Wenn ein Salzburger in die Welt hinaus- kommt, findet er nicht leicht ein Landchen, das kleiner ist als seines. Diese Erfahrung riihrt ihn dann natiirlich sehr in seinem heimweh- kranken Herzen. Und sobaid er eine geduldige Seele findet, die ihm zuhort, fangt er an, von seiner Heimat zu schwarmen und zu prahlen, obwohl er in der Regel erst weitlaufig erklaren mufi, daB Salzburg keineswegs in Tirol liegt, Gott bewahre es davor, und auch nicht im Salzkammergut. Sondern umgekehrt, daB alle Erden- schonheit eben in Salzburg zu finden sei, Tirol natiirlich ausgenommen.Nun, ich bin ein Salzburger,
Aus meinem .Kindesalter sind mir zwei Bücher in dauernder Erinnerung geblieben: ein geistliches und ein weltliches. Das eine war das Gebetbuch meiner Mutter. An Sonntagen, wenn ich neben ihr im Kirchenstuhl hockte und nach und nach alles versuchte, was sich mit bloßen Händen und Füßen gegen die Langeweile erfinden läßt, dann sah die Mutter plötzlich zürnend auf mich nieder und gab mir das Heilige Buch. Sie hätte sichtlich gern ein Kopfstück vorausgeschickt, aber das durfte sie hier nicht tun, die Kirchenbank war eine Freistatt aller Sünder. So saß ich also beglückt und warm
Ich bin schon immer gern mit der Eisenbahn gefahren. Als mich der Zug zum erstenmal aus dem Heimattal hinaus in die Fremde führte, war ich schon ein halbwüchsiger Bursche, und jetzt lebe ich ja wieder weitab von der Welt in meinem Dorf.Das Jahr über macht es mir nichts aus, da bin ich gern daheim und zufrieden mit den andern. Nur zu gewissen Zeiten, im Frühjahr etwa, wenn der Föhn gewaltig aus den Wäldern strömt und das Blut auf mischt, oder auch im Herbst, wenn der Himmel so klar und weit wird, so verlockend weit bis zu den letzten Bergen ausgespannt, dann überkommt mich die
Ich sehe mich genötigt, hier etwas zur Aufklärung aller zu sagen, die ihre und meine Zeit vergeuden, indem sie sich mit mir statt mit meiner Arbeit befassen. Wenn es schon nicht hilft, so schadet es doch hoffentlich.Ich bin gänzlich ungeeignet für Gesellschaften, für Kongresse, für Interviews. Wenn ich gelegentlich gute Einfälle habe, so brauche ich sie für meine Bücher. Alle meine übrigen Äußerungen sind nicht belangreicher als die eines anderen normalen Menschen.Ich hasse und verabscheue jede Form von Geistigkeit, sie ist durchaus nichts Auszeichnendes. Intelligent ist jeder
Einige im Dorf, die mit mir jung waren, erinnern sich wohl noch an das alte Krämerhaus neben der Kirche, und dann wissen sie auch, daß dort ein Schrank oben in der geräumigen Diele stand, ein riesiges Gehäuse, aus Lärchenholz gezimmert und mit ungefügem Schnitzwerk verziert. An großen Festtagen, zu Flo-riani etwa oder zu Fronleichnam, stieg der Vorstand schon frühmorgens mit dem Schlüssel in der Hand die Treppe hinauf, und immer durften auch etliche Buben hinter ihm her stolpern, denn in jenem Schrank wurden die Fahnen aller Vereine aufbewahrt, und der alte Mann hielt viel darauf,
Ich war dabei, mir das Dasein nach und nach gemütlich einzurichten. Aber nun warf mich ein rätselhaftes Ereignis unversehens wieder aus der Bahn.Die Mutter wurde plötzlich krank, leb wußte mir das nicht zu erklären, denn sie war in der letzten Zeit förmlich aufgeblüht und von Tag zu Tag behäbiger und stattlicher geworden. Aber es stand wohl sehr schlimm mit ihr, man konnte sie in der Schlafkammer stöhnen hören und trotzdem durfte man nicht mehr zu ihr gehen. Auch der Vater rannte nur schnaufend zwischen Tür und Fensler hin und her und war wieder einmal völlig taub gegen meine
Diese Art, in fremden Gestalten zu leben, gab er nicht auf, als er die Macht verlor, sie auf der Bühne wirklich zu personifizieren, sondern von nun an füllte er sein eigenes Leben mit ihnen an, er verwandelte sich täglich in eine oder zwei Phantasiegestalten, er schaffte sich einen Fundus von ausrangierten oder beim Trödler erhandelten Kostümen, von Baretts und Hüten, von Barten und Perücken an: und es heißt — denn auch das lag zu meiner Zeit schon um ein Jahrzehnt zurück —, daß er an jedem Tag nur zwei Schüler gehabt habe, einen am Vormittag, einen am Nachmittag, die sich ganz
Gott läßt uns ja auch gewähren und schlecht und recht miteinander leben. Dann und wann leidet es einen nicht mehr in der Enge, er knotet den Goldklumpen seiner Einfalt in das Sacktuch und zieht davon, um draußen sein Glück zu machen. Die Einfalt wird er bald los, und was er dafür eingetauscht hat, auch, nach Jahr und Tag ist das ganze Muttererbe vertan und er muß doch wieder zurückkommen. Reicher ist er nicht geworden, glücklicher auch nicht.So einer läuft dann eine Weile umher und weiß nichts Rechtes zu beginnen, ein Mensch voll Mißtrauen, ein verzagter Mensch. Aber das währt
Nun bin ich also allein und hätte das Beste zu hoffen, wenn zu glauben ist, was man von andern Dichtern hört, daß sie, auf einem Steine sitzend, unsterblich wurden. Aber nients Ewiges, nichts Erschütterndes will sich in meinem Kopf einfinden, wie immer währt es nicht lange, bis ich mich im Allernächsten verloren habe. Ich fange an, die Gräser vor meinen Augen genau zu betrachten, ein gieriger Eifer überkommt mich, diese winzige Welt aus Moos und Gestrüpp mit den Augen zu durchdringen und zu entwirren, als könnte ich das Maß der Dinge im Kleinsten und Geringsten finden, das letzte