In der Wiener Jesuitenkirche hängt bis Karsamstag ein auffälliges Fastentuch: ein Wasserfall. Eine literarische Reflexion von Julian Schutting über das Werk von Gabriele Rothemann.
Unterwegs sein bedeutet für Julian Schutting zumeist: zu Fuß unterwegs sein. Viele seiner Texte sind Meditationen über das Gehen abseits ausgetretener Pfade. Für die FURCHE hat der Schriftsteller exklusiv eine "literarische Ausschreitung" verfasst.
... so zum baldigen Kaiser Konstantin seine Mutter - im Zeichen des Kreuzes, ihr im Traum erschienen, werde er über seinen Rivalen Maxentius siegen. befiehlt, wenn es wahr ist, seinen Soldaten, ihren Kampfschilden Kreuze einzuschneiden; siegt, mag aber erst lang danach getauft werden. und es dauert noch ein Weilchen, bis das Christentum die Staatsreligion wird des Römischen Reiches. unser Frühmittelalter? nicht erst der römisch-deutsche Kaiser Karl der Große läßt zwangschristianisieren. in einem anderen Zeichen dann als dem des Kreuzes die Eroberungen und die Verbreitung des Islam,
Hans Weigel 1908-1991TheaterkritikerHans Weigel hat sich von einem Adolf H. und dessen ostmärkischer Gefolgschaft die Liebe zu Österreich nicht verderben lassen: kaum daß der Spuk ein Ende hat, klettert er unweit des Burgtheaters von einem Lastwagen, aus dem Schweizer Exil von Heimweh ins erbärmliche Nachkriegs-Wien zurückgeholt - das Atmosphärische dieser Zeit ist in seinem autobiographisch bestimmten Roman "Unvollendete Symphonie" (1951) zu erspüren. ("Er ist wieder da", hört eine junge Malerin einen Kollegen freundlich konstatieren, und kurz darauf sagt sie sich: "Ich sehe zum
Vor 200 Jahren, am 23. Oktober 1805, wurde in Oberplan/Horní Planá Adalbert Stifter geboren. Um die Faszination, die von Stifters entschleunigenden Texten auch heute noch ausgeht, deutlich zu machen, bat die furche drei Schriftsteller um ihre spezifischen Zugänge zu dem oft vorverurteilten Autor. In diesem Dossier versuchen Julian Schutting, Reinhold Aumaier und Michael Donhauser literarische Annäherungen an den gar nicht so biedermeierlichen Schriftsteller. Redaktion: Cornelius Hell und Brigitte Schwens-Harrant Klassisches Humanitätsideal, Berührungsängste und Prosa von poetischer
Statement zur Reformierung der Orthographie.Vor gut zehn Jahren durfte ich mich anhand von Kostproben aus der Sammlung der Reformvorschläge im orf äußern, als ein Schriftsteller und erfahrener Deutschlehrer.Auf einen Blick (einander gegenübergesetzt waren Rubriken bis jetzt / ab nun) war zu ersehen, daß da keineswegs eine Liberalisierung in dem Sinn vorgesehen war, von nun an dürfe es in den umstrittenen Fällen beispielsweise der Groß- oder Kleinschreibung ein jeder à son gout halten ...Aufreizend also, daß da als Alteingebürgertes' hingenommene Regeln einem autokratisch verfügten,
Deutsche Sprache und österreichische Identität. Teil II: Über das Österreichische in der österreichischen Nationalliteratur.Im Vielvölkerstaat, der wir nicht mehr sind, wäre die schwierigere Frage zu erörtern: Was macht die österreichische Identität aus, wenn die Unterscheidung zwischen Amtssprache und Umgangssprache not tut? heutzutage aber liegt näher die Frage, ob es eine österreichische Literatur gibt respektive was dieselbe ausmacht.wer österreichischer Nation ist, könnte man sagen, der schreibt österreichische Literatur, wahrscheinlich (es gibt aber genug österreichische
Deutsche Sprache und österreichische Identität.Für das österreichische Deutsch, doch ganz reputierlich, müßte man sich in deutschen Landen wie für Despektierliches, für allzu Antiquiertes genieren, aber intransigent, wie man ist, läßt man sich nicht so leicht abschasseln, weil's ja pressiert - Retourkarte, Portemonnaie und Legitimation in der Hand, fragt man couragiert nach der nächsten Station (wie viele Halte es bis ... sind, da würde man nicht perplex angestarrt), fragt voll der Renitenz nach dem richtigen Perron, insistiert bezüglich reservierten Coupés, weil's im Separierten
... der in der heiteren Tonart unserer Befreundetheit mich gern "Dichterfürst" genannt hat - im privatem das altvaterisch-hohle Pathos los, welchem er sich offiziell verpflichtet empfand.ein Meister der Deskription in seinen Deutungen von Heiligenbildern, und sein Marienbuch, gar nicht bigotter Tonart, enthält Naiv-Poetisches ("Die Jungfrau trägt das Himmelegewölbe in sich"). mir war es in Briefen vergnüglich, mich metaphysisch unbegabt darzustellen, und ihm, mir meine dichterischen Freiheiten' etwa bezüglich Transsubstantiation und Auferstehung als religiös auszulegen. was ihn im
Eine Erinnerung zum 20. Todestag.Wo sind die Zeiten, wenn die Frage erlaubt ist, daß die katholische Kirche Österreichs unter anderem, ohnehin nur unter anderem, durch einen Monsignore Otto Mauer und durch einen Dr. Alfred Focke SJ repräsentiert war! dieser war der stillere, von ganz anderem Temperament: in Gesellschaft zurückhaltend und schwer aus der Reserve zu locken; aber an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt, in der Abteilung für Photographie, war er gern zu Gast, entwickelte uns Schülern Analogien zwischen Religion und Kunst, verglich Bibelstellen mit der Dichtung vor allem