Das Gaza-Jericho-Abkommen zwischen Israel und der PLO von vergangener Woche hat die Karten im Nahen Osten neu gemischt. Wo stehen der Iran, Saddam-Husseins Rest-Irak, wo Gaddafis Libyen? Auch Assads Stellung im anti-israelischen Kampf ist gefährdet, der Sudan tritt an Syriens Stelle. Über Saudi-Arabien wurde in diesem Zusammenhang noch wenig nachgedacht. Wird es Aktionen gegen die israelisch-palästinensische Vereinbarung geben?
Die Sittenpolizei von Los Angeles beschlagnahmte Videokassetten, die die Vergewaltigungen bosnischer Frauen in allen abscheulichen Einzelheiten wiedergeben. Einige der Filme enden mit der Ermordung des Opfers, entweder durch Kopfschuß mit einer Pistole oder durch Zerstückelung mit einem Schlachtmesser.
In Ägypten mehren sich die Überfälle auf Touristen. Dabei handelt es sich um eine gezielte Kampagne der Islamisten, die sich gegen den Staat richtet und das Ziel hat, die säkulare Regierung von Präsident Mubarak durch einen „Islamischen Staat" nach iranischem beziehungsweise sudanesischem Muster zu ersetzen.
Nach dem Zusammenbruch des Sowjetimperiums ist sogleich die Frage gestellt worden, ob es einen Nachfolger für den Feind des Westens und der Freien Welt gebe, und wenn, wo man diesen Nachfolger zu suchen habe. Einer der meist genannten Kandidaten für diese Rolle ist die Welt des Islam.
Politik und Religion sind im Islamismus eine enge Verbindung eingegangen. Der Kampf gegen den „degenerierten" Westen wird von den Islamisten unter religiösen Vorzeichen geführt. Man hat Angst, in die „Fänge christlicher Mission" zu geraten. Eine ungeschickte Orientpolitik des Westens ist der besseren Verständigung zwischen Islam und Christentum äußerst abträglich.
Die zehnte Reise von Johannes Paul II. nach Afrika gilt einem Kontinent, der fast nur mehr durch Bürgerkriege, Hunger, Seuchen und Vertreibung in die Schlagzeilen gerät. Nach Aufenthalten in Benin und Uganda wird der Papst im Sudan mit dem Konflikt zwischen Christentum und Islam konfrontiert.
Für Moslems zeigen die Genfer „Friedensverhandlungen zwischen Serben, Kroaten und Bosniaken das Doppelgesicht des „Westens”. „Europas Palästina” hat unabsehbare Folgen für das Verhältnis von Abendland und Morgenland.
Wie schon auf der Londoner Jugoslawien-Konferenz Ende August, so unterbreiten auch bei den Gesprächen in Genf die bosnischen Konfliktparteien ihre Lösungsvorstellungen und verhandeln darüber. Drei Lösungsmodelle stehen zur Debatte.
Durch die tragischen Ereignisse im ehemaligen Jugoslawien erfährt der politische Extremismus unter Moslems einen neuen Auftrieb. Die von serbischen Nationalisten verübten Massenmorde und die Vertreibung von mehr als zwei Millionen Moslems aus ihrer angestammten Heimat in Bosnien scheinen die Propaganda der Islamisten zu bestätigen, wonach die Moslems ständig Gefahr laufen, von Hindus, Juden und Christen massakriert zu werden.
Aus der sprunghaft angestiegenen Zahl der Bekenner des Islam in Europa ergeben sich vielfache Veränderungen der westeuropäischen Gesellschaften, Veränderungen nicht nur religiöser und sozialer Natur, sondern auch politischer. Die Zuwanderer bringen im Gepäck ein Bündel politischer Konflikte mit, die hier nicht lange latent bleiben. Die meisten kommen nämlich aus Staaten, in denen mehr oder weniger Bürgerkrieg herrscht -und der geht bisweilen in der Fremde weiter.
Der Mangel an einer kirchlichen Hierarchie öffnet Abenteurern Tür und Tor. Die Diasporasituation verschlimmert das noch; denn hier konstituieren sich ja völlig neue Gemeinden aus Menschen, die oft bunt zusammengewürfelt werden. Viele Moscheegemeinden sind multinational. Afghanen, Ägypter, Iraner, Pakistaner, Palästinenser und Senegalesen mischen sich bisweilen an ein und derselben Moschee zu einer Gemeinde.
Die erneute Aktion der Amerikaner, Briten und Franzosen gegen Saddam Hussein findet bei den arabischen Staaten weniger Zustimmung als der „Wüstensturm" im vergangenen Jahr, der ja bereits eine tiefe Spaltung der arabischen Welt verursachte.
Kaum hatten 1991 die Moslem-Republiken der Sowjetunion ihre Unabhängigkeit erklärt, intensivierten die Regierungen in Ankara und Teheran ihre Bemühungen um Einfluß in der Region.
Die islamischen Republiken der ehemaligen Sowjetunion rücken immer mehr ins Blickfeld der moslemischen Welt (Seite 9). Verstärkte wirtschaftliche Zusammenarbeit soll die neuen Partner enger binden.
Algeriens Zukunft ist seit der Ermordung des algerischen Staatsratsvorsitzenden Mohamed Boudiaf im Juni dieses Jahres ungewiß. Ebenso ungewiß ist das zukünftige Verhältnis zum marokkanischen Nachbarn und zur umstrittenen Westsahara (FURCHE 29/1992).
Die Ermordung des algerischen Staatsratsvorsitzenden Mohamed Boudiaf im Juni dieses Jahres wirft nicht nur ein Fragezeichen über die Entwicklung in Algerien selbst, sondern auch über das Verhältnis zu den marokkanischen Nachbarn und den weiteren Lauf der Dinge in der umstrittenen Westsahara..Bevor Boudiaf im Jänner überraschend nach Algier heimgeholt und zum „Retter der Nation" aus der innenpolitischen Krise bestellt worden war, hatte er 28 Jahre im Exil verbracht - in Rabat. Dementsprechend traf er auch sofort Anstalten, alte Streitfälle zwischen den beiden nordwestafrikanischen
Drei Rauschgiftkartelle und eine relativ starke Guerilla versuchen, das wirtschaftliche und politische Leben Kolumbiens zu beherrschen. Der Rauschgiftkrieg, den die USA führen, muß jedoch in deren eigenem Land gewonnen werden. Kolumbien bietet als vielversprechendes Schwellenland die Möglichkeit, nach des Friedensforschers Johan Galtungs Worten „Konfliktlösung durch Entwicklung" zu probieren. Bogota hat nämlich den politischen Willen und das technische Know how, also die Voraussetzungen zur Selbsthilfe.
58 Tote, 4.000 Verletzte, 12.000 Verhaftete und ein Schaden von einer Milliarde Dollar - das ist die Bilanz des Aufstands von Los Angeles vor zwei Wochen. Los Angeles wurde immer als besonders bekömmliche Mixtur aus Europäern, Koreanern, Chinesen, Japanern, Mexikanern, Indern, Libanesen und anderen gerühmt. Dieses Stilleben wurde zerstört.
Die Einnahme Kabuls durch die Mudschahedin beleuchtete auf dramatische Weise die tadschikische Entwicklung Afghanistans. Die Hauptstadt wurde nicht durch irgendeinen der Paschtunen-Chefs eingenommen, sondern durch die Guerilla des Tadschiken Ahmad Schah Massud.
Gibt es einen „islamischen Weg" zum Kapitalismus? Im Iran stehen nach dem Wahlsieg Haschemi Rafsandschanis in Wirtschaft und Gesellschaft die Zeichen ganz auf Reformkurs. In Pakistan dagegen setzt die politische Führung trotz islamischer Ideologie rücksichtslos auf schnellen Profit.
Fast drei Millionen beträgt die Zahl der Moslems in Frankreich, 1,9 Millionen in Deutschland, rund anderthalb Millionen in England, über eine halbe Million in den Benelux-Staaten, noch eine halbe Million in Italien und mehr als 200.000 in Spanien. Insgesamt leben heute acht bis neun Millionen Moslems in Westeuropa. Die stärkste Gruppe unter ihnen sind die Nordafrikaner, dicht gefolgt von den Türken und Pakistanern.
Teilabzug der Sowjets und Tod des pakistanischen Staatspräsidenten haben Auswirkungen auf Afghanistan: Die Mudschahedin rüsten jetzt zum Sturm auf die Hauptstadt Kabul.