Ostrigeca von Marjan Tomsic ist ein ungewöhnliches Buch: die Bealisation einer komplexen, in gesuchten poetischen Bildern dargestellten Welt, eine Collage aus Träumen, Volksmärchen, Geistergeschichten. Der Untertitel, „Eine magische Novelle aus Istrien”, offenbart die Absichten des slowenischen Autors, die polyphone, mehrschichtige Struktur der regionalen Kultur neu zu entdecken und in einer „verzauberten” Mischung aus dem Archaischen und Anarchischen zu retten.Auch Tomsics Sprache ist eine Kombination von archaischen Begio-nalismen und Hochsprache, dazu stark ornamental und
Feri Lainscek ist eine der interessantesten Gestalten der neuesten slowenischen Literatur. Der 1959 im ostslowenischen Dorf Dolenci geborene Schriftsteller gilt neben dem 20 Jahre älteren Erneuerer der archaischen Mythen Istriens, Marjan Tomsic, als der wichtigste Vertreter der in den letzten Jahren stark ausgeprägten neo-folkloristischen Prosa.Es ist sicherlich kein Zufall, daß viele slowenische Autoren in der Identitätskrise nach dem Zusammenbruch des Kommunismus, der weite Teile der slowenischen Kulturlandschaft mit seinem technokratischen Eifer zersiedelt und ruiniert hat, die
Edvard Kocbek wurde am 27. September 1904 geboren und verstarb 1981. Er war geistiger Organisator des modernen slowenischen literarischen und intellektuellen Diskurses. Im Jahre 1975 sagte Heinrich Roll über seine Bedeutung: „Im Europa des Widerstandes gibt es kaum Vergleichbares: Kocbek: Lyriker, Lehrer, fast Lehrmeister der katholischen slowenischen Jugend -brachte im Geiste eines Renouveau catholique das katholische Slowenien in die Widerstandskoalition ein.”Kocbek, im Krieg enger Mitarbeiter Titos, gehörte dem ersten Nachkriegskabinett der jugoslawischen Regierung als Minister für
Ivan Cankar zählt zu den wichtigsten slowenischen Autoren. Als 20j ähriger Student kam er 1896 nach Wien und blieb - als freier Schriftsteller - bis 1909 in der Hauptstadt. Nach seinem frühen Tod im Jahre 1918 sind einige Werke von ihm auch in deutschen Übersetzungen erschienen, doch blieb er einem größeren Publikum unbekaimt.Nim hat der Klagenfurter Drava Verlag seine literarischen Skizzen aus Wien in der gelungenen Übersetzung Ervrai Köstlers in Buchform ver-öffenthcht. In der Wiener Vorstadt Ottafcring, wo er viele Jahre in der Ljindauergasse Nummer 26 wohnte, begegnete Cankar
EL in für die Entwicklung der Literatur im 20. Jahrhim-J dert charakteristischer Autor von überregionaler Bedeutung ist der in Kärnten 1893 geborene und in Maribor (Marburg an der Drau) 1950 verstorbene Slowene Prežihov Voranc. Der Klagenfurter Drava-Verlag veröffenthchte vor Jahren seine Novellen „Wild-wüchslinge" und den „kollektiven" Roman „Die Brandalm" aus den Kärntner Umsturztagen 1918.Zum 100. Geburtstag erschien unter dem Titel „Maiglöckchen" auch die Sammlung der eindrucksvollen Kindheitsgeschichten von Voranc, die zur beliebten Lektüre von schon mehreren slowenischen
Ferruccio Fölkel wurde 1921 in Triest geboren. Seine Familie ist slowenisch-italienischer sowie jüdisch-österreichischer Herkunft. Die charakteristische Universalität des italienisch schreibenden Autors, sein Sinn für Simultaneität von Ereignissen, sind in seinem persönlichen Schicksal und in der multikulturellen Mehrschichtigkeit desTriestiner Raumes zu suchen. In der Erzählung vom Jahr 5744 (das ist 1984) spiegelt sich die jüdische philosophische und religiöse Tradition vor dem Hintergrund der großen Zerstörungen und Dämmerungen unseres Jahrhunderts. Das Werk beinhaltet eine
Die Begegnung mit der orientalischen Poesie, vor allem mit dem „Diwan”, einer Lyriksammlung des persischen Dichters Hafez, gab Goethe den Anstoß zu seinem Gedichtezyklus „Westöstlicher Diwan”. Der im Jahre 1953 geborene, in Sarajewo lebende, bosnische Schriftsteller Dzevad Karaha-san wählte für seinen 1989 erschienenen historischen Roman aus dem alten Arabien den Titel „Der östliche Diwan” aus.So wie der bekannte verstorbene Schriftsteller Mesa Selimovic (auf Deutsch liegt sein Roman „Der Derwisch und der Tod” vor) ist auch der jüngere Karahasan ein Autor moslemischer
Der Roman „Das Astragan-Fell" des 1953 geborenen serbischenAutorsDra-gan Velikic ist ein Ausschnitt aus dem paradoxen Alltag in der Spätzeit des zerbröckelnden jugoslawischen Real-Sozialismus. Es bietet uns ein verspieltes ironisches Kombinationsgewebe aus realen Gegebenheiten, anspruchsvollen Wünschen und zwielichtigen Sehnsüchten. Im Werk werden der Jugoslawische Geheimdienst UDBA und seine fiktiven (?) „westlichen" Spiegelungen mit Anspielungen, Reflexionen und Metaphern pa-rodistisch übertrieben dargestellt.Vielleicht ist Velikic ein Meister der indirekten Satire. Der
Durch vier Romane, vor allem aber durch eine gelungene Übersetzung von Dantes „Divina Commedia" ins Slowenische, hat sich Andrej Capu-der in seinem Land einen Namen gemacht, in der ersten demokratischen Regierung nach dem Sturz des Kommunismus war er Kulturminister.Das vorliegende Buph ist die Geschichte einer Clique von Studenten und Professoren in der Zeit der großen europäischen Unruhe um das Jahr 1968, das auch in Slowenien ihre Spuren hinterlassen hat. In vier Teilen, streng gegliedert in je 30 Unterteile, erzählt Capuder über die aus dem Zweiten Weltkrieg stammenden Probleme,
NedjelkoFabrio, Jahrgang 1937,zählt zu den wichtigsten Vertretern der bei uns noch immer wenig bekannten zeitgenössischen kroatischen Literatur. Der große, für Ungeübte wegen der langen Satzgefüge manchmal schwer lesbare Roman „Das Haar der Bereni-ce", ist mehr als eine gekonnt geschriebene Familienchronik mit der 200jährigen Verflechtung kroatischer und italienischer Schicksale. Fabrio gelang die souveräne Verwendung der Mittel der neuen erzählenden Prosa mit lyrischem Unterton.Die Realität der Erinnerung an die Mitglieder der Familien Ziani und Gorma und die Vorstellung, die
Dem an der Literatur der Kärntner Slowenen interessierten Leser wird mit dieser Anthologie ein nützlicher Einblick in das Schaffen wichtiger Autoren dieser „anderen österreichischen Literatur” geboten. Das Buch beweist, daß das literarische Leben in Österreich vielschichtiger und reichhaltiger ist, als man denken mag. Die Herausgeber Janko Ferk (Klagenfurt) und Ludwig Legge (Maribor) veröffentlichten im ersten Teil die essayistischen Beiträge verschiedener Autoren über die slowenische Literatur in Kärnten, im zweiten Teil begegnen wir den Texten bekannter Lyriker und Prosaisten.
Im letzten Jahrzehnt vor dem Zusammenbruch des Kommunismus in Slowenien erschienen einige früher lange verbotenen Werke, die sich mit der Unterdrückung der Andersdenkenden in der Zeit der folgenschweren jugoslawischen Abkehr von der UdSSR (1948), nicht aber von den politischen Praktiken des Stalinismus beschäftigen. Die Bücher der Autoren Vitomil Zupan („Levitan"), Branko Hofman („Die Nacht bis zum Morgen") oder Marjan Rozanc („Die Verbecher") gehörten in den Rahmen der sogenannten „Gefängnisliteratur" und konnten in der letzten Periode des slowenischen
Der bekannte, in Paris lebende tschechische Schriftsteller Milan Kundera ist diesjähriger Preisträger des vom Verband der slowenischen Schriftsteller in Ljubljana gestifteten internationalen Literaturpreises Vilenica. Kundera konnte zwar nicht persönlich an der Presiverleihung in der geheimnisvollen westslowenischen Karsthöhle Vilenica (Grotte der Feen) teilnehmen, er betonte jedoch in seinem Dankschreiben, daß Sloweniens Einsatz für den Kosmopolitismus der Verschiedenartigkeit und gegen den Kosmopolitismus der Uniformität eigentlich auch das Programm für das neue Europa der Zukunft
Dem 54. lavantinischen Bischof von St. Andrä in Kärnten, Anton Martin Slomšek (1800 - 1862), der im Jahre 1859 den Bischofssitz nach Maribor (Marburg) übertragen hat, ist die erste große slowenische Landesausstellung gewidmet.Noch bis Ende November 1992 ist im Regionalmuseum von Marburg eine Fülle von Material über Slomšek und seine Zeit zu sehen. Slomšek studierte in Klagenfurt und in Marburg, wo er 1859 auch das Theologiestudium initiierte.Er schrieb Gedichte, bemühte sich um ein geregeltes Schulwesen in Slowenien, um die Verbreitung des slowenischen Buches.Er war im Jahr 1853
Der Traum vom slowenischen Staat ist nach dem kurzen, aber heftigen Krieg um Slowenien wirklich geworden. Der größere, scheinbar mächtige, multinationale Staat Jugoslawien zerbröckelt im blutigen, dummen und antagonistischen Krieg zwischen den Serben und den übrigen Republiken.Die Essays, die der bekannte slowenische Autor Drago Jancar unter dem Titel,.Erinnerungen an Jugoslawien" veröffentlicht hat, sind eine präzise Zusammenfassung der Ereignisse, die gekonnt geschriebenen Berichte über den Kampf der slowenischen Intelligenz für mehr Freiheit, die Dokumente der demokratischen
Der im Jahre 1953 geborene serbische Autor Dragan Velikic hat seinen Roman (wenn man das Prosawerk so nennen will) in fünf Teile gegliedert, die untereinander nur lose verbunden sind. Wichtiger als die Geschichte der Personen, die Handlung oder die Psychologie der möglicherweise Handelnden ist der besondere Blickwinkel des Autors, mit dem er die „Innenwelt der Außenwelt der Innenwelt" (Peter Handke) der bemerkenswerten istrisch-kroatischen Stadt Pula erhellt und in einer mehrschichtigen Brechung vorstellt.Die „romantischen" Motive Dragan Velikics (Herr der Träume, der
Der historische Roman „Der Galeot" des slowenischen Schriftstellers Dra-go Jancar ist Indiz für ein neues Geschichtsbewußtsein, das nach dem Zusammenbruch des Totalitarismus über Ost- und Südosteuropa hereingebrochen ist. Dieser „Geschichtsboom", um das richtige Wort zu gebrauchen, hat - bei den intelligenten Produkten dieses Genres - mit einer kritischen und nachdrücklichen Befragung der Geschichte zu tun, zugleich ist er aber auch eine Folge der Unsicherheit, der Verunsicherung und der Angst, die durch die neue Deutung der geschichtlichen Ereignisse verursacht wird.Pest
Es ist nicht leicht, als slowenischer Autor im deutschen Sprachgebiet Fuß zu fassen. Besonders schwierig ist es aber, als slowenischer Dramatiker das Interesse in der Welt zu erlangen.Darum ist es sehr zu begrüßen, daß beim Wieser Verlag in Klagenfurt unter dem Titel „Drei Dramen" eine gelungene Anthologie mit den Werken von drei bekannten zeitgenössischen slowenischen Autoren erschienen ist.Dusan Jovanovic" ist der Autor des intimen Spiels für vier Schauspieler, das den Blick in die verlogene bürgerlich-bolschewistische Gesellschaft im ehemaligen „sozialistischen"
Die literarischen Aussagen der sprachlichen Minoritäten, beziehungsweise der nationalen, ethnischen und sprachlichen Volksgruppen, wie sie im modernen Volksgruppenrecht manchmal angesprochen werden, sind oft wichtige Träger und Vermittler beachtenswerter Stimmen und Meinungen zur sozialen, politischen oder sprachlichen Lage der Minderheit. Gerade die Position der Enge mit dem oft angespannten Verhältnis zur Mehrheit bedingt die kritische Rolle der Minderheit bei der Klärung der oft undemokratischen Verhaltensweisen der Mehrheit.Die große, repräsentativ gestaltete Anthologie
In der ältesten Schauhöhle Sloweniens Vilenica (Grotte der Feen) wurde am 7. September zum sechsten Mal der vom slowenischen Schriftstellerverband gestiftete, internationale Vilenica Literaturpreis verliehen. Der diesjährige Preisträger ist, nach Fulvio Tomiz-za aus Italien, Peter Handke aus Österreich, Peter Esterhäzy aus Ungarn, Jan Skäcel aus der Tsche-cho-Slowakei, Tomas Venclova aus Litauen, der bekannte polnische Dichter Zbigniew Herbert. Neben den berühmten Essays „Ein Barbar in einem Garten" und der Gedichtsammlung „Hermes, Hund und Stern" fand sein ironischer
Janko Messner ist ein guter Kenner und ein scharfer Kritiker der slowenischen, aber auch der deutschsprachigen Kärntner Mentalität. Die Struktur der derzeitigen Situation versucht er historisch, sozialkritisch und psychologisch zu erfassen. In seiner neuen Publikation „Kärntner Triptychon", die dreisprachig (deutsch, italienisch und slowenisch) vom Robert-Musil-Archivin Klagenfurt herausgegeben wurde, erfährt der so oft nationalistisch oderchauvinistisch mißbrauchte Begriff „Heimat" eine neue Dimension.Alle drei in diesem Band veröffentlichten Texte lesen sich als
Seit 20 Jahren sorgt der Schriftstellerverband in Kärnten unter der Leitung von Walter Nowotny für literarische Ost-West-Begegnungen, die im Bergdorf Fresach stattfinden. Vordem Ende der Kommunisten in Osteuropa bildete diese Veranstaltung für viele Autoren aus den Ostblock-Ländern nahezu die einzige Möglichkeit, die Sperren des Kalten Krieges zu durchbrechen. Jetzt, nach der politischen Wende sucht die Fresacher Tagung eine neue Identität. Eine neue gesamteuropäische Perspektive tut not.Die Jubiläumstagung stand heuer deshalb im Zeichen einer nüchternen Bewertung der gegebenen
Jede Nachbarschaft von Völkern steht unter bestimmten historischen, politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Voraussetzungen. Im Falle der Nachbarschaft Österreichs und Sloweniens, im weitesten Sinn auch des nördlichen Teils des südslawischen Gebietes und des südlichsten Teils des deutschsprachigen Raumes, geht es aber um eine mehrschichtige Komplexität der bedeutenden geistesgeschichtlichen Entwicklungen, die vor allem die Slowenen, aber auch den südlichsten Teil des deutschsprachigen Raumes maßgebend geprägt haben.Die Geschichte, auch die Entwicklung der beiden Sprachkulturen
Der bekannte slowenische Aphoristi-ker und Regisseur Zarko Petan ist auch im deutschsprachigen Raum als Verfasser von mehreren Büchern, in denen er in knapper Form seine Begegnung mit der oft absurden Welt des „realen Sozialismus" preisgibt, bekannt geworden. Auch sein neues Bändchen strahlt einen schwarzhu-morigen Optimismus aus. So viel Verständnis für das Positive der Weltgeschichte und, wie der Autores trefflich nennt, des „Postsozialismus'", kann man nur bei einem Menschen slawischen Gemüts und realsozialistischer Lebenserfahrung finden.Der Mensch und seine humane
Slavko Mihalid (1928 in Karlo-vac geboren) ist einer der bekanntesten und bedeutendsten kroatischen Lyriker der Gegenwart. Bein verdienstvollen Wieser Verlag in Klagenfurt erschien nun der charakteristische Querschnitt durch das gesamte Werk von Mihalid in einer gelungenen deutschsprachigen Übertragung von Klaus Detlef Olof.In allen, chronologisch gegliederten Abteilungen der deutschsprachigen Ausgabe der Gedichte werden die Grundmuster unserer Existenz sichtbar. In einer Folge von Sinnbildern und Sprachstrukturen dringt Mihalid zum Kern der onto-logischen Situation des Menschen im 20.
In der letzten Zeit erscheinen in Slowenien einige literarische Werke, die sich auf neue Art mit der „Halbvergangenheit" des Landes beschäftigen. So auch der Roman „Nordl icht", den der bekannte slowenische Schriftsteller und Präsident des slowenischen P.E.N.-Zen-trumsDrago Jancar im Original 1984 veröffentlichte und der nun von Peter Wieser übersetzt wurde.Jancar schildert effektvoll seine Gebuitsstadt Maribor (Marburg) an der Drau im Jahre 1938, am Vorabend des Zweiten Weltkrieges. Das Nordlicht (slowenisch Severni sij), das am damaligen 25. Jänner ganz Mitteleuropa erregte,
Das größte Slowenien-Sympo- sium, das je in Österreich ab- gehalten wurde, fand vom 24. bis 26. September im Wiener Palais Palffy statt, veranstaltet von der Österreichischen Gesellschaft für Literatur und dem Wissenschafts- ministerium.Namhafte Historiker (wie Vasilij Melik, Peter Vodopivec von der Universität Laibach und Andreas Moritsch und Arnold Suppan von der Universität Wien), Sprachwis- senschaftler und Übersetzer (Mira Miladinovic" und Neva Slibar aus Laibach und Armin A. Wallas aus Klagenfurt) sowie Schriftsteller (Kajetan Kovic, Zarko Petan und Drago Jancar aus Slowenien und
Schon seit 1972 sorgt der Kärntner Schriftstellerverband für die literarischen Ostwest- Begegnungen, in den letzten Maitagen kamen .im Bergdorf Fresach wieder rund 60 Autoren aus Österreich, der BRD, der DDR, Italien, Frankreich, der Schweiz, Luxemburg, der Tschechoslowakei, Polen, ' Ungarn, Rumänien ,im,d Jugo-slawien -zus????m????en. _ D ie' deutsch-deutsche Frage und die Wiverihigung sowie die Umweltzerstörung standen im Mlttelpunkt. Die Referate von Werner Li????rsch (D-OR) und Klat'.1.s Colbe-rg (BRD) übeiz die ;. kultureUen. Aspe????te der. deutscben 'Verei.riigtlng' provozierten
Vor vierhundert Jahren, im Juni 1586, starb in Derendingen bei Tübingen der Begründer der slowenischen Schriftsprache und Literatur Primoz Trubar (Primus Trüber). Er machte seinem Volk in der Nachfolge von Martin Luther die Evangelientexte und andere religiöse Schriften in der slowenischen Sprache schreib- und lesbar.Trubar besuchte in seiner Jugendzeit unter anderem die Schule in Salzburg und studierte eine Zeitlang an der Wiener Universität, doch mußte er 1529 wegen der türkischen Bedrohung und Belagerung die Stadt verlassen. Siebzehn Jahre hindurch wirkte er formell als katholischer
Im Waldviertel beginnt die Saat langsam aufzugehen. Heuer trafen in Weitra einander bereits zum zweiten Mal Wissenschaftler, Autoren, Künstler und Freunde des Kulturvereines „Waldviertel-Akademie“ zum befruchtenden Dialog. Nicht nur die philosophisch, soziologisch, anthropologisch, ethnologisch oder literarisch wichtige Thematik der ,J3egegnung mit dem Fremden“ wurde erörtert, sondern auch die Sorge um die Zukunft der Andersartigkeit durch moderne Technisierung und mentale Manipulierung der Welt.Bei der diesjährigen Sommerschule der Waldviertel-Akademie (22. bis 29. August) schilderte
Seit 1972 sorgt der Kärntner Schriftstellerverband unter der Leitung von Walther Nowotny für die literarischen Ost-West-Begegnungen, die im Bergdorf Fre-sach in Oberkärnten stattfinden. Die diesjährige 15. Internationale Schriftstellertagung hat über sechzig Autoren aus der BRD, der DDR, der Schweiz, der Tschechoslowakei, aus Ungarn, Polen, Jugo-slawien, Italien, Frankreich, Luxemburg und Österreich versammelt. Vorträge über den vor kurzem verstorbenen Meister der modernen italienischen Literatur Italo Calvino (Referent Dante Andrea Fanzetti aus der Schweiz) und über die Situation bei
Er ist ein Buch-Erlebnis, der großformatige Band „Kunst in Slowenien" mit seinen 300 Farbbildern, in schöner, allerdings in grauer Farbe gedruckter Schrift, über ein fast unbekanntes Gebiet der europäischen Kunst.Der Autor, Marijan Zadnikar, ein bekannter slowenischer Kunsthistoriker, hat der Erforschung der alten Kunst im ehemaligen Krain, in Istrien, in der Südsteiermark oder in Südkärnten sein ganzes Leben gewidmet.Aus der vierzigjährigen persönlichen Auseinandersetzung des Autors mit der alten Kunst in Slowenien und mit Hilfe der intensiven Farbaufnahmen, mit denen der junge
Sechzig Teilnehmer aus acht Ländern, darunter bekannte Autoren aus Deutschland, Österreich, Südtirol, Ungarn, Rumänien und Jugoslawien, bemühten sich Ende Mai in der Kärntner Ortschaft Fresach, unsere Gegenwart mit Hilfe der literarischen Vergangenheit aufzuhellen.Die menschliche und geistige Annäherung der Autoren aus verschiedenen Gesellschaftssystemen wurde nach dem Referat der Ungarin Maria Kajtar ,JDas Monarchiebild in den beiden Romanen von'Joseph Roth: Jiadetz-kymarsch' und Jtapuzinergruft'” spürbar. Die geistige Dimension der Werke von Roth, Zweig oder Musil auch für die
Hermann Kant. DDR-Schriftsteller und seil 1978 als Nachfolger von .Anna Seghers Präsident des DDR-Schriflstellerverbandes. hat vor kurzem knapp und'warnendgesagt: ..Der Umweg durch die Westkurve ist weniger als ein Umweg, er ist eine Sackgasse."Am 19. November 1980 verhafteten die DDR-Behörden zwei junge und kritische Autoren, Frank-Wolf Matthies und Lutz Rathenow. Versteckt sich hinter dieser Maßnahme, die keinem nützt und die letzte Möglichkeit eines Dialogs untergräbt, der reine (und hoffentlich nur befristete)' Zynismus? Oder Dummheit?Wahrscheinlich waren nichtge-nehmigte
Man ist leicht versucht, die jugoslawische Kultur vom Ausland her uniform zu sehen und dabei zu vergessen, daß in ihr fünf verschiedene Völker mit drei Sprachen vereinigt sind. Die Serben, Kroaten, Montenegriner (alle drei Nationen haben eigene geschichtliche Erfahrungen und unterscheiden sich voneinander,zusammen mit der Bevölkerung von Bosnien und Herzegowina, nach ihrem religiösen Bekenntnis, sprechen und schreiben aber in serbokroatischer Sprache), die Slowenen und die Makedonier versuchen auf verschiedene Art Widerstand gegen die Zentralregierung zu leisten. Es ist typisch, daß die
Im letzten Jahrzehnt ist das Interesse an der jugoslawischen Literatur in der deutschsprachigen Öffentlichkeit gestiegen. Die seinerzeitige Verleihung des Nobelpreises für Literatur an den serbischen Schriftsteller Ivo Andrič spielte dabei eine nicht geringe Rolle. Es sind nun bereits mehrere bedeutende jugoslawische Prosaisten ins Deutsche übertragen worden. In Gedichtbänden, Anthologien und Zeitschriften wurde die jugoslawische Lyrik vorgestellt.Unter dem Titel „Beschwingter Stein” hat nun die in Wien lebende Dichterin und Übersetzerin Ina Jun Broda 70 Dichter aus Serbien,
Im Sommer 1976 berichtete die Triester Wochenzeitschrift „II Meridiano die Trieste“ über den „Fall Truhlar“, den slowenischen Theologen und Dichter Vladimir Truhlar, der unmittelbar vorher den Verhören der jugoslawischen Sicherheitsorgane, Haussuchungen und anderen Druckmitteln unterworfen worden war.Vladimir Truhlar, der 1912 in Görz geborene pensionierte Professor der Gregoriana in Rom, Autor von 16 theologischen Büchern, die er selbst in italienischer, deutscher, sloivenischer und lateinischer Sprache verfaßt hat, und einer der namhaftesten Vertreter der zeitgenössischen
Am Waldhügel steht das große Haus. Es ist ein herrliches, aber eigentlich ein herrlich scheußliches Haus. Von drei Uhr nachmittags bis sechs Uhr abends ziehen die Wolken über das Haus am Hügel, sie fliegen über den Wald, werfen Schatten auf die gewaltigen Steine am Hang. Auf der Wiese summt eine Hummel, die braune Schlange kriecht über den Stein. Vor dem Haus weht die österreichische Fahne.Im Wald wachsen allerlei Bäume. Vor allem Kiefer, Fichte, doch auch Linde und Eiche. Mähmaschine keucht über die gelben Felder. Die schwarzen Wolken drehen sich über das Haus. Der Stein lebt, die
Srecko Kosovel, Sohn eines slowenischen Volksschullehrers, 1904 in Se-zana geboren und 1926 in Tomaj gestorben, wurde in der entscheidenden Phase seines kurzen Lebens vom Wahnwitz des Ersten Weltkrieges und vom moralischen Untergang der europäischen Gesellschaft betroffen. Seine Sensibilität trug ihm in den letzten Jahren seines Lebens, als er in der slowenischen Hauptstadt Ljublana studierte, eine Melancholie ein, die sich zur Depression steigerte. Auch in seinem Gedichtband „Integrale“, der vor kurzem auch in deutscher Uber-tragung in München erschienen ist, spürt man die beklemmende
Nach dem Bruch Jugoslawiens mit dem stalinistischen Kominform im Jahre 1949 liberalisierte sich das jugoslawische Kulturleben. Die Schriftsteller, die unter dem engherzigen „Sozialistischen Realismus jugoslawischer Spielart“ gelitten hatten, in dem aber noch Funken von Symbolismus und Expressionismus glommen, atmeten auf und wandten sich neuerlich den westeuropäischen literarischen Strömungen zu. Besondere Impulse gab dieser Entwicklung in der Teilrepublik Slowenien die junge Generation. Sie knüpfte an die existenzialistische Strömung mit ihrem bedeutendsten slowenischen Vertreter,
Seit zehn Jahren vereint das Bildhauersymposion in Lindabrunn jährlich im Sommer zahlreiche Bildhauer des In- und Auslandes. Sie versammeln sich zu gemeinsamem Schaffen in einer eigenartigen Landschaft, in der der Stein, die Erdensubstanz, zu Tage tritt. Stein ist in Lindabrunn Leitzeichen zur Orientierung der Plastiker. Sie scheinen die Landschaft, in der sie arbeiten, nach Bodenwellen und nach Gesteinslinien zu überblicken. Vielleicht ist ihre Arbeit auch ein Versuch, einen Stein, eine Felswand, einen Block Stein zu bewältigen. Diese Steine auf dem Lindabrunner Heidehügel sind oft in
In Jugoslawien zeichnet sich immer mehr eine härtere, dogmatischere Haltung in Fragen der Kulturpolitik ab. Der Partei fällt es schwer, den Freiheitsdrang der Künstler in Grenzen zu halten. Sie versucht, zu kühn vorwärts drängende literarische und philosophische Richtungen zu bremsen. Aus Artikeln der offiziellen Tageszeitungen, aber auch aus Literaturzeitschriften (von denen mehrere, die liberale, offene, christliche oder nationale Tendenzen aufgewiesen hatten, in den letzten Jahren und Monaten verboten wurden), geht deutlich hervor, daß besonders die avantgardistischen, „formzersetzenden“, „bürgerlich-dekadenten“, „nihilistischen“ und „formalistischen“ Arbeiten „nicht toleriert werden dürfen“.
Im letzten Jahrzehnt hat man das Gedicht immer wieder für passe erklärt. Trotzdem hat die Lyrik — und haben die Lyriker — dem Druck der öffentlichen Verunsicherung standgehalten. Daß die Poesie noch nicht am Ende ist, dafür steht auch die neue Reihe „Lyrik aus Österreich“, die seit dem Frühjahr im Verlag G. Grasl in Baden bei Wien erscheint. Als ersper Band der neuen Reihe sind die lyrischen Texte des Kulturredakteurs der „Arbeiter-Zeitung“, Hans Heinz Hahnl, erschienen. Unter dem humorvollen Titel „In flagranti entwischt“ verbirgt sich ein poetisches Netz, in dem
Die 5. Internationale Schriftstellertagung in Fresach (Kärnten), an der 62 Autoren aus der BRD, DDR, Italien, Schweiz, Ungarn, Rumänien, Jugoslawien, Polen und Österreich teilnahmen, erreichte schon am ersten Tag mit dem Referat des Trie-stiner Universitätsprofessors Claudio Magris den ersten Höhepunkt. Mag-ris sprach im Referat „Die Nähte der Zeichen — Musil und die Krise der Sprache“ von der Skepsis des Dichters gegen die Sprache. Vom Erlöschen der Sprache in die Dunkelheit zurück, vom Entschwinden der Dinge aus dem Horizont der Erzählung, vom Leben jenseits der Sprache,
Zur Zeit der türkischen Eroberungskriege, die von der zweiten Hälfte des 15. bis zum Ende des 16. Jahrhunderts dauerten, verlor Kroatien für längere Zeit einen Großteil seines Territoriums. Der Ansturm der Türken, der ganz Europa in Schrecken versetzte, verursachte eine Auswanderung der Kroaten in verschiedene Richtungen. Der Weg in nordwestlicher Richtung brachte die Kroaten über Mur und Drau nach Westungarn und weiter nach Niederösterreich, in die Slowakei und nach Mähren. Allein in dieser Richtung wanderten etwa 200.000 Kroaten aus, die auf dem genannten Weg ungefähr 200 Dörfer
In den letzten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts erschienen in Klagenfurt nicht nur wichtige deutsche Publikationen, sondern auch zahlreiche bedeutende Werke der slowenischen Literatur. Die slowenische kulturelle Tradition reicht tief zurück, in die Zeiten der alten Monarchie. Die in den ersten Jahrennach dem Zweiten Weltkrieg wieder entstandene slowenische Literatur in Kärnten wurde allerdings ein Opfer der Politik, des ideologischen Krieges zwischen den slowenischen Linken und Rechten — aber auch des deutsch-nationalen Mißtrauens.Die wenigen slowenischen Zeitschriften in Kärnten