München, Ende Februar Das große Kunstereignis dieser Wochen ist die Kandinsky-Ausstellung in München. Sie gibt allen, die der absoluten Malerei feindlich gegenüberstehen, die Chance des Vei stehens. Wer den Weg diese! russischen Gelehrten von seinen ersten tastenden Versuchen bis zuni überwältigenden Gelingen seiner Reifezeit verfolgt, dem offenbart sich ein unumgänglich notwendiges Geschehen in der Kunst.ln der Periode des ersten Suchens, obwohl noch von konventionellen Vorstellungen gefesselt, leuchten bereits die Grundakkorde des späteren Schaffenl auf, die in der darauffolgenden
Führer zur Kunst. Von Heinrich L ü t z eler. Fünfte, neubearbeitete Auflage. Verlag Herder, Freiburg 1951. Mit 188 Bildern im Text.Da6 Buch de6 weithin bekannten Verfassers vieler Schriften auf dem Gebiete der Kunst- und Geistesgeschichte hat sich trotz der großen Zahl ähnlicher Veröffentlichungen durchzusetzen gewußt, so daß es nun schon in fünfter Auflage erscheinen kann. E6 verdankt diese Durchschlagskraft der Originalität der Betrachtungsweise, die 6ich nicht in formalen Gesichtspunkten erschöpft, so sehr auch diese beachtet werden. Sein Hauptanliegen liegt vielmehr dann, die
Die Damen der Gesellschaft in Moskau, London oder Belgrad hätten dieses merkwürdige schwarzbehaarte Wesen, das da im Gebüsch herumkrebste, wahrscheinlich für ein Tier des Waldes gehalten. Es kroch um einen Steinbrocken herum, schnüffelte im Moos, schnaufte und nieste, scharrte mit den vorderen Gliedmaßen in einem Laubhaufen. Dann richtete es sich auf wie ein Mensch und gab Laute von sich, die wie das Schluchzen eines Kindes klangen.Die Landschaft hatte keine besonderen Schönheiten aufzuweisen: Buchen, einige Fichten, einige helle Birken und ein dichtes Unterholz. Kein Mensch hätte sie
Olympia saß auf einem Steinhaufen vor dem armen Dorfe Perduto und hütete Mutters einzige braune Ziege, die wählerisch mit der Fülle der grünen Pflanzenwelt umging, da ein • Blättchen nahm, hier gierig eine Gruppe duftender Kräuter fortknabberte, dort aber achtlos an den großartig blühenden Bergblumen vorüberging, weil sie nur schön, nicht aber nach ihrem Geschmack waren. Olympia hatte ein geflicktes blaues Kittelchen aus des verstorbenen Vaters Werktagshemd an und einen selbstgeflochtenen schmalen Gürtel aus Bastfäden umgebunden. Sie aß einen Maisbrotfladen, denn sie war immer
Wer einmal einen dieser nackthälsigen Gänsegeier gesehen hat, droben im Gebirge oder im Zoo oder ausgestopft in der Prunkhalle eines der kleinen wurmstichigen Landschlößchen zwischen dem Ebro und den Pyrenäen, der wird die Gefühle der beiden Strolche Gongora und Lope verstehen können. Sie hatten an das mürbe Tor des Schlößchens gepocht, einmal, zweimal, dreimal, daß es widerhallte und in einem versteckten Winkel so eine Bestie von einem kleinen Köter mit seiner spitzen, heiseren Stimme zu kläffen anfing. Und dann hatte sich ein Fensterflügel im ersten Stockwerk kreischend
Joe Nelson Cesar Slim grinste. „Elftes Stockwerk“, sagte die weißhaarige Dame vom Beerdigungsinstitut. Immer grinsen sie, dachte die Dame, ich möchte auch einmal so ein Negergemüt haben, so leicht wie ein Vögeidren, immer lustig. Wenn dieser Bursche wüßte, welche Sorgen wir Weißen haben. Er braucht •tur auf den Knopf drücken: 24. Stockwerk. Sie kennen keine Verantwortung, diese schwarzen Burschen, sie arbeiten nur, um zu leben, um zu essen, um zu trinken, das ist alles. Er fährt auf und ab und grinst. Er grinst immer, das ist aufregend. Vielleicht schreibe ich einen Artikel für
Im Künstlerhaus Salzburgs findet gegenwärtig die jährliche Ausstellung der Maler statt. Sie zeigt, im Gegensatz zur vorhergegangenen Plastikausstellung, das bisher höchste Niveau in der Reihe dieser Veranstaltungen des Kunstvereins. Zum ersten Male ist eine Trennung zwischen billigen, manchmal sogar kitschigen Arbeiten und anspruchsvollen Werken gelungen. Damit scheint die erste Etappe dessen erreicht, was ein Haus, das gemäß der Natur der Dinge unausweichbaren lokalen Einflüssen unterliegt, erreichen kann. Ob der — unter solchen Verhältnissen geradezu kühne — Schritt zur
Das faszinierende Wort „bestseller" hat siA im deutsAen Sprachgebrauch seit Kriegsende und gleichzeitig mit dem verstärkten Einfluß angelsächsisAer Literatur allgemein durchgesetzt. Man ist leicht ge- neigt, der Bezeichnung eine kulturell-literarische Bedeutung zu unterlegen, die ihrem eigentlichen Sinne keineswegs zukommt. Ein Bestseller ist, genau übersetzt, das BuA, das am meisten verkauft wird. Das Wort, eine typisA nordamerikanisAe Prägung, hat keinen literatu rkritisAen, geistigen Gehalt, es kommt aus dem Business, wurzelnd Im Zeitalter der Technik. Das Wort drückt den technisAen
Seine Veranlagung zwang Alfred Kubin, den jetzt 73jährigen, schon als jungen Menschen, das Mikroskop seiner Seelen- undVerstandeskräfte in die Tiefe 3er Erscheinungen zu versenken; er wurde ein vom Durst nach Wissen und Wahrheit Getriebener, von seinen geheimnisvollen Erkenntnissen Gepeinigter. Er spürt die Allgegenwart alles jemals Geschaffenen, Millionen Jahre sind ihm nicht mehr als ein Augenblick. Während das technische Zeitalter seinem Zenith zustrebt, von der Ratio genarrt, erlöst Kubin in den Jahren 1905 bis 1908 seine glühende Gedankenwelt in einer Reihe von in graubraune Töne