einem Familienvater mit sieben heranwachsenden Kindern, der in seiner bisherigen zu kleinen Wohnung die große Familie nicht mehr unterbringen konnte und hohe Aufwendungen zur Beschaffung einer größeren Wohnung machen mußte, die steuerliche Abzugsfähigkeit dieser Aufwendungen verweigert. Er hatte einen Abzug
Die fühlbarste unter den zahllosen Steuern in Oesterreich ist derzeit die Einkommensteuer (für Lohnempfänger Lohnsteuer genannt). Mit ihr werden bis zu 56 Prozent des Einkommens weggesteuert. Dazu kommen derzeit noch der Besatzungskostenbeitrag und der Wohnhauswiederaufbaubeitrag in Höhe von zusammen 20 Prozent der Einkommensteuer.“Wenn ein Steuergesetz dem Staate derart einschneidende einkommenslenkende Möglichkeiten in die Hand gibt, so haben alle Staatsbürger ein berechtigtes Interesse daran, daß das notwendige Gesamtaufkommen aus dieser Steuer gerecht, gleichmäßig und unter
Das Urbild des „Doktor FaustusSehr geehrter Herr Herausgeber!In Ihrem letzten Musikbericht („Ausklang der VJičner Festwochenkonzerte“, „Die Furche“ vom 14. Juni 1952) dürfte Ihrem Musikkritiker, Prof. H. Fiechtner, den ich außerordentlich schätze, ein Fehler unterlaufen sein, den ich gerne berichtigen möchte. Im Zusammenhang mit der Aufführung von A. Schönbergs „Guerreliedern“ betont H. A. Fiechtner den Sprung, den der Künstler vom Romantischen, heute extensiv Wirkenden, in das Ätherblaue seiner Nachfolgewerke getan hat. Diesen gewagten, äußerst eindrucksvollen, von
Es ist noch nicht lange her, seit in Leit- gebs Freundeskreis sein .Gedicht „Herbstgesang“ bekannt wurde, das beginnt:„Denkt meiner dereinst, wenn ich nicht mehr bin und der Herbst in die Wälder herabkommt ..und das, gerichtet an seine Freunde, die um das Licht der Stube vereinigt sind, schließt:„Ihr redet vom Jahr, wie es alt wird und stirbt und wie innig das Sterben euch anrührt, ihr redet vom Obst und vom. Wein und vom Wild und wie innig das Leben euch anrührt, und schweigt ihr auf einmal und wißt nicht warum(als löschte der Nachtwind ein Licht aus) — so wisset denn,
Max Weiler, einer der Begabtesten der jüngeren Tiroler Künstlergeneration, der durch eine Gesamtausstellung im Innsbrucker Ferdinandeum und eine vielbemerkte Vertretung auf einer Wiener Ausstellung auf sich aufmerksam gemacht hat, ist trotz eines erfreulich jugendlichen Impetus zu einer Reife gediehen, die einen Namen neben den der besten lebenden Österreicher — wir haben leider nicht allzu viele — stellen läßt. Dies zu beweisen, war nicht erst die kürzlich erfolgte Verleihung eines Anerkennungspreises des österreichischen Staatspreises nötig, aber vielen daheim, wo bekanntlich
Dir ältester Sohn ist mit 18 Jahren im Frühjahr 1945 nach Rußland in den Krieg gezogen und nicht zurückgekehrt.Sie haben ihn ziehen lassen, Sie haben ihn nicht zurückgehalten, Sie haben kein Versteck für ihn gesucht, obwohl Sie wußten, daß der Krieg verloren war, obwohl Sie tief im Herzen empfanden, daß jedes Opfer für die Sache sinnlos war, nicht nur nutzlos, sondern geradezu sündhaft vor dem, was wir als den heiligen Sinn des Lebens empfinden. Sie waren selbst Soldat in diesem Krieg, aber da Sie schon am ersten teilgenommen hatten, standen Sie in den oberen Rängen des rastlos
Der Tiroler Maler Philipp Schumacher, dessen Todestag sich am 21. Oktober zum zehnten Male jährt, war in der Heimat, besonders bei der jüngeren Generation, beinahe ein Unbekannter. Das rührte nicht zum geringsten Teil von einer übergroßen Bescheidenheit des Künstlers her, dem jede Art von Lobeserhebung zuwider war. Noch mehr schuld daran war jedoch das jahrelange Schaffen fern der engeren Heimat Tirol.Philipp Schumacher, gebürtiger Innsbrucker, studierte an der Wiener Akademie zunächst vier Jahre in der sogenannten „allgemeinen Malerschule“ unter Griepenkerl und Berger, dann in der
In dem großen Wohnungsreferat am Fünften österreichischen Städtetag hat Bürgermeister Dr. Koref die einzig richtige und logische Konsequenz gezogen, wenn er sagte, daß „denen, die im glücklichen Besitz einer Wohnung sind, denen das furchtbare Unglück erspart blieb, durch den Bombenkrieg Wohnung, Hab und Gut zu verlieren, auf die Dauer nicht erspart bleiben kann, im Dienste und im Interesse der anderen zu gewissen Opfern herangezogen zu werden“. Nun ergibt sich die schwierige Frage, wie weit die beati pogsidentes zu solchen Opfern herangezogen werden können, ohne die wirtschaftlich
Immer wieder ist es erstaunlich, wie unser Nachbarland aus einer seltenen Gunst der historischen und wirtschaftlichen Lage heraus kulturelle Nachkriegsarbeit leistet, die dem Gedanken eines in Frieden vereinigten Europas dient. Angefangen mit der Schaustellung der Schätze des Pradomuseums in Genf 1939, hat besonders nach dem Ende des zweiten Weltkrieges alljährlich eine Entsendung von Sammlungen ausgewählter Kunstwerke anderer Länder in die Schweiz stattgefunden. -Man wird als Kunsthistoriker das Risiko und die mannigfachen Schädigungen von Bildern auf Reisen nicht auf die leichte
Die Kirche im Zeitalter des konfessionellen Absolutismus (1555—1648). Von Karl Eder. (Kirchengeschichte unter Mitwirkung von Fachgenossen herausgegeben von J. P. Kirsch, III. Band, 2. Hälfte.) Verlag Herder, Wien. XVII und 459 Seiten.
Als wir jüngeren österreichischen Juristen nach harten Berufs- und Soldatenjahren im Jahre 1945 in Kriegsgefangenenlagern schmerzlich auf die Freiheit warteten, ist uns die klare Einsicht gekommen: mehr als jemals werden wir dem Gesetz, der Gerechtigkeit dienen müssen. So entstand aus schwerem Erlebnis in uns ein geläutertes, reineres Bild jenes Rechtsstaates, den vor 200 Jahren einer der Weisen des Abendlandes als jenen Staat beschrieben hatte, dessen Verfassung so sei, daß niemand zu Handlungen gezwungen werde, zu denen ihn das Gesetz nicht verpflichte, oder zur Unterlasung von
Nach den Tagen von Royaumont kehrten wir noch einmal in die unvergleichliche Stadt an der Seine zurück. Sie läßt ja den Menschen und den Christen nicht mehr aus ihrem Bann, seitdem dort Thomas von Aquin doziert hat und solange die Kathedrale von Notre Dame ihre Türme gen Himmel reckt. Wirklich, es gibt auch ein theologisches Paris und es gibt jenes „mystische Paris”, über das Louis Gillet von der französischen Akademie ein paar köstliche Seiten geschrieben hat. Man konnte dieses andere Paris erahnen in dem milden Glanz der unbeschreiblich schönen Oktobertage, die uns gegönnt
Die französischen Behörden in Innsbruck haben im Oktober vier Professoren der theologischen Fakultät der Universität Innsbruck zu einer Reise nach Frankreich eingeladen, so wie am Ende des Sommersemesters je eine Gruppe von Dozenten der anderen Fakultäten eine Frankreichfahrt unternommen haben. Alle sind von drüben reich an neuen Kenntnissen und an persönlicher Fühlungnahme mit den Fachkollegen der französischen Wissenschaft heimgekehrt, mit dem leibhaften Gefühl, daß es im Reiche des Geistes keine Grenzen gibt und daß wir alle eine gemeinsame Kultur bauen und verteidigen.Da wir
Am 28. Oktober 1798, also vor nunmehr 150 Jahren, wurde dem geistig regen Kleinbauern Johann Weber in Lienz ein Sohn geboren, der in der Taufe ebenfalls den Namen Johann erhielt; am 28. Februar des laufenden Jahres hat sich zum 90. Male der Tag gejährt, da dieser Mann zu Frankfurt am Main einem Herzschlag erlegen ist. Vier Tage später geleiteten den Entseelten zahlreiche Geistliche mit dem berühmten Bischof von Mainz, Freiherrn von Ketteier, an der Spitze, das diplomatische Korps unter Führung des österreichischen Präsidialgesandten am Bundestag in Frankfurt, Grafen von Rechberg,
Während die Zeit zwischen dell’- beiden Weltkriegen unter dem Zeichen der Autarkiebestrebungen der großen wie auch zum Teil der kleineren Staaten stand, haben die bitteren Erfahrungen der letzten zehn Jahre nun wieder ein Streben nach Abbau der künstlichen Hemmungen eines weit wirtschaftlichen Verkehrs hervorgerufen. Parallel den politischen Bemühungen für einen engeren Zusammenschluß Europas gehen daher auch solche um die Belebung des internationalen Wirtschaftsverkehrs. Besonders kleinere Staaten, die auf Grund ihrer relativ schmalen Produktionsbasis einen hohen Importbedarf haben,
Am Südrand des so geruhsamen Lienzer Beckens liegt etwa halbwegs zwischen dem namengebenden Vorort und dem an der sieli engenden Klause nach Kärnten hin stehenden Nikolsdorf da Dörfchen Lavant. Der Wanderer würde kaum die unscheinbare Siedlung aufsuchen, wenn nicht auf dem Hügel hinter dem Dorf zwei Kirchen in die Landschaft leuchteten, die seit alters her berühmt sind als Wallfahrtsstätten. Die eine, etwa auf zwei Drittel der Hügelhöhe gelegen, ist der Gottesmutter selbst geweiht. Ihre heutige Gestalt, ausgezeichnet durch wohltuende Lichtfülle barocken Glanzes, hat sie in der
Wozu treiben wir Geschichte? Von der Pflege dieser Wissenschaft wollen heutzutage weite Kreise nichts mehr wissen, die einen, weil sie von der Geschichte enttäuscht worden sind, da sie nicht den Verlauf genommen hat, den sie nach ihrer Erwartung und Auffassung hätte nehmen sollen, die andern, weil sie alles historische Wissen für alten nutzlosen Plunder halten, der nur dem Fortschritt im Wege steht und die Menschen in alten Vorstellungen befangen hält. Diese Zukunftsgläubigen wollen den Ballast der historischen Tradition von sich werfen, um unbeschwert von historischen Erinnerungen und
Die Vorhut der Nachkriegsstudenten der juridischen Fakultät verließ im Februar die Universitäten, um in die verschiedenen Berufszweige einzuströmen, während die Masse im frühen Herbst zu erwarten ist und der Rest im Jänner nächsten Jahres sein Studium beenden wird. Im Sommer, beziehungsweise Herbst 1949 schließen bereits jene jungen Jahrgänge ab, die durch den Krieg kaum nennenswerte Zeitverluste erlitten haben. Was nun kann von jenen Kriegsteilnehmern erwartet werden, welche ihrer Erwartungen sind gerechtfertigt und — diese Frage ist zur Beantwortung der ersten besonders bedeutsam
Es war um die Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert, als Bergbauern aus dem Oberwallis in der Schweiz ihre lederbespannten Plachenwagen und die kleinen Herden, die sie vor sich hertrieben, den Alpenrhein herunterlenkten. Die Herren Graubündens wiesen diesen Bauern Land an. Aber es lag auf den höchsten Höhen und in abgelegenen Nebentälern, umrauscht von dunklen Wäldern und von den Winden der Gletscher, die ihnen nahe waren. Solches Land konnten auch die Herren Vorarlbergs und Tirols noch feilbieten, und so sehen wir, wie diese Wandergruppen die Grenzen zwischen Westalpen und Ostalpen
Die kulturelle Arbeit, die in Innsbruck geleistet wird, zeigt sich derzeit genau wie an allen andern Orten in verschiedenen Sektoren von materiellen Schwierigkeiten gehemmt und beeinflußt. Um so höher ist es zu werten, wenn das Landestheater (Intendant Robert P1 e ß) vor etlichen Wochen doch einen schon lange gehegten Plan verwirklichen und unter dem Namen „Kleine Bühne” in dem sehr hübsch adaptierten Kolping-Saal eine Art Kammerspiele einrichten konnte. Das „Unheilige Haus” von Naderer als Eröffnungs-1 stück war ein glücklicher Griff, denn es erzielte auch in Innsbruck den
Im Jahresbericht des Gymnasiums Graz von 1919/20 erschien eine Arbeit von Konrad Prantner über die Bevölkerung von Weichselboden in Steiermark. Dies dürfte in Österreich der erste Fall gewesen sein, wo Kirchenbücher bevölkerungswissenschaftlich verwertet wurden. Leider fand dieses Beispiel damals kaum Nachahmung und man verzichtete lieber auf die recht mühevolle Bearbeitung einer der wertvollsten Quellen. Selbst im größeren Gebiete des Deutschen Reiches blieb die Zahl derartiger Untersuchungen trotz bewußter staatlicher Förderung verhältnismäßig gering.Um so glüddicher fügte es
Die religiöse Entwicklung in Österreich seit dem Frühjahr 1945 kann nicht durchweg als erfreulich bezeichnet werden. Der mannigfach belastete Zwischenzustand, in dem wir seither leben, ist auch moralpsychö- logisch und seelsorglich zermürbend und verbraucht unverhältnismäßig viel Kraft. Alles missionarische Bemühen um die innere Rückführung der zahlreichen Kirchenaustritte, um eine breitere Erfassung der Jugend, um die Verchristlichung der sö plötzlich säkularisierten Zivilehe, um eine wirksame Verkündigung katholischer Sozialethik usw., hat noch keinen mitreißenden Schwung
Die moderne Religionsforschung sah es als eine ihrer Aufgaben an, zwischen Christentum und anderen Religionen Analogien aufzudecken, um dann zu dem kühnen, wenn auch unlogischen Schluß vorzustoßen, daß die christlichen Glaubensartikel entlehntes Gut darstellen, das auf fremdem Boden gewachsen ist. Solchen Bestrebungen ist die „R e 1 i g i o n s p h i 1 o s o p h i e“ Othmar Spanns (Gallusverlag, Wien) diametral entgegengesetzt. Für ihn beweisen Übereinstimmungen zwischen verschiedenen Religionen nur eins: daß alle Religionen auf letzten gemeinsamen Wahrheiten gegründet sind.
Der holländische Kulturphilosoph Jan Huizinga, einer der geistvollsten Männer der letzten Jahrzehnte, brachte im Jahre 1939 ein. Werk heraus, dem er den Titel „Homo ludens“ (Der spielende Mensch) gab. In diesem außergewöhnlichen Buche erbringt der Gelehrte den Beweis, daß ein Aufsteigen in höhere Formen der Kultur mit dem allen Menschen und Tieren innewohnenden Spieltrieb verbunden ist. Man hat dem Menschen des 18. Jahrhunderts den Beinamen „Homo sapiens“ (Verstandesmensch) gegeben. Mit dem Aufkommen vieler Fabriken fand man die Bezeichnung „Homo faber“ (Arbeitsmensch) am
In unserem ersten einführenden Artikel zu dem neuen Werk von Alois Dempf („Furche” Nr. 48 vom 6. Dezember 1947) wurde darauf hingewiesen, daß es unmöglich sei, „in diesem Rahmen die Fülle der von Dempf behandelten Fragen auch nur annähernd zu behandeln. Der Philosoph, der Historiker, der Soziologe sind nun in Sonderheit aufgerufen, sich mit diesem opus magnum auseinanderzusetzen”. Nun hat ein Theologe das Wort.„Die Furche”Jedes Buch, das der Beseitigung des philo-i sophischen Vakuums dient und ein metaphysisches Gespräch in Fluß bringt, muß dankbar begrüßt werden. In
In einem stattlichen Buche von 233 Seiten ) behandelt der Innsbrucker Germanist Eugen Thurnher den Anteil Südtirols an der mittelalterlichen Heldendichtung, am Minnesang und am alten Volksschauspiel. Wie schon der etwas unbestimmte Titel „Wort und Wesen in Südtirol” nicht sosehr auf eine klare und nüchterne Bezeichnung des Inhalts Wert legt, sondern eher auf eine hintergründige Beziehung der Dichtung zu tieferen Seins- schichtcn hindeuten möchte, so begnügt sich der Verfasser im ganzen Buche nicht mit einem quellenmäßig gesicherten Tatsachenbericht, sondern sucht seinen Stoff
Wieder ist Weihnacht. Aber für viele ist es nur Nacht, nicht geweihte Nacht. Es ist öde geworden und kalt auf Erden. Unsere geschenklosen Hände sind zu müde, um sich auch nur zu falten wie einst in kinderseligen Tagen, und die Straßen, auf denen wir voranhetzen, gehen ins Finstere. Gerade hierin scheint es wie ein Hohn zu liegen: wir wissen, daß mit der Sonnwende an Weihnachten das Licht des Tages zunimmt, wir wissen es jetzt schon mit einem müden Aufblick, daß eben wieder ein neues Jahr kommt, und der Umschwung der Sonne treibt uns ohne Erbarmung weiter. Sie „vollendet ihren
Wenn man heute darangeht, in einem Kreise von Menschen, die sich um Erziehung bemühen, also etwa im Kreise von Lehrern, über die Fragen zu sprechen, welche mit der Erziehung zu Heimat, Vaterland und Staat zusammenhängen, so tritt deutlich ein gewisses Unbehagen, ja mitunter lebhafte Abwehr zutage. Sicherlich ist das Wort „vaterländische Erziehung“, das hiebei alsbald auftaucht, ein sprachlich unerfreuliches Gebilde, aber es kann kein Zweifel darüber bestehen, daß die ablehnende Haltung der Sache, gilt, und daß die Assoziationen unangenehmer Gefühle, welche jener Name erweckt, aus
In der „Revue de Paris“ vom September 1946 veröffentlichte Andre Maurois Tagebuchfragmente, in denen er sich über das Buch „Die Krise unserer Zeit“ von Sorokin, Professor der Soziologie an der Harvard-Universität, verbreitete. Mit Riesenschritten eilt die Zeit vorwärts, um mit ihren Ereignissen immer deutlicher darzutun, wie berechtigt es ist, von dieser Krise zu reden.Sorokin stellt die These auf, daß unsere Zivilisation nicht auf dem Sterbebette liegt, sondern sich auf dem Wege der Umwandlung befindet, daß ähnliche Krisen seinerzeit in China, Indien, Ägypten, Judäa und Rom
Zweckverbände ordnen die Menschen in Reih und Glied, nach Führern und Geführten. Nur durch das erstrebte Ziel sind ihre Mitglieder aneinander gebunden. Alle Staaten sind, zum mindesten seit sie Wohlfahrtsstaaten sein wollen, auch Zweckverbände. Sie wollen und müssen aber auch Kulturgemeinschaften sein. Diese bedürfen keines bestimmten Zieles. Darum können sie bestehen, ohne die vom Ziel ausgehende einigende Kraft. Kultureinheit bindet inniger aneinander als jeder Zweckverband, denn sie ermöglicht es dem Menschen, seine Umgebung so richtig zu verstehen und von ihr verstanden zu werden.
Wenn jetzt oft von einer Justizreform, sogar von einer „großen Justizreform“ gesprochen wird, so handelt es sich nicht um eine Änderung des materiellen Rechtes, nach dem der Richter zu entscheiden hat, sondern um den Aufbau der mit der Ausübung der Gerichtsbarkeit betrauten Behörden und die Prüfung, ob ihr gegenwärtiger Standort den Anforderungen der Gegenwart entspricht. Die geplante Veränderung soll auch die sachliche, nicht bloß die örtliche Zuständigkeit beeinflussen, so daß Rechtssachen, die bisher wegen ihrer inneren Beschaffenheit der einen Gerichtsgruppe zugewiesen
Der 1943, knapp vor seinem siebzigsten Geburtstag verstorbene Dichter Heinrich Suso Wal deck ist heute dem Gedächtnis seiner Landsleute fast entschwunden. Wenn irgendwo der schmal gewordene Besitzstand der österreichischen Gegenwartsdichtung gesichtet wird, fehlt sein Name, und dies nicht nur bei jenen, die allein die Diditung der Emigration od* eben noch Franz Kafka gelten lassen. Ich hege den Verdacht, daß viele, die heute über österreichische Dichter sprechen, das Werk Heinrich Suso Waldccks überhaupt nicht kennen. Zumeist ohne ihre Schuld. Die geringen Auflagen seiner Gedichte und
Zwischen den beiden Weltkriegen entstand als neues wissenschaftliches Spezialgebiet die Psychohygiene, die ihren Ursprung hauptsächlich aus der Medizin, Psychologie und Soziologie nahm und sich nach | anfänglich vorwiegend ethischer Orientierung immer mehr zu einer praktischen Wissenschaft entwickelte. Freilich erscheint uns ihr Bestehen ohne Anschluß an die Hierarchie der Werte fraglich. Die Psychohygiene hat in der Schweiz und in Frankreich ihre besondere Pflege gefunden; in beiden Ländern bestehen nationale Gesellschaften für Psychohygiene, in Basel sogar ein1 Lehrstuhl, an dem
Seitdem Shakespeare in -Maß für Maß“ inmitten einer märchenhaften böhmischen Geographie und eines durchaus londonerisdi-jakobinisch anmutenden Bühnenmilieus den Namen ..Vienna“ mit suggestiver Bestimmtheit gebrauchte, hat sich dieser vage Begriff von Wien und damit die Vorstellung von Österreich aus der Verschwommenheit einer Märchenlandschaft, die nur durch die Erwähnung von an ..Böhmen“ angrenzenden Ländern, wie Ungarn, Polen. Rußland, einige Realität gewinnt, in Englands Vergangenheit zu immer deutlicheren Umrissen verdichtet. So konnte Margaret Kennedy in ihrem
Am 16. Dezember 1944 trafen die Propsteikirche St. Jakob in Innsbruck zwei Fliegerbomben, sdilugen ihr Querschiffgewölbe ein und zerstörten zum größeren Teil auch die von Cosmas Damian Asam gemalten Dedkenbilder. Solange üie nationalsozialistische Herrschaft noch dauerte, durften keinerlei Sicherungsarbeiten vorgenommen werden, wodurch während des Winters begreiflicherweise noch weitere Sdiäden entstanden. Erst nach dem Zusammenbruch konnte man mit den Wiederherstellungsarbeiten beginnen, die durch den allgemeinen Arbeiter- und Materialmangel sehr behindert sind. Es ist das persönliche
Novemberabend. Die Geschäfte sind eben geschlossen. Durch Nebel - und Dämmerung hasten die Menschen nach Hause. An einer Straßenüberquerung stehen ein paar junge Mädchen.. „Ich geh' jetzt schnell heim, dann komm' ich wieder.“ „Fein du, dann treffen wir uns beim. ..“ (Name eines Vergnügungslokals). Wieder die erste: „Daheim ist es so langweilig, brr!“ Die zweite: „Ich geh' überhaupt nur noch zum Essen und zum Schlafen heim.“ Da gibt der Schutzmann die Straßenüberquerung frei, sie eilen davon.„Nur zum Essen und Schlafen.“ Familie ist hier nur noch
Die nachstehenden Ausführungen des um Geschichte und Landeskunde Tirols hochverdienten Gelehrten bilden ein Bekenntnis zu den Grundsätzen des historischen Föderalismus, der besonders aus Tirol vom Beginn der ersten Verfassungsversuche an seine kompromißlose Vertretung fand. Es ist das Verdienst seiner Vorkämpfer, daß im bewegten Wandel der österreichischen Verfassungsgeschichte doch das Prinzip des Bundesstaates gewahrt worden ist, sogar in der ersten österreichischen Republik schärfer herausgearbeitet werden konnte. „Die Furche
Seit zwei bis drei Jahrzehnten hat sich im Wirtschaftsleben die Praxis eingebürgert, bei der Auslese der Arbeiter und Angestellten psychologische Verfahren anzuwenden. Ihre typische Ausprägung fanden diese in der sogenannten „P s y c h o t e c h-n i k“, von der ein kleines Teilgebiet die Eignungspsychologie, Bedeutung gewann. Seit jeher — auch heute noch — wird die Ausbildung in einem Beruf, ob handwerklichen oder industriellen, einfachen oder „höheren“, gewöhnlich von Schulzeugnissen und Aufnahmsprüfungen abhängig gemacht, also von einem Nachweis besti nm-ter Kenntnisse. Die
In und um den Dreißigjährigen Krieg bildeten sich etliche literarische Vorwürfe zu Volksbüchern und Volksschauspielen aus, die im offenkundigen Gegensatz zum Geist und zur Gesittung ihrer Zeit ständen. Da schuf zum Beispiel der Tiroler Leibes- und Seelenarzt Dr. Hippolyt Guarinoni die Legende von der Bauernmagd Notburga, die nichts anders will als ihrem Herrgott und ihrem Bauern treulich zu dienen. Inmitten unter den geldgierigen Knappen und Goldsuchern entstand die Umdichtung des Faustbuches in dem Sinne, daß nicht der Kampf zwischen Wissen und Glauben, sondern zwischen Abfall und Gnade
Eine ausländische Zeitung hat berichtet, daß Raffaels „Sixtinische Madonna“ von Dresden in das große Museum Eremitage in Leningrad überführt wurde.Wie stand bei diesen wenigen Worten das Erinnern mächtig auf. Die Sixtinische Madonna! Tausende werden ihrer in Dankbarkeit und Treue gedenken. Es war das Bild nicht ein Heiligenbild im gebräuchlichen Sinn, auch nicht nur ein gewaltiges Kunstwerk. Es war die Schöpfung eines gottbegnadeten Meisters, das die Seelen aufreißen konnte und die Herzen im Tiefsten packte. Man hat sie auch die „Madonna der Ungläubigen“ genannt. Und wer je
Haben' wir Zeit, über Humanismus zu reden? Heute, da es gilt, aus Trümmern eine neue Welt christliche! Ordnung aufzubauen; heute, da grundlegendere Dinge in Frage stehen als entlegene Kulturprobleme; und vor allem heute, da die Welt wahrlich kein humanistisches, ja weithin kaum ein humanes Gepräge trägt? Was liegt ihr ferner als Humanismus? Wo ist heute das klassische Gesetz der Mitte, wonach in Maß und Zucht und Form das Wahre, Gute, Schöne sichtbar wird? Solche Normen sind längst durchbrochen und scheinen weggefegt im Wirbel entbundener Kräfte. Oft ist es fast, als würden
Zum Allerschönsten, was das alte Rom zu bieten hat, gehört es, durch die Ruinen der von Augustus, Tiberius, Vespasian, Domitian und Septimius Severus erbauten Kaiserpaläste zu streifen. Ähnlich wie der Name Casars — Kaiser, Zar — zur allgemein europäischen Bezeichnung der höchsten Herrscherwürde geworden ist, haben alle glanzvollsten herrschaftlichen Wohnsitze der Welt, haben alle Pfalzen, Paläste und Palasse ihren Namen den kaiserlichen Prunkbauten am Palatin entlehnt. Die Erinnerung an den einstigen Glanz gibt diesen ausgedehnten, aber heute so stillen Ruinen den höchsten Reiz
Südlich von Innsbruck, am Hang des Plumesköpfls, fast ganz eingebettet vom Wiesen- und Waldgelände, liegt ein Einzelhof. Hier lebt und schafft der Innsbrucker Universitätsprofessor Dr. Hermann Vopfaer in Stille und Zurückgezogenheit. Seine geliebtea Berge und eine idyllische Ländlichkeit umgeben ihn. In diesem Landsitz seiner Vorfahren hat er die meisten seiner großen Werke abgeschlossen. Hier hofft er, auch die letzte und schwerste Ernte einzubringen, die ihm in rund 50 Jahren unentwegten Forschem herangereift ist.Das durchgeistigte Gesicht und die stattliche, vornehme Erscheinung
Aber nicht deshalb neig' ich die Stirne in bangender Trauer, Weil du, mein Vaterland, ganz auf dich selber gestellt. Proben kannst du die eigene Kraft, die Kraft des Gerechten,Und es sinkt und es steigt ewig die Woge der Zeit---Und du bist noch mein Wien, noch ragt zum Himmel dein Turm auf. Uralt mächtiges Lied rauscht ihm die Donau hinan.Und so wirst du bestehn, was auch die Zukunft dir bringe.Dir und der heimischen Flur, die es umgrünt und umblüht.Sieh, es dämmert der Abend, doch morgen flammt wieder das Frührot,Und bei fernem Geläut segnet dich jetzt dein PoetFerdinand v. Saar:
In Zeiten großer politischer und kultureller Not fliehen viele aus der Trübsal des öffentlichen Lebens und suchen Zuflucht in der Heimat und ihrer stillen Schönheit. Die Versenkung in die Heimat darf aber nicht zu selbstsüchtigem Vergessen auf jene Pflichten führen, welche echte und folgerichtige Liebe gegen Heimat und Heimatvolk auferlegen.Was ist nun Heimat? Heimat ist ein Stück Landes, mit dem unsere gesamten Lebenskräfte aufs engste verwachsen sind. Je ausgeprägter die Sonderart unserer Heimat ist, desto ausgeprägter ist auch unser Heimatgefühl. Neben dieser engeren Heimat, die
Österreich ist als kohlenarmes Land auf möglichste Ausnützung seiner Wasserkräfte angewiesen, deren Energie bekanntlich in Form des elektrischen Stromes den Verbrauchern zugeführt wird. Nun läßt sich elektrische Energie unmittelbar nicht speichern. Will man den zeitlichen Unterschied zwischen dem Anfall der Wasserkraft und dem Bedarf der Verbraucher überbrücken, dann muß das Wasser selbst in Staubecken gespeichert oder der elektrische Strom in andere, speicherfähige Energiearten umgewandelt werden. Leider sind die Möglidikeiten, Staubecken anzulegen, geographisch beschränkt, sie
Ober naturliche und außer natürliche Dinge werden im theologischen Sinne streng geschieden, nicht aber im gewöhnlichen Sprachgebrauch, auch nicht im medizinischen. Häufig wird das erstere, also die Super-naturalia im weiteren Sinne, zum Gattungsbegriff für ein großes Gebiet, in dem wir, vom Okkultismus und Spiritismus angefangen, alles „Metaphysische“ vertretenfinden, bis zur wahren Mystik und Stigmatisation. Strenggenommen dürften indessen nur letztere Erscheinungen als übernatürliche bezeichnet werden, erstere aber als außernatürliche. Weder das eine noch, das andere hatte bis
Rom, im Oktober 1945 Die Fahrt von Florenz nach Siena führte ms durch das Hügelland von Toscana, das zu den anmutigsten Landschaften von Italien gehört. Das Auf und Nieder des welligen Bodens, die silbernen Ölbäume und dunklen Zypressen, die Landhäuser und Kastelle, die verblauenden Höhen im Hintergrunde — das alles konnten wir am frühen Vormittag und von der Fahrt noch nicht ermüdet, um so behaglicher genießen, als auch hier die Straßen gut repariert und von Kriegsschäden kaum etwas zu merken war. Erst als wir bei Poggibonsi die Bahnlinie überquerten, säumten unseren Weg
Florenz, im Oktober 1945 Die Oktobersonne hatte sich verkrochen nd in den Gängen des Giardino Boboli, die von streng geschnittenen Bäumen und Gebüschen gebildet werden, herrschte schon herbstliche Kühle und Düsterheit. Plötzlich aber riß mich ein überraschender Anblick aus meinen melancholischen Betrachtungen. Ich war nämlich gerade an das Ende eines Laubenganges gekommen, das auf einen freien Platz mündete. Dieser Platz, sonst wohl ein farbenprächtiges Blumenparterre, war freilich der Not der Zeit entsprechend in einen Acker verwandelt worden, aber im Rahmen der dunkelgrünen
Der Meister einer umfassenden bedeutenden Epoche der deutsdien Chirurgie, der unerreichte Lehrer und Begründer einer lange Zeit beherrschenden Schule, der unentwegte Künder des ärztlidien Ethos — die Grabschrift der Nachwelt, die dem Hügel Anton von Eiseisbergs für immer zum Zeichen wird, gilt dem Manne, dessen jähem Erlöschen in einer Zeit der geistigen Vergewaltigung und moralischen Zerrüttung die Trauer und das dankbare Erinnern versagt wurde.Das wiedererwachte Österreich steht in treuer, unveränderter, stolzer Verehrung an diesem Grab, das einen seiner wahrhaft größten Söhne
Das Dorf ruht im Mittag. Doch wenige hundert Schritt über ihm rauscht nie endendes Leben im grünen Gewipfel. Ächzend fährt der Bergwind über den steinigen Hang. Er strählt das steife Grashaar. Er striegelt das struppige Strauchzeug. Er singt seinen dunklen, geheimnisvollen Sang, und das Tal zu Füßen der Höhen lauscht ihm atemlos wie ein Kind dem geschichtenerzählenden Ahn. Er wüßte viel Wundersames zu sagen, dem, der seine Sprache verstünde. Er war schon zur Zeit, da längst geschmolzenes Gletschereis/' das Gesicht von Berg und Niederung formte. Er wird noch sein, wenn der
Die heutige deutsch-italienische Sprachgrenze, wie sie im Wesen unverändert, seit Jahrhunderten besteht, verdankt ihre Dauerhaftigkeit nicht zum wenigsten ihrem Anschluß an Grenzlinien, wie sie von der Natur vorgezeichnet sind. Das ist in einer Zeit, da Imperialismus und Faschismus den klaren politischen Verstand noch nicht eingenebelt hatten, auch von Italienern erkannt worden.So wandte sich Antonio Gazzo-1 e 11 i („La questione del Trentino“. Milano 1860, S. 38) gegen jene seiner Landsleute, welche damals mit der Angliederung des von Italienern bewohnten südlichsten Teiles Alttirols