Das chronische Verkehrschaos in den Straßen der ceylonesischen Hauptstadt Colombo ist einer gähnenden Leere gewichen. Postbüros, Banken, Supermärkte und Kinohäuser, die früher zwölf Stunden am Tag Massen von Kunden bewältigten, werden nur mehr im dringendsten Notfall aufgesucht. Alle öffentlichen Gebäude werden von bewaffneten Wächtern abgeschirmt.Doch trotz aller Sicherheitsvorkehrungen ertönen fast täglich Alarmsirenen, entweder, weil tatsächlich eine versteckte Zeitzünderbombe explodierte, oder aufgrund eines anonymen Warnrufs.Sri Lankas Leiden ist seit bald zwei Jahrzehnten
Der pakistanische Präsident wurde bösartig auch schon die „lächelnde Kobra“ genannt. Sicher ist, und hier sind sich Freund wie Gegner einig, daß der 61j ährige Punjabi ein mit allen Wassern gewaschener Staatsmann ist. „Selbst durch bohrende Fragen bedrängt“, kommentiert ein Besucher seine Begegnung mit Zia, „signalisieren weder der Tonfall seiner ruhigen, warmen Stimme noch seine Gesichtszüge eine Irritation oder gar Verärgerung.“Die Freundlichkeit, welche das Antlitz um deh scharf geschnitte-nen Mund mit dem grauen Parade-Schnurrbart ausstrahle, wirke glatt und
Indiens Nordwest-Staat Pun-jab, jahrelang durch Aufstände sezessionistischer Sikhs geplagt, die schließlich zur Ermordung Indira Gandhis führten, ist erneut in Bewegung geraten. Ein im letzten Sommer zur Lösung des Autonomie-Problems vereinbarter Gebietsaustausch zwischen Punjab und dem Nachbarstaat Haryana sollte bis zum 26. Januar beendet sein.Beide Bundesländer, vor allem deren Chefminister, möchten jedoch so wenig Boden wie möglich preisgeben. Sie fürchten, ihre Wählerschaft beschuldige sie des .Ausverkaufs der Heimat“, und dies wiederum gefährde ihre poli-tische Zukunft und
Der pakistanische Präsident Zia Ul-Haq hat am vergangenen 30. Dezember sein Amt als oberster Kriegsrechtsverwalter abgelegt. Seither ist Pakistan nach acht Jahren Ausnahmezustand wieder eine Demokratie mit einer gewählten Regierung und einer präsidialen Ein-Mann-Aufsichtsbehörde.Wie lange Zia diese Vormachtstellung auch unter ziviler Herrschaft halten kann, hängt voll und ganz von der weiteren Entwicklung im Krieg in Afghanistan ab: kommt es zwischen Moskau und Washington diesbezüglich zu ei-ner Verständigung und über kurz oder lang zum Rückzug der Sowjets aus Afghanistan, wird die
Seit zwei Jahren wird die Gefahr eines Bürgerkrieges auf der südasiatischen Tropeninsel Sri Lanka immer akuter. Der gewaltlose Einsatz der 2,5 Millionen Tamilen für Provinzparlamente, die für die territorialen, sicherheitspolitischen und schulischen Belange in ihren Nord- und Ostregionen Jaffna, Trincomalee und Batticaloa ausschließlich zuständig wären, erwies sich bislang als aussichtslos. Die 12 Millionen Singhalesen im Süden und Westen der Insel wollen die Kontrolle über die gesamte Wirtschaft des Landes nicht abgeben und verlangen Zugang zu den Hafenanlagen im Osten wie zum
Der 25. September wird als Wendepunkt in die Geschichte der 38jährigen indischen Republik eingehen. Das nordwestliche Grenzland Punjab, seit 1980 Schauplatz ethnisch-religiöser Konflikte, bekannte sich anläßlich der Neubestellung seines Landtages zur Wahrung seines politischen Sonderstatus.Die Religionsgemeinschaft der. indischen Sikhs, die 63 Prozent der Bevölkerung des Punjab stellt, will sich zu dem von Hindus dominierten restlichen Indien in gebührender Distanz halten, ohne jedoch die demokratischen Spielregeln der indischen Verfassung zu verletzen. Und die große Uber-raschung
Noch vor zwölf Monaten stand Indien psychologisch dem Jahr 1947 nahe. Heute, am 38. Unabhängigkeitstag, scheint das Jahr 2000 greifbar zu werden.” Dieser Kommentar einer Tageszeitung zum indischen Nationalfeiertag Mitte August charakterisiert unmißverständlich den Szenen-Wechsel in der Innenpolitik des Subkontinents seit der dramatischen zweiten Hälfte 1984.Besonders allerjüngste Ereignisse haben dem Inder gezeigt, daß mit den politischen Ränkespielen der letzten zwei Jahrzehnte Schluß gemacht werden soll. Rajiv Gandhi, seit acht Monaten Regierungschef seines Landes, versucht ein
Indiens Premier Rajiv Gandhi feierte bei den Parlamentswahlen Ende Dezember einen gigantischen Wahlerfolg. In diesem Triumph stecken für den neuen Politstar freilich enorme Verpflichtungen.
Der persönliche Einfluß der ermordeten Ministerpräsidentin Indira Gandhi auf die indische Politik der letzten zwei Jahrzehnte ist in den Wochen nach ihrem Tod fast stärker spürbar als noch zu ihren Lebzeiten.
Mit Aufmerksamkeit hat eine Gruppe indischer Katholiken Anfang September die „Instruktionen" der Kirche zur „Theologie der Befreiung" zur Kenntnis genommen. Der Ruf aus Lateinamerika nach einer Neuordnung der Hilfe für die Armen der Dritten Welt blieb dabei im Orient insgesamt nicht ohne Echo.
Die Erstürmung des Goldenen Tempels von Amrit-sar durch die indische Armee hat der Weltöffentlichkeit die explosive Lage im Norden des Subkontinents vor Augen geführt. Was sind die Hintergründe des Aufbegehrens der Sikhs gegen die Zentralregierung in Delhi?
Vor 20 Jahren hatte der Westen Nachsicht, bestenfalls Mitleid übrig, wenn von der Armut in Indien die Rede war. Ausgehungerte Kleinkinder auf Betteltour prägten das Bild.Vor zehn Jahren empörten sich die Gralshüter der Demokratie über das arrogante Gebaren der indischen Premierministerin. Sie hatte es gewagt, die geerbten Traditionen beiseite zu schieben und Westminster durch Autokratie zu ersetzen. Moskau applaudierte, und für Amerika, aber auch Europa war der Subkontinent bloß mehr sozialistischer Satellit, also Randfigur.Vor zwei Jahren korrigierte sich Frau Gandhi. Nur ihre
Pakistans Militärjunta unter General Zia ul-Haq ist durch eine aufmüpfige Opposition und Wirtschaftsprobleme unter Druck geraten. Mit einer Wahlankündigung trat Zia die Flucht nach vorn an.
Die Nachricht von einem bevorstehenden neuen sowjetischen Angriff auf das Pand-schir-Tal nordöstlich der afghanischen Hauptstadt Kabul weckte in Mudschaheddin-Zentralen von Peshawar einige Unruhe. Im Parteibüro der Hezb-i-Islami, bei den Freiheitskämpfern des islamischen Fundamentalisten Gulbu-din Hekmatyar, wimmelt es wie in einem Bienenhaufen.Pandschir war für Hekmatyar immer schon bedeutungsvoll. Bei dem von Pakistan gesteuerten Rebellenaufstand im Jahre 75 er-hielt der eifrige Ingenieur hier seine „Feuertaufe". Und bis heute steht ein großer Teil der paschtunischen
Das Jahr 1984 wird für den indischen Subkontinent politisch von entscheidender Bedeutung sein. In Indien, Pakistan und Bangladesh stehen Wahlen vor der Tür. In Nepal und Sri Lanka drängen Minderheiten auf Systemveränderungen. Dazu kommtder Einfluß der Großmächte.
„Unsere Friedensfragen und die Sicherheit in Europa entscheiden sich vielleicht weniger in der Zahl der Atomwaffen als daran, ob zwischen Nord und Süd ein sozialer Ausgleich erreicht werden kann.“ Mit diesem Grundsatzgedanken beendete vergangene Woche der österreichische Vize- Kanzler Norbert Steger seine viertägige Südasien-Reise, die ihn in die indische Hauptstadt Neu Delhi geführt hatte.Der formale Aufhänger des Besuchs des österreichischen Vizekanzlers in Indien war die erste Tagung der indisch-österreichischen Gemischten Kommission. Dieser neue bilaterale Kontakt kam auf
Beobachter berichten aus Afghanistan von einer großangelegten Herbstoffensive von Regierungstruppen und Sowjets gegen die Widerstandskämp-fer, die seit diesem Frühjahr wiederholt die Sowjetgarnisonen und Provinzzentren angegriffen haben. Zweck dieser Offensive ist es wohl, verlorenes Terrain zurüokzugewinnen.
Indien ist gewiß eine wichtige Stimme in der Dritten Welt. Und wenige erstaunte es, daß vor einem halben Jahr bei der Block- freien-Konferenz in Neu Delhi über hundert höchste Staatsmänner mit Indira Gandhi voll übereinstimmten, als sie im Namen des Südens den Norden um mehr Frieden und Gerechtigkeit anging.Uber die Art dieses Friedens variierten die blockfreien Länder zwar in ihrer Ansicht. Auch das verwundert nicht, wenn man zusieht, wie sie selbst ihre liebe Mühe und Not mit politischer Ruhe und Ordnung haben. Und sie alle — Indien an erster Stelle — dürfen daher auch nicht
Nur kurz vor der letzten Runde der Genfer Afghanistan- Gespräche hatte eine Meldung vom Kriegsgeschehen am Hindukusch einige Verwirrung gestiftet. Der „Löwe vom Pandschir“, das Tal hundert Kilometer nordöstlich von Kabul und als die eigentliche Festung des islamischen Widerstandes gegen die sowjetischen Besatzer bekannt, habe mit der Roten Armee einen Waffenstillstand geschlossen, lauteten damals die Meldungen.Das Erstaunen war groß. Denn Guerillaführer Masoud Ahmed, von dem die Rede war, hatte seit Kriegsbeginn in Afghanistan sieben oder acht kombinierte Land- und Luftangriffe der
Seit Jahrhunderten liegen sich die Singhalesen und Tamilen im heutigen Sri Lanka (früher: Ceylon) in den Haaren. Früher waren sie etwa gleichstarke Königsreiche, später wollten die Briten die beiden Völker vereinen, gaben aber den anpassungsfähigeren Tamilen in der Verwaltung den Vorzug. Zudem verstärkten sie ihre Gruppe mit dem Zuzug von südindischen Tamilen als Arbeiter in den englischen Teeplantagen. Nach Ceylons Unabhängigkeit 1948 übernahmen wieder die Singhalesen, die 80 Prozent der Inselbewohner stellen, die Macht. Seither sind die Rassenauseinandersetzungen an der
Das Tiroler Bergdorf Alpbach bietet wohl eine zu liebliche Landschaft, um sich ernsthaft mit den Sorgen und Nöten eines Drittweltlandes auseinanderzusetzen, denen vorwiegend extreme klimatische Bedingungen zugrundeliegen.Die Initiatoren des „Europäischen Forums Alpbach“, das „österreichische College“ unter der Leitung von Otto Molden, haben zwar den Kurort längst in eine „Intellektuellen-Republik“ umgewandelt, und seine Kongresse sind auf hohem wissenschaftlichen Niveau.Durch „Dialogkongresse“ zwischen Westeuropa und fremden Kontinenten ist das österreichische College seit
Am 16. Juni kommt die indische Premierministern Indira Gandhi für ein paar Tage auf Besuch nach Österreich, wo sie auch am Dialogkongreß Westeuropa-Indien in Alpbach teilnehmen wird. Was wissen wir heute überhaupt über dieses riesige Land? Unser Sudasien-Korrespon- dent hat das Wesen dieser zerrissenen Nation zu durchleuchten versucht.
Seit Monaten fordert die bürgerkriegsähnliche Unrast im indischen Nordosten, in Assam im Tal des Brahmaputra, tagtäglich ihren Blutzoll — und das trotz massiver Polizei- und Militärpräsenz. Viele der Massaker sind noch gar nicht bekannt, da weder die Behörden noch die Armee in die entlegensten Hügelgebiete und dichten Wälder vorzudringen wagen.Die bisherige Friedlosigkeit in der Grenzregion zu China und Bangladesh hat sich zu einer panischen Angst entwickelt: 3000 Tote, zum großen Teil Frauen und Kinder, sind auch für Indien, das noch das Gemetzel zwischen Hin dus und Moslems zu
Das siebte Gipfeltreffen der blockfreien Länder in Neu-Delhi ist abgeschlossen, fragt sich nun, welchen Kurs diese Bewegung unter der Präsidentschaft Indira Gandhis steuern wird. Der Grundtenor der Blockfreien ist auch in der indischen Hauptstadt antiwestlich geblieben. Doch sollte sich der Westen dadurch nicht täuschen lassen.
Indien kommt nicht zur Ruhe: Immer wieder krachen religiöse Gruppen aufeinander, Tote und Verletzte sind die Folgen. Doch was die Inder als Streit zwischen Glaubensrichtungen bezeichnen, ist wesentlich ein Konflikt zwischen Habenden und Nichthabenden.
In den Bergen des westlichen Hindukusch fällt der erste Schnee. Die Straßen und Pässe in Afghanistan werden teilweise unpassierbar. Damit sind auch die Truppen aus Kabul und die sowjetischen Besatzer gezwungen, ihre Angriffe auf die Stellungen der muslimischen Freiheitskämpfer, der Mujahedins, zu vermindern.Die Streiter Allahs selbst ziehen in die südlicheren Gefilde, konzentrieren sich auf die Guerilla-Tätigkeit in den Städten oder rü sten sich im benachbarten Pakistan für die nächstjährige, die vierte „Kriegs-Saison".Denn dies ist sicher: ohne eine radikale Kursänderung