Für ihn hat Hitler heute noch 1938 Österreich „befreit“: Reinhard Spitzy, der „Salonnazi“ erinnert sich ein zweites Mal. Vieles hat er dabei „vergessen“, wenig hat er dazugelernt.
Die Jungen, welche auf das 1945 gegebene Stichwort aufdie Bühne des wiedererstandenen Österreich traten, nähern sich Pensionopolis. Friedrich Heer, einer der regsten Geisterund fruchtbarsten Publizisten, welcher durch übereinJahrzehnt als Redakteur der FURCHE besondere A kzente verliehen hatte, wird in diesen Tagen 65 Jahre alt. Geburtstagskindern bringt man in der Regel Geschenke. Friedrich Heer hat das schönste und wertvollste Geschenk sich selbst sowie allen seinen Freunden bereitet. Ich spreche von seinem jüngsten Werk: „Der Kampf um die österreichische Identität”.
Nicht ganz 20 Jahre zählte der junge serbische Mittelschüler Milutin Doros-lovac, als ihn nach Verhaftung und Fol-terdurch eigene Landsleutediedeutsche Besatzungsmacht als Fremdarbeiter „ins Reich" zum „Einsatz" verschickte. Er kam nicht weit. Er wollte es gar nicht. Er blieb in Wien hängen. Heute ist der rüstige Mittfünziger Vizepräsident des Österreichischen PEN-Clubs, ein streitbarer Kämpfer für die Rechte der Autoren und als Milo Dor einer der namhaftesten literarischen Vertreter der sogenannten „Kriegsgeneration" in Österreich.Nach Hungerjahren im
Es war also nicht der letzte Leitartikel, den wir vor sieben Wochen („Die Furche“, 15. April 1967) an dieser Stelle der „Feiertagsfrage“ widmen konnten. Aber vielleicht ist es dieser. Damals schienen nach monatelangem Tauziehen in der Regierungspartei die Würfel für die sogenannte „Schweizer Lösung“ endgültig gefallen. Eine Obmännerkonferenz der Bünde der Volkspartei wurde allgemein als Weichenstellung angesehen. Wer nicht wollte, daß der Nationalfeiertag, der eigentlich in einer einmaligen Demonstration staatspolitischen Wollens über die Bühne gebracht werden hätte
Lustlos und von der Öffentlichkeit nicht gerade mit Spannung verfolgt, plätschert die Budgetdebatte im Nationalrat. Wie wäre es auch anders zu erwarten gewesen. Nach dem Theaterdonner der Regierungskrise hat das Interesse breiter Kreise am politischen Geschehen wieder merklich nachgelassen. Wir sind noch einmal davongekommen. In der vom Drama zum Idyll sich rasch rückverwandelten politischen Landschaft stören nur die Nachrichten, die sporadisch aus dem Finanzministerium kommen, und wer mit etwas Voraussicht die Lawine der erhöhten Tarife und steigenden Preise, die das Jahr 1961