Jeder weiß es: Information und Kommunikation erhalten einen neuen Platz in unser aller Leben. Auch die Universität kann in dem entstehenden Gefüge der Informationsgesellschaft nicht mehr die Rolle spielen, die sie bis zu deren Beginn innehatte. Brauchen wir sie überhaupt noch, wenn jedermann wohlfeil an jede Art von Information herankommen kann? Und wenn wir sie noch brauchen, was müßte dann ihre neue Bolle sein?Wenn unsere Gesellschaft immer mehr Information produziert und diese immer schneller in Umlauf bringt, dann ist eigentlich ein Grundantrieb der Universität auf das Schönste
Die „Macher” liegen im Trend. Ist der Aufstieg dieser neuen politischen Ikone ein Zeichen für eine grundlegende Veränderung der politischen Kultur? Oder handelt es sich nur um eine Inszenierung, ein geschickt lanciertes Vexierbild, um „Politik der Gefühle”, wie der Schriftsteller Josef I Iaslinger in der furche kürzlich meinte. Bewirkt der Durchmarsch der Macher eine Änderung der Inhalte der Politik? Und wenn ja, in welche Richtung? Als Befreiung von lähmender Immobiliät? Als Rettung einer pragmatischen „Politik der Mitte” vor linken und rechten Radikalismen? Oder als
Bischöfe reden heute wie Kommunisten, Sozialisten wie Liberale.” Diese starken Worte sprach letzte Woche Hans-Peter Martin bei einer Diskussion in Wien. Nun wird niemand die Bischöfe ernsthaft in die Nähe der leninistischen Version des Kommunismus rücken. Ihre Kritik am herrschenden Wirtschaftssystem ist vielmehr in der Tradition der Bergpredigt zu interpretieren. Aber ist es nicht auch abwegig, gerade der Sozialdemokratie Affinitäten zum Neoliberalismus zu unterstellen? Plagt-sie sich nicht redlich damit ab, Sozialstaat, Umverteilung und Arbeitsplätze zu verteidigen?Der Schein
Die Krise der Politik und des Staates ist tiefer als man annimmt. Die Beweglichkeit des international agierenden Kapitals und der dadurch ausgelöste Wettlauf ist nur eine der Ursachen für den Niedergang der 1 landlungs-fähigkeit des Staates.Hinzu treten das ungeheure Tempo der Entwicklung, der Zugriff der Bewußtseinsindustrien auf die Denk- und Verhaltensweisen der Menschen, die wachsenden Möglichkeiten, Realitäten industriell zu produzieren, die Schwierigkeit für die Politik, in einer Zeit des Niedergangs, in der jeder seine Interessen Millimeter für Millimeter verteidigt,
Die Globalisierung kippt die bisherige Welt in eine völlig unbekannte und sicher riskante Zukunft. Das ist der gemeinsame Nenner der sechs oben erwähnten, besonders aufschlußreichen Bücher zum Thema.Globalisierung ist ein schillernder und recht ungenauer Begriff: Kr bezeichnet Mobilitäten, Grenzüberschreitungen, Abhängigkeiten, Vernetzungen, Integrationsprozesse, Beschleunigungen und neue Strukturen im raum-zeitlichen Gefüge. Es fehlt ihm an Anschaulichkeit, seine De-struktivität voll- i zieht sich lautlos und unerbittlich wie das Gesetz der Schwerkraft.Vordergründig sind die
Dunkle Wolken brauen sich über Österreichs Universitäten zusammen. Die finanziellen Kahlschläge des Sparpakets sind nur die Spitze einer umfassenden Gegenreform. Mit dem neuen Organisations- und Studienrecht wird die Universität in einen „effizienten Dienstleistungsbetrieb” umgebaut. Die alte Universität mit ihrer eigenständigen Rolle im gesellschaftlichen Gefüge, die über die praktische Verwertbarkeit ihres Tuns weit hinausreicht, könnte bald Geschichte sein. Die Kollegialorgane werden entmachtet, die Lehr- und Lernfreiheit eingeschränkt, die Verschulung beschleunigt, die
Die Globalisierungsfalle” ist ein blendend inszenierter Sozio Thriller, eine wahre Höllenfahrt durch die 'Turbulenzen des entfesselten Weltmarktes. Auf den letzten Seiten bleibt uns zwar ein Happy End versagt, aber nach all der Apokalypse werden handfeste Lösungen angeboten. Schauplatz der Hoffnung ist Europa. Die EU soll und kann auch die „Diktatur des Marktes” brechen. Eine demokratisierte und handlungsfähige Union, eine europäische Steuerpolitik, eine europaweite ökologische Steuerreform, eine europäische Luxussteuer würden Europa den Untergang von Demokratie und
Die Urlaubszeit bietet mancherlei Anlaß zur Reflexion. Vor allem, wer verreist, genießt den distanzvollen Blick aufs eigene Land und die Tatsache, daß von draußen gesehen in Osterreich eigentlich alles nicht so schlimm ist. Umweltmäßig zum Beispiel muß man feststellen, daß wir im Vergleich zu den klassischen Urlaubsländern wirklich eine Insel der Seligen zu bewohnen scheinen. Schon mal in Madrid, Lissabon oder gar Mexico City tief Luft geholt? Ab zum Doktor!Wer in Griechenland nach stundenlanger Suche eines Mistkübels seine Abfälle ordnungsgemäß entsorgt hat, konnte Momente
Die Koalitionsregierung schlittert derzeit dem Untergang entgegen. Nennenswerten Widerstand leistet sie nicht Gäbe es doch wenigstens einen großen oder gar mitreißend interessanten Streit über Zukunftsfragen! Aber nein, Banalitäten sind es, Immobilität, Apathie, Schweigen zu den „Themen der Zeit", Murks und Kommunikationsunfähigkeit, die sie an den Rand des Abgrunds bringen. *Österreich braucht eine umfassende und tiefgreifende Neuordnung von Wirtschaft und Gesellschaft. Aber was wurde erreicht? Politischer Stillstand, Null-Lösungen und Pattsituationen. Lohnnebenkosten? Sie
„Arbeit wird knapp und muß daher neu verteilt werden.” Diese Antwort auf die derzeitige Krise ist weder zukunftsorientiert, noch löst sie die wirklichen Probleme der Men-' sehen in der Arbeitswelt. (Fortsetzung von S. 1)
In Lateinamerika war das Buch „Der Fisch im Wasser” schon lange vor seinem Erscheinen Gegenstand von Gerüchten und Erwartungen. Man versprach sich von den Erinnerungen des unterlegenen Präsidentschaftskandidaten Aufklärung über einige der vielen Skandale rund um den mörderischen Wahlkampf zwischen dessen „Demokratischer Front” und der neu gegründeten Gruppierung „Wechsel 90” des ehrgeizigen Landwirtschaftsprofessors Alberto Fujimori.Das 1993 in Barcelona auf Spanisch erschienene Werk wurde tatsächlich eine bittere Abrechnung mit den politischen Gegnern und eine Anklage gegen
„Alle soll es treffen!" Mit diesem Schrotschußkonzept hat es sich die Regierung deprimierend leicht gemacht: Sie nimmt ein 100-Milliarden-Schilling-Opfer und bietet wenig.
Warum ist für so viele Menschen das Wichtigste im Leben die Freizeit oder die (Früh-)-Pension geworden? Warum freuen sie sich nur mehr auf Dienstschluß, Wochenende und Urlaub? Diese „Flucht aus der Arbeitswelt” müßte doch endlich zu denken geben.
Erst kürzlich ging eine Alarmmeldung um die Welt: Das Ozonloch über der Antarktis wächst und wächst. Aber die Reaktionen sind lahm, wie eine neue Studie zeigt.
Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben” - mit seinen wohl berühmtesten Worten ermahnte der sowjetische Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow im Oktober 1989 DDB-Staatschef Erich Honecker, endlich Beformen im „Arbeiter- und Bauernstaat” einzuleiten. Zwei Jahre später gab es keine DDB und keine Sowjetunion mehr. Auch Gorbatschow war zu spät gekommen. Am 25. Dezember 1991, wenige Tage nach der Auflösung der UdSSR, legte er sein Amt als deren Präsident zurück.Wie es zu den Ereignissen vom Dezember 1991 kam, schildert er in seinen mehr als 1.200 Seiten
Ists das Pochen von dort, oder was es sei, wenn es spät wird im Leben: zieh den Südwester an, bind dich ans Rad, steure die Berg-und-Tal-groß wachsenden Wogen allein: es geht auf die weiten-, die hilfelos-einsame Trift, die Weltumseglung. Unter dirbleiben die Ziele zurück all derer vor dir, so weit jeder kam: irgendwo wirst du dich ihnen gesellen. Den Gesang der Wasserim Ohr bei der graden Fahrt, gib dem Wind nur das ganze Tuch. Es strömt jetzt an Wundernvorbei, was keiner am Land je ahnt, es beginnt mit dem Gestirn das Gespräch, es wölbt sich die Welt zum Ganzen! - Den Anker auf. Zum
Auf dem europäischen Markt der neunziger Jahre sehen sich die österreichischen Unterriehmen mit wesenthchen Änderungen konfrontiert. Mit dem Fall des Eisernen Vorhanges einerseits und dem angestrebten Beitritt Österreichs zur EU andererseits öffnen sich der heimischen Wirtschaft zwei riesige Märkte und somit auch große Chancen. Um sich hier gegenüber der internationalen Konkurrenz behaupten zu können, müssen aber die Unternehmen über eine volle „Kriegskasse" - sprich genügend Kapital - verfügen.Mit einem Going Public -also dem Gang an die WienerBörse - können die Unternehmen
Heute ist die christlich-soziale Wohnungspolitik mehr denn je gefordert, die alten Prinzipien hoch zu halten. Diese haben dazu beigetragen, daß Österreichs Wohnverhältnisse europaweit einmalig geworden sind.
„Geheimakte Gerlich”: Am 10. März brachte ORF 1 um 22.50 Uhr die Dokumentation über einen Mann, der Hitler und den Nationalssozialismus von Anfang an durchschaut und Widerstand geleistet hat. „Der gerade Weg” des Fritz Gerlich endete in der Nacht zum 1. Juli 1934: In Dachau wird er von den Nazis ermordet.
Warum trauen wir Manager uns so wenig aus unserem selbstgewählten technokratisch-isolierten Ghetto heraus? Warum fühlen wir uns den Profis im künstlerischen Leben, in Philosophie und Literatur so wenig gewachsen? Wir sollten das ändern!
War die „Klima-Konferenz" in Rio nur ein Spektakel? Oder läutete sie nicht doch eine Zeitenwende ein, die nicht mehr aufzuhalten ist? Wo können ökonomische Hebel angesetzt werden?
Femsehen macht Kinder konzentra-tionsunfähig. Es nimmt ihnen Interesse am Lesen und Kreativität und verschlechtert die Schulleistungen. Die Kinder erkennen die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Femseh-welt nicht mehr. Das sind einige Aussagen aus Marie Winns schon etwas angejahrtem Bestseller „Die Droge im Wohnzimmer". Sind es wissenschaftliche Erkenntnisse? Was sagt die Medienforschung dazu?Seit der Einführung des Femsehens gibt es die Sorge um seine Wirkung auf Kinder. Und seitdem gibt es auch wissenschaftliche Forschung zu dieser Frage. Tausende von Fallstudien, Experimenten und
Oberösterreich hat derzeit den Gesamtvorsitz in der Arbeitsgemeinschaft Alpen-Adria, einer Vereinigung von 18 Regionen Österreichs, der Bundesrepublik Deutschland, Italiens, Ungarns und der Schweiz zuzüglich Slowenien und Kroatien inne, übt aber auch den Vorsitz in der Arbeitsgruppe für wissenschaftliche und technologische Zusammenarbeit aus. In diesem Bereich intensiviert Oberösterreich nicht nur die projektorientierte Zusammenarbeit der Alpen-Adria-Mitglieder untereinander, sondern auch die Kooperation mit anderen europäischen Regionen.
Im Waldgebirge an der Grenzegeht es nicht richtig zu: es heißt,die Örtlichkeiten wechseln dort.Auf finstrem Fichtenrücken trittstdu Wandrer plötzlich ins Besonnte:im goldnen Wiesenblühn liegt daund dort ein allzuschönes Haus,der Brunnen quillt von selbst, es wehtbewohnt aus Fenstern, aber lächelndentziehn sich unter Bäumen undverschwinden, die du fragen willst;und drehst du dich, ist da nur Waldwie früher und weiß von nichts. Auch kommstdu an ein Feld, drin Sichler stehn,die machen dir viel Zeichen, dringend,mit Laden und Versprechen; gehvorüber! Schau dich um: ein Schlagmit
Das österreichische Bundesheer bildet einen von mehreren Aspekten der Sicherheitspolitik in und für Österreich. Und die Sicherheitsdimension wiederum bildet mit den politischen Dimensionen Wirtschaft, Soziales und Kultur erst die Ganzheit der gesellschaftlichen Willensbildung. Gerade in Zeiten einer Krise, wie sie jetzt für die Berufssoldaten in West-und Osteuropa ausgebrochen ist, ist es wichtig, sich der Verflechtungall dieser vier Dimensionen der gesellschaftlichen Willensbildung bewußt zu werden, damit Reformen nicht bloß Oberflächenbehandlungen bleiben.Die Organisationsstruktur
Hinab, steig hinabdie Almhänge, das Bachbett,den Abbruch überm Tal,tiefdrunten; dünk dir nicht der und der, du bist jetzt keiner, Abendfeuer will noch ein Opfer, klettere nur um dein Leben, es geht ums Ganze der Welt: Nichts darf jetzt mehr unterbrochen werden,ein einiges Haupt schaut die Sonne allherglühendins Erdenträumen, streng mit den Schatten,dein Tod ist darunter; steig hinab, du wirst mit den Bäumen sein, den Sträucherndran du dich krallst, dem geschürften Gestein,fahrend ins Abhaldige, Tiefen zu, hinaus in die Luft,ein Meteor, frei, ein Stern wie die Erde, Licht im Aug, und
Das Welttreffen der christli- chen Kirchen für „Gerech- tigkeit, Frieden und Bewah- rung der Schöpfung“ in Seoul ist keineswegs ge- scheitert, sondern setzte wichtige Akzente.
Unkonventionelle Gedanken zum Thema Friedenskultur aus dem Verteidigungsministerium: Welche Herausforderung stellt die neue internationale Konstellation für uns alle dar?
Oberösterreich, noch in der späteren Nachkriegszeit eine klassische Industrieregion, ist heute auf dem besten Weg zum „Technologieland“. Zwar wurden in Oberösterreich schon in der industriellen Gründerzeit und in den ersten siebzig Jahren dieses Jahrhunderts bedeutende technologische Leistungen vollbracht, doch würde dies zumindest nach heutigen Maßstä-ben für eine Qualifikation zum „Technologieland“ nicht ausreichen. Diese verlangt wohl, über technische Spitzenleistungen in der Industrie hinaus, die zunehmende Verbreitung persönlicher Aufgeschlossenheit gegenüber der
Exzellenz! Sehr geehrter Herr Bischof!Ich entnehme der heutigen Nummer des JStandard“, mit Bezug auf eine APA-Meldung, daß Sie in einem Pressegespräch erklärt hätten, Sie lehnten die FURCHE derzeit ab, weil sie zu progressiv sei.Ich bin überzeugt, daß eine 15- Zeilen-Meldung über eine vermutlich mehrstündige Diskussion deren Inhalt nur ungenügend wiedergeben kann. Ich wäre Ihnen, Exzellenz, daher für eine Präzisierung Ihrer Ausführungen, die ich als Vorwurf empfinde, dankbar.Die FURCHE bemüht sich seit ihrer Gründung und besonders seit ihrer Umstrukturierung vor zwölf Jahren,
Die starke Position der oberösterreichischen Wirtschaft innerhalb Österreichs (siehe Kasten) ist die Folge einer langen Entwicklung. Oberösterreich, dessen Wirtschaft in den letzten Jahrzehnten im Durchschnitt schneller gewachsen ist als die österreichische, konnte als „Industrieland“ vom langen Aufschwung der Nachkriegsjahre, wenn auch nicht automatisch, sondern mit beherztem Zutun der Unternehmer, Mitarbeiter und Wirtschaftspolitiker, kräftig profitieren.Die wirtschaftliche Umwelt hat sich mittlerweile aber auch fürOberösterreich geändert. Das Land steht ebenso vor der
37 Prozent der arbeitslosen Jugendlichen haben eine abgeschlossene Lehre (FURCHE 40/1987). Trotzdem ist diese Gruppe noch besser dran als andere Job-Anwärter.
Der polnische Theaterregisseur und Begründer des „Teatr Cri- cot“, Tadeusz Kantor, erarbeitete für die Documenta 8 „Die Liebes- und Todesmaschine“, eine „Cri- cotage mit Puppen, Skulpturen, O bjekten und Maschinerie“: „Der Tod Tintagiles“‘ (nach Maurice Maeterlinck). Tadeusz Kantor führte ein Marionettentheater vor mit dem Thronprätendenten Tintagiles, seinen beiden Schwestern Ygraine und Beilagere sowie dem Haushofmeister Aglovale als lebensgroße Holzmarionetten, die von schwarzgekleideten Dienern auf fahrbare Stühle gesetzt werden.Die Königin fürchtet die
International bekannt wurde der japanische Filmregisseur Akira Kurosawa, als er Anfang der fünfziger Jahre für „Rasho-mon" auf dem Filmfestival in Venedig den Großen Prfis erhielt. Die drei Regieassistenten, die Kurosawa für diesen Film zugeteilt wurden, fanden das Drehbuch verwirrend. Kurosawa gab ihnen folgende Erklärung: „Die Menschen sind unfähig, aufrichtig zu sich selbst zu sein. Sie können nicht über sich sprechen, ohne das Bild zu schönen … Wenn Sie diese Unergründlichkeit des menschlichen Herzens vor Augen behalten und das Drehbuch nochmals lesen, werden Sie erkennen,
Die Filmfestspiele in Berlin-West führten konsequent den Dialog mit der Sowjetunion fort, den die Berliner Festwochen im vergangenen Herbst eingeleitet hatten. Im Mittelpunkt stand dabei die Auseinandersetzung mit Moskauer Künstlern, wobei die Auswirkungen des kulturpolitischen Tauwetters in der Sowjetunion besonders deutlich zu spüren waren.Gleich zwei russische Produktionen nahmen am offiziellen Wettbewerb teil; in der Sektion Panorama wurde die Reihe „Umweltfilme aus der UdSSR” präsentiert, und Elem Klimovs Film .Proscariie” (Abschied von Mat-jora), 1982, beschloß außer
Nach Erfindung der Schrift stellt die moderne Informationstechnik die größte Umwälzung in unserer informationellen Umwelt dar. Wir stehen am Rande einer zweiten Kopernikanischen Wende, in der es gilt, das Potential technischer Informationsverarbeitung konstruktiv zu nutzen.Ähnlich wie zu Zeiten Galileis und Keplers ein neuer Denkansatz die Menschheit erschütterte, so sind auch heute viele in Sorge, daß moderne informationsverarbeitende Technik überwiegend negative Wirkungen haben wird,da die Position des autonomen Homo sapiens zur Disposition steht.Es gilt daher Ansätze zu finden, wie
Die Berge siehst du wintern im tiefsten Grau, lichtlos das Tal, die Mauern im düstern Wald: „Hab hier kein Leben“, sagst du, „wo Wölfe gehn, wo immer Adler hausen und schrein im Raum, nur Gott zum Freund.“ Clarissa, Eugenie, es gibt kein Draußen mehr. Eine Welt verdarb. Wildwasser feuern ringsum, die Tanne steht im wüsten Zwielicht aufrecht auf kaltem Stein, gehts tag- gehts nachtwärts; Abend- und Morgenrot ziehn oben, überblühender Brand, vorbei. Doch hat nur hier das Sein noch die Erde lieb.In der UrzeitNachtwolken gehen grau von hier bis an den Pol. O dunkle
Der russische Filmregisseur Andrej Tarkowskij ist am 29. Dezember 1986 im Alter von 54 Jahren in Paris an Lungenkrebs gestorben. Als er 1985 im schwedischen Exil „Das Opfer“ realisierte, wußten seine Freunde und auch er selbst, wie es um seinen Gesundheitszustand bestellt war. In diesem Film — es war nach „No-stalghia“ (1983) der zweite Film, den er fern der Heimat drehte — gibt ein Mann sein Leben als Opfer hin, um seinen Mitmenschen eine Richtungsänderung aufzuzeigen, die den drohenden Weltuntergang abwenden soll.Tarkowskij, .der schmerzlich darunter litt, im Exil leben zu
Immer mehr Menschen wenden sich den Gegenständen der alten Volkskunst zu. Was ist Volkskunst? Was wird gesammelt? Die Nachfrage kann nicht mehr befriedigt werden, Kopien ersetzen die echten alten Objekte. Das Phänomen wirft neue Fragen auf.
Andrzej Wajda, Krzysztof Zanussi und Roman Po-lanski heißen die bekanntesten polnischen Regisseure der Gegenwart. Ihre Filme bieten nicht Kabarett, sondern fordern zum Engagement heraus.
Den Schwerpunkt der diesjährigen Berliner Festwochen bildeten die Begegnungen mit Moskauer Künstlern. Der langjährige Ost-West-Dialog wurde in diesem Jahr durch Lesungen von Jewgeni Jewtuschenko, Andrej Bitow, Andrej Wosnessenski, Gastspiele des Majakowski- und Mossowjet-Theaters, eine Ausstellung der Bilder von Natalja Nesterowa, Tatjana Nasarenko und Iwan Lubejnikow, eine ausführliche Ubersicht der Werke Dimitri Schostakowitschs und durch die Retrospektive „Moskau im Film“ fortgeführt.„Denn im Moment geschehen wirklich revolutionäre Veränderungen in unserem Land ... Unsere
Neue Technologien fordern das Informationsmonopol des österreichischen Rundfunks heraus. Eine veraltete Mediengesetzgebung hinkt den heutigen Anforderungen hinterher.
Zum Unterschied von anderen Ländern hat sich bei uns die Insolvenzwelle abgeflacht. Der Trend zum Totalkonkurs wird weiter anhalten, vor allem bei Pri-vatschuldnern.
Schon bei den früheren Programmgestaltungen hat die FPÖ versucht, über die Tagespolitik hinaus Zukunftsfragen deutlich zu machen.Ein Beispiel: Das 1968 in Bad Ischl beschlossene und derzeit noch gültige Programm erklärt die „Raum- und Lebensordnung" (den Ausdruck „Umweltschutz" gab es damals in der politischenTerminologie noch nicht) zur vorrangigen politischen Aufgabe: „Die Erhaltung des Waldes, die Reinheit von Wasser und Luft sowie die Lärmbekämpfung sind Lebensfragen für alle kommenden Generationen."Wenn dieses Programm auch solche Pionierleistungen erbrachte, im gesamten
Verkehrsunfälle mit Personenschäden haben in Österreich längst ein besorgniserregendes Ausmaß erreicht. Positive Appelle an die Disziplin reichen nicht mehr.
Die Dreiheit der Leitworte der französischen Revolution (Freiheit — Gleichheit — Brüderlichkeit) ist auseinandergefallen: Das Schlagwort Freiheit mit seinem Hauptrepräsentanten USA und das Schlagwort Gleichheit mit seinem Wortführer UdSSR stehen miteinander in Konflikt.Der Gegensatz wird nicht dadurch gemildert, daß in Amerika die Freiheit nicht völlig verwirklicht ist (z. B. Negerproblem) und in Rußland nicht die Gleichheit (z. B. Nomenklatura). Die beiden Unvollkommenheiten verhärten die Standpunkte nur noch mehr.Man behauptet leichthin, Frieden würde sich quasi von selbst
Die Auseinandersetzungen um die zukünftige Entwicklung verschärfen sich. Festhalten an „bewährten” Zielen wird vehement bekämpft. Die Nachkriegsgeneration, Trägerin des Wiederaufbaus, fühlt sich dadurch desavouiert. Der Autor versucht Brücken zu schlagen.
Das Schicksal der pluralistisch-parlamentarischen Demokratie hängt in vielen Ländern an einem seidenen Faden. Die Ursachen dieser Lage sind breit gestreut und tief gestaffelt, ihr Kern ist aber wohl in jener Revolution der steigenden Erwartungen zu suchen, die sich letztlich als geistigmoralisch-politisches Problem darstellt.Die Wachstumsexplosion des Menschenalters seit dem Zweiten Weltkrieg in den westlichen Industriestaaten und das darauf beruhende Wohlstandswachstum haben weitgehend zur Erosion des Sinnes für politische Freiheit geführt und allein denjenigen für ökonomische
Die FURCHE hat Manager in führender Position eingeladen, ihre Vorstellungen über die zukünftige Wirtschaftspolitik zu äußern. Im folgenden Beitrag nimmt ein Vorstandsmitglied von Persil Stellung.
,Jch möchte noch erleben, eine Verbindung der Donau mit dem Rhein hergestellt zu sehen. Aber dieses Unternehmen ist so riesenhaft, daß ich an der Ausführung zweifle..."Also sprach nicht Bruno Krei-sky am 22. April 1982 zu Franz Josef Strauß, sondern Johann Wolfgang von Goethe am 21. Februar 1827 zu seinem Sekretär Ek-kermann.Der damals 77jährige Goethe, der auch den Bau der Kanäle von Panama und Suez herbeisehnte, fügte sinnend hinzu: .JDiesen drei großen Dingen zuliebe wäre es wohl der Mühe wert, es noch einige fünfzig Jahre auszuhalten."So wird denn wohl auch Krei-sky
Ein großer Volkskundler ist gestorben: Univ.-Prof. Leopold Schmidt, Präsident des Vereins für Volkskunde in Wien, Direktor i. R. des österreichischen Museums für Volkskunde und Mitglied der österreichischen Akademie der Wissenschaften. Er stand im 70. Lebensjahr.Sein Leben war ganz und gar dem Fach Volkskunde verschrieben, als großer Einzelforscher war er wohl der letzte Universalist dieser Wissenschaftsdisziplin, sein Name ist weithin über den deutschen Sprachraum und Europa bekannt.Seit 1946 bis zu seiner Pensionierung vor vier Jahren war er Direktor des Volkskundemuseums in Wien,
(Festspiele Edinburgh: „Einen Jux will er sich machen" von Johann Nestroy, bearbeitet von Tom Stoppard) Die Dialoge sind durchdrungen von Stoppards blendendem Wortwitz, die Inszenierung von Peter Wood mit ihren herrlichen Showeffekten ist hervorragend. Das Ensemble der Londoner National Theatre Company folgt den Intentionen des Regisseurs genau und bringt so eine phantastische Ensembleleistung zustande.Mögen auch manche Kritiker -so in der ORF-Sendung „Im Rampenlicht" - die Stoppard-Bearbeitung des „Jux" als voller „Scharniersprüche" empfinden und den Autor Stoppard „seit jeher als
Nicht im Auftrag, aber hoffentlich im Interesse eines unserer besonders seltenen Mandanten, nämlich der Sozialistischen Partei Österreichs, begehren wir die nachstehendeEs entspricht nicht den tatsächlichen Gegebenheiten, wenn von einer Mehrzahl der in Österreich erscheinenden Zeitungen behauptet wird, daß Vizekanzler Fred Sinowatz bereits als Nachfolger von Bruno Kreisky für das Amt des Bundeskanzlers designiert sei.Wahr ist vielmehr, daß Bruno Kreisky in der Einleitung seiner Pressekonferenz am 17.7. ausdrücklich darauf hinwies, daß momentan noch immer er der Kanzler ist. Wahr ist
Im Gegensatz zu den Club of Rome-Analysen bestreitet Kahn in seinem neuesten Buch jegliche materielle Beschränkungen oder ein „Außer-Kontrolle-Geraten“ der weiteren technologischen und wirtschaftlichen Entwicklung. Wirklich beschränkend werden die sozialen Grenzen des Wachstums sein - also die „eigenverschuldeten Entwicklungshemmnisse“. Damit greift er frontal die „neue Klasse“ in den wohlhabenden westlichen Industrienationen an.Diese aus recht unterschiedlichen politischen Subgruppen - Konservative, Liberale und „humanistische Linke“ - sich zusammensetzende
Auch in Frankreich spiegelt die äußerlich veränderte Gestalt des Weihnachtsfestes die Prägung durch Industrialisierung, Urbanisierung und Kommerz wider. Die Leitbilder stammen aus der angloamerikanischen Zivilisation, wenngleich Brauchelemente wie Weihnachtsbaum und Weihnachtsmann kontinentaleuropäischen Ursprungs sind und nach zweimaliger Uberquerung des Atlantiks dem Nachkriegsfrankreich sozusagen aus zweiter Hand vermittelt worden sind.Welche altüberlieferten und einheimischen Ausdrucksformen der französischen Weihnacht werden von dieser Folie moderner Festgestaltung mit ihren
Der erste Wiener Familienbercht, der unlängst vorgestellt wurde, stelle Weichen für die Zukunft, wurde im Wiener Rathaus verkündet. Wirklich?Besagter Bericht gliedert sich in drei Hauptteile: Nach einem statistischen Überblick über die Situation der Wiener Familien ist der zweite Teil der Beschreibung von Familienproblemen im Ablauf des Lebenszyklus sowie den entsprechenden Einrichtungen der Stadt Wien gewidmet.Der dritte Teil befaßt sich mit Hilfen für Familien unter erschwerten Lebensbedingungen. Fallweise sind „Ausblicke” auf mittelfristige Planungsvorhaben angeschlossen, die
Anläßlich der Rauriser Literaturtage hat Klaus Hoffer den diesjährigen Preis erhalten. Nachstehend veröffentlich die FURCHE einige Reflexionen des jungen Autors über einen neuen Roman.Durch einen unachtsam gegen ein Hoftor geführten Schlag - man weiß das - kann eine Katastrophe ausgelöst werden. Wehe, man vertut sich beim Zähneputzen oder Schuhzubinden. Ein Augenblick der Zerstreuung, und schon sind die Gesetze des täglichen Lebens außer Kraft: Man steht am Fenster, schaut selbstvergessen hinaus, greift gedankenlos nach einem Fläschchen und nimmt zwanzig oder dreißig Tabletten
Durch Ultraschalluntersuchungen, die zwischen der 16. und 20. sowie zwischen der 32. und 36. Schwangerschaftswoche vorgenommen werden, erhält der Arzt wichtige Informationen über die Entwicklung des Fötus. So lassen sich beispielsweise die fötalen Herzaktionen in der Frühschwangerschaft nachweisen und der Geburtstermin exakt bestimmen. In der frühen Phase der kindlichen Entwicklung'werden außerdem bereits einige Mißbildungen (z. B. Hy-drozephalus) sichtbar. Und schließlich kann Ultraschall auch während der Geburtsüberwachung bei der Herztonbeschreibung eingesetzt werden.Obwohl seit
Es ist ein Vorrecht der Jugend, sich gegen das Bestehende und Konventionelle aufzulehnen. Biologische Gesetzmäßigkeiten rufen beim Übergang von der Kindheit ins Erwachsenenalter Spannungen und Risse hervor. Werden diese entwicklungsphysiologischen Gesetze mißachtet, unterdrückt oder gar in falsche Bahnen gelenkt, kann schnell aus einem normalen Entwicklungsphänomen ein gesellschaftspolitisches Massenproblem werden.Auf einerTagung von Kinderärzten in Bad Orb, hat Prof. Franz Schmid (Aschaffenburg), kürzlich mit großem Nachdruck auf diese biologischen Gesetzmäßigkeiten der Pubertät
„Doch dich, Fatima, dich hab ich in einem Sargkistchen ken- nengelemt. Wer weiß, ob wir so lange miteinander geredet hätten, wenn du eines der Kinder gewesen wärst, die sich sonst herumtummeln ..- So heißt es gegen Ende des Buches „Wunderwelt”.Der, der so spricht, bezeichnet Sich als „Fremden” im nord-ostbrasilianischen Canindö, die, zu der er spricht, ist ein gerade verstorbenes Mädchen. Der Erzähler - einmal das „Ich”, dann wieder (grundlos) das „Er” der Geschichte - beobachtet ihr Begräbnis und nimmt es zum Anlaß, der Toten das Leben zu schildern, das ihr
Am Anfang stehen Zahlen für UrGefühle. Auf der südlichen Halbkugel leben heute 76% der Weltbevölkerung. Im Jahr 1930 waren es 68%. Bis zum Jahr 2000 wird sich die Weltbevölkerung schätzungsweise von derzeit 4 Milliarden auf 6,5 Milliarden vermehren. So wird sich die Bevölkerung in den Entwicklungsländern bis zur Jahrtau send wende verdoppeln. Dann werden 80% der Menschen auf der südlichen Halbkugel leben.Mindestens ein Drittel der Weltbevölkerung leidet an Hunger oder Unterernährung, nach anderen Berechnungen zeitweise fast die Hälfte. In den entwickelten Regionen beträgt der
Vor zweieinhalb Jahren erreichte die Wiener SPÖ unter ihrem Jung-Bürgermeister Leopold Gratz ihr bisher bestes Wahlergebnis in Wien Sie kam damals, stimmen- wie mandatsmäßig, der Zweidrittelmehrheit in der österreichischen Metropole sehr nahe. Damit wurde ihr von den Wiener Wählern ein klarer Auftrag zur Lösung der zahlreichen offenen kommunalpolitischen Fragen (Stadt-ÖVP-Spitzenkandidat Hahn: Vorverlegte Wahlen?Photo: Archiverneuerung, Wohnungs-, Gesund-heits-, Verkehrs-, Sozial- und Kulturwesen) erteilt. Die Rathaus-Koalition wurde aufgelöst, eine völlig neue Ressorteinteilung
Mitte September wurde Anton Benya vom ÖGB-Bundeskongreß neuerlich zum Vorsitzenden des Gewerkschaftsbundes gewählt, Mitte November trat Adolf Czettel die Nachfolge von Wilhelm Hrdlitschka im Präsidium der Wiener Arbeiterkammer und damit auch als Präsident des österreichischen Arbeiterkammertages an und in der letzten November-Dekade fanden die Wahlen in der Handelskammerorganisation ihren Abschluß durch die Wahl von Rudolf Sallinger zum Präsidenten der Bundeswirtschaftskammer. Zwischen der Wahl Anton Benyas und der von Rudolf Sallinger lag die Nationalratswahl, deren Ergebnis unter
In politischen Grundsatzfragen ist FPÖ-Langzeit-Obmann Friedrich Peter keinen Schritt vom Pfad der Wankelmütigkeit abgewichen, hat er die sogenannten „Freiheitlichen Grundsätze“ mit so großer Vollkommenheit bis zu jenem Punkt verfolgt, wo hinter jeder Feststellung ein Fragezeichen und hinter allen Zielvorstellungen ein Geheimnis lauert. Seinen Wählern schaffte das Verdruß, der so weit ging, daß von der einst recht stimmenstarken WDU nach immerhin achtzehnjähriger Partei-Führerschaft Friedrich Peters das 5-Prozent-Häufchen der FPÖ übrig geblieben ist. Zu viel zum politischen
OVP-Klubobmann Koren: Prognose ohne RisikoPhoto: Waschel1976 das Budgetdefizit rund acht Milliarden Schilling ausmachen, in der Bundesrepublik Deutschland dagegen rund 280 Milliarden Schilling. In beiden Staaten diskutiert man bereits das Thema der „Grenzen der Verschuldung“, obwohl selbst diese beiden Extrembeispiele — in der Schweiz nach unten, in Deutschland nach oben — mit der tristen Situation des österreichischen Staatshaushaltes nicht zu vergleichen sind. Gemessen am Bruttosozialprodukt der Bundesrepublik Deutschland und an deren Budgetdefizit dürfte das österreichische
In den vier Wochen seit der verlorenen Wahl vom 5. Oktober dürfte sich in der österreichischen Volkspartei auf fast allen Ebenen mehr getan haben, als in den letzten zwei, drei Jahren davor. Und fast alle personellen und organisatorischen Maßnahmen bewiesen die eindrucksvolle Stärke des ÖVP^Führungs-Duos Josef Taus und Erhard Busek; Stärke freilich, die nicht immer den Interessen der Bünde, sondern der Zwangslage der Partei gehorchte.Trotz gravierender Bedenken des Arbeiter- und Angestelltenbundes wurde Bauerhbund-Präsident Roland Minkowitsch zum Zweiten Präsidenten des Nationalrats
Wie man aus der Not eine Tugend macht, bewies ÖVP-Ob-mann Karl Schleinzer mit der Nominierung einer 7er-Crew für die Nationalratswahlen am 5. Oktober 1975. Sein Wahlkampfteam, bestehend aus dem ÖAAB-Obmann Mock, dem Wirtschaftsexperten Professor Koren, dem Bauernbund-Direktor Lanner, den Landesräten Krainer (Steiermark) und Ratzenböck (Oberösterreich), dem Arbeiterkammerpräsidenten Bertram Jäger und schließlich dem Wirtschaftsbund-Generalsekretär Erhard Busek soll denkbare Lücken des VP-Image sowohl in sachlicher als auch bündischer und regionaler Hinsicht füllen.
Vor kurzem ist Caroline Newton, eine große Mäzenin Thomas Manns, in Bryn Mawr, Pennsylvania, nicht weit von ihrem Landhaus „The Maypole“ außerhalb von Philadelphia, im 83. Lebensjahr verstorben. — Als sie nach dem Ersten Weltkrieg mit dem „American Service Committee“ als Sozialfürsorgerin in Europa tätig war, um notleidenden Kindern in Österreich zu helfen, hörte sie zum erstenmal den Namen des deutschen Dichters. Die junge Lehrerin, die ihr damals (1921) die Lektüre der Erzählung „Herr und Hund“ empfahl, wußte von ihrer großen Hundeliebe. Dies kleine Kunstwerk führte sie bald zu anderen Schriften Thomas Manns, und mit besonderem Eifer befaßte sie sich seit 1924 mit dem soeben erschienenen Roman „Der Zauberberg“. Seither riß der Kontakt mit dem Dichter nicht ab.
In Wien gewinkt oder verliert man Nationalratswahlen — pflegt man an den Kommandostellen der Parteizentralen zu sagen. In der Bundeshauptstadt holte sich Bruno Kreisky 1970 die entscheidenden Stimmen für den relativen und 1971 den Surplus für die absolute Mehrheit bei Nationalratswahlen. Seinen Wahlsieg im Jahre 1974 verdankt Bundespräsident Rudolf Kirchschläger in erster Linie der Disziplin der Wiener Sozialisten und bei den Gemeinderatswahlen 1973 vermittelte Leopold Gratz seinem Parteichef und Bundeskanzler die Überzeugung, daß die Mehrheit der SPÖ auf Bundesebene noch nicht
Rund 4,7 Millionen österreichische Wähler, vertreten durch kaum 50 Journalisten, wollen entschieden haben: Bundeskanzler Bruno Kreis-ky for ever.Das Wochenmagazin „proftl“ veranstaltete unter einschlägig orientierten Journalisten eine Umfrage über die Idealzusammensetzung der nächsten Bundesregierung. Weit mehr als die Hälfte der befragten Journalisten votierte für Bundeskanzler Kreisky als Regierungschef einer fast ausschließlich mit sozialistischen Funktionären besetzten Konzentrationsregierung; nur vier von 51 Journalisten wollten den Parteiobmann der ÖVP, Karl Schleimer, als
Über das schottische Hochland, eine der schönsten und abgelegensten Gegenden Großbritanniens, und die stillen schottischen Inseln bricht eine Entwicklung herein, die einer industriellen Revolution gleichkömmt: der Ölboom in der Nordsee führt zu sozialen Veränderungen,in einem Gebiet, das bisher von der Industrie kaum berührt wurde.
Vor fast zwei Jahren wurde unter dem Patronat des „Club of Rome“ ein Bericht über „Die Grenzen des Wachstums“ publiziert, der nach dem ersten großen Schock, den er auslöste, heftige Kritik auf den Plan rief. Seriöse Wissenschaftler meinten, daß den Computer-Berechnungen zum Teil falsche Hypothesen (etwa über die Rohstoffquellen) zugrunde lagen, daß vergangene Trends bloß mechanisch extrapoliert wurden und daß auch die Möglichkeiten des technischen Fortschritts zu wenig ins Kalkül gezogen wurden. Diese Kritik neutralisierte den Schock bis zum Eintreten der vor allem politisch bedingten Energieprobleme Anfang November 1973.
In der heute unübersehbaren Flut der gedruckten als auch der unveröffentlichten Literatur über Rainer Maria Rilke findet selbst der aufmerksame Leser so gut wie keinen Hinweis auf das Verhältnis des Prager Dichters zu dem Wiener Dichter Richard Beer-Hofmann (1866—1945). Auch in den immer zahlreicher werdenden Studien zur deutschen Exilliteratur wird der Name des im August 1939 emigrierten, zunächst in die Schweiz geflüchteten Österreichers, der die letzten sechs Lebensjahre in New York verbrachte, selten genannt. Etwaige Beziehungen zwischen Beer-Hofmann und Rilke werden selbst in dem wichtigen Briefwechsel Beer-Hofmanns mit Hugo von Hofmannsthal, vorbildlich ediert von Eugene Weber mit einer kenntnisreichen Einleitung aus der Feder von Rudolf Hirsch, nicht angedeutet. Lediglich J. Hellmut Freund hat einmal im S.-Fischer-Almanach eine kleine Auswahl aus der Fülle der an Beer-Hofmann gerichteten Briefe veröffentlicht, darunter auch drei bis dahin unbekannte Schreiben Rilkes.
„Niemand ... ist berufener, zusammenhängende Memoiren zu schreiben, wie Sie, und niemand hat das dazugehörige Talent der Selbstbeobachtung im dramatischen Detail des Lebens glänzender bewiesen!“ schrieb Friedrich Hebbel an Friedrich Schwarzenberg, der durch mehrere Bücher und Zeitschriftenbeiträge — so in Witthauers „Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode“ — bereits als Schriftsteller bekannt geworden war; als Schriftsteller, der sich meist hinter Pseudonyme wie „verabschiedeter Lanzknecht“, „letzter Ritter“, „letzter Mohican“, „alter Kapitän Wolf“ und „letzter Mönch von Marienthal“ zurückzog; Pseudonyme, in denen sich sein Konservatismus zeigt, der vom System Metternich als unrealistisch und auch überholt, vom bürgerlichen Liberalismus als anachronistisches Relikt der Feudalzeit abgelehnt wurde. Schon früh wurde dem 1800 in Worlik geborenen ältesten Sohn des späteren Siegers von Leipzig „noblesse oblige“ zum vertrauten Begriff. Und in der Erziehung durch seine Mutter und Offiziere wurde ihm das seiner Meinung nach grundlegende Element des Adels, das „Cavalierstum“, zum verpflichtenden Besitz: „den Schwachen zu schützen und schirmen im Bewußtsein innewohnender angeerbter Kraft!“
Acht Jahre sind vergangen, seit Rachel Carsons „Der schweigende Frühling“ in Amerika erschienen ist; zwei Jahre danach starb sie — gewiß ein Opfer der Krankheit unserer Welt, für die der abstrahierende Begriff „Zivilisations-Schäden“ zu harmlos ist: an Krebs. Sie versachte nachzuweisen, daß unter dem Tarnschild des technischen Fortschritts die Menschheit im Begriff sei, nicht nur die organischen Prozesse des natürlichen Lebens zu stören, sondern daß sie sich der Gefahr preisgibt, sich selbst zu vernichten.
Die deutschen Verbraucher lesen jetzt teils erleichtert, teils mißtrauisch in ihren Zeitungen, daß die Bauern im neuen Jahr ihre Agrar-produkte um 3 bis 8,5 Prozent billiger verkaufen wollen. Die Endpreise für Nahrungsmittel können je nach Erzeugnis bis zu 4 Prozent sinken, wenn Industrie, Groß- und Einzelhändler diese Preisminderungen an den Verbraucher weitergeben. Die Aufwertung der DM war hauptsächlich notwendig, um die starken Preissteigerungen in anderen Staaten nicht auf die deutsche Volkswirtschaft durchschlagen zu lassen. Mit einigen Monaten Verspätung konnte erst die neue
DER MAGISCHE REST. Ein Beitrag zur Entmagisierung des Christentums von G. H i er zenb er g er. Patmos-Verlag, Düsseldorf 1969. 376 Seiten, Preis: DM 24.—.Magie ist keine Sache bestimmter, einzelner Fakten, sondern vor allem eine Sache des Verständnisses, der Interpretation. Das „Kerygma der Säkularisierung“, wie es der Verfasser von biblischer Grundlage her im dritten Teil seiner Untersuchung skizziert, bedeutet nicht eine Streichung bestimmter Fakten und Vollzüge (oder zumindest nicht nur und in erster Linde), sondern eine Neuinterpretation; es provoziert ein neues, nichtmagisches
ZU FRANZ GRILLPARZER. Von Gerhart Baumann. Versuche zur Erkenntnis. Lothar-Stiehm-Verlag, Heidelberg 1969 (Poesie und Wissenschaft XIII). 17.20 DM.Gerhart Baumann, Professor für neuere deutsche Literaturgeschichte an der Universität Freiburg i. Br., ist ein Kenner Grillparzers. Dieses wurde schon deutlich sichtbar in seiner Grillparzer-Monographie (1954), die in stark überarbeiteter und erweiterter Fassung 1966 unter dem Titel „Franz Grillparzer. Dichtung und österreichische Geistesverfassung” erschien. Die Studien, die der nun vorgelegte Band zusammenfaßt, entstanden während der
Kaum sind vier Wochen ins Land gegangen, hat Luchterhand das achtzigste Tausend gedruckt, hat die größte deutsche Wochenzeitung, „Die Zeit”, pflichtbewußt drei Wochen Jang Grass rezensiert, erscheint „örtlich betäubt” bereits auf den Bestseller-Listen, ist für Grass und den Verlag das Geschäft gelaufen, ist die Ware unter das Volk gebracht. Und alle Beteuerungen einschlägig belasteter Kritiker, daß dieser Roman nun wirklich schlecht sei, kurbelt die um Spektakularität bemühte Werbung nur stärker an — das schönste Beispiel seit langem, wie sich Kritik ad absurdum führen kann: Ob es Rolf Becker im „Spiegel” oder Marcel Reich- Ranicki in der „Zeit” ist, Horst Krüger oder Hellmuth Karasek, jeder fühlt sich bemüßigt, dem Grass eins auszuwischen: ein voller Schlag ins Leere, denn ausgerechnet bei Grass wird von allerorts geübter Praxis abgewichen, ein Buch, dessen Qualität nicht überzeugt (und darin sind sich ja alle Rezensenten einig), überhaupt nicht erst zu besprechen. Die Beständigkeit der Aureole dieses Dichters fasziniert; die Dümmlichkeit der Literaturmache verblüfft.
KONKORDANZ DER KONZILSTEXTE. Von J. Deretz - A. No-cent. Verlag Styria, Graz-Wien-Köln 1968. 628 Seiten, Preis S 440.—.Die Dekrete, Konstitutionen und Erklärungen des IL Vatikanums sind für die theologische und kirchlichpraktische Arbeit der Gegenwart unerläßlich. Der wissenschaftlich arbeitende Theologe wird sie als Aussage des Lehramts in seine Arbeit einbeziehen müssen; der theologische Erwächsenenbildner muß bei seiner Tätigkeit in ihnen beschlagen sein; der Religionslehrer kann ohne ihre Kenntnis die fortschreitende Glaubensüberlieferung der Kirche in der je gegenwärtigen
Wäihrend die Parteisekretäre der Wiener SPÖ und der Wiener Volkspartei noch einen Wahltermin für die Gemeinderatswahlen ausknobeln, rüsten die Wahlstrategen schon für die kommenden Auseinandersetzungen.Hatte der Beschluß der KPÖ im Jänner 1966, eine Wahlempfehlung für die SPÖ abzugeben, das Bild des letzten Nationalratswahlkampfes entscheidend bestimmt, ist auch jetzt die KPÖ wieder im Gespräch: durch ihre Erklärung, die derzeitige SPÖ-Polltik sei zu wenig fortschrittlich, stellte sie sich auf ihrem letzten Parteitag wieder in den Wahlkampf — als kandidierende Partei im
GLAUBENSRECHENSCHAFT EINES ALTEN MANNES. Von Josef Karl Knecht-Verlag, Frankfurt 1967. Preis DM 19.80.Man könnte meinen, „Glaubensrechenschaft eines alten Mannes“ nicht von allzu großem Allgemeininteresse ist, zumal in einer Zeit, der eher die Zukunft zur Bewältigung aufgetragen ist als die Vergangenheit. Aber wenn man das Buch in die Hand nimmt, ist man angenehm überrascht. Hier liegt kein wehmütiger und trauriger „Abschied vom Väterglauben“ vor oder eine Rechtfertigung des Festhaltens an ihm. Hier wird auch kein intimes „Seelenleben“ ausgebreitet, daß eher peinliche