Die Bedeutung der jüngsten Nationalratswahl muß an zwei Momenten gemessen werden: einmal an dem Umstand, daß es Dr. Kreisky trotz einer gigantischen Materialschlacht nicht gelungen ist, den Verlust der absoluten Mehrheit zu verhindern, zum anderen an der Tatsache, daß die ÖVP als einzige Partei an die Grünen nicht nur keinen Tribut zollen mußte, sondern auch noch bemerkenswerte Gewinne verbuchen konnte.Daher würde sich dieses Wahlergebnis selbst dann als Grundlage eines weiteren Aufstiegs der ÖVP eignen, wenn sich der Erfolg der Volkspartei auf einen psychologischen Effekt reduzieren
1960 drohte die Große Koalition nach 15 Jahren an einer Budgetkrise zu scheitern. 1981 ist die A lleinregierung in einer ähnlichen Situation - jetzt eben 15 Jahre alt geworden. Es ist kein Jubiläum im eigentlichen Sinn, trotzdem bereits ein historischer Jahrestag in dieser Zweiten Republik: Am 19. April 1966 trat die erste Alleinregierung ihr Amt an. Ludwig Reichhold beschreibt in seiner „Geschichte der ÖVP” das Werden dieses einfarbigen Kabinetts und die Fehler, die dabei gemacht wurden. Fehler, aus denen Bruno Kreisky später vielleicht sogar gelernt hat. Kreisky wiederum ist bei einem außerordentlichen SPÖ-Parteitag am 15. April 1966, die FURCHE zitiert aus dieser ' Rede, entschieden für eine weitere R egierungsbeteiligung der Sozialisten eingetreten - mit Argumenten, die 15 Jahre danach noch immer aktuell sind. Vielleicht mit ein Grund, daß der Ruf nach Zusammenarbeit immer lauter wird.
Niemand hat so früh so gründlich über die notwendige Reform der ÖVP nachgedacht (und publiziert) wie der einstige Chefredakteur der „österreichischen Monatshefte“, Prof. Ludwig Reichhold. Sein Buch „Chance einer Partei“, 1972 bei Styria erschienen, liest sich wie ein brandneuer Wahlkommentar 1979. Wir haben ihn gebeten, ein wenig in seinen Erinnerungen zu kramen ...
In den letzten Wochen sind von zwei maßgebenden Repräsentanten der Fraktion christlicher Gewerkschafter — Altenburger uhd Klingler — Äußerungen über die Zukunft des ÖGB als überparteilicher Einrichtung gefallen, die nicht allein mit der Arbeiterkammerwahl in Verbindung gebracht werden können, denen vielmehr auch ein tiefsitzendes Unbehagen über die Haltung der sozialistischen Gewerkschaftsfraktion zur gegenwärtigen Regierung zugrunde liegt. Vielleicht standen wir der Möglichkeit zur Rückkehr zu den früheren Richtungsgewerkschaften niemals so nahe wie jetzt. Da man in diesem Zusammenhang sehr bald den Vorwurf wegen Zerstörung der Einheit der österreichischen Gewerkschaftsbewegung durch ihre christliche Fraktion hören wird, scheint es geboten, schon jetzt darauf hinzuweisen, wie es mit den historischen Wurzeln dieser Einheit bestellt ist, zu deren Begründung die christlichen Gewerkschafter einen entscheidenden Beitrag geleistet haben.
Die Volkspartei berät ein neues Programm. Ebenso die SPÖ. Dabei sind die ideologischen Konturen der Parteien weitgehend unscharf geworden. Wenigstens für eine breite Schicht von Wählern sind die Parteien beinahe austauschbar geworden. Prompt taucht auch der Vorwurf auf, daß im Programmentwurf der ÖVP das christliche Element nur noch in versteckter Form enthalten sei.
JOHANN STAUD. Ein Leben für die Arbeiterschaft. Von Christi K l u- wick-Muckenhuber. Herold- Verlag, Wien. 163 Seiten. S 188.—.Der Name Johann Stauds ist heute in Österreich beinahe vergessen. Dennoch befand sich Staud in Schicksalsjahren Österreichs in einer Schlüsselposition, die in diesem Buch dankenswerterweise zum erstenmal einsichtig gemacht wird: als Präsident des „Gewerkschaftsbundes der österreichischen Arbeiter und Angestellten“ in den Jahren zwischen 1934 und 1938 hatte er in der Verteidigung der sozialen Rechte der Arbeitnehmer die Hauptlast ziu tragen. Ihm war es vor
Es ist heute schon zu einem Gemeinplatz geworden, daß in der Geschichte der christlich-demokratischen Parteien eine neue Phase angebrochen ist, so wenig diese Phase häufig auch im einzelnen artikuliert werden kann. Den Ansatzpunkt dieser und ähnlicher Feststellungen bildet jene offensichtliche Verschiebung im Verhältnis der früheren weltanschaulichen Gegner, die heute in beinahe allen europäischen Staaten konstatiert werden kann. Manchmal wird daraus sogar der Schluß abgeleitet, die christlich- demokratischen Parteien befänden sich geradezu in einer Existenzkrise.Wie verhält es sich
Es ist sicher begrüßenswert, daß die „Furche“ in Verbindung mit der kürzlich erfolgten Auflosung des MRP die Zukunft der „christlichen Demokratie“ zum Gegenstand einer Umfrage gemacht hat. Gegen dieses Unternehmen kann freilich eingewandt werden, daß eine für Westeuropa nach 1945 so bedeutungsvoll gewordene politische Erscheinung wie die „christliche Demokratie“ — sie hat, um zunächst bei diesem Terminus zu bleiben, Frankreich eine neue politische Verfassung gegeben, die Bundesrepublik Deutschland aus dem politischen und wirtschaftlichen Chaos herausgeführt, Italien in
GESCHICHTE DER CHRISTLICHEN ARBEITERBEWEGUNG OBERÖSTERREICHS. Von Wilhelm S a I z e r. Im Verlag der Landesgruppe Oberösterreich des ÖAAB, Linz.Das Wirken der christlichen Arbeiterbewegung Österreichs hat in der Literatur bisher nur einen geringen Niederschlag gefunden. Erst vor kurzem hat sich Gustav Blenk des Lebenswerkes Leopold Kunschaks angenommen, wogegen eine Gesamtdarstellung der Tätigkeit der christlichen Arbeiterbewegung noch immer fehlt. Um so mehr ist ein Buch zu begrüßen, das wenigstens einmal dem Wirken einer Landesorganisation der christlichen Arbeiterbewegung gewidmet
Nach der Prüfung der Schuld des „bürgerlichen Lagers“ (siehe „Die Furche“ Nr. 6/1963. — Die Red.) muß nun die andere Voraussetzung für Überwindung unseres „Februar-Traumas“ die österreichische Linke beibringen.Sie hat sich bis jetzt im wesentlichen der Methode bedient, alle Schuld am 12. Februar 1934 auf den politischen Gegner zu häufen, dessen „Teufeleien“ sie mit dem reinen Gewissen einer Partei glaubte entgegentreten zu können, die sich für keine Diktatur zu verantworten hat.Es ist jedoch nicht anzunehmen, daß in einem Staat, dessen politische Struktur im
Der 12. Februar 1934 ist Österreichs unbewältigte Vergangenheit. Wag sollen wir tun?Im Sinne Freuds sind Traumata Ins Unterbewußtsein verdrängte Unlustgefühle, aus dem sie so lange immer wieder emporsteigen, bis sie durch das Aussprechen der Unlust gebannt werden. Die katholische Kirche kennt die Beichte, das Aussprechen von Sünde und Schuld, als ein Mittel seelischer Selbstreinigung.So wird man wohl auch verfahren müssen, wenn Österreich das durch den 12. Februar 1934 verursachte Trauma loswerden will...Natürlich muß dabei eine der beiden Seiten, die sich hier in Schuld und Sünde