Die neue Armut in Sofia verhilft der Alltagssolidarität aus kommunistischen Zeiten zu neuem Leben.Die Soziologin Rumiana Stoilova führt durch das Institut für Soziologie an der Akademie der Wissenschaften im Zentrum der bulgarischen Hauptstadt Sofia. "Sie interessieren sich für unseren Alltag?", fragt sie und deutet um sich herum: "Das ist unser Alltag!" Knarrende Holzböden in einem einst prächtigen, heute abgewohnten Gebäude. Am Eingang ein freundlicher Portier in weißem Mantel, Hüter über das einzige Telefon im Haus, das funktioniert. In einem holzgetäfelten Sitzungssaal mit
Vom 10. bis 14. September werden im mexikanischen Cancun die Mitglieder der WTO über eine weitere Liberalisierungdes Welthandels beraten. Doch die Bauern Oaxacas kämpfen gegen McDonald's & Co.Es war eine hübsche Prozession, die da durch die Hauptstadt Oaxaca zog. Gerade rechtzeitig zum Einbruch der Dunkelheit hatte sich die Gruppe von Indios mit ihren bunten Laternen auf den Weg gemacht. Lieder klangen durch die Straßen: Von Hunger und Ausbeutung sangen sie, von den großen Unternehmen, die mit Betrug und Täuschung arbeiteten und den Boden vergifteten. Und es erklang ein Aufruf zum Kampf
Eine gebürtige Österreicherin hat in Mexiko ein einzigartiges Volkskunst-Museum aufgebaut.Ihre Stimme am Telefon klingt brüchig. Nach einem Blick in ihren Terminkalender schlägt Ruth D. Lechuga dann den Zeitpunkt für ein Treffen und eine Führung durch ihr Museum vor. Und die macht sie selbstverständlich selbst - trotz ihres hohen Alters und obwohl sie sich dafür an den Sauerstoffapparat in ihrem Schlafzimmer anhängen muss - zwei meterlange Plastikschläuche wird sie die nächsten beiden Stunden hinter sich herziehen. Wir haben die museale Wohnung im Edificio Condesa, einem
Das Recht auf freie Religionsausübung ist in Vietnam nach wie vor nicht garantiert.Mit verschwörerischer Miene und verschmitztem Lächeln kramt Pater Chan Tin aus einem versperrten Schrank in seinem Ein-Zimmer Wohnschlafbüro direkt neben der Kirche Duc Me einen Packen dünner Broschüren hervor. "Das ist die Zeitschrift, die ich mache", sagt er, nicht ohne einen raschen Kontrollblick durch die offene Terrassentür nach draußen zu machen, "sie heißt Letter From Home." "Und wissen Sie, wie wir sie machen?" fragt der Pater spitzbübisch.Ohne eine Antwort abzuwarten, erklärt der 81-Jährige
In der schauderhaften Entstehungsgeschichte des Jüdischen Museums in Prag liefen die ansonsten diametralen Interessen von Nazis und Juden zusammen.Bis zu 16 Stunden täglich arbeiteten jüdische Wissenschaftler in Prag unter Aufsicht der SS, um die Hinterlassenschaft der deportierten und vernichteten jüdischen Gemeinden des Protektorats Böhmen und Mähren systematisch zu erfassen. Am 3. August 1942 wurde mit der Katalogisierung begonnen, die Menge an Gegenständen wuchs schnell. Zuletzt umfasste das Museum über 200.000 Objekte, der sogenannte deutsche Katalog enthält 100.000 Einträge.Das
Wenn ein junger Mann den Brautpreis nicht aufbringen kann oder kein Geld für die aufwendigen Hochzeitszeremonien hat, raubt er sich ein Mädchen und vergewaltigt es. Telafa heißt dieser Brauch - Eheschließung durch Kidnapping. Dem Mädchen bleibt kaum eine Wahl als den Burschen zu heiraten oder aus dem Dorf fortzulaufen. Viele landen in den Städten als Straßenkinder oder Prostituierte. Wieviele Fälle es gebe, könne sie nicht sagen, meint Abebech Alemneh vom nationalen Komitee für schädliche Praktiken. Denn obwohl Vergewaltigung und Entführung nach äthiopischem Recht strafbare
Eine Woche lang nun schon dieser Regen in Hanoi, dieser feine Monsunregen, der nicht und nicht aufhören will. Die Feuchtigkeit setzt sich überall fest, es gibt keine trockenen Kleidungsstücke mehr, keine trockenen Schuhe, und selbst das Bettzeug im Hotel fühlt sich klamm und feucht an. Die Räume riechen muffig. Langsam dringt die Feuchtigkeit durch bis zu den Knochen und verursacht rheumatische Beschwerden. Mittlerweile sind alle Gassen und Winkel der wunderbar morbiden Altstadt erkundet, sind die prachtvollen Kolonialvillen aus der Zeit der französischen Fremdherrschaft gewürdigt und
Am 13. August, zwei Tage früher als ursprünglich geplant, stattete Japans Premierminister Junichiro Koizumi dem Yasukuni Schrein in Tokio einen Besuch ab. Seither zieren zwei Kränze aus weißen Lilien und Chrysanthemen als offizielle Tribute des Premiers an die Kriegstoten den Schrein. Mit der Vorverlegung seines Besuchs fand Koizumi einen typisch japanischen Kompromiss und schrammte knapp an einer diplomatischen Verstimmung mit China und Korea vorbei.Vor allem zur Zeit der Kirschblüte ist der Yasukuni Schrein ein beliebtes Pilgerziel. Im Park, gleich neben den alten Kampfpanzern, wird
Der Tod ist universal. Doch wie die Lebenden damit umgehen, ist so
vielfältig wie die Kulturen und Gesellschaften dieser Welt selbst
(siehe auch Seite 6).
Als vor einigen Jahren in Kobe ein Kind einem anderen den Kopf
abschnitt und vorm Schultor aufstellte, ging ein Aufschrei durch die
japanische Gesellschaft. Gewalt unter Kindern und Jugendlichen hat
bedrohliche Ausmaße angenommen.
Schulbildung war den Sandinisten nach der Revolution in Nicaragua
eines der wichtigsten Anliegen. Der Erfolg währte nicht lange. Heute
besuchen 47 Prozent der Kinder im Schulalter keinen Unterrricht.
Besonders in den Entwicklungsländern sind die Frauen ungerechten und
schlechten Arbeitsbedingungen ausgeliefert. Die weltweite Kampagne
"Clean Clothes" versucht, faire Produktionsbedingungen
durchzusetzen.
Vor einem Jahr beschloß die Staatengemeinschaft die Einrichtung
eines Internationalen Strafgerichtshofes. Er soll vor allem eine
präventive Wirkung erfüllen und Schuld an Verbrechen
individualisieren.
Japan sieht sich mit einem neuen Problem konfrontiert: Tausende
Obdachlose bevölkern Bahnhöfe, U-Bahnstationen und Parks. Versorgt
werden sie vorwiegend von der christlichen Minderheit des Landes.
Nirgendwo auf der Welt sei Papst Johannes Paul II so herzlich
empfangen worden wie in Kuba, sagt man auf der Zuckerinsel. Was ist
von dieser Euphorie geblieben? Eine Reportage aus Havanna.
Auch Japan hat einen Fall "Karla F. Tucker" (Nr. 7/98). Ein Mörder,
der in seiner Haft zu Reue und Einsicht kommt, wird - nach fast 30
Jahren Gefängnis - schließlich doch gnadenlos hingerichtet.
Ich kann mich nicht erinnern, daß meine Zustände jemals anders gewesen wären. Schon als ganz kleines Mädchen bekam ich Panikattacken, wenn mehrere Kinder aus dem Kindergarten mich besuchen kamen", erzählt Birgit. Im Laufe der Jahre wurde es immer schlimmer: wenn es in der Schule und später an der Universität dann galt, vor den Kollegen ein Referat zu halten, reagierte Birgit mit Brechreiz, Übelkeit, Schweißausbrüchen. Schließlich versuchte sie, das Auftreten vor einer Gruppe anderer Menschen völlig zu vermeiden.Birgit ist 26 und studiert Psychologie. Ihre Bereitschaft zum Interview