Vertlieb Swinden, Hilfskraft an einem Literaturinstitut, hat ein Problem: Sein erstes persönliches Treffen mit Philipp Artner wird nicht stattfinden können, denn dieser ist soeben bei einer Gasexplosion ums Leben gekommen. Vertlieb kommt Minuten später dazu und registriert mit Entsetzen, wie das als Vorlass in Aussicht gestellte Romanmanuskript Artners in Form angekohlter Papierfragmente auf ihn herabstiebt ...Roth-Lesern ist das Gebäude am Heumarkt, in dem Artner in dem Moment zu Staub pulverisiert wird, "als er gedacht hatte, er verstehe nichts und habe vermutlich nie etwas verstanden",
Aharon Appelfeld, am 16. Februar 1932 als Sohn assimilierter Juden in der Nähe von Czernowitz geboren, widmet sich in seinem neuen Roman erneut der Shoah.
Walter Kohl dekonstruiert in seinem Roman Legenden und den Heiligen Severin von Noricum."Als Söhne sind wir Versager, sagte ich zu dem Stein, auf dem mein Name steht [...]. Wir sind Verschwinder, die den Müttern abhandenkommen, wogegen sich die nicht anders zu wehren wissen, als sich zu verhärten und nichts mehr an sich heranzulassen.“ Um diesen Namen am Kriegerdenkmal konstruiert Walter Kohls Protagonist gleichen Namens wie sein Autor eine "unerhörte Begebenheit“ um ein totgeschwiegenes Kapitel der Familiengeschichte, welche die Erklärung für das problematische Verhältnis zu seiner
Paulus Hochgatterer versetzt sich in die Psyche traumatisierter Kinder.„Ich blicke zurück auf unsere Fußspuren und erzähle die Geschichte eines kleinen Pelikans, der von den Menschen gefangen gehalten wird und eines Tages beginnt, in seinem Kehlsack Gegenstände zu sammeln … Mit Hilfe dieser Dinge gelingt ihm schließlich die Flucht.“ Das Pelikanmotiv zieht sich leitmotivisch durch Paulus Hochgatterers beklemmenden Roman, der sich der krassesten Form sexueller Ausbeutung von Kindern widmet. Zwei indische Mädchen als „Pflegekinder“ in einer österreichischen Provinzstadt – wer
Erneut macht sich Gerhard Roth auf abgründige Entdeckungen „im Inneren von Wien“.„Oh weh! O weh! Ich werde zu spät kommen“, ruft das weiße Kaninchen, worauf es „wahrhaftig eine Uhr aus der Westentasche zog – und darauf sah und dann weitereilte.“ Lewis Carroll sei es hier gelungen, „den Raum der Zeit, die sogenannte vierte Dimension, in Buchstaben“ zu fassen, so Gerhard Roth in seinem „fraktalen Bericht“ über das Wiener Uhrenmuseum, der eines der Leitmotive seines Essaybandes „Die Stadt“ vorgibt: das Phänomen der Zeit in Bezug auf das wahrnehmende Subjekt. Roth
Xaver Bayer treibt in seinen "Versuchs- anordnungen", in Beklemmenden und faszinierenden Erzählungen die figuren in äusserste grenzerfahrungen."The horror, the horror!" lauten die vieldeutigen letzten Worte des skrupellosen Handelsagenten Kurtz in Joseph Conrads berühmter Novelle "Herz der Finsternis", in der eine Flussfahrt zur Metapher für eine psychologische Reise in menschliche Abgründe wird, und jenes existenzielle Grauen ist auch in Xaver Bayers Erzählband "Die durchsichtigen Hände" allgegenwärtig.Mit wenigen Strichen gelingt es dem jungen österreichischen Autor, der unlängst
Ein neuer melancholisch-heiterer Roman von Jürg Schubiger, hintergründiger, als es auf den ersten Blick scheint.Die Jahre und Begebenheiten hatten damals noch den Schwung einer beginnenden Biografie. Etwas Zusammenhängendes hätte daraus werden können. Bei den späteren Lebensstücken dagegen zweifelt man, ob sie jemals eine Sache mit Hand und Fuss ergeben würden … Ein paar Atemzüge vor dem Tod würden die Teile sich vielleicht wie von selbst zu einem fraglosen Ganzen zusammenschliessen. Dann würde zu erkennen sein, dachte L., was mit diesem Leben gemeint war.“Bis zu den
Engel senden "fremde Signale", wenn sie mit Menschen kommunizieren. Katharina Faber lässt drei Schutzengel erzählen.Alle reden durcheinander und aus diesem Durcheinander entsteht allmählich die Geschichte. Ali will die Figuren erzählen lassen und selber nichts dazu sagen. Das ist pure Feigheit, sie tut, als sei sie nicht da, dabei ist sie es, die die Stimmen zusammenfließen lässt, so dass man nie genau weiß, wer spricht."Jene der Feigheit bezichtigte Ali ist Katharina Faber (geb. 1952), die in ihrem jüngsten Buch den ungewöhnlichen Versuch unternimmt, ihre eigene Lebensgeschichte aus
Wolfgang Denkel schrieb mit "Ja.Nein.Ja" ein beachtenswertes Romandebüt über einen, der sich nach einem Unglück sehnt.Wolfgang Denkel (geboren 1958) macht es den Lesern mit seinem späten, dafür aber sehr ambitionierten Romandebüt nicht ganz leicht, indem er die seit einigen Jahren oft konstatierte "Rückkehr zum Erzählen" konsequent verweigert und in seinem prononciert experimentellen Roman mehrere Unmöglichkeiten des Erzählens durchspielt. So schwingt sich der meist lethargische Protagonist Leonard Kramer zwischendurch auch selbst zum Gestalter auf und nimmt im zweiten Teil des
Wolfgang Hermann erzählt wieder vom liebenswerten, traumverlorenen Herrn Faustini, der diesmal einen Ausflug ins Übersinnliche wagt.Zwei Jahre nach "Herr Faustini verreist" begegnet dem Leser der liebeswerte, traumverlorene Pensionist Faustini wieder, der natürlich immer noch in Hörbranz lebt und gerne mit dem Bus nach Bregenz fährt (obwohl ihn die ÖBB als Fahrgast eigentlich nicht verdient hat …). Auch den zärtlichkeitsbedürftigen, launischen Kater gibt es noch sowie die Nachbarin Frau Gigele, die mittlerweile aber den anderen Blick entwickelt hat, zuweilen mit Silberstimme anstatt
Bewegung, Umwälzung, Kreisbewegung: Peter Webers Roman "Die melodielosen Jahre".Ende der achtziger Jahre improvisierte Oliver in Gewitterwolken, Entladung suchte er in den Überhöhen, in Obertonvulkanen, springenden Punkten, in gestischen Fechtereien oder in untergründigem Mulm, Basswolken, ungestalt … freie Musik hatte arhythmisch zu sein oder setzte an, wo der Groove übersteigert wurde in den Puls, das Spielen am Nerv, reiner Vibration. Frei improvisierte Musik war wachsam für das Nahe und Nächstliegende, sie blieb blind für das Künftige."Im vierten Roman Peter Webers, Die
Fast schon wieder liebenswerte Kleinkriminelle schusseln durch Jürgen Benvenutis Thriller.Vodka, Tomatensaft und ein Spritzer Tabasco: Die Bloody Mary am Cover von Jürgen Benvenutis zehntem Roman - Verzeihung: Thriller! - ist auch schon die blutigste Komponente dieser im Umfeld der kolumbianischen Drogenmafia angesiedelten Geschichte. Der Prolog bedient noch alle genretypischen Klischees (und man zweifelt kurz, ob man genug Ausdauer für 350 Seiten aufbringen wird), doch kaum hat sich die Handlung nach Wien und später Prag verlagert, wird alles auf ein glaubwürdigeres mitteleuropäisches
Alexander Osang schrieb seinen Roman "Lennon ist tot" in der Sprache eines Jugendlichen.Besitzen Sie noch einen Kassettenrecorder, vielleicht eins jener tragbaren Geräte mit den großen Vor- und Rücklauftasten, um punktgenau zu den Liedanfängen spulen zu können? Möglicherweise, aber dann haben Sie die Dreißig vermutlich schon länger überschritten, denn nichts ist in so rasantem Wechsel begriffen wie jene die Jugendzeit prägenden Kulturtechniken. Kassettenrecorder, das war einmal …Der 19-jährige Robert Fischer aus Friedrichshagen, der - so der Plan der Eltern - ein Jahr in New York
Urs Faes Roman "Liebesarchiv" schreibt frühere Romane weiter.Mein Vater, sagte ich, hat die Grenze zu Deutschland gegen die jüdischen Flüchtlinge verteidigen müssen. Und einer von ihnen war jener Simon, der genausogut mein Vater sein könnte." - Der Schweizer Autor Urs Faes nimmt in seinem jüngsten Roman Liebesarchiv etliche thematische Fäden aus früheren Romanen wieder auf und webt sie kunstvoll weiter, insbesondere aus Sommerwende (1989) und Augenblicke im Paradies (1994), doch rückt diesmal ganz die Figur des Vaters in den Mittelpunkt.Die Erzählung findet auf zwei Zeitebenen statt.
Bernd Schroeders Roman "Hau" greift einen historischen Justizskandal auf.Der spektakuläre Mordprozess Carl Hau polarisierte im Jahr 1907 die deutsche Öffentlichkeit: Die einen sahen in Carl Hau einen Mörder aus Geldgier, die anderen ein unschuldiges Opfer einer Justizfarce - und Karl Kraus sah naturgemäß die Presse "monatelang an einer Kolportagesensation würgen" ...Der bis heute rätselhafte Mordfall wurde mehrfach literarisch und filmisch aufgegriffen, zu allererst von Carl Hau selbst, der nach Verbüßung einer 17-jährigen Haftstrafe zwei Bücher schrieb, kurz bevor er, wiederum auf
Dietmar Dath schrieb einen Roman über einen Autor, der ein Buch schreibt über den Physiker Paul Dirac und sich dabei ziemlich verzettelt.Am Anfang steht ein Missverständnis: Die mysteriöse "Frau von der Küste" hat die halbautistische Nicole nämlich nicht gefragt, wer sterben soll, sondern wessen Leben entbehrlich ist. Es stirbt dann zwar tatsächlich jemand, doch der, den Nicole genannt hat, bekommt ein doppeltes Leben ...Alles klar? Nein? Macht nichts! Es führen zwar nicht alle aufgeworfenen Fragen in Dietmar Daths neuem Roman zu einer Antwort, doch zu diesem Rätsel findet der
Die Protagonisten in Johannes Gelichs "Chlor" und Günter Eichbergers "Nein" gehen baden.Vor 360 Millionen Jahre wagten erste Amphibien die Landnahme und leiteten damit die Entwicklung der Landwirbeltiere ein - und auch heute noch haben die meisten Menschen ein affines Verhältnis zum Wasser, aus dem alles Leben stammt. Das ist auch hierzulande nicht anders, auch wenn die sommerliche Hitzewelle überwunden scheint und Markus Rogans Formtief die Nation in Atem hält, jedenfalls mag es mehr als eine zufällige Koinzidenz sein, wenn in zwei österreichischen Neuerscheinungen die Protagonisten von
Jan Faktors witzig-drastischer Roman "Schornstein" führt unter anderem ins bürokratische Dickicht des Gesundheitswesens.In unserem, für mich auf jeden Fall besten Land auf der Erde gibt es eine Möglichkeit, Leute wie mich bei Gesundheit zu halten. Daß ich noch immer da bin, verdanke ich einer Maschine, mit der ich mir mein Blutplasma filtern lasse. Erfunden wurde das wunderbare Gerät zwar für andere Störungen, es funktioniert aber auch bei mir." Die Probleme für Schornstein, den vornamenlosen Ich-Erzähler, beginnen damit, dass auf Weisung der KV, der Kassenärztlichen Vereinigung,
"Auch das Meer ist nicht gut in Entscheidungen. Ständig ändert es seine Grenzen, fließt vor und zurück, lässt Dinge liegen und nimmt sie beim nächsten Mal dann doch wieder mit ..." Auch der Ich-Erzähler Felix hätte in jener windigen Novembernacht an der bretonischen Küste eine Entscheidung zu treffen, denn in vier Stunden läuft das Ultimatum ab, das Katharina ihm und Konrad gestellt hat. Ach ja: Katharina ist ihr Entführungsopfer und das Ultimatum besteht darin, eine Bedingung für ihre Freilassung zu finden. Andernfalls würde sie die Entführung abbrechen und nachhause fahren.Aus
Steffen Menschings Roman über das Leben eines Germanisten.Kein Jahr, das nicht im Zeichen eines prominenten Toten stünde, wobei es für den Jubel unerheblich ist, ob der Betreffende nun vor soundsoviel Jahren geboren wurde oder starb: gibt's einen Anlass, gibt's auch ein Fest ... Heuer sind also Mozart oder Heine dran und letztes Jahr - schon vergessen? - war Schiller auch schon wieder 200 Jahre tot. Eine unvermeidliche Begleiterscheinung dieser Jubiläen ist eine Flut von biografischen Publikationen, die oft bereits im folgenden Jahr ihr Haltbarkeitsdatum überschritten haben und sich in
Reinhold Bilgeri lässt in seinem ersten Roman kein Klischee aus.Reinhold Bilgeri, in den 80er und 90er Jahren auch international erfolgreicher österreichischer Popmusiker, hat seinen ersten Roman veröffentlicht. Genau genommen ist es ein Buch zum Film, denn der Roman ist parallel zum gleichnamigen Drehbuch entstanden, das dieses Jahr verfilmt werden soll.Liebe, die tragisch endetDer "Atem des Himmels" erzählt die Geschichte einer früh zur Witwe gewordenen, nicht mehr ganz jungen Frau aus verarmter kleinadeliger Familie, die nach dem Tod des Vaters ihrem stagnierenden Leben eine neue
Drei literarische Debüts junger Autorinnen und Autoren im Czernin-Verlag.Im Czernin Verlag sind eben die ersten Bände einer neuen Reihe mit junger österreichischer Literatur erschienen. Jungen Autorinnen und Autoren wird ihr literarisches Debüt in Einzelpublikationen ermöglicht - ein uneingeschränkt lobenswertes Unternehmen! Drei schmale Bände zu je hundert Seiten liegen vor und erlauben eine erste Beurteilung. Gleich vorweg: Leicht hat es der Czernin Verlag weder sich noch seinen Lesern gemacht, bei den drei Büchern handelt es sich durchwegs um avancierte Literatur, die sich einer
Marielies Blaskovich' Roman "Flügelschlag" fängt spannend an, wird aber leider klischeehaft.Der zweite Roman der im heurigen Frühjahr verstorbenen Schauspielerin und Schriftstellerin Marielies Blaskovich kleidet sich passenderweise ganz in Rot, denn dass diese Geschichte einer fatalen Obsession nur im Blutrausch enden kann, wird schon nach den ersten Zeilen klar.Vom Klappentext sollte man sich übrigens nicht in die Irre leiten lassen: Weder wird "die Frage nach dem Zusammenhang von Monotheismus und Gewalt neu gestellt" (und schon gar nicht beantwortet), noch der "Sehnsucht nach einer
Der neue Roman von Matthias Mander deckt Schlampereien beim Bau der Reichsbrücke auf und treibt die handelnden Figuren in den Opfertod.Zwei Ereignisse ließen den 1. August 1976 vielen Österreichern als Katastrophentag dauerhaft in Erinnerung bleiben: Der Einsturz der Wiener Reichsbrücke, der - da früh am Morgen erfolgt - glücklicherweise "nur" ein Todesopfer forderte, und der Feuerunfall Niki Laudas am Nürburgring eröffneten der geschockten Nation unvermutet die Schreckenspforten zur Prüfung durch Wasserfluten und Höllengluten.Des "Brückenfalles" nimmt sich Matthias Mander in seinem
Schwarzfahrer, Rowdys und ein Ungeheuer: "Kontroll" dringt ins Dunkel der Budapester U-Bahn.Wer kennt nicht das Unbehagen, das einen befällt, kurz bevor eine U-Bahn einfährt: Ein Lufthauch kündigt das "Ungeheuer" an, bevor wir es sehen können, und lässt uns einen Schritt zurücktreten. Der junge us-ungarische Regisseur Nimród Antal lässt seinen ersten abendfüllenden Spielfilm, eine gelungene Mischung aus schwarzer Komödie, mythischer Heldengeschichte und Sozialsatire, ausschließlich im düsteren Set der Budapester U-Bahn spielen und wählt als Protagonisten die wenig geliebte
Dietlind Antretters Liebesgeschichten.Dietlind Antretter hat ihr literarisches Debüt bei den diesjähringen Rauriser Literaturtagen präsentiert, die unter dem Motto "Worte und Orte" standen, also der Frage nachgingen, welche Bedeutung konkrete geografische oder ideelle symbolische Orte für das Schreiben der eingeladenen Autorinnen und Autoren hätten. Dietlind Antretters Biografie ist jedenfalls von oftmaligen Ortswechseln geprägt. 1961 in Salzburg geboren, war sie zehn Jahre lang Regieassistentin, Dramaturgin und Produktionsleiterin von Luc Bondy, für den sie in Europa, Amerika und Japan
Monika Wogrollys Roman quält mit humor- und schonungsloser Innenschau.Mein Problem ist, dass Wahrheit von Lüge nicht oder nur sehr schwer zu unterscheiden ist. Es spielt keine Rolle, ob etwas wirklich geschehen ist. Alles, was ich sage, hat mit mir zu tun. Ich habe einen Mord verübt; habe den Gasherd aufgedreht; habe einen Vogel gefunden." Dieses Bekenntnis der offensichtlich unter einem psychotischen Schub stehenden Hauptfigur mag dem Leser als roter Faden in Monika Wogrollys mittlerweile fünftem Roman dienen.Die äußere Handlung ist rasch erzählt: eine Medizin-Journalistin Mitte
Der Nachlass des Autors und literarischen Mentors Gerhard Fritsch in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek bietet Einblick in die österreichische Literaturszene der 1950er und 1960er Jahre.Im Herbst vergangenen Jahres war der Ankauf des literarischen Nachlasses von Gerhard Fritsch (1924-1969) durch die Wiener Stadt- und Landsbibliothek Anlass erregter öffentlicher Debatten. Man kann über die Angemessenheit des Kaufpreises von 654.075 Euro unterschiedlicher Meinung sein, die Bedeutung Gerhard Fritsch steht hingegen außer Zweifel, und man darf sich von der Aufarbeitung des sowohl qualitativ
Peter Landerls Roman "Happy Together".Peter Landerl legt mit "Happy Together" nach "Blaustern. Erzählungen" seinen ersten "Roman" vor. "Roman" in Anführungszeichen, denn um einen solchen handelt es sich nur bedingt, auch wenn der Klappentext behauptet, "Happy Together" erzähle "ein und dieselbe Geschichte aus drei Perspektiven". Ein Austauschstudent in London, ein Sozialhilfeempfänger in Wien und ein beinamputierter Urlauber legen in konsequenter Ich-Perspektive drei psychopathologische Selbststudien vor, wobei der Leser - und nur der Leser - erfährt, dass es etliche direkte
Daniel Wissers "Roman in 45 Strophen": Dopplergasse Acht.Daniel Wisser, Begründer des "Ersten Wiener Heimorgelorchesters" und Herausgeber der Literaturzeitschrift "Der Pudel", hat mit "Dopplergasse Acht" seinen ersten Roman - und zwar "in 45 Strophen" - vorgelegt. Die Gattungsbezeichnung ist bewusst irreführend und wer Daniel Wisser kennt, erwartet sich alles andere als einen Roman im herkömmlichen, ohnehin schon sehr erweiterten Sinn. Vielmehr steht "Dopplergasse Acht" durchaus in der Tradition des "Pudel", der einzigen Simmeringer Literaturzeitschrift für methodische Dichtung.Auf den
Gaspar Noés umstrittener Film "Irréversible" zeichnet ein meisterhaftes - und zugleich unerträgliches - Bild menschlicher Gewalt.Der dritte Film Gaspar Noés gilt seit seiner Uraufführung in Cannes 2002 als "Skandalfilm". Gleich vorweg: Der Film zeigt im ersten Drittel zwei wegen ihrer extremen Brutalität fast unerträgliche Szenen. Wer sich so etwas nicht zumuten möchte, sollte sich "Irréversible" nicht ansehen. Ohne jeden Zweifel ist dieser Film aber ein cineastisches Meisterwerk, der "Skandal" umso schwerer nachzuvollziehen, als Gewalt hier weder spekulativ noch verharmlosend
Katharina Fabers Romandebüt ist ausgezeichnet - im wahrsten Sinn des Wortes.Der fulminante Debütroman der Schweizer Autorin (und ausgebildeten Ärztin) Katharina Faber, der heuer bei den 33. Rauriser Literaturtagen mit dem Hauptpreis für die "beste Prosa-Erstveröffentlichung in deutscher Sprache" ausgezeichnet wurde, besticht zunächst durch seine erzähltechnische Raffinesse und sprachliche Souveränität. Nach einem kurzen Verzeichnis der handelnden Personen, denen der Roman auch gewidmet ist, tritt die Autorin völlig zurück und lässt ihre Figuren selbst berichten bzw. miteinander in
Eine Verfilmung des Lebens von Joseph Süß Oppenheimer wagt der Held des neuesten Romans von Sibylle Lewitscharoff.Dabei wird er mit dem blinden Fleck in seinem eigenen Leben konfrontiert.