ist Jurist, Schriftsteller und lehrt an der Universität Klagenfurt/Univerza v Celovcu. Er ist Herausgeber von zwei Anthologien zur slowenischen Literatur.
„Slowenien ist für mich erst Slowenien geworden“: Erinnerungen eines Grenzgängers an das Land „auf der Sonnenseite der Alpen“, das bis 1991 frank und frei Jugoslawien war.
Vor 300 Jahren wurde Erzherzogin Maria Theresia Walburga Amalia
Christina geboren. 40 Jahre lang regierte sie ein Imperium, von
Böhmen bis Norditalien.
Peter Rosei ist ein Romancier par excellence, hat sich aber während seines gesamten Schriftstellerlebens immer auch mit gesellschaftspolitischen Fragen auseinandergesetzt. In seinen Essays, die in den letzten zehn Jahren entstanden und in Tageszeitungen sowie Literaturzeitschriften und nun in dem Sammelband "Was tun?" veröffentlicht wurden, zeigt sich der Autor unterwegs zu eigenen Ansichten, sozusagen zu Selbstvergewisserungen, und zwar in einer Sprache, die weit über das übliche österreichische Aufsatzdeutsch sogenannter Intellektueller reicht, zumal der promovierte Jurist Sprache und
Zwei Wochen lang studierte Franz Kafka Chemie, das Jusstudium
absolvierte er in sieben Semestern. Am 18. Juni 1906 wurde er in Prag
zum Doktor der Rechte promoviert. In den Werken des späteren
Schriftstellers wird das Studium seine Spuren hinterlassen.
Der ungarische Schriftsteller Ferenc Barnás wurde in einige Sprachen übersetzt und für seine Werke mehrfach ausgezeichnet. Im deutschsprachigen Raum ist er noch zu entdecken. Geboren wurde er 1959 in Debrecen und studierte in seiner Heimatstadt, in Budapest und München. Er absolvierte das Studium der Literatur und Ästhetik und dissertierte über das Weltbild Hermann Hesses.Sein nun ins Deutsche übersetzter Roman "Der Neunte" hatte bei den ungarischen Kritikern großen Erfolg und erschien bereits 2009 in englischer Sprache, worauf er in den USA mit dem Three-Percent-Preis ausgezeichnet
Der filmische Untersuchungsrichter, der in der ORF-ZDF-Koproduktion "Das Attentat - Sarajevo 1914" im Hauptabendprogramm vorgeführt wurde, hatte mit Leo Pfeffer, der vor einhundert Jahren das Attentat von Sarajevo aufklären sollte, wenig -bis gar nichts - zu tun. Die Fakten seines Namens und der Tatsache des Prinzenmords stimmten mit der österreichisch-ungarischen Realität überein. Eigentlich wenig, wenn nicht nur Geschichtsklitterung betrieben werden soll.In den historischen Quellen ist von seiner Verliebtheit in eine schöne Serbin -wie sie der Film vorspielt -nichts überliefert. Nicht
Das Sarajevo-Attentat jährt sich am 28. Juni zum einhundertsten Mal.
Aus heutiger Sicht, meint der Jurist und Schriftsteller Janko Ferk,
könnte man die Frage stellen, ob Gavrilo Princip tatsächlich der
Doppelmörder war.
Die Erinnerungen der ORF-Legende Paul Lendvai spiegeln ein Stück Zeitgeschichte wider und verbinden Österreich-Liebe mit Weltoffenheit."Die allerwichtigste Lehre“, meint Paul Lendvai, der Doyen des österreichischen Qualitätsjournalismus, "waren für mich die Toleranz und der Respekt für die Andersdenkenden.“ Gelernt habe er diese Tugenden in einem vielkritisierten Land, nämlich in Österreich, wo er das werden konnte, was zu seiner Passion geworden ist: "Ja, ich liebe meinen Beruf sehr. Der Journalismus ist ein außergewöhnliches Metier.“ Lendvai ist ein Vollblutpublizist - und
Schriftsteller bringen sich in Diktaturen mit ihrer Arbeit nicht selten in Lebensgefahr. In Österreich hat die Autorengefährdung andere und dennoch (tod)ernste Gründe.Kürzlich habe ich in der Samstagsbeilage einer Wiener Tageszeitung eine Aufsatz-Studie eines Innsbrucker Sozialwissenschaftlers gelesen, die mir nicht unbedingt Angst gemacht, mich aber doch so weit beunruhigt hat, dass ich mir meine Aufgeregtheit, wie man so schön sagt, "vom Leib schreiben“ muss …In der Zeitung, die ich gelesen habe, hieß es im sogenannten Vorspann wortwörtlich: "Die Lebenserwartung österreichischer
Die ehemalige Schmalspurbahnstrecke von Triest über Portoroˇz bis Poreˇc ist heute ein lohnender multinationaler Radwanderweg.Die Schmalspurbahn führte von Triest über Koper, Portorozˇ und Buje bis Porecˇ. Seit dem Jahr 1902 wurde sie von den k. k. Staatsbahnen betrieben, nach dem Zerfall Österreich-Ungarns übernahm die Italienische Staatsbahn den Betrieb und legte ihn im Jahr 1935 still. Heute ist die sanierte Trasse ein multinationaler Radwanderweg, der in drei Ländern, nämlich Italien, Slowenien und Kroatien, rund 110 Kilometer lang ist. Die Parenzana ist einerseits
Den Volksschülern wird es gleichsam hinter die Ohren geschrieben. Den Hauptschülern auch. Nur künftige Minister scheinen es nicht verinnerlichen zu wollen, dass man nicht abschreibt.Für den materiellen Diebstahl, und sei es aus Not jener einer Wurstsemmel, stehen in unseren Breitengraden tagtäglich Täterinnen und Täter zu Recht vor Gericht. Der geistige Diebstahl aber, der um keinen Deut weniger kriminell ist, wird heute noch immer als eine Art Kavaliersdelikt mit Achselzucken abgetan. In letzter Zeit mehren sich erfreulicherweise die Zeichen für einen Paradigmenwechsel. Bald wird
Einer der profiliertesten Diplomaten des Landes feiert am 26. August seinen 65. Geburtstag: Wolfgang Petritsch, zurzeit als Österreichs Botschafter bei der OECD in Paris akkreditiert.Meine Freundschaft mit Wolfgang Petritsch hat zweifellos einen ungewöhnlichen Beginn. In beinahe märchenhaft entfernter Zeit war ich Schulsprecher des Bundesgymnasiums für Sloweninnen und Slowenen in Klagenfurt/Celovec und hatte die Vorstellung, Bundeskanzler Bruno Kreisky zu einer Diskussion über die Kärntner Slowenen im Vergleich zu den Südtirolern einzuladen. Die Idee war so provokant gedacht, wie
Ein Eingriff in ein abgeschlossenes literarisches Werk, und sei es eine Bundeshymne, steht niemandem zu, auch nicht der Mehrheit eines National- oder Bundesrats.Nicht immer, wenn Österreich etwas "auf die lange Bank schieben“ will, hat es tatsächlich wichtigere Probleme zu lösen. Diesmal ist es jedoch so. Die Umdichtungsintentionen für die Bundeshymne sind wahrlich keine wichtige Angelegenheit, sondern eine Gender-Spitzfindigkeit ärgerlicher Art. Zum besseren Verständnis: Nicht das Gendern ist übel, dagegen ist nichts einzuwenden, sondern das respektlose Umdichten. Wer je so etwas wie
Kaiserin Maria Theresia, Papst Paul III. und Kaiser Franz Joseph gehören zu seinen Vorfahren. Seit der Kärntner Hocharistokrat Ulrich Habsburg-Lothringen Bundespräsident werden will, kennt ihn die ganze Republik."In Österreich darf jeder alles werden“, sagt Ulrich Habsburg-Lothringen, "auch ehemalige Nationalsozialisten. Nur mir wird das Amt des Bundespräsidenten verwehrt.“ Der Kärntner Habsburger meint es so bitter, wie es klingt. Auch Rudolf Graf von Habsburg, der Begründer der Dynastie, der aufgeklärte Reformer Joseph II. und der selig gesprochene Kaiser Karl sind seine
Ulrike Draesner macht aus der Liebe eine Wissenschaft für sich.Die 48-jährige Berliner Schriftstellerin Ulrike Draesner ist längst keine Unbekannte mehr. Mit ihrer ausgearbeiteten Sprache, der komplexen Themenwahl und vor allem dem spannungsreichen Bezug auf zeitgenössische Fragen überzeugt sie seit Langem. Immer wieder gelingt es ihr, Sehnsüchte und Tabus unseres Jahrhunderts überraschend darzustellen. Entwicklungen in den Naturwissenschaften werden ebenso aufgegriffen und weitergedacht wie kulturelle Verhaltensweisen.In Draesners neuem Roman "Vorliebe" steht die Astrophysikerin
Ein literarisches Wagnis: Dagmar Leupold lässt in ihrem Roman Heinrich von Kleist und Ulrike Meinhof über die Distanz von zwei Jahrhunderten hinweg Menschheitsfragen verhandeln.Dagmar Leupold habe ich immer für eine besondere Schriftstellerin gehalten. Das neue Buch bestätigt mein positives Vorurteil. Sie schreibt keine bildungsbürgerliche Dienstleitungsprosa wie andere ihrer Generation oder noch ältere Herren, sondern Bücher mit überraschenden Ideen und einer lebendigen Sprache. Mit ihrem Roman „Die Helligkeit der Nacht“ verleiht sie einem eher vergessenen Genre neuen Schwung: dem
Boris Pahor schreibt eine europäische Kulturgeschichte anhand eines Triestiner PlatzesBoris Pahor ist mittlerweile 96 Jahre alt - und hat viel erlebt. Als Triestiner wurde er im Jahr 1940 vom italienischen Militär eingezogen, vier Jahre später von der Gestapo verhaftet und nach Dachau gebracht, bis Kriegsende lernte er vier Konzentrationslager kennen. Danach verarbeitete er seine Erlebnisse in mehreren Büchern, die aus dem Slowenischen vor allem in das Französische, aber auch in das Deutsche übersetzt wurden. Seit einiger Zeit gilt der italienische Slowene als immer weniger geheimer Tipp
Warum Recht nicht gerecht ist, erklärt der Jurist und Journalist Rolf Lamprecht. Viele mögliche Lösungen gibt es, aber nicht die eine gerechte Regelung.Die Gerechtigkeit ist ein Grundgedanke und eines der unerschöpflichen Themen der Menschheit. Diese Frage beschäftigt nicht nur Philosophen und Juristen, sondern jedes soziale Wesen, das in Bezug mit anderen lebt. Als Begriff wird die Gerechtigkeit von mehreren Lehren in Anspruch genommen, vom Recht, der Tugend oder der Religion. Sie bezieht sich auf Menschen sowie ihre Handlungen und jeder Mensch hat ein mehr oder weniger ausgeprägtes
Bernhard Schlink hat mit "Das Wochenende" einen spannenden deutschen Terroristenroman geschrieben.Nur für einen erfahrenen, gebildeten und politisch bedachten oder begabten Schriftsteller ist es ratsam, sich in einer Textsorte wie dem deutschen Terroristenroman zu erweisen. Kein Zweifel, Bernhard Schlink besteht auf seine Art, und beweist, dass man nicht scheitern muss, wenn man sich diffiziler politischer Themen aus Europa annimmt.Der Jurist und Autor Bernhard Schlink erzählt in seinem Roman "Das Wochenende" über die ersten Tage eines amnestierten Terroristen in Freiheit. Nach
Montesqieu auf Bundesdeutsch: Georg M. Oswald hat eine lässige Rechtssatire geschrieben.In Österreich schreiben die Richter Bücher, in den Vereinigten Staaten von Amerika, den Niederlanden oder der Bundesrepublik Deutschland die Rechtsanwälte. Georg M. Oswald, Advokat in München, ist mit dem Roman "Alles, was zählt" bekannt geworden. Auch sein neuer Roman verdient Aufmerksamkeit.Die deutschen Rechtsanwälte sind offensichtlich mutig, wählen sie als Paten für die Titel ihrer Dichtungen doch einfach die größten Staatsphilosophen. Oswalds Überschrift stammt vom Opus magnum
Der Jurist und Experte für Menschenrechte Thomas Buergenthal erzählt seine Kindheit.Thomas Buergenthal ist ein Autor, der hierzulande noch keinen Namen hat, aber einen bekommen könnte, weil er ein Buch geschrieben hat, das Beachtung verdient. Im Jahr 1934 im slowakischen Lubochna geboren, hätte seine Kindheit eine behütete und glückliche werden können, wenn nicht ein Wahnsinniger die Zeitläufte bestimmt hätte.In diese Kindheit brechen nämlich die Deutschen ein. Die Familie muss nach Polen fliehen, wird dort verhaftet und in das Getto gesperrt, weil sie jüdisch ist. Als Thomas kaum
Komasaufen: dieses Wort findet der Leser in der 24. Auflage des Duden noch nicht, obwohl es heißt, in diesem Standardwerk seien alle Neuwörter der letzten Jahre angeführt. Koma, komatös und alle anderen Vokabeln trifft man im Buch an, nur nicht die zur tiefen Bewusstlosigkeit führende Alkoholisierung einer Person. Dabei muss diese sinnlose Anstrengung bereits dem großen Gelehrten, Pädagogen und Mann der Wörter, Konrad Duden, bekannt gewesen sein.Als im Jahr 1876 die Schüler des Hersfelder Gymnasiums so genannte "Sauf-Curse" zur Ehrensache machten und die "Saufwut" als Mutprobe galt,
Gottfried Wagner und Abraham Peck im "Post-Holocaust-Dialog".Der Holocaust ist zu riesig, zu bösartig und zu gewalttätig, zu mörderisch: Man kann ihn durch die Lektüre von Büchern oder das Anschauen von Filmen nicht in den Griff bekommen. Zwei Deutsche, die nach dem Zweiten Weltkrieg in der Nähe einstiger NS-Hochburgen, und zwar in Landsberg und Bayreuth, auf die Welt kamen, bemühten sich, eine Art Heilung und vielleicht den Beginn eines wirklichen Dialogs zwischen Deutschen und Juden zu erreichen. Das Ergebnis liegt mit dem Titel Unsere Stunde Null als Buch aus Wien vor.Gottfried
Ein Roman über das Aufbegehren, die Hoffnung und die harte Realität: Jens Wonnebergers Roman "Die Pflaumenallee".Jens Wonneberger lässt in seinem Roman Die Pflaumenallee auf Parkbänden über die Welt philosophieren. Bergheimer, ein Mann, der es gewohnt ist, "auf harten Bänken zu sitzen, … ein Leben lang", trinkt nicht übermäßig, obwohl er die Bierflaschen "unter der Bank hervorholt" - und sein leichtes Hinken könnte man übersehen. Er hält Termine ein und würde Jobangebote nicht sofort ausschlagen. Der Haken ist: niemand braucht ihn.Nur einer lässt sich "vollquatschen", nämlich
Erich Loest "berichtet" über DDR-Prozesse und deren Unkosten.Abhandlungen und Bücher über Prozesskosten sind meist nur sachlich und - außer für den besonderen juristischen Feinspitz - eher unspannend. Grundsätzlich werden im Prozess die Kosten dem Sieger zugesprochen oder bei entsprechendem Ausgang gegeneinander aufgehoben. Die Prozesskosten, von denen der Schriftsteller Erich Loest "berichtet", hat mit Sicherheit er selbst ersetzt.Im Gegensatz zu den üblichen forensischen Kosten sind jene Erich Loests Unkosten, die einem die Geschichte einer bewegten Zeit abverlangt. Er erzählt von
George Steiner denkt über das Denken nach.Gewisse Weisen des Denkens seien, meint der Oxforder Lord-Weidenfeld-Lehrstuhl-Inhaber George Steiner, wie die Atmung resistent gegen jegliche Art der Störung. Wir könnten kurzzeitig den Atem anhalten, es sei aber nicht evident, dass wir gedankenlos sein könnten. Diese Gedankenlosigkeit wäre gleichsam ein Wohnen im Nichts, zumal "wir die Welt mittels des Denkens (bewohnen)". Das Überlegen trage eine Erbschaft der Schuld in sich, sei unzertrennbar mit Melancholie verbunden und wir wüssten nicht, was es sei und woraus es bestehe. "Das Denken ist
Die Ursprungsidee beruht auf der Geschichte seines Großvaters: Mark Buhl kann sie raffiniert und spannend umsetzen.In der deutschsprachigen Literatur sind - vor allem bei den Wichtigtuern und-machern - die so genannten Kanons über alles beliebt. Der eine und andere Literaturkardinal kann deshalb seine geistesschweren Bücherkoffer edieren. Langsam ließe sich in der bundesdeutschen Belletristik gleichsam ein Bewältigungskoffer zum Nationalsozialismus montieren, wobei verdutzt, dass die Autorinnen und Autoren noch immer an dieser Zeit würgen, obwohl sich bereits ein anderes interessantes
Hans Magnus Enzensbergers Erzählung "Josefine und ich" belauscht zwei Menschen bei ihren Teegesprächen.Hans Magnus Enzensberger, ein Fixstern der bundesdeutschen Literatur und Intellektuellenszene, hat nach mehr als drei Jahrzehnten wieder eine Prosa veröffentlicht, die erste für erwachsene Leser nach dem Roman Der kurze Sommer der Anarchie, der im Jahr 1972 erschienen ist.Er hat sich vor allem mit Gedichten und viel beachteten Essays von der erzählenden Literatur ferngehalten.Samt in den HändenNun überrascht er seine Lesergemeinde mit einem ein bisschen anderen Buch. Schon die
Peter Roseis bemerkenswerte und gar nicht so kleine Schriften.Peter Rosei gilt unter den maßgebenden österreichischen Gegenwartsschriftstellern gleichsam als Synonym für den Nomaden oder um eine Schattierung nobler ausgedrückt, als der große Reisende. Er ist nicht nur in Europa oder Japan anzutreffen, sondern - wie ungewöhnlich gewöhnlich - auch im Kärntner Rosental. Deshalb stehen in seinem Opus neben belletristischen Büchern Reisereportagen und Arbeiten, die dem Weltenbummler ein beredtes Zeugnis ausstellen.In den nun gesammelten "Kleinen Schriften" berichtet Peter Rosei aus allen
Die Neuübersetzung eines Klassikers der Weltliteratur ist Erwin Köstler mustergültig gelungen: "Martin KacÇur" von Ivan Cankar.Ivan Cankar gehört neben Oton ZupancÇicÇ, Pavle Zidar, Boris Pahor oder Niko Grafenauer und anderen zu den bestimmenden Schriftstellern der slowenischen Literatur der letzten einhundert Jahre und ist der bedeutendste Vertreter der slowenischen Moderne. Sein Gesamtwerk umfasst über dreißig Bände, vorwiegend Dramen, Gedichte, Erzählungen und Romane. Cankars kritischer schriftstellerischer Blick galt den sozialen und nationalen Problemen seiner Zeit, die ihm
Josef Haslinger erzählt von "Zugvögeln" mit Heimatbedarf.Letzthin habe ich in einem wichtigtuerischen und nicht besonders intelligenten Rezensionsschlenkerer wieder einmal gehört, Josef Haslinger sei "der Amerikaner unter den österreichischen Schriftstellern". Diese unsinnigen Erkenntnisse werden mit dem Vorhandensein seiner großen Romane "Opernball" und "Das Vaterspiel" begründet. Zwei, ach so amerikanisch-dicke Wälzer. Für mich ist Josef Haslinger ein durch und durch realistischer österreichischer Dichter.Kompetente DifferenzHaslinger hat durch die verschiedenen Phasen seiner
Thomas Lang erzählt einen archaischen Vater-Sohn-Konflikt.Thomas Langs neuer Roman "Am Seil" überrascht zunächst mit zwei Eckpunkten, deren Positionierung die denkbar diametralste ist. Der Gebrauch von Comicheftchenwörtern, denen keine stilistische Funktion zukommt, woran auch die Kursivschreibung nichts ändert, bis zum Überdruss, erstaunt mehr als er erheitert oder entspannt: Blubb, Flapp, Huoo, Klack, Klick, Krrrrmmppfft, Kscht, kscht, platsch, Schluck, Schlurfschlurf, Sssst, Tock, Uaaaooa, Wumms, Zack. Die vor einem Jahr verstorbene Übersetzerin der Disney-Comics, Erika Fuchs, hätte
Hans-Ulrich Treichel verpackt in seinen Roman "Menschenflug" humanistische Bildung. Sein Held zieht notwendige Zwischenbilanz.Hans-Ulrich Treichel, der Leipziger Literaturprofessor, beweist nach mehreren erfolgreichen Büchern, dass er auch mit dem neuen Roman "Menschenflug" nicht abstürzt, nicht einmal ins Trudeln kommt. Einer, der kürzlich, und zwar gemeinsam mit Josef Haslinger, den Sammelband "Wie werde ich ein verdammt guter Schriftsteller" herausgegeben hat (Die Furche, 26. Mai 2005, S. 19), weiß, worauf es beim Schreiben ankommt.WeiterschreibenDer Vorgänger dieses Romans, der im
Bernhard Schlink schreibt über konvergente Bereiche des Lebens und der Literatur.Das multiple Talent Bernhard Schlink ist schon wegen seiner Vielseitigkeit ein besonders interessanter Schriftsteller. Der einundsechzigjährige Deutsche mit Berliner und New Yorker Wohnsitz ist angesehener Jurist, nämlich Rechtsprofessor sowie Verfassungsrichter, und erfolgreicher Schriftsteller. Ungewöhnlich für die deutschsprachige Gegenwartsliteratur ist Schlinks handfestes und aktionsreiches story telling nach angelsächsischem Muster, das er - auch im neuesten Buch - mit Selbstreflexion verbindet.Seine
Fragen nach der kulturellen Identität Europas.In vielen - wichtigen und weniger wichtigen - politischen Debatten wird gegenwärtig die Frage nach den Werten und der kulturellen Identität Europas aufgeworfen. Eine umfangreiche Publikation, die man durchaus als Handbuch bezeichnen könnte, beschäftigt sich aus geistes- und sozialwissenschaftlichen Aspekten mit aktuellen Problemen, beispielsweise mit der europäischen Verfassung, insbesondere ihrer Präambel und der Fragestellung nach der Formulierung eines Gottesbezugs.Auch nach den Grenzen der Erweiterbarkeit der Europäischen Union wird
25 Jahre "Nova revija": Eine Zeitschrift, die Slowenien veränderte.Es gibt kein Land, das in seiner Geschichte festhalten könnte, es sei aufgrund einer Literaturzeitschrift entstanden. Keines - außer Slowenien, in dem in diesen Tagen seit der Gründung der Literaturzeitschrift Nova revija (Neue Revue) 25 Jahre vergangen sind.Vor fünfundzwanzig Jahren haben nämlich führende slowenische Schriftsteller und Intellektuelle, und zwar Niko Grafenauer, Tine Hribar, Dimitrij Rupel, heute der Außenminister des Landes, Boris A. Novak und Andrej Inkret mit der Unterstützung von weiteren sechzig
Der österreichische Staatsvertrag und die Kärntner slowenische Literatur seit 1945.Am 15. Mai jährt sich zum fünfzigsten Mal die Unterzeichnung des Staatsvertrags von Wien. Eines Vertrags, der Österreich neben Rechten - es wurde frei - auch Pflichten auferlegt hat. Eine vielschichtige Verpflichtung ist im Artikel sieben normiert, in dem die "Rechte der slowenischen und kroatischen Minderheiten" in Österreich reguliert sind. An der so genannten politischen Durchführung mangelt es, wie der interessierte Österreicher weiß, bis heute. Das Recht wird im formalen Bereich mit Gewissheit
Peter Roseis Romanwege führen in die Hauptstadt der österreichischen Nachkriegsrepublik.Peter Roseis umfangreiches Werk zeichnet sich durch große Vielfalt aus und weist trotzdem einen charakteristischen Bezugspunkt auf: Zeit seines (Schriftsteller-)Lebens ist Rosei ein Reisender durch viele Weltgegenden. Das Reisen ist ein zentrales Motiv und Thema seiner Literatur. Nicht jeder seiner Wege ist freilich auf einer Landkarte eingezeichnet. Das Lesen eines Rosei-Buchs ist immer auch eine Art Forschungsreise.Das neue Werk ist zwar kein Reiseroman, der Leser kommt aber trotzdem weit herum. Die
Friedrich Christian Delius schreibt über dunkle Schatten deutscher Geschichte.Während des Dritten Reichs wurde im Jahr 1934 der Volksgerichtshof als Sondergericht für politische Straftaten eingeführt. Vor ihm standen bis zum Zusammenbruch des Regimes insbesondere Mitglieder der Widerstandsbewegungen. Der bundesdeutsche Jurist Rudolf Weber- Fas, Richter an einem obersten Bundesgericht und Universitätsprofessor, konstatiert Jahrzehnte später, dass Freislers Volksgerichtshof ein Ausnahmegericht war, das nach den Prinzipien des Grundgesetzes verfassungswidrig wäre. Und weiter heißt es bei
R. P. Gruber will gegen die Poesie argumentieren.Reinhard Peter Gruber war sozusagen bis gestern ausschließlich als (Prosa-)Schriftsteller bekannt. Nun ist er mit dem Band "Zweimal 100 Gedichte gegen Gedichte" auch zum Dichter geworden, nicht ohne die Dichter programmatisch aufzufordern, "Werdet endlich / Schriftsteller!"Gedichte sind, wie der Neo-Dichter doziert, alles: Schön, berührend, witzig, traurig und manchmal sogar poetisch. "Vielleicht sind Gedichte", schreibt Gruber, "so etwas wie / ein Herumfuchteln in der Luft." Auch sind sie ständig irgend jemandem gewidmet. Jedenfalls gibt es
Aus Bruchstücken baut Dagmar Leupold die Gestalt ihres Vaters.Die deutsche Schriftstellerin Dagmar Leupold ist vor allem mit ansprechenden Gedichtbänden bekannt geworden. Mit einem Thema, das sie wohl Jahre intensiv eingenommen hat, beschäftigt sie sich nun im "Roman eines Lebens" über ihren - 1913 in der deutschsprachigen Enklave Bielitz in Polen geborenen und 1986 verstorbenen - Vater Rudolf Leupold.Als der Vater im Sterben liegt, muss sie noch vor seinem Tod wieder abreisen, und als er beerdigt wird, kommt sie wegen einer Flugzeugpanne zu spät, so dass der Abschied misslingt. Die
Endlich auch auf Deutsch erhältlich: "Frau Judith", ein Klassiker von Ivan Cankar.Sämtliche österreichische Klassiker sind in die slawischen Sprachen übersetzt, umgekehrt müsste man nach Werken geradezu fahnden.Diese Behauptung könnte man lediglich für den slowenischen Jahrhundertschriftsteller Ivan Cankar (1876-1918) nicht mehr apodiktisch aufstellen, seit ihn Erwin Köstler in das Deutsche übersetzt. Mittlerweile liegen in einer Werkausgabe neun der rund dreißig Werke Cankars in adäquaten Übertragungen vor, die neueste ist der Roman "Frau Judit".Fin de siècleWie eine Legion
Sabine M. Grubers antimoderner Werberoman.Die vielseitige Sabine M. Gruber hat kürzlich zwei Bücher veröffentlicht, einen Bestseller über die Sprachbilderwelt des Dirigenten Nikolaus Harnoncourt und ein Buch über einen jungen, weniger berühmten Mann, über Michael, der träumt, Dichter zu werden.Seine Geschichte dokumentiert ein ungewöhnlicher Erzähler, der zwar alles sieht und weiß, aber unsichtbar bleibt, zumal er bis zuletzt "nicht berufen [ist], in die Geschehnisse, die sich [...] zutragen, einzugreifen". Michael zieht rund um den Pseudofeiertag Halloween in ein Haus ein, das er
Es gilt, im deutschsprachigen Raum einen slowenischen Dichter zu entdecken, der exemplarisch für die zeitgenössische Lyrik ist: Niko Grafenauer.Nur wenige Dichter können in unseren Breiten- und Literaturkreisen von sich behaupten, an der Geburt der Selbstständigkeit eines Staats mitgewirkt zu haben. Der slowenische Lyriker mit dem deutschen Familiennamen, Niko Grafenauer, gehört dazu. Als Chefredakteur der Intellektuellen- und Kulturzeitschrift "Nova Revija", die auch heute noch in Ljubljana unter seiner Federführung erscheint, hat er geistig die Ablösung Sloweniens vom größeren
Franz Kafka als Philosoph: "Der Prozeß" als Votum gegen das Strafrecht seiner Zeit und gegen die Todesstrafe.Franz Kafka hat selbst nur wenige Bücher zum Druck freigegeben und doch haben seine Werke weltweite Wirkung erreicht. Die Kafka-Forschung hat seit den sechziger Jahren vehemente Fortschritte gemacht und mittlerweile hat sich buchstäblich eine akademische Kafka-Industrie entwickelt. Vor allem die Wirkung des "Prozeß" ist enorm. Der Germanist Theo Elm hat bereits 1977 festgestellt, dass es seit dem Erscheinen der Werke rund elftausend Expertenmeinungen gibt.Kafkas Denken unterscheidet
Gustav Janus ist als Künstler eine Mehrfachbegabung. Als Lyriker hat er bereits einige Gedichtbände veröffentlicht. Nun ist die erste Monographie über ihn als Maler erschienen. Im Vorwort nennt Peter Handke, der Janus-Lyriküberset-zer, den „Mann der Gedichte” einen „Maler aus Raumangst und Raumtreue” und meint, er schaffe seine „Spielwerke” mit „der linken Hand -was nichts gegen die linke Hand sagt”. Einfühlsamer als jeder Kunstkritiker oder -historiker beschreibt Handke Janus als einen Maler, bei dem Bild um Bild die Angst zu spüren sei, „aber nur als Spur ... oder
In der Sekundärliteratur werden Untersuchungen über das Tagebuch eher vernachlässigt. Die Wichtigkeit dieser literarischen Form ist wissenschaftlich bis heute nicht voll anerkannt. Eine umfassende Geschichte des Tagebuchs wurde noch nicht vorgelegt. Nun gab der an der University of California at Riverside lehrende Germanist Donald G. Da-viau das Werk „Österreichische Tagebuchschriftsteller” heraus, das Diarien aus zwei Jahrhunderten analysiert und interpretiert.15 hauptsächlich in den USA lehrende Germanisten schreiben darin über Autoren des 19. und 20. Jahrhunderts. In
Herve Guibert nennt Thomas Bernhard einen „selbstverliebten Don Quichote” und „elenden, alles verratenden Wiener”. Thomas Bernhard wiederum hält Goethe für den „Totengräber des deutschen Geistes” und einen „Scharlatan”. Natürlich gibt es auch Wortspenden des „Meisters aller Klassen” über Kollegen; zu Friedrich Schlegel fällt ihm ein, daß „dieser ... am Wiederkäuen sittlicher und religiöser Absurditäten erstickt” sei. Und Schiller schreibt über Schiller: „Aber gegen Göthen bin und bleibe ich ein poetischer Lump.”In dieser, aber auch viel schärferer
Georges-Arthur Goldschmidt wurde 1928 in Hamburg geboren. Als deutscher Jude war er gezwungen, das Land als Elfjähriger zu verlassen. Als Schriftsteller arbeitet er in seiner zweiten Sprache und wurde im deutschsprachigen Raum durch die Übersetzungen seiner Werke bekannt. Nachhaltig für ihn eingesetzt hat sich Peter Handke. In seinen Büchern folgt Goldschmidt immer wieder seiner Erinnerung, bis in schwarze Winkel. Geborgenheit findet er dabei in der Revolte, die im Mittelpunkt seiner Erzählungen steht. In seinem Essay „Der bestrafte Narziß” deutet der Autor diese Erfahrung nun
Gerhard Rühm hat im lahr 1957 aus den damals aktuellen Zeitschriften Textmaterial für eine Sprach-Collage entnommen, um ein gültiges Sittenbild zu montieren. Eines der Magazine, wer kennt es nicht, hieß „Bravo”. In der Rohfassung entstand das Buch vor mehr als 35 Jahren und wurde nunmehr vom Autor für die Erstveröffentlichung bearbeitet. Bühm konkretisiert die Stimmung eines spezifischen Milieus, und zwar mit Namen, die damals nicht nur in der zitierten Zeitschrift zu lesen waren. Brigitte Bardot, Curd Jürgens, Grace Kelly, Marilyn Monroe und andere erscheinen heute wie
In der deutschsprachigen Literatur ist der Regriff Postmoderne eher ungeliebt. Deutschsprachige Autoren waren auch nicht seine Wegbereiter; trotzdem hat sich die Begriffs-Diskussion nicht aufhalten lassen. Uwe Wittstock hat poetologische Essays, Kommentare und Vorträge zum Thema gesammelt, wobei rein wissenschaftliche Arbeiten ausgespart blieben. Zum Ausdruck kommt, daß die Postmoderne aus Gründen geschichtlicher Erfahrung und aus Motiven der Freiheit für Vielheit, Sprachspiele und bestimmte Lebensformen eintritt. Der Herausgeber hat in die Anthologie „Roman oder Leben” unter anderem
Die 30jährige Schriftstellerin und Philologin Stefanie Menzinger hat im Vorjahr beim Klagenfurter Bach-mannpreis gelesen, wo man auf eine Autorin mit Qualität und Phantasie aufmerksam wurde. Für die Erzählung „Der Gärtner, der Kater und ich' erhielt sie den Ernst-Willner-Preis”. Nun ist ein Band, der auch diese Erzählung enthält, erschienen. Menzinger spürt den skurrilen Verknotungen der Liebe nach. Die Zeit der Prinzen ist vorbei; der Frosch bleibt auch nach dem Kuß unaristokratisch. In ihren „Verführungsgeschichten” arbeitet die Autorin mit einer Sprache, die Thomas
Der Kärntner Journalist Gerhard Seifried ist zumindest seit dem Sommer 1990 österreichweit als Jugoslawien-Experte bekannt. Der Weg zu dieser Profession war lange. Als er am 8. Juli 1990 als knapp 29jähriger erstmals in seinem Leben in die slowenische Hauptstadt Ljubljana kam, wußte er noch nicht, daß dies sein Leben prägen vnlrde. Zudiesem Zeitpunkt existierte Jugoslawien noch, doch die selbstbewußter gewordenen Nationen, allen voran die slowenische, drängten bereits auf eine Neuordnung.Gerhard Seifried begleitet in seinem Buch den Weg der auseinanderstrebenden Republiken mehr als
Der Anfang der neunziger Jahre ist für die Kärntner slowenische Kultur keineswegs poetisch. Denkt man an den Beginn der achtziger Jahre, scheint es, Oskar Matzerath, ein entfernter Verwandter des Kärntner slowenischen Tjaz, hätte damals auf seine Blechtrommel geschlagen und die goldenen achtziger Jahre der slowenischen Literatur und Kultur angekündigt. 1981 erschien nämlich die deutschsprachige Übersetzung des „Tjaz”-Romans von Florjan lipus.Retrospektiv kann man feststellen, daß die slowenische Kultur in Kärnten in den achtziger Jahren ein paar große Schritte vorwärts gemacht
Jean Genet schrieb nach der mörderischen Zeit: „Nur den Deutschen war es zu Hitlers Zeiten gelungen, zugleich die Polizei und das Verbrechen zu sein." Philippe Burrin, Schweizer Historiker und Experte in Fragen der französischen Kollaboration während des Weltkriegs, zeigt hier, wie und zu welchem Zeitpunkt sich Hitler und seine Helfer entschlossen haben, die Juden in Europa nicht nur zu verfolgen, sondern in ihrer Gesamtheit zu töten. Den Gedanken zum Genozid hat Hitler bereits 1918 gefaßt, den Zeitpunkt des Entschlusses zur Vernichtung aller in seinem Herrschaftsgebiet lebenden
Der Hermagoras Verlag, einer der drei Kärntner slowenischen Verlage in Klagenfurt, gibt seit dem Jahr 1987 die Reihe „Austriaca” heraus, in der slowenische Übersetzungen aus der österreichischen Gegenwartsliteratur erscheinen. Nach dem Erfolg mit dieser Edition hat der Verlag nun auch die Reihe „Slovenica”, in der slowenische Autoren in deutschsprachiger Übersetzung erscheinen, gegründet.Der erste Slovenica-Band ist Zarko Petans beklemmende Autobiographie „Vergangenheit”; ein neues Buch, das eine alte Geschichte erzählt. Vierzehn Tage vor dem Abrüsten im Jahr 1959 träumt
Ich im Zug.Rechts neben mir meine Reisetasche. Inhalt: zwanzig oder dreißig Bücher; ein Pullover; ein Schal; ein paar andere kleine Sachen.Vor mir, auf den Beinen: eine Schreibunterlage, darauf ein Zettel, auf den ich meine Gedanken schreibe. (Spiegelung.)Links neben mir, auf einem kleinen Tisch: ein Buch; ein paar Zeitungen und Zeitschriften.In der Hand: ein Druckbleistift.In mir: das Schriftsteliergefühl, das glücklich macht und zufrieden. (Ich schwebein derRaumundzeitlosigkeit und preise die Gesetze, die jetztund-hier für mich gelten.Das grüne Licht ober der Zugabteiltür, daß
Er hatte das Gefühl, in den letzten Jahren allein gelebt zu haben. Wie ein Priester. Ohne jemanden.Es war, als wäre er die ganze Zeit in einem Sarg gewesen.Und dieser Sarg stand in einer unendlich großen, langen, breiten, hohen Halle. Nirgends stand ein Körper oder eine Sache in der Gegend. Alles war leer. Unangetastet und still. Das Schweigen der Größe war wie die unheimliche Stille des Todes. Diese Leere erschien ohne jeden Sinn und doch irgendwie durch und durch gerechtfertigt.Bloß manchmal war von ganz weit weg kurz etwas zu hören. Wie aus einer anderen, aber auf jeden Fall fremden
Paragraph einhundertsieben- undneunzig. Bei Lesungen vor der Öffentlichkeit hat der Einla- dende und Veranstalter für die Auf- rechterhaltung der Ordnung beim mündlichen Vortrag des Dichters zu sorgen. Er ist berechtigt, Perso- nen, die durch unangemessenes Betragen den Vortrag stören, zur Ordnung zu ermahnen und die zur Aufrechterhaltung der Ordnung nötigen Verfügungen zu treffen.Die Öffentlichkeit ist die Gesamt- heit der an Kunst und Wissenschaft interessierten Menschen, die sich zu einem Vortrag einfinden.Paragraph einhundertachtund- neunzig. Äußerungen des Beifalls und der
Wegen der gebotenen Grund -sätzlichkeit der Erwägung müßte/ muß/ mußte er in sein Inneres , in dieses - beim Schreiben - zusammengekrümmte Etwas.Er könnte es - wie ein anderer -Selbstbezichtigung nennen. Oder wie ein weiterer anderer Was mich betrifft. Dann fiel ihm das unzulängliche Wort Lebenslauf ein. Auch Denkmal, wie belustigend. Oder ein Wort, das er wirklich nicht mögen konnte, Autobiographie. Oder gar, wie altmodisch, Curriculum vitae.Alles das hat nichts, aber schon gar nichts mit ihm oder dem Schreiben zu tun, das ja grundsätzlich und eigentlicheinsitzen ist. (Wieerdiese
Janko Ferk ist 22 Jahre alt, Kärntner, eine Hoffnung der österreichischen Literatur. Sein erster Roman, „Der verurteilte Kläger", dem wir diese Leseprobe entnehmen, erscheint im Herbst im Paul Zsolnay-Verlag, Wien.