Eine ehrenvolle Einladung durch Bischof Hudai, Rektor der Anima, zwei Vorträge am Collegium Teutonicum in Rom zu halten, brachte mir auch die Erfüllung eines lang ersehnten Wunsches: mein erstes Wiedersehen mit Monte Cassino nach dem Kriege. Ich habe in der „Furche“ vom November des Vorjahres, in den Nummern 45 bis 50, einen genauen Bericht gegeben von „Meinem Wagnis in Monte Cassino“, der ein über Erwarten starkes Echo in fast allen freien Ländern auslöste. Ich schilderte darin, wie es mir gelang, im Verein mit den Mönchen der Abtei und der hingebungsvollen Arbeit meiner
Mit ungewöhnlicher Anteilnahme haben weiteste Kreise im In- und Ausland vom ersten Tag der Veröffentlichung an die Aufsatzreihe der „Furche“ Uber die Bergung der Kunstschätze von Monte Cassino verfolgt. Unter den zahlreichen Zuschriften an das Blatt und den Autor, Obstl. a. D. Julius Schlegel, dem bekanntlich das Rettungswerk in erster Linie selbst zu danken Ist, verdient die Nachricht unseres H.-B.-Rom-Mitarbeiters von den großen Sorgen der Mönche von Monte Cassino mit dem Wiederaufbau der Abtei das besondere Interesse der Weltöffentlichkeit Der Wiederaufbau der Mauerstrukturen ist bis zu zwei Drittel gediehen. Die darauf verwendeten Mittel erreichen noch nicht eine Milliarde Lire, die größtenteils aus dem ordentlichen Staatshaushalt Italiens, zum geringen Teile von privaten Spenden aus Italien und Amerika stammen. Die übrige Welt schweigt... Oder doch nicht ganz? Die zum Teil ergreifenden Zuschriften auf unsere Veröffentlichung, die der Verfasser untenstehend auszugsweise wiedergibt, verraten die außerordentliche Bereitwilligkeit weitester Kreise in aller Welt, an den Geschicken dieses einzigartigen Denkmales und Hortes der abendländischen Christenheit auch fürderhin regen, opferwilligen Anteil zu nehmen. Sie zeugen darüber hinaus von einem Geist wahrhaft weltumfassender Einsicht und Menschlichkeit, der Ober alle Schranken der Völker und Nationen hinweg zu christlichem Verstehen drängt — der schönste Nachhall, den sich Blatt und Verfasser zu der bedeutenden Veröffentlichung, die hiemit beschlossen wird, denken können. „Die Osterreichische Furche“
V. Ausklang in Sant'AngeloImmer noch rollten die Wagen nach Rom, immer noch waren Kostbarkeiten zu bergen. Eines machte mir große Sorgen: das wunderbare Chorgestühl in der Kirche mit seinen Engelsköpfen, das zu den besten Schnitzwerken seiner Art zählte. Aber es war zu groß, es ging nicht auf meine Lastwagen, ich hätte es zersägen oder sonst irgendwie zerlegen müssen — und wußte nicht wie, ich hatte keine Fachleute für derartiges, und eine schwere Beschädigung wäre unvermeidlich gewesen. Die Verantwortung dafür wollte ich doch nicht auf mich nehmen. Außerdem stand das
IV. Ein furchtbarer Zwischenfall“Nun war die Arbeit schon eingespielt, Tischlerei, Beladearbeit und Transportabteilung funktionierten klaglos, die Organisationsleitung, die in meinen Händen lag, konnte sich sagen, richtige Anordnungen getroffen zu haben. Sie mußte dauernd umdisponieren, um aus den Gegebenheiten den größtmöglichen Nutzen zu ziehen, und diese jeweiligen Gegebenheiten waren sehr unterschiedlich.Das Kloster war natürlich auch an der Bergung der eigenen Habe interessiert. Was kam da nicht alles zum Vorschein! Ich weiß mich zu erinnern, daß ich allein für die Bibliothek
III. „In Monte Cassino wird geplündert“*Ich komme nun zur entscheidenden Phase der Rettungsaktion, in der es darum ging, ob das begonnene Werk fortgeführt und vollendet oder jäh abgebrochen werden mußte und in der sich auch mein persönliches Schicksal nach Zustimmung oder Verdammung hin entscheiden mußte.Als ich mich beim Abt von Monte Cassino zur ersten Aussprache meldete, tat ich diesen Schritt trotz der vielen Bedenken, die mir aufstiegen, trotz drohenden Kriegsgerichtes, einem inneren Drange folgend. Ich wollte helfen, wußte aber zugleich, daß schon der bloße Versuch eine
II. Die ersten Wagen rollen nach RomSchon tags darauf war ich wieder im Kloster beim Abt. Zum Abt, zu P. Emanuel und Don Mauro hatte sich auch der Prior gesellt, ein würdevoller alter Herr mit feinem Gelehrtenkopf. Er blickte mich voll Ruhe und Wohlwollen an, schien mich geradezu aufzumuntern, dem Kloster zu helfen. Ich wurde also deutlicher, wies auf die materielle Überlegenheit des Gegners hin, gab auf besorgte Fragen absichtlich pessimistische Auskünfte. Der Prior und P. Emanuel unterstützten mich, der Abt wurde sichtlich unsicher. Ich wurde dringender, erklärte mich bereit, ihn oder
Nachdruck nur auszugsweise und mit Quellenangabe gestattet.Gegenüber den militärischen Untersuchungen über die Schuld an der Zerstörung der Benediktinerabtei von Monte Cassino im zweiten Weltkrieg Ist ein anderes Ereignis von nicht minderer geschichtlicher Tragweite unverdient In den Hintergrund getreten: die abenteuerliche Rettung der unersetzlichen Reliquien und Kunstschätze, des weltberühmten „Archivs“ und der tausendjährigen Bibliothek von Monte Cassino durch ihre gefahrenreiche und mühevolle militärische Abtransportlerung auf exterritorialen Boden Im Vatikan im Spätherbst