Fräuleinwunder, Migrationsroman: Wer glaubt eigentlich noch an diese
Erzählgeister der Kritiker? Statt immer nur die zweite Geige zu
spielen, nehmen die Kritiker dann manchmal selbst die Autorenfeder
zur Hand. Neue Beispiele zeigen: Das geht nicht unbedingt gut.
Wie zeitgenössische Autoren Romane aus dem eigenen Leben machen und in der Fiktion der Wahrheit auf den Grund gehen.Das Buch muss die "Axt sein für das gefrorene Meer in uns“, schreibt Franz Kafka. Natürlich spricht der Autor hier von sich selbst. Es ist das eigene Leben, aus dem er den Angststoff für seine Romane nimmt. Doch andererseits ist K. nicht Kafka, und der Roman "Der Proceß“ erzählt nicht das Leben des Autors, sondern das eines etwa gleichaltrigen Bankangestellten. Imitation und Simulation sind zwei Betrachtungsseiten lebensnaher Literatur. Wenn Autoren ihr eigenes
Vor 100 Jahren wurde Max FriSch geboren. der auSgebildete architekt
Stellte in Seinen werken die identitätSFrage. Seine Figuren Sind
Migranten in einer globaliSierten welt.
Landschaften und städte Lesen wie ein Buch, Reisen aLs MeditieRen und
aLs weg, zu sich seLBst, aLso auch nach hause zu finden: cees
noote-BooMs BücheR eRzähLen, wie das geht.
Norddeutscher Dialekt, archaische Schreibweisen, historische und märchenhafte Einsprengsel, schnoddigre Vergleiche mit einer kleinen Dosis Pathos: so klingt Der unverwechselbare Sound der lyrik und Prosa von SaRah Kirsch.Im Mai 1987 ist Sarah Kirsch mit einem „ORF-Auto“ unterwegs zu Lesungen. Von dieser „Alphabetisierungsreise“ berichtet ihr neues poetisches Journal „Krähengeschwätz“. Da stehen neben den „jungen Naturtalenten“ beim Vorarlberger Workshop die „argen Schlangen“ von Menschen in Mannheim, die „alle von den Socken“ waren „über das was ich las“,
Während ihrer „Insel— Käfigexistenz“ im Exil wurde Hilde Domin (1909–2006) zur Dichterin.„Sanften Mut“ hat Erich Fried Hilde Domin bescheinigt: „‚Du / würdest auch noch dem Tod / leise / entgegentreten!‘ // ‚Leise? / Vielleicht. / Aber / entgegentreten.‘“ In der Tat: Hilde Domin (1909–2006) war eine leise, auch von Gestalt kleine Ruferin mit großer Stimme, die gehört wurde, vor allem wenn sie gegen „Menschenblindheit“, „Vorausopportunismus“, „Nachkrieg und Unfrieden“ ihr „Dennoch jedes Buchstabens“ setzte. „Sanfter Mut“ war ihr Lebensmotto und
Autorinnen und Autoren haben als Ankläger der Unfreiheit und als Anwälte des freien Wortes den Sinn für die Freiheit immer wieder wachgehalten."Freiheit, ich will dich", schrieb Hilde Domin 1968 im Angesicht des Prager Frühlings. Vierzig Jahre später scheinen viele Intellektuelle nicht mehr so gut auf die Freiheit zu sprechen zu sein. Dem Stolz auf die Freiheitsrechte des Individuums, die in oft schweren Befreiungskämpfen errungen worden sind, stehen in der globalen Risikogesellschaft Entscheidungsängste, Gewissensnöte und kollektive Tröstungsangebote entgegen.Eine Meinungsumfrage des