Es schien mir stets das Wünschenswerteste, meiner Mitbürger Wohl unmittelbar fördern zu können. Und stets trat bei diesem Gedanken das Bild des Arztes vor meine Seele”, schrieb der 1806 geborene Ernst Freiherr von Feuchtersieben, der von seinen Eltern eigentlich zum Staatsdienst bestimmt war, über die „Beweggründe seiner Berufswahl” an seinen Vater, der erst nach langem Zögern den Wunsch seines Sohnes erfüllte.Mit einem Schlag bekannt wurde Feuchtersieben mit dem Buch „Diätetik der Seele”. Zuerst nur mit vierzig Gulden entlohnt, erlebte das Werk 50 Auflagen bis 1907. Der
Als ich mein 21. Lebensjahr vollendet hatte, lag ich in einem Reservelazarett in Bad Homburg. Es war März 1945 und über die mit roten Kreuzen gekennzeichneten Dächer flogen noch amerikanischer Bomberpulks ihre Ziele an. Obwohl ich mit dem Ende des Krieges in absehbarer Zeit rechnete, dachte ich nicht daran, schon im November dieses Jahres zum ersten Mal das Wahlrecht ausüben zu können.Das Kriegsende erlebte ich dann als nur noch ambulanter Besucher des Reservelazaretts in Steyr, von wo ich, ohne in Kriegsgefangenschaft geraten zu sein, im Sommer nach Wien zurückkehren konnte. Auch damals
Die Untersuchungen der Skelettreste des vor 500 Jahren verstorbenen Paracelsus sorgen für Schlagzeilen. Aber wie es sich für diesen von seinen Zeitgenossen als „seltzam wunderlich” bezeichneten „Mann” gehört, nicht in erster Linie aus dem Grund, aus dem die Internationale Paracel-sus-Gesellschaft die forensisch-anthropologischen Untersuchungen in Auftrag gab. Jahrhundertelang war nämlich gemutmaßt worden, Paracelsus sei am 21. September 1541 in Salzburg keines natürlichen Todes gestorben. Neiderfüllte Standesgenossen hätten ihn nach einem Gelage durch ihre Diener von einem
Hat heutige Politik - noch -mit Moral zu tun? Die Dringlichkeit dieser Frage ist evident. Was Politiker und ihre Kritiker bedenken sollten, sagt ein soeben erschienenes Buch.
Fernsehen - Eine Herausfor derung, die wir nutzen odei versäumen? Eine rasante Entwicklung, von der wir un’j als Zuschauer emanzipierer müssen? EineZukunftschan ce für unsere Kultur?
Überlegungen zum bevorstehenden Wahl-Parteitag der ÖVP in Wien und zum Erscheinungsbild der Mit-RegierungsparteiDie banalste Antwort auf diese Frage könnte lauten: Stimmen! Denn die Volkspartei lag mit 41,3 Prozent der Stimmen bei der letzten Nationalratswahl beim bisherigen Minimum von 1953 und bei den Regionalwahlen vom 12. März im Abwärtstrend.Auch die Antwort, daß mit der Gleichsetzung des ganzen Volkes mit dem Teil einer Partei von vornherein ein unerfüllbarer Anspruch an sie gestellt wurde, wäre eine zu billige Ausrede. Hat doch die Volkspartei 1945 als einzige den Anspruch einer
Salz und Sozialismus sind der Verwässerung ausgesetzt. Davor warnt Norbert Leser Parteibürokraten anläßlich des 100. Geburtstages der österreichischen Sozialdemokratie.
Schon zwei Jahrzehnte bevor das Wort von einer „kantigeren Politik“ geprägt wurde, ist das Bild der Volkspartei durch einen Politiker geprägt worden, dessen Konturen bis zum heutigen Tage unverwechselbar geblieben sind: durch Hermann Withalm, der in dem Jahrzehnt, in dem er Generalsekretär war, aus der „Kärntner Straße“ einen Begriff und das Hauptquartier einer bei den Nationair atswahlen der Jahre 1962 und 1966 erfolgreichen Partei machte.„Eisern“ an diesem Hermann war die Konsequenz, mit der er von 1952 bis zum heutigen Tage durchdiente, vom Bezirksparteiobmann zum
„Dipl.-Ing. Dr. Karl Schleinzer 1924 -1975” lautet die Inschrift auf dem schmiedeeisernen Kreuz über seinem Grab auf dem Friedhof von St. Oswald. Das Bild dieses Politikers, von dem zu seinen Lebzeiten manche behaupteten, es sei ein allzu blasses, ist auch nach einem Jahrzehnt nicht verblaßt, ja hat sogar noch an Einprägsamkeit gewonnen.Der Bauernsohn aus Kärnten, der es in seiner Jugend nicht leicht gehabt und es sich auch später nie leicht gemacht hat, wirkte nur dort als „verschlossener Einzelgänger”, wo man sich bereits mit der Klischeevorstellung des zuerst redenden und
Können demokratische Politiker im „Konkurrenzkampf um Zustimmung" mit Verzicht und Opfer reüssieren? Sicher nur dann, wenn über die Zielsetzungen Klarheit herrscht.
Vor 90 Jahren, am 29. November 1891, wurde in St. Pölten Julius Raab geboren. Der am 8. Jänner 1964 verstorbene Staatsvertragskanzler, gern als Mann mit „einsamen Entscheidungen“ bezeichnet, legte das Fundament zu dem Boden, auf dem1 wir, manch widrigen Umständen zum Trotz, auch heute noch stehen.
Er schreibt seine Bücher mit einer Eintauchfeder, an einem Schreibtisch, an dem er schon seine Schulaufgaben gemacht hat, der 66jährige Württemberger Hermann Lenz, der vor kurzem in Wien aus seinen Werken las. Diese Werke des 1978 mit dem Büchner-Preis Ausgezeichneten und von der Kritik als „letzter Non- Konformist“ Charakterisierten gehören heute schon zum Dissertationsthema junger österreichischer Germanistikstudenten. Und das mit Recht, denn Österreich und das Wien der endenden Monarchie sind das Wahlthema dieses heute in München lebenden Schriftstellers, dessen Talent schon
Die Ärmsten wurden relativ ärmer, die Reichsten wieder etwas reicher, die Kluft zwischen den Menschen in den ärmsten und den reichsten Ländern der Welt ist jedenfalls nicht geringer geworden: Das sind die Schlußfolgerungen des soeben erschienen Berichtes der Vereinten Nationen über die soziale Weltsituation, „1978 Report on the World social situa tion“, Department of International Economic and Social Affairs, United Nations, New York, 1979.
Wie ein Phönix aus der Asche seiner vordergründigen Vorjahresdebakel stieg am Abend des 6. Mai Bruno Kreisky. Die Vorverlegung der Wahl hat sich gelohnt. Und auch die stets wahlentscheidende Vorformulierung der Wahlentscheidung: Kreisky oder das angebliche Chaos durch Taus-Götz?Uber den rot-weiß-roten Teppich des „österreichischen Weges“, unter den alles gekehrt wurde, was nicht gut war oder teuer zu werden drohte, schritt Kreisky seinem bisher größten Triumph entgegen.Die Volkspartei streute ihm zwar keine Blumen, sondern verteilte nur welche. Sie konnte aus ihren neuen Wegen für
Der Schweizer Historiker J. R. v. Šalis spricht von der Gegenwart als einer Zeit, „in der jeder die Weltgeschichte in seiner Stube hat”. Wir sind in der Tat heute mehr denn je mit der Welt und ihren Widersprüchen konfrontiert. Im „Globalen Dorf” McLuhans flimmern Mondlandungen und Dschungelkämpfe, Überfluß und Hunger über den gleichen Bildschirm. Zu den drei Fundamentalwidersprüchen unserer Zeit zählt neben dem technologischen und politischen nicht zuletzt ein geistiger: In einer wertverwirrten Gesellschaft stellt sich drängender denn je die Frage nach den Werten, die politischen Entscheidungen als gültige Maßstäbe dienen können.
Wieder einmal hat der österreichische Wähler die Politiker durch seine Originalität verblüfft Sein jüngster Einfall, das Ergebnis der Salzburger Landtagswahlen, war für alle im La nd-tag vertretenen Parteien keine geringe Überraschung:• eine angenehme für die Freiheitlichen, die ausgezogen waren, um ihren Landesrat Leitner zu retten, und mit der fetten Stimmenbeute von 18 Prozent heimkehrten;• eine gar nicht so angenehme für die Sozialisten, die auf diese fette Stimmenbeute gehofft hatten, bei einem Stimmenanteil von 40,4 Prozent gegenüber 40,9 im Jahr 1964 jedoch erkennen mußten, daß sie nicht die Jäger, sondern nur die Treiber waren;• und eine insofern unangenehme für die Volks-pärtei, als diese zwar um Haaresbreite noch die stimmenstärkste Partei blieb, mit einem von 44,9 Prozent im Jahr 1964 auf 40,7 Prozent zurückgegangenen Stimmenanteil jedoch ihr absolutes Tief erreichte.
Die zur Diskussion gestellte These bringt klar zum Ausdruck, daß die prinzipielle Änderung des Wahlrechts Mittel zu zwei Zwecken sein soll: zum Umbau des Parteisystems und zu einer bewußten Steuerung des Schicksals unserer Demokratie.Für kleinere Parteien würde durch das relative Mehrhedtswahilrecht die Chance einer parlamentarischen Vertretung in der Regel gleich Null werden. Nur ein „Fußach“ könnte auf den Wogen lokaler Empörung Vertreter solcher Parteien bis in den Nationalrat tragen. Kleine Parteien, der extremen Linken oder Rechten müßten sich — vielleicht sogar nicht so
Seit dem 6. März 1966 sitzen die beiden großen Parteien Österreichs auf der Schulbank. Beide haben eine Lektion in Demokratie nachzuholen. Sie werden umgeschult vom „Regierungskartell“ auf den „parlamentarischen Wettbewerb“. Daß es sich dabei um einen Lernvorgang handelt, ist im ersten Schuljahr nicht leicht zu erkennen, umfaßt doch diese Ausbildung in parlamentarischer Demokratie die ganze Gesetzgebungsperiode. Der Lernerfolg besteht zweifellos noch nicht darin, daß im Plenum des Parlaments nun lauter und länger disputiert wird. Ein endgültiges Urteil wird erst möglich sein,
So, wie zwei Neubauwohnungsnachbarn, die einander hören können und dennoch durch eine Mauer getrennt bleiben, verhandeln die beiden Regierungsparteien seit Jahren über die Lösung des Wohnungsproblems. Die Lautstärke reicht aus, um auch durch die Mauer alter Vorurteile hindurch zu erfahren, was der andere nicht will. Um sich aber die Hand zu gemeinsamem Handeln zu reichen, müßte man aus der Mauer alter Vorurteile wenigstens ein paar Ziegeln herausbrechen. Das müßte um so eher möglich sein, als keiner der beiden Verhandlungspartner einen vollkommen extremen Standpunkt vertritt. Die
Die Landwirtschaft kann man nicht „einmotten“ wie überzählige Kriegsschiffe oder Bomber. Man kann die Agrarproduktion auch nicht wie ein Speicherkraftwerk je nach dem Bedarf an Spitzenstrom mit halber oder voller Kapazität „fahren“. Ein Staat, der seine Landwirtschaft absterben läßt, kann sie in Notzeiten nicht über Nacht wieder zum Leben erwecken. Ein Österreich ohne Bauern wäre ein Österreich ohne Felder und Vieh. Würde die Fremdversorgung plötzlich aussetzen, hätten wir weder die Menschen noch die Maschinen, weder das Saatgut noch das Zuchtvieh, um die notwendige
Es gibt in Mitteleuropa ein Land, in dem folgende Zustände herrschen: Wenn Sie Glück haben, dann sitzen Sie bereits in einem Mietwagen, der Sie je nach Größe 100 bis 300 Schilling pro Monat kostet. Wenn Sie Pech haben, dann ergattern Sie nur einen Sitz in einem solchen Mietwagen und bezahlen dafür 300 bis 1000 Schilling pro Monat. Wenn Sie Glück haben — und das richtige Parteibuch dazu —, dann bekommen Sie einen funkelnagelneuen Wagen geschenkt und brauchen nur die Betriebskosten zu bezahlen; bei etwas weniger Glück müssen Sie diesen Wagen in 75 Jahren abzahlen, bei noch weniger