Kann Perfidie komisch wirken? In der Posse „Liebesgeschichten und Heiratssachen“ von Nestroy, die derzeit im Akademietheater gespielt wird, gibt es den hochstapelnden ehemaligen Diener Nebel, der mit den gemeinsten Mitteln versucht, hochzukommen. Es ist dies der zynischste Charakter, den Nestroy geschaffen hat. Gaunerei, mit Überlegenheit betrieben, vermag grimmigen Spaß zu bereiten. Vorübergehend.Regisseur Leopold Lindtberg ist einer jener Spielleiter, die weiterhin den Dichter, den Stückeschreiberzur Wirkung bringen, ohne eigene unangebrachte Gags, ohne Umformungen. Nur ist er an die
Nur im Handeln lernen wir uns wirklich kennen, nicht hl unseren Gedanken und Gefühlen. Man kann im Ernstfall gänzlich anders handeln als es den eigenen, selbst mit Nachdruck ver-fochtenen Anschauungen entspricht. Das zeigt das wenig bekannte Schauspiel „Das Märchen“ von Arthur Schnitzle'r, das derzeit im Volkstheater zu sehen ist. Es entstand 1893, einige Jahre nach „Anatol“ und vor „Liebelei.“
In einer Zeit, da politische Gewalten den Menschen nur noch als manipulierten Teil einer gleichgeschalteten Masse gelten lassen, kann dem entgegen das Recht des einzelnen nicht,hoch genug geschätzt werden. Darum geht es in dem wiederholt aufgeführten, fast dreißig Jahre alten Stück „Winslow Boy“ des Engländers Terence Rattigan, das derzeit im Volkstheater zu sehen ist.
Der Engländer Frederick William Rolfe, zum Katholizismus übergetreten, fühlte sich zum Priester berufen, wurde aber aus zwei geistlichen Seminaren ausgeschlossen. Nachdem er sich in verschiedenen musischen Berufen betätigt hatte, schrieb er im Jahr 1904 einen Roman, in dem er darstellt, wie ihn, den in einer Dachkammer frierenden Hungerleider, zwei Kirchenfürsten holen, er empfängt die Priesterweihe, begleitet nach dem Tod des Papstes den einen der beiden hohen Herren als Kaplan zum Konklave nach Rom und wird dort zum Papst gewählt. Die Kardinäle wollten mit dieser, wie sie meinten, nutzlosen Stimmabgabe eine ungenehme Wahl verhindern.
Was sich im Wiener Sprechtheater eben ereignete, hat es in den beiden letzten Jahrzehnten nieht gegeben: In acht Tagen sieben Premieren mit lehn Stücken. Dabei zeigte es sich, daß nicht ein einziges Werk der früheren Meisterdramatiker aufgeführt wurde, alle stammen aus unserem Jahrhundert, und zwar zum größten Teil von lebenden Autoren. Fehlen zweifellos in dieser Zufallsreihe die Spitzendramen dieser sieben Jahrzehnte, so ergibt sich doch ein einigermaßen gutes Bild dessen, was für unsere Zeit dem Gehalt und den Ausdrucksformen nach als kennzeichnend zu erachten ist
Teilbard de Chardin hat erklärt, es sei höchstes Gesetz der Sittlichkeit, alles in die Richtung des größten Bewußtseins zu drängen, ja, eine Beschränkung dieser Kraft sei Sünde. Eben dies zeigte Goethe im „Faust“ auf dem Weg vom Teufelspakt zur Erlösung. Schon Strindberg stellte fest, daß man das Werk verstümmle, wenn man, wie üblich, nur den ersten Teil spiele. So ist es zu begrüßen, daß sich in der nächsten Zeit sowohl „Faust I“ als auch „Faust II“ im Spielplan des Burgtheaters befinden.Wie die Inszenierung des ersten Teils der Dichtung wurde auch die des zweiten