Ein großes Herz hat zu schlagen aufgehört, ein zäher Wille hat sich beschieden, ein demütiger Glaube sein Ziel gefunden. Papst Paul VI. ist gestorben. [ ]Dieser Papst war ganz und voll ein Papst des Konzils. Er übersah aber über der Notwendigkeit der Erneuerung nicht die Pflicht, den Glauben rein und ungeschmälert zu erhalten. Paul VI. war aber nicht nur der Papst des Konzils. Er war auch der Papst der Ökumene und er war vor allem der große Friedenspapst. [ ]So wie er nicht die breite Physis seines Vorgängers hatte, so war ihm auch nicht dessen unmittelbarer Zugang zu den Menschen
Am 23. Oktober wird Wiens Weihbischof Helmut Krätzl 70 Jahre alt. Der heutige Bischofsvikar für Erwachsenbildung gehört zu den engsten Weggefährten Kardinal Königs: Der Wiener Alterzbischof würdigt Krätzl, mit dem ihn auch sehr persönliche Lebensgeschichte verbindet.Am 13. Februar des Jahres 1960 war ich mit Helmut Krätzl als meinem Zeremoniär frühmorgens an der jugoslawisch-österreichischen Grenze angekommen, um über den Eisernen Vorhang mit einem überraschend erteilten Visum der jugoslawischen Botschaft in Wien nach Zagreb zu reisen; ich wollte dort am Begräbnis des von Tito
Im Gegensatz zum Papst und zum Konzil scheint für die
Glaubenskongregation der interreligiöse Dialog kaum ein positives
Anliegen zu sein. Dies zeigt sich etwa beim Vorgehen gegen den
angesehenen Theologen Jacques Dupuis, dem schwere Glaubensirrtümer
vorgeworfen wurden.
Anläßlich der feierlichen Amtseinführung des neuen Superiors von Mariazell hielt der Wiener Alterzbischof eine vielbeachtete Ansprache Uber den gleichbleibenden Auftrag der Christen Europas. Hier Auszüge daraus.
Das Thema „Wissenschaft und Glaube" -beziehungsweise ihr Verhältnis zueinander -ist in der einen oder anderen Weise immer aktuell. In der Zeit der letzten oder der beiden letzten Generationen sind wesentliche Verschiebungen der Akzente spürbar geworden. Der bislang unerschütterliche Glaube an die Macht von Wissenschaft und Forschung, von technischem Fortschritt, ist heute, nicht zuletzt in Verbindung mit den deutlich gewordenen Umweltproblemen, einer großen Skepsis gewichen. Das gilt wohl auch für den Namen Galileo Galilei, dessen 350. Todestag (8. Jänner 1642) in diesen Tagen
Allgemeine Aussagen über Wirtschaftsethik sind sehr abstrakt. Daher erscheint es notwendig, mehr denn je die Einzelbereiche und die darin tätigen Menschen in ihrer jeweils persönlichen Verantwortung zu sehen. Ansonsten lege ich Wert darauf, festzustellen: Die katholische Kirche hat keine wirtschaftlichen Konzepte, wohl aber weist sie hin auf ethische Imperative. Dabei ist sich auch die Kirche -und sind es wohl alle Christen - bewußt, daß das Ordnungsgefüge deswirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens in der heutigen Welt ein sehr komplexes Geschehen ist.In diesem Zusammenhang darf
Corriere della Sera, Le Monde und Süddeutsche Zeitung brachten dieser Tage einen - hier leicht gekürzten - aufsehenerregenden Text des früheren Wiener Erzbi-schofs.
Mit dem hier auszugsweise abgedruckten Vortrag desWiener Alterzbischofs begann in Salzburg die 37. Pädagogische Werktagung zum Thema „Wir und das Fremde“.An Jesus sehen wir als erstes: Sozusagen die Mitte seiner Verkündigung, die Fremdenliebe, ist ein öffentliches und überaus aktives Verhalten des Entgegenkommens und der Bereitschaft, Beziehungen aufzunehmen und Barrieren abzubauen — bis zu jenen Menschen hin, die so fremd sind, daß es Spannungen und Aggressionen gibt, also bis hin zu den Feinden. Es geht nicht um Passivität und Leidensmystik, sondern um Schritte zur
Wie sollen die Christen an das Gedenkjahr 1988 herangehen, wie die Last der Geschichte aufarbeiten? Und wie kann die Kirche von heute in der Gesellschaft politisch handeln?
Unüberschaubar sind die Verflechtungen in unserer Gesellschaft. So mancher versteckt sich hinter den anonymen Strukturen. Aber verantwortlich bleibt stets der Mensch.
Die Sozialenzyklika „La-borem exercens” von Papst Johannes Paul II. setzt wichtige Akzente für das zukünftige Leben in den Bereichen Arbeit und Wirtschaft.
Das Erkennen des Versäumten und das Eingestehen der Schuld, auch der eigenen, ist eine wichtige Voraussetzung für eine positive Zukunft.Die Jahre 1938 bis 1945 sind ein dunkler Abschnitt in der Geschichte unseres Landes. Auch in Österreich haben nicht wenige den Nationalsozialismus mit seinen antichristlichen Ideen, ungerechten Gesetzen nicht rechtzeitig durchschaut, haben die persönliche Verantwortung abgeschoben, vor Verbrechen weggeschaut.Viele wurden durch die Schrek-ken des Krieges gereinigt und geläutert. Ist aber damit wieder alles so, als ob nichts geschehen wäre?1955 haben wir
Lassen Sie mich darauf hinweisen, daß Literatur, Dichtung im weiteren Sinne und Kirche ein verbindliches Element haben: beide bedienen sich des Wortes, in beiden geht es auch um die Sprache. Der Dichter muß täglich um diese Sprache, mit seiner Sprache ringen. In der Kirche ist diese Sprache in der Liturgie seit Jahrhunderten ein wesentliches, ein sehr bedeutsames Element. Die Kirche ist aber nicht nur Liturgie, die Kirche muß, um verstanden zu werden, sich einer Sprache bedienen; damit will sie Zugang finden zu den Köpfen und vor allem den Herzen der Menschen.Wenn heute eine Rubrik wie
Kardinal König fordert in der Umweltdiskussion den „Respekt vor der Überzeugung des jeweils anderen”. Trotzdem entzweit jetzt ein Volksbegehren Familien und Generationen: sogar die „Aufbaugeneration”.
Etwa zwei Jahre lang haben sich die Diözesen Österreichs auf den Katholikentag vorbereitet. Vieles wurde organisiert, vieles wurde neu überdacht. Heute ist allen Verantwortlichen klar, daß wir in diesen Tagen keinen krönenden Abschluß feiern können, sondern bestenfalls den Beginn eines neuen Weges.„Hoffnung leben - Hoffnung geben“ war und ist unser Motto. Sind wir in unserer Heimat das Salz der Erde, das Licht der Welt? Wir wissen um die vielfältige Not in unserem eigenen Land, wir wissen um die Not der von Armut und Katastrophen heimgesuchten Menschen dieserErde. Es bedrückt uns
Der sogenannte Absolutheitsanspruch des Christentums wurde seit der Zeit der Aufklärung mehrfach unter Beschuß genommen, die Universalität des Christentums in Zweifel gezogen:1. Durch das rationalistische Prinzip: alle Religionen sind im Grunde gleich, sie sind Äste einer gemeinsamen Wurzel, das heißt des Glaubens an ein höheres Wesen. Und das ist ein allgemein menschliches Erbe. In diesem Sinn könne das Christentum all-gemein oder katholisch genannt werden. Denn der Monotheismus sei eine späte Entwicklung. Offenbarung und Missionsauftrag haben politische und zeitbedingte Gründe des
Ein Tor tut sich auf: Dieses Bild beschreibt die Zielsetzung des österreichischen Katholikentags. Es soll das Tor in eine Zukunft der Hoffnung sein, die aus dem Glauben kommt. Dieses Tor wollen die Katholiken dieses Landes weit aufmachen - für sich und für alle, die mit ihnen durch dieses Tor gehen wollen. Dazu fordern die Bischöfe auf, wenn sie im Namen der ganzen Kirche zur Teilnahme am Katholikentag und zur Begegnung mit dem Papst einladen. Offene Tore, offene Herzen - der kommende Katholikentag soll in erster Linie- auch ein sichtbares Zeichen der Solidarität sein. Christen und
Das sind Auszüge aus der Rede des Wiener Erzbi-schofs beim Studientag „Frieden". Eine Woche später ging es in Eisenstadt wieder um den Christenauftrag zur Weltformung.
Es ist kein Zufall, daß sich das Unbehagen in der Gesellschaft am deutlichsten im Bereich der Politik manifestiert. Die an der Nahtstelle von Politik und Wirtschaft angesiedelten Skandale, die in der letzten Zeit aufgedeckt wurden, mögen dazu beigetragen haben. Ich bin aber überzeugt, daß es sich bei diesen Erscheinungen — so sehr sie auch die öffentliche Diskussion beherrschen — um seltene Ausnahmen handelt.Das Wissen, daß es sich um Ausnahmen handelt, entbindet freilich nicht von der Verpflichtung, alles daranzusetzen, solchen ernsten Erscheinungen entgegenzuwirken. Einer Koalition
In einer Adventansprache vor der Katholischen Hochschulgemeinde Wien nahm der Wiener Erzbischof jüngst zum Verhältnis von Glaube und Wissenschaft Stellung.
Uber den,, Weg der Kirche im Spiegel der letzten Päpste“ sprach der Erzbischof von Wien am 29. Mai beim Dreiländertreffen deutschsprachiger katholischer Publizisten in Dürnstein und zeichnete dabei ein faszinierendes Bild der facettenreichen Persönlichkeiten von Pius XII. bis Johannes Paul II. Wir geben daraus aktuelle Passagen wieder.
In einem Vortrag vor dem Bundesvorstand des österreichischen Gewerkschaftsbundes und Wiener Arbeiterkammerfunktionären sprach Kardinal Franz König am 2. Juni über die katholische Soziallehre, über das Recht aufleben {siehe Zitat) ebenso wie über das Recht auf Eigentum. Arbeit und Mitbestimmung. Wir zitieren auszugsweise.
Man weiß um den Fortschritt der Wissenschaft, man schätzt das geistige und technische Bemühen, die es so glänzend ermöglicht haben, das All zu erforschen. Der Mensch aber ist nie weniger frei gewesen als heute. Während Sartre im Nichts nur völlige Verzweiflung feststellt, so durchquert auch jeder Mensch, der seinem Leben einen Sinn zu geben sucht, dieses Nichts. Und wenn er darin auch zu versinken droht - durch seinen Glauben geführt, erreicht er Gott.Er nimmt es hin, hier auf Erden viel zu verlieren. Er verliert allein das Vergängliche, wenn er auf das Ewige setzt.„ Wenn er auf das
In unseren Tagen ereignen sich Dinge, die vor zehn Jahren noch kaum irgendwo festzustellen waren. Im Osten und Westen, in Rußland und Amerika, in Europa und in unserer Heimatstadt bekennen viele gläubig gewordene Menschen: „Uns ist der Heiland geboren worden, der Messias und Herr."Diese bekennenden Christen in den östlichen Ländern zittern nicht mehr vor den Machthabern, sondern machen aus der Gerichtsverhandlung eine Verkündigung des Glaubens, während draußen vor dem Gerichtsgebäude die Menge des Volkes laut betet. Solches erfahren wir aus authentischen Berichten aus der
Die Geschichte unserer Heimat, besonders der vergangenen Jahrzehnte, hat uns gezeigt, daß Überlegungen und Beschlüsse, die jeweils bei einem Bundeskongreß des österreichischen Gewerkschaftsbundes gefaßt werden, dank der Zähigkeit und dem klugen und maßvollen Einsatz österreichischer Gewerkschaftsfunktionäre die Sozial- und Wirtschaftspolitik unseres Landes weitgehend beeinflußt haben.Bei meinen zahlreichen Betriebsbesuchen, die mir stets Gelegenheit gaben, mit der Arbeiterschaft und mit Vertretern der Gewerkschaft Fühlung aufzunehmen, ihre Probleme und ihre Sorgen kennenzulernen,
Die Kirche ist auf verschiedenen Ebenen bemüht, einen echten Beitrag zur Festigung des Friedens in der Welt zu leisten. Da ist zunächst die intensive Mitarbeit des Heiligen Stuhls in den verschiedenen Organisationen der Vereinten Nationen. Ich möchte hier vor allem an die von allen Mächten geschätzte Tätigkeit der Vertreter des Heiligen Stuhls bei den beiden in Wien beheimateten internationalen Organisationen IAEA und UNIDO erinnern.Es war auch kein Zufall, daß der Heilige Stuhl den Atomsperrvertrag mitunterzeichnet oder sich an der Europäischen Konferenz für Sicherheit und
Ich bin mir der Verantwortung bewußt, die unsere heute lebende Generation für die kommende Generation hat. Unser Lehren besteht dabei im Vorangehen, und unser Lernen besteht im Folgen. Daher sind wir alle Vorbilder zum Guten oder zum Bösen.Wir sind für die kommende Generation Führer oder Verführer. Wir führen zu Zielen oder in Sackgassen. Wir alle bilden die kommende Generation heran nach jenem geistigen Bild, das wir selber vor Augen haben.Der Weg nach vorne war bisher scheinbar selbstverständlich und vorgegeben. Die kommende Generation fragt uns heute: Wohin gehst du, wohin führst
Erich Fromm hat in seinem Buch vom „Sein und Haben“ den Satz niedergeschrieben: „Zum erstenmal in der Geschichte hängt das physische Überleben der Menschheit von einer radikalen Veränderung des Herzens ab.“Der Club of Rome hat heuer im Sommer dasselbe mit anderen Worten ausgedrückt (Aurelio Peccei): „Der Mensch kann mit all seiner Wissenschaft, Macht, seinen Plänen, Strukturen und Werkzeugen sein Schicksal nicht ändern, ehe er sich nicht selbst ändert.“Am schlichtesten hat es der Moskauer Mathematiker und Bürgerrechtskämpfer Schafarewitsch formuliert: „Was wir brauchen,
Kardinal Dr. Franz König sprach kürzlich vor der Katholischen Akademie Bayern über die geistigen Grundlagen des künftigen Europa. Gerhard Ruis hat seine Ausführungen gekürzt zusammengefaßt.
„Wissenschaftliche Erkenntnis und religiöser Glaube sind unvereinbare Gegensätze“, schrieb der bekannte Sowjetastronom V. A. Ambarcumjam in der ersten Nummer der 1959 gegründeten sowjetischen Zeitschrift für antireligiöse Propaganda „Wissenschaft und Religion“ („Nauka i Religia“). Der Titel dieser Zeitschrift ist bewußt gewählt. Der staatlich verordnete Atheismus in den „sozialistischen Ländern“ behauptet von sich, „wissenschaftlich“ zu sein. Er nimmt für sich in Anspruch, die einzig mögliche Konsequenz aus den Erkenntnissen der modernen Wissenschaften gezogen und in diesen die Beweise für die Nichtexistenz Gottes, für die Sinnlosigkeit einer Religion, gefunden zu haben.
Der Apostel Paulus stellt fest: „Gott aber hat den Leib so zusammengefügt … damit kein Zwiespalt entstehe, sondern alle Glieder einträchtig für einander sorgen… in dem einen Geist wurden wir durch die Taufe alle zu einem einzigen Leib, Juden und Griechen, Sklaven und Freie. Und wir wurden alle mit dem einen Geist getränkt“ (1 Kor 12, 12 ff.). Das heißt, in der Gemeinschaft der Getauften mit Christus als dem Haupte sind alle rassischen und gesellschaftlichen Gegensätze aufgehoben. Daraus leitet auch heute die Kirche das Recht ab, zu den großen gesellschaftlichen und zeitlichen
Wieviel Pioniergeist, Intelligenz, Idealismus, Aufgeschlossenheit und Einsatzbereitschaft waren notwendig, um bisher ungeahnte Möglichkeiten zu eröffnen, wie sie von der Computersteuerung der Weltraumflüge, von der Verkehrssteuerung bis zur Computermedizin reichen, betonte Wiens Erzbischof Kardinal Dr. Franz König in einer Rede vor dem Fünften Internationalen Kongreß über „Datenverarbeitung im europäischen Raum“.
Der Christ lebt nicht allein. Er lebt in Zeit und Raum. Der Christ lebt vor allem aber in der Kirche. Aber diese Kirche lebt selbst wieder in Zeit und Raum. Die Kirche lebt mit der Zeit, und weil sie eine Kirche aus Menschen ist und nur insofern sie eine Kirche aus Menschen ist, kann sie auch mit der Zeit in zeitlichen Dingen irren. Aber so wie der Mensch, der strebende, suchende, vertrauende Mensch letztlich nicht verlorengehen kann, so kann die Kirche auch im Grundsätzlichen, im Wesentlichen nicht irren. Wir müssen immer beides zusammen sehen: Den jederzeit möglichen Irrtum der Kirche in
„Hunger der Menschheit“ lautete das Motto des 41. Eucha-ristischen Weltkongresses, der in der Vorwoche in Philadelphia über die Bühne ging, quasi ein Geburtstagsgeschenk der Kirche an die jubilierenden Vereinigten Staaten. „Die Eucharistie und der Hunger der Welt“ war das Thema des Referates, das Franz Kardinal König in diesem Rahmen hielt:
Wenn die Bischöfe die Katholiken ermahnen, ja, sie geradezu drängen, sich als Christen politisch zu bewähren, dann müssen die Bestrebungen gerade jener anerkannt werden, die sich seit Jahrzehnten bemühen, aus ihrer politischen Verantwortung heraus nach christlichen Grundsätzen zu handeln.
In den letzten zehn Jahren ist in der Kirche manches geschehen, was vielen Menschen, die sich im Glauben verwurzelt meinten, Schmerz zugefügt hat. In der Diskussion um die Verwirklichung der Ziele des Konzils ist oft die christliche Liebe und die brüderliche Zuwendung zu kurz gekommen. Aber die Schwierigkeiten der postkonziliaren Entwicklung dürfen nicht automatisch dem Konzil an sich in die Schuhe geschoben werden. Wir wollen nicht übersehen, daß viele der sogenannten postkonziliaren Schwierigkeiten nicht zuletzt durch die Massenmedien aufgebauscht worden sind. Randerscheinungen wurden aufgewertet, Einzelgängern, die nur für sich selbst oder eine Handvoll Anhänger sprechen, wurde bereitwilligst Publizität gewährt. Es ist nun einmal ein Lebensgesetz der Massenmedien in ihrer derzeitigen Struktur, daß für sie in erster Linie der Konflikt interessant ist.
Das Panorama dieser unserer Welt, wie es uns Fernsehen, Zeitungslektüre und eigene Anschauung jeden Tag vermitteln, trägt manche düstere Züge. Es ist eine Welt, die von Konflikten zerrissen wird. Seit der alte Ost-Westkonflikt an akuter Schärfe wenigstens nach außen verloren hat, beginnt sich das Grundmuster eines neuen Konflikts abzuzeichnen. Diesmal geht es um eine Auseinandersetzung zwischen Nord und Süd, zwischen dem reichen Norden und dem armen Süden, zwischen den industrialisierten Ländern, die vier Fünftel der Ressourcen dieser Welt für sich beanspruchen und den
Vom 1. bis zum 5. Mai hielt in der Lainzer Konzilsgedächtniskirche die Österreich-Synode ihre zweite Versammlung ab. Besondere Schwerpunkte waren die Problemkreise „Erwachsenenbildung“, „Kirche und Massenmedien“, „Träger christlicher Dienste“ sowie, als Höhepunkt, eine Diskussion über die Frage des Priesterberufes. Der Wiener Oberhirte Dr. Franz Kardinal König hielt zum Abschluß des Synodalen Vorgangs die im folgenden veröffentlichte Ansprache:
Man hat die Universitäten oft die Seismographen der geistigen Bewegungen genannt. Sie müssen, wenn sie mitten im Leben stehen, wenn sie die Verbindung zur Welt nicht verlieren wollen, zuerst und am empfindlichsten' Veränderungen in der geistigen Tektonik spüren und verzeichnen, weil sich hier geistige Erschütterungen am spürbarsten auswirken..
Wir nennen uns Christen, und unser Haus ist die Kirche. Was haben wir aus dieser Kirche gemacht? Wie sieht hier unsere Bilanz aus? Wir haben uns an ein großes „Gründlichmachen” gewagt. Gewiß, es war an der Zeit, und es haben jene unrecht, die meinen, in der Kirche dürfe überhaupt nichts verändert werden. Zum Leben gehört Veränderung. Die Kirche ist kein Karner und kein Museum. Der Weg des Konzils war der richtige Weg. Auch das, was wir mit den Synoden begonnen haben, hier in Österreich, war gut und notwendig. Es war gut und notwendig, weil wir nicht nur die Möglichkeiten, sondern
Man kann auf verschiedene Art Zeugnis ablegen fü.r seinen Glauiben. Man kann vielleicht auch meinen, der Kirche einen Dienst zu erweisen, wenn man an ihr harte Kritik übt. In diesem Sinne meinten wohl auch jene ehemaligen Priester, die am Freitag, dem 12. September dm Fernsehen aufgetreten sind, der Kirche einen Dienst zu erweisen.Sie erwarten nun, daß auch der Bischof etwas daizu sagt. Sie können dies mit Rechit tun, denn Sie wissen, daß ich die Taktik des Ignorierens, des Verschweigen und Nicht-zur- K enntni s -N ehm e ns für falsch halte. Es wäre allerdings verfehlt, wenn wir
Österreichs Kirche hat zwei Metropolen: Wien für das Donauland, Salzburg für das Älpen-land. Im Vergleich zur ehrwürdigen Tradition Salzburgs, die in das frühe Mittelalter zurückreicht, ist Wien immer noch eine junge Diözese, obwohl auch seine Geschichte sich nun zum halben Jahrtausend rundet. Diese Geschichte ist grundverschieden von der Entwicklung, die Salzburg seit den Tagen Ruperts und Virgils genommen hat. Die Größe der alten Bischofsstadt an der Salzach und ihrer geistlichen Fürsten lag ohne Zweifel auf kulturellem und künstlerischem Gebiet. Wien dagegen spielte als Residenz