Die Nachfrage nach Gold wurde so heftig, daß die Londoner Zeitungen von einem neuen Goldrausch sprachen. Der Zuwachs an privaten Goldhorten (und einigen offiziellen) hat vermutlich rund 500 Millionen US-Dollar betragen. Diese heftige Goldspekulation ist nicht die Folge der Pfundabwertung oder zumindestnicht unmittelbar, sie ist vielmehr der Ausdruck des Mißtrauens in die Stärke des amerikanischen Dollars. Sie bestätigt aber auch die Befürchtungen vieler Bankiers in der City, daß der Fall des Sterlingkurses auch die Parität des Dollars gefährden werde.Als Mitte November die
In der Nacht von vergangenem Freitag auf Samstag muß sich das Kabinett Wilson zur bisher schwerwiegendsten wirtschaftspolitischen Entscheidung seiner Amtszeit durchgerungen haben. Samstag abends war es dann so weit: Premierminister Wilson und Schatzkanzler Callaghan gaben über den Rundfunk und das Femsehen bekannt, daß das Pfund Sterling von bisher 2,80 US-Dollar auf 2,40 US-Dollar abgewertet wird. Gleichzeitig wurde verlautbart, daß am Montag, dem 20. November, die Schalter der Banken geschlossen bleiben, damit sich die Verhältinisse etwas beruhigen können.Um jeder weiteren Spekulation
In den vergangenen Wochen erlitt die sozialistische Regierung Schlappen in Nachwahlen, die großen Widerhall in Presse und Rundfunk fanden. In der Universitätsstadt Cambridge sowie in dem Londoner Wahlkreis Walthamstow waren die vakanten Unterhaussitze zu einer Nachwahl ausgeschrieben; in Cambridge hatte der sozialistische Kandidat vor eineinhalb Jahren bei der Allgemeinen Parlamentswahl eine Mehrheit von 991 Stimmen erringen können, die der konservative Kandidat bei der jüngsten Nachwahl, Mr. D. Lerne, auslöschte; Mr. Lane wird mit einer Mehrheit von 5978 Stimmen seinen Sitz im Unterhaus
Während die ungewöhnlich warme Temperatur das Verlangen nach dem Urlaub in Cornwall, auf den Kanalinseln, in Spanien oder Südfrankreich fast unerträglich werden läßt, während in Wimbledon eines der turbulentesten Tennisturniere dem Höhepunkt zustrebt, während die Studenten in Oxford, Cambridge, London und Manchester über die Lage im Nahen Osten und den Krieg in Südvietnam debattieren, versuchen Politiker und Beamte Klarheit über das Geschick des britischen Ansuchens um Aufnahme in die EWG zu gewinnen.Seit den Reisen des Premierministers Wilson und seines Außenministers Brown in
Obgleich in den letzten Monaten die Höhe der“ Sterlingreserveh, die Möglichkeit eines Beitrittes Großbritanniens zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft und jüngst vielleicht noch die Auseinandersetzung um die Verstaatlichung der Stahlindustrie im Vordergrund des ausländischen Interesses gestanden haben, spielte abseits davon und spielt sich hinter den Kulissen ein Kampf innerhalb der Gewerkschaftsbewegung ab mit dem Ziel, den Zug in die wirtschaftliche Zukunft nicht zu versäumen. Der Ausgang dieses Kampfes könnte langfristig die Entwicklung der britischen Wirtschaft stärker
Vor wenigen Wochen wachten die Engländer auf und sahen sich einer innenpolitischen Überraschung gegenüber. In den Grafschaftswahlen erzielten die Konservativen einen Erfolg, der zwar erwartet worden war, aber nicht in diesem Ausmaß. Die Arbeiterpartei verlor ihre Mehrheit in den Grafschaften Derby und West-Yorkshire an die Tories, wobei sie mehr als 15 Prozentpunkte ihres Stimmenanteiles einbüßten. In Kent, Essex und Surrey waren die Verluste der Regierungspartei noch größer: In Kent verlor sie 11 von 13 Mandaten, in Essex 16 von 29 und in Surrey sechs von neun Mandaten. In dem
Vor etwa einem Jahr zerstörten die Wähler jegliche Hoffnung, die die Konservative Partei insgeheim noch gehegt hatte, auf eine rasche Heimkehr aus der Wildnis und Rückkehr in die Regierungspaläste . in Whitehall. Die Wähler statteten nämlich die Arbeiterpartei unter Harold Wilson mit einer so großen Mehrheit aus, daß schon sehr außergewöhnliche Ereignisse die innenpolitische Szene beherrschen müßten, wenn das gegenwärtige Parlament vorzeitig endete. Bei einem halbwegs normalen Ablauf der weltpolitischen Entwicklung sollte demnach die Regierung mindestens bis 1970 im Amt bleiben,
Mitte Jänner begannen Premierminister Wilson und Außenminister Brown ihre privaten Konsultationen mit den führenden Staatsmännern der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft über die etwaigen Aussichten eines neuerlichen Beitrittsversuches Großbritanniens. Die erste Station war Rom. Wie nicht anders zu erwarten war, hörte sich Ministerpräsident Moro seine Gäste aufmerksam an und nahm höflich und unverbindlich Stellung. Obschon dieser erste Sondierungsversuch insofern gescheitert war, als Mr. Wilson und Mr. Brown am Ende ihres Besuches ebensowenig über die britischen Chancen eines
Nach den letzten Meldungen erreichte die Zahl der Arbeitslosen in Großbritannien Anfang Dezember rund 550.000 Arbeiter und Angestellte. In mehreren Industriezweigen wurde in großem Maßstab zur Kurzarbeit übergegangen, um die Produktion dem sinkenden Absatz anzugleichen. Doch sagt man voraus, daß viele dieser Firmen schon in den nächsten Wochen mit der Kurzarbeit keine befriedigende Antwort auf ihre Probleme haben werden: Auch sie werden ihre Belegschaft verringern müssen, da die gegenwärtigen Kreditkosten jedes Fertigwarenlager untragbar machen. Und das Ausweichen auf Auslandsmärkte
Im Monat Oktober riefen die Parteistrategen wie alljährlich ihre Getreuen zu den groß aufgezogenen Parteikonferenzen zusammen, deren Schauplatz heuer Brighton und Blackpool waren. Den Reigen eröffnete die kleinste im Parlament vertretene Partei: die liberale Partei, unter der Führung von Jo Grim- mond, die bekanntlich gegenwärtig zwölf Abgeordnete im Unterhaus sitzen hat. Nach den beiden letzten Jahrestagen, die durch eine bevorstehende allgemeine Parlamentswahl besonderen Charakter aufwiesen, kehrte man zum Typ eines Debattierklubs zurück. Jeder Delegierte äußerte sich freimütig
An einem der wenigen Spätsommertage, die heuer London beglückten, schien sich die Furcht jener zu bestätigen, die da das Ende des Commonwealth nahen gesehen haben. Ein sichtlich erschöpfter Harold Wilson fand mit den Vertretern der afrikanischen Mitglieder des Commonwealth, zu denen sich fernöstliche und westindische Länder und Kanada als Unterstützung gesellten, keine gemeinsame Plattform mehr über Rhodesien.Denn Rhodesien überschattete die eben abgeschlossene Commonwealth- Konferenz wie ein riesiger Alptraum. Eigentlich wurde trotz vielen wichtigen Fragen über nichts anderes
Unlängst mußte ein geplagter britischer Premierminister seinen Urlaub frühzeitig beenden, um in London mit Commonwealthminister Herbert Bowden über die Lage in Südrhodesien zu konferieren. Am 25. August begann der glimmende Konflikt mit der nach britischer Auffassung illegalen Regierung in Salisbury unter Ian Smith neuerlich zu brennen. Die Sonderbotschafter Mr. Wilsons, Duncan Watson undOliver Wright, hatten kurz vorher ihre „Gespräche über ein Gespräch“ abgebrochen und waren aus Salisbury, der Hauptstadt Südrhodesiens, mit dem Flugzeug nach London zurückgekehrt. Damit ist
Wenige Stunden vor seiner Abreise nach den Scilly-Inseln hat Premierminister Wilson sein Kabinett umgebildet. Allgemein wartete man schon seit dem Vorjahr auf eine größere Regierungsumbildung; niemand wurde daher durch die Nachricht aus Downingstreet Nr. 10 überrascht. Um so mehr staunte man nach dem Studium der Änderungsliste, in welchem Maße der Premierminister bei seinen einmal gewähl-ten Mitarbeitern festhält. Denn niemand wurde „in die Wüste geschickt“; einzelne Kabinettsmitglieder tauschten Amtstitel und Amtssitz. Den Hauptzweck der eher bescheidenen Umbildung erblickt man
Das frühsommerliche We er, das London in den le z en agen geradezu verwöhn e, und die be rübliche Niederlage der Fußballmannschaf Liverpool gegen Borussia- Dor mund im Finale des Europacups der Cupsieger reich en nich aus, die öffen liche Aufmerksamkei vom Budge 1966/67 abzulenken. Als sich James Callaghan am 3. Mai mi dem radi ionellen Koffer in der Hand in das Un erhaus begab, war Herr Jedermann durch die vielen Mu maßungen der Presse über das zu erwar ende Budge ebenso gespann wie e wa ein Fernseher durch einen Maigre -Krimi. Die Publizis en ließen es auch nich an Ra schlägen
Nach der langen Ungewißheit über den Termin einer Neuwahl in Großbritannien hat die Entscheidung Mr. Wilsons für den 31. März allgemein ein Gefühl der Erleichterung hervorgerufen. Seitdem dieses Datum feststand — also seit Anfang März —, hat der Wahlkampf an Heftigkeit zugenommen und nunmehr seinen Höhepunkt erreicht. Was die Parteien zu sagen hatten, haben sie in vielen unterschiedlichen Schattie rungen gesagt; falls nicht eine unerwartete außenpolitische Wendung neuen Zündstoff liefert, werden die Politiker in den nächsten Tagen nur ihre schon bekannten Slogans an die Wähler
Ehe der britische Premierminister seine Vorbereitungen für die Heise nach Moskau beendet batte, sah er sich einer der ernstesten Krisen seiner Regierung gegenüber. Am Samstag. dem 19. Februar, hatte nämlich der Minister für Marineangelegenheiten, Mr. Christopher Mayhew, seinen Rücktritt erklärt. Nicht genug damit, auch der Erste Seelord, Admiral Sir David Luce, wird voraussichtlich zrurücktreten, dem sich unter Umständen weitere hohe Offiziere der Kriegsmarine anschließen könnten.Obwohl Mr. Wilson and seine Kabinettskollegen nach außen hin ein gelassenes Gesicht zeigen, spricht man
Mit der Rückkehr des normalen Tagesablaufes nach den Weihnachtsferien entzündete sich die innenpolitische Diskussion in Großbritannien im Hinblick auf die bevorstehenden Nachtragswahlen wieder in voller Stärke. Während der Premierminister seine Schwierigkeiten mit dem linken Flügel und mit den Gewerk- schaftsanhängem mehr oder weniger erfolgreich glättet, hat sich innerhalb der konservativen Opposition der Konfliktstoff angereichert. Dazu trug vor allem ein kritischer Artikel des nunmehr zurückgetretenen Sprechers für Kolonialfragen, Mr. Angus Maud, im „Spectator” von Anfang
Während die Hausfrauen noch rasch die letzten Vorräte für die Festtage einkauften, der Verkehr in der Oxfordstreet und am Piccadilly Circus restlos zusammenbrach und ein Doppeldeckerbus hinter dem anderen Sauriern gleich in der Unzahl der Privatwagen und Taxis eingepfercht war, während sich in den großen Londoner Kaufhäusern die Massen drängten und schoben und Prinz Charles beschattet von einem Detektiv Geschenke auswählte, während man sich mit der Wiederwahl de Gaulles stoisch und nicht unfreundlich abfand, kaufte der Londoner für „Threepence” seine Abendzeitung. Neben den
Noch vor wenigen Tagen kennzeichnete die Mienen der britischen Politiker gedämpfter Optimismus. Es schien so, als ob fünf Minuten vor zwölf die weiße Regierung der britischen Kolonie Südrhodesien doch noch Einsicht zeigte und vor einer einseitigen Unabhängigkeitserklärung zurückschreckte. Die letzten Nachrichten aus Salisbury, der Hauptstadt Rhodesiens, lassen allerdings befürchten, daß Premierminister Ian Smith die Kontrolle über die Ereignisse verloren und der extremrechte Flügel der Regierungspartei (Rhodesian Front) schließlich doch die Uberhand behalten hat. Zumindest deutet
Alljährlich im Herbst veranstalten die politischen Parteien Großbritanniens ihre Parteikongresse, wodurch sie die Zeit zwischen den Sommerferien und dem Beginn der Parlamentssession in Westminster Anfang November nutzbringend verwerten.Schien es im Sommer noch sehr wahrscheinlich, daß Premierminister Wilson im Oktober oder November die Wählerschaft neuerlich zu den Urnen riefe, ist inzwischen klargeworden, daß er diese Möglichkeit nie erwogen hat. Der Reigen der Parteikongresse hat zumindest auf diesem Gebiet Klarheit gebracht. Er hat überdies die innenpolitischen Fronten sichtbar
In den letzten Wochen vor der Sommerpause des Parlamentes sind die Abgeordneten ein wenig aus ihrer Lethargie geweckt worden. Die Regierung Wilson erlitt im Unterhaus eine dreifache Niederlage, als über Zusatzartikel abgestimmt wurde, die der konservative Abgeordnete Peter Walker eingebracht hatte. In die bis zu diesem Zeitpunkt eher langweiligen Debatten um das Budget 1965/66 kam mit einemmal wieder Leben. Premierminister Wilson erklärte zwar sofort, er sehe in dem Abstimmungsergebnis keinen Grund, der ihn zum Rücktritt veranlassen könnte; es habe sich ja bloß um eine unbedeutende
Der katholische Publizist Christopher Hollis schrieb einmal in einem Kommentar zur innenpolitischen Lage Großbritanniens, daß keiner der beiden großen Parteien in der Außenpolitik ein Spielraum geblieben ist. Jede Regierung, gleichgültig ob ihr Premierminister Harold Wilson, Alec Douglas-Home, Reginald Maudling oder Edward Heath heiße, müsse zwangsläufig die gleiche Linie verfolgen. An diesen Ausspruch erinnert immer wieder die gegenwärtige innenpolitische Situation zwischen London und Glasgow, zwischen Liverpool und Bristol. Auch in der Innenpolitik scheint einem Premierminister kaum
Das erste richtige Budget des Kabinettes Wilson hat sicherlich in der überregionalen Presse des Landes, in den Blättern von Format wie in den Boulevardzeitungen, reichliche Beachtung gefunden. Fachzeitungen wie zum Beispiel die „Financial Times“ hatten schon Wochen vor der Budgetrede des sozialistischen Schatzkanzlers James Callaghan vom 4. April die Aufmerksamkeit der Leser auf dieses Ereignis gelenkt. Wer auf Grund dieser Publicity glaubte, der „Mann von der Straße“ werde durch Budgetfragen besonders gefesselt, gäbe sich allerdings einer Selbsttäuschung hin. Im Mittelpunkt des
Vor etwa drei oder dreieinhalb Jahren fuhr ich an einem frühen Morgen mit einer Gruppe englischer Studenten nach Oxford, um einer Aufführung des Studententheaters in dieser alten Universitätsstadt beizuwohnen. Ein Großteil der Reisegesellschaft döste vor sich hin und versuchte noch ein wenig Schlaf zu bekommen. Dies änderte sich mit einem Schlage, als wir in einer kleinen mittelenglischen Stadt einige Morgenzeitungen kauften. Die Nachrichten von einer massiven Intervention des Episkopats zugunsten einer politischen Partei während des Wahlkampfes und besonders kurz vor dem Wahltag in
Wer sich in letzter Zeit mit engli-echen Ärzten unterhielt, fühlte sich nach der kanadischen Provinz Sas-katchewan oder nach Belgien versetzt. Eine schon lange fühlbare, aber nicht sichtbare Unzufriedenheit mit der Stellung des praktischen Arztes in der Gesellschaft verdichtete sich zu einem gefährlichen Gemisch. Auseinandersetzungen mit dem zustän-gen Minister, Mr. Robinson, über die Höhe der finanziellen Entschädigungen für die Dienste eines praktischen Arztes schienen Anfang Februar zu einer Katastrophe zu führen. Die größte Interessenvertretung der Ärzteschaft, die British
Sir Winston Churchill ist tot. Dieses Ereignis überschattet alle innenpolitischen Geschehnisse Großbritanniens. Die gewiß nicht harmlose Niederlage des britischen Außenministers Patrick Gordon Walker in einer Nachwahl, die seinen Rücktritt nach sich zog, erscheint nahezu nebensächlich. Winston Churchill hatte den Grund zur 13jährigen Tory-Herrschaft gelegt, die im Oktober mit einer knappen Wahlniederlage ihr Ende fand. Es wird sich in den nächsten Monaten noch zeigen, ob der gegenwärtige konservative Oppositionsführer Sir Alec Douglas-Home mit der Rekonstruktion der Partei einen
Nur noch wenige Tage trennen uns von dem Zeitpunkt, an dem die sozialistische Regierung unter Harold Wilson drei Monate alt sein wird. Die Zeitspanne am Ende des Jahres 1964 dürfte mit einer großen Wahrscheinlichkeit, die fast schon in Sicherheit übergeht, in kommenden zeitgeschichtlichen Rückblicken auf das Großbritannien in den „sechziger Jahren“ als durchaus bemerkenswert viel Raum einnehmen.Schon in ihrer programmatischen Schrift „Signposts to Brltain“ aus dem Jahre 1961 warf die Arbeiterpartei den Konservativen vor, für das Großbritannien der sechziger Jahre kein
Während das britische Kabinett mit verschiedenen internationalen Krisen — Golf von Tonkin, Zypern, Aden und Südrhodesien — voll beschäftigt war und sicherlich nicht über eine „Saure-Gurken-Zeit” zu klagen hatte, verhinderten die englischen Jugendlichen die Entstehung eines solchen Zustandes für die Polizei und die Jugendgerichte. Mit sichtlichem Eifer und vielleicht entsprechendem Vergnügen stürzte sich die Presse auf die Ereignisse rund um die „Mods” und „Rockers”.Kaum ein Tag ist vergangen, an dem nicht Presseagenturen, englische, amerikanische und kontinentale
In Abwandlung des Titels des bekannten Theaterstückes von Samuel Beckett, „Warten auf Godot“, kann man die gegenwärtige innenpolitische Lage in Großbritannien mit den Worten „Warten auf Oktober“ umschreiben. Allerdings besteht im Vergleich zum Stück ein grundsätzlicher Unterschied; während sich der Titel des Theaterstückes von der Tatsache ableitet, daß man auf das Erscheinen von Godot wartet, scheint die Regierungspartei sicher zu sein, nach dem Oktober 1964 keine Regierungspartei mehr zu sein. Über dieses in weiten Kreisen der freiwilligen Helfer der Konservativen Partei zum
Als sich Anfang August die britischen Abgeordneten für die Dauer vor zwei Monaten von Westminster verabschiedeten und sich in den Urlaub begaben, herrschte in den Wandelgänger eine ganz andere Atmosphäre als vier Wochen zuvor. Die durch den Ward- Profumo-Fall ausgelöste Führungskrise in der Regierungspartei wurde durch die Verhandlungen um den Atomteststop in den Hintergrund gedrängt. In fairer Haltung gratulierte Oppositionsführer Harold Wilson dem Premier zu dem außenpolitischen Erfolg und machte damit seine bissige Bemerkung von Mitte Juli vergessen, in der er Macmillan als Hasadeur
Man könnte über die Profumo-Affäre in ähnlicher Art hinweggehen, wie es offenbar den Presseberichten nach mit dem Spiel um „Otto, den Gefährlichen“ in Österreich geschieht. Aber England unterscheidet sich von Österreich nicht nur in geographischer Hinsicht. Eine sich ihrer Funktion inPresse, ein durch lange Tradition geschütztes und dadurch intaktes Parlament und eine geistige Wachheit der Wähler verhindern, daß die Entgleisung Profumos ohne Folgen bleiben wird. In diesem Bericht soll freilich nicht das Privatleben des ehemaligen Regierungsmitgliedes breitgetreten und nicht etwa
Eine Reihe von Geschehnissen ließ die Durchschnittengländer in den letzten Wochen den überaus harten Winter, den Zusammenbruch der Brüsseler Verhandlungen, den Führungswechsel in der Labourparty usw. vergessen: die Niederlage der englischen Fußballnationalmannschaft gegen Schottland, ein unentschiedenes Resultat gegen Brasilien, Spionage im Marineministerium ... Und die Frauen beschäftigten sich selbstverständlich überwiegend mit der Hochzeit Prinzessin Alexandras von Kent mit Mr. Ogilvy. Aber auch die politisch interessierten Briten wurden Zeugen von Ereignissen, die am Abend und