Zahlen können nur unzureichend beschreiben, was in der jüngsten Finanzkrise passiert ist. Niemand hat eine Vorstellung davon, was es heißt, wenn fünfzehn Billionen Dollar vernichtet werden. Man behilft sich gerne mit Bildern: Geld verbrennt, Blasen platzen, Märkte im- oder explodieren. Sehen wir einmal den Betroffenen ins Auge - so wird die Lage konkreter: Der delogierte Arbeiter in Florida, der Pensionist, der sein Geld bei Lehman Brothers veranlagt hatte, der Kleinanleger, der vor dem Nichts steht. Doch auch hier sehen wir bloß in die Gesichter der ersten Kollateralschäden.Die Staaten
Politisches Handeln ist ethisches Handeln, wenn Ethik Antwort auf die Frage sucht: „Was soll ich tun?” Wie stellt sich nun diese Problematik des „Was soll ich tun?” für den Politiker dar, der sich als Christ versteht? Gibt es für ihn besondere Handlungsanweisungen oder hat er sie sich selbst zu suchen?Ich möchte nun nicht auf die lange Geschichte des Verhältnisses von Kirche und Staat, Kirche und Gesellschaft eingehen, sondern Karl Rahner zitieren, der geschrieben hat:„Das Christentum hat keine Vorhersage, kein Programm und keine eindeutigen Rezepte für die innerweltliche
Ich stelle außer Streit, daß Österreich als eine freie westliche Demokratie konzipiert ist und ein Teil des Westens ist. Die Parteien in unserem Land müssen daher einig sein im Bemühen, die menschliche Freiheit immer wieder neu zu erringen und zu erweitern.Nur im „Westen“ ist bisher der Versuch teilweise gelungen, menschliche Freiheit zu realisieren. Die bisher errungene menschliche Freiheit kann in Zukunft nur dann gesichert und weiter ausgebaut werden, wenn der Westen seine Dynamik, das Bewußtsein seiner Kraft und seiner Möglichkeiten wieder gewinnt und sich dazu seine große
Es ist nur ein posthumer Triumph für Dr. Karl Kummer, daß seine Gedanken zur Uberwindung des Klassenkampfes durch die Partnerschaft zur tragenden Idee des gültigen Pro-grammes der österreichischen Volkspartei wurden. Er hat es nicht mehr erlebt, daß mehr und mehr die Uberzeugung wächst, daß Eigentum auch an Produktionsmitteln breit gestreut werden muß.1960 hat Karl Kummer einmal formuliert: „Es bestehen zwischen Gemeinschaft und Kollektiv wesentliche Unterschiede. Eine Gemeinschaft ist von jedem ansprechbar, in ihr kann eine Beziehung zwischen den einzelnen Mitgliedern hergestellt
Österreich begann das’Jaihr 1975, das das letzte Viertel des 20. Jahrhunderts einleitet,: mit Skepsis: Nach einer IMAS-lJm- frage zur. Jahreswende sieht ein Drittel der Bevölkerung dem Jahr 1975 mit Sorge, eih Drittel mit Skepsis und bloß ein Drittel mit Zuversicht entgegen, der Konjunkturtest des Wirtschaftsforschungsinstitutes meldet gedämpfte ‘Produktionserwartungen und schlechtere Auftragsbeyrteilung der Unternehmer.
Manschen, wie Karl Kummer einer gewesen ist, gibt es nicht viele, besonders nicht in der Politik. Er war kein Politmanager, kein Techniker der Macht, kein Demagoge, kein Weltverbesserer. Er war klug, gebildet, hat immens viel gearbeitet und war fest davon überzeugt, daß sich das gesellschaftliche Zusammenleben der Menschen mit Vernunft und viel Herz doch zunehmend verbessern lassen müßte. Mit ihm ist einer der letzten Großen aus der Reihe der christlichen Sozialreformer von dieser Welt geschieden.Der „dritte Weg“Was ihm vorschwebte, war die klassenfreie Gesellschaft der christlichen
Die „Verstaatlichung“ ist kein Kind der Zweiten Republik. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde sie nur Realität und gewann eine konkrete Form, die scheinbar klaren theoretischen Konzeptionen hingegen, die ihr als Grundlage dienen sollten, zerrannen und konnten die Probe vor der politischen und ökonomischen Wirklichkeit nicht bestehen; ihr Schicksal teilen die Antithesen.Auch nach dem ersten Weltkrieg stand die „Sozialisierung“ im Mittelpunkt der wirtsohaftspolitischen Diskussion. Christlichsoziale und Sozialdemokraten beschlossen im Parlament die Errichtung einer
Der traditionelle innenpolitische Landfrieden im August ist diesmal— nicht unerwartet — nur teilweise eingehalten worden. Der kräftige Preisauftrieb in den Sommermonaten war der Anknüpfungspunkt für einen vorverlegten Auftakt zur Herbstsaison, in der, so scheint es zumindest, ein etwas schärferer Wind wehen wird als in den innenpolitisch ereignislosen, um nicht zu sagen, langweiligen Frühjahrsmonaten. Die so jäh in der Öffentlichkeit entfachte Diskussion um Preisstabilisierungsmaßnahmen ist daher unter zwei Aspekten zu sehen: unter einem ökonomischen und vor allem unter einem
Wir sind wieder einmal soweit. Vor den Kulissen und hinter den Kulissen wird mit Erbitterung und beachtlicher Routine darum gekämpft, wem nächstes Jahr ein größeres Stück, vom Kuchen des Staatshaushaltes zugeteilt . werden soll. Nachdem aber die poJiF tische Konstellation in Österreich von vornherein alle Versuche, sich ein größeres Stück abzuschneiden, zum Scheitern verurteilt und man schließlich und endlich nicht mit „leeren Händen“ vom Budgetfeldzug nach Hause kommen kann, ist die Lösung klar: Der Kuchen wird vergrößert, und jeder hat gewonnen. So einfach ist das.Aber
Es kann nicht wundernehmen, wenn auch den von der Stabilität in unserem Lande zutiefst überzeugten Staatsbürger nach und nach eine gewisse Unruhe überkommt und er zu überlegen beginnt, ob es nicht doch günstiger wäre, seinen Notgroschen wertbeständig anzulegen, denn, was er schließlich hört und liest, läßt eine Finanzkrise des Staates nicht ausgeschlossen erscheinen. Bei Finanzkrisen, das ist eine Erfahrungstatsache, hat in der Regel immer der „kleine Mann“ draufgezahlt.Seit Monaten gehört es gewissermaßen zum guten Ton der österreichischen Innenpolitik, darauf hinzuweisen,
Es ist nicht leicht, in Österreich Finanzpolitik zu treiben. Aber in welcher westlichen Demokratie ist das schon leicht? Das liegt gewissermaßen in der Natur der Sache. Wenn nun eine an sich schon komplizierte Angelegenheit in Österreich noch um einiges komplizierter als im Durchschnitt der vergleichbaren Staaten ist und die Folge davon schon Jahre dauernde Kalamitäten sind, dann ist das ein durchaus bedauerlicher Zustand, der keinesfalls geeignet ist, das Ansehen unseres Landes zu stärken. Es ist müßig, die Ursachen dieser Entwicklung im einzelnen darzustellen. Jeder, der einigermaßen
I.In der letzten Zeit entbrannte eine heftige öffentliche Diskussion über die Steuerrückstände der österreichischen Wirtschaft. Da nun jedermann in diesem Lande in irgendeiner Form Steuern zahlt, ist ein dankbares Publikum gewiß, und wenn man weiter weiß, daß — von Ausnahmen abgesehen — jedermann die Steuerbelastung als drückend empfindet, ist die Frage der Steuerrückstände auch ein dankbares Thema. Wenn aber ein dankbares Publikum und ein dankbares Thema vorhanden sind, muß man die Gelegenheit nützen, um allen, die an diesen Steuerrückständen schuld sein könnten, eines
Napoleon soll einmal ausgerufen haben: „Wir haben keine Literatur? — das ist die Schuld des Innenministers." Modifiziert könnte man sagen: „Wir haben keine Einsicht in die Zukunft der Wirtschaft? — das ist die Schuld der Nationalökonomen.“ Aber dann wäre es ebenso richtig, den Technikern anzukreiden, daß es kein Perpetuum mobile gibt.Die Angst vor den katastrophalen Auswirkungen einer langanhaltenden Depression löst das Verlangen nach einer Prognose der künftigen Wirtschaftsentwicklung aus. Besonders in Zeiten einer labilen konjunkturellen Situation sind ökonomische Propheten
Es ist gegenwärtig nicht einfach, die Lage der westlichen Wirtschaft zu bestimmen, wenngleich allenthalben Auftriebstendenzen vorschlagen. Prognosen zu stellen, ist unter diesen Umständen gewagt. Schwierig ist es vor allem, die Frage zu beantworten: Geht es aufwärts, abwärts oder stagniert die Wirtschaft?, wobei letzteres der Abwärtsentwicklung zugeschlagen werden kann. Zu sehr ist im Augenblick die Bewegungsrichtung von Saisoneinflüssen und lagerzyklischen Veränderungen überdeckt. Sollte neuerlich eine Abwärtsentwicklung deutlich werden, würde man sicher aus politischen Gründen mit