Es gab wohl kaum in der Geschichte Lateinamerikas eine Revolution (von der Vertreibung Peröns vielleicht abgesehen), in der Rebellen und Katholiken eine so dicht geschlossene Front gegen die Unterdrücker bildeten, wie in Kuba. Diese Zusammenarbeit war keinesfalls das Ergebnis eines organisierten Bündnisses, sondern eine spontane Reaktion, die die Verbrechen des Regimes Batista hervorrief. Führende Männer der Katholischen Aktion waren unter ihm beseitigt worden. Pedro Renė Fraga wurde hinterrücks ermordet und sein Leichnam durch die Stfaftft” W’Havatf g&erf t f1 drei weitere
II. EIN NEUER MORGEN?Unlängst schloß ein südamerikanischer katholischer Laienkongreß mit dem immerhin verheißungsvollen Satz: „Ein neuer Tag dämmert heraufI“ Man mag einen solchen Optimismus im Moment vielleicht noch nicht teilen. Trotzdem, er ist nicht ganz unbegründet.So gründete 1955 die erste (!) allgemeine lateinamerikanische Bischofskonferenz, die während des Eucharistischen* Kongresses in Rio de Janeiro tagte, ein ständiges Sekretariat in Bogota (CELAM). Seither hat sich einiges getan. Natürlich tönt einem in den Untersuchungen dieses Teams auch zunächst das Leit- und
In der Weltkirche von morgen werden die Katholiken Lateinamerikas eine machtvolle Mehrheit darstellen. Schon auf dem kommenden Konzil werden ihre Bischöfe und Kardinäle ein entscheidendes Wort zu den Problemen der gesamten Christenheit zu sagen haben. Allzulange waren wir gewohnt, die Glaubensentfaltung dieses Kontinents allein unter dem Gesichtspunkt der einstigen spanischen und portugiesischen Mission und Oberherrschaft zu sehen. Und doch standen schon an der Wiege der Eigenständigkeit dieser Staaten — Argentinien feiert am 25. Mai die 150. Jahreswiederkehr seiner Lostrennung von Spanien, Brasilien wurde wenig später ein selbständiges Kaiserreich — Katholiken, die um die Entfaltung eigener Formen bemüht waren. Der Priester Antonio Saenz verfaßte die Unabhängigkeitserklärung Argentiniens, Kanonikus Pedro Castro Barros war der erste freigewählte Präsident des Kongresses. Diese Traditionen wurden verschüttet und überdeckt. Kirchenfremde und kirchenfeindliche Kräfte bestimmten das Schicksal des folgenden Jahrhunderts. Allzulange hatte man gezögert, diesen Prozeß der Lostrennung vom traditionell Spanischen und Portugiesischen rückhaltlos zu bejahen. Ungelöst blieben viele elementare Probleme. Der folgende Bericht nennt die Dinge beim Namen. Er verzichtet auf romantisch-sentimentale Bilder. Aber er hilft zu jener Klarheit, die wir am Vorabend der großen Konzilsbegegnung, die auch eine innerkatholische sein wird, so dringend brauchen. „Die Furche“
Man hatte eben den letzten Gang abgetragen. Die Tanzkapelle hörte auf zu spielen. Es war Silvester 1959, kurz vor Mitternacht. Im Festsaal des Hotels des Deputes von Jaunde erhoben sich die Gäste. Ein wenig steif, ein wenig müde und fast ein wenig zu ernst entließ Dag Ham-marskjöld Kamerun, den neuen Staat, aus der Treuhandschaft der Vereinten Nationen.Gewiß, von den Bergen hallten 101 Kanonenschüsse, aus den Lautsprechern dröhnten flotte Märsche, die Straßen waren grün-rot-gelb beflaggt, aber sie waren menschenleer. Angst lag über Kamerun, Angst vor den Terroristen, Angst vor der
Man war etwas überrascht in Südamerika, als man erfuhr, daß die Weltkonferenz des Internationalen Protestantischen Missionsrates, die im Jahre 1958 in Ghana tagte, Südamerika zum Missionsland Nr. 1 erklärt hatte. Verwundert fragte man sich in Rio, in Bogota oder Buenos Aires, ob es in Afrika oder Asien denn nicht mehr genug „Heiden“ gäbe, denen man seine Aufmerksamkeit widmen könne, und sogar protestantische Kreise fanden diesen Entschluß problematisch. 1910 war man sich in Edinburgh jedenfalls noch einig gewesen, daß katholische Länder nie Missionsgebiete für evangelische
„Wenn die Kirche Maßnahmen gegen uns trifft, so tun wir deshalb noch lange nicht dasselbe. Vielmehr betrachten wir die Kirche und ihre Priester mit Hochachtung und Sympathie; denn wir sehen in ihr eine der großen sozialen Stützen der Nation und sind gerne bereit, in den vielen Punkten, in denen sich unsere Aufgaben decken, mit ihr zusammenzuarbeiten.“ Damit schien der neugewählte Großmeister des „Groß-Orients!“ von Brasilien, Sr. Almirante Benjamin S o d r e, in seiner öffentlichen Ansprache vom 24. Juni 195 3 das — auf beiden Seiten — scharf geschliffene Kriegsbeil
Es ist Nacht. Im Grunde weiß niemand, wohin es geht. Aber die Kerzen an den Wegkreuzungen flackern noch. Eine offene Flasche, daneben angerauchte Zigarren. Sie weisen den Weg. Weiter geht es, weiter die Morros (Felsenhügel Rios) hinauf. Links und rechts seltsame Gegenstände: Hüte mit Geld, Schuhe, Hosen, Kerzen und angerauchte Zigarren. Dann ein dunkles Tor mit einem Neger als Wächter. Ein kurzes Losungswort. Man macht Platz. Auf hölzernen Bänken sitzen Hunderte von Menschen, Gebannt starren sie auf die Tänzer. Noch ist alles ruhig, nur die Tamtams dröhnen in dumpfem Ostinato.
„Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin, lehret alle Völker und taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie alles halten, was Ich euch aufgetragen habe. Und seht, ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welf.”Mf. 28, 18—20In der Krall dieser Worte ziehen nun schon seit fast 2000 Jahren Männer und Frauen in alle Welf. Man hat sie verherrlicht und verfolgt. Man hat sie freudig begrübt und kühl ausgewiesen. Sie aber blieben im Grunde immer die gleichen einfachen Menschen, für die nur eins galt: Zeugnis zu
Es war ein ziemlich exklusiver Kreis, der in der Woche vom 12. zum 19. September zu einem missionsliturgischen Kongreß in Nijmegen zusammengekommen war. Unter den ungefähr 130 Teilnehmern saßen zahlreiche Afrikaner und Asiaten, die diesmal nicht mehr Repräsentationsfiguren waren, sondern tatsächlich ihr Wort mitzureden hatten. Schließlich führte ja auch der indische Kardinal Valerian Gracias den Vorsitz, der damit mehr als nur seinen Namen hergab.Natürlich behandelte man viele Probleme. Jede Diskussion warf eigene Fragen auf. Im Grunde aber ging es um die eine große Wahrheit, daß die
„Guinea zieht der Sklaverei im Reichtum eine Armut in Freiheit vor!“ Das war der Tenor des Gespräches, das Sekou Toure, der Präsident Guineas, mit de Gaulle im letzten August in Conakry führte. Verständlich, daß Frankreichs stärkster Mann für den Augenblick die Selbstbeherrschung verlor und seinen Partner wütend anfuhr: „Dann müssen Sie eben am 28. September mit Nein stimmen.“ Doch Guinea blieb dem General auch dieses Plebiszit nicht schuldig. Am 28. September stimmte es 96prozentig mit Nein.Damit drängte es sich jedoch selbst in die Isolierung und mußte nach neuen Partnern
„Wir müssen die politischen und wirtschaftlichen Bande mit dem Vatikan zerschneiden und nur soweit gehorchen, als es die Gesetze der Kirche verlangen. Wir können dem Vatikan nicht gestatten, die Religion zur Verschwörung und Zersetzung gegen unser Land zu gebrauchen … Die Katholiken müssen unter Führung der Kommunistischen Partei entschlossen den Weg dea. Sozialismus gehen.”Diese Ausführungen unterscheiden sich eigentlich kaum von den üblichen Parolen vblks- chinesischer Festredner. Neu ist an ihnen lediglich, daß sie aus dem Munde eines katholischen Erzbischofs stammen, der
Es war am 20. Februar 1953. Mehr als 100.000 Menschen waren auf dem glühendheißen Platz vor der Hauptmoschee von Om- durman zusammengeströmt, um die Unterzeichnung des anglo-ägyptischen Abkommens über die Unabhängigkeit des Sudans zu feiern. Mehr als 100.000 Menschen — es war die größte Volksversammlung in der Geschichte des Landes. Führer der rivalisierenden Parteien bestiegen das große Podium, von dem immer wieder Backsteine herunterfielen. Alte Feinde umarmten einander. Man trommelte, klatschte und schrie vor Freude. 150 Jahre Fremdherrschaft waren vergessen.Die Engländer
Dem Schalterbeamten stieg das Blut ins Gesicht. „Nimm deinen Hut ab, wenn du mich anredest. Für wen hältst du mich eigentlich?” — „Für den Billettverkäufer”, erwiderte der schwarze Präsident des Afrikanischen Nationalkongresses für Transvaal, der kurz vorher in einer Versammlung gesprochen hatte. „Frecher Wicht!” zischte der Mann hinter dem Schalter, „Weißt du nicht, daß ich, daß jeder Europäer dein Vorgesetzter ist?” — „Soll das heißen, daß jeder Weiße, vom Generalgouverneur bis zum Trunkenbold, von uns als Vorgesetzter betrachtet ferden rnuß&kh