Von Wien nach Melbourne: Ausstellung zum 100. Geburtstag des Künstlers Karl DuldigMit Karl Duldig präsentiert das Jüdische Museum in Wien wieder einen jener durch die Nationalsozialisten vertriebenen österreichischen Künstler, der nach 1945 in Vergessenheit geriet. Seine Plastiken zwischen 1921 bis 1938 repräsentieren zugleich eine Periode der österreichischen und europäischen Kunstgeschichte, die noch immer höchst unzureichend erforscht ist.Karl Duldig kam 1902 in Przemysl als Sohn wohlhabender galizischer Juden zur Welt und übersiedelte 1914 mit den Eltern nach Wien. 1921 begann er
Die Video- und Installationskünstlerin Dorit Margreiter erhält den diesjährigen Otto-Mauer-Preis.Den Einfluss unterschiedlicher kultureller Regeln auf unser Alltagsleben verdeutlichen wollen die Videoarbeiten und Installationen der jungen Künstlerin Dorit Margreiter, für die sie heuer den Monsignore Otto Mauer-Preis erhält. Die durch den Prozess der Globalisierung immer engeren Zusammenhänge etwa zwischen amerikanischem und österreichischem Alltag werden in diesen Arbeiten erfahrbar. Die Jury hebt das "besonders präzise Verhältnis von zeitgenössischer Theorie und ästhetischer Form
Gedenkdienst in New York.Sie machen nachdenklich, die Gesprächspassagen, denen man zuhört vor Panoramafotos alter jüdischer Emigranten in ihren New Yorker Wohnungen. Erinnerungen an das Wien vor 1938, persönliche Lebensschicksale und der schwierige Neubeginn in den USA erstehen vor den Augen und Ohren des Zuhörers. "Vom Großvater vertrieben, vom Enkel erforscht? Zivildienst in New York" heißt die Ausstellung des Wiener Jüdischen Museums, in der bis 13. Oktober die Biografien ehemaliger österreichischer Mitbürger mehr als sechzig Jahre später nachzuerleben sind.Seit 1995 nämlich
jüdisches museum, wienSechs Silberfiligran-Türmchen mit Emailbildchen oder Chinoiserien verziert, sogenannte Bsamim-Türmchen aus Schwäbisch Gmünd, stehen im Mittelpunkt einer kleinen Ausstellung des Jüdischen Museums in Wien zum Thema Schabbat. Unter dem Titel "Prinzessin Schabbat" möchte die Schau anhand von Ritualgegenständen die Bedeutung dieses jüdischen Festtages näherbringen.Um die Begrüßung und Verabschiedung des Schabbat im Gottesdienst und im Privathaushalt hat sich ein reiches Brauchtum entwickelt, das auch von der Kultur der umgebenden Völker geprägt ist. Zur"Hawdala",
Der Otto Mauer-Preisträger 2001: Michael Kienzer.Zwei Telefonzellen in der Wiener Gumpendorferstraße, quer darüber liegt eine dritte: Das ist eines der skulpturalen Werke von Michael Kienzer, dem Otto Mauer-Preisträger des Jahres 2001. Gewohnte Blickwinkel zu stören, herkömmliche räumliche Situationen aufzubrechen, das gelingt Kienzer mit seinen Werken. "Mich interessiert, mit vorgegebenem Inventar umzugehen. Es ist ein simpler, gleichzeitig aber auch ein sehr elementarer Eingriff - Telefonzellen werden zu einem Modulbausystem, zur Skulptur", erklärt Kienzer.Für die Innsbrucker
Ludwig Meidner, Expressionist, im Jüdischen Museum Wien.Auch vielen Freunden des Expressionismus ist Ludwig Meidner ein Unbekannter. Ihm widmet nun das Wiener Jüdische Museum unter dem Titel "Im Nacken das Sternemeer" eine aufschlussreiche Ausstellung. Lediglich im Rahmen der NS- Propagandaausstellung "Entartete Kunst" im Jahr 1937 war in Wien eines seiner Selbstbildnisse zu sehen.Der 1884 in Schlesien geborene Sohn eines Textilkaufmanns begann sein Studium in Breslau, übersiedelte 1905 in die pulsierende Reichshauptstadt Berlin und lernte 1906/07 mit Hilfe eines Stipendiums in Paris die
Das unmittelbar gegenüber dem Schoa-Mahnmal von Rachel Whiteread liegende neue Museum am Wiener Judenplatz erschließt vor allem die archäologischen Reste der mittelalterlichen Synagoge, die bei den Grabungsarbeiten für das Mahnmal freigelegt wurden. Die Mitte des 13. Jahrhunderts erbaute und nach dem Pogrom von 1420/21 geschliffene Synagoge war eine der größten ihrer Zeit.Im Kellergeschoß des Hauses Judenplatz 8 sind nun die Fundamentmauern, Teile des verfliesten Fußbodens und das Fundament der sechseckigen Bima (das erhöhte Podium, von dem aus der Tora vorgelesen wurde) zu sehen -
Fröhliche . Sommerbeschwingt -heit atmen seine Sommerabende an der Alster, die menschenbelebten Kaffee- und Biergärten. Die Tennis- und Polospieler auf seinen Bildern vermitteln Freude an der Bewegung. An den trabenden Pferden am Meeresstrand oder den vorbeiflitzenden Bennern in den flo-rentinischen Cascinen vermeint man deren behende Leichtigkeit zu spüren. Und meisterhaft gemaltes Wasser umspült seine badenden Knaben - man glaubt die Zurufe der Buben zu hören.Dem deutschen Impressionisten Max Liebermann widmet das Jüdische Museum in Wien bis 18. Jänner eine Ausstellung anläßlich
Schon früh hat Aglaia Konrad sich für Fotografie interessiert, aber ebenso für Architektur. Hobbymäßig hat sie zu fotografieren begonnen und sich erst neben ihrer Berufstätigkeit in Wien ab 1988 intensiv mit Stadt- und Architekturfotografie befaßt. Ein Stipendium an der Jan-van-Eyck-Akademie in Maastricht von 1990 bis 1992 hat dann den Ausschlag gegeben, sich ausschließlich dieser Sparte der Kunst zuzuwenden. „Das Besondere in Maastricht war für mich die Möglichkeit, mich mit jungen Künstlern und mit Kunstvermittlern aus aller Welt auseinanderzusetzen, es bewirkte für mich eine
Im März 1938 kam der Anschluß, im Juli 1938 wurde die Familie des bekannten Wiener HNO-Pro-fessors Viktor Hammerschlag aus deren Wohnung am Aisergrund vertrieben, dem Sohn Peter gelang zunächst eine Ausreise nach Jugoslawien, doch mußte auch er Ende 1939 wieder nach Wien zurück. Beim Straßenbau und bei einer Leergutsammelstelle der Deutschen Wehrmacht im Wiener Prater leistete er ab 1941 Zwangsarbeit, als seine Eltern 1942 nach The-resienstadt deportiert wurden, tauchte er unter - unter anderem beim damaligen Burgtheater-Kapellmeister Alexander Steinbrecher. Der Tag seines Abtransports
Wenn sich aus dem strahlenden, schwarzhäutigen Tür-kenbesieger, dessen Charme und naive Herzensgüte die zarte weißhäutige Desdemona betörten, der verletzte, verstörte Bächer entwickeln soll, dann fängt die Othello-Story an, unglaubwürdig zu werden. Jedenfalls bei den Sommerspielen in Perchtoldsdorf, die heuer erstmals unter der Intendanz von Tamäs Fer kay, ehemals Leiter der Sommerspiele im kärntnerischen Porcia, stehen.Ferkay hat eine sprachliche Neufassung des Shakespeare-Textes besorgt und versucht, das Pathos zu reduzieren, damit aber leider auch weitgehend die Poesie und den
Derzeit wird im Jüdischen Museum der Stadt Wien eine umfassende Retrospektive des Jugendstil-Malers und -Grafikers Emil Orlik gezeigt, ab November werden dort wesentliche Werke des deutschen Impressionisten Max Liebermann zu sehen sein. Mit diesen Ausstellungen verabschiedet sich Julius H. Schoeps, Gründungsdirektor des Jüdischen Museums seit 1993. Sein designierter Nachfolger ab 1998 ist Karl Albrecht Weinberger, bisher Gesamtkoordinator im Jüdischen Museum.Weinberger ist gebürtiger Wiener, Jahrgang 1953, studierte Geschichte und Germanistik an der Uni Wien und arbeitete bereits während
Das späte Selbstporträt zeigt einen Charakterkopf mit Baskenmütze, der Blick ist klar, der Gesichtsausdruck bestimmt - Emil Orlik, dem Maler und Grafiker, ist eine Ausstellung des Jüdischen Museums in Wien gewidmet. Der Künstler wurde 1870 in Prag als Sohn eines jüdischen Schneiders geboren, studierte in München, wurde Mitglied der Wiener Secession und lehrte ab 1905 am Berliner Kunstgewerbemuseum. Orlik unternahm zahlreiche Reisen nach Holland, Belgien, England, Frankreich, Italien, Amerika, vor allem aber auch nach Japan, China, Indien, Ägypten.Die etwa 400 Objekte umfassende Schau
Er sei ein „demokratischer Mensch", sagt Major Steve Arnold von sich, als er in Ronald Harwoods Stück „Der Fall Furt-wängler" nach dem Hintergrund seines Engagements für diesen Fall gefragt wird. Der musikalisch höchst unvorbelastete US-Soldat, gerade deswegen für diesen Job ausgesucht, steht dem „big bandleader" Furtwängler, dem Musikidol von Millionen und gleichzeitig willigem Werkzeug von „Adolf, Joseph und Hermann" gegenüber. Einem Idol, das die künstlerische Tradition des Kontinents verkörpert und dessen Selbstverständnis auf der hehren Übermacht des
Er ist ein Engagierter, der 1928 in Wien geborene Georg Eisler, Sohn des Komponisten Hanns Eisler, der mit seinen Eltern nach England emigrierte und dort seine ersten Kunststudien (unter anderem bei Oskar Kokoschka) betrieb. Sein Engagement für den Menschen bestimmt die Themen, derer er sich als Maler und Zeichner annimmt. Das sind einerseits Streiks der englischen Bergarbeiter („Miners Strike", 1985), Demonstrationen („Konfrontation", 1978) und Barrikadenstürme („Hills-borough, 1989). Mit kräftigen, dunkelgetönten Pinselstrichen hält Eisler aber auch banale Orte wie
Wie vielfältig die Rindungen Österreichs an Israel sind, beweist eine Ausstellung im Jüdischen Museum der Stadt Wien. Unter dem Titel „Neuland. Israelische Künstler österreichischer Herkunft” zeigt sie Porträts von aus Österreich nach Palästina/Israel ausgewanderten oder geflohenen Künstlern und dazu eines ihrer Werke oder ein für ihr Schicksal bedeutsames Erinnerungsstück. Etwa 500 Maler, Rildhauer, Musiker, Schriftsteller oder Journalisten hatte die Fotografin Alisa Douer in Israel ausfindig gemacht und mehr als hundert von ihnen für die Schau ausgewählt.Wissenschafts- und
Mit der „Kunst im Judentum” beschäftigt sich die Zeitschrift „Kunst und Kirche” in ihrem Heft 4/96. Heftredakteur Günter Bombold verweist auf die Notwendigkeit der Ökumene auch zwischen den Beligionen, für die die Kenntnis der anderen Religionen eine Voraussetzung sei. Da sie durch ihre Geschichte mit der jeweiligen Kultur eng verbunden seien, würden auch die verschiedenen Ausdrucksformen in der Kunst eine bessere Kenntnis anderer Religionen vermitteln.In einem grundsätzlichen Beitrag schreibt der katholische Judaist Kurt Schubert über das Bilderverbot des Alten Testaments, das
„Oj, wie entfernt” sind Kultur und Lebensform des jüdischen Schtetls von den Juden heute in Israel, den USA, in Österreich. Aber das Jiddische, diese im Mittelhochdeutschen wurzelnde Sprache aus dem osteuropäischen Judentum mit ihren slawischen und hebräischen Einsprengseln hat sich erhalten, wird noch weltweit von vier Millionen Juden gesprochen. Dem steigenden Interesse für jüdische Kultur - Literatur, Musik, bildende Kunst - entspricht ein Abend mit „Jiddischen Impressionen in Lied, Wort, Rild und Tanz” im Wiener Akzent-Theater unter dem Titel „Oj, wie entfernt”.Lieder vom
Dicht und bilderreich bringt die Wiener „Gruppe 80“ die Atmosphäre eines kleinen Kärntner Dorfes für Peter Handkes dramatisches Gedicht „Über die Dörfer“ auf die Bühne. Ein abgewrackter VW-Käfer, eine angedeutete Baustellenbaracke, der Eingang zum Dorffriedhof sind das passende Ambiente für die Auseinandersetzung der Geschwister Gregor, Hans und Sophie iiber deren Kindheitserinnerungen, deren Beziehungen zueinander und die Verfügungsgewalt über das elterliche Haus. Die karge und doch wärmende Welt der Bauarbeiter-Pendler im abgelegenen Tal, die Selbständigkeits-Ambitionen
Können Sie sich vorstellen, wie in den von Wasser entleerten Becken des Schlosses Belvedere dreihundert weiße Stiere stampfen und schnauben - Stiere, vor deren extremer Grün-Empfindlichkeit der sich zur Wehr setzende Museumsdirektor allerdings gewarnt wird?Beicht Ihre Phantasie für das Szenario im Gasthaus „Zur ewigen Ruh'”, wohin ein toter Schriftsteller aus seinem Grab vor der nächsten Gedächtnisfeier entflohen ist, weil er endlich einmal nicht Erde, sondern ein weißes Rettuch auf sich spüren möchte?Haben Sie auch Freude an der Versteigerung des Himmelsblau vom vergangenen
Der studierte Geologe G. bildet sich ein, einen „Hühnerhals” zu haben. Um diesen zu verbergen, trägt er ständig eine Halskrause mit Kordel und leidet unter extremen Kontaktängsten, natürlich auch Frauen gegenüber. Er möchte am liebsten leben, „wo keine Menschen sind”. K., Flugbegleiterin, war stets Klassenbeste und empfindet sich als „Mißgeburt” ihrer zu dicken Hüften und Beine wegen. Ihre Nahrungsaufnahme wird von Selbstmorddrohungen begleitet, ständig trägt sie ein Glas Erbrochenes mit sich.An „Dysmorphomanie” leiden Menschen mit vermeintlichen körperlichen
Großformatige Aluminium-Tafeln, mit starkfarbigen Ölstift-linien kreuz und quer bemalt oder*bezeichnet, stehen im Atelier, daneben ein großes Ölbild mit starkem Farbauftrag. Außerdem: „Ruß-Bilder”. Auf verrußten schwarzen Glaselementen finden sich in der Art eines Negativs dünner oder dicker gezeichnete Linien oder Gestalten. Die aktuellsten Werke Otto Zitkos kann man aber nur vor Ort bewundern, dort nämlich, wo sie entstehen: an den Wänden oder auch an den Decken von Galerie- oder Ausstellungsräumen.Ende der achtziger Jahre hat der diesjährige Otto Mauer-Preisträger weiße
In der Doppeldeutigkeit des Ausstel lungstitels „Juden-Fragen” kommt jene jüdische Eigenart zum Ausdruck, sich selbst und andere zu befragen und im Wechselspiel von Frage und Antwort einen Sachverhalt zu klären, wie dies gerade im Talmud ein zentrales Element ist. Im übrigen wurde die „Judenfrage” von den Gegnern einer Judenemanzipation in der ersten Häufte des 19. Jahrhunderts aufgebracht, angeblich, um eine grundsätzliche Lösung für das Zusammenleben mit den immer mehr zur Bedrohung stilisierten Juden zu suchen. Die gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstandene antisemitische
Drei aufgeregte Ärzte stehen um eine Frau am Gebärtisch. Aber das Baby kommentiert sein In-die Welt-treten danebenstehend wortgewaltig und zynisch. Die Ärzte flüchten, ein Monster scheint geboren. Wie man König Lear wird, wie Macht und Umwelt die Seele eines vielversprechenden jungen Mannes vergiften, darum geht es dem britischen Autor Howard Barker in „Sieben mal Lear oder Das Streben nach dem Guten”. Der (bischöfliche) Erzieher des Prinzen zeichnet ein Zerrbild von dessen Erziehung, die Begegnung des jungen Mannes mit der Tochter seiner bisherigen Geliebten wird zum
Aus dem Jahr 1616 stammt ein Schutzbrief für den „ Woiwoden Franciscus mit seiner Sippe”, der sich, vermutlich aus der Steiermark oder aus ungarischen Komitaten kommend, im südlichen Burgenland niederließ. Borna waren aus Kroatien oder Südungarn vor den Türken in nördlichere Gebiete geflüchtet.Die Ausstellung „Gemeinsame Grenzen” geht dem Schicksal der in dieser Begion angesiedelten Völker nach. Seit dem frühen 16. Jahrhundert haben Roma, Deutschsprachige, Magyaren, Kroaten, Juden, Katholiken, Protestanten und Wiedertäufer miteinander gelebt. Auch Christoff von Batthyäny,
Kühle Düsterkeit zeichnet Sergius Pausers „Wurstelprater" aus dem Jahr 1931 aus, seine „Reichsbrücke vom Osten" (1929) spielt mit der Darstellung architektonischer Brückendetails. Die auch als Ausstellungsplakat verwendete „Dame in W?eiß" (1927) gibt den ernsten Blick ungelebten Lebens frei, den „Blick von Nötre Dame auf Paris" (um 1946) kennzeichnet lebendige Farbigkeit, eine „Badehütte am Schloßteich" (1929) taucht den Betrachter in verwirrendes Grün. Der vielen vornehmlich als Porträtist bekannter Persönlichkeiten (von Theodor Körner und Karl
Hermia im Rikini, Lysander mit Labtop, Helena auf Rollerblades ihren geliebten Demetrius umkreisend und eine Elfenkönigin, die auf dem Motorrad dahersaust! So hat Peter M. Preissler Shakespeares „Sommernachtstraum” für die Perchtolds-dorfer Sommerspiele aufbereitet und dabei Hintergründigkeit und Ironie in den Verirrungen der jungen Paare und der Feenreichbeherrscher Tita-nia und Oberon zu Wort kommen lassen. Mit jugendlichem Charme bezaubern Claudia Maria Haas, Doris Drexel, Christian Nisslmüller und Ralph Saml. Da haben es die „Alten” Hippolyta/Titania (Susann Winter) und
Ihre Bilder erzielen Höchst preise bei Auktionen, ihn Prateransichten, ihre stim mungsvollen Landschaftsbilder aus Holland, Italien und Österreich entzücken Kenner und Sammler. Das Jüdische Museum in Wien widmet Tina Blau nun eine umfassende Werkschau. Anhand von 75 Gemälden wird der Lebensweg einer der ersten Frauen, die sich in der österreichischen Malerei einen Namen gemacht haben, deutlich nachvollziehbar.Schon als Kind empfindet die 1845 in Wien geborene Regina Leopoldine Blau „heftige Neigung für die Landschaft, das heißt Sehnsucht in Gottes freier Natur zu arbeiten”. Vom
Es war der in den USA lebende arabische Historiker und Kulturwissenschaftler Edward W. Said, der überaus provokante Thesen zum europäischen Kulturbewußtsein formulierte. Said betonte den sozialen Kontext der Kultur und zeigte auf, wie sehr die Dominanz der europäischen Kultur durch die territoriale Expansion des Kolonialismus und den darauffolgenden „Kultur-Imperialismus" begründet worden sei. Europa habe sich auch kulturell zum Zentrum der Welt gemacht.Erst in der Phase des Zusammenbruchs der europäischen Kolonialstaaten, Großbritanniens und Frankreichs beispielsweise, seien
Die schwarzgekleideten Männer und Frauen des ITIM Theatre Ensembles aus Tel Aviv gastierten bei den Wiener Festwochen mit dem Bibelprojekt „Va'Yomer - Er aber sprach”. Stellen aus dem Alten Testament (hebräisch „Tanach”) hat Bina Yerushalmi gemeinsam mit dem Ensemble dramatisiert: Von der Schöpfungsgeschichte bis zu den Geschichten Abrahams und Josephs Traum. Dramatische Bildhaf-tigkeit der Szenen und die Wucht der (hebräischen) Sprache bedürfen weder des Bühnenbildes noch der Kostüme. Die Intensität der jungen Schauspieler läßt die Gestalten vor den Augen der Zuschauer
Radikal und querfeldein hat der junge Vorarlberger Martin Gruber Georg Büchner in Szene gesetzt („Leonce und Lena”, „Woyzeck Love Story”), nun ist „Dantons Tod spielen” dran. Zu Gast im Wiener Künstlerhaustheater zeigt sein Aktionstheater Ensemble Vorarlberg den Verfall der Revolution zum Blutgericht.Danton hat resigniert und den Sieg dem eiskalten Bationalisten Bobes-pierre und dem mörderischen Technokraten St. Just überlassen. Die Unaufhaltsamkeit von Dantons Ende und dem seiner Freunde findet ihre theoretische Entsprechung im Streitgespräch mit dem amerikanischen
Sie ziehen mit dem Leichnam ihres toten Freundes/ Vaters/ Schwiegervaters zum Friedhof ihres Stammes irgendwo in der kirgisischen Steppe: Edige, Sabitshan, Vissarion und Edilbei. „Der Tag zieht den Jahrhundertweg" heißt Tschingis Aitmato-ws Roman, dessen Dramatisierung die „Theater m. b. H." zur österreichischen Erstaufführung brachte. Mythische Gestalten der Vorzeit begegnen den Totenbegleitern ebenso wie Leitfiguren des stalinistischen Terrors. Als ein Stacheldrahtverhau den Zugang zum Friedhof verwehrt, begräbt Edige den Freund an der neu gezogenen Grenze.Gösta Neuwirths
N'icht nur in Nostalgie schwelgen können Besucher der kleinen Schau mit Postkarten Fritz Schönpflugs (1873-1951) im Otto-Wagner-Pavillon am Wiener Karlsplatz. Aus den Schätzen des Historischen Museums der Stadt Wien stammen die Darstellungen von Volkstypen aus der k. u. k. Monarchie, die karikierend, aber niemals wirklich bösartig sind.Männer (mehr) und Frauen (weniger) werden „auf die Schaufel genommen": als Soldaten (im Manöver, bei der Musterung, als Offiziere, als Matrosen), sie kämpfen als Flieger oder Automobilisten mit den Tücken der Technik.Sie langweilen sich als
Von einer „Allianz gegen die Banalität" schreibt der Bischof von Gurk-Klagenfurt, Egon Kapellari, in einem Buch, das sich mit „Fragen zwischen Kirche und Kunst" befaßt. Diese Sammlung von Texten -Vorträgen, Buch- und Zeitschriftenbeiträgen, Interviews - läßt den Leser an den grundsätzlichen und gründlichen Beflexionen eines Priesters teilnehmen, dem die „ Verstörung im Gespräch zwischen Kirche und zeitgenössischer Kunst und Literatur" nicht nur als Referent der Bischofskonferenz für Liturgie und Kultur ein tiefes Anliegen ist.Wenn Bischof Kapellari sich mit dem
Zu den Klängen eines Bando-|neons, einer Art Ziehharmonika, tanzen sie Tango, Großmutter Eugenia, Onkel Eugen, die Alt-Revolutionäre Eleonore und Stomil, das rätselhafte Mädchen Ala und Edek, der pragmatische Genießer. Ausgeflippt und pseudo-befreit leben sie ihr (Gefühls-)Chaos, der Tango steht fürs Irrationale, für das Leben an sich.In diese Atmosphäre von „Chaos, Anarchie, Gesetzlosigkeit" platzt Artur, der Sohn Eleonores und Stomils, er will „Erneuerung, Wiedergeburt", kurz die Ordnung wiedereinführen. Was die Alten „Fesseln, verrostete Ketten der Religion, der
Als „Nacht- und Nebel-Gesetz" bezeichneten Journalistenkollegen den Entwurf von Wissenschafemirüster Rudolf Schölten zum neuen Universitäts-Studi-engesetz, in dem Lateinkenntnisse nachgewiesen durch die AHS-Matura oder eine Zusatzprüfung an der Universität (siehe auch Beitrag auf Seite 3) - nicht mehr wie bisher für zahlreiche geisteswissenschaftliche Studien, aber auch für Medizin, Pharmazie, Veterinärmedizin, Jus, Katholische und Evangelische Theologie als Studienvoraussetzung vorgeschrieben werden. Der Entwurf meint, daß lediglich für Alte Geschichte, Klassische Philologie,
Rührend-schön ist die Liebesgeschichte zwischen Polly Pea-chum und Mackie Messer, der bald unter dem Galgen endet. Daß es in Bertolt Brechts „Dreigroschenoper" um die Verelendung des Volkes im Deutschland der Zwischenkriegs-zeit geht und deshalb organisierte Bettlertrupps , die Kämpfe rivalisierender Verbrecherbanden, die Kungelei von Verbrechern mit Polizei-chefs einschließlich der Kontakte ins Botlicht-Milieu heute nicht mehr aktuell wären, kann wohl nur ein Begisseur meinen, der angetreten ist, ein kleiner Jerome Savary zu werden.Was da grundlos auffährt und wieder
Man unterläßt die Heuchelei. Man redet, was man denkt" .ist der Leitspruch jenes „Menschenfeindes", der in üblicher Benennung zumeist „Der Misanthrop" heißt. In der gut sprechbaren deutschen Übertragung von Molieres Werk durch Jürgen Gösch und Wolfgang Wiens rollt die Tragödie zwischen Alceste und Celimene ab, zwischen zwei Liebenden, deren unterschiedliche Charaktere keinerlei Aussicht auf ersprießliche Gemeinsamkeit aufkommen lassen. Sie - flirter-probt, gesellschaftsbewußt, im Kampf gegen konkurrierende Geschlechtsgenossinnen auch nicht die feine Klinge
Detailgenau und hochästhetisch ist Albrecht Dürers gegeißelter Christus in der „Grünen Passion", Weißhöhungen verleihen den Blättern große Lebensnähe und intensive Ausstrahlung. Eine anonyme Darstellung der Stigmatisierung des Heiligen Franziskus, um 1480 entstanden, Schmerzensmänner und Ecce Homo-Darstellungen (von Hans Wei-ditz, Urs Graf, Pietro Birago, Israhel van Meckenem und anderen), manchmal von den Leidenswerkzeugen Christi umgeben, geben den menschlichen Leib in seiner Verletzlichkeit und Ausgesetztheit wieder. Kreuzigungen (von Hans von Windsheim, Hans Baldung-Grien,
Eine Schau-Oper mindestens ebenso wie eine - melodienreiche - Hör-Oper ist Verdis „Nabucco", der aus Verona in die Wiener Stadthalle kam. Aber prunkvolle Krieger-, Priester- und Gefangenenaufmärsche, beeindruckende Tempel- und Turm-von-Babel-Aufbauten sind ohne Sternenhimmel und weiche südliche Luft in der nüchternen Halle kaum so zu genießen wie in einer römischen Arena. Und dies trotz glanzvoller Sänger-Darsteller wie Elizabeth Connell (Abigaille), Susanna Anselmi (Fenena) oder Paolo Gavanelli (Nabucco). Zudem lassen Chor und Orchester aus Verona unter Anton Guadagno trotz
Wie bei einer Spieluhr werden die auftretenden Personen hereingefahren, zitieren -aus dem Zusammenhang gerissen -Sätze aus ihren Rollen, erst dann beginnt Schillers „bürgerliches Trauerspiel". Am besten ist der Jung-Regis-seurin Karin Henkel die sozialkritische Dimension des Stücks gelungen: Der Präsident (Wolfgang Gasser) ist ein derber Zyniker der Macht, ein eindimensionaler Über-Leichen-Steiger par excellence; die Lady Milford (Kit-ty Speiser) eine warmherzige Mätresse, deren Gewissen trotz Hofluft noch nicht verkümmert ist und die den Ausstieg tatsächlich noch schaffen
Tut nichts, der Jude wird verbrannt”, sagt der Patriarch von Jerusalem in Lessings „Nathan der Weise” und schließt damit den Bogen zum zweiten Teil eines bemerkenswerten Theaterabends, nämlich zu den Tonbandprotokollen mit den Eichmann-Verhören in Jerusalem im Jahr 1961.Das 1779 entstandene Aufklärungsdrama mit der klassischen Ringparabel, Lessings im sicheren Bewußtsein göttlicher „Äqui-distanz” verfaßter Appell zur Toleranz, wird in Gerhard Werdekers Inszenierung aktualisiert und dessen Lustspielelemente werden stärker akzentuiert, was der Botschaft nichts von ihrer
Flirrende Sommerluft, Graf Ar-pad unterhält sich mit seiner Tochter im leichtem Plauderton der Gesellschaft. Schnitzlers Komödie „Komtesse Mizzi oder Der Familien-tag" deckt die unlautere Gefühlswelt der österreichischen Jahrhundertwende auf: Des Grafen langjähriges Verhältnis mit der Schauspielerin Lolo ist eben zerbrochen, die Komtesse wird mit ihrem - ihr bisher selbst unbekannten - Sohn aus der jugendstürmischen Beziehung zu Fürst Egon konfrontiert, der Maler-Professor - und mehr als das - wird rasch und kühl aus Mizzis Leben abserviert. Mit welchen seelischen Nöten die
Dieser Tage erhält die 1959 in der Nähe von Eisenstadt geborene Künstlerin den mit 100.000 Schilling dotierten Otto-Mauer-Preis überreicht. Das eingereichte Werk ist eine zweiteilige Fotoarbeit, an deren kleinerem Element die konvex gebogene Glasscheibe auffällt, die sich über ein unbelichtet entwickeltes Fotopapier wölbt, während das größere Farbfoto eine zur Falte geraffte Stoff-Fläche wiedergibt. Die Juroren bestätigten der Künstlerin „eift metaphorisches und zugleich poetisch-sinnliches Spiel mit Körperlichkeit in einer Dialektik von Anwesenheit und Abwesenheit".Beim
Eine weite Bühnenhalle, nach Bedarf Tische, Sessel, Lampen, Schreibmaschine, Koffer, eine Gruppe von sieben Schauspielerinnen unterschiedlicher Generationen, unterschiedlicher innerer und äußerer Statur, fallweise ein Mann als Dialog-partner(in): Sie genügen nicht, um 1 exte einer der größten Dichterinnen des Landes (und einer lebensverzweifelten Frau) dem Theaterbesucher an den Leib zu rücken. Sätzen wie „...denn es ist mir fast unmöglich, ,heute' zu sagen, obwohl man jeden Tag ,heute' sagt...” muß man innerlich nachgehen können, um sie empfinden zu können, bedürfen sie der
Ge- und zerbrechlich wirken sie, Helmuth Lohner und Kurt Heintel, wenn sie als Cooper und Aylott in Bob Larbeys Stück als Altersheiminsassen Freud und Leid teilen. Ob sie zynisch über Phänomene des körperlichen Versagens scherzen und skurrile Phantasien zur Bewältigung ihrer altersbedingten Probleme entwickeln, ob sie ernsthaft gemeinsam versuchen, durch Gedächtnisübungen und Schachspiel ihren Geist auf Trab zu halten, ob sie einander beistehen in Notsituationen - unterschwellig, auf Männerart: Heiterkeit und Verzweiflung liegen dicht beieinander.Coopers Versuche, wieder mit seiner ihn
Drollig und ein bißchen rührend sind Theo und Bernhard, wenn sie uns die Kurzfassung des biblischen Heilsgeschehens nahezubringen versuchen. Man braucht eine Weile, um zu entdecken, daß Patrick Barlows Stück nicht christliche Glaubensinhalte in naiv-simplifizierter Form unters Volk bringen will. Dies geschieht zwar auch, aber Theo und Bernhard (und die Sängerin Erna Timm) sind Schauspieler, denen ihr Beruf Berufung ist. Und so spielen sie vom römischen Legionär bis zu den Hirten, vom Erzengel Gabriel über Maria, Josef, Gottvater bis zur Hebamme Josefine alle Bollen. Beide arbeiten
Der Gesichtsausdruck ist keineswegs melancholisch zu nennen, aber der Blick ist ernst, dem Foto-Antlitz ist Sendungsbewußtsein abzulesen. Nach dem Überblick über das malerische Schaffen des frühverstorbenen Kärntners Jean Egger (1897 - 1934) in der Österreichischen Galerie zeigt nun die Hochschule für angewandte Kunst in Wien im Heiligenkreuzerhof Zeichnungen und Aquarelle des Künstlers.Frühe Porträts, Akte - meisterhaft in den Verkürzungen, mitreißend in den Bewegungen - zeigen das handwerkliche Können. Landschaften in kräftigen Farben („Gelbes Haus”, „Landschaft” - in
Getreten, ausgebeutet, betrogen - „Woyzecks Love Story” nennt sich Georg Büchners Dramenfragment in der Aufführung des Aktionstheater-Ensembles aus Vorarlberg (zu Gast im Wiener Künstlerhaus-Theater). Trotzdem hat die gezeigte perfide Menschenverachtung und böse Wucht des Schicksals nicht an Wirkung verloren. Das Werk hat sogar, Regiegags und Rollenmanipulation her oder hin, in Martin Grubers Inszenierung vermutlich für ein heutiges Publikum einiges gewonnen:So erzählt ein (weiblicher) „lieber Gott” (Marion Kansy) eingangs auf einer Schaukel sitzend das Märchen vom armen
Die kühlen Wasser des Hallstät-tersees von Ferdinand Georg Waldmüller, Franz Steinfeld oder Anton Schiffer, blauschimmernde Gletscher, vor denen auf hohem Felsen Wanderer lagern (von Anton Hansch), der Großglockner mit der Pasterze, auf der ameisenhafte Menschlein herumkrabbeln (von Thomas Ender), das Rauristal mit dem Sonnblick, Wasserfall und hölzerne Erziehung eingeschlossen (von Friedrich Loos) - in der Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts waren Detailfreudigkeit und exakte Farb-nuancierung wesentliche künstlerische Elemente. Ihnen dankte man so manche geographische Kenntnis, das
Aus Anlaß des 75-Jahr-Jubiläums der Salzburger Festspiele einerseits und durch die heue Zugehörigkeit zur Europäischen Union andererseits hat sich das Land Salzburg zur Aufgabe gemacht, Ideen für eine künftige Kulturpolitik der europäischen Staaten zu entwickeln. Unter der Schirmherrschaft von Landeshauptmann Hans Katschthaler und unter starkem persönlichen Engagement von Festspielintendant Gerard Mortier entstand das „European Art Forum”, das zu Pfingsten 1996 seine erste Tagung in Salzburg abhalten wird.Im Gespräch erläutert der zuständige Salzburger Kulturlandesrat Oth-mar
Einen Wallfahrtsort für jene zahllosen Menschen zu bieten, die sich aus dem blutigen Greuel dieser Zeit (nach dem Ersten Weltkrieg, Anm. d. R.) nach den Erlösungen der Kunst sehnen”, wollte Max Reinhardt im Jahr 1918 vor Gründung der Festspiele. Heute klingt es erstaunlich und berührend, welch hohen Stellenwert kulturelle Veranstaltungen in diesen Jahren offensichtlich hatten, welche Erwartungen an Opern, Theaterstücke, Konzerte geknüpft wurden.Aus den rund 400 Rollen- und Szenenfotos, den vielen Originaldokumenten und Briefen, den Regiebüchern, Bühnenbild- und Kostümentwürfen wird
Belladone” nannte die Compa-gnie Cre-Ange aus Paris ihren Versuch, den „ganz normalen Wahnsinn” einer Mann-Frau-Beziehung tänzerisch aufzulösen. Auf dem von Gittertunneln mit weißen Rat-ten(!) unterteilten Bühnengeviert leben Sie und Er Leidenschaften und Aggressionen aus, sind spielerisch und zärtlich, komisch und gewalttätig. Die karge Bühnengestaltung lenkt den Blick auf die tänzerische xAkrobatik der beiden Solisten Charles Cre-Ange und Christie Lehuede Steve Paxton und Lisa Nelson aus den USA mit ihrer „PART” genannten Partner-Improvisation lehrten die minuziöse
Überschwenglich und ausschweifend ist die Begrüßung für die heimgekehrte Gutsbesitzerin Ljubow und ihre Tochter Anja; Bruder Leonid, Pflegetochter AVarja und vor allem Kaufmann Lo-pachin sind - nebst zahlreichem Gesinde - zum Empfang angetreten. Dringlich versucht Lopachin die Aufmerksamkeit auf den bevorstehenden Versteigerungstermin für das heruntergewirtschaftete Gut samt seinem berühmten Kirschgarten zu lenken -diese Gruppe von realitätsfremden Träumern, ichbesessenen Phantasten verweigert es. Ungeduldig sieht der Zuschauer das unweigerlich böse Ende nahen - aber weiterhin werden
Der armen Seele Jammer angesichts von Verlassenheit und Tod, ihr hilfloser Versuch, Begleiter für diese „letzte Reise” zu finden, Freundin, Freunde, Verwandte -das packt noch immer im „Spiel vom Sterben des reichen Mannes” am Salzburger Domplatz. Und der'neue Mann vor der Domkulisse tut das Seine dazu, daß Rührung aufkommt, auch Berührtheit. Ein Mensch voll Sinnenfreude und herzlicher Unbekümmertheit läßt uns teilnehmen an seiner Todesangst, an Beue und Bekehrung. Gert Voss gibt dem Jedermann sympathische Züge jedermanns, wird schon gegenüber dem Schuldknecht fast weich,
Verquere Männergedanken bestimmen die Ausgangssituation: Zur Aufrechterhaltung des Prinzips der „rückhaltlosen Wahrheit” zwischen den Eheleuten Amadeus und Cäcilie Adams - beide sind aktuell in Liaisons verwickelt - entschließen sich die beiden, ihre Ehe (ein Kind) wie auch ihre berufliche Gemeinsamkeit(er Kapellmeister, sie Sängerin) als „gute Kameraden” weiterzuführen. Als es nach Monaten der Trennung, in der jeder so seine Erfahrungen sammelt, beim heimatlichen Wiedersehen zur erneuten erotischen Begegnung kommt, fordert Amadeus seinen Nebenbuhler zum Duell. In der Aussprache
Es ist ein Stück der Frauen, das Pierre Augustin Caron des Reaumarchais geschrieben hat, Mozarts Titelfigur des „Figaro” zum Trotz. Sie werden durch Vernachlässigung und Seitensprünge verletzt (die Gräfin), sie erleben Mißtrauen und Eifersucht (Susanne), sie sind Opfer eines treulosen Hagestolzes (Marzelli-ne): Und trotzdem versuchen sie mit List und Charme, mit Verkleidungsgetändel und echten Liebesbeteuerungen die Männer an sich zu fesseln, die am Ende - mehr oder weniger -entlarvt und blamiert sind.Aber vielleicht liegt es in dieser Aufführung auch an den Reizen der
So kennt man ihn, den Göttervater Jupiter, hingerissen von weiblichen Reizen, verführt und Verführer, irdische Männer weit in den Schatten stellend. Und so wird es wohl noch eine Weile dauern, bis Alkmene sich wieder abgefunden hat mit der Alltagsgestalt ihres Gatten Am-phitryon. Derweil ihr heimliches Sehnen sich auf den Kurzzeit-Liebhaber Jupiter richtet, der sie in Gestalt des Gatten aufsuchte: Und dank antiker Frauenklugheit wird sie Am-phitryon überzeugen, daß der göttliche Jupiter eigentlich nur sein besseres Selbst sei.Wenn Autor Peter Hacks für seinen 1968 uraufgeführten
Eine ungebärdige Horde schwarzgekleideter Burschen, sich lustig machend über den Anführer, der Versöhnung sucht mit seinem Vater, füreinander einstehend, wenn einer der ihren zu retten ist vor dem Galgen, knieschlotternd und Zuflucht beieinander suchend angesichts des drohenden Todes: So zeigt der junge Begisseur Matthias Hartmann seine „Bäuber”. Tatsächlich stehen ja sie im Mittelpunkt von Schillers Schauspiel und bieten in dieser Inszenierung wohl auch am ehesten Identifikationsfiguren für ein jugendliches Publikum.. (Diese Zielgruppe für Klassikeraufführungen am Burgtheater
Wenn die Botschafter des Königreichs beider Sizilien Don Gracioso Nabu-lione Mezzacalazetta und Don Baldasarinello Pimpiglione heißen und die „Fürstin von Cythera” sich Palladia Diamantina nennt, dann kann der Verfasser nur Fritz von Herzmanovsky-Orlando sein. Den Verdienst der Uraufführung seiner „Fürstin von Cythera” können sich die Wiener Festwochen gemeinsam mit dem Deutschen NationalTheater Weimar(!) gutschreiben.Die - kurze - Rarität mit der unwesentlichen Handlung, in deren Verlauf einfach hemmungslos und geistreich geblödelt wird, lebt einerseits von den witzigen und
Makabres Warten auf den Sarg mit dem toten Sohn füllt das Wohnzimmer der Weisheims, in der Enge des dörflichen Lebens überwiegen für Mutter und Vater Weisheim Gefühle der Scham („Am Paulsplatz muß man sich nicht umbringen!”; „Alle stehen jetzt hinter den Gardinen”; „Der Pfarrer wird nicht läuten, Ludwig ist ausgetreten”). Nur schöngefärbte Erinnerungen an den Selbstmörder kommen hoch. Der Lehrer-Vater, die Pianistin-Mutter wollten höher hinaus, er kandidiert für ein politisches Amt im Dorf.Als der Sohn Georg hereinschneit, stößt sich das scheinbare Familien-idyll
Graubraun und düster ist das Leben für die Ausgestoßenen auf dem Friedhof, zu denen die unglückliche Mutter zweier Buben stößt, die durch Schuld der Ärzte den Tod fanden. In ihren Träumen erscheinen diese ihr, trotzdem begegnet die Mutter nicht in rasendem Zorn, sondern mit herzzerreißendem Wehklagen den aus der Ewigkeit auftauchenden Erinnyen, die- als skurrile Weiber gezeichnet ™ Gericht halten wollen.Nicht am Tribunal über die Verantwortlichen liegt der Unglücklichen, sondern am Eingeständnis der Schuld, an der Bitte um Verzeihung. Aber weder der König, noch seine Ratgeber,
Schrill und ekstatisch umtanzen fünf halbwüchsige Mädchen den feuerwerksprühenden Kessel, mehr hea-vy-metal-artig als hexengleich. Was sich im Jahr 1692 im amerikanischen Salem daraufhin abspielte, hat Arthur Miller als Story für sein 1953 uraufgeführtes Stück „Hexenjagd” genommen, Anlaßfall für den Dichter war die Kommunistenhatz in der Mac Carthy-Ära in den USA.Um sich wichtig zu machen, um „Sünden” zu kaschieren, um für ihre Phantasie- und Trieb-Erregungen ein Ventil zu haben, werden die Mädchen zum Mittelpunkt eines Menschenjagd-Tribunals, an dem kirchliche
Was soll er machen, der liebe Gott in Peter Turrinis Moral-Groteske „Die Schlacht um Wien”, wenn er die Aggressionsund Gewaltszenarios der Menschen ablaufen sieht? Nach einer höchst ironisierten Welterschaffung treffen einige (typisch österreichische?) Repräsentanten dieser Weltbewohner aufeinander: Ein penetrant umtriebiges, wohlsituiertes älteres Ehepaar, ein wurstsemmelverzehrender Möchtegern-Topjournalist, eine redselige, füllige erfolglose Sängerin, ein flattriges junges Mädchen mit Weltverbes-serungstick, ein todessüchtiger junger Cellist, ein selbstgefälliger
Eine Gallup-Umfrage in Osterreich ergab 1991, daß 50 Prozent der Refragten glauben, daß die Juden zumindest zum Feil selbst an ihrer Verfolgung schuld seien. Das läßt Rückschlüsse auf einen in breiten Revölkerungsschichten herrschenden antisemitischen Grundkonsens zu, auch wenn dieser nicht bewußt artikuliert wird. Jahrhundertelang tradierte Vorurteile und Rilder wirken nach: Vom Juden als Gottesmörder, als ausbeutenden Wucherer, als nach der Weltherrschaft Strebenden, als Heimatloser, als Angehöriger einer „fremden Rasse”.Dem möchte die Ausstellung im Rathaus entgegentreten.
Plakativ ist das „Letzte Abendmahl” - ein gelber Christus auf grünem Grund - , auf der „Verkündigung” neigt sich ein halbnackter Engel zu einer blaugekleideten Maria, auch in der „Pieta” dominieren kräftig gehaltene Farben die Figuren. Lydia Roppolts Werke füllen das Refektorium des St. Michaels-Kloster in der Wiener Innenstadt, das doch selbst mit barocken Darstellungen aus der Heiligengeschichte geschmückt ist.Einen anderen Schwerpunkt hat die Künstlerin mit ihren Porträts gesetzt: Ein Kreisky-Porträt aus dem Jahr 1981, ein Kopf Erzbischof Franz Jachyms aus dem Jahr 1979,
Zwei Stockwerke des von Roland Rainer entworfenen Neubaus gegenüber der Wiener Se-cession werden nach Fertigstellung noch in diesem Jahr von der Gemeinde Wien der Akademie der bildenden Künste übereignet. Sie sollen einerseits dem Kupferstichkabinett der Akademie, der zweitgrößten Graphiksammlung des Landes nach der Albertina, zur Verfügung stehen, andererseits entsteht dort eine rund zweitausend Quadrameter große Ausstellungshalle für die Akademie selbst.Für das Kupferstichkabinett bedeuten diese 1.300 Quadratmeter Fläche im ersten und zweiten Stock des Gebäudes - so dessen Leiter
Eindrucksvolle Männerporträts, unzählige Bilder seiner Freundin Signe, französische oder schwedische Landschaften, Bilder aus Kärnten oder von Mallorca: Jean Egger, aus dem kärntnerischen Hüttenberg gebürtig, hat in seinen kurzen Schaffensjahren (er wurde nur 37 Jahre alt) 200 bis 300 Werke hinterlassen. 120 davon sind nun dokumentarisch erfaßt, der größte Teil von ihnen befindet sich zerstreut in Privatsammlungen. Sechzig Werke zeigt diese Ausstellung. Egger gelang es, verschiedene Stilrichtungen der europäischen Malerei seiner Zeit eigenständig zu verarbeiten und ihnen neue
Den gesellschaftlichen Konsens zu fördern, das „Schöne, Wahre und Gute” auch in der Kunst zu bejahen (und nicht nur die negativen Seiten aufzuzeigen), zu erschüttern (und nicht zu skandalisie-ren), die Wahrheit zu vermitteln (ohne Enthüllung um jeden Preis) -das fordert der „Kunstbischof” der Erzdiözese Wien, Christoph Schönborn, von der öffentlichen Kulturpolitik. Bei einer Diskussionsveranstaltung auf Einladung des Wiener Stadtschulratspräsidenten Kurt Scholz zum Dialog „Kunst im Spannungsfeld von Staat und Kirche' stimmte die geladene „Gegenspielerin”. Schönborns,
Siebzehn Jahre hindurch vom jungen Herrn Baron „Franz” gerufen worden zu sein, obwohl er Theodor heißt, ist für den „Unbestechlichen” zuviel: In seinem gerechten Zorn darüber und über das frivole Liebesleben seines jungen Herrn hintertreibt Theodor durch holzhammermäßiges Einschreiten die Versuche des inzwischen verehelichten Barons, seine Techtelmechtel Wiederaufleben zu lassen. Das schlechte Gewissen der Damen bei ihrem Zusammentreffen auf dem Gut des Barons führt zur Abreise und zur Versöhnung Jaromirs mit seiner eigenen Gattin.Daß Hofmannsthal in seinem Lustspiel auch
Ist die im Juli 1994 an einem Tiroler Grenzübergang verhaftete Südtirol-Aktivistin Carola Unterkircher in Österreich beheimatet oder in ihrer „Wahlheimat” Südtirol? Sind die in Oberwart (und anderswo) lebenden Roma wirklich in Österreich beheimatet, wie sie es ihrer eigenen Aussage nach empfinden? Und wie fühlt sich heute ein sensibler Bürger der ehemaligen DDR einem Deutschland zugehörig, das nicht nur in der Nachfolge des NS-Staates sondern auch des Bismarck-Reiches als Nationalstaat der Deutschen steht?Und ist es ein Zufall, wenn eine aus Polen stammende Jüdin, die in
Als eine der größten kulturpolitischen Taten der Zweiten Republik” bezeichnete Unterrichtsminister Erhard Busek den Ankauf der Sammlung Leopold und meinte, daß „diese auf Grund ihrer Fülle an Kunstschätzen, ihres umfassenden Anspruchs und ihres spezi-fisqh österreichischen Charakters den nachfolgenden Generationen die Möglichkeit geben wird zu erfahren, welch große schöpferische Leistungen Osterreich hervorgebracht hat.”Daß dies bisher aufgrund bereits bestehender insbesondere öffentlicher Sammlungen nicht möglich gewesen sein sollte, mag der kunstinteressierte Österreicher
Eingreifen hätte man wollen als Zuschauerin der Aufführung von Goethes Schauspiel „Stella” im Wiener Volkstheater in den Außenbezirken. Welche Frauen sind das, die nach Verlassenwerden und völliger Verzweiflung am Ende an des wiedergekehrten Helden Brust sinken und vereint „Wir sind Dein!” hauchen? (So der Schluß der Erstfassung.) „Weg mit diesem Macho-Typen!” hätte man rufen mögen angesichts der Unfähigkeit dieses Fernando, sich entweder für die vor Jahren Angetraute (samt Tochter) oder für die hingebungsvolle Junge zu entscheiden.Und hätte nicht eine
Der Tod hat keine Zeit für seine eigene Krankheit und ist damit ein Spiegelbild des (zeitgeistigen) Menschen von heute. Und signalisiert gleichzeitig damit höchste Absurdität, wenn davon auszugehen ist, daß Sterben Eintritt in ein „anderes Leben“ bedeutet. Womit (tröstlich) auch Lothar Gregers Stück „Mein Freund Kurt“ am Plafond des Wiener Volkstheaters endet.Dem schickt der junge Tiroler Autor sechs Bilder einer grotesken Freundschaft zwischen dem einsam dahinsiechenden alten Anton voran, dem angesichts „seines Freundes Kurt“ jedes Mittel zur Todeshinauszögerung recht ist,
Im Wiener Jüdischen Museum erinnert die Ausstellung „Proletarier und Revolutionäre“ an die Rolle der jüdischen Arbeiterbewegung für Sozialdemokratie und Zionismus.