In sechs Wochen soll das erweiterte Bergbau-und Gotikmuseum im Leoganger Ortsteil Hütten eröffnet werden. Die einzigartige Sammlung mittelalterlicher Exponate und ihre vorbildliche Aufstellung ist dem ehemaligen Gemeindebediensteten, dem Kustos Hermann Mayrhofer zu verdanken. Es gelingt ihm, mit großer Hartnäckigkeit und Leidenschaft kostbare Kunstwerke zu erwerben und sehenswerte Leihgaben aus internationalen Museen ausstellen zu können. In dem neu hinzugefügten mittelalterlichen Thurnhaus wird nun ein Raum dem Apostel des Pinzgaues, dem hl. Vitalis, gewidmet. Der Bau, der soeben um 12
Die Frage, wie viele Sterne es am Himmel gibt, ist vermutlich leichter zu beantworten, als jene nach Stars, die derzeit den Markt beherrschen. Sie werden - im Opernbetrieb zumindest -blitzschnell geboren, verglühen aber nur allzu oft in schwindelerregendem Tempo. Aber gibt es sie überhaupt? Sind Stars nicht ein Fake wie so vieles heute? Karrieren von Weltkünstlern wie jene von Placido Domingo, der als Profi auch im Buch der Rekorde seit mehr als einem halben Jahrhundert für Sensationen sorgt, sind eine Ausnahmeerscheinung.Die Karriere von Rolando Villazon, dessen große Zeit als Startenor
Im Ö1-Morgenjournal und im Wirtschaftsmagazin Saldo wurde wieder einmal eine Zwischenbilanz über den Zustand des immer noch in der Intensivstation befindlichen Patienten "Semmering" gezogen. Die Wintersaison läuft dank der guten Schneelage zufriedenstellend, beim Schilift werden derzeit keine Pannen gemeldet und das Hotel Panhans wird seit zwei Jahren renoviert. Derzeit nicht einmal von Pfuschern, die wie zuletzt vor eineinhalb Jahren von der Polizei durch die Wälder gejagt wurden. Die einzigartige Kulisse des einst so eleganten und von bedeutenden Künstlern geschätzten Kurortes mit
Es gab Zeiten, in denen Linz nicht nur eine bedeutende Stahlindustriestadt, sondern auch eine kulturelle Wüste war. Die Liebe der Bürger zu Theater, Musik und Kunst im Allgemeinen bewirkte eine Umkehr. Die Umweltverschmutzung wurde reduziert. 2009 wurde Linz zur europäischen Kulturhauptstadt auserwählt. Man plante neue Kulturprojekte und bekam das Image einer aufgeschlossenen, weltoffenen Stadt. Man ist heute zu Recht stolz auf Einrichtungen wie das Lentos-Museum, das ars electronica center und das Linzer Musiktheater.Letzteres erhielt nun von SPÖ-Bürgermeister Klaus Luger ein
Der 36-jährige Künstler und Manager André Comploi leitet seit acht Jahren das Pressebüro der Wiener Staatsoper und seit fünfzehn Jahren den von ihm gegründeten Chor "cantus iuvenis". Er schreibt Bücher zu ladinischen Themen, wurde für seine Gedichte vom ladinischen Künstlerverband EPL ausgezeichnet und stellt nun sein erstes, überaus originelles Kinderbuch vor. Comploi ist Südtiroler, vor allem aber Ladiner, und für die hat die Muttersprache eine besondere Bedeutung. "Bis zu meinem sechsten Lebensjahr habe ich überhaupt nur Ladinisch gesprochen. Wenn die Eltern vor uns Kindern
Angst vor der Größe ist eine jener chronischen Erkrankungen, an denen wir Österreicher und die Wiener im Besonderen leiden. Große Plätze werden verhüttelt, letzte unbebaute Flächen für fantasielose Hochhäuser verscherbelt, historische Gärten will man mit Bierinseln auflockern und große Vorhaben schon im Konzept verkleinern. Auch mit großen Häusern unserer großen Vergangenheit hat man seine Mühe. So soll etwa eine denkmalgeschützte Kassenhalle einer traditionsreichen Bank in einen Supermarkt umgewandelt werden. Und da wäre noch das Volkstheater mit 1900 Sitzplätzen, das man
In Salzburg wurde ein kleines Museum eingerichtet, das dem abenteuerlichen Leben der Trapp-Familie und der Entstehung des weltberühmten Films "Sound of Music" gewidmet ist. Den Plan dazu gab es bereits seit Jahrzehnten, allerdings wurde er von der Salzburger Politik nicht gefördert. Eigentlich sonderbar, wenn man bedenkt, dass rund 600.000 Touristen jährlich bei Führungen die Drehorte des weltberühmten, nach dem gleichnamigen Musical 1965 entstandenen Films mit Julie Andrews und Christopher Plummer besuchen.Einzug in die GetreidegasseGeplant war die Dokumentation ursprünglich in der
Mit unserer Sprache ist es nicht gut bestellt. Extra Deutschkurse für Inländer dürften längst ebenso notwendig sein wie für Ausländer. Das hängt keineswegs mit der Feinfühligkeit und dem Taktgefühl des Wieners zusammen, der, wenn er einen Ausländer vor sich glaubt, die Frage etwa so formuliert wie: "Du können sprechen deutsch?" Auch bei unserem Kanzler wurde gefragt: "Kann Kurz Kanzler?"Woran liegt es nur, dass wir uns alle mit unserer spezifisch österreichisch geprägten Muttersprache so schwer tun? Da wäre zunächst einmal der beängstigende Rückgang des Lesens. Sprache könne
Der Festspielsommer neigt sich dem Ende entgegen. In Bregenz ertrank "Carmen" effektvoll im Bodensee, in Salzburg verweigerte "Salome" in Romeo Castelluccis und Franz Welser-Mösts ästhetischer und musikalisch hinreißender Version ihren Tanz und im Thalhof in Reichenau befreiten sich die Frauen der nahezu vergessenen österreichischen Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach beeindruckend von männlicher Dominanz.Die Sensation dieses Sommers war jedoch ein mit Schlagzeilen und Fotos auf den Titelseiten gefeiertes Ereignis. Der charismatische Oberösterreicher Philipp Hochmair wagte es mit
"Komm, Mister Jedermann, gemma bissel Stearbn!" spottete Helmut Qualtinger 1964. Österreichs traditionsreichstes Festival ist ein magischer Ort. Die Spiele wurden aus den Trümmern eines Weltkriegs und der Hoffnung, die einstige Größe Österreichs wenigstens kulturell zu erhalten, geboren und überlebten einen zweiten noch viel verheerenderen Krieg. Am Anfang entstanden sie aus dem barocken Glanz und der Mystik, die in Salzburg trotz Massentourismus im Sommer an so manchem Ort auch heute noch spürbar ist. Um Welttheater und Sehnsucht nach Verschmelzung von Sprache und Musik ging es
Oper verkommt immer öfter zum Ramschladen austauschbarer Ideen, die von geschäftstüchtigen, von Originalitätssucht geplagten Regisseuren willkürlich arrangiert werden. Der Schrecken in der Wolfsschlucht im "Freischütz" wird durch ein brennendes Klavier verniedlicht und eine humanistische Botschaft, die auf einem schicken Kristallluster verkündet wird, gerät zur Farce. Verdis "Il Trovatore" spielt in einer Gemäldegalerie -empfindet der Regisseur die Oper ebenso verstaubt wie die Institution Museum? Der reine Tor Parsifal verirrt sich nach Steinhof, da das psychiatrische Krankenhaus von
Auch Präsidenten waren nicht sensibel. Karl Renner und Theodor Körner wohnten in der 'arisierten' Villa des Kunstsammlers Gustav Arens in Döbling.Die österreichische Journalistin Burgl Czeitschner hat nach ihrer Tätigkeit im ORF-Fernsehen und ihrem erfolgreichen Projekt "Kino auf Rädern" ein ungewöhnliches, berührendes Filmdokument mit dem Titel "Let's keep it" geschaffen. Es geht um Liegenschaften von jüdischen Österreichern, die von den Nationalsozialisten durch Beschlagnahme oder fadenscheinige Kaufverträge enteignet wurden und in öffentlichen Besitz gelangten. Erst seit dem
"Einerseits beteuert man in Kärnten, seit dem Hypo-Desaster überhaupt kein Geld zu haben, anderseits liegt die Problematik an der Organisation. Jeder will bei uns seine Sache selbst machen."Judith Walker hat vor drei Jahrzehnten ihre erste Kärntner Galerie gegründet. Heute leitet sie gemeinsam mit ihrer Tochter Carolin den Kunstraum in Klagenfurt, die Galerien in Schloss Ebenau im Rosental und neuerdings auch im alten Pfarrhof im Ortsteil Saak von Nötsch im Gailtal. In Ebenau und Saak werden heuer vor allem Arbeiten von Künstlern wie Max Weiler und Hans Staudacher zu sehen sein. Judith
Es gilt das Prinzip Hoffnung. Die neue Stadtregierung könnte durchaus beweisen, dass sie die größte Kulturschande, die Wien droht, abzuwenden vermag.Die Stadt, die vor allem wegen ihrer einzigartigen Kulturgüter von Touristen aus aller Welt besucht wird, wurde von der UNESCO bereits auf die rote Liste gesetzt, es droht ihr die Aberkennung des Weltkulturerbes. Gründe dafür sind vor allem das nicht nur wegen seiner Höhe zurecht kritisierte Hochhausprojekt am Heumarkt, aber auch der Ausbau eines Bürohauses neben der Karlskirche, eine Großgastronomie im barocken
Ich habe unser Museum immer so betrieben wie die Unternehmen, die ich geführt habe, also sparsam und möglichst ohne Schulden.Es gibt einen Zusammenhang zwischen Ästhetik, Ordnung und Rationalität. Ich habe gelernt, dass eine anspruchsvoll gebaute Fabrik in den Abläufen transparent ist.Der Kärntner Unternehmer und Kunstsammler Herbert Liaunig hat in Neuhaus/Suha bei Lavamünd ein preisgekröntes, bereits unter Denkmalschutz stehendes Museum von der Architektengruppe Querkraft errichten lassen. Auf einer Gesamtfläche von fast 8000 Quadratmetern werden in dem einzigartigen, größtenteils
"Ich beschreibe eine Welt, die für den Kulturkreis, auf den wir angeblich so stolz sind, prägend war -deren Träger von der Historiographie ausradiert wurden."Georg Gaugusch ist gelernter Chemiker, Diplomingenieur, Genealoge, Autor und hauptberuflich Chef eines Wiener Familienunternehmens, des einstigen k. u. k. Stoffhoflieferanten Jungmann & Neffe, gegenüber der Albertina.Die alten Kundenbücher seines traditionsreichen Geschäftes gaben den Ausschlag für sein einzigartiges Mammutprojekt: Gaugusch arbeitet bereits am dritten Band von "Wer einmal war"; die Erfolgsgeschichte jüdischer
Theater, gespielt von Schülerinnen und Schülern, gehört zu den erfolgreichsten Projekten des Theaters der Jugend im Wiener Theater im Zentrum. Die Themen wählen die Kinder und Jugendlichen aus. In etwa sieben Monaten werden die Stücke entwickelt -mit nur zwei Stunden Probezeit pro Woche.Eine Gruppe, 15-bis 17-jährige Mädchen, setzte sich mit der Frage auseinander, was als normal gilt und was nicht toleriert wird und anders ist. Der Leiterin Barbara Rottensteiner-Comploi geht es in diesem Projekt um den Mut, sozialer Ausgrenzung entgegenzuwirken und zu sich zu stehen. Es geht um Themen
Vor 100 Jahren starb am 11. April einer der bedeutendsten österreichischen Städteplaner und Architekten, der Visionär und Erneuerer Wiens, Otto Wagner. Im Wien Museum wird aus diesem Anlass eine Ausstellung gezeigt.Die Geringschätzung von Wagners Werken in den 50er und 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts wird nur am Rand erwähnt - einige Stationsbauten seiner einzigartigen Stadtbahnkonzeption wurden noch vor dem U-Bahnbau durch keineswegs zweckmäßigere Bauten ersetzt. Und wie geht die Stadtregierung mit dem Erbe des großen Architekten heute um? Sind doch Prestigebauten wie der
Er steckte voller Schabernack, vertauschte an der Berliner Akademie die Tischkarten vor dem Essen, - die größten Feinde saßen nebeneinander. (Lotte Ingrisch)Was für ein Ereignis! Ein 27-jähriger Nobody wird über Nacht berühmt. Die Uraufführung von Gottfried von Einems Oper "Dantons Tod" bei den Salzburger Festspielen 1947 hatte durchschlagenden Erfolg. Das nach Büchners Drama komponierte Werk, in dem eine Revolution in Terror und Schrecken endet und ihre Kinder frisst, war auf beklemmende Weise aktuell. Man war von der effektvollen Musik begeistert, zynische Kritiker bemängelten,
40 Jahre lang war Christa Ludwig Ensemblemitglied der Wiener Staatsoper, deren Kammersängerin und Ehrenmitglied sie ist. Ein Porträt von Franz Zoglauer und Erna Cuesta.
"Drausst in Hietzing gibt' s a Remasuri": So singen es der Josef und seine Pepi in der Operette "Wiener Blut" von Johann Strauß. Es gab nämlich einmal so etwas wie das Wienerische, als die Sprache noch nicht im flapsig deutschen oder modisch geilen Dialekt der Vorstadtweiber verfremdet wurde.Hietzing ist übrigens der 13. Wiener Bezirk und eine Remasuri ein als chaotisches Durcheinander bezeichneter Zustand. An dem Haus in der Maxingstraße, in dem Johann Strauß seine "Fledermaus" komponierte, gibt es eine der wenigen Gedenktafeln. In Baden bei Wien werden derartige Hinweise vor nahezu
Wenn es nur mehr 'nicht Ich' gibt, weil das Ich auf Proben gebrochen wird, ist das uninteressant. Ein starkes Ensemble ist der einzig demokratische Weg.Wir sind immer selbst der Gegenstand und das Thema. Das bedeutet, dass die gewachsenen Rituale der gesunden Entfernung viel schwieriger anzuwenden sind als in jedem anderen Beruf.Veranlasst durch die #MeToo-Debatte gaben Anfang Februar 60 Mitglieder des Wiener Burgtheaters die geschmacklosen Witzeleien, Schimpfworte und Berührungsrituale des vormaligen und vor vier Jahren entlassenen Burgchefs Mat thias Hartmann der Öffentlichkeit bekannt. Er
Die Neuinszenierung des Stückes "Die Glasmenagerie" von Tennessee Williams wurde im Wiener Akademietheater vom Publikum begeistert aufgenommen. Bereits 1950, als es unter der Regie von Bertolt Viertel von legendären Schauspielern wie Helene Thimig, Käthe Gold, Curd Jürgens und Josef Meinrad gespielt wurde, liebte das Publikum den psychologischen Realismus und die poetische Kraft des US-Dichters. Kritiker wie Hans Weigel fanden seine Stücke damals hingegen "zum Kotzen poetisch" und bezichtigten ihn einer "widerwärtigen Kunstgewerblichkeit".Heute gilt Williams als Klassiker, seine
Es sind die Untoten, die Opfer, die wir nicht ruhen und die uns nicht ruhen lassen. Sie drängen aus den Tiefen unseres Bewusstseins immer wieder ans Tageslicht. Sie werden nicht nur beweint, sondern auch missbraucht und verhöhnt. Worte, die einmal in die Welt gesetzt werden, können sich allzu schnell in Taten verwandeln. Die Grenze vom gedachten zum tatsächlichen Mord ist mitunter fließend. Wir, die wir uns durch die Gnade der Spätgeborenen von Schuld freigesprochen wähnen, tragen die Verantwortung, sind Teil unserer untrennbar durch Jahrtausende ineinander verwobenen Geschichte.Keiner
"Gestorben ist der Ort 1938 mit der Vertreibung der Juden. Die Antisemiten hassten das kultivierte Großbürgertum. Sie wollten kleine, bürgerliche Häuschen für deutsche Bürger"Der Journalist und Historiker Wolfgang Kos ist ein Semmering-Experte. Der ehemalige Direktor des Wien Museums hat über diesen magischen Ort Bücher geschrieben und 1992 die dem Semmering gewidmete Landesausstellung in Gloggnitz gestaltet. Jetzt ist der sogenannte "Zauberberg" in die negativen Schlagzeilen geraten. Der Wintersportbetrieb muss ausgerechnet in der Hochsaison immer wieder eingestellt werden und
"Die Künstler waren hervorragende Dolmetscher, die den Menschen, die nicht schreiben und lesen konnten, den Inhalt der Bibel vermittelten."Hermann Mayrhofer ist einer der erfolgreichsten Museumskustoden Öster reichs. Der heute 72-jährige Sohn von Bauern aus Leogang ist ein pensionierter Gemeindeamtsleiter. Mit seinem vor 25 Jahren gegründeten Bergbaumuseum im Ortsteil Hütten hat er im Land Salzburg ein Kunstzentrum für Gotik von internationalem Rang geschaffen. Sein Ansehen wuchs vor allem durch die Entdeckung und Rückgabe des von den Nazis geraubten Limoges-Kreuzes an die polnische
Einst war der Semmering die Beletage der Monarchie. Ein Kurort mit großstädtischem, pulsierendem Leben inmitten einer prächtigen Gebirgslandschaft. Ein Treffpunkt von Aristokraten, Großindustriellen, Hochstaplern und berühmten Künstlern. Ein Ort, der zuletzt jedoch als "Zauberberg" nur noch von Wintersportlern, Mountain Bikern, Tagestouristen und, nach dem Rückzug der Festspiele Reichenau, von kleineren Theaterunternehmungen am Leben gehalten wurde.Erwin Pröll, der langjährige Landeshauptmann Niederösterreichs, hatte kein großes Interesse an dem geschichtsträchtigen Berg. Er
Kaum ein Tag vergeht, an dem man nicht vom Aussterben vertrauter Spezies erfährt. "Paradiesvögel" nennt die Sängerin Christa Ludwig jene Diven, die nicht nur in der Kunst, sondern in allen Bereichen des Lebens notwendig sind. Ja, früher einmal, da gab es Künstler wie die Callas, den Karajan, den Oskar Werner und noch so viele mehr.Ruhelose, feinsinnige Grenzgänger waren sie; spürbare Spannungsfelder gingen von ihnen aus. Sie verletzten und waren verletzlich. Sie waren undiplomatisch, extravagant und auf ihre Art Spieler, die viel, manchmal auch zu viel riskierten. Die das sichere System
"Ihrem Ende eilen sie zu, die so stark im Bestehen sich wähnen", so kommentiert der listige Feuergott Loge den feierlichen Einzug der Götter nach Walhall. Der durch List, Vertragsbruch, Gold-Raub und grenzenlose Machtgier ermöglichte Bau läutet in Wagners Ring-Tetralogie das Ende der Götter ein. Die Planung eines Prestigebaues um jeden Preis wird auch heute nur allzu oft zum Menetekel für Politikerinnen und Politiker. Der Bau des Hochhausprojektes am Wiener Heumarkt am Gelände des Eislaufvereins wurde von den Wiener Grünen trotz parteiinterner Proteste nach einer zweiten Abstimmung
In jener Zeit, in der Arbeiter und Handwerker noch geachtet waren und Titel wie Magister oder Doktor nicht nur gesellschaftlichen Aufstieg signalisierten, sondern Wissen und Bildung, war der Sozi noch Sozi und nicht Sozialdemokrat und der weltgewandte und humorvolle Kanzler Bruno Kreisky kam aus einem großbürgerlichen Haus und war sozialistischer Parteichef. Er trug elegante Anzüge, die er bei Knize am Graben anfertigen ließ und verfügte, dass seine Minister nicht mehr in der ersten Klasse fliegen durften.Damals war allgemeiner Wohlstand noch Ziel und nicht Selbstverständlichkeit, und es
Die heurige Ausgabe des Lehár-Festivals hat ein Nazi-Plagiat im
Programm. Warum ein Hinweis im Programmheft zu wenig ist und sich Bad
Ischl anspruchsvoll mit seiner Vergangenheit auseinandersetzen muss:
Historikerin Marie-Theres Arnbom im FURCHE-Gespräch.
Der designierte Wiener Staatsopernchef Bogdan Rosci´c werde es nicht
schwerer haben als er seinerzeit, meint Ioan Holender. Der Impresario
der Opernwelt im FURCHE-Gespräch über Salzburger Festspiele, Wiener
Oper und eine prägende Dirigentenpersönlichkeit.
Sie ist keine Primadonna, sie ist Anna Netrebko. Nach ihrer "Aida" bei den Salzburger Festspielen ist sie mit ihrem in der Mittellage einzigartig weichen Timbre, ihren ausdrucksstarken Höhen und ihrer unglaublichen Bühnenpräsenz konkurrenzlos. Sie hat den Fachwechsel vom fröhlichen Mädchen zur reifen, leidenschaftlichen Frau überaus erfolgreich vollzogen und macht das Schicksal der Partie, die sie gestaltet, zum spannenden Ereignis.Die Netrebko ist ein Synonym für Oper und das weit hinaus über die Welt der Klassik. Sie sei die größte Sopranistin des 21. Jahrhunderts, heiß es, toll,
Wahrscheinlich empfindet es die vorwiegend rote Wiener Stadtregierung sogar als Auszeichnung, auf die rote Liste des gefährdeten Weltkulturerbes gekommen zu sein. Geholfen haben ihr dabei die mitregierenden Grünen, die sich Investoren mehr verpflichtet zu fühlen scheinen als den Bürgern. Das Vorhaben, einen Luxuswohnturm am Heumarkt zu errichten, der die Altstadt klein aussehen lässt und auf ziemlich fantasielose Weise bloßstellt, ist nun beschlossen. Ein derartiges Hochhaus könnte die verantwortlichen Politiker von ihren Albträumen von vermeintlichem Kleinwuchs und Provinzialität
Wir leben nur noch im Heute. Das Gestern ist je nach Lust und Laune und nach jeweiliger Ideologie Interpretationssache. Heute geht es so manchen von uns immer noch prächtig. Man kann die Seele baumeln lassen, das Hirn im Swimmingpool versenken und mit seinem Porsche Begegnungs- in Berührungszonen verwandeln. Wem der Slim-Fit Anzug zu eng wird, der kann beim Pizzabacken einfach nur sein Schürzerl tragen.Was schert die Wohlstandsbürger, was nach ihnen kommt? Österreichs Kultur wird verschachert - na, und? "Welterbe-Touristen" sind ohnehin nur anspruchsvoll und lästig. Die freuen sich nicht
Wo sind sie geblieben, unsere Zweifel, unsere Gelassenheit, unser Wissen über eigenes Scheitern. Sind wir es müde geworden, unsere Lust an Kritik und Chaos in Kreativität umzusetzen? Ist von unserem nicht ganz freiwilligen Bekenntnis zum Unvollendeten nur noch devote Gleichgültigkeit übriggeblieben? Haben wir unsere Sehnsucht nach Größe aufgegeben, um uns tatsächlich einzubilden, wir hätten sie erreicht? Es sieht fast so aus, als würden wir uns plötzlich über die Maßen ernst nehmen. Unser berechtigter Zorn über die Zustände in unserem Land ist schon längst außer Kontrolle
Es sieht beinahe so aus, als würden wir in Geld schwimmen. Vielleicht, weil es mit dem Papiergeld ohnehin bald zu Ende geht. Vielleicht auch, weil die Währung, der sich die verantwortlichen Politiker bedienen, längst schon virtuell ist. Ihre Gehälter werden freilich nach wie vor in bar ausgezahlt. Aller Wahrscheinlichkeit nach auch jene Summen für Provisionen und nicht ausgeübte Kontrolltätigkeiten in diversen Aufsichtsräten. Für all diese von uns gewählten Amtsinhaber gilt, wie sich von selbst versteht, die Unschuldsvermutung.Unserer Aufbruchsstimmung soll das keinerlei Abbruch tun.
Das Dilemma mit unserer österreichischen Identität hat die Diskussion zur Umbenennung des Heldenplatzes wieder vorgeführt: Wir sind Liliputaner, die sich nach Größe sehnen, haben aber zugleich Angst davor, aus unseren vermeintlichen Zufluchtsstätten der Geborgenheit hervorzutreten. Wir zögern, zu uns und unserer Vergangenheit zu stehen. "Da tritt der Österreicher hin vor jeden, denkt sich sein Teil, und lässt die andern reden!", heißt es im sogenannten "Loblied auf Österreich" bei Grillparzer. Nur keine klaren Worte, immer inwendig räsonieren. An reformbedürftigen Zuständen
Vor mehr als vier Jahrzehnten attestierten die Herren Qualtinger und Heller in "Wean draht si nur langsom ham" ihrer Heimatstadt, sie habe ihren Stolz in die Pfandleihanstalt getragen, wäre eine Puffmadame und bringe sich langsam um.Das Tempo hat sich zweifellos beschleunigt, die Rolle der käuflichen Puffmutter hat die Politik übernommen, dem Selbstmord sieht eine zwar ein wenig aufgebrachte, jedoch ohnmächtige Bevölkerung zu. Die Zerstörung einer Stadt, die vom Fremdenverkehr lebt, schreitet fort. Das von Kaiserhaus und Großbürgertum geprägte Stadtbild stößt nur bedingt auf das
Jüngstes Opfer der Gier der Verwalter unseres historischen Erbes könnte der 25O Jahre alte botanische Garten in Schönbrunn werden. Er soll dem Tiergarten eingegliedert, durch bauliche Veränderungen entstellt und nur mehr kostenpflichtig begehbar werden.des UNESCO-Weltkulturerbes unter Denkmalschutz. Er wurde von berühmten Gärtnern und Botanikern wie Adrian van Steckhoven und Heinrich Schott als Kontrast zum übrigen streng formal gestalteten Schlosspark angelegt, als pittoresker Landschaftsgarten mit original erhaltenen Blumenbeeten und Wegstrecken. Vor allem aber ist dieser Teil
Eigentlich ist es gar kein Abschied, sondern ein Hinauswurf. Für Stefan Ottrubay ist es bloß die Nichtverlängerung eines Vertrages, und das ist rein juridisch gesehen, durchaus korrekt. Der Erbe der letzten Fürstin Esterházy hat eigene Pläne und möchte in Sachen "Haydn" selbst aktiv werden. Warum er deshalb ein erfolgreiches Festival wie die "Internationalen Haydntage" in Eisenstadt nach 28 Jahren vor die Türe setzt, bleibt ein Rätsel. Der prächtige Saal, in dem Haydn einst als Hofmusiker der Familie Esterházy wirkte, ist mit seiner Geschichte, seiner wunderbaren Architektur und
Einst war Bad Gastein einer der elegantesten europäischen Kurorte. Die Kurgäste - das Who is Who aus Kultur, Politik und Gesellschaft -wusste den Mix aus Naturkulisse und großstädtischer Eleganz zu schätzen. In der Nachkriegszeit versuchte man, die Hotels mit Wintersportlern, Beamten und Krankenkassenpatienten zu füllen. Investiert wurde in die alte Bausubstanz so gut wie nichts. Als Kuren selbst bezahlt werden mussten und auch der kleinste Gemeindebedienstete lieber in der Karibik surfte, wurde der Ort durch politische Ignoranz und Immobilienspekulationen dem Verfall preisgegeben.Jetzt,
Seit sieben Jahrzehnten beherbergt die Hofburg die Nachfolger der Habsburger, die sich gerne im kaiserlichen Schatten sonnen. Unsere Staatsoberhäupter haben viel weniger zu reden als ihre kaiserlichen Vorgänger, an deren oft spartanischem Lebensstil finden sie keinen Geschmack. Zur Zeit erwägt man sogar, sie nach ihrer Amtszeit mit Büro, Chauffeur und anderen Bequemlichkeiten zu versorgen. Nur die Kapuzinergruft ist ihnen verwehrt. So bleibt ihnen nach ihrem Ableben die Namensnennung ohne Titel erspart. Auf die Frage "Wer begehrt Einlass?" folgt die Nennung des Vornamens und die
Irgendwann ist der Kopf schwer geworden. Überfüttert mit Bildern, Wortmüll aus theoretischem und technokratischem Gestammel. Unsere Sprache ist im Eimer.Unser Hirn dreht durch, rotiert, kommt nicht zur Ruhe. Das Köpfchen wird abgelegt, hinter dem Bauch, der sich in beängstigendem Schnellwuchs befindet. Was stopfen wir nicht alles in ihn hinein: verseuchte Wohlstands-Kadaver, hilflos vorgetäuschte Gefühle, verbrecherische Machtstrategien, jede Menge Selbstbeweihräucherung -vermengt zu unverdaulichen Klumpen, die unseren Organismus zum Erliegen bringen. Übergroß ist er jetzt, der
Macht er nicht mehr. Lässt nicht die andern reden, wie es bei Grillparzer heißt, sondern redet, auch, wenn er nichts zu sagen hat. Ob ideologisches oder humanes Gefasel, gegenseitige Beschuldigungen, Herumgerede, dass ein neues Gesicht alleine schon Erneuerung bedeute; all die Wortkaskaden und Satzlawinen unserer Politiker dienen nur der Einzementierung ihrer jeweiligen Machtpositionen und sollen über die Lähmung unseres schönen Landes hinwegtäuschen.Längst sind seine Fahrdienstleiter in Kammern und Parteizentralen erstarrt und wir zu Zuschauern degradiert. Hat uns jeder Mut zum Handeln
So schnell einen Termin beim Landes- und Stadtvater zu bekommen, wer hätte damit gerechnet. Jetzt stand ich vor ihm. Sein keuchendes "Grüß Sie!" drang ins Innerste meines Trommelfells. Dank für all das Schöne, mit dem du uns beschenkst, mein Stadtvater! Vor allem, dass du die geschichtsträchtigen Häuser einem Facelifting unterziehen lässt, ihnen Häferln und Reindln aufsetzt, um den Markt mit lukrativen Wohn-und Büroflächen anzukurbeln. Unsere Stadt platzt schließlich aus allen Nähten und du hast eben ein Herz für Wohnungssuchende. Dass du die Hofburg, statt zu einem Häusl der
Ihr Politiker von heute, die Ihr in Euren Reden neuerdings voll des Lobes über meine Person seid. Ihr, die Ihr Euch gerne in den von meiner Familie errichteten Gemächern einquartiert und Euch von Gott auserwählt glaubt. Vergesst nicht, dass Ihr vom Wähler abgewählt werden könnt und dass das gleiche, geheime und direkte Wahlrecht unter meiner Regentschaft eingeführt wurde, wenn auch zunächst nur für Männer. Ihr habt die Demokratie errungen und lasst Euer Volk ebenso wenig mitreden, wie ich das getan habe. Loyalität, Korrektheit und Bescheidenheit sind Tugenden, die Ihr meist gar
Die Zeiten sind so unsicher wie schon lange nicht. Der Zerfall des vor allem aus wirtschaftlichen Interessen zusammengefügten, vor gar nicht so langer Zeit noch grenzenlosen Europa schreitet fort. Grenzen, die jetzt wieder errichtet werden, wurden nur zum Schein abgebaut. Die Neugierde unseren Nachbarn gegenüber hält sich in bescheidenen Grenzen. Menschliches Zusammenrücken, kultureller Austausch der Völker hat kaum stattgefunden. Fremd sind uns die Nachbarn geblieben, fremd die Flüchtlinge, die durch und in unser Land strömen, uns -durch den aberwitzigen Zickzackkurs von Politikern und
Konrad Steißhäuptl heißt der Bürgermeister, Gastwirt und ehemalige Ortsgruppenleiter des fiktiven Ortes Bad Brauning, den Martin Leutgeb am niederösterreichischen Landestheater so hinterhältig, gefährlich und zugleich komisch spielt, dass einem Angst und Bang wird. Fritz Hochwälder, dem heute zu Unrecht vergessenen, vor den Nazis geflüchteten, nur als Gast in seine Heimat zurückgekehrten Dichter, gelang 1965 so in "Der Himbeerpflücker" eine erschreckende Charakterzeichnung eines zeitlosen Typs. Denn -s o der Dichter - "Hitler war ja nur die Subsummierung des homo austriacus".Was
Die Theatergurus sind besorgt. Die neue Direktorin des Wiener Volkstheaters, Anna Badora, habe zum Einstand nicht den erwarteten großen Erfolg, ihre ersten Premieren seien misslungen, und das Publikum bliebe oft aus. Die Frau geht nicht auf Nummer sicher. Na, so etwas! Sie riskiert etwas. Sie bietet Theater ohne Netz und tastet das Wiener Terrain und die Unsicherheiten und Gefahren unserer Zeit ab. Lösungen bietet sie keine.Sie leistet sich etwas. Offene Theaterformen. Die Möglichkeit zu experimentieren und zu scheitern. Die Verweigerung provinzieller Perfektionsansprüche und aller
Wenn in einer Nestroyaufführung am Volkstheater gelallt, geschrien, gespieben wird, wenn babylonischer Sprachwirrwarr von hundsordinärem Wienerisch bis zum schrillen Gestammel einer Putzfrau aus dem Osten nebst unentwirrbarem Mix aus Idiomen und Dialekten auf das überforderte Publikum hereinprasselt, dann hört man das Totenglöckerl für unsere Sprachkultur läuten. Wir zeigen wieder, dass wir multikulti sind und keine Grenzen öffnen müssen, da wir schon längst keine mehr haben.Unsere grenzenlose Sprache ist ausgeronnen, als Imitation des deutschen Nachbarn, in der Hilflosigkeit unserer
Vor einem halben Jahrhundert scheiterte Herbert von Karajan mit seinem Vorhaben, anspruchsvolles Festspielniveau auf den regulären Opernbetrieb zu übertragen. In einem Interview mit Der Spiegel meinte er, die Wiener Staatsoper wäre kein Pferd, sondern ein Ackergaul.Das Vorhaben wurde zwar mit untauglichen Mitteln später von einem seiner Nachfolger wieder versucht, ging jedoch wie alle Neuerungen in Österreich im alltäglichen Schlendrian unter. Voraussetzung für eine Qualitätssteigerung wäre die Reduzierung der gespielten Werke, besser geprobte Aufführungsserien und eine größere
Es gibt sie noch, Mut und Risikolust, Eigenschaften, die in der Politik verkümmert sind und ohne die gutes Theater nicht entstehen kann. Zu Saisonbeginn sind es die Prinzipalinnen der beiden größten Theater in Wien, die über diese Eigenschaften verfügen: Burgchefin Karin Bergmann, die das durch das Management der Herren Hartmann und Springer in die Krise geratene Bundestheater auf Erfolgskurs brachte, und Anna Badora, die das seit Jahrzehnten in baulich desaströsem Zustand und künstlerischem Dornröschenschlaf befindliche Volkstheater zu neuem Leben erwecken will.Die rührige
Schon im Vorfeld wurden heuer die Festspiele kritisiert, nach den ersten Premieren zu urteilen nicht ganz zu Unrecht. Die Erwartungshaltung nach qualitativ Hochstehendem ist bei Österreichs "Festival Nummer Eins" zu Recht hoch. Nur Wolfgang Rihms "Die Eroberung von Mexico" konnte bisher Publikum und Presse nahezu gleichermaßen überzeugen. Der keineswegs tiefschürfende, vom Publikum wohl deshalb bejubelte "Figaro" enttäuschte ebenso wie der gescheiterte Versuch, Goethes "Clavigo" mit einer Frau zu besetzen. Ein Kritiker schlug im Gegenzug dazu vor, Sven-Eric Bechtolf möge im nächsten
In Niederösterreich gibt es zahlreiche Kraftfelder. Viele davon sind dem Verfall preisgegeben, wie das Südbahnhotel oder das Kurhaus am Semmering. Politiker bauen sich lieber ihre eigenen Denkmäler, wie Museen für Gemälde und Geschichte, anstatt historische Substanz dafür zu nützen. Die Kräfte, die von ihr ausgehen, aus denen sich Neues, Unverwechselbares entwickeln kann, scheinen sich Menschen, die nur mit dem eigenen Machterhalt beschäftigt sind, zu verschließen.In Reichenau retten Private, was noch zu retten ist: Schloss Wartholz mit seinen Kulturveranstaltungen, der Knappenhof,
Das beschlossene Haus der Geschichte in der Hofburg ist nicht nur wegen der hohen Kosten und des Standortes umstritten. Sein Konzept wird soeben von einem internationalen Historikerteam erarbeitet. So schnell wie möglich soll dann gebaut werden.Österreich hat allerdings mehrere Häuserder Geschichte, für deren Erhalt und Erweiterung die finanziellen Mittel fehlen. Das älteste und vielleicht schönste ist das im Auftrag von Kaiser Franz Josef errichtete Heeresgeschichtliche Museum. In Theophil Hansens prächtigem Bau verschmelzen Architektur und Inhalt zu einem großen Ganzen. Zu sehen sind
Mit der Kultur in Kärnten ist es auf den ersten Blick schlecht bestellt. Das ohnehin schwächelnde Pflänzchen droht zu verdorren. Drastische Förderungskürzungen, die dreiste Absage einer Großausstellung, der Abbau der Wörtherseebühne und die Verweigerung, mit den angrenzenden Nachbarn an Stelle von Wein-und Schinkenfesten auch künstlerische Festivals anzudenken, sind dem Image des südlichen Bundeslandes nicht gerade förderlich. Kultur ist mit Brauchtum und Volksmusik verknüpft, mit Villacher Fasching, Star-und sonstigen Nächten am Wörthersee und hässlicher Hotel -und
Früher stand er nicht einmal auf dem Theaterzettel. Der Regisseur war ein Spielleiter, dem man wenig Beachtung schenkte. Gustav Mahler aber war Direktor, Dirigent und Regisseur in einer Person und verwirklichte das, wonach sich große Komponisten immer gesehnt hatten: die Oper als einzigartiges Gesamtkunstwerk, in dem Gesang, Spiel und Ausstattung zu einer Einheit verschmelzen. Er suchte nach neuen und keineswegs sofort vom Publikum akzeptierten Lösungen und trug Verantwortung dafür. Die Anfeindungen waren beträchtlich. Leider ist Mahlers Vielseitigkeit die Ausnahme geblieben. Heute werken
Das "Gwand" verkaufen wir. Ob wir "in Himmel fahren", darf bezweifelt werden. Musste doch zum ersten Mal in der Geschichte von Burg und Oper der Spielbetrieb der letzten beiden Jahre durch den Verkauf von Immobilien finanziert werden. Größtenteils handelt es sich dabei um luxuriöse Appartements im Dachausbau des Hanuschhofes, dem Sitz der Bundestheater-Holding neben der Albertina. Klingt wie eine Meldung aus dem bankrotten Griechenland und zeigt den Zustand unserer Kulturnation. Jahrelang wurde die Subvention der staatlichen Theater nicht erhöht. Nach dem Finanzskandal im Burgtheater wurde
Die Hälfte der Spielzeit ist überschritten und die Wiener Staatsoper hat wieder einmal bewiesen, dass sie mit ihren vorzüglichen Musikern für solide Qualität sorgen kann. Publikum bleibt nicht aus. Es besteht zwar zu einem großen Teil aus Touristen, die der allzeit lächelnde Direktor nicht mit Plastiksackerl-Touristen verwechselt wissen will, die mitunter schon in den Pausen das Weite suchen. Die Neuinszenierungen waren bisher mit Ausnahme von "Josephs Legende" alles andere als aufregend. Von neuen Sichtweisen, spannenden Beziehungsgeflechten, ja von Leidenschaft war kaum etwas zu
Vor kurzem fragte ich die scheidende Grazer Opernintendantin Elisabeth Sobotka, Festspielchefin in Bregenz, zuvor 8 Jahre lang Chefdisponentin der Wiener Staatsoper und Operndirektorin in Berlin, wie sie als Frau das alles geschafft habe. Sie antwortete prompt, dass sie ohne Oper und Musik nicht leben könne und ihren Beruf liebe. Das Wichtigste wäre, dass man ein klares Ziel verfolge und Entscheidungen treffe. Die Tatsache, dass sie eine Frau sei, habe dabei keine so große Rolle gespielt. Alles ziemlich logisch und klar. Und doch ist so eine Berufslaufbahn eine seltene Ausnahme geworden.Was
Jeden Tag wird der Schuldenberg größer. Die Rezepte zur Sanierung treiben die absurdesten Blüten. Über eine höhere Besteuerung von Büchern und Theaterkarten wird da ohne jede Scham dahingeschwätzt. Kultur und Bildung, unnötiger Luxus!Strukturen längst erneuert gehören, dafür ist in den von Rücksichtnahmen auf ihre Parteien, Kammern und Verbände völlig gelähmten Gehirnen unserer Politiker kein Platz mehr. Alles muss bleiben wie es ist. Ein bisserl soziale Kosmetik da, ein paar Wahlzuckerl dort. Die eigene Klientel, die längst zur Minderheit geschrumpft ist, darf nicht verärgert
Als er nach dem Weinlesefest des kleinsten Wiener Weingartens sich plötzlich am Tor zur Hölle befand, hatte der Bürgermeister den Code vergessen. Kein Schmäh half da, keine Drohung. Das rote Teuferl in der Portierloge gab sich unbestechlich. Es wollte jene Leistungen sehen, die den gewichtigen Herrn zum Genuss der höllischen Freuden berechtigten. So etwas war dem Bürgermeister in seiner lebenslänglichen Amtszeit noch nicht passiert.Wie ein Tauberl flog er mit seinem höllischen Begleiter von Ort zu Ort. Beim einstigen Eislaufverein gab's schon die erste Rüge. Das dortige Hochhaus war
Die Staatsoper galt einst als Flaggschiff unserer Kultur. Das Aushängeschild der österreichischen Opernflotte ist sie auch heute noch. Ein prächtiger Bau, zu dessen Premieren einst das Who is Who des Landes - einschließlich der hohen Politik - eintrudelte. Heute kommen sie nicht einmal mehr zum Opernball und Opernkrisen, die einst Staatsaffären gleichkamen, ringen ein paar alten Opernfreunden höchstens ein müdes Lächeln ab.Ist Oper nicht mehr so wichtig oder liegt es vielleicht doch an der Qualität des Gebotenen? Die Bude ist jedenfalls voll, große Sängernamen scheinen immer noch
Welche Sitten reißen bei uns ein. Das darf ja alles nicht wahr sein! Da darf so ein Sturschädel aus Oberösterreich in Wien Generalmusikdirektor des wichtigsten Opernhauses der Welt werden und zum Dank dafür benimmt er sich so völlig daneben. Bekommt eine tolle Gage, wird von allen schon wegen seines Titels hofiert, darf die schönsten Opern mit dem weltbesten Orchester dirigieren und dann wirft er zu Spielzeit-Beginn das Handtuch und macht dem Direktor die allergrauslichsten Schwierigkeiten."Reisende soll man ziehen lassen", schrieb mit erhobenem Zeigefinger der für seine
Noch glänzen sie einigermaßen, die Salzburger Festspiele. Schillernde Auffahrten, Rituale all jener, die sich so konservieren lassen wie sie gerne sein möchten. Theater diesseits und jenseits der Bühne. Der unbequeme, von der Politik vorzeitig entlassene und scheidende Intendant Alexander Pereira mit junger Freundin im Blitzlichtgewitter. Die unvergleichliche Netrebko und der unverwüstliche Domingo als werbeträchtige Aushängeschilder.Viel altmodisches Operntheater, ausgenommen der "Rosenkavalier" als einsamer künstlerischer Höhepunkt und trübe Aussichten. Ein zweijähriges von der
Drei Jahrzehnte hindurch war der Vorarlberger Textilunternehmer Günter Rhomberg Präsident der Bregenzer Festspiele, seit 2005 ist er Vorstand der Stiftung des Theaters in der Josefstadt. Ab 1. September soll er an Stelle des vorzeitig pensionierten Georg Springer die Bundestheaterholding aus dem Sumpf des Burgtheaterdebakels herausziehen. Rhomberg ist ein Mann geregelter, transparenter Finanzgebarung und geordneter Verhältnisse.Erstaunlich also, dass so ein versierter Manager noch vor Antritt seines neuen Jobs der Öffentlichkeit nicht -wie von ihm zu erwarten wäre -Ideen zur Reform der
Im Abstand von ein paar Jahren wird der Semmering immer wieder gerettet. Ein Konzept gibt es für diese einzigartige Kulturlandschaft bis heute nicht und das Wort Rettung kann getrost mit Ausverkauf ausgetauscht werden. Eingriffe in die Landschaft und die Zerstörung wertvoller Kulturgütergehen Hand in Hand. Die Politik arbeitet in einer Mischung aus Hilflosigkeit und Geldgier tatkräftig mit. Die sündteure Produktion von Kunstschnee, der geplante Ausbau der Wintersportanlagen samt Rodung von Waldflächen in Zeiten fortschreitender Erderwärmung erinnern an die Pläne der Bürger von
Kaum ein anderer Mythos hat uns so geprägt wie jener von Ödipus, dem Tyrannen, dem modernen ausschließlich auf sich selbst bezogenen Menschen. Einer, der die Mutter, die Erde, das Gefühl schändet und den Vater, das alte Wissen und die alte Ordnung erschlägt. Der sich blendet, um den Weg zu sich selbst zu finden. Der außer Kontrolle geratene Egomane, der gefühlsmäßig seine Umwelt nicht mehr erfassen kann. Dieser Ödipus ist in uns selbst und um uns. Etwa in der Person des gefeuerten Burgtheaterdirektors. Beim Berliner Theatertreffen stellte sich der für die katastrophalen
Es ist eine große Chance, die der neue für die Kultur verantwortliche Minister Josef Ostermayer ergriffen hat, als er gleich zu Beginn seiner Amtszeit ein Gutachten bestellte, um die Verantwortung des Direktors in dem unübersichtlichen Finanzskandal des Burgtheaters zu klären und den Rechnungshof einzuschalten. Ein Schritt, der nicht unösterreichischer sein könnte. Denn die betroffenen Herren - Direktor Matthias Hartmann und Holdingchef Georg Springer - ließen bisher nur Tätigkeit und Verantwortung der damaligen Finanzchefin prüfen, die eigene wohlweislich nicht. Springer hat zwar
Tagtäglich ist es in den Schlagzeilen, das größte, traditionsreichste österreichische Theater, das Burgtheater. Allerdings nicht wegen brisanter künstlerischer Ereignisse, sondern wegen der hauseigenen Finanzkrise. Ausgelöst durch die chaotische, außer Kontrolle geratene wirtschaftliche Führung, die alleine der inzwischen entlassenen früheren kaufmännischen Leiterin und späteren Vizedirektorin angelastet wird, die jede Schuld bestreitet. Statt schneller Aufklärung gibt es Schuldzuweisung, Ahnungslosigkeit über das wahre Defizit und interne und externe Prüfungen, deren Ergebnisse
"Mutlos und inkompetent“, das ist die Überschrift eines Fotos von Kanzler und Vizekanzler und einer Analyse der politischen Situation in Österreich in der Schweizer Zeitung Tagesanzeiger. Thema sind die gebrochenen Wahlversprechen, die Aushebelung der Demokratie und das permanente Belügen der Bevölkerung über die tatsächliche finanzielle Lage. Einmal mehr wird einem bewusst, wie sehr wir zu einem Land des Schönredens, der Unaufrichtigkeit und der Verharmlosung geworden sind. Die Justiz ist am Gängelband der Politik. Die Politik an jenem ihrer Bünde, Vereine und der Wirtschaft.
Sie hat Courage, ist temperamentvoll und entspricht so gar nicht heutigen Führungspersönlichkeiten. Anna Badora ist eine Teamworkerin, hat ihr Ensemble vorbildlich aufgebaut und setzt es - wie zuletzt bei dem Musicalklassiker "Cabaret“ - voll ein. Die zierliche Intendantin und Regisseurin entfacht diesseits und jenseits der Bühne Enthusiasmus, der Berge zu versetzen mag. Es versteht sich von selbst, dass sie keine Selbstdarstellerin und keine Blenderin ist, die es unter den heutigen Theatermachern zuhauf gibt und derzeit für die Direktion des Wiener Volkstheaters im Gespräch ist.Vor
Unser Land ist erfüllt von Harmoniesucht. Wer alles schönredet und sich über tatsächliche Verhältnisse hinwegtäuscht, gewinnt mit Ach und Krach Wahlen und kann so lange weiterwursteln, bis ihm die Versäumnisse der Vergangenheit vollends auf den Kopf fallen. Verändern will bekanntlich kaum jemand etwas; weder in der Politik noch in der Kultur noch sonst wo.In der Steiermark ist man wenigstens auf der Suche nach neuen theatralischen Formen und Inhalten. Die mutige Intendantin vom "Steirischen Herbst“,Veronica Kaup-Hasler, hat zwei völlig unterschiedliche Theatergruppen beauftragt, den
Eine Hierarchie von Bauernführern, Konsumvereinsfilialleitern und drittrangigen Wichtigtuern, die bestenfalls das Durchschnittsniveau von Provinzadvokaten erreichen, lenkt heute das äußere Geschehen“, schrieb Kritiker Hans Weigel 1952 über unsere Politiker. Geändert hat sich nur wenig. Aus Bauernführern und Konsumvereinsfilialleitern wurden gekünstelte, Phrasen dreschende, sich unauffällig hinaufdienende, völlig austauschbare und profillose Parteisekretäre. Ihr Erfolgsrezept besteht darin, alles zu belassen wie es ist. Nur nicht ankommen an einem Pensionssystem, das der durch
Die Trapp-Familie ist durch den Film und das Musical "Sound of Music" in Amerika und in weiten Teilen Asiens Symbol für Österreich. Bei uns wird das Werk meist als sentimentaler Kitsch abgeurteilt. In Salzburg, wo sich die "Sound Of Music"-Tours seit 1967 bei Ausländern großer Beliebtheit erfreuen, wurde es erst vor zwei Jahren im Landestheater zum ersten Mal gespielt und ist seither ein Dauerbrenner. Entdeckt wurde die berühmte singende Familie übrigens von Opernsängerin Lotte Lehmann.Die Villa Trapp kennt heute kaum jemand. Erst vor fünf Jahren wurden den Pächtern der Hotelbetrieb
Eines vorweg: es ist so manches neu in Mörbisch und nicht nur die Intendantin. Das Operettenfestival ist schmähfrei. Das betrifft nicht nur den ein wenig altbackenen Operettenstil, sondern auch jenen rein zweckmäßigen des monströsen Zubaus im Eingangsbereich - vor allem aber die in dieser Form erstmalig durchgeführte Feier zur Festspieleröffnung. In dem 6 Millionen Bau aus Beton und Glas, der den Charme eines Flughafengebäudes versprüht, wird das Publikum in den Pausen und bei wetterbedingtem Abbruch der Vorstellung mit Würsteln, Wein etc. verwöhnt.Das einstige Mekka der Operette
In Salzburg wird ein Kompromiss des Festspielkuratoriums, der nur dem eigenen Machterhalt und somit jenem der Politik dient, als Lösung gefeiert. Ein schwammiges Provisorium, das vorsieht, dass der scheidende Intendant noch zwei seiner geplanten Festspiele abwickelt, der Schauspielchef zwei Jahre hindurch als provisorischer Leiter agiert und die Bestellung des neuen Intendanten ab 2017 durch das Kuratorium erfolgt.Dieses dürfte sich auf eine ihm genehme Persönlichkeit bereits geeinigt haben, obwohl die zunächst einmal für drei Jahre die Wiener Festwochen leiten wird. Markus Hinterhäuser,
Es war einmal ein Land, dessen Politiker sich mit Kultur brüsteten, und das auch heute noch wegen seiner Kultur aufgesucht wird. Seine derzeitigen Volksvertreter, die unter Volk vor allem sich selbst und ihre Klientel verstehen, fühlen sich wie die Großgrundbesitzer, die weniger am kulturellen Wert neuer Bauwerke, als an der Möglichkeit, durch deren Errichtung viel Geld zu beschaffen, interessiert sind. Und so werden immer größer dimensionierte Mammutprojekte wie Bahnhöfe, gläserne Büro- und sonstige Paläste und ganze Stadtviertel mit unzähligen meist leerstehenden Büroflächen
Sie sind erfolgreich und steigern von Jahr zu Jahr Besucherzahlen und Umsätze, die Betreiber eines der schönsten Schlösser samt einer der schönsten Parkanlagen Europas. Mitunter sind sie verschwiegen wie die Schlossherren längst vergangener Zeiten, die derzeitigen Herrschaften von Schönbrunn. Wie sonst wäre es möglich, dass auf ihrer Homepage die Sanierung oder Revitalisierung der einst als Kaffeehaus beliebten Meierei bis Mai 2013 noch immer angekündigt wird? Wie sonst, dass die beiden Tafeln, auf denen man sich vorbildlich an Ort und Stelle über Planung, Baukosten, Bauarbeiten und
Wir Österreicher sind ein bisserl anders. Wir unterscheiden uns von unseren deutschen Freunden, die alles gerade heraus und direkt sagen. Wir räsonieren inwendig, vermeiden Ehrlichkeit um jeden Preis und unterspielen gerne mit Schmäh und Freundlichkeit. Die gemeinsame Sprache ist, wie das Hans Weigel so treffend formulierte, eine Barriere. Wir sind weicher, lyrischer, und in unserer Verhaltenheit verbirgt sich ein beachtliches Wutpotential. Es brodelt in uns, aber Explosionen sind eher die Ausnahme. Im besten Fall ergibt sich aus dieser Mischung künstlerisches Potential. Wir achten und
Sie haben keinen Wirbel und versuchen, diesen tunlichst auch zu vermeiden. Sie bevorzugen es, mit ziemlicher Geräuschlosigkeit zu kriechen und sich in ihrer Unauffälligkeit zu verkriechen. Sie haben ihr Rückgrat ihrer permanenten Haltungslosigkeit geopfert. Sie sind Wursteln, die sich durchwursteln. Sie vermeiden es, welche Fahne auch immer vor sich herzutragen und sind selbst ein Fähnlein im Wind.Auf den Gipfeln der Macht schlussendlich herumtaumelnd auf Wolken mit irrationalen Zahlen und Summen jonglierend, Umwelt und Mitmenschen lächelnd von sich stoßend, als Müll in Deponien
Das Interesse an Geschichte scheint bei uns nur dann vorhanden zu sein, wenn es sich zur Vermarktung eignet. Kaiserschmarren und Nazihorror finden reißende Absätze. Allzu genau will man es aber nicht wissen. Unsere Vergangenheit ist, was ihre Aufarbeitung betrifft, ein beschämender Fleckerlteppich. Wir haben verlernt, unsere Entwicklungen mit unserer Geschichte zu verknüpfen. Peinliche Politiker marschieren je nach Bedarf mal hinter habsburgischen Särgen, mal mobilisieren sie die Genossen Arbeiter, deren Arbeitsplätze sie ohnehin bereits wegrationalisiert haben, mal verkünden sie dies,
Nicht nur Dornröschen, sondern auch König, Königin und Hofstaat waren in tiefen Schlaf gefallen und wir mit ihnen. Geschnarcht wurde in unterschiedlicher Lautstärke. Allen voran von Kanzler und Minister, die sich Fragen gestellt hatten, die sie in einer Sprache beantworteten, die sie selbst nicht verstanden. In grauer Vorzeit hatten sie noch vorgegeben, Arbeiter und Bauern zu vertreten, um sich zuletzt nur noch um den eigenen Profit zu kümmern. Einige Provinzgrößen unter ihnen hatten sich mit größenwahnsinnigen Bauprojekten vermeintliche Denkmäler errichtet und ihre Länder für
Alles in allem betrachtet, sind sie netter geworden, die Damen und Herren Kulturkritiker. Keine so widerborstigen und unbeweglichen Sturköpfe wie ihre Vor- und Vorvorgänger von anno dazumal. Niemand darf ernsthaft verärgert, alle sollen weitgehend zufriedengestellt werden. Ist es doch auch ein nachvollziehbares Begehren der Verfasser, so nebenbei auch die eigenen Netzwerke auszubauen. So buckelt und dienert eben so mancher Vertreter der sogenannten kritischen Zunft vor Direktoren und Intendanten ganz so, als wären es seine eigenen Dienstgeber.Das war schon immer so, könnten Sie mir
Es war ein erfolgreiches Festival, das Ende September in dem kleinen Ort Goldegg im Salzburger Land dem Andenken von Thomas Bernhard gewidmet war. Für "Verstörungen“ sorgten bei ihren Lesungen nicht nur prominente Schauspieler wie Ben Becker oder Nicholas Ofczarek, sondern auch der vor mehr als zwei Jahrzehnten verstorbene Dichter selbst. Hatte er doch den idyllischen Ort als "Brutstätte für Schwachsinn, Unzucht und Größenwahnsinn“ beschrieben und dessen Bewohner als "im Rausch erzeugte kleinwüchsige und verkrüppelte Kriminelle“. Damals hatte der Bürgermeister offiziell gegen
Von diesem Sommer geblieben sind mir Erinnerungen an zwei unterschiedliche Orte mit klingenden Namen. In Velden am Wörthersee etwa träumt man noch immer von den Schlager- und Filmstars der Fünfzigerjahre und historischen TV-Serien. Noch vor einigen Jahren hat man auch auf die Villa des Komponisten Alban Berg oder auf Josef Hoffmann hingewiesen. Heute wirbt man für Veranstaltungen wie GTI-Treffen oder Fête Blanche. Der Musikpavillon am Seeufer wurde längst abgerissen. Der Fünf-Uhr-Tee vor dem Schloss ist Geschichte, und eine mehr als seltsame Büste des Schlagersängers Roy Black soll an
Eigentlich hat es schon der große Theatermagier Max Reinhardt vorgemacht. Man leistet sich in Salzburg das beste, größte und erfolgreichste Festival aller Zeiten, das man sich nicht leisten und das es gar nicht geben kann. Jetzt wird es von Zampano Alexander Pereira verkündet und schon existiert es. Dem kleinen Salzburg geht es da wie dem großen Europa, das ja schon längst samt seiner Währung ein Scheingebilde ist, das als Wirklichkeit angesehen wird.Salzburg ist am Puls der Zeit und hat jene Größe und jenen Glanz, die ihm sein PR-erfahrener Intendant verbal verleihen. "Teuer,
Mürzzuschlag hat schon bessere Zeiten erlebt. Die Fabriken der Stahlindustrie wurden reduziert. Mürzzuschlag war auch eine musikalische Stadt. Johannes Brahms etwa komponierte hier seine vierte Symphonie. Hans Werner Henze gründete in den 80er-Jahren die Mürztaler Werkstatt, bei der er auch eigene Werke dirigierte. Sogar eine Oper über die Probleme der ArbeiterInnen studierte er mit einheimischen Musikern und Sängern in einer Werkhalle ein. Ich erinnere mich, wie Arbeiter beim Finale die bestechlichen und verräterischen Betriebsräte als Puppen aus den Fenstern warfen.Heuer gelang bei
Die täglichen Nachrichten verheißen nichts Gutes. Der Euro schwankt und wankt, die Arbeitsplätze mit ihm, Märkte und Wohlstand schrumpfen, nur die Verunsicherung der Menschen wächst. Allzusehr haben wir uns der allgemeinen Maßlosigkeit angepasst. Ohne soziale und ökologische Verantwortung wurde der Heißhunger nach all jenen Dingen des Lebens geweckt, ohne die man nur allzu gut leben kann und der nur eines bezwecken soll: den Umsatz ihrer Erfinder und Erzeuger immer mehr zu steigern.Nahezu alle Sparten sind davon betroffen. Und, ehrlich gesagt, haben Sie sich das nicht immer schon
Seine letzten Jahre waren von schwerer Krankheit geprägt - aber auch von Arbeiten, die nur selten sein großes Können unter Beweis stellten. Die Rede ist von Luc Bondy, einem der führenden Theater- und Opernregisseure Europas, der seit fünfzehn Jahren Intendant der Wiener Festwochen ist. Auch in dieser leitenden Position hat er sich immer im Hintergrund gehalten. Bondy ist nie greifbar, und er ist vollkommen widersprüchlich. Es lasse sich dieses Phänomen aus dem Krankheitsbild seiner frühesten Jugend, einem Krebsgeschwür, ablesen, erklärte er einmal. Er sei ein Zwilling, dessen
Jahrzehnte hindurch sind wir damit beschäftigt, unsere Wut zu formulieren und unserem Zorn Luft zu machen. Künstler wurden zu Chronisten des Weltunterganges, zu verkrampften Weltverbesserern, zu Geschäftemachern der Spaßkultur.Kaum jemand vermag sich der Lust am Untergang zu entziehen. Nestroys still genießender Alkoholiker, der Schuster Knieriem, ist zu unserer Leitfigur geworden. Seine Lebensweisheit bezieht er aus dem Aberglauben eines baldigen Zusammenstoßes der Erde mit einem Kometen. Der Knieriem von heute hat seine zutiefst pessimistische Lebenseinstellung vollends dem
Einer neuen Umfrage zufolge hält Österreichs Jugend mehr von Sport als von Mozart. Eh klar, werden Sie sich gedacht haben. Dass aber 95 Prozent der Jugendlichen noch nie im Theater waren und mit klassischer Musik nicht viel anfangen können, ist in einem selbsternannten und sich selbst immer wieder feiernden "Kulturland“ erstaunlich. Verantwortungsbewusste Künstler und Manager stimmt das jedenfalls nachdenklich."Wenn wir nicht haben wollen, dass in dieses Haus eine McDonalds-Filiale einzieht, dann muss etwas getan werden; nicht nur beim Kulturverständnis sondern auch beim
Können Sie sich noch an "Lenny“ erinnern? Sogar die Taxifahrer nannten ihn so. Der lässige und charmante Kettenraucher und Whiskytrinker war damals in Wien durchaus populär. Seine Opernproduktionen waren legendär. Der vor mehr als zwei Jahrzehnten verstorbene Leonard Bernstein war eine charismatische Persönlichkeit.Der Staatsoper und den Wiener Philharmonikern war er verbunden wie kaum ein anderer Künstler. Mit großer Bescheidenheit ist er in den Sechzigerjahren vor die keineswegs motivierten Musiker getreten, um mit den Worten "Ich hoffe, dass ich etwas von Ihnen lernen kann“ zum
Die Oma ist eine rüstige alte Dame, die nicht der guten alten Zeit nachtrauert und die neue mit sorgsam-kritischem Sinn betrachtet. Ihre Träume hat sie bisher für sich behalten. Nur jenen der letzten Nacht wollte sie dem kleinen Fritzi nicht vorenthalten.Es war einmal ein unermesslich reiches Land, so erzählte die Oma, in dem die Schnitzel größer waren als die Städte und die Frauen ihre viel zu geringen Löhne mit einer umgedichteten Staatshymne abgegolten bekamen. Eines Tages berief der oberste Präsident den Regierungschef und seine engsten Vertrauten zu sich, um ihnen die brisante
Die Politiker von Stadt und Land sehen sich gezwungen, die dringenden Subventionen für die Theater immer mehr zu kürzen. Sie zeigen nur mäßiges Engagement für eine traditionelle Kunstform, die zugegebenermaßen viel zu selten mit neuem Leben erfüllt wird.Daran sind allerdings die Verantwortlichen selbst schuld. Nur selten war bei der Besetzung der Direktorenposten Mut zur Erneuerung spürbar. In einigen Fällen wurden Künstler bestellt, die sich eine Altersversorgung verdient hatten oder die dem Gesetzgeber braves und kostensparendes Verhalten garantieren. Direktoren inszenieren,
Alter und Tradition gelten heute nicht mehr als Tugend, auch wenn sie die Basis für alles Junge und Neue sind. So gesehen grenzt es an ein Wunder, dass ein künstlerisches Kraftfeld wie die Gesellschaft der Musikfreunde nächstes Jahr ihren 200. Geburtstag feiert.Kritiker bemerken oft zu Recht, dass es originellere, fantasievollere und risikofreudigere Konzertveranstalter gibt. In den von Gold bis Glas getönten Sälen ist man publikumsfreundlich und dem Neuen gegenüber gemessenen Schrittes aufgeschlossen.Sich dem Tempo unserer schnelllebigen Zeit zu widersetzen, mag heute nicht nur eine