Die rege Diskussion über die unvermeidliche Kürzung der ASVG-Leistungen, verbunden mit der andauernden Debatte über die Entwürfe für ein Pensionskassengesetz und für ein Betriebspensionsgesetz, haben in jüngster Zeit mehr und mehr die Notwendigkeit betrieblicher und privater Vorsorge erwiesen.Während es empfehlenswert ist, daß kleinere Betriebe sich mit den bestmöglichen herkömmlichen Finanzierungsprodukten zufrieden geben sollten - und das gilt insbesondere für Deckung von Risikoleistungen wie Berufsunfähigkeitsund Hinterbliebenenversorgung, können größere Unternehmungen
E. Kabanow, Zentralsekretär des Vorbereitungskomitees „Olympiad-80", gab es unumwunden zu: „Es geht nicht nur um die simple Übertragung des olympischen Stabes ... Die noblen Ideale der olympischen Bewegung sind im vollen Einklang mit den Prinzipien der Außen- und Innenpolitik unserer kommunistischen Partei und der Sowjetregierung."Noch deutlicher sprach es I. Nowi-kow, der Präsident des Organisationskomitees, aus, der erklärte, die Olympischen Sommerspiele würden eine nie wiederkehrende Gelegenheit darstellen, „die Vorzüge des sowjetischen sozialen und wirtschaftlichen
Derzeit gibt es mehr hungernde Menschen auf der Welt als je zuvor: mehr als eine Milliarde Menschen haben nicht genug zu essen, mehr als 450 Millionen Kinder sind in den unterentwickelten Ländern unterernährt und krank. Vitamin-A-Mangel verursacht jährlich bei 250.000 Kindern Blindheit. Diese alarmierenden Zahlen legte ein Experte des UN- „World Food Council” (Welt-Emäh- rungs-Rat) vor kurzem bei einer Sitzung in Ottawa (Kanada) vor.„Die Steigerung der Nahrungsmittelversorgung für 450 Millionen unterernährte Menschen würde 40 bis 50 Millionen Tonnen Getreide erfordern”, führte
Mit den heftigsten Attacken, die je gegen Kuba und gegen Fidel Castro persönlich geführt worden sind, forderte China die Mitglieder der blockfreien Bewegung auf, Kuba, „die Tatze der Sowjetkatze, welche die Bündnisfreiheit unterminiert“, endlich auszuschließen. Die Chinesen haben noch nie so viele „Epitheta omantia“ erfunden wie in diesem Fall: Castro nennen sie unter anderem „einen Strolch“ und Kuba „ein trojanisches Pferd der UdSSR in der blockfreien Bewegung“.Chinas Wandlung ist bemerkenswert. Anfangs hat Peking die Bewegung als Opponent gegen jeden „Imperialismus,
In einer der letzten UN-Vollversammlungen wurde eine Resolution verabschiedet, in welcher der Indische Ozean zu einer „Friedenszone“ deklariert wurde. 123 Mitgliedsstaaten votierten dafür, 13 enthielten sich der Stimme. Unterdessen haben amerikanische und sowjetische Unterhändler darüber verhandelt - bereits zum dritten Mal - wie die Aktivitäten ihrer Kriegsflotten im Indischen Ozean reduziert und limitiert werden könnten.Schon im Jahre 1971 hat die UN-Vollversammlung den Indischen Ozean zum erstenmal zu einer „Friedenszone“ deklariert. Obwohl die Generalversammlung diesen
Afrikanische Delegierte in der UNO blicken besorgt auf Zaire und Äthiopien, wo die sowjetisch-kubanische Intervention eine gefährliche Situation heraufbeschworen hat. Auch die Chinesen verurteilen den sowjetischen Versuch der „Neokolo-nisierung Akfrikas“ schärfstens und sie prophezeien: „Afrika wird Moskaus Vietnam werden“. Die Chinesen bezeichnen die Kubaner als „Söldner“, und Ostblockberater vergleichen sie mit den britischen „Gurkhas“ der indischen Kolonialzeit.Erstmals traten die Kubaner in Angola 1975 in Aktion. Sie besetzten das Land, führen seither einen erbitterten
Anfang März hat der Heilige Stuhl die achte Umgruppierung in Ungarns katholischer Hierarchie seit der Unterzeichnung des „Teilabkommens“ vom September 1974 durchgeführt. Erzbi-schof Luigi Poggi hat diese Veränderungen nach Konsultationen mit den Bischöfen im Dezember 1977 mit dem Kirchenamt in Budapest ausgehandelt. Der reisende Diplomat des Vatikans hatte zwei Ziele vor Augen: vakante Posten zu besetzen und einen Weihbischof für die Diözese Szekesfe-hervär einzusetzen.Der Bischof von Väc, Mihäly Endrey (73), starb im Mai 1977. Zum Nachfolger wurde der bisherige Erzbischof von
Der Pekinger Volkskongreß zeigte einmal mehr, daß die chinesische Führung fest davon überzeugt ist, die UdSSR werde China angreifen. Seit mehr als einer Dekade stehen sich je eine Million sowjetische und chinesische Soldaten „Aug in Aug“ entlang der längsten Staatsgrenze der Welt gegenüber. An der 7000-Meilen-Grenze auf dem Pamir-Hochplateau und in Sibirien beherrschen militärische Hektik und Nervosität die Szene. Erst unlängst behauptete Marschall Hsu Hsiang-chen, Sowjetformationen hätten nächtliche Angriffe entlang der Grenze durchgeführt.
Wie bekannt, hat Somalia etwa 4000 bis 6000 russische „militärische Ratgeber“ vor ein paar Monaten kurzerhand vor die Tür gesetzt, nachdem Präsident Barre von einer erfolglosen Mission aus Moskau heimgekehrt und unterwegs mit Sadat in Kairo konferiert hatte. Dieser hatte die Sowjets zuvor ebenfalls hinausgeworfen. Womit Barre nicht gerechnet hatte: eine derartige Brüskierung vergißt man im Kreml niemals! Somalias Sicherheit war vom Zeitpunkt der Ausweisung der Sowjets in Frage gestellt. Das äthiopisch-somalische Bevölkerungsverhältnis ist 10 :1. Somalias Armee ist zwar klein,
Die chinesische Delegation zählt zu den aktivsten Vertretungen in der UNO. Außenminister Huahg Hua, der früher Pekings ständiger Repräsentant bei der Weltorganisation war, wandte sich jüngst persönlich an die Vollversammlung und die Delegationen. Derzeit ist Wang Fu-Sheng die bedeutendste Persönlichkeit der rotchinesischen Delegation.Außenpolitisches Leitmotiv der Rotchinesen in der UNO: Betonung der Wichtigkeit der bündnisfreien Bewegung, da China ein „Entwicklungsland der Dritten Welt“ sei. Zwar werden die Vereinigten Staaten immer wieder als Supermacht getadelt, doch die
Während in westlichen Ländern die Gegner der Atomkraftwerke mit Hilfe von Agitation, Propaganda, ja Massenhysterie den Bau solcher Energiequellen zu verhindern suchen, finden in Sowjeteuropa keine solchen Demonstrationen statt, weil das Volk gar nicht befragt wird und den kommunistischen, also monopolistischen Massenmedien die Publikation kritischer Stellungnahmen untersagt ist. Die von Moskau beeinflußten Regierungen haben ein gemeinsames Programm beschlossen, das rigoros durchgeführt wird, und damit Punktum!Aus einer Erklärung des ungarischen Stellvertretenden Hütten- und
Spaniens umstrittener KP-Füh- rer, Santiago Carillo, absolvierte die erste Werbetour eines namhaften westlichen Kommunisten in den Vereinigten Staaten. Er hielt Vorträge an vier berühmten Universitäten und vor dem „Rat für ausländische Beziehungen“.Zweck der Reise war, den Standpunkt der Eurokommunisten verständlich und verdaulich zu machen. Carillo betonte nicht nur die Treue seiner Partei - die von seinem moskautreuen Rivalen, Enrique Lister, gespalten werden sollte- zur westlichen pluralistischen Demokratie, sondern auch seine Unabhängigkeit vom Kreml.Carillos Vortragsreise hat
Das erste Gastarbeiter-Abkommen Sowjeteuropas wurde im Mai des Jahres 1967 in Ostberlin zwischen der DDR und Ungarn unter- i zeichnet. Die anfänglich fünfjährige Gültigkeit dieser Abkommen wurde später bis 1976, dann bis 1970 verlängert. In der ersten Dekade arbeiteten insgesamt 33.000 ungarische Jungarbeiter in der DDR, jeweils drei Jahre lang. Ursprünglich wurden die Arbeitsverträge von den zuständigen staatlichen Stellen abgeschlossen, in den letzten Jahren jedoch von den einzelnen verstaatlichten Unternehmen. Etwa 30 ostdeutsche Unternehmen waren Arbeitgeber der Ungarn, unter
Im Land der politischen Unmöglichkeiten haben Sowjetideologen und ParteipropagandisteH beschlossen, den „Kampf gegen den Weltzionismus“ mit Hilfe von Juden fortzusetzen. Die Partei suchte daher jüdische Vertrauensmänner, die man ins Ausland schicken konnte, um dort Kontakte mit Zionisten aufzunehmen, diese zu beobachten und dann zu „entlarven“. Die Wahl fiel unter anderen auf Aron Vergelis, Arkadij Sakhnin und Tsezar Samojlowitsch Solodar, die, reichlich mit Devisen ausgerüstet und zweckmäßig instruiert, auf Auslandsreisen entsandt wurden.Solodar ist wahrscheinlich der
Die neue Sowjetverfassung weicht von der alten, der sogenannten „Stalin-Verfassung“, auch in militärischer Hinsicht ab und weist fundamentale Neuerungen auf. Die Teilrepubliken verlieren ihr Formalrecht auf eigene militärische Formationen; der Verteidigungsrat wird zu einer genauer definierten ständigen Institution, die militärischen Vorrechte des Obersten Sowjets werden in bezug auf die Ernennung von Generälen und die Aufstellung militärischer Körperschaften ausgedehnt; die Militärgerichte werden legalisiert.Die neue „Breschnjew-Verfassung“ enthält vorerst eine allgemeine
Am 20. September begann die 32. Sitzungsperiode der UNO-Vollversammlung in New York. Nicht weniger als 122 Traktandenpunkte stehen auf dem Programm. Ein Drittel der „Themen“ bezieht sich auf Prozeduren der Weltorganisation: Budget, Wahlen, Beglaubigungsschreiben, Berichte von internationalen Organisationen, Konferenzpläne usw. Die übrigen 80 bergen viel politischen Zündstoff: 20 beinhalten brisante Aspekte der Abrüstung; Südafrikas Apartheid-Politik wird im Mittelpunkt der Debatten stehen und es steht jetzt schon fest, daß sie mit großer Mehrheit verurteilt werden wird. Daneben
Die „Normalisierung der Beziehungen“ zwischen Peking und Belgrad wurde mit Marschall Titos China-Besuch besiegelt; eine Normalisierung, die an einer interessanten Wende in der Geschichte des Weltkommunismus erfolgt ist und die Führungsrolle der UdSSR entscheidend in Frage gestellt hat. Titos besondere Anliegen waren in diesem Fall die Kooperation der Balkanländer, die Revitalisierung der Front blockfreier Länder, Probleme also, zu deren Lösung Jugoslawien Chinas Unterstützung kaum entbehren könnte. Im übrigen hatte Titos lange Reise auf Marco Polos Spuren quasi testamentarischen
Zweiunddreißig Jahre russischer militärischer Besetzung, KP-Herr- schaft und staatlicher Monopolwirtschaft haben zwar Aristokraten, Grundbesitzer, Kulaken, Bankiers, Fabrikanten ausgerottet oder vertrieben, sie konnten aber die „klassenlose Gesellschaft“ bis dato nicht verwirklichen. Im Gegenteil: volens-nolens wurde eine exklusive Parteiprominenz herangezüchtet, deren Jagd nach Statussymbolen bereits so groteske Formen angenommen hat, daß sich die parteiamtlichen Massenmedien - die einzigen, die es gibt - veranlaßt sahen, einen publizistischen Feldzug gegen die Protzereien der
Fünf Spitzenfunktionäre des sowjetischen Geheimdienstes KGB und des für die Sicherheit verantwortlichen Innenministeriums, des MVD, bauten in den vergangenen Monaten eine Menschenmauer rund um den Parteichef Leonid Breschnjew. Ob ihm dieser Schutzwall gefällt oder nicht, ob dadurch seine Bewegungsfreiheit beeinträchtigt wird, ja ob er durch ihn gewissermaßen unter die Kuratel der hohen Funktionäre geraten ist, läßt sich noch nicht mit Bestimmtheit sagen. Feststeht jedenfalls, daß es keineswegs Sicherheitserwägungen sind, die eine solche „Einmauerung“ des Sowjetdiktators
Ungarns kommunistischer Einheitspartei-Generalsekretär, Jänos Kädär, der in den ersten 20 Jahren nach dem Volksaufstand vom Jahre 1956 keine einzige Reise nach dem Westen unternommen hat, bekundet seit einigen Monaten eine auffallende Reiselust nach dieser Himmelsrichtung. Sein erster Besuch galt Wien, dann ging es nach Italien und in den Vatikan. Im Juli besuchte Kädär die Bundesrepublik. (Vom Reisefieber waren zur selben Zeit übrigens auch andere Spitzenfunktionäre Ungarns erfaßt: Ministerpräsident Läzär besuchte Frankreich und Norwegen, Außenminister Puja England und die
Wassilij Furow ist nicht irgendwer, sondern der stellvertretende Vorsitzende des sowjetischen „Rats für religiöse Angelegenheiten”. Sein Kommentar in der „Bolschąja Sowjetskaja Entsiklopedija” muß somit als authentisch angesehen werden und die darin mitgeteilten Daten widersprechen Fu- rows zweckbedingter Behauptung: „Das religiöse Leben in der Sowjetunion stirbt aus.” Die veröffentlichte Zahl der geschlossenen Synagogen, Moscheen, orthodoxen und katholischen Kirchen, vor allem aber der aufgelösten religiösen Gruppen, verrät anderes, als der Verfasser beabsichtigt hatte.
Derzeit,Jlndet eine ,.Friedensberatung“ Repräsentanten verschiedener Religionen und Kirchen in Moskau statt. Das Vorbereitungskomitee hiefür tagte bereits im März. Daß die sowjeteuropäischen Kirchen ihre Vertreter nach Moskau entsenden mußten, dürfte wohl niemanden überraschen. Um so mehr aber die Beflissenheit westlicher kirchlicher Würdenträger, die sich bereitfanden, ahnungs- und bedenkenlos die von geschickten atheistischen Sowjetregisseuren ihnen zugedachte Rolle „nützlicher Dummköpfe“ am Vorabend der Belgrader Gipfelkonferenz zu spielen.Ungarn war an der vorbereitenden
„Es ist verboten, Aufnahmen zu machen“, warnte uns der Taxilenker vor dem Palast des einstigen Kaisers Haile Selassie. Der Palast scheint verlassen zu sein, doch bewohnt der starke Mann des Militärrates, genannt „Dergue“, alias Oberst Mengitsu Haüe Mariam, die ehemals kaiserlichen Räume. In den Kellern sollen sich Gefangene befinden, darunter Mitglieder der kaiserlichen Familie.Die Führer des großen Reichs - Abessinien ist größer als Spanien und Frankreich zusammengenommen, mit 28 Millionen Einwohnern, von denen 90 Prozent Analphabeten sind - huldigen einem eher konfusen
Während man im Westen mit Illusionen spielt und Fidel Castro die Hand reicht, ihm finanzielle und wirtschaftliche Hilfe verspricht und zugleich der sowjetischen Regierung aufrichtige Entspannungsabsichten attestiert, sind die russischen Sozialimperialisten und ihre kubanischen Fremdenlegionäre in Afrika zum nächsten Angriff übergegangen. Aus den Angriffsbasen und Arsenalen in Angola wurden die Operationen gegen Zaire gestartet. Die Vorbereitungen hiezu begannen im Oktober 1976.Damals weilte nämlich Angolas Präsident mit einer Fachdelegation in der UdSSR. Nicht umsonst! Präsident
Parteiführung und Staatssicherheitsdienst der UdSSR mußten wiederholt die bittere Erfahrung machen, daß auch der neue, der Sowjetmensch, nicht für den wahren, selbstlosen, opferbereiten Sozialismus geschaffen ist. Ideologiefanatiker, Leistungsstacha- nowisten und Kontrolleure aller Art mußten konstatieren, daß die Genossen Funktionäre nach jahrzehntelanger Umerziehung nicht weniger auf den eigenen Vorteil bedacht sind als ihre kapitalistischen Kollegen. Der manuell Werktätige träumt ebenso wie der gebildete Funktionär von höherem Lohn für weniger Arbeit, verlangt nach mehr Freizeit
Erstes Lebenszeichen der rumänischen Bürgerrechtskämpfer war ein Brief des Romanciers Paul Goma an „Pavel Kohout und seine Kameraden” im Februar dieses Jahres. Goma bekundete darin seine Solidarität mit den Verfassern der tschechoslowakischen „Charta 77”. Unbekümmert prangerte Goma in seinem Brief die Unterdrückung der Tschechen, Slowaken, Ungarn und Ostdeutschen durch die Sowjets an und scheute sich nicht, zu behaupten, die Rumänen litten unter einer noch schmerzhafteren und wirksameren „inneren rumänischen Okkupation”. Wörtlich: „Überall derselbe Mangel an
Das Prager Regime scheint Wert darauf zu legen, daß die CSSR als zweiter „gottloser Staat” - der erste ist bekanntlich Albanien - in die Geschichte eingehe. Jedenfalls ist die Situation der katholischen Kirche in Osteuropa nirgends so schlecht und so hoffnungslos wie in der Tschechoslowakei: In diesem Land ist es unmöglich, einen Hirtenbrief ohne Zensur zu veröffentliche^. In diesem Land wird der höhere Klerus von den Gläubigen isoliert und ihnen entfremdet. In diesem Land besteht ein Berufsverbot für mehr als 500 katholische Priester. In diesem Land gibt es nur zwei residierende
Stolz meldete die Zeitschrift „Sowjetski Patriot”, daß laut Mitteilung des Vorsitzenden der Massenorganisation DOSAAF, der Freiwilligen Gesellschaft zur Förderung von Armee, Luftwaffe und Marine, Fliegermarschall Aleksandr Pokryshkin, derzeit mehr als 320.000 lokale Organisationen existieren, die sich außerhalb der Armee mit der paramilitärischen Ausbildung der Sowjetjugend befassen. Laut Marschall Pokryshkin haben schon mehr als 20 Millionen Burschen und Mädchen vor Beginn ihres regulären Militärdienstes technische und sportliche Fachkurse absolviert.Auch vom Generalstabschef des
An Stelle des deutschen Akzents wird sich jetzt im State Department ein polnischer durchsetzen, so jedenfalls meinte ein namhafter New Yorker Publizist ironisch nach der US- Wahlkampagne. Frühzeitig hatte man erfahren, daß Jimmy Carters erster außenpolitischer Ratgeber, „der Kissinger Carters” also, Zbigniew Brezinsky heißen werde. Brezinsky ist polnischer Abstammung. Die Gegner behaupteten, ,,Jimmy” habe keine blasse Ahnung von Außenpolitik. Alle gaben hingegen zu, daß Brezinsky eine Autorität in internationalen Fragen sei. Kein schlechter Einfall Carters also, daß er diesen
Die chinesisch-russischen Grenzverhandlungen, die vor neun Monaten nicht zum ersten Male unterbrochen worden waren, wurden am 30. November 1976 in Peking wieder aufgenommen. An der Spitze der Sowjetdelegation stand wie bisher der stellvertretende Außenminister Iljitschew. Uber die Traktandenliste wurde Stillschweigen bewahrt und weder russischen noch chinesischen Meldungen waren Einzelheiten zu entnehmen. Sichtbar wurde lediglich eine Veränderte Zusammensetzung der Sowjetdelegation. Ihr stellvertretender Leiter, Generalmajor Gankowsky, wurde am 6. Dezember 1976 aus Peking abberufen und nach
Seit Ceausescus Sommeraufenthalt auf der Krim haben sich die rumänisch-russischen Beziehungen merklich konsolidiert. Ein indirektes, aber unmißverständliches Zeichen dafür war Giereks seit langem fällige Visite in Rumänien, die im Oktober des Vorjahres stattfand. Alsbald folgte im bunten Glanz des bengalischen Feuers Breschnjews Auftritt auf der Bukare- ster internationalen Politbühne anläßlich der Warschauer-Pakt-Tagung in der rumänischen Hauptstadt.Eine tiefere Analyse ergibt allerdings, daß zwischen Moskau und Bukarest trotz der freundlicheren Atmosphäre immer noch wesentliche
Eine Hochburg der tschechischen Kultur und ein Paradestück der tschechischen Architektur des 19. Jahrhunderts, das Prager Nationaltheater, wird in Kürze mit einem Kostenaufwand von 700 Millionen Kronen restauriert, modernisiert und erweitert werden. Das Haus war seit 1883 in Betrieb, ohne daß größere Renovierungen vorgenommen worden wären. Anläßlich der Jahrhundertfeier im Jahre 1983 soll das erneuerte Haus feierlich wiedereröffnet werden.Die Geschichte dieses Narodny Di-vadlo war ein wesentlicher Abschnitt der tschechischen Kulturentwicklung. Im Jahre 1850 wurde unter der Führung
Der Personenkult war in der UdSSR nur scheintot. Pfiffige Schranzen haben entdeckt, daß Parteigrößen, die schon zweimal mit dem Titel „Held der sozialistischen Arbeit“ oder „Held der Sowjetunion“ ausgezeichnet worden sind, Anspruch auf eine Bronzebüste in ihren Heimatorten haben. Welcher Bonze möchte nicht seine Unsterblichkeit rechtzeitig sichern? Die sowjetische Gerontokratie kann nun endlich ihre eigenen Bronzemonumente schon zu Lebzeiten bewundern.Nikita Chrustschow ging bekanntlich als Bilderstürmer in die Sowjetgeschichte ein. Er ließ Tausende von geschmacklosen
Die permanente Sowjetoffensive gegen Glauben und Religion wird an allen Fronten mit wechselnder Schwerpunktbildung geführt. Priester und Gläubige der russischorthodoxen Kirche, der litauischen katholischen Kirche, der Adventisten, der Baptisten, der Fundamentalisten und der Pfingstler haben kürzlich an den Obersten Sowjet appelliert, und gegen die neuesten Verfolgungsmaß-nahmen protestiert. Dieser Appell ist übrigens das erste ökumenische Dokument, das in der UdSSR zustandekam.Der Priester Gleb Jakunin und der Theologe Lev Regelson haben unterdessen in einem Brief an den Generalsekretär
Seit Breschnjews Selbstbeförderung zum Marschall und seit der Ernennung eines Zivilisten zum Verteidigungsminister ist in der Sowjetunion der Vertrauensschwund zwischen Parfei-und .Armeeführung akut geworden. In den Spitzengremjen der Partei, im Zentralkomitee und im Zentralen Kontrollkomitee, sank der Anteil der Militärs nach dem kürzlichen 25. Parteikongreß auf 6,2 Prozent^, früher -schwänkteve^rzwischen 7 und 9,5 Prozent. In absoluten Zahlen ausgedruckt erfolgte -keine Wesentliche-Veränderungzuungunsten der Armee. Das Verhältnis zwischen Partei- und Armeeführung ist jedoch dadurch einseitiger geworden, daß die Schein- und Paradesoldaten Marschall Breschnjew und Armeegeneral Ustinow, die zu den Militärs gezählt werden, den Einfluß der Armee eher schwächen als stärken.
Die Nihilisten haben den Terror über fünf Kontinente ausgesät. Ihr Superstar ist gegenwärtig Barlos, ,4er Schakal“. Bürgerlich-prosaisch heißt er Iiioh Ramirez Sänchez und ist der Sohn eines venezolanischen Anwalts und Lenin-Bewunderers. Daher der Vorname Iljitsch — spanisch Ilich. Carlos soll 28 oder 29 Jahre alt sein. Seine Grundausbildung erhielt er in einem kubanischen Lager für Jugendliche. Seine höheren revolutionären Studien begann er an der Moskauer Lumumba-Universität. Später wurde er aus der Sowjetunion ausgewiesen, traf in Westeuropa ein und wollte seinen Kritikern
„... in letzter Zeit hört man von Ihnen, und was noch schlimmer ist, über Sie recht wenig. Ja, es laufen wilde und alarmierende Gerüchte herum, daß Sie sich von Ihrer bisherigen Produktion distanzieren wollen, um in ein anderes Filmgenre umzusteigen.Was ist denn los mit Ihnen? Sind Sie müde geworden? Hat Ihr revolutionärer Eifer nachgelassen? Oder — was noch präke-rer wäre, zweifeln Sie vielleicht an Ihrer revolutionären Mission?Sie waren es, der mir die frappierende Wahrheit über den europäischen Film ermittelt hatte — daß im heutigen Europa nur und ausschließlich Filme
Unlängst las ich in der Zeitung ein von Ihnen bestelltes Inserat, in dem Sie — der steigenden Kriminalität wegen — Handfeuerwaffen zum Selbstschutz angeboten haben, Revolver und Pistolen verschiedenen Kalibers, aber sicherlich führen Sie in Ihrem Laden auch Jagd- und Sportgewehre zu verschiedenen Preisen, zu verschiedenem Zweck und in verschiedener Ausführung, Dutzendware, aber auch Prachtstücke der Präzision.Sie sind Händler, Geschäftsmann, Sie versorgen schießfreudige Menschen mit dem dazu nötigen Material, das Geschäft floriert sicherlich, die Kriminalität steigt, und mit
Vor Bruno Kreisky besuchten drei österreichische Bundeskanzler die Tschechoslowakei: Renner 1920, Schober 1921 und Schuschnigg 1936. Kreiskys Normalisierungstour setzt eine Zäsur nach einer jahrzehntelangen Mißtrauens- und Verstimmungsperiode und ist ein wichtiges Element der Außenpolitik.Die Verbesserung der Beziehungen zwischen den Nachbarländern geht auf den 19. Dezember 1974 zurück, als der tschechoslowakische Außenminister, Bohuslav Chnoupek, Wien besuchte, um das Wiedergutmachungsabkommen zu unterzeichnen, das 1,2 Milliarden Schilling Entschädigung für Österreicher vorsah,
Jugoslawien steckt in der schwersten Krise seit 1948, weil die „Kominformisten“ Titos föderative Republik in den Warschauer Militärpark zurückführen und integrieren möchten. Das Belgrader Regime widersetzt sich der russenfreundlichen Wühlarbeit und verfolgt energisch die von Sowjeteuropa gesteu-•erten „Kominformisten“. Zahlreiche Verhaftungen fanden statt und es scheint, als ob mehrere spaktakuläre anti-stalinistische . Schauprozesse vorbereitet würden. Um eine starke, einheitliche Basis zu schaffen oder wenigstens vorzutäuschen, sollen die Massenorganisationen der
Im Rahmen der feierlichen Wiedereröffnung und Reaktivierung der historischen Münze zu Solbad Hall wird am 27. August d. J. in Anwesenheit von Finanzminister Androsch der erste Olympia-Hunderter aus Silber geprägt. Dadurch wird eine doppelte Auflage der II. Olympia-100-Schilling-Münze ermöglicht, und das in 3,2 Millionen Exemplaren mit dem Münzzeichen des Tiroler Adlers. Weitere 3,2 Millionen Olympiamünzen kommen aus Wien mit dem Münzzeichen „Stadtwappen Wien“. Es handelt sich dabei um keine währungstechnische und finanzpolitische Kleinigkeit! Durch diese Doppelprägung erzielt
Erhöhte moralische und materielle Unterstützung verhalten der ungarischen Archäologie in der letzten Zeit zu unverhofften Erfolgen. Die Funde aus prähistorischer, gotischer und romanischer Zeit werden derzeit in den Werkstätten des Budapester Historischen Museums sorgfältig restauriert. Die interessantesten, künstlerisch bedeutsamsten Stücke wurden in den Ruinen der königlichen Schlösser von Visegräd und Buda gefunden. Wie so oft, führten dabei der Zufall und der Zweite Weltkrieg Regie, dessen unschöne Reste systematisch beseitigt werden mußten.Die wichtigste Entdeckung wurde
In Westungam kann man die Sendungen des österreichischen Fernsehens ebenso gut empfangen wie die ungarischen. Die Zuseher wissen das wohl, aber nicht nur sie, sondern auch die Behörden und die Zeitungen. Die Parteiblätter, darunter der „Fejer Megyei Hdrlap“ von Szėkesfehėrvar sind darüber ebenfalls recht gut informiert und veröffentlichen, um ihren Lesern Freude zu bereiten, wöchentlich und regelmäßig das Programm des rotweiß-roten Fernsehens.Mit der Zeit steigerte sich allerdings das Publikumsinteresse derart, daß die kulturell und ideologisch moskautreuen Parteiinstanzen
Der chronologische Ablauf des neuesten sowjetischen Kulturskandals: Der ungarische Schriftsteller György Konräd wurde im Oktober 1974 in seiner Budapester Wohnung verhaftet. Auch der Soziologe LGHV Szelenyi und der junge Poet Tarnas Szentjoby wänderten ln oitcÜnte’rsuchungszelle. Es folgte eine Hausdurchsuchung in der Wohnung Szelenyis, wo ein angeblich aufwieglerisches Manuskript beschlagnahmt wurde, das übrigens bereits im Lande zirkulierte. Alle drei Häftlinge wurden bezichtigt, „Taten geplant und teilweise durchgeführt zu haben, die das ungarische Strafgesetz verletzen”.
Der Bogen ist der Hand eines weltberühmten ungarischen Zigeunerprimas, des Jözsef Suhaj-Balog, entfallen. Nach altem Brauch haben 200 Zigeuner musizierend seinen Sarg bis zum Grab begleitet.
Da die vergewaltigte Natur stärker war als die utopistische Planwirtschaft, erklärte die ungarische Regierung die Hortobägy-Puszta, 52.000 Hektar Weideland, zum Nationalpark Nr. 1 des Landes. Die alte, romantische Lebensform soll erhalten bleiben. Damit wurden die Hirten und die nationalisierten mittellosen Kleinbauern zur touristischen Sehenswürdigkeit umfunktioniert.Nach der Kollekti visierung der Landwirtschaft hatte man auf der riesigen Hortobägy-Puszta mit Baumwolle, Reis und einer russischen Gummipflanze experimentiert. Man wollte eben auch die Puszta „sozialisieren“ und
Das internationale Presseinstitut in Zürich und das Internationale Institut für Menschenrechte gaben dieser Tage in der Schweiz eine gemeinsame Stellungnahme heraus, worin für die Sicherung des freien Austausches von Ideen und Informationen anläßlich der bevorstehenden Europäischen Sicherheitskonferenz plädiert wird.Es ist eine durchaus berechtigte Frage, wie es denn derzeit mit der Presse- und Meinungsfreiheit in den kommunistisch regierten Ländern bestellt ist. Der kürzlich zusammengestellte, sehr interessante Jahresbericht der IPI beschäftigt sich eingehend mit diesem
Als Einleitung zu dem bedeutenden, wenn auch umstrittenen Werk von Fabry schreibt Professor Ernst Deuerlein: „In der vorliegenden Veröffentlichung ..., die Darstellung und Dokumentation zugleich ist, unternimmt es (der Autor), die Konfrontation zwischen der Sowjetunion und dem Dritten Reich... kritisch zu analysieren ... Seine Methode ist bisweilen unkonventionell, jedoch niemals unwissenschaftlich. Seine Interpretationen verblüffen durch Originalität, der ohne Zweifel widersprochen werden wird.“ Nun, zumindest dem letzten Satz Deuerleins kann man ohne Einschränkung zustimmen.Auch eine
Vor fünfzig Jahren, im Sommer 1922, nahm das Deutsche Reich diplomatische Beziehungen zur Sowjetunion auf. Zum ersten Botschafter war Ulrich Graf Brockdorff-Rantzau ausersehen, der sich 1919 seelisch und körperlich gebrochen auf sein Gut Annettenhöh zurückgezogen hatte, nachdem er als Außenminister mit dem Kabinett Scheidemann anläßlich der Unterzeichnung des Versailler Vertrages zurückgetreten war. Im Frühjahr 1922 hatte Berlin mit Moskau den Vertrag von Rapallo geschlossen. Zwei verfemte Mächte hatten ihre gemeinsamen Interessen entdeckt, auf alle Reparationen verzichtet, im Handel die Meistbegünstigung vereinbart und sich auf die Aufnahme diplomatischer Beziehungen geeinigt. An Hand des Privatnachlasses des ersten westlichen Botschafters in der Sowjetunion schildert Ladislaus Singer die Vorgeschichte der Ernennung Brockdorff-Rantzaus und zeichnet ein Bild seiner Tätigkeit in Moskau.
Die Selbstverbrennung des litauischen katholischen Studenten Roman Kalanta war nicht die Ursache, sondern nur der Funke, der die Flammen eines Volksaufstandes in Kaunas vor kurzem entzündet hat. Am Tag des Begräbnisses zogen hunderte Kommilitonen des Opfers durch die Straßen und skandierten lautstark: „Freiheit für Litauen!“ Sie bewarfen die ausgerückte Miliz mit Steinen. Feuer wurden entfacht und ein Polizist getötet. Jugendliche wurden verhaftet. Die Kräfte der Miliz reichten nicht aus; die Rote Armee mußte ausrücken/ um die Ordnung gewaltsam wiederherzustellen.
Zwei widerspruchsvolle Meldungen der „New York Times“ haben einen großen internationalen politischen Wirbel um die wertvollste historische Reliquie Ungarns, um die Heilige Stephanskrone, verursacht, die sich bekanntlich seit Kriegsende in amerikanischem Gewahrsam befindet. Am 9. Februar meldete das New Yorker Blatt auf der ersten Seite, die USA hätten „Mindszenty versichert, daß die Krone weiterhin in amerikanischem Gewahrsam bleibe“. Dieselbe Zeitung überraschte jedoch drei Tage später, also am 12. Februar, ihre Leser mit einer diametral entgegengesetzten Stellungnahme: „Die
Vor dem großen Chisma hätte es kein osteuropäischer Humorist gewagt, wenn er nicht lebensüberdrüssig war, dem großen Heiligen des Weltkommunismus, Mao Tse-tung, näherzutreten. In der letzten Zeit hat jedoch Mao sowohl den lageren Uncle Sam als auch den fetten John Bull, die traditionellen kapitalistischen Zielscheiben des roten Polit-Humors, verdrängt. Auch die „westdeutschen Revanchisten“ findet man in Sowjeteuropa nicht mehr so lustig und die „afro-asiatischen Neokolo-nialisten“ mußten vor den Chinesen das Feld räumen. Niemand ist mehr so lächerlich wie der Erfinder der
Seit September 1970 wurden mehrere Versuche unternommen, die Gleichschaltung der katholischen Kirche in der CSSR mittels Gründung einer regimetreuen Organisation zu bewerkstelligen. Verschiedene sogenannte „administrative Maßnahmen“ wurden nacheinander angeordnet: Verbannung zahlreicher Priester, Säuberung der katholischen Presse, Personaländerungen an den katholisch-theologischen Fakultäten der Universitäten und bei der Caritas. Die Krone wurde auf das Neu-tralisierungswerk am 31. August 1971 in Prag und Preßburg gleichzeitig, mit der Begründung der regimetreuen Organisation
Das Budapester Vigszinhäz ist heuer 75 Jahre alt, eröffnet wurde es in jenem Millenniumjahr 1896, in dem das bereits von schweren innenpolitischen Krisen geschüttelte Land mit letzter großer Pompentfältung das tausendjährige Bestehen Ungarns feierte. Die Gründung des Theaters fiel also damit schon in die Spätzeit des ungarischen Liberalismus, aber im Vigszinhäz lebten einige von dessen Idealen, wie Weltoffenheit, Urbanität, Modernität, weiter, und tatsächlich erwies sich dann das Vigszinhäz — dessen Name eigentlich Vigjätek-szinhäz, Lustspieltheater, heißen müßte — als jenes Theater der ungarischen Hauptstadt, mit dem sich das Budapester Bürgertum auch später noch am meisten identifizieren konnte.
Die erste Runde der Konfrontation auf parlamentarischem Boden ist vorbei, die Regierung hat ihre Absichten verkündet, die Oppositionsparteien haben dazu ausführlich Stellung genommen. Hörfunk und Fernsehen sorgten für größtmög- liche Publizität. Wenn kein entscheidender Durchbruch dabei gelingen konnte, dann liegt es in der Natur der Sache. Über Pläne und Absichten läßt sich prächtig diskutieren. Konkreter und damit ernster wird die Debatte erst, wenn aus den Plänen Wirklichkeit wird.Das soll nicht bedeuten, daß die Kritik von der Opposition nicht klar, scharf und umfassend
Das Echo auf die Regierungserklärung war gedämpft. Man könnte sich darauf ausreden, daß die Jagd auf die drei Ausbrecher dem Bundeskanzler die „Show gestohlen“ habe. Es ist aber eher umgekehrt: Die Zeitungen wie die Regierung könnten von Glück sprechen. Denn dieser zweiten Regierungserklärung einer sozialistischen Alleinregierung fehlte der Glanz der ersten. Es fehlten nicht nur die großen Zitate von damals wie das aus Schillers „Don Carlos“ und dergleichen mehr und nicht nur die Berufung auf die großen Ahnen der Republik. Es fehlten weitgehend auch die Konturen. Der große
An diesem Wahlsieg ist nicht zu rütteln. Es ist nicht nur ein großer Erfolg Kreiskys, es ist auch ein Erfolg der SPÖ. Wer diesmal Kreisky wählte, wählte Häuser mit. Der Wähler ist kein Opfer einer Täuschung, der Spielraum innerhalb der Sozialistischen Partei ist ihm deutlich gemacht worden. Überschaubar waren auch Leistung und Stil der Minderheitsregierung. Und der Wahlkampf faßte alles noch einmal zusammen. .„Das moderne Österreich braucht die Regierung Kreisky.“ Mehr als 50 Prozent der österreichischen Wähler erlagen dem Zauber dieser hübschen Leerformel. Sie wollen in
Dieser Wahlkampf war eine Farce, fast eine Beleidigung denkender Wähler. Er war offensichtlich auf die Betäubung unkritischer Wähler angelegt. Was haben die Parteien den Wählern nicht alles versprochen! Ihre Warenkataloge erinnerten an den Ausverkauf der großen Warenhäuser. Über die Fragen aber, auf die es ankommt, schwiegen sie meistens. Aus Berechnung, aus mißverstandener Opportunität. Dabei hätten die Wähler gerade hier so manche Auskunft vor ihrer Wahlentscheidung dringend gebraucht. Die Zahl mobiler, also kritischer Wähler wächst auch in Österreich unaufhörlich. Es sind
Vielleicht bringt es der kurze Wahlkampf mit sich, vielleicht aber das eigentümliche Taktieren der Parteien, daß man über Wahlziele, die einmal genannt werden, bisher wenigstens, nicht ausführlich und offen genug diskutiert. Mit Recht hat der Chefredakteur einer großen Wiener Tageszeitung unlängst dies in seinem Leitartikel bemängelt. Wenn, meinte er, Politiker der ÖVP und, vereinzelt, auch Politiker der SPÖ die große Koalition als bessere Alternative zur kleinen Koalition und zur Alleinregierung anpreisen, dann müßten sie heute schon sagen, was sie unter einer großen Koalition
Der ungarische Romancier und Essayist Miklös Meszöly, Jahrgang 1921, wird im ungarischen Literaturlexikon als ein „unruhiger, ringender, einsamer Schriftsteller“ bezeichnet, dessen Werke eine „seltsame, abstrakte Anschauungswelt“ widerspiegeln. Das Wochenblatt ungarischer Jugendlicher in Jugoslawien, das in Novi Sad (Ujvidėk, Neusatz) erscheinende „kepes ifjüsäg“, stellt dazu korrigierend fest: „In der heutigen Zeit ist jeder anständige Denker unruhig, ringend und einsam, da die quälend-langsame allgemeine Entwicklung, ja sogar Rückentwicklung der menschlichen Gesellschaft zum Optimismus nicht viel Grund gibt.“
Mitten im Wahlkampf, am 16. und 17. September, findet in Graz der österreichische Bauerntag statt. Was diese traditionelle, alle drei Jahre abgehaltene Veranstaltung des österreichischen Bauernbundes dieses Jahr von allen bisherigen unterscheidet, liegt in der programmatischen Zielrichtung: es ist dies eine Öffnung in Richtung „ländlicher Raum“. Der Bauernbund hat dieses Thema zum Leitmotiv des diesjährigen Bauemtages gemacht.Früher, als der Bauernstand alleinbeherrschender Faktor des Landes außerhalb der Städte war, konnte auch die Politik des Bauernbundes automatisch als Politik
Es ist kein Geheimnis, daß die vorzeitigen Neuwahlen, genauer, die Wahlen am kommenden 10. Oktober, für die ÖVP ein früher, nach Ansicht vieler ein zu früher Termin sind und daß daher die erst am 4. Juni gewählte neue Parteiführung von Anfang an bestrebt war, Bundeskanzler Kreisky keinen plausiblen Grund zu einem „eleganten“ Absprung zu geben. Diese „Furcht“ der ÖVP vor Neuwahlen hatte aber auch zahlreiche Gründe, die nichts mit einer Angstpsychose zu tun haben. Eine Partei, die auf mehr als zwei Millionen Wähler rechnen kann, hat Neuwahlen zu keiner Zeit sonderlich zu fürchten, und man sollte den propagandistischen Behauptungen und ironischen Glossen der gegnerischen Parteien zu diesem Thema keinen allzuhohen Aussagewert beimessen. Der jetzt beginnende Wahlkampf bedeutet für die Volkspartei auch eine große Chance. Das gilt selbstverständlich immer und für alle Parteien. Aber die Volkspartei startet zu diesem Wahlkampf von „weiter hinten“, und sie müßte sich daher besonders anstrengen. Gerade darin liegt aber die Chance: im Wahlkampf könnte sie ihren Regenerationsprozeß beschleunigen.
Mit der ihm eigenen sprachlichen Eleganz sagte Bundeskanzler Kreisky unlängst vor Journalisten: „Vorzeitige Neuwahlen sind kein Malheur.“ Wirklich nicht? Wahlen sind freilich natürliche Lebensäußerungen der Demokratie. Mit vorzeitigen Wahlen ist es schon ein wenig differenzierter. Es kommt dabei auf die näheren Umstände, auf die Ursachen an. Sind solche Wahlen ein letzter Ausweg aus dem Dilemma, in dem sich eine Volksvertretung befindet, dann sind vorzeitige Neuwahlen tatsächlich kein Malheur, eher im Gegenteil. Die Wähler werden zu den Urnen gerufen, um das Problem lösen zu helfen. Es ist dann eine Art Plebiszit, durchaus nichts Natürliches, denn im parlamentarischen System wählt das Volk seine Repräsentanten für die Dauer einer Legislaturperiode, damit diese ihrem vorher verlautbarten Programm entsprechend regieren, das heißt vornehmlich, Gesetze beschließen, sofern sie die Mehrheit im Parlament dar stellen, oder opponieren, sofern sie bei den Wahlen in Minderheit geblieben sind. Die öffentliche Meinung wacht darüber, daß dies entsprechend den Spielregeln der Demokratie geschieht.
35 Professoren der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien werden in der 56 Seiten starken Broschüre, die ihre Stellungnahme zum Diskussionentwurf für ein Universitätsorganisa- tionsgesetz enthält, namentlich aufgezählt: Damit soll eine Diskussion aus der Anonymität’ herausgeführt werden.Die Professoren’1 £ä)ieri: in dfet* Von ihnen bedauerten Anonymität des ministeriellen Entwurfes kein bloß formales Problem, denn, wie sie meinen, erschwert die Anonymität die Auifklärbarkeit unklarer Formulierungen, und unklare Gesetze bedeuten Streit und
Es kam alles anders. Praders Abgang freilich als Obmannkandidat des Hoffnungsbundes der ÖVP schien bereits einige Tage vorher unvermeidlich: Fieberhafte Verhandlungen hinter den Kulissen, ein Getuschel über Kandidaturen. Dann aber platzte es: Der „unheimliche Steher“ Pr ad er brachte es noch einmal fertig, alle zu überrumpeln, so daß man fast vergaß, daß es sich dabei ja um einen von der Öffentlichkeit mehr oder weniger erzwungenen Rückzug gehandelt hatte. Diesen „unheimlich starken Abgang“ soill jemand Praeter - nachmachen! Fradiers Meisterstück kostete freilich etwas. Denn
Der ÖVP stehen in diesem Frühsommer noch aufregende Tage bevor. Am 4. Juni wählt der außerordentliche Bundesparteitag die neue Parteiführung. Eine wichtige Vorentscheidung ßndet aber jetzt schon am Samstag, dem 22. Mai, in St. Pölten statt, wo der 12. Bundestag des ÖAAB den neuen Obmann dieses Hoffnungsbundes der ÖVP zu wählen haben wird.
Wenn man am letzten Wahl Sonntag festgestellt hat, daß sich die Erwartungen nach der Papierform bestätigt haben, dann war diese Aussage nur bedingt richtig. Gewiß, der amtierende Bundespräsident hat, seinem enormen Vorteil gegenüber dem anfangs fast unbekannten Kandidaten der Volkspartei entsprechend, die Wahl sogar noch mit einem größeren Vorsprung gewonnen, als dies ihm vor sechs Jahren gegenüber Altbundeskanzler Gorbačh gelingen konnte. Sechs Jahre in der Wiener Hofburg prägen eben nicht nur den Mann, sondern vermitteln von ihm ein Bild, das in der Mehrheit der österreichischen
Am 20. April war es soweit. Der mit der Bildung einer Regierung der Großen Koalition beauftragt gewesene SPÖ-Vorsitzende Dr. Kreisky berichtete dem Bundespräsidenten über das Scheitern der Verhandlungen und legte seinen Auftrag zurück. „Nach dieser Unterredung bestellte das Staatsoberhaupt Dr. Withalm telephonisch zu sich und ließ sich über den Abbruch der Verhandlungen vom Standpunkt der ÖVP berichten. Der Bundespräsident unternahm keinen Vermittlungsversuch und teilte Withalm mit, daß er Kreisky noch Montag mit der Bildung einer Minderheitsregierung beauftragen werde.“ (AZ)
„Die Ostösterreicher” haben sich durchgesetzt: Der Bundesvorstand des österreichischen Arbeiter- und Angestelltenbundes, dieses „Hoffnungsbundes” der ÖVP, hat nicht den von einer Obmännerkonferenz vorgeschlagenen Salzburger Landesobmann Karl Glaser, sondern den niederösterreichischen Landesobmann Dr. Georg Prader als Bundesobmann des ÖAAB nominiert. Wer ist das, diese „Ostösterreicher”? Wer ist überhaupt dieser Prader, der von allen ÖVP-Politikem seit Jahren die schlechteste Presse hat — und das will etwas heißen — und trotzdem ein fürchterlicher „Steher” ist,
Es ging um mehr und auch um anderes als nur um den Milch- preis und das Dieselöl. Momentan mögen sich die Bauern am Ballhausplatz kalte Füße geholt haben. Aber mit einer „Kapi- tulation der Belagerten” konnte ohnedies niemand rechnen. Auf längere Sicht war die Demonstration der niederösterreichischen Bauern in Wien am Vormittag des 19. März bestimmt ein Erfolg, zunächst vielleicht in dem Sinn, daß die Bauern mit ihrem disziplinierten Auftreten Sympathien gewonnen haben und dies wohl auch merkten. Zu Verhandlungen gehört auch ein guter Klima und ein Selbstgefühl auf beiden Seiten. Erstaunlicherweise scheint dieses Klima trotz des Kraftaktes der Bauern nicht schlechter, sondern eher besser geworden zu sein. Das war, wenn man will, das kleine österreichische Wunder dieses denk- wtirdigen Tages
Die Tagung des Parlamentsklubs der ÖVP am 11. und 12. März in Baden unterschied sich wohltuend von den bisherigen traditionellen Semmeringtagungen der ÖVP-Mandatare und insbesondere auch von der Gösinger Klausur unseligen Angedenkens im Jänner dieses Jahres. Baden war kein Gösing.
Es wird nicht viele Orte in Europa geben, die während vieler Jahrhunderte so umkämpft wurden, so viel Unheil auf sich zogen, wie der niedrige, die Wasserfläche der nebenan vorbeifließenden Donau nur um rund 50 Meter überragende, langgestreckte Burghügel von Buda, heute ein historischer Stadtteil der 1873 vereinigten ungarischen Hauptstadt Budapest.
Es war kein Paradebeispiel innerparteilicher Demokratie, dafür aber eine Demonstration der Einheit, wie sie in der ÖVP schon recht selten geworden ist. Und so war die Landesobmännerkonferenz des OAAB vielleicht gut beraten, als sie am 10. Februar in der Wiener Laudongasse, wie es in der stolzen Vollzugsmeldung des oberösterreichischen Maleta-Blattes hieß, „eine rasche Entscheidung" traf und „reibungslos für klare und geordnete Verhältnisse" sorgte.
Das Ende Jänner in Linz stattgefundene „österreidiisdie Kulturgespräcfi 1971” hat in der österreichischen Presse geteilte Aufnahme gefunden. Das dabei vielfach zitierte Unbehagen, der „Katzenjammer” und die „Resi-gnation”, begann schon am Abend des ersten Tages zu wirken, als die rund 170 Teilnehmer, darunter viele bekannte Künstler und Kunstmanager, Schriftsteller, Professoren und Theaterdirektoren, arrivierte und zornige junge Männer — wobei es heute nicht auf diese letztere Unterscheidung ankommt, denn manche sind arriviert und trotzdem oder erst recht zornig —, auf
Gösing war das Vorspiel zu einem Stück, das die österreichische Volkspartei erst in den nächsten Monaten wird aufführen müssen.Die Veranstaltung in Gösing beruhte auf einigen Mißverständnissen. Erstens glaubt man in der ÖVP anscheinend noch immer, daß die Fem- sehdemokratie Klausurtagungen noch toleriert Die Anwesenheit der Reporter und der Journalisten macht eine solche Klausurtagung zu einem Spektakel, das um so peinlicher wirkt, als es dabei klar wird, daß gewisse hochgeschraubte Erwartungen schon wegen der immerhin teilweise wirksamen Geheimhaltung doch nicht ganz erfüllt
Das Gericht im fernen Ural, in der Stadt Swerdlowsk, verurteilte den jungen russischen Schriftsteller und Publizisten Andrej Alexejewitsch Amalrik, auf Grund des Artikels 190/1 des sowjetischen Strafgesetzbuches, das heißt wegen „vorsätzlicher Verleumdung der Sowjetunion“ zu drei Jahren Zwangsarbeit. Das Urteil sollte eine Warnung an die Adresse der sogenannten „demokratischen Bewegung“ sein, in welcher sich Amalrik wiederholt exponiert hatte. Die „Untergrund-Literatur und -kunst“ sollen noch im Keim erstickt werden. Es wird sich erst im Laufe der Jahre zeigen, ob Geheimpolizeipraxis oder Wahr- heits- und Freiheitsliebe stärker sind.
Paragraph 7 der Geschäftsordnung des Nationalrates enthält die grundlegenden Bestimmungen über Obliegenheiten und Rechte des Präsidenten: „Der Präsident wacht darüber, daß die Würde und die Rechte des Nationalrates gewahrt, die dem Nationalrat obliegenden Aufgaben erfüllt und die Verhandlungen mit Vermeidung jedes unnötigen Aufschubes durchgeführt werden.“Die Sozialdemokraten fühlten sich in Österreich — und die historische Entwicklung hat sie dazu auch prädestiniert — immer als die besonderen Wächter und als die besonderen Kenner der geschriebenen und ungeschriebenen
Als die Minderhedtsregierung zum erstenmal zur Diskussion stand, war eines der Hauptargumente jener, die meinten, „Laßt Kreisky und sein Team arbeiten“, die Behauptung, diese Regierung werde das Parlament automatisch aufwerten. Denn es werde alles „transparent“, die Entscheidungen würden frei und offen im Parlament ausgehandelt und die Öffentlichkeit werde an den Vorgängen unmittelbar teilnehmen.Gerade das Gegenteil trat ein. Die Minderheitsregierung begab sich unverzüglich auf die Suche nach Partnern, mit denen sie die notwendigen Entscheidungen vorher vereinbaren mußte. Nachdem
„Ab 20 Uhr ist die Debatte nur noch ein .Zeitfüller', um 21 Uhr wird sie auf kommenden Mittwoch vertagt.“ Mit diesem Satz schloß eine Wiener Zeitung ihren Bericht aus dem Parlament am letzten Freitag. Es wäre ungerecht, diese partielle Kritik einfach auszudehnen und den gesamten bisherigen Verlauf der Budgetdebatte als „Zeitfüller“ bezeichnen zu wollen. Denn auch die heurige Plenumsdebatte wies bisher schon einige rhetorische Höhepunkte auf, jedenfalls kaum weniger als andere Budgetdebatten aus den vergangenen Jahren.
Das schöne Bilderbuch des Wiener Verlags Schroll über Ungarn bietet eine geglückte Auswahl historischer Baudenkmäler und charakteristischer Landschaften des Nachbarlandes. Die Photographen Antal Feste-tics (Farbphotos) und Bela Grols-hammer (Schwarzweißphotos)haben vor allem jene Motive gesucht und gefunden, die den Touristen, der Ungarn besuchen will, interessieren: Folklore, alte Architektur. Das heutige Ungarn kommt dabei zu kurz, aber dieser Mangel ist allen Reise-und Bilderbüchern, die ein fremdes Land vorstellen wollen, gemeinsam. Wenigstens nach diesen Bildern geurteilt, ist
Die Menschen kümmern sich normalerweise um ihre Nachbarn nicht. Zwischenmenschliche Beziehungen richten sich meistens nach der Interessenlage. In Zeiten des Unglücks verdichten sich die Beziehungen. Eine Straßenbahnkarambolage macht aus zufälligen Nachbarschaften eine Schicksalsgemeinschaft. Viele Freundschaften und Feindschaften entstanden während des Krieges in den Luftschutzkellern. Da die Geschichte viel mit Unglück, Karambolagen verschiedenster Art und insbesondere mit Kriegen zu tun hat, ist das Entstehen solcher Schicksalsgemeinschaften zwischen benachbarten Völkern eine Selbstverständlichkeit.
Eine der wenigen ORF-Serien, mit denen der kostspielige Apparat unseres staatlichen Monopol-unternehmens “zeigen sollte, daß er mehr und Besseres kann, als schon ausprobierte und daher narrensichere Produktionen der westdeutschen Sender zu übernehmen, wäre die Sendung „Das österreichische Jahrhundert“. Über einzelne Sendungen dieser Serie konnte man bisher unterschiedlicher Meinung sein. Mit der letzten Folge, die dem „schönen Karl“, sprich dem Wiener Bürgermeister Dr. Karl Lueger, gewidmet war, gelang es dem Autor Hellmut Andics — man konnte ihn dafür eingangs in
Jeder Teilnehmer des 7. Gewerkschaftstages der Privatangestellten geht mit einem schwarzen Diplomatenkoffer nach Hause, den er von der splendiden Gewerkschaftsleitung geschenkt bekommen hat. Der Koffer ist aber bis an den Rand voll. Voll mit Leistungsberichten und einem respektablen Forderungspaket.
Als einen „Startschuß zur Neuprofl-lierung der Volkspartei“ bezeichnete ÖVP-Bundesparteiobmann Doktor Hermann Vfithalm den Mitarbeiter-kongfeß der ÖVP, der am letzten Freitag nachmittag und dem darauffolgenden Samstag vormittag in der Halle D der Wiener Stadthalle stattfand. Dieser Kongreß war nicht nur die erste derartige Veranstaltung in der 25jährigen Geschichte der einstigen Honoratiorenpartei Figls und Raabs. Keine österreichische Partei, auch die SPÖ nicht, deren Vorsitzender unentwegt von der Notwendigkeit der Demokratisierung verschiedener Institutionen und Gremien spricht,
Nach der Bekanntgabe des Endergebnisses der Wiener Wahl glaubten viele, daß das Provisorium, das im Sommer durch das Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofes entstand, nunmehr vorüber sei. Diese Optimisten haben etwas nicht berücksichtigt: Der labile Zustand, in dem sich die parlamentarische Demokratie in Österreich gegenwärtig befindet, schließt, solange dieser Zustand andauert, „endgültige“ Lösungen, das heißt Lösungen, mit denen sich wirklich regieren läßt, aus. Und so kann die gegenwärtige Situation auch nach der Wahlwiederholung vom 4. Oktober selbst wieder nur als Provisorium bezeichnet werden, als „endgültiges“ Provisorium, wenn man will.
Von den zehn Arbeltsausschüssen, deren Einrichtung die Bundesparteileitung der Volkspartei beschlossen hat, ist seither in der Öffentlichkeit immer weniger die Rede gewesen. In den letzten Wochen des Wiener Mind-Wahlkampfes, des Aufmarsches der Politiker-Elite in Tirol und auch angesichts der permanenten Wahlkampf-Gags hat man von diesen Gremien, die, wie schon ihr Name besagt, zu arbeiten und zunächst nur wenig zu verlautbaren haben, so gut wie nichts mehr gehört. Die zehn Arbeitsausschüsse wurden nach dem Wunsch der ÖVP-Bundes-partedleitung so zusammengesetzt, daß sie „in ihrer
Im ungarischen diplomatischen Dienst rindet derzeit ein großes und sehr interessantes Revirement statt. Nach nur 20monatigem Dienst wird der Botschafter in Kairo, Käroly Szarka, abgelöst, um die Leitung der ungarischen Delegation in New York bei den Vereinten Nationen zu übernehmen. Sein Vorgänger, Käroly Csatordäi, wurde vor einigen Monaten zurückberufen. Von 1953 bis 1956 diente Szarka in Washington als Gesandter, nachher war er Stellvertretender Außenminister in Budapest. Seine Spezialgebiete sind Lateinamerika und Afrika. Nach Kairo geht ein „Jungstar“ des diplomatischen
Wie jedes Jahr, so auch heuer, fängt die politische Herbstsaison erst richtig gegen Ende September an. Die Volkspartei hat freilich bereits die erste Hürde hinter sich, eine Hürde allerdings, die sie selber aufgestellt hat. Die Öffentlichkeit mag dem recht überflüssigen Kraftakt eher ratlos zugeschaut haben, und die SPÖ konnte sich freuen wie über ein Geschenk des Himmels. Übrigens, was ist das, ein Klubobmann? Hat es mit Zeitungslesen und Tarockieren zu tun? Niemand hat es für notwendig gefunden, während der langwierigen Debatten die Öffentlichkeit, sei es durch das Fernsehen, sei
Der Marxismusforscher Iring Fetscher sagte in seiner Laudatio auf Georg Lukäcs anläßlich der Verleihung des Goethe-Preises der Stadt Frankfurt a. M. an den ungarischen Gelehrten am 28. August in der Paulskirche: „Indem sie Georg Lukäcs ehrt, ehrt die Stadt Frankfurt zugleich sich selbst. Sie verleiht den Goethe-Preis einem weltberühmten und bedeutenden marxistischen Gelehrten, dessen politische Überzeugung kein Mitglied des Magistrates teilt. Sie beweist damit, daß sie zu jener progressiven, mutigen und toleranten Haltung zurückgefunden hat, die zum ersten Male bei der Zuer-kennung
Die nackten Tatsachen sind schon bekannt, seitdem der Leiter des vatikanischen Pressebüros, Frederico Alessandrini, die großen internationalen Nachrichtenagenturen informiert hat, daß der Vatikan und Belgrad beschlossen haben, ihre diplomatischen Vertretungen zu Botschaften aufzuwerten. Mit der vollen „Normalisierung“ der Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und Jugoslawien wird Titos Reich das zweite kommunistische Land sein — nach Kuba! —, das diplomatische Beziehungen mit dem Vatikan haben wird. Der Heilige Stuhl war bisher durch einen apostolischen Delegaten in Belgrad vertreten, Jugoslawien in Rom durch einen Gesandten, der bald den Rang eines Botschafters bekommen wird. Der Vatikanvertreter in Belgrad wird zum Pronuntius befördert, jenen Rang, den ein Botschafter des Vatikans in Ländern hat, wo er nicht der Doyen des diplomatischen Korps ist.
Das kürzlich ins Leben gerufene Budapester „Bartök-Bela-Gedächtnis-komitee“ hat das Programm des „Bartök-Jubiläumsjahres“ ausgearbeitet, damit die ganze Musikwelt den 90. Geburtstag und den 23. Todestag des berühmtesten ungarischen Komponisten im gebührenden Rahmen während des ganzen laufenden Jahres und in vielfacher Form feiern kann. Das besagte Komitee beschäftigt sich auch mit der Koordinierung der internationalen Bartök-Veranstaltungen. Die Budapester Regierung hat den stellvertretenden Kultusminister, Dr. Jenö Simö, in das Gedächtniskomitee delegiert und mit dessen Leitung betraut.
Eine überraschende Nachricht: Die katholische Kirche in Ungarn feiert das tausendjährige Jubiläum der Geburt und der Taufe des heiligen Stephan aus dem Hause Arpäd. Stephan war der erste König Ungarns, er war der Gründer des christlichen Königreichs. Er war fast tausend Jahre lang Symbol der Legitimität und der Rechtskontinuität des Königreiches, er war zugleich und in enger, natürlicher Wechselbeziehung mit dem staatsrechtlichen Aspekt die überragende Figur der christlichen Tradition in diesem Land, in dem das Christliche stets besonders betont wurde, weil es oft auch gefährdet war. Mochten aber in Ungarn Systeme wechseln und verheerende Kriege fast alles, was früheren Generationen wert war, einebnen, der heilige Stephan war und blieb unumstritten der erste und der größte König, auf den sich alle beriefen und den sie um Hilfe anflehten: Könige und Gegenkönige, Erzbischöfe und einfache Fratres, Feldherren und Soldaten, Adelige und Bauern.
Es scheint einen „Warschauer Pakt“ des Antizionismus zu geben, der unter geschickter strategischer Lenkung sowjetischer Ideologiegeneräle einen Vielfrontenkrieg gegen Israel und den Zionismus oder was sie darunter verstehen führt. Dabei wird einem schleichenden Antisemitismus Vorschub geleistet. Besonders krasse und charakteristische Erscheinungsformen besitzt dieser antijüdische Feldzug in der Ukraine, wo die meisten Juden der UdSSR leben. Ein gespenstischer Zug dieser intensiven Kampagne ist, daß eingeschüchterte Juden gezwungen werden, im Chor der Regiepropagandisten mitzusingen und ihre Brüder im Westen und vor allem in Israel nicht nur zu verurteilen, sondern auch zu verdammen.
Einsiedeln 1970. Kühler Juliabend nach einem heißen Tag. Auf dem großen Platz vor der Barockfassade der weltberühmten Benediktinerabtei strömen aus allen Richtungen Menschen zusammen und streben den breiten, in der letzten Abenddämmerung matt leuchtenden Holztribünen zu. Alle Glocken läuten. Es ist halb neun Uhr vorbei. Die Terrassen der umliegenden Hotels leeren sich. Reiseautobusse stehen in langen Reihen nebeneinander, nachdem die Passagiere, Besucher aus nah und fern, sie verlassen und sich dem Zuschauerstrom angeschlossen haben. Der Halbkreis des Zuschauerraumes — er faßt genau 3200 Menschen —r füllt sich bis auf den letzten Platz. Allmählich wird es still. Der gegen das Dorf schräg abfallende, mit holprigen Steinen gepflasterte Platz vor der Kirche, die eigentliche Bühne, ist noch leer. Plötzlich ertönt Orgelmusik. Scheinwerfer strahlen hoch oben die jahrhundertealten Steinfiguren und die beiden Türme an. Das Spiel beginnt.
Bekanntlich wurden kürzlich die westdeutsch-ungarischen Wirtschaftsverhandlungen, die während drei Wochen gute Fortschritte gemacht hatten, ohne Begründung abgebrochen. Auf Grund Budapester Quellen versuchen wir hiermit die Durchleuchtung des Hintergrunds. Budapest ist der Ansicht, daß in manchen wichtigen Fragen bereits eine Vereinbarung erzielt werden konnte, als eine „Erwägungsperiode“ eingeschaltet werden mußte. Was ist geschehen?
Ungewöhnlich heftig, ja geradezu unbeherrscht reagierte der auf Staatsbesuch in der Schweiz weilende Bundeskanzler aus Bern auf einen mehrheitlich gefaßten Beschluß jener Kommission, die er selbst am 15. Mai im Rahmen einer Zeremonie und im Beisein in- und ausländischer Pressevertreter zur Reform des österreichischen Bundesheeres eingesetzt hatte.
Die Sozialisten haben, so meinen die Bauern, zur Lösung der bäuerlichen Probleme einige Zukunftsprojektionen parat Änderungen der bäuerlichen Strukturen können aber niemals so rasch vor sich gehen, daß nicht vorerst wenigstens eine fortschreitende Einkommensverminderung den bäuerlichen Bevölkerungsteil, und hier auch vor allem die sozial Schwachen und die ältere Generation, inmitten der Wohlstandsgesellschaft arg benachteiligen würde. Diese Probleme sind heute da und können nicht mit mehr oder weniger abstrakten Zukunftsplänen schon heute oder morgen gelöst werden. Die Agrarpolitik der ÖVP-Regierung wurde von den Sozialisten scharf kritisiert. Jetzt läge es an ihnen, eine andere und bessere Politik zu machen.
Der greise rumänische griechisch-katholische Bischof Siebenbürgens, Iuliu Hossu, 85, ist vor kurzem unter nicht näher bekannten Umständen gestorben. Wie aus Rom zu erfahren war, wurde der Papst von der Nachricht des Ablebens des griechischkatholischen Bischofs von Cluj-Gherla — Klausenburg — tief getroffen. Wie Osservatore Romano meldete, sandte Kardinalstaatssekretär Jean Villot die lateinische Kondolenzschrift des Heiligen Vaters an Siebenbürgens römisch-katholischen Bischof in Alba Iulia, Aron Märton. In Bischof Iuliu Hossu ursprünglich: Gyula Hosszus Adern floß ungarisches
Die Politik — die Außen-, aber auch die Innenpolitik — eines Landes kann auf verschiedene Weise vor die Hunde gehen. Das sicherste Rezept jedoch lautet wie folgt: Man nehme ein möglichst großes Quantum an Illusionen und vermenge sie mit der Unkenntnis über die eigenen sowie des Gegners Möglichkeiten und Reserven. Eine Prise Aggresivität, ausgedrückt in Reden, in denen man sich vorzeitig und öffentlich festgelegt, kann nicht schaden. Das Ergebnis müssen dann alle auslöffeln, nicht nur diejenigen, die es gekocht haben.
Eine der wirkungsvollsten Ankündigungen der sozialistischen Minderheitsregierung war, daß sie auf „Öffentlichkeitsarbeit“ verzichten wolle. Die Taten der Regierung Kreisky sollen für sich sprechen. Die der Regierungspropaganda abgesparten Millionen sollen der Forschung zugute kommen.Soweit, so gut. In der Folge stellte sich heraus, daß diese Regierung tatsächlich auf jene Krücken verzichten kann, die der Regierung Klaus bei ihren Gehversuchen auf dem ihr so fremden Gebiet der „public rela-tions“ behilflich sein sollten. Mit jedem Tag bewies vor allem Bundeskanzler Dr. Kreisky