„Lobe den Herren, der alles so herrlich regieret, der dich auf Adelers Fittichen sicher geführet, der dich erhält, wie es dir selber gefällt; hast du nicht dieses verspüret?“ Immer treibt es mir Tränen in die Augen, heben die Worte der Alt-Arie aus der Bachkantate BWV 137 an. Jeder Mensch hat seine Musik und sein Wort, das ihn, das sie herausheilt aus der Weltwunde, aus der Wunde, die das „denkende Wesen“ dem Menschen und Tier und Pflanze und der Erde wissentlich antut. Heute nennen wir es Anthropozän. In die Zeitdeutung der Zerstörung ruft Martin Luther den Trostsatz: „Gott
Sind wir nicht mehr da / kommt eine große Ruhe / zurück in die Welt, konstatiert der Lyriker Franz Dodel über sich und den Kosmos, den er durchlauscht und in den hinein er seine Augen geworfen hat -nicht nur er, bis an die Enden der inneren Erde, des empfundenen Seinsraumes, wo kein Satz mehr haltbar zu machen ist, wessenthalben dann Finalsätze vom Nichtsein geschrieben stehen mögen oder es müssen. Einen ruft Jesus am Kreuz, wenn alles vorüber ist, das halbe Sein und die Identitäten ausgedeutet, die Geschichte vom Versagen an sich und den Nahesten wie den Fernsten, die in rasenden
Ich wollte, Du und ich, wir wären eine Kraft, / Wir wären eines Blutes / und ein Erfüllen, eine Leidenschaft, / ein heißes Weltenliebeslied!", wünscht sich die Dichterin Else Lasker-Schüler, die wie wir so oft nach "verlorenen Wundern sucht", wissend um eine "tiefgekränkte Gottheit", die je und je versiegen will angesichts der Bilder einer gigantischen Unmenschlichkeit. Ohne Zahl ist die Qual, die wir bereiten. Jeder Mensch ein Teil des Vernichtungskollektivs."Warum widerspiegeln wir (Gottes) allgültiges Antlitz entgottet?", fragt die Dichterin, nicht nur sich, sie fragt direkt ins
"Lieben: das heißt Seele werden wollen in einem andern." Welch schönes Lichtwort des protestantischen Theologen Friedrich Schleiermacher, wunderbar hinein gesagt in den November 2018 und in den anderen schwarzen Monat, von dem wir dieser Tage viel reden, einhergehend mit dem Gefühl, wie schnell Sprache unbrauchbar werden kann. "Nie wieder!" Stimmt dieser Ruf noch oder wandelt sich das Nie in ein Schon? "Schon wieder!" Die Zeitspirale dreht sich in eine allgemeine "Unzurechnungsfähigkeit", einer absoluten Sein-und Sinnkippe entgegen. In die spürbar schwindende Hoffnung und in die durch
"Fall ab Herz, vom Baum der Zeit", sage ich mit Ingeborg Bachmann, deutungshell und seinsmutig zu meinem Herzen. Fall ab vom Gedanken-und Parolenbaum im Herbst eines unaufhaltsamen Wahrheitssterbens und seiner wild blühenden Empathieverweigerung. Fall heraus aus einer Wertewelt, die allem Leben die Liebe entziehen will, die nicht fragt nach dem, was sich gehört im vielfachen Sinn des Gehörens. Dieses Fallen lass dir gefallen und geschehen, es ist schon immer wie von weit und es gehört der ewigen, der einen Liebesmacht vom neuen Sein, das einmal und für immer die Welt neu gedacht hat als
Pwie plötzlich. P wie Panzer oder Paradies. Und P wie Passion, Perle oder Politik. P wie Person. Worte mit Konnotationen gleich Erkenntnissen aus einem einzigen Buchstaben. Wir aber löffeln an der Schriftzeichensuppe des Daseinsalphabetes und werden nicht satt, denn "eine der schwersten Fragen im Leben" scheinen wir gemieden oder vergessen zu haben: "Wo sind meine Grenzen?" (Jehuda Bacon). Uferloses Unglück dämmert durch die Sommer hier und dort und überall. Natürlich bieten wir hierorts touristische Ziele an. Alles p wie perfekt organisiert gemäß den 4 Ps des Marketings: Produkt,
Nun bitte ich den heiligen Geist. Das habe ich aus dem Pfingstfest gelernt, aus dem Nun aller Schrecken zur Jetztzeit, da das Jetzt kein Jetzt mehr hat, ist es doch immer jäh entschwunden in der Zeitlawine, in irgendeiner Raserei der Dinge ohne Verhältnis, unansprechbar, seelenlos. Daher die Wut überall. Und über dem All, sehr wahrscheinlich. Das Sinnmetronom ist kaputt, so scheint es, zerschlagen liegt es für die Aufmerksamen auf dem sich unter uns öffnenden Boden der Gewissheiten. Auch wenn Siri Hustvedt um die "Illusion der Gewissheit" weiß, tröstet es kaum hinweg über die
"Das wahre Wesen des Menschen offenbart sich Zug um Zug", heißt es im "Kompendium des Übermenschen". Die Autorin Beile Ratut fällt einen Satz der Erlösung und das Urteil darüber, was mit dem Übermenschentum -auch mit dem mir eigenen -am Ende geschieht: Es wird enttarnt und in die Wahrheit geführt.Dies ist der Trost der Geschichte, dass wirklich alles vergeht: Der sich vergangen hat in allen Weisen, die sich verloren hat an jedwede Scheinerfüllung. Alles wird einmal in der alten Zeit des "Imperfekt" gesagt sein. Ein wahrlich toller Einfall der Grammatik für den tollen, tobenden
Wegmysterium, du Zeit der drei Tage, die wir -und es sei ein Wir ohne Grenzen - mit allem, was uns ausmacht und gestaltet oder verunstaltet auf die jeweilige Weise, durchleben im Glauben für diese Welt. Drei Tage für das geliebte Leben! Dies ist der Antiweg gegen die ausgelebte Philosophie der Antinativität und ihr Spiel auf den gesellschaftlichen Bühnen sowie ihrer politischen wie wirtschaftlichen Szenarien, mit all den Spuren, die sie ziehen durch die Geschichte und die Gegenwart. Schreiend rot ist die Schmerzspur. Sie reißt den Tieren die Haut ab für eine Krokodilslederjacke. Sie
"Ist es möglich, zu glauben, man könnte einen Gott haben, ohne ihn zu gebrauchen?", fragt Rainer Maria Rilke, und die Antwort lautet -es überrascht nun gar nicht: "Ja, es ist möglich." Diese Klarheit hat etwas Tröstliches, wiewohl oder gerade weil sie die Enttäuschung über den Menschen unverborgen vor Augen stellt. Jede Täuschung indes hat ihre Zeit und ihre Mittel und findet einen Menschen, der sich vermarkten lässt als Täuschungsguru mit seinem entsprechenden gefügigen Gefolge. 1938.2018.Insonderheit. Das Wort hat mir immer gefallen. Es will hervorheben, das Besondere in einer
Kommt, lasst uns die Worte wiegen, her mit der Goldwaage, her mit den Gewichten der Welt für alles, was mit Bedacht die Sprache der Unverfrorenheit im Munde führt und Fragen, die ins Unverlässliche treiben oder Behauptungen, was hier und überall erlaubt wäre.Die Redefigur posiert als Vorbild in allen Sendern mit dem entsprechenden Sendungsbewusstsein eines egomanischen Wesens mit totalitärem Anspruch. Es kann nur und immer wieder, selbst im Jahr 2018, funktionieren durch die unglaubliche, absolut unverständliche Zulassung zur unkontrollierten narzisstischen Gebärde, die gesehen werden
"Endlos von neuem anfangen", das möchte ich mit der Dichterin Rose Ausländer und jetzt "vor dem Abgrund die Augen nicht schließen". Nie mehr. Es schien dies eine Licht, überwältigend und liebesstark in die Finsternisse der Welt wie nie noch. In der Lichtfuge ist alle Angst vor dem Nichtsein und allen Vernichtergemütern in jedem Format überwunden. Der Leuchtfeuermensch, von böser Macht nicht aufzuhalten, ist die Ewigfrage in die Zeit und ihre Jahre. Die verbringen wir, so meinte Dorothee Sölle, wie auf einem Drogentrip. Darum das fratzenhafte Machtleben mit seinem unerhörten
Advent, du Eigenzeit und Gegenzeit. Du mit deinem Gegenlicht, das in die Sehnsucht scheint und in jedes Vergebliche, wo es sei. Advent, du heraufdämmerndes, größer Werdendes als! Du herrliche Zeit von Wesen, du Zeit eines heiligen Versprechens, einer Wortwerdung von Anbeginn und WiederSinn. Warte-, Schweige-und Rufzeit aus aller Ungetröstetheit dieser Welt, die an sich selbst verloren geht aus narzisstischer Selbstermächtigung von Menschen und Unmenschen, die Geschäftsmodelle von kranker Ermächtigung entwickelt haben ohne Rücksicht auf Verluste und ohne den Mut zu der Frage nach dem
Dass die Schule eine Herzlichtung sei und begehbar als ein Wesensweg. Dass sie der Anfang sei von dem Gespräch, das wir endlich wieder werden, daran kann ich glauben. Durch Zeitgeschenke der Erinnerung. Meiner persönlichen an geglückte Augenblicke, da der Lehrer mich nicht fallen ließ in die Verstörung eines an sich selbst und an den anderen versagenden Kindes. Nie vergesse ich seine Augen. Die haben mich damals in die Gnade gehoben Echt!Ein anderes Zeitgeschenk ist die Zahl eines Feierjahres: 2017. In dieser Zeit habe ich etwas neu lernen dürfen. Von Luther. Mir ist, als rufe da etwas
"Die Silbe Gott leer halten", dies fordert der Dichter und Theologe Christian Lehnert mir und der Zeit zum Trost, während die Sonne in ihrer Augustschöne das Leben hier bescheint und wahre Wärme für die kalten Tage und Nächte schickt. Was aber sollen wir sagen, ohne uns den Mund zu verbrennen in diesem August, da dieselbe Sonne die Allmacht des Menschen beleuchtet und angesichts der Nachrichten aus aller Welt ihre Strahlen wohl gerne nach innen kehrte vor Schmerz ob des Wütens und Tobens über irgendeinem Wesen, das schwächer ist als ich oder dazu gemacht wird. Ein Untertan, eine
Ich glaube nicht an die Religion. An keine. Ich glaube nicht an die Konfession. An keine. Ich glaube nicht an die Partei. An keine. Ich glaube nicht an einen Verein und an seine mögliche Meierei. An keinen. Ich glaube an den Einen, an die eine herrliche Schöpfermacht, die das Urvertrauen, schön gewandet oder unansehnlich, sieh es, wie du willst, in die Welt hinein gebiert. Sie findet dich einmal unendlich und sich selbst wieder im Mysterium des Seins, das, wie Joseph Beuys schon wusste, bekanntlich - und wir können es nicht herstellen -, am Hauptbahnhof stattfindet. Oder wie Luther sagte,
Osterlichtgeflutet will ich gehen. Nur so. Keine anderen Schritte und in keinem anderen Licht. Es ist mein Einziges, mein Sinn-Lichtendes! Aus diesem einmalig geglaubten und dann gefühlten Jetzt, das eine Glanzaura über alles Sein legt, und es meint dich und mich und jedes Leben, soll alles singen und laut rufen in den Straßen: "Tod, wo ist dein Stachel. Hölle, wo ist dein Sieg?" Der Desensibilisierung aller Habgierenden ein Ende. Dem "menschlichen Vernichtungssyndrom", das als ein familiäres Ensemble, sich rasant vermehrend, über die Erde herrscht, ein Schluss aus dem Absoluten, von
Passionszeit, Tage des Bedenkens eines Leidens, in der Menschen in eine eigenste Lehre gehen, wenn sie das wollen, worum ein Kirchenlied bittet: "Herr, lehre mich, dein Leiden zu bedenken". Dieses Bedenken des Weges Jesu, seinem Tod am Kreuz entgegen, soll, den kirchlichen Traditionen gemäß, den ganzen Menschen erfassen, alle inneren Gefilde seiner Existenz. Vierzig Tage soll der Weg durch die christlich Glaubenden führen.Wofür die Übung, denke ich, weil ich von der Kündigung der Schwarzafrikanerin gehört habe, die erzählt hat, wie viele Menschen der Heimhilfe an der Tür, manchmal
Ich will dich mir verheißen / wie den Blick ungebrochenen Lichts Das ist die Allmacht. / Ist das Jetzt (Elisabeth Borchers).So könnte doch das neue Bekenntnis von Menschen lauten. In der Vollmacht von Erkenntnissen und Einsichten, die diesem aufscheuchenden aufgescheuchten Nun die einzig relevante Hoffnung abringt, die des Überlebens. In seinem Buch Von der Möglichkeit hat Otto-Hubert Kost eine Widmung vorangestellt: Den Anfängen, / den frühen / und /den späten. Das zum Beispiel macht Hoffnung, mehr als man für möglich hielte.Denn wir befinden uns in einem Zeitraum der spätesten
Vom Himmel hoch, da muss sie herkommen, nicht von der Erde: die gute Nachricht von der einen, der einzigen unendlichen Liebe. Eine Gutenacht-Geschichte, die brauchen wir so sehr für diese Zeit und ihr undurchschaubares Dunkel. Eine gute neue Mär bringt uns ein Engel. Der willsingen und sagen von der anderen Wahrheit und vom Frieden auf Erden. Der ruft mit heller Stimme Worte von der Lichtliebe und dem Trost der ganzen Welt: ein Kindelein so zart und fein, soll euer Freud und Wonne sein. Es begab sich aber zu der Zeit, da ein Mensch die Macht für sich behauptete, die Anbetungswürde, wie