Ks ist unglaublich, wer oder was alles ein „Flair“ hat (beziehungsweise haben soll), es jedoch nicht besitzt, gar nicht besitzen kann. Einem Hund, einer Katze, irgendeinem Nagetier, Wild jeder Art ist diese Eigenschaft gegeben. Tiere benötigen sie für die Auswahl der Nahrung, bei der Verfolgung einer Beute, zur Vermeidung von Gefahr, im Zusammenhang mit der Fortpflanzung usw. Kann demnach etwa Baden-Baden oder München, Paris oder Wien ein — zum Teil, wie häufig zu lesen, sogar internationales — „Flair“ haben? Nein, denn das aus dem Französischen entlehnte Wort bedeutet in
Eine Hiobsbotschaft schreckte die Italiener auf: Ihre Lichtspiele, ihre Stars sind in der Sowjetunion unerwünscht. Das Staatskomitee für das Filmwesen in Moskau verfügte kürzlich, daß gewisse italienische Leinwandgebilde nicht mehr gezeigt werden dürfen. Die überraschende Vertriebssperre begründeten die „Apparatschiks“ damit, daß die Streifen wegen ihres „verderblichen bürgerlichen Einflusses“ gefährlich und für das sowjetische Publikum „absolut ungeeignet“ seien. Von dem Ausschluß betroffen wurden unter anderem Vittorio de Sicas „Gestern, heute und morgen“ (mit
„Der General“, so ließ in Rom der israelische Botschafter verlauten, „denkt nicht daran, irgendeinen biographischen Spielfilm, über sein Leben und seine Unternehmungen zu autorisieren.“ Diese Mitteilung war an einen jener zahlreichen, außerhalb des Judenstaates beheimateten Produzenten gerichtet, die beabsichtigen, den mit den Waffen ausgetragenen Nahostkonflikt vom Juni 1967 spektakulär auf die Leinwand zu bringen — an den Italiener Giorgio Moser, der ein Lichtspiel „Der Fuchs von Sinai“ (gemeint ist damit Moshe Dajan, eben der General) mit Paul Newman in der Titelrolle
Er nagelt an einem Damenschuh den Absatz wieder an. Und es macht ihm sichtlich Spaß. Übermütig kickt er den Schnee hinweg. Wie ein Kind freut er sich über eine neue Krawatte. Er scherzt auch darüber, daß er bei der Aussprache des „R“ Schwierigkeiten hat. Doch plötzlich ist er ernst, streng, von einer unerwarteten Härte. So ungewohnt, auch für das einheimische Publikum überraschend erscheint Wladimir Iljitsch Uljanow, genannt Lenin, in dem sowjetischen Lichtspiel „Auf demselben Planeten“, dargestellt von Inno-kenti SmoktunowsM.Der erwähnte Film ist eines von vielen Werken,
Einem Chemiker, einem Bauingenieur und einem Lehrer verdankt die sowjetische Kinemaithographde im wesentlichen einheimischen Ruhm und internationale Geltung. Es sind Wsewolod IUarionowitsch Pudowkin (1893 bis 1953), Sergej Mikhailowitsch Eisenstein (1898 bis 1948) und Alexander Dowschenko (1894 bis 1956). Drei Persönlichkeiten von gegensätzlichem Charakter, auch im Werk stark unterschieden: Eisenstein — ein Ideologe, ein Agitator, von Themen beherrscht, nicht von Sujets, der Masse, nicht dem Individuum zugetan, intellektuell, tendenziös, mit dem Hang zum Monumentalen und zum Pathos.
DA LIEST MAN SIE NUN in Meldungen, in Produktionsberichten, schließlich auch in Kritiken, ferner auf den Inse- ratenseiten der Zeitungen, den Werbeanschlägen der Kinos usw.: irgendeine Zahl, eine paar Ziffern nur — sonst nichts. Es handelt sich hier um Filmtitel. „114” zum Beispiel ist die Bezeichnung eines griechischen Lichtspiels, „491” die eines schwedischen Streifens. Fürs erste kann kein Mensch, am allerwenigsten der sogenannte „durchschnittliche Theaterbesucher”, damit etwas anfangen — sofern er nicht ausnahmsweise ein Experte, das heißt in den genannten Fällen
In der offiziellen Sprache der katholischen Kirche, dem Latein, sind alle diejenigen, die als künstlerische Leiter Filme drehen, „effectores“. Wir sagen dazu „Regisseure“ (was als Fremdwort aus dem Französischen kommt und dort nicht' etwa Regisseur in unserem Sinne — das ist der „rėalisateur“ — sondern soviel wie Aufnahmeleiter bedeutet). Diejenigen, die in kaufmännischem Anbetracht Filme herstellen, hierzulande also die Produzenten, heißen im kirchlichen Neulatein „cinematographic! praebitores“, bieten mithin filmisch etwas dar oder zeigen es — was im Grunde ja nur
Da paradieren, trippeln, tänzeln Militärkapellen und bieten in ihrer Marschordnung, mit den durch die Luft wirbelnden Tambourstöcken und Instrumenten jenen Anblick, der nicht selten auch dem Kenner des in Jahrhunderten geprägten Zeremoniells grotesk erscheint. Zu den flott geschnittenen Bildsequenzen ertönt „schräge“ Musik. Nach einer Weile stellt der unsichtbare Kommentator die Frage, wo diese Szenen sich wohl abspielen — etwa in Paris oder auf britischem, amerikanischem Boden? Die Antwort nennt West-Berlin. Worauf wieder gefragt wird — diesmal nach dem Charakter: „Eine Stadt
Mit den bei Festivals vergebenen Preisen, Anerkennungen usw. zufrieden sind int allgemeinen nur die Empfänger (es ist indes noch gar nicht so lange her, da war das keineswegs jeder Prämiierte — da konnte man beispielsweise einen Produzenten klagen hören: „Um Gottes willen, ich bin .preisgekrönt worden; jetzt ist mein Film .gestorben'!“). Mißbilligt wurden die Juryentscheide gemeinhin von den leer ausgegangenen und sich daher benachteiligt fühlenden Konkurrenten. So wie meist auch von der Kritik — dann zumal, wenn die Preisrichter sich offensichtlich irrten. Was erstaunlich oft
Sogar der Exekutivrat des italienischen Produzentenverbandes mußte sich mit der leidigen Angelegenheit befassen. Es geht um die „films in costume“, die Kostümfilme, die in zunehmendem Maße produziert werden, teils eigen, teils mit ausländischen Partnern. Etwa vierzig dieser „Schinken“ wurden im vergangenen Jahr hergestellt; weitere sechzig sind in Arbeit oder geplant. Und diese Inflation an verfilmter Historie oder Mythologie (sie ist beinahe noch gefragter) bereitet den Verantwortlichen, an der Spitze Eitel Monaco, dem international bekannten Präsidenten der ANICA, doch
Auch Hildegard Knef ist mit von der vaterländischen Partie, das heißt bei der Einigungsbewegung, die dem Land südlich der Alpen vor hundert Jahren zur Eigenstaatlichkeit verhalf und die nunmehr von der italienischen Kinematographie zur Erinnerung an die damaligen Vorgänge in vielerlei Erzeugnissen wiederbelebt wird. Sogar Tina Louise, die weltenbummelnde Amerikanerin, die merkwürdigerweise die Gunst Rossellinis erlangt hat, assistiert dabei durch ihr bescheidenes Spiel — und dazu noch der eine oder andere Ausländer, dies freilich weniger aus Gründen der Sympathie für das Sujet oder
Durch Umsynchronisation ist in dem Film „Schrei, wenn du kannst“ (irrsinniger deutscher Titel für französisch „Les cousins“, „Die Vettern“), wie im Original, wieder ein Jude und nicht ein Ungar das Opfer eines schaurigen Spaßes; heißt es auch wieder „Aufstehen, Gestapo!“ und nicht „Aufstehen, Staatspolizei.'“. Unter dem Druck der öffentlichen Meinung bequemte der Verleiher sich zu dieser „Korrektur“, stellte er den wahren Sachverhalt wieder her. Solche Verfälschungen sind im heutigen Deutschland an der Tagesordnung.In der Bundesrepublik konnte es auch geschehen,
23. JÄNNER 1956: Eine der größten Zeitungen der Welt hält die Rotationsmaschinen an eine Todesnachricht muß noch aufgenommen werden. Kein Politiker von Rang, kein bedeutender Wirtschaftsführer, Kirchenfürst oder Künstler ist gestorben — nur ein Mann vom Film, von dessen Geburt, 62 Jahre zuvor, noch nicht einmal ein Lokalblatt Notiz, genommen hatte. Er war unter bescheidenen Verhältnissen Reporter einer Budapester Zeitung gewesen, ging dann mit seinen Brüdern zum Film, wurde einer der angesehensten Regisseure, einer der hervorragendsten Produzenten. Wien, Berlin (er drehte dort
„UND WIEDER ERKLINGT MILITÄRMUSIK. Das Hohelied der Soldatenehre“ — so wurde, zu Beginn des gegenwärtigen Militärfilm-booms, in einem Verleihkatalog der 1933 fabrizierte „Rakoczy-Marsch“ angekündet. Inzwischen — es sind nur ein paar Jährlein vergangen — ist man bei uns ja nicht mehr darauf angewiesen, Reprisen auszugraben oder gewisse Bedürfnisse durch Importe zu befriedigen: man kurbelt jetzt souverän selbst. Mit „Mikosch rückt ein“ und „Fritz und Friederike“ begann es zaghaft, über den primitiven „Frontgockel“ ging's zur läppischen „Lili Marken“ —