Einer der am leichtesten zugänglichen und daher verletzlichsten Dschungelbereiche zwischen Millionenstädten am grenzüberschreitenden Strom ist soeben Nationalpark geworden: 45 Kilometer feuchtüppige Überschwemmungslandschaft, nie breiter als vier Kilometer, direkt neben dem Marchfeld.Modell waren die strengen Maßstäbe Amerikas, das schon vor 90 Jahren, selbst noch vielfach Wildnis, die Idee und Großzügigkeit hatte, als Kulturland das erste ungewöhnliche Stück Natur für immer aus der Nutzung zu nehmen.Um hier Natur erlebbar zu machen, ohne sie zu zerstören, müssen Vorkehrungen
Im Mostviertel prasentiert das Bun-desdenkmalamt heuer die erste komplette AViederherstellung eines historischen Gartenkomplexes im Stift Seitenstetten, das schon Pionier der eben aus der Neuen Welt einge-fiihrten Kartoffelzucht war und neben ausgedehnten Obst- und Gemusekul-turen einen Formalgarten unterhielt. Freilich muBte dabei auch ein wenig gemogelt werden, denn trotz dauern-der gartnerischer Nutzung des heute prachtvoll gestalteten I Iofgartens bleiben Zweifel, ob die Idealplane des Konventgartens von 1751 jemals aus-gefiihrt wurden. Mit Sicherheit sind die Beet- und Heckenarabesken
Als Columbus die „reiche Küste” (\ von Costa Rica einst ansteuerte, JL erwartete er riesige Goldvor-kommen. Sie fanden sich nicht, und so konnte 1 das Land seine wahren Schätze bis heute bewahren. In dieser stabilsten Demokratie Mittelamerikas sind inzwischen alle bis zu Kellnern und Taxilenkern stolz auf ihre Regenwälder. Einer dieser AYälder ist mit Spendengeldern aus aller Welt, besonders aber Österreichs, schon zu mehr als der Hälfte losgekauft. Der Musiker Michael Schnitzler, ein Enkel unseres Jahrhundertwende-Dichters, betrieb treuhändig und umsichtig die gezielten Freikäufe,
Im Völkerkundemuseum erwartet den Besucher bis Februar 1996 eine grandios und modern gestaltete (Heide Leigh-Theisen) Ausstellung indonesischer Stoff-Weberei samt ethnologischem Hintergrund. Sie ist elegant künstlerisch gestaltet, hat leicht lesbare und einleuchtende Textelemente und bietet trotzdem höchstes internationales Niveau. Hoffentlich bleibt sie nicht die erste und die letzte. Ihr Weg führt durch die 6.000 bewohnten der insgesamt 130.000 Inseln, 360 Ethnien mit 300 Sprachen und 27 Provinzen, deren Vulkanboden mehrere Ernten im Jahr erlauben. Die Lebensgrundlage des Reis-anbaus lag
Nun kann die Öffentlichkeit nach fast hundert Jahren Josef Hoffmanns Werk wieder in seinem Originalzustand erleben, beinahe schöner als zur Errichtungszeit. In den fast zwanzig Jahren seines langsamen Verfalls regte sich leider im eigenen Land kaum ein Finger zu seiner Wiederherstellung. Dazu bedurfte es der deutsch-österreichischen Klaus-KG, die für den Kauf des Objekts samt dem Parkafeal 1991 1,2 Milliarden Schilling Entwicklungskosten investierte.Mit Hilfe der Förderungen von Land und Bund konnte sie dann - immer in Absprache mit dem Bundes-denkmalamt - das Baujuwel um 20 Millionen
Schule von Plankenberg” klingt zwarnichtso gut wie „Schule von Barbizon”, aber es ist die Entsprechung. Der französische Piain -airismus, Freilichtmalerei, hat auch in Osterreich Heimat und Geschichte. In Schloß Grafenegg ist dies bis 29. Oktober zu sehen.Die Schau korrespondiert mit den Landschaften, die jedes der großen Schloßfenster auf den stimmungsvollen Park freigibt. Emil Jakob Schindler ist der Hauptmeister dieser Malerei der feinen Valeurs von Luft, Wasser, Dunst und Rauch mit unnachahmlichen Stimmungen. Schindler ist weniger bekannt als ihm zukäme. Der unstete Abkömmling
Mit fast 30.000 Artefakten zählt die Modesammlung des Wien Museums zu den größten Europas. Eine kleine Geschichte von krankmachenden Seidenkleidchen und sechs Meter weiten Röcken.
Jonas schaffte es, der prähistorische Andrew-Archus nicht. Aber aus seinem Stamm gingen sowohl die Huftiere wie Wale hervor. Letztere sind 50mal so alt wie der Mensch. Aber trotz unserer „Kindlichkeit”, oder deswegen, bringen wir es womöglich fertig, sie auszurotten: mit Wasserverschmutzung, Treibnetzfischerei, Giftmüll, aus Tradition, Gedankenlosigkeit, Feinschmeckerei. Dabei sind diese größten Tiere der Welt so interessant wie die Saurier, viel intelligenter und noch am Leben!Niemand weiß, wie ein 30-Meter-Koloß in Torpedoform mit dem Gewicht von 5000 Kindern, zur selben
Aus der Slowakei, die immer arm war, schwärmten schon um 1700 die Gastarbeiter nach allen Seiten, verdingten sich auch bei den schlesischen Hüttenwerken als Holzfäller und Köhler. Dabei entdeckten sie den Eisendraht, der sich zum Flicken der gesprungenen, fast noch mittelalterlichen Holzgefäße der Armen gut eignete.Mit dieser Kunst, die bald überall begehrt war, zogen sie im Land umher, dichteten auch noch die Sprünge in Schüsseln und Tellern, die hier zu schade zum Wegwerfen waren, und reparierten die Drahtzäune. Nie wurde das Metall gelötet, eher genetzt und geflochten wie
Bis Februar 1996 bleibt die Ausstellung „Illusionen” in der Hermesvilla im Lainzer Tiergarten geöffnet, selbst ein schönes Beispiel gepflegter Weltflucht. Schon der Ausstellungskatalog verrät, wie leidenschaftlich der Mensch noch im 19. und 20. Jahrhundert, als er längst Wirklichkeit und Überleben bewältigt hatte, Wunder verlangte, Boboter und Laterna magica, Zauberkünstler und Panoramen.Seit den barocken Architektur-Malerei-, Gartenkunst- und Theatervorspiegelungen für die Elite lockten bald Zeit- und Weltreisen für alle, vom Guckkastenformat bis zu begehbaren Kulissen,
Das Sanatorium Purkersdorf bei Wien bekommt wieder seinen alten Glanz. Das einst aus wirtschaftlichen Gründen oder aus künstlerischer Konkurrenz aufgesetzte Obergeschoß ist bereits abgetragen, das Gebäude wird nach der Abstockung originalgetreu eingedeckt.Im Augenblick ist der Bau noch eingerüstet. Auf der Stirnseite trägt er schon die neuen/alten Putzmuster und ein Stück der Kachelumrahmung des wiederhergestellten Fensters von der letzten Proberestaurierung. Von Landeshauptmann Erwin Pröll kommt Bückenwind, auch in finanzieller Hinsicht. Alle beteiligten Firmen stammen aus
Ebenso wie in der Aufbruchszeit der Jahrhundertwende dynamische Gründerpersönlichkeiten sowohl in der Volks- wie in der Völkerkunde wie auch in der Liedsammlung und -forschung, neue Initiativen samt Fachzeitungen ins Leben riefen, wird jetzt im Volkskundemuseum des 150. Geburtstages des „Vaters der österreichischen Liedpflege” Josef Pommer gedacht.Josef Pommer lebte von 1845 bis 1918, war Mathematik- und Deutschlehrer am Gymnasium und zuletzt Reichsratsabgeordneter für Cilli. Er wollte inmitten aller Nationalitäten des Vielvölkerstaats deutschsprachiges Liedgut bewahren. Er konnte
Der Perchtoldsdorfer 1 urm aus dem 15. Jahrhundert beherbergt neuerdings nicht nur Fundstücke aus dem Mittelalter, als die Burg Witwensitz der österreichischen Dynastie war, sondern im Türmergeschoß nun auch ein Archäologiemuseum. Die Ausgräberin Dorothea Talaa hat hier sorgfältig dokumentiert, was in den umliegenden Rieden der Weinhügel oder aus Baugründen an Funden von ihr zusammengetragen werden konnte. (Das heißt, nur genau ein Zehntel des Fundmaterials ist hier zu sehen!)Aus dem sechsten Jahrtausend v. Chr. stammt ein Idolköpfchen, in der Traufe eines „Bauernhauses”
Ländliche und städtische Winterfreuden sind in den Kassensaal der CA Schottentor eingekehrt und bieten vom Volkskundemuseum hübsch präsentierte Kulturgeschichte. Fast riecht man die Weihnachtsbäckerei, die da mit Hilfe von Muskatreiben, hölzernen Zitronenpressen, Apfelquetschen, Mohnstampfem, Nußknackern und Apfelschälapparaten hergestellt wurde. Lebzeltenmodel geben symbolisch Lebenswenden wieder, und Wintermasken machten einst die Rauhnächte unsicher, mit Elementen kultischer Nikolausspiele und mittelalterlicher Mysterien.Vor biedermeierlichen Ansichten warten die
Anfang Oktober zog der Kongreß für mittelalterliche Realienkunde Bilanz: Im 25. Jahr seines Bestehens beschritt das Institut für mittelalterliche Realienkunde in Krems „neue Wege“, indem es besonders englische Archäologen beizog, die immer hinter ihren Objekten auch die Menschen sahen. Deren Zugang war stets ein eher soziologischer, waren die Objekte doch von und für Menschen geschaffen «worden, während hiesige Forscher, beschreibend und kategorisierend, diese oft aus den Augen verloren.Themen waren unter anderem Haus und Lebensstandard im Mittelalter, privater und öffentlicher
Als im Jahr 1878 beim Berliner Balkankongreß Rumänien und Bulgarien entstanden, wurde das osmani- sche Bosnien-Hercegowina unter österreichische Verwaltung gestellt. Mit großen Investitionen und viel Begeisterung begann die Europäisie- rung des Landes; zugleich aber bestaunte man seine alten Traditionen, überall sonst längst abgekommen, und suchte sie zu erhalten.Die Volkskunde war vom ersten Augenblick an dabei, man organisierte Exkursionen, sammelte alles, gründete Werkstätten für Weberei, Metallbearbeitung und Schnitzen. Die gebildeten Offiziere zeichneten und betätigten sich
„Lücken in der Geschichte - Deutsche, Juden, Tschechen“ heißt die Ausstellung im Museum Österreichischer Kultur in Eisenstadt, die sich auf das Zusammenleben in Prag über den Zeitraum von 1890 bis 1938 erstreckt. Ihr Konzept entstand bereits vor der Wende, zunächst mit dem Schwerpunkt Kunstgeschichte. Inzwischen hat sich der.Akzent etwas auf die Literatur verschoben. Jedenfalls zeigt sich, daß seit 1891 bestehende Vereine für tschechische und deutsche Kunst nie in Nationalismen kippten, sondern einander in friedlichem Wettbewerb inspirierten und herausforderten, auch offen waren
Das Eisenstädter Landesmuseum präsentiert mit eigenen und nachbarlichen Beständen, was von den Mittel- und Spätaltsteinzeit-Bewoh- nern Zentraleuropas noch erhalten ist.In unseren alpinen Gebieten hatten diese wenig Überlebenschancen, und es gibt hier selten Funde aus dieser Zeit. Aus den unmittelbaren Kriegsgebieten Jugoslawiens konnten jedenfalls noch im letzten Moment wertvolle Funde gerettet werden und sind nun in Eisenstadt zu sehen.Der homo sapiens neandertalensis siedelte also beispielsweise im kroatischen Krapina in einer Höhle über dem Fluß. Er lebte gemeinsam mit einem
Zu interessanten Objekten eines aussterbenden Produktionszweiges führt der „Waldviertier Textilstraßenführer“ - Aufstieg und Niedergang im praktischen Anschauungsunterricht.
Mit einem Großaufgebot an Literaturwissenschaftlern aus aller Welt, diesmal auch weiblichen, beging das Internationale. Nestroy-Symposion sein Zwanzig-Jahr-Jubiläum. Und interessanterweise waren es die Frauen, die aus ihrer anderen Sicht die originellsten Reiträge leisteten. Sie verfolgen die uralten Zusammenhänge zwischen Theaterspiel und Heilen durch Lachen bis in Schamanenzeiten zurück oder rekonstruierenden sozialhistorischen Klischeewandel von Possen (das Thema war „Nestroy und die Geschichte"). Dabei ist zu erkennen, wie die geschickte Manipulation von Vorurteilen des
Im EU-Jahr präsentiert die akademische Druck -und Verlagsanstalt in der österreichischen Nationalbibliothek das jüngsteGebetbuch Kaiser Karl V. Es ist ein Beweis für dessen persönliche Frömmigkeit auf dem Hintergrund der damals allgemeinen: Manche Stellen mußten mit Tinte nachgezogen werden, so zerlesen waren sie!Das handliche Büchlein in rotem Samt aus der Zeit von Reformation, Renaissance - und Osma-nenaufbruch hält sich an die damals übliche Mode der Stundenbücher, die von Brügge aus in die Welt ging. Es ist handgeschrieben, auch wenn man schon seit hundert Jahren druckte, voll
Für zwei urzeitliche Werkstoffe und ihre Bearbeitung stellt das Freilichtmuseum Niedersulz heuer die Räume seines schönen Streckhofes zur Verfügung: Tischlerei und Ziegelei. Hinter dem Hof mit Taubenkobel und blühenden Bäumen erfährt man alles über Kunstfertigkeit des Zimmermanns, der dieSonnentore, Brunnenrohre und Zwiebeltürmchen der Gegend fertigte, in der Hamburger Tracht mit Schlapphut und weiten Hosen, die beide nur Schutz vor Hobelscharten waren.Auch die Ziegelentstehung wird dargestellt, von Mesopotamien und Ägypten über die Römer, die sie hochtechnisierten, aber nur bis
Zvnschen Klassizismus und Secession entstanden gleichzeitig mehr Statuen als man unterbringen konnte. Aber das Ärgste blieb uns erspart: Ein galoppierender Joseph IL, gigantische Kriegs- und Ruhmesmonumente auf Nuß- oder Leopoldsberg.Auf dem Heldenplatz bannen Erzherzog Karl und Prinz Eugen die Freiheitsgefahren, die unserer Identität einst aus West und Ost drohten, und ganz in der Nähe zeigen Maria Theresia und Elisabeth, anmutig thronend, die Grenzen weiblichen Herrschens. Um die Ringstraße scharen sich dann noch die Künstler; dynastischer und bürgerlicher Stolz bilanzieren
Zu einer Zeit, von der man bisher allgemein glaubte, i daß das vorgeschichtliche Mitteleuropa noch in tiefem Schlaf lag, war es hier durchaus nicht ruhig.Ungarische Forscher haben das bewiesen und stellen es im Urgeschichtsmuseum von Asparn an der Zaya aus. Es sind Zeiten des Alten Testaments vor den Trojanischen Kriegen, in denen es hierbereits Stammesfehden und friedliche Mischungen von Völkern gab, die man kaum fassen und benennen kann und die doch an Theiss und Marosch ihren Niederschlag zeigen: In einer seltsam belebten Gebrauchskeramik mit anatolischem Einschlag, in Frauen- und
Das niederösterreichische Michelstetten mit seiner schönen romanischen Kirche, vermutlich einst eine karolingische Turmburg, wridmet der Schule im Wandel der Zeit ein besonderes Museum, in dem unsere ambivalentesten Eriimemn-gen und Gefühle Nahrung fm-den. Zwischen dem Tafelhaus Sumers, des Landes der Schrift-Erfmdung, und dem St. Pöltner Physiksaal von 1980 findet sich alles Einschlägige: Setzkasten und Gesetz, Lehrer, die zuerst brotlose Soldaten und Schuhmacher mit eigenem Werkstattraum waren, ein im Jugendstil eingerichteter Klassemaum, die Eselsbank und eine stimmungsvolle
Einst versenkte man sie im Moor, die Verbrecher, Wasserköpfe, vielleicht auch Geisteskranke, wenn sie zu auffällig wurden. Die christliche Gotik duldete die Bettlerscharen des Mittelalters, aber der machthungrige Renaissancemensch begann mit ihnen aufzuräumen. Die Aufklärung organisierte und reglementierte sie in „humaner" Unterbringung und besorgte ihre Ausgrenzung in säuberlichen Kategorien. Was hätte sie anderes tun können mit den in der Industrialisierung anfallenden Massen, die kaum in den Arbeitsprozeß zu integrieren waren? Für deren Eindämmung oder Rehabilitation man all das
Am Beispiel von Marie-Louise von Motesiczky zeigt das Obere Belvedere in Wien, wie eine echte Künstlerin fast ohne Ehrgeiz, Arbeitswut, äußeren Erwerbs- oder Schicksalsdruck (mit Ausnahme der Notwendigkeit der Emigration) zu Reife und vielseitiger Perfektion kommt.Ihre wohlhabende, hochbegabte Familie ließ ihr völlig freie Hand. Marie-Louise von Motesiczky orientiert sich ahnungslos an van Gogh und Max Beckmann, wurde aber doch nie Expressionistin, sondern blieb absolut eigenständig.Mit Elias Canetti war sie ein Leben lang befi-eundet, mit Oskar Kokoschka trat sie in Konkurrenz, vne er
Das Österreichische Museum für Volkskunde eröffnete am 30. Jänner eine neue Schausammlung zur historischen Volkskultur und geht dabei andere Wege in der Ausstellungsgestaltung.
Der Hausner-Schüler und scheinbare Photorealist Franz Zadrazil zeigt im Historischen Museum der Stadt Wien bis 13. Februar seine Ölbilder verfallender Wiener Vorstadthäuser. Schäbige Tabak- und Friseurgeschäfte, Lottokollekturen, Greißler, Bars und Kosmetiksalons seiner Kindheit erscheinen auf ihnen als metaphysische Realität. Sie sind stets menschenleer, an den Ladentüren ausgebleichte Werbeplakate, ein immerwährender trostloser Sonntag.Die häßlichste Häuserfront verspricht „Schönheitspflege”, „Witwenbetriebe” sind hilflos dekoriert, mit bröckelndem Putz, abspringenden
Wie ergreifend Original-Moskauer Marionetten sein können, die heuer erstmals ihr Theaterpuppenmuseum in Rußland verlassen haben, konnte man im Wiener Volkskundemuseum sehen. Dort waren die teilweise über hundert Jahre alten Figuren ausgestellt, liefen Videos ihrer Auftritte. Die 90 Exponate reichten vom holzgeschnitzten Zarathustra und Baba Yagas bis zu Olympiade-Eisläufern und Jazz-Tänzerinnen. Des österreichischen Puppen-spielers Richard Teschner „Figurenspiegel" beruhte auf den Inspirationen von seiner russischen Hochzeitsreise, und zuallererst standen bei ihm indonesische
Im Perchtoldsdorfer Rathaus stellt eine begeisterte Urge-schichtlerin bis 7. November pionierhaft die Ergebnisse ihrer vierjährigen Grabungen in der Umgebung Perchtolds-dorfs aus. Dorothea Talaa hat gemeinsam mit ihrem Mann, einem Geologen in eigenem Auftrag nicht nur Österreichs älteste realistische Menschen-darstellung entdeckt, sondern auch die einzige dreifache Kreisgrabenanlage südlich der Donau.Das Tonköpfchen mit stempeiförmiger Frisurgrundlage lag in der Traufrinne eines ebenso alten Gehöfts aus drei Lehm- oder Ständerbauten mit gepflastertem Vorhof. Sie hat auch die lange
Ihre bisher verborgenen Schätze an Landschaftskunst um Rembrandt zeigt bis 14. November die Wiener Albertina: Sie hatte Albert von Sachsen-Teschen, der Gründer der Albertina, in seiner Zeit als Statthalter der Niederlande kundig gesammelt.Vor 1600 waren es fast nur Kulissen um antike Szenen, erst danach entdeckte man Landschaft wirklich. Flämische Fluchtlinge mit ihren eigenen Traditionen wirkten dabei besonders anregend.In vielen Blättern komponierte man noch „aus dem Geist" im Atelier zusammen, was man „nach dem Leben" in der Natur skizziert hatte. Oft finden sich bereits
In der Hermesvilla im Wiener Lainzer Tiergarten ist bis Februar kommenden Jahres Gelegenheit, gemütliche Spaziergänge zu den einmaligen Aussichtsplätzen rund um Wien und zu deren Vergangenheit zu machen. Dies ermöglicht eine Ausstellung, an der mit gutem Grund auch das Forstamt der Stadt Wien beteiligt ist: Besteht es doch seit dem Jahr 1336, und erließ vermutlich die frühesten Waldordnungen kaiserlicher Jagdgebiete. Ihm ist zu verdanken, daß der Stadt auch auf den Schotterterrassen der Donau die Wälder trotz devastierender Feinde, Köhler, notleidenden Holzsammlern, Industrialisierung
Im zwanzigsten Jahr ihres Bestehens zeigt die Kokoschka-Dokumentation in Pöchlam, die so viel dazu getan hat, den uneinordenbaren Künstler mit der Lebensspanne und dem Rang Picas-sos im eigenen Land das Ansehen zu verschaffen, das er in der Welt genießt, Blätter aus seinen persönlichen intimen Reiseskizzenbüchern in England, Schottland und Wales.Dort hatte er sich im Zweiten Weltkrieg mit seinem Malverbot für Ausländer das unauffällige Buntstiftzeichnen angewöhnen müssen, um nicht in den Verdacht der Spionage zu kommen, und hatte die Gewohnheit auch noch im friedlichen Delphi oder
Im niederösterreichischen Stift Gött-weig schließt Pater Gregor M. Lechner heuer seinen Graphik-Zyklus mit Allegorien ab. Sie verblüffen auch dadurch, daß es fast nur Frauendarstellungen sind, von den Kardinaltugenden über die Sinne, die Fakultäten, die Erdteileoder die Künste. Sogar die Wissenschaften, selbst die theologischen Tugenden, die sieben Gaben des Heiligen Geistes, die Quellen der Wahrheit, Rat, Einigkeit, Sieg, Fried-samkeit, eheliche Treue, Gottesfurcht, Weisheit und Friedenslust sind weiblich, ja auch Mathematik, Astronomie, Dialektik und Rhetorik, alle sonst Frauen
Rührt jemand im Quodlibet des Salzburger Festspielprogramms, ist das manchem lästig. Kommen die einstmals revolutionären „Einstürzenden Neubauten” nach Salzburg, herrscht eitle Wonne. Hängt der Gebrauchsgraphiker Gerhard Gepp seine zynischen Satiren in der Galerie der Stadt auf, wird das kaum zur Kenntnis genommen.„Zerstöre die Harmonien - und du zerstörst die sozialen Strukturen”, so definieren sich die „Einstürzenden Neubauten”. Eine Zerstörung, die im Festspielrausch torkelnden und alternativ so engagierten Salzburg nicht einmal mit Preßlufthämmern möglich sein
Das Völkerkundemuseum präsentiert zusammen mit der Kollektion Kirdök die bisher größte Ikat- Ausstellung -Ausstellung über Textilkunst der Seidenstraße. Im fünften Jahrhundert gelangten die zentralasiatischen Sar-ten in den Besitz der Seidenraupenzucht und entwickelten später ihre eigenen Webtechniken nationaler Ikatkunst.Durch Abbinden der Schuß-oder/ und Kettenfäden schon vor dem Färben produzierten sie seitlich scharfe, aber in der Länge verschobene „königlich” wolkige, geflammte Konturen, die manchmal wie Wasserspiegelungen anmuten, in dekorativen Formen.In grellbunten
Aus gutbürgerlich-musischem Haus -ein Adelsprädikat war von Vorfahren einst abgelehnt worden - war die heute 96jährige Margarete Lihotzky unter den ersten Frauen, die an der Hochschule für Angewandte Kunst und der Technischen Hochschule studierten. Nicht mehr private Bauherren galt es nach 1918 zu befriedigen, sondern das Wohnungselend zu lindern.Als erste erforschte sie die Wohnbedürfnisse der Arbeiter und berufstätiger Frauen. Ihre durchkalkulierte „Frankfurter Küche” machte sie berühmt und wurde in Deutschland ausgeführt. Ihr Engagement an der aus Wohnungsnot geborenen
Eine nach der Gumpendorfer Bierwirtschaft Haagen benannte lose Künstlergruppe, die sich von der konservativen Künstlerhaus- Vereinigung nicht mehr richtig vertreten sah, konstituierte sich im Jahr 1900 als Hagenbund. Keiner besonderen Stilrichtung zugehörig, empfand sie sich als moderner, und machte durch Ausstellungen in einer umgebauten Markthalle in der Zedlitzgasse verkaufsfördernd auf sich aufmerksam.Als „gemäßigte Moderne” prägte der Hagenbund vor allem nach dem Ersten Weltkrieg und der allgemeinen Abwendung vom Jugendstil das Wiener Kulturleben mit Künstlern wie Oskar Laske,
Mitten im Zweiten Weltkrieg zogen fünf Künstler in rätselhaftem Privatauftrag eines Zwettler Kreisleiters aus, eine Dokumentation über Wohn- und Lebensformen wie Hausrat im reizvollen, aber immer armen Nordwald zu machen. Sie hielten in stimmungsvollen Ansichten vergangenes Leben fest, unter Holzschindel- und Strohdächer, die von verzierten Windbrettern niedergehalten, heidnisch-figu-ral unnennbare Gefahren abwehrten.Sie registrierten die Geierscheuchen aus umgekehrten Sicheln ebenso wie den langsamen Wandel der „schwarzen Küchel" im Vorhaus zu Kachel-und Guckofen bis zum
Mit einem Eskimoeis kann das von der Firma Iglo beschenkte Völkerkunde-Museum in Wien nun jeden Schüler für den Besuch seiner neugestalteten arktischen Abteilung belohnen: Nutzbringende Bestechung in einer saturierten Gesellschaft?In der Schau selbst aber wird der Besucher mit den Härten eines siegreich bestandenen Überlebenskampfes in abweisendster Eiswelt konfrontiert, in der man durch subtilste Anpassungsschritte über Jahrtausende bis heute bestehen konnte, während die heldischen Wikinger bald wieder von dort verschwanden.Mit Unterhautfett, mit zweischichtigen Anoraks
Die zweite Freimaurerausstellung innerhalb weniger Jahre im Historischen Museum der Stadt Wien will alle Ungereimtheiten dieses elitären Männerbundes elegant wegrationalisieren. Wer sich mit vielerlei Geheimnissen umgibt, muß mit Fehlinterpretationen rechnen:Angeblich gebe es heute keine geheimen Oberen und kein Meisterwort mehr. Die vielen Grad-Abstufungen hätten nichts mit Rang, und nur mit Wissenszuwachs etwas zu tun, der eben kein öffentlicher sei. (Auch nicht sein kann, denn sonst verlöre die so auf „menschliche Freiheit" bedachte Gruppierung, die oft Revolutionäre und sogar
Das Mittelalter-Symposion, das das Harry Kühneis Mediävistik-Institut in Krems alle zwei Jahre veranstaltet, befaßte sich diesmal mit der Begegnung von Orient und Okzident. By-zanz blendete mit den Geschenken seiner Gesandten, und arabische Medizin, Kunst oder Gartenbaupraxis waren der unseren weit überlegen, und doch kamen sie nur auf Umwegen in ein damals noch selbstgenügsames Europa.Kleine Anstöße griechischer Theorienbildung und Mathematik hatten genügt, einen arabischen Wissenschaftsboom auszulösen. Aber viele Erkenntnisse oder landwirtschaftliche Neuerungen liefen sich an den
Was der erfolgreichen Vorjahres-Ausstellung in der Kartause Gaming noch fehlte, die weniger alternativen als ergänzenden Heilmethoden, wird heuer in vergleichbarem Umfang und kundig nachgeliefert: Von Hildegard von Bingen über die traditionellen Verfahren Chinas, des Islam und der Ethnomedizin, Kneipp- und Wasserkuren, Ernährungsphysiologie der Spurenelemente und Elektro-Aku-punktur Europas. Von den bewährten Hausmitteln der Volksmedizin zu Bauphysiologie & Neuraltherapie und ganzheitlich-systemischen und fraktalen Medizin bietet die Ausstellung einen Überblick.Dazu hat
Oskar Kokoschka verdankt seinem Englischlehrer, dem er das erste ex libris widmete, seine lebenslange Beziehung zu Shakespeare. Mit der schönen Linie des Jugendstils brach er jedoch bald und verlegte sich auf eine immer emotionalere Zeichensprache. Er verfolgte nicht mehr idyllische Ästhetik, sondern die seelischen Hintergründe der dargestellten Personen. Die heurige Ausstellung in der Kokoschka-Dokumentation vonPöchlam umfaßt dieses Früh werk über den Umbruch von der Graphik zur Malerei um 1909 bis zum Jahr 1917. Die Beispiele ergeben eine Kulturgeschichte Wiens, weil Künstler ihm
In der wunderbaren Minoritenkirche von Stein, der ältesten gewölbten Bettelordenskirche nördlich der Alpen, vollzieht sich die etwas ungleiche Vermählung alter und neuer Kunst, die eher einer Vergewaltigung ähnelt. Da werden grell oder schumm-rig angeleuchtete, unbeschriftete Museumsoriginale zu bloßen postmodernen Chiffren reduziert, in kaum tragfähige Lichtinstallationen eingebaut, die Unterkirche videotechnisch illuminiert und mit Grottenbahnge-räuschen ausgestattet, als sollten sakrale Erinnerungen getilgt werden.So berührend bei der Eröffnung auf dem Kirchplatz eine
Die Internationalen Nestroy-Gespräche in Schwechat mit dem Motto „Wien und Asien" hatten die biedermeierliche Vorliebe für orientalische Exotik, und Johann Nestroys Sicht des Ausländischen und Außernatürlichen zum Inhalt. Wenn der Künstler reiste, war dies nicht selten auch durch Fluchttendenzen motiviert. Wenn er aber fremde Länder zum Schauplatz wählte, dann demonstrierte er damit meist eine ironisch überspitzte Version der Wiener Verhältnisse.In der romantischen Mode der Zaubermärchen könnte auch eine verspätete örtliche Reaktion auf die Aufklärung gesehen werden, und
Die als süßliche Realitätsflucht aus Kaiserzeiten erst vor ein paar Jahren vom gleichen Historischen Museum der Stadt Wien verekelte Kitschoperette wird uns jetzt neuerdings schmackhaft gemacht. Viele ihrer Komponisten und ausführenden Künstler waren Juden. In halben Eisenbahnwaggons wird der erzwungene Abschied der Filmleute und Kabarettisten von einst wehmütig inszeniert.Wahrscheinlich konnten Juden sich einst in Wien wohler fühlen als irgendwo sonst in der Welt und haben mit ihrem unübertrefflichen Gespür (wie auch in Ungarn oder Spanien) „Nationalmusiken" geschaffen, indem
Als Nachahmung christlicher Buchkunst, aber wahrscheinlich auch schon als deren Vorläufer, gab es ab dem dritten/vierten Jahrhundert trotz Bilderverbots im Judentum so etwas wie illuminierte Pseudo-Bibeln. Eine solche „Haggada" war dazu bestimmt, zum Seder-Abend am Familientisch zu liegen, mit Bilderzählungen, die sich auf das achttägige Fest und seine Geschichte bezogen. Erst die Auseinandersetzung mit dem bildlosen Islam drängte die Haggada zurück. Sobald die „Hofjuden" aber mit den religiösen Gewohnheiten des Hochadels vertraut waren, entstand wieder der Wunsch nach
Während wieder heimatlose Fremde auf Herbergsuche in der Welt herumziehen und alte Nachbarvölker aufeinander einschlagen, zeigt das Volkskundemuseum in Wien mit versöhnlicher Geste heuer Krippen seiner hundertjährigen Sammlung aus allen Teilen der Monarchie. Von böhmischen Krippenbergen, erzgebirgi-schen Weihnachtspyramiden, ungarischen Bethlehems, galizischen Szop-kas, von winzigen Jerusalemandenken bis zu riesigen Salzburger und Tiroler Landschaftskrippen fehlt nichts.Aber der Weihnachtsfriede der Hirtenverkündigung ist immer noch so nahe am Bethlehemitischen Kindermord wie eh und je,
Nach zehnjährigen Renovierungsarbeiten begeht das Wiener Volkskundemuseum mit der Aufbereitung seiner berühmten Benesch-Sammlung von Leuchtgeräten ein Jubiläum. In vierzig Jahren trug General Benesch diese Sammlung zusammen, zuletzt kaufte noch der Kaiser die Kollektion vom Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert und schenkte sie dem Museum. Moderne Firmen brachten sie an die Gegenwart heran.Welch ein Aufgebot menschlicher Findigkeit und individueller ästhetischer Getaltung zeigt sich in diesen Lichtspendern verschiedenster Art: Lichtspan und Fackel, Talg- und Öl-lämpchen, alle Arten von
Das Guggenheim-Museum New York ehrt Wien im Historischen Museum mit 150 Aquarellen Wassily Kandinskys, häufig Skizzen zu Ölbildern, die bald als eigenständige Werke erkannt wurden. Den fertigen Juristen zog es unwiderstehlich zur Malerei. Er studierte sie in München zur Zeit des Jugenstils und entdeckte die glühenden Farben bäuerlicher Religiosität. Im Experimentieren damit und Ergründen des „Geistigen in der Kunst", die ihm Ausdruck, Klang und Harmonie von Form und Farbe war, gelangte er zur Gegenstandslosigkeit.Nach dem Ersten Weltkrieg formten ihn die Theorien des
Auf ungewöhnliche Weise vereinte Friedrich von Schmidt in sich Gotik und Rationalität; Fülle und Fleiß seines Lebenswerkes, das derzeit in der Volkshalle des Wiener Rathauses zu sehen ist, beeindrucken. Er wurde als sechstes von acht Kindern eines protestantischen Pfarrers aus einer württembergischen Baumeisterfamilie geboren, war mit fotografischem Gedächtnis für Strukturformen und Architekturdetails begabt und lernte wie ein mittelalterlicher Handwerker fast fünfzehn Jahre lang am Kölner Dom. Und im Grunde sein Leben lang immer weiter.Er war österreichischer Beamter und
Mythen und Heilsgeschichten des Menschen präsentieren sich heuer aus dem Fundus des Graphischen Kabinetts von Stift Göttweig, als Vorgeschmack eines über drei Jahre laufenden Projekts: Der zeichnerische Niederschlag aller Quellen zwischen Bibel, Apokryphen, Homer,Vergil, Ovid, Heiligenleben, Patrologie, Jesuitendramen und Barockliteratur bis zu derenWirkungen in Predigt (und Hexenhammer!), kurz das gesamte Bildungsgut des Abendlandes sollen in Ausstellungen präsentiert werden.Seit jeher sind solche Darstellungen auf reine Männerphantasien aufgebaut, von Künstlern illustriert und von
Aus Salzburg, Köln, St. Andrews, Bielefeld, Szeged, Münster, Southampton, Leipzig, Kampen und Wien kamen heuer Wissenschafter zu den Internationalen Nestroy-Gesprächen nach Schwechat. Sie sprachen über Nestroys „Papiere des Teufels" und die seines Alltags, verständigten sich über seine und Grillparzers dramatische Poetik und Lebenslaufparallelen, über die Quodlibet-Unterlagen und Beziehungen zu Mozart, Beethoven und den Aberglauben. Sie befaßten sich mit den französischen Quellen der heurigen Premiere „Memoirs du Diable" und verfolgten in Referaten das „Theater auf dem
Im Pöchlamer Geburtshaus von Oskar Kokoschka ist heuer sein Zyklus „Saul und David“ zu sehen: eine Auseinandersetzung mit den ersten Königen Israels, mit den Geschlechtern, mit Alter und Jugend, und - wie immer - mit sich selbst. Der Saul der Bibel, von der Macht fasziniert, erliegt deren Verführungen bis in die Verfinsterung des Gemütes. Der sanftere Nachfolger David begegnet der Macht differenzierter, mit Maß und Disziplin und zu Verzichten bereit, wenn auch in neuen selbstbezogenen Konflikten - ganz wie Kokoschka im eigenen Leben und Werk.Das Besondere der Ausstellung ist die
(Naturhistorisches Museum Wien; bis 9. Juni) Zwischen mineralogischer und kunsthistorischer Sicht präsentieren sich höfische Pretiosen in phantastischen geologischen Schliffen und ausgeklügelter metallurgischer Technik bis zum Kitsch.Hinter Gittern und Betonimitation mit Alarmanlagen werden „Zarenschätze - Russische Edelsteine und Meisterjuweliere” gehütet, eine einzige Vitrine beinhaltet drei Objekte im Wert von insgesamt 90 Millionen Schilling: eines davon ist - gleichsam eine gehobene Kuckucksuhr in Blau - das berühmte Hahnenei. Sammelbestände aus den USA ergänzen die Produkte
(Volkskundemuseum, Wien 8., Laudongasse; bis 30. April) Dieser kühne Vergleich chinesischer und österreichischer Objekte der Volksund Völkerkunde beginnt den Dialog fernöstlicher und alpiner Bauernbräuche und überspringt damit Landes- und Wissenschaftsgrenzen. Viele der festlichen Übergangsriten in Jahreskreis und Leben entschlüsseln uns die Denkart jungsteinzeitlicher Vorfahren, deren Leben heiter anmutet, weil es in Glücks- und Abwehrzeremonien eingebunden und damit entlastet war. Die bunte Mischung von Glaubenshandlungen im ländlichen Ambiente hat scheinbar nichts mit dem
(Museum für Volkskunde, Wien 8., Laudongasse; bis 30. Juni) Nach dreijähriger Umbauphase präsentiert das Museum das Forschungsprojekt alltäglicher Wohnverhältnisse in Mittel- und Unterschicht. Wie waren die tatsächlichen Wohn-und Einrichtungsbedürfnisse abseits des Elitären vom Vormärz bis heute? Objekte und Fotos illustrieren, daß die Wohnung als „Ankerplatz der Seele" zugleich Schutz und Kommunikation, Isolierung und Selbstdarstellung bedeutet. Wie wurde aus dem Biedermeiersalon das Wohnzimmer, wie wandelte sich die Bürger- und Arbeiterkultur - oder auch nur das Badezimmer
(Österreichische Nationalbibliothek; bis 30. März) Als Autor von „St. Petri Schnee" und „Meister des Jüngsten Tages" war Leo Fe-rutz einer der meistgelesenen deutschen Schriftsteller. Im Niemandsland von Prager Mystik und Kriminalroman, wurde er auch mit Umberto Eco verglichen. Eine Ausstellung aus dem Exilarchiv der Deutschen Bibliothek Frankfurt/ Main dokumentiert Leben und Werk zwischen 1882 und 1957 aus dem Nachlaß. Der Sohn eines jüdischen Fabrikanten aus Prag wurde in Wien zum Versicherungsmathematiker ausgebildet und erfand die „Perutzsche Ausgleichsformel"
(Völkerkundemuseum Wien; bis 31. März 1991) Paul Klee um 1600 -und in Afrika! Das denkt man beim Anblick der seltsam ausgewogenen abstrakten Stoff Ornamente aus dem „Haus der Welt-Kulturen" in Berlin. Harmonisch dekoriert sind viele Meter von Wickelröcken, die Brautpreis und Totenbeigabe sein konnten und sich nur auf den seltenen kultischen Tanzfesten entfalteten. Im heute letzten Königreich von Zaire wurden sie schon vor 300 Jahren und ausschließlich von Frauen gefertigt, nach einem bestimmten bedeutungsvollen Kanon von über 150 komplizierten Mäandern, Verschlingungen,
(NÖ Landesmuseum, Wien 1., Herrengasse 9; bis 10. Februar) Vom Himmel hoch und drauß' vom Wal-de her aus dem Göttweiger Graphi-schen Kabinett kommt diesmal die Botschaft, Weihnachtsfestkreis und Kirchenjahr miteinander verbin-dend. Aus 28.000 alten Stichen hat Pater Lechner jene gewählt, deren Darstellungen - oft niederländischer Herkunft - auch unsere Sicht christlicher Ereignisse zwischen Verkündigung und Jesu Tempelgang prägten. Vorbilder sind mitunter erkennbar, sie wurden auf Jahrmärkten gekauft und zur Bil-dung mönchischen Geschmacks in Klöstern verwendet.Stiche waren das
(Schloß Kittsee; bis Ostern 1991) In der fruchtbaren thrakischen Tiefebene Bulgariens und seinem unergründlichen Rhodopengebirge haben Schmuck und Bekleidung schon immer Herkunft, Status und vor allem Heiratsfähigkeit ihrer Träger signalisiert. Junge Männer mit rotweiß gewebtem Gürtel und spitzem Wollhut waren zu haben, sie waren sozusagen auf Brautschau. Zopfmädchen in auffallend bescheidener Aufmachung mit rotem Jäckchen waren ehewillig. In ihrer Verlobungszeit deuteten kunstvoll geschlungene helle Kopf-tücher, reiche Stickerei und Silber-schmuck bereits auf ihren späteren, noch
(Historisches Museum der Stadt Wien Karlsplatz; bis 20. Jänner 1991) Neben den berühmten Wohnungsinterieurs von Franz Grill-parzer und Adolf Loos im Original zeigt diese Dokumentation Wohnstätten von Künstlern aus den Jah-ren 1830 bis 1930, die auch als Orte der Selbstdarstellung genützt werden. Das reicht von der heiteren Leichtigkeit biedermeierlichen Wohnglücks bei Jakob Alt, über das stilprägende Gesamtkunstwerk des Luxuströdels von Hans Makart, die gläserne Badewanne Otto Wagners und Jugendstil-Künstlerkolonien bis zu Stefan Zweigs Arbeitsburg, Arthur Schnitzlers
(Völkerkundemuseum Wien, Neue Hofburg; bis 30. November) Eine österreichisch-mexikanische Forschungskooperation erlaubt nun ein klares Bild der letzten hundert Tage vor dem Tod des Märtyrer-Herrschers Maximilian in Queretaro. Fotos von drei Dutzend noch bestehenden Örtlichkeiten können mit denen des Hof-Foto- grafen verglichen, die Hintergrün- de der tragischen Farce eingesehen werden. Die getürkten Ergebnisse der damals beispiellosen „Volks- abstimmung", der Charakter sei- nes Gegenspielers Benito Juärez, des Jesuitenzöglings, Juristen, Frei- maurers und seit 1857 liberalen
Völkerkundemuseum Wien, Neue Hofburg; bis 28. Oktober) Ekuadorwar, wie man heute glaubt, eines der frühesten Zentren des Mais- baues und bildete vermutlich auch den Ausgangspunkt für die Ent- wicklung des Töpferhandwerks in Südamerika. Vielfältig und unge- wöhnlich sind die Motive dieser erlesenen Ausstellung, sie geben das bunte Bild des Alltags in friedli- chen Zeiten und eines fantastischen Kultes einer neolithischen Stam- mesgesellschaft während dreier Jahrtausende wieder.Daß Frauen in dieser Gesellschaft ein hoher Rang zukam, wird deut- lich daran erkennbar, daß Schön- heit und
(Pöchlarn, Oskar Kokoschka- Haus; bis 31. Oktober) Ein Zeitge- nosse ist im Kokoschka-Geburts- haus zu sehen, der mehrfachbegab- te Expressionist Ernst Barlach (1870-1938), und zwar mit Graphi- ken und auserlesenen kleinen Pla- stiken. Allein schon deren Schat- tenwurf an den weißen Wänden ist sehenswert. Noch geschlossener gibt er den meisterhaften Umriß wieder, um den Barlach unermüd- lich rang: Die „einzige heilige Li- nie" seiner immer wieder ausge- löschten Kohlezeichnungen.Diese Kohlezeichnungen spiegeln die innere Bewegung seiner block- haften Beter, Propheten, Hexen,
(Völkerkundemuseum, Wien 1., Neue Hofburg) Vergleichbar etwa einer Kirchen- und Kathedralen- landschaft mit Gartenanlagen ringsum, erheben sich die Türme der Klosterresidenz von Angkor- Vat inmitten ihrer Wasserreser- voirs, Kanäle und Brücken wie eine Fata Morgana aus dem Dschungel von Kambodscha. Erbaut von mächtigen Khmer-Herrschern vom neunten bis zum 13. Jahrhundert, überlebte dieses Gesamtkunstwerk mit seinen skulptierten individuel- len Tempeln die Angriffe von Mon- sunregen, Urwald und feindlichen Heeren. Sechzig Regenten und drei Religionen waren an seiner Entste- hung
(Völkskundemuseum, 1080 Wien, Laudongasse 15-19; bis 30. Sep- tember) Die Moritatensänger, die mit ihren Drehleiern und Bildta- feln umherzogen, als fahrendes Volk unter Strafe, aber doch stets mora- lisierend, prägten Sehgewohnhei- ten und Sittenklischees unserer Vergangenheit wie heute die Me- dien. Oft waren diese Sänger Kriegsversehrte oder durch die Industrie verarmte Handwerker und lieferten neben Vorurteilen und Sensationen auch Historie, Städte- panoramen und Emotionelles, be- sonders in den späteren stereosko- pischen Guckkasten- und Later- na-magica-Vorf ührungen, die Film und
(Graphisches Kabinett Göttweig; bis 28. Oktober) Im Akazien- und Lindenduft bietet Göttweig heuer einen venezianischen Veduten- Zyklus, der uns eine Barockstadt vorführt, die wir nicht mehr ken- nen: über einer Meerlandschaft wie aus Pflastersteinen oder Erdkru- me, manchmal bevölkert von ge- schäftigen Menschen, die vor den Palästen Lasten schleppen, Feste feiern, betteln - nicht von Touri- sten! Ein fast leerer Markusplatz ohne Tauben, oder im Karneval gedrängt voll von Leuten, die nur Gesichtstücher, spitze Hüte oder Nasen als maskiert ausweisen; eine Regatta im Canale Grande,
Die diesjährigen Internationalen Schwechater Nestroy-Gespräche Ende Juni befaßten sich mit dem Magischen, dem Irrationalen und Bösen in den Stücken von Johann Nestroy und Ferdinand Raimund. Zwölf Wissenschafter beleuchteten alle Aspekte des Teufelsbildes in der deutschsprachigen Literatur, das erst im 1 5. Jahrhundert - und zwar als reine Randfigur - Eingang fand. Im Weg über die kirchlichen Osterspiele gewann die Gestalt des Teufels bald zentrale Bedeutung. Der theatralische Radaumacltef ·und'Oegenspfoler Gottes verselbständigte sich und wurde als ständig Geprellter, mit Zügen des
(Schloß Halbturn/Burgenland; bis 28. Oktober) In großem Kon- trast zur braven Pflichtschuldig- keit von Auftragsgemälden, sind Porträts von Künstlern in der Schloß-Dependance zu sehen, die diese in eigenem Auftrag von sich und ihresgleichen verfertigten. Neugierig und angeberisch sehen sie uns an, treuherzig, trotzig, pro- phetisch, eitel oder liebenswürdig, posieren als weltverbessernde He- roen oder Clowns, als Revolutionä- re oder Gefangene, zweifelnd und verzweifelnd in der Selbstbefra- gung. Kaum einer ist wie Narziß in sich selbst verliebt - eher geht es um individuelle
Daß es in einer so museumsbe- wußten Zeit wie dieser möglich ist, einem großen und auf Vereinsbasis musterhaft geführten Museum wie dem der Stadt Mödling die bisher zur Verfügung gestellte Subven- tionssumme zu verringern, erstaunt und bekümmert interessierte Beob- achter. Wenn kaputte Glühbirnen nicht mehr ersetzt, weder Reini- gungskosten noch die Abdeckung kleiner Reparaturen mehr gewähr- leistet sind, wird das Mödlinger Museum verfallen. Auch wenn weiterhin jährlich 5.500freiwillige Arbeitsstunden geleistet werden, die Gas- und Stromkosten der Museumsverein selbst trägt!Im
(Historisches Museum der Stadt Wien; bis 1. Juli) Reizvoll rund- köpfige Madonnen mit schön ge- schwungenen Hüften und verfüh- rerisch schmalen Augen halten Jesuskinder wie Hostien vor sich, oder schützen unter ihrem Mantel Mönchsgemeinschaften, Adelige und Bischöfe, jedermann.Umgeben von den wunderbaren Statuen des Wiener Stephansdo- mes präsentieren sich Tafelmale- rei, Kleinplastik und Miniaturen aus verschiedenen Prager Museen, manchmal scheinen Einflüsse von Ikonostasen erkennbar, manchmal wurde schon vor langer Zeit das Gold von den Plastiken abgelöst und verkauft. Vertrautes
(Naturhistorisches Museum, Wien; bis 19. April) Durch die Jagd mit Giftpfeilen und das Sammeln lebten die Buschmänner immer von und mit der Natur, ohne sie auszu- rotten. Ihre fernen Nachkommen sind immer noch hervorragende Spurensucher, zünden Zigaretten mit dem Feuerbohrer an. Ihre Fels- ritzungen und in harmonischen Erdfarben ocker, rußschwarz und weiß schattierten zarten Zeichnun- gen gab es schon vor über 25.000 Jahren, sie sind schwer datier- und zuschreibbar, aber in ihrer süd- afrikanischen Heimat waren Busch- männer die Ureinwohner.Es ist eine Eiszeit-Welt in Minia- tur, in die
(Historisches Museum der Stadt Wien; bis 22. April) Der 1958 im Alter von 33 Jahren tödlich verun- glückte Kurt Absolon, der „Maler mit der Grasharfe", blieb lange unbekannt. Als Böckl-Schüler un- ter dem Einfluß von Van Gogh, den Fauves und Paul Klee behielt er immer etwas Expressives und ein spezielles Verhältnis zur Realität. Mit zartem, scharfem und doch auch romantischem Stift und literari- scher Orientierung begann er bei den „Fleurs du Mal" und der Bibel. Immer ist ihm der Mensch eine Insel inmitten von Unbekanntem, exi- stentialistisch isoliert im Weiß der Weltkarte oder im
(Volkskundemuseum, Wien 8., Laudongasse; bis 1. März) Unter dem Titel „Der Mensch und die Biene" wird die Laibacher Samm- lung verzierter Stirnbrettchen von Bienenstöcken im slowenischen Raum gezeigt. Mit über 600 Moti- ven gekonnt naiver Malerei über- trifft sie alle übrigen Sparten der Volkskunst. Seit die einst aus Stäm- men gesägten Bienen„stöcke" rechteckig und stapelbar wurden, um für die von Maria Theresia ge- förderten Nektarweiden transpor- tabel zu sein, markierte man sie. Später gestaltete man diese Zei- chen bienenbunt und menschenat- traktiv. Das machte sie zu einem
(Völkerkundemuseum Wien 1., Heldenplatz; bis 10. Juni 1990) Obwohl niemand sagen kann, ob die Königin von Saba aus dem Weihrauchland Punt König Salomo aus chronologischen Gründen überhaupt treffen konnte, entzündete sich das Abendland an dieser Begegnung immer neu, handelte an ihr viele seiner Wunschphantasien und Probleme ab - von der mittelalterlichen „Braut Christi" bis zur „Femme fatale" der Jahrhundertwende. Die Ausstellung „Jemen -Im Land der Königin von Saba" weicht mit Schrifttafeln, Stelen aus dem Louvre und vieler guter ethnologischer Privatbestände in die
(Albertina, Loos-Haus, Historisches Museum der Stadt Wien; bis 25. Februar 1990) Mit der Ordnung der Nachlaßverhältnisse von Adolf Loos wurde deren Bearbeitung möglich, die aufgestaute, lang fällige Loos-Dokumentation brach im Ausstellungsverbund herein. Das restaurierte Haus am Michaelerplatz gibt in Erd- und Untergeschoß Auskunft über die Geschichte des revolutionären Baues, über die Wohnung des Besitzers Goldmann sowie die Material- und Formensprache des Künstlers.Die Albertina zeigt Porträts von Oskar Kokoschka, über dreißig Modelle seiner vielen, oft nur als Projekt
Wer etwas über Struk turlinien des Organischen und der Architektur erfahren möchte, über die gestaltenden Kräfte des Lebens selbst, hat derzeit an der Akademie am Schillerplatz Gelegenheit dazu. Bis 17. Dezember sind die geheimen baumeisterlichen Geometrien der Doldengewächse, der Schneckenmuscheln und der Lotosblüten zu sehen, ist den Röntgenaufnahmen von Gebäuden nachzuspüren, in der didaktisch höchst gelungenen Ausstellung „Ingenieurbaukunst“ um den Statiker Wolfdietrich Ziesel. Nicht mystisch und in repetitiv vernebelter Arroganz, sondern glasklar, fast heiter, präsentiert
Anneliese Fuchs, auch als psychologische Beraterin eines großen Unternehmens tätig, weiß Bescheid: Von Terminen bedrängt, laborieren gerade die Tüchtigsten dort am Manager-Syndrom, sind von Krebs, Infarkt und Sinnfrage bedroht, während zu Hause ihre Frauen unzufrieden oder stumm ihr Haus-frauen-Syndrom erleiden. Sie ergänzen und bedingen einander, die gefühlsverdrängende Geschäftsund die emotional überbürdete Familienwelt, die sich mit den Brosamen dieser anderen Welt begnügen muß. Die Polarisierung in Berufsmann und Nur-Hausfrau erweist sich als Übel für beide Seiten.In
(Museum für angewandte Kunst; bis 15. Jänner 1990) Vor allem für Architekten werden, in zweijähriger Vorbereitung in zwei Stockwerken und auf 3000 Quadratmeter Architekturzeichnungen des bedeutenden, bei uns wenig bekannten Architekten Carlo Scarpa exponiert. Bis zu seinem Tod vor neun Jahren hatte er am Grabmal des Industriellen Brion in Asolo gearbeitet, auf dieses beziehen sich die ausgestellten Zeichnungen. Immer noch unvollendet gilt es heute als sein Hauptwerk, das ihn nie wieder losließ.Davon zeugen vollgekritzelte Servietten, Hotelkuverts und reguläre Skizzen, die bis ins letzte
(Historisches Museum der Stadt Wien; bis 21. Jänner 1990) Anhand des Lebenslaufs von Rosa Mayreder, einer kultivierten Feministin der ersten Stunde, der mehrfachbegabten Tochter eines Gastwirtes, der auf seinen Reisen „immer ein paar seiner Kinder mitzunehmen pflegte“, die unbeirrbar ihren Weg von der Malerei und einem Libretto für Hugo Wolf zur Literatur und mit „Kritik der Weiblichkeit“ zur Theoriebildung ging, wird die noch völlig unaufgearbeitete österreichische Frauenbewegung verfolgt. Sie entzündet sich an der Unzulänglichkeit höherer Schulbildung bei Frauen, an der
(Schloß Traismauer/Nö; bis 15. November) Wo Kriemhilds Brautzug dreimal nächtigte, aber auch schon ein römisches Kastell und ein karolingisches Vasallengrab unter der Kirche ergraben wurden, befindet sich nun das neueste frühgeschichtliche Museum ( als 14. Außenstelle des Landes Niederösterreich).Und hat dabei einen radikalen Standortwechsel vollzogen. Aus der Sicht der Barbaren, die wir für Rom einst waren, wird hier Vergangenheit bewältigt. Zunächst siedelten kleine Familienverbände weit verstreut und mühselig in den Flußniederungen. Sie wurden von scheinbar höherer
(NÖ Landesmuseum, Herrengasse 9; bis 10. September 1089) Das NÖ Landesmuseum, das immer schon mehrere Funktionen zu erfüllen hatte, gibt in einer ungewöhnlich zusammengestellten Präsentation Einsicht in die Arbeit seiner Restaurierungswerkstätten in Naturkunde, Kunst und Archäologie und einen Einbück hinter die Kulissen. Daneben zeigt es auch von seinen unbekannteren Schätzen, wie einer kleinen Uhrenkollektion, Ausschnitte aus seiner Fotodokumentation und volkskundlichen Depotbestände, ergänzt von Neuerwerbungen und rezenten Schenkungen. Deren Stärken liegen in einigen gotischen
(Schloß Halbturn; bis 26. Oktober) Schon früher befaßte man sich mit der Vergangenheit eher, wenn sie rühmlich war. Von der Antike bis zu den National-Galerien wurde hier auch manches zurechtgelogen. Österreich war da eher zurückhaltend, schon weil in seinem Vielvölkerstaat die Nationalitäten unruhig geworden wären. Aber einiges gibt es doch, und das ist jetzt, seit Generationen erstmals, in Halbturn ausgestellt: Riesengemälde der Herrscherlegitimation und Machterweiterung mit verschiedenen Mitteln (Burgunderhochzeit oder Prinz Eugens Heldentaten), von akademischen Malern als
(Stift Göttweig; bis 29. Oktober) Man weiß nicht, wer sie gemacht hat, aber im Archiv waren sie erhalten: Alle kostbaren Gratulationsbilletts an drei aufeinanderfolgende Äbte, die der Konvent unter Umgehung des Geschenkverbots zusammen mit Widmungsgebeten darbrachte, als im 18. Jahrhundert die niederländische Mode der Knipp-bilder aufkam.Wahrscheinlich ist es Frauenarbeit, könnten die ornamental gefaßten, punziertenHeüigenbilderim schleierzarten Überzug ebenso von den englischen Fräuleins St. Pöltens wie von Nonnen aus Krems oder Pemegg stammen, die Pergament mühevoll mit Skalpell,
(Völkerkundemuseum Wien; bis 19. August) Sie leben als Steinzeitjäger und -sammler und schnitzen Erstaunliches aus den umgekehrten Mangrovenbäumen in Neu-Guinea: Boote für Lebende und Tote, Ahnenschilde, Trommeln und vor allem die mehrere Meter hohen Bis-Säulen für gefallene Helden, Familien, Vorfahren. Die Kunst ihrer Mythen bildnerisch umzusetzen, ist die besondere Gabe der Asmat Diese Ausstellung soll helfen, daß trotz desunvermeidlichenEinbrucb.es der Moderne diese Gabe nicht verlorengehtDie ornamental verschlungenen und aus einem Stück herausgearbeiteten Szenen zwischen Menschen,
(Schloß Grafenegg; bis 13. August) Kinderbücher-Kunst beginnt imBiedermeiermitder Bilderbibel, mit „Jagdlust“,mit „Silberquell des Guten und Schönen“ und mit „Anmuthigen“ oder „gemüthli- chen“ Belehrungsgeschichten, Mandelbögen, ABC- und Jahreszei- tenbüchem. Dann brach Robinson Crusoe in die Kinderstuben ein, Künstler nahmen die Sache in die Hand: Ferdinand Andri abstrahierte Wichtel und Katzen, CarlCzesch- ka erzählte die Nibelungen in Bildern, die Generationen prägten. MalerderWiener Werkstätten schufen Bilderbögen und Tierserien, bebilderten Andersen und Grimm,
Nach Hans Weigels Festvortrag befaßte sich das Internationale Ne-stroy-Symposiqn vom 30. Juni bis 2. Juli mit Produktionsbedingungen und der „ökonomischen“ Arbeitsweise des Dichters (Jürgen Hein), mit Kaufmannsgeist und Unberechenbarkeit des Lebens in seinen Stücken (Ulrich Füllebom), auchmit Sprachspielen um das Geld (Hugo Aust). In den Nestroy-Gesprächen kam die zeitgenössische Sozialsituation am Theater (Hilde Weiss) vor dem Hintergrund der die Revolution auslösenden Hungersnöte der Bevölkerung vor, der das Phäaken-tum der Metropole gegenübergestellt wurde (Wolfgang
(Albertina,-Wien; bis 9. Juli) Fritz Wotruba, dem bedeutendsten Kubisten Österreich , war nie etwas anderes wichtig als die menschliche Figur. Das güt auch für sein weniger bekanntes selbständiges graphisches Druckwerk, über das mit Hü- fe des „Vereins zu Erhaltung und Betreuung seines künstlerischen Nachlasses“ nunein Überblick während 25 Schaffensjahren gegegeben wird.Wotrubas Zerlegung des Körpers in Quader, Säulen und Türme führte auf direktem Weg zur Architektur- aber immer wieder auch zum Menschen zurück. Stationen auf diesem Weg steüen die wuchtigen Massen und die
(Badner Frauenbad; bis 9. Juli) Österreich scheint kein guter Boden für skandalisierte Expressionisten. Hier sterben sie früh, wie Egon Schiele oder Richard Gerstl, müssen erst im Ausland berühmt werden wie Oskar Kokoschka oder bleiben unbekannt. Carry Hauser, einer dieser Verborgenen zwischen Paul Gauguin, George Grosz, Marc Chagall und Albert Paris Gütersloh ist nun in seinem langen Lebenslauf von 90 Jahren mit 600 Werken in Baden zu sehen. Von den Jugendstil-Anfängen bis zu den afrikanischen Mysterien der letzten Zeit, von der naiven idealistischen Kriegsbegeisterung bis zum -
(Völkerkundemuseum Wien; bis 23. Juni) Erst 1926 wurde diese weitverzweigte antike Flußkultur entdeckt, bis heute wurde sie auch mit ihren Vorphasen, dem XJbergang zum Ackerbau, bis ins 8. Jahrtausend ergraben. Ein hochziVilisier-tes, egalitär wirkendes Sozialwesen - möglicherweise mit Priesterkönigen - hatte Handelsbeziehungen nach allen Seiten, erbaute die vielleicht größten Städte der 2^it um 3.000 V. Chr. Diese Städte mußten im tJberschwemmungsland ständig auf höherem Niveau gebaut werden, hatten Kanalisation und gepflasterte Straßen, Abfallschächte, zahlreiche Bnmnen und
(Hermesvilla; bis 4. März 1990) Obwohl man über Kronprinz Rudolf alles zu wissen glaubt, ist diese umfassende Dokumentation im passenden Umfeld voller neuer Einsichten in diesen Zerrissenen. Aus der Prunkwiege ließ man ihn sofort in seine puppenschmalen Uniformen schlüpfen, das Kind wurde zum Machtträger des Erzhauses. Zwischen den Extremen militaristischer und liberaler Erziehung behielt er noch im unlösbaren Konflikt seine psychische Integrität, ging seinen wissenschaftlichen Neigungen nach und entsprach den Anforderungen des künftigen Amtes.Aber auf die Dauer blieb ihm in diesen
Ausgerechnet in den umstrittenen Räumen des Wiener Messepalastes versucht die große Ausstellung mit dem Titel „Wunderblock - Eine Geschichte der modernen Seele" im fünfzigsten Todesjahr Sigmund Freuds sich von allen Seiten an das weite Land der Seele heranzupirschen. Dies gelingt bis zu einem gewissen Grad. Man staunt, auf wie vielen scheinbar geordneten Holzwegen unsere sich erst entwickelnden, auseinanderstrebenden Wissenschaften dabei vorgingen, diese Seele auch mit Gewalt dingfest zu machen.So etwa bekam der Mensch, schon immer sich selbst ein Rätsel, in der Malerei der Romantik, die
In den beiden im Marchfeld gelegenen Schlössern Schloßhof und Niederweiden, um deren Belebung der Marchfelder Schlösserverein sich bemüht, wird heuer Jugendstilglas und -keramik (Schloßhof, bis 29. Oktober) sowie Mode der Belle Epoque (Niederweiden, bis 29. Oktober) gezeigt. Subtile MögHchkeiten einer phantasievollen Nutzung erwek-ken damit versunkene Perioden und lassen Gedanken und Gefühle wach werden, wie sie sonst in Museen selten aufkommen.Die Entwicklung lokaler Glas-und Keramik-Tradition der Monarchieländer zu verfeinertem handwerklichem Können der internationalen Spitzenklasse