Wettrennen um den Einfluß in den Ex-Sowjet- republiken in Zentralasien: sie stehen zwischen Islamismus und westlicher Kapitalhilfe. Die Probleme sind überdimensional.
Kirgistan (Kirgisien) ist des Westens politisches Liebslings- kind in Zentralasien, denn Präsident Aqa (Akajew) war schon zu früheren Zeiten ein Kritiker der Sowjetordnung; außerdem ist er ein Wirtschaftsexperte und nicht nur ein Parteibonze wie Präsident Niyaz(ow) von Turkmenistan oder Präsident Karim(ow) von Usbekistan.Nach Auflösung des Sowjetimperiums hat der populäre Präsident die Demokratisierung in seinem neuen Staat vorangetrieben, sodaß Kirgistan nun eine Art Insel in Zentralasien darstellt. Eine asiatische Schweiz ist es allerdings noch lange nicht. Wirtschaftlich hat
Welchen literarischen Wert hat das Werk der seit kurzem im schwedischen Exil lebenden bengalischen Autorin Taslima Nasrin? Kann es Moslems zur Selbstkritik anleiten?
Eine Mammuttour durch Europa absolviert Bill Clinton ab 6. Juli: Estland, Polen, Deutschland, Italien. Mausert sich der US-Präsident zum Außenpolitiker?
Aus der „Tochter des Ostens” -so der Titel der längst überholten Autobiographie Benazir Bhuttos - ist längst eine Mutter mit vier Kindern geworden. Mit der Kleinfamilie scheint sie leicht zu Rande zu kommen. Sorgen dagegen bereitet die Großfamilie.Im November ließ sie ihre Mutter entthronen. Begum Nusrat Bhutto hatte bisher den Vorsitz der Pakistanischen Volkspartei (PPP) inne, und 16 Jahre lang sind die beiden Frauen auf mustergültige Weise Rücken an Rücken im politischen Kampf gestanden, als Erben des Parteigründers Zulfikar Ali Bhutto, den die Militärdiktatur 1981 hinrichten
Siebzig Jahre nach der Gründung der türkischen Republik, im Oktober 1923 durch Mustafa Kemal Atatürk, erinnert man sich in der arabischen Welt 'wieder der üblen Erfahrung Atatürks mit den Islamisten. Der Fanatismus der religiösen Rechten hätte damals die Türkei fast die Unabhängigkeit gekostet.Deshalb gehen Regierungen wie die tunesische heute sehr ähnlich vor wie seinerzeit der Gründer der modernen Türkei. Auch in den türkischsprachigen Republiken Zentralasiens folgt man dem Beispiel Atatürks. Nur müssen sich in der Türkei die Kema-listen endlich der Aufgabestellen, den
Wie das Christentum hat auch der Islam das Sowjetsystem überlebt. Um welche Art von Islam handelt es sich in den zentralasiatischen ehemaligen Sowjetrepubliken? Was kommt da auf die islamische Welt, aber auch - über internationale politische und wirtschaftliche Kooperation - auf den Westen zu? Setzt sich religiöser Obskurantismus oder eine islamische Aufklärung durch?
Die Entstehung von sechs unabhängigen Moslem-Staaten auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion in Zentralasien hat zu einem rasanten Umbruch geführt, der Prognosen vorläufig kaum zuläßt. Fest steht, daß sich in puncto Weltislam eine Schwergewichtsverlagerung sondergleichen ergibt.
Zu einem zweiten Ruhrgebiet wollte einst der verstorbene Diktator Boumedienne Algerien machen. Milliarden gab er jedoch für Befreiungsorganisationen und Terroristen aus. Heute sehen sich die Algerier einem geeinten Europa gegenüber, das ihnen die Tür vor der Nase zuschlägt. Das hat zu Panik und Hysterie geführt.
Gewalt, die sein Clan immer wieder zur Erreichung politischer Ziele eingesetzt hat, fegte den seinerzeitigen indischen Premier Rajiv Gandhi von der Polit-Bühne, bevor er sie noch richtig wiederbesteigen konnte.
Seit einer Woche fallen Bomben auf den Irak. Die „Weltgemeinschaft" unter Führung der USA will Kuweit befreien und Iraks Militärkapazität zerschlagen. Aber was kommt nach dem Fall Saddams? Mißgunst und Haß der Araber auf Israel und die USA können mit Waffengewalt genausowenig ausgemerzt wie demokratische Reformen eingeleitet werden. Führt die „Weltgemeinschaft" jetzt den „letzten" Abschreckungskrieg?
Der Irak, Kuweit, Jordanien und Syrien sind alles Nachfolgestaaten des Osmanischen Reiches der Türken.Einen Staat Irak hatte es zuvor nie gegeben. Nur eine Landschaft dieses Namens - und zwar im Südteil des alten Mesopotamiens, der heute von Arabern besiedelt wird. In den neugegründeten Staat Irak wurden auch Gebiete" im Norden eingeschlossen, die von Kurden bewohnt werden. Rund ein Dritteldes Irak ist nicht-arabisch, und gerade dort liegen die größten Ölvorkommen. Als Nationalstaat ist der Irak ein künstliches Gebilde, ein typisches Überbleibsel der Kolonialepoche.Die arabischen
Der romantische Nationalismus des 19. und frühen 20. Jahrhunderts ist in der arabischen Welt nach wie vor lebendig. Man kann sich gar nicht genug tun, die „glorreiche" Vergangenheit heraufzubeschwören. Von Nasser bis Saddam waren und sind Diktatoren auf der Suche nach einer Rolle in der Weltpolitik, die in keinem Verhältnis zur relativ kleinen Zahl der Araber und ihrer geringen Bedeutung als Menschenpotential steht.Den Arabern scheint es besonders schwer zu fallen, sich mit der Beschränkung ihrer „Rolle" abzufinden und die Universalität dieses Reduzierungs-Phänomens zu
Am kommenden Sonntag jährt sich zum 50. Male die Proklamierung der „Vier Freiheiten" durch Präsident Franklin Roosevelt. So kurz vor dem 15. Jänner, dem entscheidenden Termin in der Kuweit-Krise, sollte man eigentlich erwarten, daß die Medien - und mehr noch das Weisse Haus - maximalen Gebrauch von jenem Ereignis im Jahre 1941 machen, um das Eingreifen der USA am Golf zu legitimieren, zumal der Ruf nach einer überzeugenden Erklärung für den gigantischen Truppenaufmarsch immer lauter wird. Auf eine Roose-velt-Doktrin hat sich jedoch noch niemand berufen.Zum Teil geht das auf den
Die islamischen Fundamen-
talisten verstanden sich als
Muster islamischer Redlich-
keit. Khomeini und jetzt
Saddam Hussein haben die
arabischen „Moralisten"
durcheinandergewirbelt.
Der Libanon ist eine kaum weniger künstliche Kolonial- schöpfung als Jordanien (siehe dazu Seite 9); und zwar wurde er erst in den vierziger Jahren von Syrien abgetrennt. Die äl- tere Generation libanesischer Politiker sind alle noch als Syrer geboren, und Syrer fühlen sich im Libanon ähnlich wie Ost- deutsche in Westdeutschland oder umgekehrt.Die Franzosen verhalfen den Christen des Libanon zu einem eigenen Kleinstaat. Damit er nicht zu klein ausfiel, wurden einige Gebiete mit rein mosle- mischer Bevölkerung hinzuge- packt. Als Resultat hat heuteder Libanon mehr moslemische als
„Die Gewalt ist bei uns zu Hause" hat Drusenführer Walid Dschumblat einmal gesagt. Gerhard Kon- zelmann, der bekannte bundesdeutsche Kenner der arabischen Welt, bescheinigt der Gewalt „Hei- matrecht im Gebiet zwischen Mittelmeer und Per- sischem Golf". Die Autoren dieses Dossiers - alle- samt als Kenner ausgewiesen - zeichnen ein diffe- renziertes Bild der Krisenregion, die nicht ohne Schuld der Westmächte zu einer solchen wurde.
Die westlich erzogene Be-
nazir Bhutto ist in Pakistan
gescheitert* Demokratie hat
offenbar keine Chance in
einer Feudalgesellschaft,
die von Korruption und
Nepotismus lebt.
Saddam Hussein ist nicht nur ein blindwütiger Tyrann im Stile Idi Amins, sondern er hat sich einer Ideologie verschrieben, nämlich der des ba'th - der Partei der arabi- schen Auferstehung, auch Baath genannt, was man mit „Renaissan- ce" oder „Wiedergeburt" überset- zen kann. Der Gründer dieser Par- tei war ein syrischer Christ, Michel Aflaq. Die Partei ist in zwei Staa- ten, Syrien und Irak, am Ruder; es handelt sich jedoch um zwei mit- einander verfeindete Flügel. Aflaq starb letztes Jahr in Bagdad. Of- fensichtlich hielt er die irakische Auslegung für richtig, nicht die in seiner
Während des letzten halbenJahres ist in der Weltpresse viel von Liberalisierung in Iran berichtet worden. Da ist die Rede von Theaterstücken, in denen Frauen und Männer wieder zusammen auftreten, Musik ist allgemein mehr zu hören als zu Lebzeiten Khomeinis, die Verschleierung wird nicht mehr so streng genommen und so weiter. Wer die iranische Entwicklung des letzten Jahrzehnts aufmerksam verfolgt hat, wird sich erinnern, daß es ähnliche Phasen der augen-scheinlichen Liberalisierung schon mehrmals gegeben hat, alle zwei bis drei Jahre. Sie haben jedoch nie lange angedauert, innerhalb
Für Afghanistan stehen die Friedensaussichten nicht günstig. Killerkommandos verhindern politische Lösungen.Die Drahtzieher sitzen im Dunstkreis des pakistanischen Geheimdienstes.
Flüchtlingselend, Bürgerkrieg, Not und Hunger im Sudan: Die neue Militärjunta müßte allerdings über ihren Schatten springen, wenn sie die hoffnungslose Situation bewältigen will.
Dem Volk der Ktirden hat das Ende des irakisch-iranischen Krieges nicht Frieden, sondern nur neues Leid gebracht.Großspurig wie er den Krieg begann, feiert der irakische Diktator Sadd^ Hussein nun unablässig dessen Ende, obwohl noch nicht einmal ein formeller Waffenstillstandbesteht, sondern eigentlichnur eine Kampfpause, während derer die Iraner tüchtig aufrüsten.Immer schon ein großer „Sauberer“, läßt der „Held der irakischen Nation imd des Arabertimis“ wei-teijün wirkliche \md vermeintlicheRivalen liquidieren. Unter diesen Umständen dürfen die Kurden im Norden des Landes
Der Kampf zwischen Arabern und Schwarzafrikanern zerstört endgültig den Mythos vom einigenden Band des Islam. Das schadet dem Image einer angeblich antikolonialen Religion.
Am 18.September soll eine , NationaleVerfassungskonferenz im Sudan den Bürgerkrieg beenden. Verhandlungen über die Aufhebung des Ausnahmezustands beginnen am 4. Juli. Bricht jetzt im Sudan der Frieden aus?Als vor wenigen Wochen die Aufständischen im Südsudan endlich einen einmonatigen Waffenstillstand ausriefen, sah es so aus, als sei der Bürgerkrieg in diesem von Dürre und Überflutungen, Heuschrek- ken und Tsetsefliegen geplagten Land vorbei. Die einst so unnachgiebige Regierung des Ministerpräsidenten As-Sadiq Al-Mahdi war von der eigenen Armee in die Knie gezwungen worden. Die
Pakistan macht der amerikanischen Afghanistan- Politik - sofern es sie überhaupt gibt - einen Strich durch die Rechnung. Das Sagen haben die Geheimdienste.
Ajatollah Khomeinis Haßtira- den haben der Kontroverse um das Buch „Satanische Verse“ des englischen Schriftstellers indo-moslemischer Herkunft, Salman Rushdie, eine gefährliche Dimension verliehen, der sicher noch viele Menschenleben zum Opfer fallen werden. Abgesehen von dieser tragischen internationalen Tragweite mit ihren zahlreichen diplomatischen Auswirkungen, handelt es sich bei dem Konflikt um ein keineswegs ungewöhnliches Phänomen in der islamischen Welt.Und zwar läuft es jedesmal so ab, daß irgendein Religionsgelehrter gegen ein modernistisches Buch zu wettern beginnt. In
Vor genau zehn Jahren kehrte Imam RuhoUah Mussawi Khomeini in den Iran zurück. Das Regime der Ayatollahs hat vielerorts die islamische Revolution gepredigt, hat Untergrundzellen aufgebaut und Aufruhr geschürt. Milliardenbeträge wurden in islamistische Kampfgruppen und internationale Propaganda investiert.Das Ende des Krieges zwischen dem Irak imd Iran beinhaltet nicht nur eine grundsätzliche Verändenmg der Lage am Golf, sondern hat auch weitreichende Auswirkungen auf die islamische Welt insgesamt.Es ist ja nicht nur zur Einstel-limg der Kampfhandlungen gekommen, sondern auch zur
Die USA haben sich im Mittleren Osten zwischen alle Stühle gesetzt. Die arabischen Freunde schäumen vor Wut über die Amerikaner. Ärger gibt es auch mit Jerusalem.