McGovern hat das Rennen bei den Demokraten gemacht. Edward Kennedy, der letzte einer inzwischen entthronten Dynastie, kam, lehnte das Amt des Vizepräsidenten ab und ging wieder, umrauscht von den Akklamationen seiner Hofberichterstatter und Kommentatoren. All das ist aber Vorspiel, die wirkliche Entscheidung fällt im November. Ob man es öffentlich zugibt oder flüsternd andeutet: alles was in diesem Jahr in den Vereinigten Staaten von offiziellen und offiziösen Stellen getan oder gesagt wird, hat direkt oder indirekt mit den Novemberwahlen zu tun. Das ist „Politik“.
Das Zweiparteiensystem erscheint den meisten Beobachtern als selbstverständlich mit der amerikanischen Form der Demokratie verbunden. Analytiker der politischen Wetterlage sehen für 1972 die Lage anders. Sie fühlen, daß sich die Atmosphäre geändert hat, weil loyale Parteimitglieder der Großparteien in steigendem Maße Parteidirektiven zu ignorieren beginnen und in der Stellungnahme zu Einzelpersönlichkeiten und Problemen unabhängig davon entscheiden.
Er hat Haare, die bis zur Schulter reichen, trägt unkonventionelle Kleidung, sein Zimmer ist mit einer Sammlung von „psychodelischen“ Tanzplakaten geschmückt. Er begeistert sich für den Hippie-Film „Easy Rider“ und bekennt, daß er für die Abschaffung jener Gesetze, die Marihuanarauchen, Schwangerschaftsunterbrechung und pornographisches Schrifttum unter Strafe stellen, eintritt. Er agitiert gegen den Vietnamkrieg und die allgemeine Wehrpflicht und befürwortet die Legalisierung des Glücksspiels und der Prostitution.So charakterisiert das „Wallstreeet-Journal“ einen
Es war im Grunde immer eine — nicht einmal besonders ersprießliche — Legende: die Gewißheit, daß, wer die Freiheitsstatue passiert hatte, im neuen Kontinent nicht nur Freiheit finden, sondern im „Schmelztiegel-' neuer Gemeinsamkeit und Einheit die besondere ethnische Eigenständigkeit fast automatisch einbüßen und dies begrüßen werde. In Wirklichkeit war stets das Gegenteil der Fall: einer jeden Immigrationswelle folgte — später sich teilweise lockernd — die lokale Zusammenballung nationaler oder manchmal religiöser Gruppen in fast geschlossenen Gemeinden. Es entstanden
Das erste Jahr der Nixon-Administration ist zu Ende. Das erste Jahr eines neuen Jahrzehnts beginnt. Welche Aufgaben, welche Lösungen kündete das Atemholen zur Jahreswende an? Der Präsident hat im Jänner in der „State of the Union“-Botschaft vom Erreichten berichtet und das Anzustrebende umrissen — in Außenpolitik und Innenpolitik der Vereinigten Staaten.
Man hört viel von ihnen in der Presse, im Rundfunk und Fernsehen der Vereinigten Staaten — den „Blumenkindern“, den langhaarigen, bärtigen Jugendlichen und den behosten Mädchen in offenem Haar, gekleidet in großteils bizarren, eigenwillig stilisierten Kleidern, geschmückt mit indianischen, exotischen, religiösen Emblemen...Im East Village von New York City und im Haight Ashbury Distrikt von San Franzisko haben die Hippies ihre komfortlosen „Pads“, wie sie ihre Behausungen nennen, ihre Kultstätten, Tanz- und Musikgruppeh, Theaterexperimente, ihre „Verkehrslokale“,
Obwohl Rebellionsbewegungen der Jugend, vor allem der Studenten, heute ein internationales Phänomen darstellen, tragen sie deutlich auch „nationale“ Züge. In Tokio hat man sehr prononciert im eigenen Kulturraum geborene Beweggründe, in London, Paris, Amsterdam, Rom, Frankfurt oder Stockholm geben jeweilige gesellschaftliche, politische oder andere in der konkreten Situation begründete Realitäten bei der Artikulation des Pro und Contra spezifische Nuancen. Die amerikanische Studentenrebellion, deren Auftreten nicht nur zu hundertfachen Zusammenstößen mit der Polizei geführt hat,
In den Vereinigten Staaten geben Öffentlichkeit und parlamentarische Opposition jedem neuen Präsidenten und seiner Administration eine gewisse Anlaufzeit von etwa hundert Tagen: „honeymoon — Hochzeitsreise“ nennt man es. — Für Nixon ist die Probefrist, ist die „schöpferische Pause“ vorüber. Für ihn und das, was er tut, — für die Nation die Zeit des gutwilligen (?) Abwartens, bevor sie in Zustimmung oder Ablehnung Stellung nimmt. Der Präsident hat begonnen, das Land wissen zu lassen, wo er in einzelnen Fragen steht, was er zu tun oder zu unterlassen vorschlägt. Die
Die nationale Politik der Vereinigten Staaten befindet sich immer noch in einem Vorbereitungszustand. Nur langsam zeigen sich Umrisse der künftigen Ära. Vietnam und damit im Zusammenhang die Pariser Gespräche und die Krise im Nahen Osten stehen in der Außenpolitik naturgemäß im Mittelpunkt. Man hat den Eindruck, daß der Präsident bestimmte Festlegungen noch vermeidet, unter anderem auch deshalb, weil, wie er selbst angedeutet hat, in der Administration noch einige Meinungsverschiedenheiten bestehen.In der Innenpolitik sollen unter anderem zwei Fragen einer Nachprüfung unterzogen
Ein neuer Präsident im Weißen Haus — Republikaner. Bin neuer Kongreß — Demokratische Mehrheit: Wie wird die Politik der Vereinigten Staaten im Jahre 1969 aussehen?Richard Nixon hat während der Wahlkampagne nicht allzuviel Aufschlußreiches gesagt. Für Ruhe und Ordnung und Beendigung des Vietnamkrieges dürften auch Millionen sein, die für Humphrey gestimmt haben.Dennoch zeigt sein Sieg, vor allem, wenn man mit einiger Berechtigung die überraschend starke Stimmabgabe für die „Dritte Partei“ des Südstaatlers Wallace als Ausdruck der gleichen Tendenz — wenngleich
Goethe hat einmal gesagt: „Amerika, Du hast es besser!“ zu Beginn des Jahres 1967 muß man mit einem alten Kabarett-Titel sagen: „Hier irrt Goethe!“ Amerika fühlt sich unbehaglicher als viele andere Nationen. Der Vietnam-Feldzug belastet die Nation in immer steigendem Ausmaß: die Todesopfer des nicht „erklärten“ Krieges steigen — ganz abgesehen davon, daß die Bombardierung eigener Einheiten aus Versehen Unruhe schafft. Die für seine Weiterführung notwendigen Ausgaben behindern die Projekte des „Kampfes gegen die Armut“, den die „Große Gesellschaft“ so umfangreich
Ist Gott tot? — Die Frage an sich ist nicht neu. Von Julian Apostatą über Friedrich Nietzsche bis zu Samuel Becketts „Waiting for Godot“ ist sie hundertfach gestellt worden: zweifelnd, hohnlachend, hoffendKommunistische „Gottlose“, Atheisten haben sie bejaht. Agnostiker, am. Rand des Christentums, haben sie offengelassen. Quäker und Unitarier haben sie relativiert: gottwohlgefällig leben und vor allem handeln setzt nicht voraus, daß man an den bärtigen Gottvater im Himmel glaubt, der in einem großen Kontobuch Sünden und Guttaten registriertIn den USA gibt es heute eine
Der Gedanke einer „Dritten Partei” neben den beiden Tradations- parteien — Demokraten und Republikaner — ist in Amerika nicht neu. Immer wieder haben „linke” oder „rechte” Abweicher mit einer eigenen Parteiorganisation die Zustimmung der Öffentlichkeit gesucht; bisher eit Jahrzehnten erfolglos.Teddy Roosevelt, La Follette, Henry Wallace und andere „Fortschrittsparteien” oder „Farmer- und Arbeiterparteien”, oder Debs und Thomas als Sozialisten, sind dabei immer am Rande der praktischen Politik geblieben, obwohl etwa der greise Norman Thomas stolz darauf sein kann, daß
Die Wahlen in den USA — vor allem die wichtige New Yorker Bürgermeisterwahl — haben der amerikanischen Öffentlichkeit nicht recht zu Bewußtsein kommen lassen, daß in den letzten Wochen das Komitee gegen unamerikanische Tätigkeit, das sich bisher fast ausschließlich mit der Untersuchung wirklicher oder vorgeblicher Kommunisten beschäftigt hatte, anscheinend ernsthaft darangeht, auch einmal eine „rechtsradikale Organisation unter die Lupe zu nehmen, nämlich den Ku-Klux-Klan.Es war an der Zeit. Die angeblich patriotische Geheimgesellschaft, die sich nicht nur damit vergnügt, in
New York, Zentrum des amerikanischen Theaters, hat zwei Arten von „Brettern, die die Welt bedeuten“: die Broadwaytheater im weiteren Sinn und die „Off“ Broadwaybühnen der Avantgarde, zumeist in Greenwich Village oder in seiner Nachbarschaft gelegen. Die „Entertainment“-Stücke, die der „Broadway“ präsentiert, sind entweder „Hits“, d. h. sie schlagen ein und erreichen teilweise — wie „My Fair Lady“ — phantastische Aufführungszahlen oder sie sind ein „flop“, d. h. sie werden bald abgesetzt, mit schweren finanziellen Verlusten für die Geldgeber. Der Geschmack
Die Flitterwochen zwischen dem amerikanischen Präsidenten und der amerikanischen Inteüigentia — teilweise von vornherein auf einem Mißverständnis beruhend — haben den Tod Kennedys nicht überlebt.Präsident Johnson hält offensichtlich weit weniger von „eggheads“, „Eierköpfen“, als sein Vorgänger. Was auf Gegenseitigkeit zu beruhen scheint.Er hat, nicht ungern, scheint es, einen Teil der jungen Harvard-Leute gehen lassen, die Kennedys „Küchenkabinett“ bildeten, und zieht es vor, sich der bewährten alten Technik des erfahrenen Parlaments-Taktikers zu bedienen, die auf
In gewisser Hinsicht hat die Zivilrechtsbewegung der farbigen Amerikaner vor zehn Jahren in Montgomery, Alabama, begonnen, als eine Negerin sich weigerte, ihren Omnibussitz einer Weißen abzutreten. Der begonnene Boykott gegen die Buslinie, die „Freedom riders“, die „Sit ins“, die Organisation der gewaltlosen Boykotts, Demonstrationen und Wahlrechtsforderungen blieben für lange Zeit Angelegenheit der schwarzen Selbstwehrverbände christlich-gandhischer Prägung. Selbst als sich im Herbst 1963 zirka 200.000 Demonstranten beim „Marlfch auf Washington“ unter dem Denkmal Lincolns
Eine Milliarde Dollar sollen bereitgestellt werden, um Amerikas „Kampf gegen die Armut“ von Regierungsseite aus zu finanzieren. 20 Prozent der Gesamtbevölkerung fallen nach Statistiken der Administration unter den Begriff der „Armut“. Das sind von zirka 47 Millionen Familien in den USA ungefähr 9,3 Millionen, wenn man als „arm“, unter der Berücksichtigung der Kaufkraft, ein Jahreseinkommen unter 3000 Dollar (78.000 ö. S.) definiert. Der Begriff ist natürlich dehnbar; auch Familien mit größerem Einkommen mögen sich als unter dem Lebensstandard lebend empfinden, den die
Nachdem es der Geschicklichkeit von Präsident Johnson nach langen Auseinandersetzungen in den beiden Häusern des Kongresses gelungen ist, J. F. Kennedys Bürgerrechtsvorlage Gesetz werden zu lassen, ist die „Negerfrage“ — neben den Meinungsverschiedenheiten über eine „schwache“ oder „starke“ Außen politik — entscheidend in den Mittelpunkt der Kampagne für die Präsidentenwahl im November gerückt.Demokraten wie Republikaner sind sich weitgehend darüber klar, daß der Ausgang der Wahl sehr wohl davon abhängen mag, ob sich der sogenannte „white backlash“, d. h.der
Am 1. März 1961 ist durch Executive Order des Präsidenten der Vereinigten Staaten das Peace Corps begründet worden. Der Kongreß hat am 22. September des gleichen Jahres mit dem „Peace Corps Act“ihm den offiziellen Charakter als staatliche Organisation bestätigt und seine Ziele dahingehend erläutert, daß man in ihm, um den Frieden in der Welt und der Freundschaft unter den Völkern zu dienen, interessierten Nationen amerikanische Freiwillige zur Verfügung stellt, die der Bevölkerung dieser Länder helfen sollen, geschulte Arbeitskräfte zu entwickeln und die dazu beitragen sollen,
Als vor einigen Monaten amerikanische Negerführer wissen ließen, daß sie die Absicht hätten, als Protest gegen Polizeibrutalität, Mißachtung verfassungsmäßig garantierter Rechte der farbigen Staatsbürger und in Unterstützung des Kennedyschen „Zivilrechtprogramms“ als ersten Schritt zur völligen Gleichberechtigung der Rassen in Washington 100.000 Demonstranten zu versammeln, waren drohende Untertöne unverkennbar. Man sprach von der fälligen „Revolution", erklärte, daß man „am Ende seineT Geduld“ sei und verlangte „allumfassende und sofortige Aktion". Zusammenstöße
Der in Moskau unterschriebene Vertrag, der die Sowjetunion, USA und Großbritannien und alle anderen Staaten, die sich ihm unterschriftlich anschließen, dazu verpflichtet (bis zur Vertragsaufkündigung eines Partners), in Zukunft von Atom- (Hydrogen-) Versuchen in der Luft, in der Atmosphäre und unter Wasser abzusehen, muß von beiden Häusern des amerikanischen Kongresses ratifiziert werden. Erst dann ist die bereits vollzogene Zeichnung durch den amerikanischen Außenminister, von den USA aus gesehen, bindend.Gleichberechtigung „nicht populär”Die Opposition besteht keineswegs
Dem europäischen Beobachter muß es merkwürdig vorkommen, daß der der Demokratischen Partei angehörige Präsident Truppen in Einzelstaaten sendet, um Gouverneure, der gleichen Partei angehörig, die sich gegen föderale Gesetze zur Wehr setzen, zu disziplinieren, unter anderem mit dem Ergebnis, daß einer dieser hochgestellten Parteigenossen einem Senatskomitee erklärt, sein Parteichef sollte aus dem politischen Leben eliminiert werden.Die beiden Großparteien der USA — Demokraten und Republikaner — haben niemals ein einheitliches Gesicht gehabt. Die oft. wiederholte Feststellung,
Die „Negerfrage“ ist im Begriff die Politik des Weißen Hauses ernsthaft zu gefährden.Nicht zufällig sah sich der Außenminister Dean Rusk — fast gleichzeitij mit der Proklamation von rund 30 afrikanischen Nationen, die kämpferische Einheit des schwarzen Erdteils verlangend — veranlaßt, die Nation warnend daraufhin zu weisen, daß das Weiterbestehen rassischer Differenzen das Prestige der USA zu gefährden beginnt. Und Walter Lippmann, der einflußreichste Kommentator des Landes, hat erklärt, die Frage der völligen und sofortigen Gleichberechtigung der farbigen Staatsbürger ei
Politische Emigrationen können gelegentlich — insbesonders wenn sie zahlenmäßig ins Gewicht fallen — ihren Gastländern recht unbequem werden. Das deutsche Exil der Hitler-Zeit hat davon ein Lied singen können. Seinen Publikationen und Organisationen, vor allem seinen Kontakten mit der innerdeutschen Illegalität, sind von den Ländern, in denen seine Repräsentanten Zuflucht gesucht hatten, immer wieder weitgehende Begrenzungen auferlegt worden. Den Grad von Freundschaft, Skepsis oder latenter Gegnerschaft zu einem Nachbarland läßt sich keine Regierung gern von den Emotionen ihre
Wenn man nach einem Motto suchen würde, das verbindlich über Weg und Werk Ernst Jüngers stehen könnte: es gäbe kein besseres als das Nietzsche-Wort „Nur wer sich wandelt, bleibt mit mir verwandt“. Es ist damit nicht nur der offensichtliche Tatbestand gemeint, daß sich im Laufe von etwa 40 Jahren in den Schriften des Autors Stellungnahmen finden, die sich zu widersprechen scheinen, sich überholen, ergänzen und abschleifen, sondern vor allem auch, daß diese Wandlung, von Einsichten und Erkenntnissen einer organischen Verwandlung des Seins entspringt, die den Reifungsprozeß der
Präsident Kennedy ist anläßlich seines Fernsehinterviews gefragt worden, wie er ih'Zusammenhang mit den demokratischen Gewinnen bei den Zwischenwahlen die Erfolgsaussichten für sein innenpolitisches Programm im 88. Kongreß sieht. Er anwortete: „Ich denke, wir werden ungefähr in der gleichen Position sein wie in den ersten zwei Jahren. ... Alles, was umstritten ist (controversial), wird auf starken Widerspruch stoßen!“Umstritten ist — neben der Steuerreform — vor allem die vom Weißen Haus vorgeschlagene Bundeserziehungshilfe, weil der (katholische) Präsident sich strikt an die
Für mehr als hundert Tage war New York ohne die gewohnten Zeitungen. Die New Yorker Organisation der Schriftsetzer trat bei vier der führenden Zeitungen am 8. Dezember 1962 fei Streik. Andere Gewerkschaften des Zeitungsgewerbes schlössen sich an, und — die Verlegervereinigung nahm den Fehdehandschuh auf und veran-laßte fünf weitere Zeitungen, ihren Betrieb von sich aus zu schließen: New York versank in publizistische Verdunklung ... Nun war das praktisch nur halb so schlimm: auswärtige Zeitungen erschienen an den Zeitungsständen; die nicht bestreikten fremdsprachigen Blätter fügten
Die meisten Beobachter der amerikanischen politischen Szenerie nahmen an, daß im neuen Kongreßjahr die republikanische Opposition dem Weißen Haus vor allem in den für Kennedy so wichtigen innenpolitischen Bemühungen um die Zivilrechte, die Einbeziehung der Krankenversicherung für alte Leute in die Sozialversicherung, die federale Erziehungsbeihilfe und die Steuerreform militant entgegentreten würde.Nun haben sich zwar bereits die ersten Kritiker zur Steuerreform gemeldet — und zwar teilweise massiv —, aber die Experten im Kongreß haben bereits angekündigt, daß die Frage kaum vor
Vierundzwanzig Jahre lang hat das Komitee für „unamerikanische Tätigkeiten“ des Repräsentantenhauses all« Versuche, es aufzulösen, überlebt.Obwohl es keine Anklagebehörd« ist und keinerlei richterliche Befugnisse hat, haben seine „Vernehmungen“ — besonders zur Zeit, als McCarthy sich ihrer bediente — mit dabe protokollierten, unbewiesenen unc dann der Presse übergebenen Verdächtigungen gegen jeden, den als „Kommunisten“ oder „kommunistenfreundlich“ zu denunzieren, es für angebracht hielt, immer wieder Unsicherheit, Unruhe und — Furcht verbreitet.In
In den Vereinigten Staaten ist seit einiger Zeit die Stellung der Religion im öffentlichen Leben erneut zur Diskussion gestellt worden. Eine Entscheidung des Obersten Bundesgerichtes hat auf eine Klage religiös nicht festgelegter Eltern in New York die tägliche Benützung eines von der Erziehungsbehörde vorgeschriebenen Gebets in der Schule als der Verfassung widersprechend untersagt. Ein Sturm der Entrüstung ergab sich in vielen Kreisen: Verjagt man Gott aus der Erziehung? — Inzwischen sind zwei weitere Urteile lokaler Gerichte dem Bundesgericht zur endgültigen Entscheidung vorgelegt
Für lcufze“,ZiTt s^Wten, der%?hwer-jjunkt des j^eaken Krieges“ definitiv 90 Meilen von-Öen Vereinigte* Staaten zu liegen: Die Ankunft von zirka 3 500 bis 4000 militärischen Instruk-toren, die an Zahl anwachsendes, russisches Kriegsmaterial nach Kuba begleiteten, führte in den USA zu schrillen Formulierungen in der Presse, im Kongreß und im Rundfunk und Fernsehen.Präsident Kennedy ließ sich vom Kongreß die Vollmacht erteilen gegebenenfalls 150.000 Reservisten einzuberufen.Kubanische Emigrantenorganisationen in Miami (Florida) hatten gerade mit „Privataktionen“ (Beschießung
AUFSTIEG UND FALL DES DRITTEN REICHES. Von William L Shirer. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln-Berlin, 1961. 1174 Seiten. Preis 34.80 DM. - SPIEGELBILD EINER VERSCHWÖRUNG. Die Kaltenbrunner-Berichte an Bormann und Hitler über das Attentat vom 20. Juli 1944. Geheime Dokumente aus dem ehemaligen Reichssicherheitsamt. Herausgegeben vom Archiv Peter für historische und zeitgeschichtliche Dokumentation. Seewald-Verlag, Stuttgart, 1961. 587 Seiten. Preis 38 DM.
Der amerikanische Senat hat das von Präsident Kennedy befürwortete Gesetz, dii Krankenfürsorge für über fünfundsechzdg Jahre alte Personen in die geltende Sozialversicherung mit ganz bestimmten Vorschriften einzu-beziehen, mit 52 gegen 48 Stimmen abgelehnt*.. | twrisifl aiusJ nsgaiEs (ist dabei nicht uninteressant, daß die Gegner der Vorlage, wie eine — typisch amerikanische! — Statistikergruppe sofort feststellte, rein zahlenmäßig nur 73 Millionen der Bevölkerung (41 Prozent) vertreten, während ihre Befürworter 105 Millionen (59 Prozent) repräsentieren!Die amerikanische und
Jugend hat einen hohen Kurswert in den Vereinigten Staaten. Vielleicht weil das Land noch jung ist? Ältere Menschen haben es schwer, falls sie irgend etwas aus der Bahn geworfen hat, beruflich zum zweiten Male Fuß zu fassen. Die nachdrängenden jungen Anwärter besetzen fast ausschließlich freiwerdende Posten. Kein Wunder, daß noch 20 bis 30 Jahre nachdem sie ihr College verlassen haben Familienväter bei Wiedersehensfeiern als „Boys“ mit knabenhafter Tolpatschig-keit einander „ewige Jugend“ vorzuspielen versuchen und bejahrte Großmütter Wert darauf legen, als „Girls“ beim
Am Tage, nachdem Präsident Ken-i nedy^an^kü^digt „hatte, Jfe Vereihig--.ten, Staaten .würden thae desJ Monats -die Atomversuche, in der.-Atmosphäre wiederaufnehmen, falls' nicht Moskau einem kontrollierten allseitigen Verbot zustimme, erhielt er frühmorgens, wie der Pressesekretär des Weißen Hauses kurz darauf bekanntgab, zirka tausend Telegramme, von denen — Mr. Salinger zufolge — ungefähr die Hälfte ihrer Zustimmung, die andere Hälfte ihrem Protest Ausdruck gab. Er fügte, wie die erste Rundlunkmeldung mitteilte, dem zynisch an: „Der Präsident ist darüber nicht beunruhigt
Die Verschärfung dies Ost-West-Konflikts in den letzten Jahren hat in den Vereinigten Staaten am Rande des Rechtsrepublikanismus zu einer neuen Aktivität der kleinen extremen Gruppen geführt, die die Öffentlichkeit zu beunruhigen beginnt. Nur teilweise noch offen antisemitische Parolen in den Vordergrund stellend, spezialisieren sie sich in steigendem Maße auf einen militanten Antikom-munismus, der einerseits außenpolitisch Abbruch der Beziehungen mit allen Nationen des Ostblocks und den Austritt aus den Vereinten Nationen verlangt, auf der anderen Seite innenpolitisch die
Im allgemeinen beginnen die Überlegungen der jeweils in Opposition stehenden Partei, wen sie wohl als aussichtsreichsten Kandidaten für die nächste Präsidentenwahl nominieren sollte, zirka eineinhalb Jahre vor dem Wahltermin.Diesmal hat die Republikanische Partei es für gut gehalten, noch früher Ausschau nach einem „neuen Mann“ zu halten. Für Wochen diskutiertenganz plötzlich die gesamte Presse des Landes, Magazine, Radio und Fernsehen den 54jährigen George Romney, den bisherigen Präsidenten der American Motors Corporation, der sich gerade als Kandidat der Republikaner für den
Mit Erstaunen liest man die der Papstwahl gewidmeten Kapitel des Buches. Sein Verfasser räumt zwar ein, daß die Reihe der Vikare Christi seit einem guten Jahrhundert gigantische Gestalten gehabt hat, „jedoch unterliegt es keinem Zweifel, daß der Papst nicht unbedingt die geeignetste Person unter den im Konklave versammelten Kardinälen sein muß“, er möchte, daß die Wählenden ihre Blicke hinausrichten, um die richtige Wahl zu treffen. Das mindeste, was P. Lombardi damit sagen möchte, ist, daß die Päpste der letzten hundert Jahre gut waren, aber auchMan muß keineswegs der
Nicht wenige Beobachter haben, als vor einem Jahr Kennedy ins Weiße Haus einzog, gehofft, daß er Adlai Stevenson als Außenminister der USA berufen werde. Er entschied sich für eine weniger umstrittene Persönlichkeit: Dean Rusk.Aber er ernannte seinen zweimal geschlagenen Rivalen für das höchste Amt des Landes, zum amerikanischenVertreter bei den Vereinten Nationen, ihm Kabinettsrang verleihend und der ausdrücklichen Hoffnung Ausdruck gebend, daß Stevenson die amerikanische Außenpolitik maßgeblich mitbestimmen würde.Obwohl Stevenson eine ausgesprochen „gute Presse“ fand —
Dieser Tage ist der amerikanische Kongreß, nach einer neunzehnstündigen Abschlußsitzung, in die Ferien gegangen. Die zweite Sitzungsperiode wird im Jänner nächsten Jahres beginnen. Die erste Sitzungsperiode — die längste seit dem Jahr des Koreakrieges 1951 — zeigte bereits, daß der87. Kongreß kritischen Fragen gegenüberstehen wird.Hat der Kongreß das in der ersten Periode verstanden?Hat er auf die mannigfachen, vom Weißen Haus gemachten Vorschläge, ihrer Herr zu werden, positiv reagiert und der Politik der „New Frontiers“ seine Unterstützung geliehen?Auf den Gebieten der
Vor vier Stunden waren die Truppen der Revolution in die Hauptstadt des Landes eingerückt. Kein Schuß war gefallen. Aus allen Häusern waren Bürger und Beamte, Angestellte und Arbeitgebende herausgetreten und hatten die im Fackelschein über den schweigsam Marschierenden sich leise bewegenden riesige Fahnen der Revolutionäre gegrüßt.Gestern noch hatte man ehrerbietig vor einem anderen Zeichen gestanden. — Im Regierungsgebäude waren die Senatoren versammelt gewesen. Ohne sie zu beachten, hatte der Chef kurz darauf schnellen Schrittes den schweren Kraftwagen verlassen, auf dessen
Man hat, als er ins Weiße Haus einzog, J. F. Kennedy vielleicht in der in- : ternationalen Presse zuviel Vorschuß- . lorbeeren gespendet. Freunde warnten immer wieder, keine Wunder zu er- warten und auf Rückschläge und ‘ Fehler auch bei dem Aufbruch nach „neuen Grenzen" gefaßt zu sein. Kuba ] und Laos in der Außenpolitik, die Renitenz des Kongresses bestimmten 1 sozialpolitischen Plänen des Präsidenten gegenüber bewiesen, daß sie Recht 1 hatten.Jetzt-nach Wien und im ständi- gen Notenwechsel zwischen Moskau i und Washington — ist mit der Ver- , schärfung der Diskussion um das
Seit einigen Monaten beschäftigt sich die amerikanische Öffentlichkeit mit einer antikommunistischen Geheimgesellschaft, die seit Jahren systematisch im ganzen Lande Zellen aufbaut, angibt, zirka 100.000 Mitglieder zu haben (nachdem ihre Wortführer öffentlich beim Namen genannt wurden!) und in ihren (durch „Indiskretionen” bekanntgewordenen) Programmschriften die Maßlosigkeit Jo McCarthys in Vorwürfen gegen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, „kommunistische Agenten” zu sein, weit in den Schatten stellt: die „John Birch Societ y”‘.„Amerikanisten”Ihr Begründer
Es gibt in den USA neben den weit über die Grenzen des Landes bekannten großen illustrierten Magazinen mit Millionenauflagen eine Zeitschriftenliteratur, die im allgemeinen nur Kennern bekannt ist, die sogenannten „Little Magazine s”, avantgardistische Publikationen, die sich mit kulturellen, politischen, psychologischen Dingen beschäftigen, zumeist aber mit neuer Dichtung, Literatur und Literaturkritik. .Es gibt heute deren etwa 250, die teilweise seit mehr als 50 Jahren im ständigen Wechsel vom spurlosen Verschwinden und Neugründungen, die mannigfachen Wandlungen im intellektuellen
Nicht alle Staatsmänner sind der Meinung des deutschen Bundeskanzlers, daß es am besten ist, wenn in der Politik die Arbeit der Praktiker nicht durch intellektuelle „Besserwisser“ gehindert wird. Der junge Präsident der USA ist offensichtlich der Auffassung, daß in der heutigen arbeitsteiligen Gesellschaft die Regierung es sich nicht mehr leisten kann, auf die Mitarbeit der mehr oder minder „freischwebenden“ Intelligenz zu verzichten. Er hat zu einem beträchtlichen Ausmaß sein Team an Universitäten und aus Gruppen der Intelligentsia rekrutiert, Fachleute auch da heranziehend, wo
Die Bezeichnung „Schmelztiegel Amerika" für den Assimilierungsprozeß der nicht angelsächsischen Bevölkerungsteile innerhalb der großen amerikanischen Völkerfamilie ist in Wirklichkeit nur halb richtig und dadurch verwirrend. Sie verleitet zu voreiligen und falschen Schlußfolgerungen. Amerika ist eine Nation von Einwanderern, von im Leben ihres Ursprungslandes noch mit allen Fasern verwurzelten ebenso wie von solchen Immigranten, die alle Brücken hinter sich abbrachen und nur einem neuen Lebensabschnitt zustreben. Der Grad der Einschmelzung wie auch der Grad der Bereitschaft, sich
Zwanzig Millionen schwarzer Bürger hat die USA, zwölf Millionen davon wahlfähig. Zwei Millionen haben bei der letzten Wahl von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen können.Ungefähr hundert Jahre nach der Sklavenbefreiung war die Frage der „Bürgerrechte“, das heißt, die Notwendigkeit adiainistrativer Garantien für die Durchsetzung der in der Verfassung verankerten Gleichberechtigung der Neger im amerikanischen Alltag eine entscheidende Wahlkampffrage!Es ist indes in der Zwischenzeit viel geschehen, um die Situation der Farbigen zu verbessern, nicht zuletzt dank der unermüdlichen Arbeit
Wer heute die Weltpolitik betrachtet, muß feststellen, daß das Pathos der Unbedingtheit, das ein Kennzeichen aller aus einer solchen „mythischen“ Siegesgewißheit lebenden politischen Formationen ist (seien es Geheimbünde, Parteien oder aus ihnen erwachsene Staatsgebilde), fast völlig verschwunden ist. Die Politik im Jahre 1960 sucht überall nicht mehr das Un-dingte, sondern das Mögliche.Das Ende des Nationalsozialismus zeigte, daß Träume von morgen stets dann als Bumerang wirken, wenn sie die gegenwärtige Realitiät im Bann der Vision falsch einschätzen. Hitlers Ausruf „Einem
Ich meine wirklich: Sind Sie das Eigentum einer Katze? — Nicht etwa: Besitzen Sie eine Katze? — Katzen besitzt man nicht! Man gehört Katzen, mit Haut und Haar — oder man hat eben eine Katze im Haus!Unser Haushalt wird von zwei Katzen beherrscht: einem richtigen schwarzen Kater und einem etwas kleineren braunweiß gesprenkelten Tigerkater. Um unser Los ein wenig zu erleichtern, haben meine Frau und ich jeweils eine der beiden Katzen zum Herrn im engeren Sinne erwählt —, so daß wir immer abwechselnd, wenn irgend etwas passiert (etwa wenn Mucki, so heißt der Tiger, ein Stück Ente vom
Bei jeder amerikanischen Wahl wiTd das Problem der Wählerblöcke neu diskutiert. — Für wen werden die Gewerkschaften stimmen, für oder gegen wen werden sich die Katholiken entscheiden, die Neger, die Farmer ... ? Der allgemein verbreiteten Vorliebe für statistische „facts and figures“ ausgiebig Rechnung tragend, unterziehen Kommentatoren, Soziologen und Wahltaktiker immer wieder die Aussichten der einzelnen Kandidaten einer minuziösen Analyse mit Bezug auf ihre Anziehungskraft auf bestimmte Interessengruppen, Altersschichten, konfessionelle, rassische oder sich aus gemeinsamer
Der auf der Convention der Republikanischen Partei in Chikago als Präsidentschaftskandidat aufgestellte Vizepräsident Richard Nixon, im Jänner 1913 als Sohn aus Irland nach Pennsylvania eingewanderter Quäker geboren, legt allem Anschein nach nicht allzuviel Wert darauf, als Vertreter der Eisen-hower-Politik in den Wahlkampf zu gehen.Zweifellos hat das „grüne Licht“, das Ike ihm gab, als am Horizont seinerzeit die Figur des New-Yorker Gouverneurs Nelson Rocke-f e 11 e r drohend als Mitprätendent der GOP (Grand Old Party) auftauchte, wesentlich dazu beigetragen, daß die
Wenn der bekannte Kolumnist Walter Lippmann die Kandidatur des Demokraten John F. Kennedy für die Präsidentschaft der USA dahin kommentiert, daß sie „das Abtreten der alten politischen Generation und das Heraufkommen einer neuen“ bedeutet, so muß das indes nicht einfach als eine Frage des Konflikts zwischen „Jung“ und „Alt“ verstanden werden.Der ehemalige Präsident Harry Truman, der ihm vor der Convention die provokative „Frage auf Ehre und Gewissen“ stellte, ob er sich selbst nicht doch noch als zu jung und unerfahren für die Bürde der Präsidentschaft halten müßte,
Die amerikanische Oeffentlichkeit ist in den letzten Monaten nachdrücklich auf das Anwachsen der großstädtischen Jugendkriminalität aufmerksam gemacht worden, insbesondere im Zusammenhang mit den „Y o u t h gangs“, die sich in Verteidigung bestimmter von ihnen in Anspruch genommener „Territorien“ gegen die „Invasion“ ortsfremder Rivalengangs regelrechte Straßenschlachten liefern bzw. unbequem werdende Repräsentanten feindlicher Straßenblocks mit — teilweise tödlichen — Waffen zu „liquidieren“ versuchen.So antisozial aber auch diese Jügendbanden :
Betrug aus Gewinnsucht, Einbrüche aus Not, Mord aus Eifersucht: diese und viele andere Verbrechen, für die die zivilisierte Gesellschaft den Gesetzesübertreter mit zeitweiliger oder endgültiger Ausschaltung aus ihrem normalen Leben bestraft, haben kaum jemals etwas mit der Nationalität des Betreffenden zu tun.In den Vereinigten Staaten hat sich, neben den „privaten“ Verbrechen der eingangs erwähnten Art, in der Tat so etwas wie ein autonomer Bezirk der Gesetzlosigkeit entwickelt, von dem aus bestimmte, vom Gesetz unter Strafe gestellte Handlungen geplant und überwacht, abgeschirmt
Der Großteil der nordamerikanischen Indianer’(dävon in den USA 450.000 Indianer in zirka 200 Stämmen) lebt in den Reservationen, das heißt in aus dem „Hoheitsgebiet” einer Reihe von Einzelstaaten ausgesparten, ab- gegrenzten Landstrichen, die — teilweise mit zwangsweiser Aussiedlung aus ihren ursprünglichen Jagdgründen — nach Beendigung der mannigfachen Indianerkriege vertragsmäßig den unterworfenen Stämmen zur Verfügung gestellt wurden. Diese Gebiete wurden direkt der Federalen Regierung unterstellt, deren Indian Office durch Agenten, die zumeist auch kommerzielle
In der New-Yorker liberalen Zeitschrift „The New Leader“ hat kürzlich Reinhold N i e b u h r, der bedeutendste protestantische Theologe Amerikas, unter der Ueberschrift: „The Janus Face of American Diplomacy“ zwei sich gelegentlich ergänzende, gelegentlich einander ausschließende Verhaltensweisen der amerikanischen Außenpolitik einander gegenübergestellt.„Ob siedas selbst wissen oder nicht“, meint der Verfasser, „Eisenhower und sein Außenminister Dulles repräsentieren in Weg und Ziel der amerikanischen Diplomatie zwei verschiedene Grundauffassungen.“ Auf der einen Seite
Europäische Beobachter der amerikanischen Jugendarbeit stehen nur zu oft vor der Versuchung, sie etwa mit der — übrigens ja auch längst der Geschichte angehörenden — bündischen Jugendbewegung, und zwar negativ, zu vergleichen. ,•..- sdad ortEs ist richtig: in den USA gibt es keine „aus dem Geist einer neuen Jugend“ lebende Bewegung. Abgesehen von einer vor Jahrzehnten einmal aufflammenden und ebenso schnell wieder verschwindenden „Trampbewegung“ und etwa dem — allerdings für kurze Zeit groß aufgezogenen — Versuch, im „Amerikanischen Jugendkongreß“ so etwas wie
Die Weltöffentlichkeit ist mit gutem Recht immer noch erregt über das Blutgericht in Budapest vom 16. Juni dieses Jahres, über diesen Versuch, die Erhebung des ungarischen Volkes vom Oktober 1956 endgültig zu liquidieren. Unverständnis und Teilnahmslosigkeit des Westens für die inneren politischen und geistigen Entwicklungen im Ostraum am Vorabend des ungarischen und polnischen Freiheitskampfes haben wesentlich mit beigetragen zu dessen Isolierung und Scheitern. Ein merkwürdiges Licht auf dieses Versagen des freiheitlichen Westens fällt nunmehr, erstmalig ganz sichtbar, auf Grund neuerer Veröffentlichungen, wenn wir es vergleichen mit einem ebenso tragischen früheren Versagen: der alliierte Westen hat 1944, zuvor und in den folgenden' Jahren, den deutschen Freiheitskampf, das tragische Ringen der deutschen Opposition gegen Hitler ebenso „übersehen“, nicht zur Kenntnis genommen, ja verleumdet. Man machte es sich gefährlich leicht: die deutschen Patrioten wurden als „dekadente Junker“ und „ehrgeizige Generale“ abgetan, die Patrioten im Ostraum als „Kommunisten, nicht besser als alle anderen Bolschewiken“. Man war einfach nicht imstande und gewillt, zu sehen, daß die Wirklichkeit viel komplexer ist. Dieses zweifache Versagen stellt ein einziges Memento für die Zukunft dar. Der Westen wird sich entschließen müssen, freie und unbefangener zu denken und zu handeln, will er nicht immer wieder das Nachsehen haben im Kampf mit rücksichtslosen Tätern auf der anderen Seite...
„Die Furche“
Es scheint, daß die — irreführende — Selbstkennzeichnung einer prononcierten Gruppe junger Schriftsteller als „Generation“ aus der Literaturgeschichte nicht auszumerzen ist.Wir hatten in Amerika nach dem ersten Weltkrieg die „verlorene Generation“ (The Lost Generation), in Deutschland unter anderem die „Frontgeneration“, in Rußland die „Generation der Revolution“. Nach 1945 war in Deutschland ständig die Rede von der „stummen, schweigenden Generation“. Seit einiger Zeit gibt es in England die der „zornigen jungen Leute“ (The angry young m e n), deren Prototyp