Beim WeltsozialgipfeL in Kopenhagen (Seite 1) wird ein Grund für die Probleme der Dritten Welt nur ungenügend zur Sprache kommen: die Verbindung zwischen Militär- und Sozialausgaben.
MOMA, wie die New Yorker liebevoll ihr einmaliges „Museum of Modern Arts“ nennen, präsentiert mit „Vienna 1900: Art, Architectu-re and Design“ nicht nur Einmaliges, sondern diese dem Wien der Jahrhundertwende gewidmete Ausstellung ist gleichzeitig die größte des Jahres für Amerikas Metropole. Die drei die Ausstellung beherrschenden Maler — Gustav Klimt, Egon Schiele und Oskar Kokoschka — waren in den Kunstkreisen New Yorks schon lange gefragt.Das beweist schon die Tatsache, daß bekannte Kunstsammler Bilder der drei Genannten besitzen, die Familie der Estee Lauder etwa, der
Ronald Reagans „Star-Wars”-Rede vom 23. April 1983 hat in politischen und wissenschaftlichen Kreisen der USA eine neue Strategie-Debatte ausgelöst. Das ehrgeizige Projekt eines Raketen-Abwehr-Systems, zu dem jetzt mit Hochdruck Forschungsarbeiten betrieben werden, hat viele Anhänger, aber noch mehr Gegner. Wir lassen hier einen der SDI-Kritiker zu Wort kommen.
Werden die Vereinigten Staaten von einer Einwandererlawine überrollt? Wollen oder können sie nicht handeln, um das Einströmen hunderttausender illegaler Einwanderer zu verhindern oder zumindest zu drosseln?Seit dem ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts - damals wanderten 8,8 Millionen Menschen in die Vereinigten Staaten ein - war der Zustrom noch nie so groß wie jetzt. In den beiden letzten Jahren wurden 526.000 beziehungsweise über 800.000 Ausländer zur Einwanderung in die USA zugelassen. Dazu kommen die illegalen Immigranten, deren Zahl auf eine halbe Million bis eine Million pro Jahr
Wir sind mittendrin in einer Grenzverwirrung. Von unserer Zeit könnte man sagen, daß die Naturwissenschaften keine Grenzen anerkennen, oder höchstens zeitweilige. Bestenfalls werden sie antworten: „Das können wir noch nicht machen“. Denn die Wörter „noch nicht“ sind in der Wissenschaft der Tribut, den die Ehrlichkeit dem Optimismus entrichtet.Da die Naturwissenschaften zu dauernden Grenzüberschreitungen ermutigt werden, hat sich ihrer eine Art Freibeutergeist bemächtigt, und der Raubbau an den Naturgeheimnissen ist eine Großindustrie geworden.Dies tritt vielleicht in
Während sich Präsident Ronald Reagan von seinem Lungenschuß erholt, während die Debatte um das leidige Thema der „Guncontrol“, also um die Einführung eines Waffenpasses, neu aufgeflammt ist, und während im Weißen Haus täglich Genesungswünsche in Wäschekörben einlangen - bisher über 16.000 Zuschriften - nähert sich der 30. April, also jener Tag, an dem Präsident Reagan hundert Tage im Amt sein wird.Dieses „Jubiläum“ wäre bestimmt keiner Beachtung wert, wenn mit diesem Datum nicht eine innenpolitische Tradition verbunden wäre. Es ist - wie man in Washington sagt - „the
Fassungslose Gesichter bei Medienleuten, Meinungsbefragern und in den liberalen (d. h. in Amerika: gemäßigt linken) Zentren der Großstädte. In Washington beginnt die Carter-Bürokratie zu packen und die Häuser zu verkaufen.Der politische Beobachter steht voller Staunen vor einem politischen Erdrutsch, der die Wähler eines Kontinents - ungeachtet ihrer bisherigen politischen Bindung - zu einem neuen Konsens gedrängt hat. Nach außen war es ein gewaltiger Wahlsieg für Ronald Reagan.Es geht hier jedoch um mehr als nur um die Person Ronald Reagan: Die bis weit in die Arbeiterschaft
Während es zwei Wochen vor den amerikanischen Präsidentschafts wahlen zumindest riskant ist, einen Sieger vorauszusagen, kann man doch schon jetzt einige Feststellungen machen, die am 4. November mit größter Wahrscheinlichkeit Gültigkeit haben dürften:
Es gab eine Zeit, wo die Sucher nach Wahrheit sich die Hände nicht schmutzig zu machen brauchten. Von dieser noblen Gattung überleben im Feld der exakten Wissenschaften (um die es sich bei der Naturforschung handelt) allein die Mathematiker, die moderne Naturwissenschaft erstand mit dem Entschluß, der Natur ihre Wahrheit durch aktives Eingreifen in sie abzuzwingen, also durch Intervention in den Gegenstand der Erkenntnis.Diese Intervention heißt „Experiment", welches ein Lebenselement für alle moderne Naturwissenschaft geworden ist. Beobachtung beinhaltet hier Manipulation. Nun
Schon seit Monaten hatte eigentlich alles damit gerechnet, daß US-Präsident Jimmy Carter und sein republikanischer Herausforderer Ronald Reagan ihre Parteivölker in die Wahlschlacht vom November führen würden. Und doch war bis zuletzt vieles nicht klar, wußte man nicht sicher, was sich hinter den Kulissen von demokratischer und republikanischer Partei alles abspielte.Bei den Republikanern ging es bekanntlich nur noch um den Vizepräsidenten, der nach einem mißglückten politischen Manöver schließlich an den togischen Aspiranten George Bush fiel. Als das „Traum-Gespann"
Die amtliche Verbriefung des Iran-Debakels vor den Zeitgenossen und der Geschichte ist der Rücktritt von Außenminister Cyrus Vance. Wenn ein Diplomat vom Stil Vance und Repräsentant der alten Schule so stark von der Routine abweicht, daß er seinen Rücktritt mit einer von ihm als falsch erachteten Politik motiviert, so will er damit ein historisches Zeichen setzen.Sonst werden ja Rücktritte gewöhnlich mit angegriffener Gesundheit begründet, bei Vance übrigens ein durchaus zutreffender Bezug: Er hatte ja schon seit geraumer Zeit angekündigt, er wolle nach Ablauf dieser
In der Vergangenheit wurden amerikanische Präsidentschaftswahlen mit den Vorwahlen im Staat New Hampshire eingeleitet. In diesem kleinen New-England-Staat erlebte die Wählerschaft jeweils die erste Parade der Kandidaten und durfte erste Kostproben politischer Wahlkampf-Rhetorik über sich ergehen lassen.Anno 1980 ist das etwas anders: Das Rennen um die US-Präsidentschaft ist praktisch schon seit Monaten im Gang, nicht zuletzt weil die Wahlkampfstrategen aus den Ereignissen rund um den Kandidaten Jimmy Carter im Wahljahr 1976 abgeleitet haben, daß dessen Erfolg durch den frühzeitigen
Die Zeitzählung erfolgt immer noch nach Tagen der Festhaltung von 50 amerikanischen Geiseln in Teheran. Trotzdem beginnt man ein gewisses Nachlassen des Interesses an der Irankrise zu empfinden. Die Schlagzeilen der Boulevardblätter behandeln den Streik der Long Island Railroad, die Irankrise ist nur mehr „Seite 2“. Wohl betrifft dieser Streik hunderttausende Pendler, die jetzt Schwierigkeiten haben, ihren Arbeitsplatz in New York zu erreichen. Dennoch: Der amerikanische Alltag erhebt wieder Anspruch auf Priorität.
Ursprünglich war ein dreiteiliges Interview über die Aussichten auf die Ratifizierung des in Wien von US- Präsident Carter und dem sowjetischen Staats- und Parteichef Breschnew- Unterzeichneten SALT-II- Vertrages im amerikanischen Senat geplant. Gegner, Befürworter und Neutrale sollten zu Wort kommen. Dieses Konzept wurde dann fallen gelassen, weil die Regierung und die Befürworter der Ratifizierung eine solide Mehrheit zu mobüisieren imstande waren.Die potentiellen Gegner wurden mit dem Versprechen abgefertigt, in den nächsten Jahren werde potentiell aufgerüstet, auch wenn die von
Aus Anlaß der Eröffnung der Wiener UNO-City bringt die FURCHE zwei Beiträge, die sich mit Fragen der internationalen Zusammenarbeit befassen. Die Gedanken von Botschafter Thomas Klestil, Österreichs Vertreter bei den Vereinten Nationen, wurden bereits im Rahmen eines Vortrages vor der österreichischen Liga der Vereinten Nationen präsentiert Der Beitrag von Kardinal Franz König ist ursprünglich in „austria today“ erschienen.
Einen Wendepunkt hatte US-Präsident Carter vor zwei Wochen in einer Fernsehansprache angekündigt - einen Wendepunkt in der Geschichte der amerikanischen Nation und in der Entwicklung seiner eigenen politischen Geschicke. Und viele glaubten es ihm auch, nachdem sie ihren Präsidenten mit entschlossenen Gesten und fester Stimme am Fersehschirm mitverfolgen hatten können. Doch die Euphorie hielt nicht lange an: Wenige Tage nach der „Wiedergeburt“ des politischen Führers der Vereinigten Staaten waren die Amerikaner verwirrter denn je zuvor. Ein von ihm selbst befohlenes Rücktrittsangebot seiner Regierung zerstörte die Hoffnung auf eine Wende.
Edmund Gerald Brown junior, als „Jerry“ Brown bekannt, ist Gouverneur des volkreichsten US-Bundesstaates Kalifornien und, neben Ted Kennedy, jener Demokrat, der Präsi- * dent Jimmy Carter die größten Sorgen bereitet. Anders als Kennedy, der immer wieder betont, er wolle Carter nicht aus dem Weißen Haus verdrängen, macht Brown aus seinen Präsidentschaftsambitionen kein Hehl.Brown trat 1976 in den innerparteilichen Vorwahlen um die demokratische Präsidentschaftskandidatur in sechs Bundesstaaten, darunter Kalifornien, gegen Carter an und schlug ihn in allen sechs Bundesstaaten. Aber
Wenn Politiker von der Bildfläche abtreten, sind sie meist bald vergessen. Bei Kissinger ist das anders. Er ist nicht bloß eine legendäre Gestalt, sondern ein aktiver und einflußreicher Faktor des politischen Lebens der USA. Er schreibt nicht nur Memoiren, hält nicht nur Universitätsvorlesungen, Kissinger sitzt in Bankgremien als wohlbestallter Berater und kassiert für jeden seiner stark besuchten Vorträge 10.000 Dollar.Als Redner ist er jedoch nicht nur in eigener Sache unterwegs. Für seine republikanischen Parteifreunde spart er keine Mühen, nicht mit seinem legendären politischen
Am Abend des Tages, an dem US-Präsident Jimmy Carter seinen Budgetvorschlag dem Kongreß zuleitete, legte er vor beiden Häusern in der „Botschaft über den Zustand der Nation“ einen Rechenschaftsbericht ab.Die Rede gebar zwar zu den zahlreichen politischen Leitworten der Vergangenheit („New Deal“ - F. D. Roosevelt, „New Frontier“ - J. F. Kennedy) ein neues: „New Foundation“ (Neues Fundament). Aber sie befaßte sich eigentlich ausführlich nur mit der Inflationsbekämpfung und dem Abrüstungsabkommen SALT II, das zwar noch nicht unterzeichnet ist, dessen Abschluß der
Das alte Dilemma „Butter oder Kanonen“ plagt die US-Regierung Jimmy Carters auf besondere Art: Nachdem der Präsident in den ersten beiden Jahren seiner Amtszeit fiskal ziemlich sorglos in den Tag gelebt und die Beiträge der Steuerzahler in laufende Sozialprogramme investiert hatte, steht jetzt plötzlich die Inflation mit einer Rate um die 10 Prozent wie ein Schreckgespenst im „Oval Office“ des Präsidenten.
Auf dem Papier sieht der „Sieg“ der Republikaner bei der letzte Woche in den USA abgehaltenen „Halbzeitwahl“ recht mager aus: zwölf zusätzliche Sitze im Abgeordnetenhaus, drei neue Senatoren und sechs neue Gouverneure nehmen sich eher dürftig aus, gemessen an der Tatsache, daß die Demokraten eine Mehrheit von 2 : 1 im Abgeordnetenhaus und 62:38 im Senat innehatten. Denn bisher verlor die jeweilige Regierungspartei bei den Kongreß- und Gouverneurswahlen zwischen Präsidentenwahlen immer weit stärker an Boden, ahndete der Wähler doch die übliche Nichterfüllung der bei der
Daß in Camp David „etwas“ herauskommen würde, war eigentlich schon zum Zeitpunkt der Einberufung dieser Konferenz klar. Selbst jene Kreise, die die Behandlung außenpolitischer Probleme durch das heutige Team im Weißen Haus als amateurhaft kritisiert hatten - und diese sind in der Mehrzahl -, waren sich darüber einig, daß Präsident Carter diesen „Summit“ von langer Hand und sehr präzise vorbereitet hatte und daß er nicht ohne Rückendeckung nach Camp David gereist ist. Die Risken, von denen der Präsident für seine Karriere vor der Konferenz sprach, sollten wohl dann das
Nicht zum ersten Mal mußte Präsident Carter seine Erklärungen und die Kommentare seiner engsten Mitarbeiter „interpretieren“, um Freund und Feind ein klares Bild darüber zu geben, was denn eigentlich offizielle US-Politik gegenüber der Sowjetunion sei. Daß hier ständig Meinungsverschiedenheiten auftauchen, hängt wohl damit zusammen, daß die State-Department-Gruppe um Außenminister Vance und Abrüstungschef Warnke das SALT-II-Abrüstungsabkommen mit der Sowjetunion um jeden Preis über die Runden bringen möchte, Sicherheitsdirektor Brzezinski hingegen die zuletzt in Afrika aufgeflammte sowjetische Aggressivität als Bedrohung des Weltfriedens ansieht.
Routiniers der amerikanischen Innenpolitik prophezeiten nach der Ratifizierung der Panama-Kanal-Verträge vermehrte außenpolitische Aktivität des Carter-Teams. Sie wurden in ihren Erwartungen bestätigt. Der „Panama-Kanal-Sieg“ im Senat diente als Basis und wurde schließlich auch zu einem Erfolg bei der Abstimmung über das „Flugzeugpaket“ an Nahost-Staaten ausgeweitet. Nun versucht der Präsident die seinen Vorgängern vom Kongreß auferlegten außenpolitischen Beschränkungen abzuschütteln.
Ist Präsident Carters Stern wieder im Aufsteigen? Bei oberflächlicher Betrachtung seines neuerlichen Abstimmungserfolges im Senat könnte man diese Frage bejahen. Nachdem der Senat die Panamaverträge mit der Mehrheit einer einzigen Stimme über die erforderliche Zweidrittelmehrheit ratifizierte, hat er jetzt eine Resolution mit zehn Stimmen Mehrheit abgelehnt, die den Verkaufmodernster Flugzeuge vom Typ F-5, F-15 und F-16 an Israel, Ägypten und Saudi-Arabien blockiert hätte.
In gewissen Phasen ihrer Amtstätigkeit ziehen US-Präsidenten eine Bilanz über ihre Leistungen und wie diese beim Wähler ankommen. Sie finden es dann mitunter angebracht, ihren Stil, ihre Taktik, ja sogar ihre Persönlichkeit zu ändern, was natürlich mit Schwierigkeiten verbunden ist. So gab es einen „neuen Nixon“, der nach der Wahlniederlage gegen Kennedy und dann gegen den Gouverneur von Kalifornien, Brown, als neuer Politiker-Typ aus der Versenkung stieg und auch gewählt wurde. Präsident Johnson versuchte ebenfalls kosmetische Eingriffe, als ihn der Sturm des Vietnamprotestes
Nun hat Präsident Carter seinen „Panama-Kanal-Sieg“. Er war äußerst knapp und reflektierte die Schwäche des „Weißen Hauses“ in verschiedenen Situationen wie auf einem Röntgenschirm, aber es ist das von der Regierung erhoffte Ende einer Kette von Niederlagen, die die Amtsführimg des Präsidenten, nicht zuletzt auch die Glaubwürdigkeit seiner Außenpolitik in Frage stellten. Carter wird nun versuchen, auf dieser kleinen Plattform aufzubauen und hat bereits eine Reihe von optimistischen Erklärungen abgegeben. Ja sogar die Administration im Weißen Haus soll „auf Vordermann“
Die Entscheidung über die Produktion der Neutronenwaffe, aus der schließlich eine „Nichtentscheidung“ wurde, hat Präsident Carters Ansehen im In- und Ausland neuen schweren Schaden zugefügt. Sie hat, wie die „New York Times“ schreibt, „das westliche Bündnissystem belastet, in der Regierung selbst Spannungen hervorgerufen und Zweifel an der Fähigkeit des bürokratischen Apparates, Entscheidungen zu treffen, entstehen lassen.“ Schließlich sei die Entschlußkraft des Präsidenten, seine Fähigkeit zu administrieren und die westliche Allianz zu führen, in Frage gestellt.
Politisch, militärisch und wirtschaftlich sei die amerikanische Nation gesund, stellte Präsident Carter bei seinem ersten Rechenschaftsbericht vor den beiden Häusern des Kongresses fest. Für Jimmy Carter, dessen Popularität in der letzten Zeit noch mehr gesunken ist, stand bei der Präsentation dieses Berichtes nicht wenig auf dem Spiel. Denn in letzter Zeit häuften sich die Vorwürfe, daß er zu vieles anpacke und zu wenig davon realisieren könne.Das Programm des Präsidenten für dieses Jahr ist deshalb kurz und bündig abgefaßt - oder es scheint zumin-* dest so. Seine drei
Daß US-Präsident Carters politische Büanz im abgelaufenen Jahr schlechter als erwartet ausfiel, mag seine Ursachen in den großen Erwartungen haben, die er zu Beginn seiner Amtsperiode erweckte und die - wie die meisten seiner zahlreichen Wahlversprechen - unerfüllt geblieben sind. WiU man einer der Komponenten, die zu diesem negativen Ergebnis führten, besonderes Augenmerk zuwenden, muß man sich eingehender mit Carters Beziehungen zur Legislative, zum Kongreß, beschäftigen.Was die bisherige Regierungstätigkeit Carters anbetrifft, stand diese bisher ganz im Zeichen einer andauernden
Zum besseren Verständnis dessen, was sich derzeit im Mittleren Osten abspielt ist es notwendig, den roten Faden der amerikanischen Außenpolitik freizulegen. Dazu muß man sich in Erinnerung rufen, daß Präsident Carter seine Außenpolitik schon im Wahlkampf gegenüber Ford und Kissinger zu profilieren versuchte, indem er die „Politik der kleinen Schritte“ ablehnte und ein „umfassendes Konzept“ für den Frieden im Mittelmeerraum propagierte. Das hegt in der Gesamtkonzeption seiner Regierung, die sich mit viel Ernst und Energie, und mit ebensoviel Weltfremdheit an die Lösung schier
Das vom Sicherheitsrat der UNO proklamierte unbefristete Waffenembargo gegen Südafrika dürfte sich als eines jener Kuckuckseier erweisen, an dem die Weltpolitik noch lange herumbrüten wird. Daß es auf die Entwicklung in Südafrika selbst keinerlei Einfluß ausüben wird, mußten inzwischen die meisten weißen und schwarzen Initiatoren bereits zugeben.
Die für viele Betrachter der Szene schwer verständlichen Ausfälle, Rückzieher und Zickzackbewegungen im Bereich der Außenpolitik Präsident Carters haben dennoch einen gemeinsamen Nenner: das innenpolitische „standing” des Präsidenten. Zumindest seit der „Lance-Affäre” fühlt das Weiße Haus, daß ihm die Kontrolle entgleitet, daß es nicht mehr initiiert, sondern nur reagiert.
Die christüche Presse der Vereinigten Staaten ist ideologisch wie geographisch zerstreut und daher auch schwer überschaubar. Da vor allem die protestantischen Bekenntnisse in eine Vielzahl kleiner und großer Kirchen zerfallen, sind auch ihre Pubükationen meist nur von lokaler Bedeutung.Eine Schlüsselposition unter der großen Zahl muß jedoch der Wochenzeitschrift „Christian Century“ eingeräumt werden, ein Organ, das man als liberal im amerikanischen Sinne bezeichnen kann. Protestantisch-konservativ könnte man die zweite wichtige, vierzehntägig erscheinende Publikation
Präsident Carter und sein Team sind nun seit mehr als sechs Monaten im Amt; so daß eine Bewertung dieser Periode nicht nur angebracht ist, sondern von der amerikanischen Presse auch allerorten angestellt wurde.Geht man vom Allgemeinen ins Spezielle, so sprechen die Befragungsziffern zunächst von einer hohen Anerkennungsrate für den Präsidenten - einer Rate, die noch immer über 60 Prozent liegt. Dann aber ließ sich bereits eine nicht unwesentliche Verschiebung erkennen, die einem Trend nicht unähnlich ist. Denn während Präsident Carter wegen seines „Regierungsstils“ einen hohen
Nicht so provinziell wie erwartet, nicht so schlecht informiert wie angenommen, nicht so arrogant wie befürchtet - so empfanden die europäischen Staatsmänner Präsident Carter bei den Londoner Gipfelgesprächen. Von diesen positiven Überraschungen profitierten Carters Zensuren in der US-Presse. Die europäischen Staatsmänner kamen zwar mit leeren Händen nach Hause, aber im stillen sagten sie sich wohl, Carter sei gar nicht so arg, wie er oft geschildert werde.Daß Carter die komplizierten Verhältnisse in Berlin verballhornte und sie auf West- sowohl wie auf Ostdeutschland übertrug,
Das für viele Beobachter noch immer unerklärliche Phänomen Jimmy Carter dürfte in den letzten Tagen verständlicher und transparenter geworden sein. Alle politischen Tricks, alle Kosmetika zur Erreichung hoher Popularitätsraten stehen nun im Einsatz, um das neue Energiekonzept und auch die zu erwartenden Abrüstungskonzessionen an Moskau im Kongreß und in der Bevölkerung durchzusetzen. So ganz nebenbei läuft auch noch der Versuch, den Ausgleich mit Kuba zu erreichen, obwohl auf der Zuckerinsel die von Carter so leidenschaftlich verteidigten Menschenrechte mit Stiefeln getreten werden
Nun hat der große Katzenjammer in Washington begonnen. Nach der schockierenden Abfertigung des amerikanischen Außenministers in Moskau und nach der eindeutig groben und auch sonst ganz ungewöhnlichen Pressekonferenz Außenminister Gromykos („Die Amerikaner wollten uns täuschen und hintergehen“) steht man im Weißen Haus vor dem Scherbenhaufen der sowjetisch-amerikanischen Beziehungen. Was Kissinger und andere in Jahren zielstrebiger Diplomatie aufgebaut haben, scheint von Carter binnen weniger Wochen eingerissen worden zu sein.Dabei kommt dem Präsidenten noch zugute, daß sich hinter
James Reston von den linksliberalen „New York Times“, Nestor der amerikanischen Leitartikler, charakterisierte Präsident Carters Außenpolitik kürzlich als eine „Politik des offenen Mundes“ und spielte damit auf eine Reihe von Erklärungen an, mit denen der Präsident Freund und Feind gleichermaßen schockiert hat. Reston zitierte auch Rosalynn Carter, die Gattin des Präsidenten, die angeblich über ihren Mann gesagt haben soll: „Er redet leider, bevor er denkt.“ (Worauf der Präsident indigniert geäußert haben soll: „Sie irrt. Ich denke immer.“)Während aber Reston dem
Nach wie vor gibt die Regierungstätigkeit Präsident Carters dem Analytiker zahlreiche Rätsel und Ungereimtheiten zu lösen auf. Nichts jedoch ist undurchsichtiger, unlogischer und so sehr in Widersprüche verstrickt wie Seine Behandlung des Verhältnisses der USA zur Sowjetunion. Es hat den Anschein, als ob die einzige Möglichkeit, dieses Gewirr aufzulösen, ein Rückblick auf die Wahlkampagne Carters wäre.Unfähig, den Glauben der Wähler an die Qualitäten Außenminister Kissingers wesentlich zu erschüttern - Kissingers Popularitätskurve ist nie unter 50 Prozent gefallen - versuchten
Wie ein Tornado fegen Präsident Carter und sein Team über die politische Landschaft, hinter sich viele Scherben, mitunter aber auch bebaubares Land zurücklassend. Nach Carter sollte womöglich alles schon gestern gelichtet sein, was in vielen Regierungsperioden vor ihm zaghaft angepflanzt und oft auch überwuchert worden ist. In vier Wochen soll ein neues Energiewirtschaftsprogramm dem Kongreß vorhegen, das Stimulierungskonzept für die langsam sich erholende Wirtschaft wurde den Parlamentariern bereits zugeführt. An Verwaltungsreformen wird gebastelt, die Auswüchse der Sozialprogramme
Präsident Carter hat seine Regierungstätigkeit mit einer Vietnam-Amnestie eingeleitet, wie er es während der Wahlkampagne versprochen hatte. Der Erfolg dieser der inneren Heilung geltenden Maßnahme besteht allerdings darin, daß sie fast niemandem gefällt und daß sie die Schwierigkeiten erkennen läßt, denen der neue Präsident in Hinkunft ausgesetzt sein wird. Carter versuchte auf die für ihn typische Art, beide Lager zu versöhnen. Das war den einen zu viel, den anderen zu wenig und hat, zumindest im Augenblick, sein Ziel verfehlt. Die Amnestie betrifft im wesentlichen junge Männer,
Jimmy Carter ist nun seit wenigen Tagen offiziell Präsident und residiert im Weißen Haus. Er wird jetzt nicht nur einem Kabinett Vorsitzen, das verhältnismäßig wenige Gegner hat, sondern auch einen Plan zur Stimulierung der Wirtschaft dem Kongreß zuleiten können, der vielen etwas gibt, ohne alle zu befriedigen.Bei der Wahl seines Kabinetts hat es die ersten Verstimmungen mit dem linken Flügel der Demokraten gegeben und der bekannte Tribun der Konsumenteninteressen - Ralph Nader - ein Mann, der Carter im Wahlkampf lautstark unterstützte, hat sich bereits ebenso lautstark gegen Carter
Das Wiedersehen mit dem UNO-Ge- neralsekretär Kurt Waldheim (das letzte Pressegespräch des FURCHE- Mitarbeiters mit ihm fand vor drei Jahren im Februar des Jahres 1973 statt) war die Begegnung mit einer wesentlich sicherer gewordenen, erfahrenen Persönlichkeit.Damals noch erpicht, Verdienste aus allen Winkeln zu holen, zugleich aber nirgends anzustoßen - und der Ecken gibt es in einer 147 Mitglieder umfassenden Organisation zahlreiche - ist Waldheim heute ein selbstsicherer Politiker, der über eigene Leistungen ebenso frei und bereitwillig berichtet, wie er Versagen und Rückschläge
Nach jedem Regierungswechsel in Washington gleichen die Wochen, die auf die Wahl folgen, einem echten Interregnum. Jegliche Regierungstätigkeit unterbleibt, die Verlierer packen ihre Koffer, die Sieger sind noch nicht ernannt. Die Medien haben Hochsaison, und ihren Spekulationen stehen Tür und Tor offen.Amerika ist ein von Politikern geführtes Land, so daß Revirements, wie sie jetzt bevorstehen, viel tiefer einschneiden als in Europa. In Frankreich führte etwa die Bürokratie das Land, während Kabinette kamen und gingen. Die amerikanischen Politiker kommen aber aus den verschiedensten
Mit Jimmy Carter ziehen die Demokraten nach achtjähriger Abwesenheit wieder in das Weiße Haus ein. Es hat sich wieder einmal bewahrheitet, daß Wahlen des öfteren nicht gewonnen, wohl aber verloren werden. Carter siegte nicht, Ford verlor. Carter wird im Jänner nicht deshalb in Washington einziehen, weil er ein starkes, universales Mandat erhalten hat. Ford wird ausziehen, weil er die schwere politische Hypothek, mit der er sein Amt angetreten hat, nicht mehr über diese Wahl tragen konnte.Aber es war nicht nur wegen des noch immer fühlbaren Mißtrauens gegenüber den Republikanern, der
Die intellektuelle Verlustliste des laufenden Jahres 1971 ist bereits sehr lange und ivieder müssen wir einen Namen hinzusetzen, der gerade für Wien und Österreich von besonderer Bedeutung ist: der große Historiker H ans Kohn, in Prag als Sproß einer berühmten rabbinischen Ahnenreihe 1891 geboren, schied in Philadelphia aus einem bewegten und geistig bewegenden Leben.Wie so viele Muštre Gelehrte, studierte der junge Mann die Rechtswissenschaft und erwarb seinen Dr. jur. Mir sagte er einmal, daß „wir österreichische Juristen eigentlich die letzten Humanisten“ seien — sowohl wegen
Auf der Wanderung durch die Wüste bedeutet das Entdecken der kleinsten Oase dem Verdurstenden einen Quell der Hoffnung auf Uberleben. In welche ausweglose Sackgasse das amerikanische Theater geschlittert ist, davon konnte man sich in der letzten Spielzeit eines totalen Mißvergnügens überzeugen. Sehen wir von einigen englischen Importartikeln ab und stellen wir das Interesse fest, dem Heinar Kipphardts szenischer Bericht „7n der Sache J. Robert Oppenheimer“ (in einer gedrungenen Aufführung des Repertoire-Theaters im Lincoln Center) begegnete, so hat die heimische dramatische
Die wirtschaftliche Landschaft der Vereinigten Staaten gleicht einem Gebirge mit einst hohen Zacken, die durch Erosion abgetragen wurden, so daß nur noch stattliche Berge mit hohen Hängen übrigblieben, während der Boden der Täler sich durch angeschwemmte Erde immer mehr hebt. Die Spanne vom Talboden bis zu den Gipfeln ist kleiner geworden. Dafür sorgen Einkommensteuern und Erbschaftssteuern, die oben konfiskatorisch wirken, und die Lohnsteigerungen unten. Die wirtschaftliche Landschaft hat viel von ihrer Romantik verloren. Wie kommt man aber doch vom Tal auf die Abhänge der Berge oder
Indonesien möchte Holländisch-Westindien haben. Wenn eine Regierung im Innern bedroht ist, sucht sie nach Ablenkung durch Eroberung. Die neuen Herrscher Indonesiens können zwar das Dutzend verschiedenartiger Teile des eigenen Landes weder befriedigen noch befrieden, in Sumatra und Amboina verteidigt sich das Volk mit Waffen gegen die Unterdrückung, sehnt sich schon nach den besseren Zeiten unter den Holländern zurück, aber die Regierung möchte noch ein Land in ihre Gewalt bringen, auf das sie nicht das geringste juristische, ethnologische, historische oder kulturelle Recht hat, dessen
Die Stellung von Menschen unter ihren Mitbürgern und von Ländern auf der Welt hängt meist mehr von dem ab, was sie gelten, als von dem, was sie sind. Bei fast keinem der 82 bei den Vereinten Nationen vertretenen Länder deckt sich das, was man von ihm hält, mit der Wirklichkeit. Diese ist meist schlechter, nur in manchen Fällen besser als der Ruf. In welche Gruppe gehört Oesterreich?Die Monarchie hatte einen schlechteren Ruf, als sie verdiente. Was sie an Kulturarbeit in schwierigen Gebieten leistete, war wenig bekannt oder wurde verkannt. Von den beiden Säulen der Kultur: Kunst und
Der Regen, der in den letzten Tagen über Oesterreich, Bayern und der Schweiz fiel, war, wie die Fachleute feststellten, in einem gefährlichen Maß radioaktiv aufgeladen. Dadurch erhalten die nachstehenden Ausführungen auch für unsere Zonen besondere Aktualität. „Die Furche”In den achttägigen Aussagen zahlreicher amerikanischer Gelehrter vor dem Holifield Committee, dem parlamentarischen Unterausschuß des Atomausschusses (JAEC = Joint Atomic Energy Committee), über den bereits berichtet wurde (siehe „Furche”, 21. Juni), zeichneten sich deutlich zwei Richtungen unter den
Vereinte Nationen, Ende Juni 1957Wenn die Generalversammlung der Vereinten Nationen in diesem Herbst zu ihrer zwölften jährlichen Sitzungsperiode Zusammentritt, wird einer der wichtigsten Punkte auf ihrer Tagesordnung lauten: „Bestellung des Generalsekretärs der Vereinten Nationen“. Im April 1958 läuft nämlich die gegenwärtige Amtsperiode des jetzigen Generalsekretärs Dag Hammarskjöld ab. Als die Generalversammlung am 7. April 1953 beschloß, den Schweden Hammarskjöld für die nächsten fünf Jahre zum Generalsekretär zu bestellen, ahnte wohl noch kaum jemand, wie wichtig diese
Im amerikanischen „Atomklima” beginnen sich einschneidende Veränderungen abzuzeichnen. Was nach der Explosion der H-Bombe im März 1954 nur eine Handvoll von Wissenschaftern zu sagen wagte, ist heute nahezu die Allgemeinüberzeugung der amerikanischen Wissenschaft geworden. Auch die Staatsführung trägt, in die Defensive gedrängt, diesem Umschwung Rechnung, indem sie seit geraumer Zeit verspricht, mit ihren Atombombenexperimenten nichts anderes mehr bewirken zu wollen, als die „schmutzige” Bombe von seinerzeit durch eine Serie „reiner” Bomben ersetzen zu wollen, die angeblich
Die Karriere des Amerikaners liegt nicht mehr in der Selbständigkeit, sondern in der Verwaltung anvertrauten Vermögens. Sein Traum, „sein eigener Herr zu sein“, läßt sich immer schwerer verwirklichen, und trägt gewöhnlich immer dürftigere Früchte. Unter den heutigen Verhältnissen der Vereinigten Staaten: den grotesk aufgeblasenen Löhnen und überhöhten Preisen, den enormen Kosten der kleinsten Fabrik oder des bescheidensten Ladens, dem starken, tief herunterreichenden Steuerdruck und den Kosten des täglichen Lebens — wird es immer schwerer, selbst vom stattlichen Lohn beider
Die Illusion von der Welt- und Menschenbeglückung durch den Fortschritt ist an der Wirklichkeit des Atomzeitalters gescheitert. Wir wissen heute ganz genau, daß der Fortschritt von Wissenschaft, Technik, Automation nicht das Paradies bewirkt, und daß unsere Genußsucht auf Kosten der Gesundheit und des Lebens aller zukünftigen Generationen betrieben wird.Wir wissen, daß der durch statistische Theorie ermfttelten,,erhöhten Lebenserwartung;” ein ständig zunehmendes Sterben der Männer „im besten Lebensalter” entspricht, ein bis,in das früheste Kindesalter vorverlegtes chronisches
Wenn man irgendwo den Vereinigten Staaten etwas am Zeug flicken will, so zieht man die Negerfrage heraus.Gewiß, die Lage der Neger in den USA, besonders in deren südlichen Teil, ist durchaus nicht einwandfrei. Gesellschaftliche Berührung besteht kaum, aber Unfreundlichkeit ist selten; und wenn sie vorkommt, kommt sie häufiger von der farbigen Seite. Hotels und Gaststätten sind Farbigen verschlossen, dafür errichten sie sich ihre eigenen. Wo sich der Brauch gegen sie richtet, steht das Bundesgesetz an ihrer Seite und wird häufig gehandhabt. Politische Ansprüche werden im Süden mitunter
Auf der ganzen Erde habe ich keinen Platz gefunden, an dem nicht eine kleinere oder größere Zahl von Menschen jedes Alters den Traum ihres Lebens darin erblicken, in die Vereinigten Staaten auszuwandern. Am stärksten ist dieser Drang in den arabischen Ländern, am schwächsten in der Schweiz. Aber noch keiner hat das gelobte Land so gefunden, wie er es erwartete.Das Geld liegt keineswegs auf der Straße, aber niemand hungert. Nirgends steht geschrieben, daß der Einwanderer sich durch das ernähren muß, was er gelernt hat oder gerne täte. Aber ungeahnte, jedoch nicht unbegrenzte
New York, Ende DezemberIm letzten Augenblick ist Oesterreich, wie ein Kahn auf stürmischer Brandung, in den Hafen der Vereinten Nationen getragen worden. Dabei ist zwar, offen gesagt, nicht nach Würdigkeit und Verdienst gemessen worden — jedenfalls aber gehört Oesterreich zu der nicht allzu großen Zahl der Länder, die wirklich in die Vereinten Nationen gehören.Es ist ein unabhängiger Staat, es ist friedliebend, und bereit, seine internationalen Verpflichtungen zu erfüllen. Nicht von allen 16 neuen, nicht einmal von allen 60 alten Mitgliedern kann das gesagt werden.Regierungen, deren
Kennzeichen des amerikanischen Kapitalismus ist, höchsten Gewinn nicht durch höchste Preise, sondern durch größten Umsatz anzustreben. Das führt zum Siege der Quantität über die Qualität, zum Vordringen der guten Mittelware: in Essen, Kleidung, Wohnung, Bildung. Das erfordert große Konsumentenmassen mittlerer Einkommen. Die unteren Schichten werden in sie hinaufgezogen, die oberen, durch Steuern und Verteuerung von Ausnahmsgütern- und -leistungen, in sie heruntergedrückt. Die Pyramide verflacht sich, die Unterschiede im Konsum von oben und unten verringern sich, man nähert sich dem
„Hat der Bauer Geld, hat's die ganze Welt.“ Dieser Satz hat jahrhundertelang als Bauernregel der Finanz gegolten und sich bewahrheitet. In der modernen Wirtschaft der Vereinigten Staaten scheint er seine Gültigkeit zu verlieren.Es ist den amerikanischen Farmern gelungen, nach zwei Generationen auf derselben Bodenfläche den dreifachen Ertrag zu erzeugen. In derselben Zeit ist aber ihr Anteil an der Bevölkerungszahl (von 40 auf 13,5 Prozent) auf ein Drittel, am Volkseinkommen (von 20 auf 5,5 Prozent) auf ein Viertel gesunken.Das heißt aber nicht, daß die Farmer ärmer geworden sind,
Das Theater ist seil jeher, mehr vielleicht als irgendeine andere Litera-turgattung, Ausdruck der Zeit; wendet es sich doch von vornherein an ein breites Publikum, das die eigenen Probleme auf der Bühne gelöst sehen möchte. Ein Theater ohne Gesellschaft Ist undenkbar; darum kann es auch gesellschaftskritischer sein und sfttrkere Bewegungen hervorrufen als selbst ein Bestseller oder Film, Wir haben uns In den letiten Jahren daran gewöhnt, von einer Krise des Theaters iu sprechen — so als ob es heute seine überragende Bedeutung verloren hätte. Eine solche Theaterkrise ist — wenn sie Oberhaupt die Wurzel des Schauspiels erreicht hat — heute wohl Uberwunden. In Darmstadt, In Baden-Baden, in Erlangen fanden „Thealergespräche“ unter Mitwirkung von Dramatikern, Kritikern, Literarhistorikern statt; auch der letzte Internationale PEN-Kongrefj In Wien hafte sich das „Theater als Ausdruck unserer Zeit“ zum Hauptthema gesetzt. Einige der wichtigsten Stellungnahmen aus diesen Gesprächen — die leider mehr Monologe als Gespräche waren — bringen wir, vermehrt um einige, die wir Büchern entnehmen, Im folgenden im Auszug.
Bei den Vereinten Nationen ertönt immer wieder die Klage über die traurige Lage der arabischen Flüchtlinge aus Palästina. Wer diese mit eigenen Augen gesehen hat, kann in sie kaum einstimmen. Es steht vor allem aktenmäßig fest, daß es sich gar nicht um echte Flüchtlinge handelt; sie wurden nicht vertrieben, sondern gebeten zu bleiben, und ihnen Sicherheit und Schutz zugesichert, wie sie heute 120.000 Araber in Israel genießen — mehr, als manche arabischen Sekten, wie die Bahai, in ihrer Heimat haben. Aber das arabische Hauptkommando drohte damals, zurückbleibende Araber als Helfer
Weiden Amerika und Rußland jemals einen solchen, totalen, ethischen, internationalen Atompikt schließen, der wirklich Erfolg verspricht? Nach menschlichem Ermessen werden die beiden Weltmächte diesen Pakt niemals schließen. Sie werden beide vielleicht noch geraume Zeit vor der sie gleicherweise bedrohenden Katastrophe heilsame Furcht empfinden, wodurch ihnen wechselseitige Zurückhaltung vorübergehend zur zweiten Natur werden kann (wie Albert Schweitzer es in seiner jüngsten Kundgebung in Oslo erhofft). Darin liegt zweifellos das Rudiment einer internationalen Ethik, das noch immer
In diesem historischen Augenblick ist das Atomkraftwettrüsten der beiden Weltkonstellationen das Uebel, das zuerst einmal überwunden werden muß, soll die Zivilisation der Menschheit den Antagonismus ihrer beiden Hälften überdauern. Als Amerika unter Roose- velt und Truman, den beiden Präsidenten des amerikanischen Liberalismus, die Atomkraft im Krieg einzusetzen und im Frieden auszugestalten begann, waren die Amerikaner beider Richtungen in dem ihnen eigentümlichen Zivilisations- eptimismus bereit, darauf zu schwören, daß sie kraft des amerikanischen Industriepotentials ein
Daß die moderne technische Zivilisation sich in einer schweren Krise befindet, wissen heute nicht mehr allein die Romantiker. Der naive Optimismus, der gerne versichert, wie herrlich weit wir es gebracht haben, fällt selbst seiner Avantgarde, den amerikanischen Finanziers und Industriellen, nicht mehr ganz leicht. Die Atomkraft, deren Entdeckung den Gipfel der naturwissenschaftlichen Errungenschaften des menschlichen Geistes darstellt, läßt die Problematik der abstrakten Naturbeherrschung erkennen, die sich der sittlichen Ueberwachung entwunden hat. Der Mensch als ökumenische Einheit
New York, im AprilWilliams' bisheriges Bühnenwerk, das auch in Oesterreich Aufsehen erregte, von der „Glasmenagerie“ und „Endstation Sehnsucht“ über „Sommer und Rauch“ zur „Tätowierten Rose“, ist bestimmt von einer äußerst verdichteten Atmosphäre und einem starken Symbolgehalt. Williams' neuestes Werk, das Spuren seines neulichen Mexikoaufenthaltes verrät, darf als eine letzte Steigerung und Zusammenfassung seiner bisherigen dramatischen Bemühungen bezeichnet werden. Williams unternimmt den großangelegten Versuch, ein Panorama der Menschheit, der Welt und des Lebens zu
Dem Skeptiker, der meint, daß Unabhängigkeit allein nicht genug ist, daß Unabhängigkeit ohne Reife, zumindest der Führer, den Aufstieg eines Volkes mehr gefährdet als fördert, wurde kürzlich im mannigfaltigen Geistesleben New Yorks eine authentische Bekräftigung geboten. Ein Inder sprach über Indien, Südostasien und die Sowjetgefahr. Das heißt, er wurde gefragt und mußte antworten, und tat es ehrlich und mutig. Er vertrat den besten Typ Neu-Indiens: gebildet (an einer englischen Universität), kein Parteihetzer, sondern ein ernster Politiker, der nicht nur sein Land, sondern viele
Was vereint die Nationen, die in New York versammelt sind? Ist es eine Idee, ein Prinzip, und welches? Die Sicherung des Friedens als Ziel ist nicht genug, man muß auch die Mittel wollen und in deren Wahl einig sein. Allenfalls mit Ausnahme eines Fremdblocks, der nur mitspricht, aber nicht mittutIn einem sind alle Nationen, oder richtiger alle Regierungen einig: im Grundsatz der Nichteinmischung in innere Angelegenheiten. Im Statut der Vereinten Nationen ist das noch schärfer ausgesprochen als in dem des Völkerbundes. Das ist einer seiner Hauptfehler, denn ohne Einfluß auf innere
In keiner Frage herrscht solche Einigkeit bei den Vereinten Nationen wie in der Verurteilung des „Kolonialismus“. Ein Chor aller lateinamerikanischen, asiatischen und Sowjetstaaten, also ungefähr drei Viertel aller Stimmen, wandelt alle Tonarten von Kritik und Vorschlägen ab. Dabei finden sie die gut gemeinte, aber schlecht verstandene Unterstützung der Vereinigten Staaten, die ebensolche menschenfreundlicher und die wohl berechnete links eingestellter Gruppen in allen Ländern. Es ist ein mächtiger Chor, der sich gegen die „Kolonialstaaten“ England, Frankreich, Holland, Belgien,
Als im überfüllten provisorischen Saal des Sicherheitsrates in Flushing Meadow das als Sensation erwartete Erscheinen Mossadeghs wie ein feuchtes Feuerwerk verpuffte, mußte sich mancher fragen: dazu hat nun ein armes Land einen kranken Greis um die halbe Welt geschickt, damit er mit matter Stimme zwanzig Minuten lang wohlbekannte Schlagworte zum besten gibt und dann zuhört, wie ein Angestellter seiner Gesandtschaft stundenlang ein Memorandum verliest. Wäre es nicht besser gewesen, für die Kosten dieser Reise Traktoren anzuschaffen oder ein paar hundert Hektar Wüstenboden zu bewässern?
Unter den absolut, also auch gegen denStaat, zu schützenden Rechten . ist keines so umstritten und gefährdet wie das des Eigentums — selbst in bürgerlichen, nichtkommunistischen Ländern. Wer die Äußerungen der Vertreter Chiles, Dänemarks, Englands in den Debatten über die Formulierung der Menschenrechte hörte, mußte mit Staunen und Beklemmung erkennen, wie sehr das Gefüge bürgerlichen Rechts von wesensfremden Ideen zersetzt wird. Frau Roosevelt war die einzige, die das Problem des Eigentumsschutzes in seiner über das Eigentum hinausreichenden Bedeutung erfaßte. Und kürzlich
Jahr für Jahr, Tag für Tag rückt Asien stärker in das Gesichtsfeld unseres innereuropäischen Lebens. China und sein fünfzigjähriger Bürgerkrieg, Korea, in dessen Stromkreis bereits alle Mächte und Länder der Erde irgendwie einbezogen sind, Indo-china, Indonesien, die Philippinen. Die beiden Indien an der Schwelle schwerwiegender Entscheidungen. Persien und sein ölkonfiikt. Über den Nahen Orient, Arabien und das Jordanland rollen die Brandwellen ans Mittelmeer, auch geographisch also an die Tore Europas.Die „Furche“ hat sich seit ihrem Bestand immer offengehalten für die
Amerika — das Land des Kapitals, der Trusts, der Spitze modernster technischer Entwicklung, der Technisierung des menschlichen Lebens, des Triumphs der Materie, des materialistischen Geistes. So sehen viele Menschen heute das mächtigste Land der Welt und seine Menschen. Aber wer so die Vereinigten Staaten sieht, der urteilt nach aufdringlichen Teilerscheinungen und sieht nicht unter die Oberfläche.„He earns 20.000 Dollars“ heißt als Maßstab der Wertung keineswegs: „er verdient 20.000 Dollars“, sondern: „er gehört in die gesellschaftliche Rangklasse, die einem Einkommen von
Das Ende des 19. Jahrhunderts glaubte, die Sklaverei sei im Aussterben. Es gab nur wenige kleine Flecke auf der Weltkarte, auf denen noch Reste von Privatoder Staatssklaverei bestanden. In dem Brüsseler Akt von 1890 übernahm jeder Vertragsstaat die Pflicht, entkommene Sklaven aufzunehmen, zu beschützen und zu verpflegen. Für sie schwand jedes Einwanderungsverbot. Es schien so selbstverständlich, daß es sich nur um schwarze Sklaven handeln könne, daß weder Farbe noch Rasse erwähnt wurde. Als 1938 bei den Konferenzen in London der Vorschlag vertreten wurde, daß die Vertragsstaaten die
New York, 18. OktoberAm 30. September ist hier ein Ereignis von großer Tragweite eingetreten. Verhandlungen zwischen der Gewerkschaft der Stahlarbeiter und der Stahlindustrie mußten erfolglos abgebrochen werden. Freitag nacht erlosch der Feuerschein über den Hochöfen der amerikanischen Stahlhütten, und mehr als 600.000 Arbeiter dieser für die gesamte Wirtschaft lebenswichtigen Schlüsselindustrie traten in den Ausstand. Dieses Ereignis ist um so schwerwiegender, als sich bereits fast 500.000 Kohlenarbeiter im Streik befinden. Die Vorgeschichte dieser Verwicklungen ist interessant genug.
Nur die wenigsten Pfarrgemeinden Amerikas sind in der Lage, bedeutenden Künstlern Aufträge zur Herstellung religiöser Plastiken zu erteilen, sie müssen sich darauf beschränken, Kopien von Originalstatuen zu kaufen. Um das küntlerische Maß dieser religiösen Bildwerke zu heben, hat die Liturgical Arts Society, eine Gruppe katholischer Laien, kürzlich einige moderne Bildhauer aufgefordert, Modelle für die Serienproduktion religiöser Statuen zu schaffen. Dieser Auftrag erging an fünfzehn namhafte Künstler — unter anderem an Charles Umlauf, Janet de Couc und Ivan Mestrovič. Auf
Es ist bemerkenswert, wie die öffentliche Meinung westlicher Länder auf Verletzung von „Menschenrechten“ reagiert. Dieser Begriff hat neue und lebendige Bedeutung gewonnen, seit die Vereinten Nationen eine eigene Kommission zu seiner Entwicklung eingesetzt haben, in deren Entwurf auch die Auswanderung als ein Recht anerkannt wird, das von keiner Regierung verletzt werden dürfe.Es ist immer nützlich, das „Soll" und „Haben“ der Kulturbilanz einer Zeit zu vergleichen. Vor weniger als hundert Jahren hat der Justizminister der Vereinigten Staaten, Jeremiah L. Black, in seinem Bericht
Napoleon, auf St. Helena an Vergangenheit und Zukunft denkend, ließ sich gewiß nicht träumen, daß nach bloß vier Generationen ein Nachfahr seines verschwägerten und verhaßten Marschalls, den er auf den schwedischen Thron setzte, das Schicksal jenes Landstriches mit entscheiden werd in dem sein Feldzugsplan zum ersten Male scheiterte und daß drüben in Amerika neben dem kleinen Städtchen New York, das die Holländer vor zwei Generationen gegen Surinam ausgetauscht hatten, unter einem Vorsitzenden, der russisch sprechen werde — Alexander I. hatte mit ihm immer französisch gesprochen
Soeben wurde die zweite außerordentliche Vollversammlung der Vereinten Nationen eröffnet. Die Gruppierung der Staaten in zwei Lager ist unverkennbar geworden. Die Lösung der schwierigsten aller bisher aufgetauchten Fragen, der Palästinafrage, ist unabweislich geworden. Zum ersten Male wird eine Versammlung, die Völker aller Erdteile umfaßt, in einer anderen Sprache als Englisch oder Französisch geleitet. Der zum Präsidenten gewählte Dr. Arce von Argentinien bedient sich der spanischen Sprache, obwohl er Englisch und Französisch besser beherrscht als die Mehrzahl der Delegierten.
Für die Wahlen im November 1948 treffen die amerikanischen Gewerkschaften Vorbereitungen, die alles überbieten, was sie bisher in dieser Richtung geleistet haben. Ausschüsse werden gebildet, Funktionäre gewählt, Agitatoren und Organisatoren bestimmt und Aufrufe an die Mitglieder erlassen, freiwillige Beträge für den Wahlfonds zu leisten, einen Wahlfonds, der viele Millionen Dollar umfassen soll. Diesmal — erklären die Wortführer der Gewerkschaften — werden die Arbeiterorganisationen ihr ganzes Gewicht in die Waagschale werfen.Es ist bekannt, daß die CIO (Kongreß der