Hoch und hell, wie zarte, blaugrüne Lasur, wölbt sich auch in diesen Tagen der Himmel über der Ewigen Stadt. Fern, wie eine stille Sage, sind die schneevergrabenen Landschaften der nördlichen Gebirge, der grauverhangene, flockenkündende Himmel über den weihnachtsseligen Städten. An der Porta Pinciana blühen, goldschimmernd und zart, die Mimosen, die Blumenhändler an der Spanischen Treppe warten mit all der Buntheit ihrer frühlingsfrischen Ware auf. So spannt der Weihnachtstag seinen leuchtenden Bogen über das edle Altgelb und das matte Terrakott der römischen Innenstadt. Heller
Wer heute von der larchenbestandenen Höhe des Ritten auf die Stadt Bozen blickt, die er lange Jahre nicht gesehen, der wird angesichts der riesigen Ausweitung des verbauten Stadtgeländes erstaunt, wenn nicht erschrocken sein. Man hat diese Stadt anders in Erinnerung — als Zentrum dieses deutschsprachigen Gebietes, städtisch-regsam und durchaus nicht beengt, aber keineswegs als Industriestadt. Das aber ist sie heute, und damit sind auch schon alle Probleme umrissen, die hier wirksam sind. Und geht man dann etwa bloß über eine der modernen Talferbrücken, um in die ausschließlich von
„Ich werde, wenn man fortfahren wird, diese heilige Stadt zu zerstören, meinen Sitz in die gefährdetste Pfarre verlegen, um dort als der Bischof von Rom all die Gefahr und das Leid zu teilen, das die Bewohner dieser Gebiete erdulden müssen.“ Das sagte Pius XII. am 19. Juli 1943, als in den Mittagsstunden dieses Sommertages die ersten Bomben auf eines der volksreichsten Gebiete Roms gefallen waren und die alte Basilika San Lorenzo fast zerstört hatten. Kennzeichnend wie diese Worte, die er an einige Diplomaten richtete, war die Tat, die er dadurch setzte, daß er noch während des
So hoch wir bereits in den Luftraum vordrangen, so nahe wir daran sind, mit den modernen Raketengeräten selbst die Zone der Erdatmosphäre zu verlassen, so kühn die Taten unserer Bergsteiger im Kampf um den höchsten Gipfel unserer Welt auch sind, so genau wir heute auch schon die feinste Struktur und die kleinsten Teilchen der belebten und unbelebten Materie zu durchdringen vermögen — so wenig wissen wir von alldem, was die Fluten des Meeres bedecken.Man hat es oft gelernt und gehört und dennoch gleich wieder vergessen, daß die Fläche des Landes auf unserer Erdkugel von dem Ausmaß
Der Frühling der ebenen Länder ist anders als der des Mittelgebirges, ganz anders als an den Hängen unserer Berge.Ihm fehlt das glitzernde Silbergeschmeide der noch schneebedeckten Berge, die auf das erste schüchterne Blühen niederblicken, ihm fehlt auch vor allem die Wirkung des grünen Wunders, das der Wald uns bietet, wenn Millionen von Blättern, silberha-ar- überzogen und schimmernd im leuchtenden Gelbgrün ihrer Jugend, aus den Knospen schlüpfen. Er kommt die Steppe entlang, seine Buntheit ist an die Erde gebunden, die aber überzieht er mit leuchtenden Farben, die hüllt er ein
Die ragenden Zinnen der wildgeformten, grauen Dolomitenberge begrenzen im Norden den Horizont, während nach Süden hin die Ebene grün und fruchtbar unter dem Dunst des nahen Meeres liegt. So erschließt sich Venezien dem Besucher. Nicht nur die Landschaft ist hier sanfter und milder als in der westlich gelegenen Lombardei, auch die Sprache klingt weicher als dort. Der größte lateinische Prosaschriftsteller, Titus Livius, ist in Padua, also im Zentrum Veneziens, geboren worden und Roms größter Dichter Virgilius an der westlichen Ausfallspforte Veneziens, in Mantua, zur Welt gekommen. Die
Es wurde in der letzten Zeit sehr oft daran erinnert, daß der Nordpol, bisher im ewigen Eis verschollen und versunken, in einem Schnittpunkt wichtiger Weltwege liegt und auch zu einer Wegkreuzung der Strategen geworden ist. Das Eindringen des Menschen in“ die einst von der Natur streng abgeschlossene, eisige und frostige Welt der Arktis darf aber nicht nur vom Blickpunkt der Strategen gesehen werden. Hier vollzieht sich eine mit großer Zähigkeit durchgeführte i Ersdiließertätigkeit, die zunächst und in erster Linie darauf abzielte, diese Gegenden für Menschen bewohnbar zu machen.Als
Du wirst über die fahlbraunen, sommerdürren Hänge gehen und sie kaum beadiren. Sie ist den prangenden Schwestern, den farbenbunten, nicht ähnlidi, die jetzt in allen Gärten blühen und in allen Vasen prangen. Auch den Bergastern gleicht sie nicht, deren leuchtendes Violett von den saftigen Grasflächen der Felsstufen winkt, und nicht der zierlichen Buschaster, die nun in allen Tönungen am Gartenweg erglüht. Sie ist ruppig und zausig, wie es alle Kinder der winddurchkämmten russischen Steppe sind, ihre Blüten sind winzig klein und stehen in un-ordentlidien Büsdieln beisammen. Doch sie
Der ' Falkenschrei hängt lange in der *rüben Luft des Spätsommertages. Metallisch klar und schwirrend stieg er über dem dichten Jungwald hoch und einen Augenblick lang schien es, als ob die ganze weite Waldeinsamkeit seiner lauschte. Selbst das sägende Geigen der Heupferde und das Summen der dicken Fliegen verstummte, doch gleich darauf war es wieder da und mit ihm all die Töne der klingenden Waldsymphonie. Hoch oben, im bleigrauen Himmel dieser schwülen Tage, stand zitternd und dunkel der Umriß des Raubvogels, dann war er verschwunden und nur der Häher zeterte noch aus den Buchen
Die übliche Form der Weltkarte übermittelt ein völlig falsches, irreführendes Bild der Arktis. Sie erscheint meist als abgelegene Eiswüste am oberen Kaftenrand und ist in Wahrheit das Zentrum unserer Welt und der Mittelpunkt einer höchst bedeutungsvollen Region. Aus dieser Schau begreifen wir erst das große Interesse, das Amerika und die Sowjetunion jetzt jenen Gebieten zuwenden, die man im allgemeinen unter der Bezeichnung „Arktis“ zusammenfaßt. Die sich in letzter Zeit mehrenden Nachrichten über Bahn- und Straßenbauten, Manöverübungen, Kohlen-, öl- und Erzfunde in den
Die breite, fast ebene Einsattelung des Reschenpasses ist im Frühjahr übersät von weißen und blauen Blütentrichtern: der Krokus blüht! Kühl weht es von den dunklen Bergen herab und wenn man der Straße nachgeht, die durch das Dorf Reschen zu dem kleinen See führt, dann ist mit einem Male ein schmales Bächlein neben uns, das seine Wässerchen aus den feuchten Krokuswiesen sammelt. Und dieses Bächlein ist die Etsch!„Die Etsch entspringt aus ainer wisen, ist ain zimlichs groß und Hechtes brünnlein, rinnt allda durch 3 grosse see ...“ So schreibt Marx Sittich von Wolkenstein in
Daß Venedig eine Insel ist und nicht a m, sondern i m Meere liegt, haben wir alle in der Schule gelernt. Es erschien uns damals schon etwas seltsam, aber wir nahmen es zur Kenntnis. Daß man beim Besuch der Lagunenstadt diese Schulweisheit so wundersam bestätigt findet, soll hier weder erneut festgestellt, noch ausführlicher erörtert werden. Aber daß Venedig auch im letzten Krieg, in diesem so umfassenden und alles in seinen Bann ziehenden Krieg, Insel geblieben ist, und zwar Insel des Friedens in jeder, auch in geistiger Beziehung, d a.s ist wesentlich und verdient Beachtung.Venedig ist
Die Schlußphase des Krieges in Europa istim wesentlichen von vier großen und entscheidenden Ereignissen beherrscht: dem Rheinübergang der Alliierten Ende März, die Befreiung Wiens Anfang April, dem Kampf um Berlin, der sich bis Anfang Mai hinzog und der Kapitulation der Heeresgruppe Süd am 4. Mai. Die letztere war nicht nur für den Gang der Ereignisse im Alpenraum und besonders in Österreich von entscheidender Bedeutung, sondern sie spielte auch eine ganz große Rolle für den totalen Zusammenbruch des Hitlerregimes überhaupt. Sie schaltete eine bis dahin fast völlig intakte und gut
Aus den Morästen und Sumpfwiesen des nördlichen Landes sammelt er die Gerinne. Er durchschneidet das weite Land von Mitternacht nach Mittag, trennt die Wirrnis grünen Schilfes und unabsehbarer Sümpfe vom baumbestandenen Hügelland und verliert sich mit seinen Armen und Kanälen in die Fruchtbarkeit der schwarzen Erde. Mit schäumendem Schwall überspült er die hemmenden Barrieren der Stromschnellen und verströmt sich schließlich in geruhsamer Fülle dem Schwarzen Meer.Durch nachtdunkle Wälder fließt er, nodi jung und in Furten durchschreitbar, oben im Norden, wo nur die kargen Föhren
Im Obereifer der italienischen Kampagne gegen die österreichischen Ansprüche auf S G d t i r o 1 verbreitet die italienische Nachrichtenagentur ANSA die Behauptung, Österreich hätte zehn Divisionen nach dem 18. September 1943 zum Kampf gegen die italienischen Patrioten — gemeint sind die verschiedenen Partisanengruppen — gestellt, Divisionen, die man als österreichische definieren könne, „per nationalitä dei commandanti, degli ufficiali“ und „della maggior parte dei soldati“, auf Grund der Nationalität ihrer Kommandanten, ihrer Offiziere und des größeren Teils der
Die Via Flamina führt aus dem grünen Umbrien hinüber nach Latium. Sie folgt dem jungen Tiber, der sich seinen “Weg zum nahen Meer durch die Sabinerberge bahnen muß. Hat man die Enge passiert, in der das mittelalterliche Felscnnest Civita Castel-lait* auf einer weit vorspringenden Halbinsel über der zerklüfteten Landschaft steht, so taucht, wuchtig und dunkel, zur linken Hand die Berggestalt des Monte Sorakte auf. Als grauer Klotz steht er in der Landschaft, vom langen Kalksteinzug der Sabiner Berge abgesprengt. Es fällt nicht schwer, das Bild der Urzeit heraufzubeschwören, da dieser
In Perugia lag feuchter, salziger Schnee.Der Himmel über dem Tal des jungen Tiber war grauverhangen und die Autostraße war naß bis kurz vor Rom. Am Forum Mussolini standen Drahtverhaue und Sandsackbarrlkaden, dahinter „PAI.“ (Afrikapolizei) mit Tropenhelmen und Maschinenpistolen. In den Straßen war es schwarz von Menschen: Epiphanias 1944, Dreikönigstag im fünften Kriegsjahr! An der Porta Pin-ciana, am Beginn der Via Veneto, blühten die Mimosenbäume. Weiße Holzgitter schlössen die breite Straße ab, Afrikapolizisten und deutsche Feldgendarmen hielten alle Fahrzeuge auf: in den