Zwei unterschiedlichere Herangehensweisen hätte man sich kaum vorstellen können: Andrea Breth, die langjährige Hausregisseurin an der Burg, zelebriert Hauptmanns Vorkriegsstück über die morschen Verhältnisse im wilhelminischen Deutschland mit einem exquisiten Ensemble, während Bernd Liepold-Mosser im Theater an der Gumpendorferstraße (TAG) eine radikale Überschreibung zeigt, die auf die prekären Verhältnisse unserer Gegenwart fokussiert. Mit kritischem Blick auf die Diskrepanz zwischen beschönigender Sprache und grausamer Wirklichkeit gelingt Liepold-Mosser eine hervorragende
Als die "bedeutendste Komödie der Zeit" bezeichnete Erich Maria Remarque Franz Werfels "Jacobowsky und der Oberst". Die Tragikomödie aus dem Jahr 1941 wurde vielfach bearbeitet, populär machte sie die Verfilmung mit Danny Kaye und Curd Jürgens (1958), und bis heute findet man das Stück häufig auf den Spielplänen vor allem österreichischer Bühnen. In Wien inszenierte es Bruno Max erst vor zwei Jahren in der "Scala" mit viel Verve, nun realisierte der polnische Regisseur Janusz Kica diese "Komödie einer Tragödie" - so untertitelte es Werfel - an der Josefstadt. Die Tragödie der
Ibrahim Amir hat im Auftrag des Wiener Volkstheaters ein Stück
geschrieben, changierend zwischen Satire, Tragödie und Romanze. Die
Uraufführung von "Rojava" zeigt sich ähnlich unentschieden.
Prosa auf die Bühne zu bringen tut dem Theater nicht immer gut: Nach "Mephisto" steht nun ein weiterer Roman am Spielplan des Burgtheaters. Joseph Roths "Hiob" erzählt zwar höchst dramatisch vom leidgeprüften jüdischen Schriftgelehrten Mendel Singer, auf der Bühne aber verpufft Roths feine Sprache in Klischees und sentimentalen Bildern.Der ostjüdische Thora-Lehrer Mendel Singer lebt mit seiner Frau Deborah im russischen Kluczýsk, das jüngste der vier Kinder ist krank, vermutlich handelt es sich um Epilepsie. Gleich zu Beginn erleidet Tino Hillebrand als Menuchim einen Anfall, wild
Als Bruno Ganz 1996 die Nachricht erreichte, dass ihm Josef Meinrad den Iffland-Ring vermacht, war er ebenso erfreut wie erstaunt. Ganz und Meinrad waren einander weder privat noch auf der Bühne begegnet. Meinrad hatte aber Ganz 1972 bei den Salzburger Festspielen gesehen, vor allem dessen Darstellung des Doktors in Thomas Bernhards aufsehenerregender Uraufführung von "Der Ignorant und der Wahnsinnige" überzeugte ihn, Ganz als Nachfolger für diese höchste Auszeichnung der deutschsprachigen Schauspielkunst zu nominieren. Im Ifflandʼschen Verständnis vom Schauspieler als
Ein außergewöhnlicher Schriftsteller am Ende der Ordnung der Welt", so bezeichnete der deutsche Dramaturg, Journalist und Werner-Schwab-Experte Helmut Schödel den 1994 im Alter von nur 35 Jahren verstorbenen Autor. Der in Graz geborene Schwab wuchs vaterlos und als einziger Sohn einer tief religiösen Haushälterin in einer klein-und kleinstbürgerlichen Umgebung auf, in der Bigotterie, Nationalsozialismus, Wein-und Heurigenseligkeit, unterdrückte Sexualität und Habgier vorherrschten. In seinen Stücken, allesamt radikale Grotesken, stülpt Schwab die soziale Kälte und Brutalität dieser
November 2018: 100 Jahre Republik werden gefeiert und auch das Volkstheater widmet sich den Errungenschaften der Demokratie gleichermaßen wie den Ängsten vor deren Verfall. Nach der Uraufführung der Politshow "Verteidigung der Demokratie" sucht das Volkstheater nun in der Klassik sein Beispiel. Friedrich Schillers Freiheitsdrama "Don Karlos" - seit letztem Freitag am Spielplan -versteht sich hier als Warnung vor der Einschränkung der Bürgerrechte im heutigen Europa. Friedrich Schiller vollendete sein Manifest für Menschenrechte und Humanität zwei Jahre vor der Französischen Revolution.
Andauerndes Grübeln über Sorgen und Ängste schwächt das Immunsystem.
Umgekehrt kann "zielgerichtetes Denken" heilsam wirken. Katharina
Schmid geht davon aus, dass es für die Gesundheit zumindest ebenso
wichtig ist wie körperliche Fitness und gute Ernährung.
Stets im dunkelblauen Anzug mit Hut, die Zigarette im Mundwinkel, so schlenderte Ignaz Kirchner durch seinen Wohnbezirk, die Josefstadt. In sich gekehrt memorierte er Texte. Für jede Rolle bereitete er sich intensiv vor, sammelte Bilder, Gegenstände und Zeitungsausschnitte. In Wien war Kirchner erstmals 1987 zu sehen. George Tabori besetzte ihn als Schlomo Herzl in seiner Uraufführung von "Mein Kampf". Nach Engagements in Stuttgart, Berlin und Hamburg wollte Kirchner nur für diese Produktion nach Wien kommen, daraus wurden 31 Jahre. Am letzten Mittwoch, dem 26. September, verstarb er
Aus Anlass des 70. Todestages von Franz Lehár hat das nach dem berühmten Komponisten benannte Festival in Bad Ischl heuer "Das Land des Lächelns" programmiert. Der Operetten-Welterfolg aus dem Jahre 1929 geht auf ein Libretto von Victor Léon zurück, der -kaum bekannt -zu seiner Zeit wesentlich bedeutender als Lehár war. Dass Léon beinahe ganz aus dem Blickfeld verschwand, während Lehár bis heute internationalen Ruhm genießt, geht auf eine anhaltende antisemitische Haltung gegenüber vielen (jüdischen) Operettenkünstlern und der systematischen Diffamierungs-und Vernichtungspolitik
Anna Badora läutet die neue Volkstheater-Saison mit "Der Kaufmann von Venedig" ein, dem politisch umstrittensten Drama Shakespeares. Von den Nationalsozialisten wurde es als antisemitisches Propagandastück missbraucht, der renommierte Regisseur Peter Zadek, selbst Jude, hat es mehrmals inszeniert. "Er war eigentlich in ständiger Auseinandersetzung damit, weil er die Person des Shylock immer neu zu definieren suchte", so Badora, ehemalige Assistentin Zadeks, die sich nun selbst an den Rachethriller wagt.Anhand der Darstellung des Juden, der einem Christen Geld borgt und ihm, als dieser
Theodora Bauer über die Beziehung ihrer Figuren zu jenen von Marie
von Ebner- Eschenbach, deren Erzählung "Das tägliche Leben" sie für
den Thalhof bearbeitet hat.
Gut besucht waren bei den Wiener Festwochen 2018 über weite Strecken nur die Partys, bei denen sich das anvisierte Jungpublikum zur Clubkultur einfand.Tomas Zierhofer-Kin zog nach den Festwochen 2018, die er heuer zum zweiten Mal verantwortete, Konsequenzen und erklärte am Montag seinen Rücktritt. Im Einvernehmen mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Rudolf Scholten, dem Geschäftsführer der Wiener Festwochen Wolfgang Wais sowie der Kulturstadträtin der Stadt Wien, Veronica Kaup-Hasler, wird sein für fünf Jahre laufender Vertrag (bis 2022) nun aufgelöst.Trotz der Verbesserungen zum
Auf der Bühne des Akzent-Theaters steht ein bunter Altar. Eine nackte weibliche Kunststoffpuppe liegt aufgebahrt, von einem Triptychon flankiert. In den Seitenflügeln sind Schreine mit Votivbildern installiert. Herzen, Stoff-und Plastikblumen schmücken den Altar, Videos mit YouTube-Aufnahmen junger Mädchen wechseln mit den Ansagen eines schönen, kahlen Frauenkopfes ab. Die Schauspielerin Çigdem Teke leiht der Figur ihre Stimme, die verzerrt aus dem Off kommt. Der Text stammt von dem US-amerikanischen Psychologen Timothy Leary, der sich mit den bewusstseinserweiternden Wirkungen von LSD
Regisseur Felix Prader verflacht starke Momente und setzt kaum Akzente. Dennoch wird diese Inszenierung aufgrund der Qualität und Aktualität des Stückes wohl ein Riesenerfolg.Wer oder was sind wir? Die Antwort ist eine Frage des Kontextes, so der 65-jährige Protagonist namens Afzal. Für ihn selbst handelt es sich vor allem um die Frage des eigenen Vorteils. "Das kannst Du mir nicht antun", verzweifelt der pakistanische Emigrant, als er den islamkritischen Roman seiner Tochter, der hochintelligenten Zarina liest. Der Titel ihres Buches ist ident mit jenem von Ayad Akhtars Stück, das am
In drei Stunden erzählt Mondtags Gesamtkunstwerk von den komplexen Verstrickungen rund um die Entführung der Helena, dem Trojanischen Krieg und der Geburt der Demokratie.Was sehen die Götter, wenn sie auf die Welt blicken? Einen Haufen Ratten, die sich gegenseitig das Leben schwer machen. Mit Aischylos' "Die Orestie" war erstmals eine Inszenierung des Berliner Regisseurs Ersan Mondtag in Wien zu sehen. Den Festwochen gelang mit dem Gastspiel des Hamburger Thalia Theaters ein exzellenter Beginn. In drei Stunden erzählt das Gesamtkunstwerk von den komplexen Verstrickungen rund um die
"Ich halte Zensurrufe für überzogen. Das Gedicht 'avenidas' hatte seine Zeit auf der Hauswand. In Hinkunft wird dort alle paar Jahre ein neues Gedicht stehen -das ist doch eine gute Idee."Seit Jahren forscht die Rechtsphilosophin Elisabeth Holzleithner zu Fragen der Geschlechtergerechtigkeit. Ende 2017 wurde sie dafür mit dem Gabriele PossannerStaatspreis ausgezeichnet. Die FURCHE hat mit ihr anlässlich des Internationalen Frauentages am 8. März gesprochen.Die Furche: Nach 21 Jahren wurde nun ein weiteres "Frauenvolksbegehren 2.0" initiiert. Was sagen Sie zu dieser Initiative?elisabeth
"Steinhauers Gustl klopft faschistische Sprüche, hat das Herz am rechten Fleck und ist nur deswegen so grauslich, weil er sich eigentlich nach Liebe sehnt."Bekanntlich sind Fremdenzimmer für Gäste vorgesehen. Peter Turrini spielt mit dem Kompositum, das aus der Mode geraten ist. Denn das Bild des willkommenen Fremden, für den stets ein Zimmer bereit steht, wird von der Angst vor dem Asyl suchenden Fremden überschattet. Turrini, seit Jahren Hausautor an der Josefstadt, widmet sich der Frage nach den Zuschreibungen, die der aktuelle politische Diskurs vorgibt. Und hier dominiert
Bunte Ballone fliegen durch das Burgtheater: Assoziationen zu Luftschlössern tun sich auf, aufgeblasene Vorstellungen von einem Leben in Frieden. Dreieinhalb Stunden schweben die Ballone durch den Raum, Zuseher stupsen sie an, dirigieren sie in die Höhe oder nach vorne. Als könnte man den Untergang einer Ära verhindern, wird es zwischendurch hell im Saal, man blickt in die ratlosen Gesichter der anderen, betrachtet die Ballone, die sich sachte wie Planeten drehen, um dann wieder im Dunkeln zu verschwinden. Am Ende dieses langen Abends beißt Philipp Hauß als Carl Joseph von Trotta nicht
"Was bedeutet direkte Rechtsprechung durch die Bevölkerung, welche Risiken sind mit einer direkten Demokratie verbunden?""In den Kammerspielen endete die Premiere mit Freispruch, ebenso spätere Vorstellungen. Frappant anders präsentieren sich die Ergebnisse vor einem Fachpublikum."Schuldig?Sechs Vorstellungen gab es bisher in den Kammerspielen, sechsmal endeten sie mit "Freispruch". Auch die Kammerspiele tragen ihre Ergebnisse hier ein: terror.theater.Als vielbeachtetes Medienereignis verkauft sich Ferdinand von Schirachs Stück "Terror" bestens. Es wurde 2016 verfilmt und gleichzeitig in
MachenschaftenHerbert Föttinger als Professor Bernhardi mit Peter Scholz als Dr. Adler.An der Josefstadt ist zurzeit eine der interessantesten Produktionen in Wien zu sehen. Janusz Kica hat Arthur Schnitzlers "Professor Bernhardi" dezent in die Gegenwart geholt und sich auf den Text konzentriert, der stärker denn je wirkt.Josefstadt-Direktor Herbert Föttinger spielt die Titelrolle, und so besteht eine gewisse Pikanterie darin, dass er auch auf der Bühne als "Herr Direktor" angesprochen wird. Föttinger gibt den Leiter der Privatklinik Elisabethinum als vielschichtigen Charakter: Er, der
EnttäuschendMarkus Hering als Richard Hartmann, David Wurawa als Diallo und Alexandra Henkel als Angelika. Für das Bühnenbild zeichnet Florian Parbs verantwortlich."Die Komik liegt nicht in einem Lachen, das Distanz schafft oder einen Spiegel vorhält, dieses Lachen geht auf Kosten von Menschen, die in ihrer Not lächerlich gemacht und vorgeführt werden."Bei der Uraufführung der Komödie "Willkommen bei den Hartmanns" bogen sich die Zuschauer vor Lachen. Die Premiere im Akademietheater glich insgesamt mehr einem Society Event als einem ernstzunehmenden Theaterabend. In der Pause ließen
Der 25-jährige steirische Regisseur Felix Hafner ist mit seiner Inszenierung von Molières "Menschenfeind" für den Nestroy-Preis im Nachwuchswettbewerb nominiert. Die FURCHE sprach mit ihm über Wutbürger und Regie-Schreihälse.Die Furche: Nach dem Erfolg mit "Menschenfeind" reüssierten Sie nun erneut am Volkstheater mit Nestroys "Höllenangst". Was hat Sie an dem Stück interessiert?Felix hafner: Es gab viele Punkte, die mich fesselten: etwa der im Titel angesprochene Begriff der Angst, die auch aktuell ein wichtiges Thema ist und im Stück in allen Formen durchdekliniert wird. Die
Materialfluten: Thomas Köck erzählt nicht nur von ihnen, er präsentiert auch eine textreiche Sprachpartitur, der er den Untertitel "verirrte sinfonie" gibt. Der erste Teil seiner Klimatrilogie, "paradies fluten", hatte am Samstag im Akademietheater österreichische Erstaufführung.Der Autor verwebt mehrere Erzählstränge: Parallel zu Szenen in Brasilien zur Zeit des Kautschuk-Booms entwirft er dystopische Bilder als Konsequenzen des Kolonialismus und stellt diesen ein heutiges Mittelstandsunternehmen gegenüber. Der begehrte Kautschuk verbindet die Ebenen. Der Boom um das "brasilianische
Spannungsgeladen treibt Regisseur Janusz Kica die Handlung der
Familiengeschichte "Der Engel mit der Posaune" voran und sorgt für
eine gelungene Eröffnungsproduktion am Theater in der Josefstadt.
Auch die zweite Hälfte der Wiener Festwochen zeigte: Künstlerische
Versprechen konnte Intendant Tomas Zierhofer-Kin nicht einhalten, die
Auseinandersetzung mit den Schwerpunktthemen blieb theoretisch. Eine
Bilanz der Festwochen 2017 unter neuer Leitung.
Das Wiener Theatermuseum lüftet Geheimnisse der theatralen
Verwandlungskünste und entführt in historische Epochen - über tausend
Bühnenbildmodelle hat das Haus gesammelt und zeigt einige nun in der
Schau "Der magische Raum".
Franz Werfels erfolgreichstes Stück "Jacobowsky und der Oberst" feiert heuer seinen 75. Geburtstag. Dieses Drama gegen jede Form von Unterdrückung und Nationalismus hat -auch angesichts der fortwährenden Religionskriege und einer Theologie der Gewalt - bis heute nichts an Brisanz und Aktualität eingebüßt.Bruno Max inszeniert das Stück im Theater Scala präzise als Appell für Humanität und sozialpolitisch verantwortliches Handeln. Berührend und witzig zeigt Max die Geschichte des gegensätzlichen Männerpaares Jacobowsky und Stjerbinsky. Beide sind Polen, ersterer Jude und mindestens
Die Wiener Festwochen unter der neuen Leitung von Tomas Zierhofer-Kin
setzen auf Performance. Grenzüberschreitungen sind formal und
inhaltlich tonangebend, über allem thronen schicke Begriffe. Auf den
künstlerischen Aufbruch wartet man noch. Eine Zwischenbilanz.
Der neue Festwochen-Intendant Tomas Zierhofer-Kin holt bekannte Stars aus seiner Zeit als Leiter des Donaufestivals Krems nach Wien. Dazu zählt auch der amerikanische Regisseur Ryan Mitchell, der mit viel Blut und Honig in seiner prätentiösen Performance "Promised ends" arbeitet. Immerhin ist Joseph Beuys eine seiner deklarierten Bezugsfiguren. Für die zweistündige bildgewaltige und opernhafte Theaterinstallation benötigte er drei Jahre Vorbereitung, nun erlebt das Auftragswerk seine Uraufführung bei den Festwochen.Selbstgefällig und viel zu langAusgangspunkt war die Frage nach dem
Mit Elan und Tatkraft und dann wieder verzweifelt lässt Mateja Kolez
nik das Josefstadt-Ensemble in Ibsens "Wildente" Stufen steigen und
legt damit eine überzeugende, tiefgreifende Inszenierung vor.
Von 23. bis 26. März fand die Leipziger Buchmesse statt, mit
Schwerpunkt Litauen. FURCHE-Gespräch über die auch politische
Bedeutung derartiger Veranstaltungen.
Die Karoline ist vorläufig ihre letzte Rolle am Volkstheater: Stefanie Reinsperger geht nach Berlin. Seit Freitag ist sie in der Titelrolle von Horváths "Kasimir und Karoline" zu sehen, einer Neufassung des Dramaturgen Roland Koberg und des Regisseurs Philipp Preuss. Warum es diese Bearbeitung braucht, bleibt bis zum Ende der zähen Inszenierung unklar. Gewiss, was der "abgebaute" Chauffeur Kasimir am Oktoberfest erlebt, das lässt sich mit der Situation der heutigen "Working Poor" vergleichen. Umso aufgesetzter sind Preuss' Grabungen in der Entstehungsgeschichte und die Verwebungen mit den
Völkermord rächen die Götter, so heißt es in Aischylos' "Orestie".
Das Burgtheater zeigt eine gekürzte Fassung der Trilogie, Regisseur
Antú Nunes findet archaische, große Bilder.
Die Geburtsstunde des Urfahranermarktes schlug am 20. März 1817, eine
Ausstellung und ein Bildband feiern das Jubiläum. Die FURCHE sprach
mit Georg Thiel, Kurator des Linter Stadtmuseums Nordico, über
Sozialromantik, Skurrilitäten und Schaulust.
Stephan Suschke, der neue Schauspielchef am Linzer Landestheater, im
FURCHE-Gespräch über die fast irrationale Sehnsucht nach Heimat, über
politisches Theater, Sprache und österreichische Literatur - und über
seine erste Inszenierung in Linz.
Der wechselnde Himmel in ihrer Waldviertler Wahlheimat macht sie jeden Tag glücklich, das Schauspielen hält sie munter und quietschfidel. Außerdem war sie stets für Neues offen, "gefürchtet hab' ich mich nie". Diesen Donnerstag wird Erni Mangold 90.Seit über 70 Jahren steht sie auf der Bühne. Bereits mit 18 Jahren trat Mangold bei den Salzburger Festspielen in "Lumpazivagabundus" auf, Nestroy hat sie stets gerne gespielt, er begleitet sie bis heute. 2014 erhielt sie als erste Frau den Ischler Nestroy-Ring. Besonders in der Satire weiß sich Erni Mangold mit Nestroy verbunden: "Etwas
Am Burgtheater-Vestibül hat Andreas Schmitz Franz Xaver Kroetz'
"Oberösterreich" inszeniert. Mit wenigen Mitteln zeigt er, wie
aktuell das 1972 entstandene Volksstück immer noch ist - oder gerade
wieder ist.
Am Theater in der Josefstadt überzeugt Sandra Cervik als Hedy Lamarr
in der von Stephanie Mohr inszenierten One-Woman-Show "Sieben
Sekunden Ewigkeit". Und dennoch: Das Stück von Peter Turrini bleibt
die Brüchigkeit der Hollywood-Diva schuldig.
Nach der erfolgreichen Uraufführung von "Rechnitz (Der Würgeengel)" an den Münchner Kammerspielen - auch bei den Wiener Festwochen zu sehen - setzt das Wiener Volkstheater auf das Spiel mit dem Körper. Regisseur Milos Lolic´ konzentriert sich nicht auf den Text, den Elfriede Jelinek als Botenbericht gestaltet hat, sondern auf Atmosphäre, Stimme, Energie.Von dieser Nacht im März 1945, in der Gräfin Margit von Batthyány ihre Liebhaber sowie SS-und Gestapo-Männer zum Gefolgschaftsfest lud, kann nur schwer erzählt werden, denn wie soll man vom Mord an 180 jüdischen Zwangsarbeitern
"Alles Walzer, alles brennt" bezieht sich auf das einschneidendste Ereignis in der österreichischen Geschichte des 20. Jahrhunderts, den Brand des Justizpalasts, und konterkariert dieses mit dem bis heute gerne nostalgisch in Erinnerung gerufenen Habsburgermythos. Am Sonntag feierte die kurzweilige historische Musikrevue über die Entstehung des "Roten Wien" seine Uraufführung am Volkstheater.Kritisch-klug und unterhaltsamAutorin und Regisseurin Christine Eder bedient und desavouiert Klischees, beruft sich auf die vom deutschen Kulturtheoretiker Klaus Theweleit beschriebenen
Volkstheater-Intendantin Anna Badora lud den jungen Regisseur und Max
Reinhardt Seminar-Absolventen Felix Hafner ein, auf der großen Bühne
Molières "Der Menschenfeind" zu inszenieren, und landet damit einen
veritablen Erfolg.
Mit frischem Kulturprogramm präsentiert sich der frisch renovierte
Thalhof in Reichenau an der Rax. Gezeigt wird unter anderem eine
Dramatisierung von Fjodor Dostojewskis Roman "Der Idiot".
Endlich ist eine Inszenierung von Tom Kühnel und Jürgen Kuttner auch
in Wien zu sehen: Die Festwochen zeigen ihre Interpretation von
Heiner Müllers Stück "Der Auftrag. Erinnerung an eine Revolution".
Mit seiner Performance "Città del Vaticano" fragt Falk Richter, was
jungen Europäern Heimat, Familie und Nation bedeuten und wie sie
ihren Glauben leben.
Sammeln, Forschen und Vermitteln: So versucht das Innsbrucker
Brenner-Archiv das kulturelle Erbe in digitaler Zeit nicht nur zu
bewahren, sondern auch an die interessierte Öffentlichkeit zu
bringen.
"Wir wollen Frieden, und wir werden ihn kriegen", sagt Gavin (Michael Masula), der Gastgeber einer Party, bei der nur reiche und schöne Menschen geladen sind, die einander nichts zu sagen haben. Ihre Zeit verbringen sie in Schwimm-, Tennis- und Golfclubs, führen teure Kleider aus und schwätzen über Mode und Geschmack.Vor der fest verschlossenen Tür dieser dekadenten, sich in scheinbarer Sicherheit wiegenden Gesellschaft finden Terroranschläge statt. Doch Gefühle wie Angst, Liebe und Zuneigung haben in der Upper Class nichts verloren. Immer wieder fragt Dusty (Mavie Hörbiger) nach ihrem
"Nicht mir allein, sondern uns gehört dieser Nestroy." Mit diesen Worten richtete sich Elisabeth Orth an die Burg-Souffleuse, als ihr im November 2015 der Nestroypreis für die schonungslose Darstellung der Großmutter in Ewald Palmetshofers "die unverheiratete" verliehen wurde. Das Stück handelt von der Verstrickung dreier Generationen in einem Netz aus Schuld und Liebe, aus Politik und Privatem. Orth hat sich nicht nur als Schauspielerin mutig dieser Auseinandersetzung gestellt, auch privat engagiert sie sich für ein sozialpolitisch verantwortungsbewusstes Handeln. Dass sie die ihr
Die Liebe ist ein Ereignis. Sie lässt sich nicht planen, absichern, verwalten. Sie stürzt sich in all ihrer Macht auf ihre Opfer und wenn sie nicht von selbst das Weite sucht, dann ist der Tod der einzige, der sie vernichtet. Ungefähr so sagt es der französische Denker Alain Badiou, entsprechend brachial inszeniert Philipp Preuss Shakespeares weltberühmte Tragödie "Romeo und Julia" im Wiener Volkstheater. Einerseits verdreifacht er das Liebespaar, andererseits streicht er eine Menge Nebencharaktere. Die Figuren von Mutter und Amme legt er zusammen: Steffi Krautz' Gesicht zeigt sich als
Auch knapp 14 Jahre nach Astrid Lindgrens Tod ist ihr Erfolg ungebrochen. Eine neue Biografie erschien im Herbst, in Wien wird am Theater der Jugend der Krimi "Kalle Blomquist lebt gefährlich" aufgeführt.
Auf der Bühne des Volkstheaters steht so etwas wie eine Puppenhaus-Version des Bates-Motels aus Hitchcocks "Psycho". Das graue Häuschen befindet sich auf einer schrägen Anhöhe. Die Welt ist in eine gewaltige Schieflage geraten. Eine Nebelmaschine erzeugt zusätzlich gespenstische Atmosphäre, durch das diesige Licht schlurft ein alter Knecht, dessen Gesicht zur Maske erstarrt ist. Die Maske spielt die Hauptrolle in Nikolaus Habjans Inszenierung von Albert Camus' "Das Missverständnis". Die kleine Familie, in die der Krieg längst eingezogen ist, hat Habjan als Puppen gestaltet. Hinter den
Ein Drama von Henrik Ibsen -"Gespenster", eine Erzählung von Virginia
Woolf - "Mrs. Dalloway" und eine Operette von Paul Abraham -
"Viktoria und ihr Husar" will Ausnahmeregisseur Armin Holz in
"Familienfeste" am Landestheater Linz vereinen - und scheitert.
Das Wiener Volkstheater bot eine Premierenwoche voller Vielfalt: Nach der Uraufführung von "Fasching" folgten zwei Übernahmen: Aus Graz wurde die preisgekrönte Produktion "Hakoah" mitgebracht, aus Düsseldorf kommt "Nora3".Vor allem mit der intelligenten Komödie "Hakoah Wien" besinnt sich das Volkstheater auf seinen Auftrag als publikumsnahes Haus. Die Bühne markiert ein Fußballfeld, ein Kommentator aus dem Off stellt den Zuschauern auf der Tribüne die Spieler mit richtigem Namen vor - die Theatermacherin Yael Ronen bringt Fußball und Theater zusammen und präsentiert eine
Was passiert mit einem Bankdirektor, der mit dem Ersparten seiner
Kunden riskante Geschäfte macht und alles verspielt? Wie sieht so
eine Persönlichkeitsstruktur aus? Das fragt die Inszenierung von
Henrik Ibsens "Bankier Borkman" bei den Festspielen in Reichenau.
Helmuth Lohners Leistungen aufzuzählen, sprengt den Rahmen der hier gegebenen Möglichkeiten. Allein bei den Salzburger Festspielen war er seit 1972 über 230 Mal im Einsatz. Er trat erfolgreich als Regisseur in Erscheinung, er leitete das Theater in der Josefstadt von 1997 bis 2003.Der am 24. April 1933 in Wien Geborene nahm privaten Schauspielunterricht. Sein Debüt feierte er am Stadttheater Baden, als Chorist. Eigentlich wollte er Sänger werden, die Musikalität kam ihm ein ganzes Theaterleben lang zugute, sei es als Schauspieler oder als Regisseur. Nach einem Engagement am Stadttheater
Lotte Tobisch und Theodor W. Adorno waren einander sieben Jahre lang in einer "anachronistischen Jugendfreundschaft" zugetan. Was hat die Wiener Schauspielerin und den um 23 Jahre älteren Frankfurter Starphilosophen miteinander verbunden?
Der österreichische Dramatiker Ewald Palmetshofer im FURCHE-Gespräch
anlässlich der Uraufführung seines Stückes "Edward II. Die Liebe bin
ich" im Rahmen der Wiener Festwochen.
Die Reihe Schauspiel der Wiener Festwochen beginnt mit der Tetralogie
"The Apple Family Plays" von Richard Nelson, über US-amerikanische
Politik und die Auswirkungen auf das Leben der einzelnen.
Eugène Labiches selten gespieltes Stück "Die Affäre Rue de Lourcine" beginnt mit einer Lücke, einer Gedächtnislücke: Der Hausherr Lenglumé erhebt sich - schwer verkatert - von seiner Bettstatt und hat keinen blassen Schimmer, wo er die letzten Stunden verbrachte. Auch hat er keine Idee, wer in seinem Bett schnarcht.Von Anbeginn geht es in dieser düsteren Komödie um Verschleierung der Wahrheit, die die Figuren selbst nicht kennen. Das Unbewusste hat diesen kleingeistigen Repräsentanten der französischen Bourgeoisie ein Schnippchen geschlagen, und so sind sich diese in erster Linie
"Eines Tages wird unser Schriftsteller ein Klassiker sein." Diesen Satz legt Thomas Bernhard der Protagonistin in seinem Stück "Am Ziel" in den Mund. 1980/81 verfasste Bernhard den Text, 35 Jahre danach ist der Autor selbst zum Klassiker der Weltliteratur avanciert. Nun ist das selten aufgeführte Schauspiel am Theater in der Josefstadt in Starbesetzung zu sehen: Andrea Jonasson brilliert als tyrannische Mutter, Therese Lohner als ihre fast stumme Tochter und Christian Nickel gibt den dramatischen Schriftsteller. Bernhard wäre zufrieden gewesen, ihm waren stets nur die besten Schauspieler
Unter der Regie von Rudolf Frey hatte das Singspiel "Das
Gemeindekind" nach dem gleichnamigen Roman von Marie von
Ebner-Eschenbach am Wiener Schauspielhaus Premiere. Überzeugen konnte
das sozialkritische Stück weder szenisch noch darstellerisch.
Mit "Geronnene Interessenslage" hatte am 13. Februar ein weiteres
Stück Gegenwartsdramatik im Wiener Schauspielhaus Premiere -in einer
rätselhaften Inszenierung von Robert Borgmann.
"Ein Mann und eine Frau, die zuerst ein Kind verloren haben und dann einander. Oder nein: sich selbst." So fasst der Protagonist jene Geschichte zusammen, die die niederländische Autorin Lot Vekemans erzählt. Michael Schottenberg bringt "Gift. Eine Ehegeschichte" als vorletzte Eigeninszenierung in seiner Zeit als Volkstheater-Direktor. Vekemans' Blick auf die Ehe ist ziemlich konventionell. Ihre Vorstellungen von Mann und Frau verfestigen die Idee, dass die Geschlechter einander einfach nicht verstehen können. Die Story im Stück ist simpel gestrickt, aber umso konstruierter. Zehn Jahre
In Juliane Stadelmanns "Noch ein Lied vom Tod“, wird der Plattenbau zur Westernkulisse. Das Stück wurde im Schauspielhaus Wien uraufgeführt.Im Jahr 1999 starben zwei Kleinkinder in einem Plattenbau in Frankfurt an der Oder, weil sich niemand um sie gekümmert hatte. Die junge Mutter hatte ihre kleinen Söhne mehrere Tage allein gelassen, um die Zeit bei ihrem Geliebten zu verbringen. Die Kinder müssen geweint, geschrien und getobt haben, bevor sie schließlich verdursteten. Ihre Mutter kam vor Gericht und wurde verurteilt. Als sich Empörung und Schrecken über die Tat langsam legen,
Am Linzer Landestheater herrscht Aufbruchstimmung. Schauspieldirektor Gerhard Willert im Gespräch über Umstrukturierung und die Theaterbegeisterung der Linzer.In Linz beginnt’s! Das Linzer Landestheater hat ein neues Musiktheater am Volksgarten und seit Herbst 2014 die Arenabühne im Haus an der Promenade. Die FURCHE sprach mit Schauspieldirektor Gerhard Willert über Aufbruchstimmung, Guerilla-Architektur und die Theaterbegeisterung der Linzer.DIE FURCHE: Im Linzer Kulturleben herrscht Aufbruchstimmung. Vor allem in den Neu- und Umbau des Landestheaters wurde viel investiert. Wie sehen
Vor zwölf Jahren lernte ich Ursula Voss als Dramaturgin der Österreichischen Erstaufführung von Thomas Bernhards "Elisabeth II." kennen. Ihr Mann Gert Voss spielte in der Inszenierung von Thomas Langhoff den Großindustriellen Rudolf Herrenstein. Bernhard hatte ihn eigentlich in der stummen Rolle des Richard vor Augen gehabt - er gab der Figur den Namen Richard, weil er von Voss' Richard III.-Darstellung begeistert war. Für Herrenstein hatte er Bernhard Minetti vorgesehen. Doch Minetti konnte die Rolle nicht mehr spielen, und so kam es, dass Ignaz Kirchner, der langjährige Bühnenpartner
Unmittelbar nach der ersten Verleihung des Veza-Canetti-Literaturpreises an Olga Flor Anfang Oktober (s. FURCHE 40/14), wird die Autorin nun auch auf ihre Bühnentauglichkeit geprüft. Canettis bekanntester Roman "Die Gelbe Straße" ist seit letztem Sonntag von Helmut Peschina dramatisiert am Wiener Kabinetttheater zu sehen. Der Text eignet sich hervorragend für die Bühne, zeichnet sich der Roman durch sein besonderes Figuren-Personal aus.Kröte, Lämmchen und SchweinVeza Canetti beschreibt den Mikrokosmos der gelben Straße (Ferdinandstraße) in der jüdischen Leopoldstadt der
Am Volkstheater ist in Michael Schottenbergs letzter Saison eine echte Sensation gelungen: Bertolt Brechts und Kurt Weills letzte Zusammenarbeit "Die sieben Todsünden" (1933) werden in der Interpretation von Maria Bill zu einem triumphalen Erfolg. Bill trifft nicht nur stimmlich die schwierigen Töne, sie ist in ihrer unprätentiösen, direkten und uneitlen Darstellung eine Frau, die versucht, den Ansprüchen einer kapitalistischen Gesellschaft gerecht zu werden und zugleich menschlichen Sehnsüchten folgt. Dass sich aus dieser Gleichzeitigkeit ein unlösbarer Konflikt ergibt, ist dramatisch
Was wäre alles anders gekommen, wäre der Arbeiteraufstand im Februar 1934 gelungen? Und wie kann es zugehen, dass heutige Bewohner des Karl-Marx-Hofes glauben, beim Namenspatron handle es sich um den Architekten des Gemeindebaus?Die Theaterregisseurin Eva Brenner setzt dem Texte und Lieder des viel zu wenig gespielten Jura Soyfer entgegen; ein wichtiges Verdienst Brenners, denn sogar heuer - immerhin jährte sich Soyfers Todestag im Februar zum 75. Mal - ignorierten die österreichischen Bühnen diesen so hellsichtigen Autor, der nach den Februarkämpfen 1934 seinen Roman "So starb eine
Eigentlich ist Ödön von Horváths "Don Juan kommt aus dem Krieg" eher eine Skizze, ein Stationendrama über den Kriegsheimkehrer Don Juan, dessen Herz in Metallsplittern gefangen und von den Traumatisierungen des Ersten Weltkrieges erstarrt ist. Wie soll sich dieser Mensch noch zurechtfinden, der hin-und hergerissen ist zwischen realen existentiellen Bedrohungen und den Grauen seiner inneren Wirklichkeit?Eigens für die Salzburger Festspiele hat Regisseur Andreas Kriegenburg Ödön von Horváths Drama eingerichtet, ihm gelingt eine gleichermaßen kluge wie fantasievolle Inszenierung dieses
Knapp 28 Jahre hat der Schauspieler in Wien gelebt, große Rollen der Weltliteratur außergewöhnlich und unvergesslich gespielt. Ein Nachruf.In "Ritter Dene Voss“ (1984) reizte Gert Voss die Bandbreite zwischen Genialität und Wahnsinn aus, in "Elisabeth II.“ redete er vergeblich um sein Leben, in "Einfach kompliziert“ begeisterte er in der feinen Gratwanderung, an der der Schauspieler zwischen Fiktion und Wirklichkeit balanciert: Virtuos lotete Gert Voss all seine Rollen bis an ihre Grenzen aus, wie kein anderer brachte er das emotionale sowie intellektuelle Universum der von ihm
Wenn sich österreichische Geschichte, Natur und Seele auf besondere Weise miteinander verbinden, erwacht das Interesse der Reichenauer Festspiele, die heuer neben den bewährten Dramatikern Arthur Schnitzler und Johann Nestroy auch den deutschen Romancier Theodor Fontane sowie ein Auftragswerk zum Gedenken an 1914 auf den Spielplan gesetzt haben. Der Untergang der Habsburgermonarchie bzw. der Ausbruch des Ersten Weltkriegs sind freilich schwierige Themen am Theater. Für die Festspiele Reichenau hat Nicolaus Hagg -seit zehn Jahren bearbeitet er Romane der Weltliteratur für Reichenau -ein
Bertha von Suttner ist heute vor allem als Friedensnobelpreisträgerin
bekannt. Das politische Engagement sowie ihre Werke sind weitgehend
in Vergessenheit geraten.
Die erste Festwochen-Saison von Intendant Markus Hinterhäuser und
Schauspielchefin Frie Leysen glückte mit großer Vielfältigkeit, die
das Publikum manchmal auch herausforderte.
Bei den Festwochen werden die Mechanismen des Rechts theatral erforscht. Das Genfer Gastspiel "Please, Continue (Hamlet)" denkt Gerichtsbarkeit und Theater zusammen. Das Setting sieht folgendermaßen aus: Die Inszenierung verquickt Shakespeares "Hamlet" mit einem realen Fall aus Marseille. Statt eines Dramentextes wird den Akteuren ein Ermittlungsdossier vorgelegt, Gutachten und Protokolle beinhaltend. Auf der Bühne im Wiener Odeon ist ein Gerichtssaal eingerichtet, mit wirklichen Richtern, Anwälten, Gerichtsmedizinern und Sachverständigen. Sie sollen so agieren, wie sie es aus ihrem Alltag
Der Run auf die Karten der Performances der legendären Elektropop-Formation Kraftwerk im Rahmen der Wiener Festwochen im Burgtheater führte zu drastischen organisatorischen Maßnahmen: So personalisierten die Veranstalter die Tickets durch Namensaufdrucke, im Burgtheater wurden dann die Karteninhaber anhand ihrer amtlichen Lichtbildausweise streng kontrolliert. Dies sollte als Mittel gegen den Schwarzmarkthandel dienen, denn es gab erstaunlich viele Interessierte, die die Formation rund um den verbliebenen Bandgründer Ralf Hütter sehen und hören wollten. Die meisten Zuschauer bewegten
Ein Szenario des Abschieds kündigt bereits der Titel "Wir brauchen einen ganz anderen Mut! Stefan Zweig - Abschied von Europa" an. Kurator Klemens Renoldner, Leiter des Salzburger Zweig-Centres, begleitet in seinen Kommentartexten die Besucher auf ihrer Reise in Zweigs biografische und literarische Welt(en).Die Schau hat gewissermaßen auch mit dem Gedenken an 1914 sowie 1934 zu tun, denn in seiner im Exil verfassten Autobiografie "Die Welt von Gestern" erinnert sich Zweig an die Epoche vor dem Ersten Weltkrieg. Sowohl für den damals 33-jährigen Autor als auch für die Welt waren die
Für sein Stück "Allerwelt“ hat der 31-jährige Wiener Autor Philipp Weiss in der Flüchtlingssiedlung Macondo recherchiert. Petro Martins Beja hat es im Schauspielhaus Wien inszeniert.Macondo zieht Menschen aus aller Welt an. Doch keiner kommt freiwillig hierher. Macondo ist die wenigen bekannte Flüchtlingssiedlung in Simmering. Die ehemalige Kaserne am Wiener Stadtrand beherbergt seit sechzig Jahren Menschen aus der ganzen Welt. Zuerst kamen Flüchtlinge aus den Nachbarländern, etwa 1956 aus Ungarn, 1968 aus Prag, in den 1970er-Jahren dann aus Südamerika. Die einen flüchteten, weil
In seinem 1843 verfassten Drama "Maria Magdalena“ nimmt Friedrich Hebbel die Diskrepanz zwischen individueller Selbstgerechtigkeit und gesellschaftlicher Verantwortung in den Blick.Mangelnde Zivilcourage kann man dem Burgensemble wahrlich nicht nachsagen. Wenige Tage vor der Premiere von Friedrich Hebbels "Maria Magdalena“ sprach die Mehrheit der Burgschauspieler ihr Misstrauen gegen Direktor Matthias Hartmann aus.Um gewinnsüchtige Taxierungen und fehlende Courage geht es auch bei Hebbel, der in seinem 1843 verfassten Drama "Maria Magdalena“ die Diskrepanz zwischen individueller
Auf Intertextualität ist ebenso Verlass wie auf das Unbewusste. Das Wiener Schauspielhaus leitet das neue Jahr mit der Frage ein, welche Kräfte uns leiten und welche Möglichkeiten das Leben bietet. Der 29-jährige britische Autor Nick Payne variiert in seinem Stück "Konstellationen" - auch von seiner persönlichen Trauer um den verstorbenen Vater geleitet - verschiedene Formen von Begegnung, Zufall und Vorbestimmung. Szenisch spielt er Varianten einer Liebesgeschichte durch, indem er Situationen wieder- und wiederholt, allerdings mit kleinen Unterschieden.Am Beginn steht die erste
"Joseph und seine Brüder“ zählt zum Hauptwerk von Thomas Mann. In dem vierteiligen Zyklus verbindet er die alttestamentarische Legende mit seinen Erfahrungen im Exil.Am Theater in der Josefstadt baut man auf den berühmten Namen des Autors Thomas Mann, nicht zuletzt konnte das Haus bereits mit den "Buddenbrooks“ einen großen Erfolg verbuchen. Der Dramaturg und Bühnenbildner Herbert Schäfer bearbeitete aus dem umfangreichen Werk jenen Teil, der von Josephs Zeit in Ägypten bei Potiphar und dessen Frau Mut-em-enet erzählt. Schließlich eignet sich dieser Part hervorragend, um den Stoff
Anna Badora spricht im Interview mit der FURCHE über ihre Kindheit und Jugend in Polen, ihre emotionale Bindung an das Volkstheater sowie eine Bühne der Diversität und Vielfalt.Die Furche: Welche Erlebnisse haben Sie als Kind geprägt?Anna Badora: Die Kontraste im kommunistischen Polen. Da streute ich als 14-Jährige im weißen Kleid am Vormittag Blumen bei einer kirchlichen Prozession, und nachmittags nahm ich in Uniform am Militärunterricht mit Waffe teil. Wir bekamen früh Verantwortung für die Gemeinschaft und die Schwächeren beigebracht, säuberten Parkanlagen und lasen Alten in
Im Akademietheater ist "Der gestiefelte Kater“ als modernes Kinder-Musical zu sehen. In der Welt der Tiere - hier weitaus klüger und vorausschauender als die Menschen - lebt es sich einigermaßen friedlich. Dass die vielberüchtigte Hinterlistigkeit dieses Katers in Wirklichkeit nur Spiegel unglücklicher Menschen ist, entblättert sich im Laufe der knapp 2,5-stündigen Inszenierung. Markus Meyer spielt, tanzt und singt den selbstbewussten Kater, dessen rote Stiefel ihn erfolgreich durch die Welt führen. Seine Geschmeidigkeit und Flinkheit retten ihn und sein Herrl Hans vor weiteren
40 Jahre Frauenbewegung: Impressionen von einer Veranstaltungsreihe zum Zweck der Selbstvergewisserung im Wiener Kosmos-Theater.Mit Alice Schwarzer, Barbara Duden und VALIE EXPORT geht die intensive (Rück)Schau im KosmosTheater durch die Drehtüre der Zeit. "Da, wo wir vor 40 Jahren hineingegangen sind, kommen wir heute wieder heraus. Die öffentliche Rede hat sich zwar verändert, aber die Bedingungen sind so gut wie gleich schlecht geblieben“, konstatiert die deutsche Historikerin und Sozialwissenschaftlerin Barbara Duden.Die heute 71-jährige Pionierin reflektiert im Wiener
Im Theater in der Josefstadt ist bei Eduardo De Filippos Komödie "Hochzeit auf Italienisch“ nicht nur die Hochzeit auf Italienisch: Alle - als typisch italienisch geltenden - Bilder setzt die Regie gekonnt und amüsant ein: Nino Rota, Pietra Montecorvino, Rita Pavone singen mit rauchiger Stimme Canzoni von der Liebe und dem Sterben. Dieses täuscht Sandra Cervik als Filumena Marturano gekonnt ihrem langjährigen Liebhaber Domenico Soriano vor, um ihn endlich zur Hochzeit zu bringen.Der vermögende Süßwarenhändler Domenico ist ein echter Lebemann, der die arme neapolitanische
Der 1932 erschienene Roman erzählt vom sozialen Abstieg des Textilverkäufers Hannes Pinneberg und seiner kleinen Familie. Das Schicksal des "Jungen“, wie ihn seine geliebte Emma - von ihm zärtlich "Lämmchen“ gerufen - nennt, und ihrem kleinen Murkel berührte die Leser, das Buch wurde in Windeseile ein veritabler Welterfolg.Nicht zuletzt stieg die Zahl der Arbeitslosen während der Weltwirtschaftskrise in Millionenhöhe, und betrachtet man die heutige Lage, so liest sich Pinnebergs Biografie nicht nur als Sittenbild der 1930er-Jahre, sondern lässt sich in die Gegenwart übersetzen:
Matthias Hartmann hat einen aufwendigen "Lumpazivagabundus“ eingerichtet, mit einer bunten Mischung an Ideen und Assoziationen, und ohne roten Faden. Und so präsentiert sich das bekannte Stück als sonderbar hohle Mischung irgendwo zwischen Löwinger-Bühnen-Persiflage, EU-Anspielungen und Jodel-Kurs.Das Grundproblem besteht darin, dass Hartmann Nestroy als Lustigmacher (miss)versteht. Doch sind Nestroys Possen keineswegs für schlampige Bühnen und allerhand Schabernack geeignet. Sie sind bitterböse Satiren auf eine Gesellschaft, in der Selbstgerechtigkeit, Willkür und Zensur
Seit 15 Jahren macht die Wiener Autorin, Schauspielerin und Regisseurin Helga David im Reichenauer Thalhof spannendes Sommertheater.Helga David entdeckte die kulturelle Kraft des Thalhofs in Reichenau und macht seit 15 Jahren den historisch bedeutsamen Ort theatral produktiv.Bereits Ende des 19. Jahrhunderts hatte eine initiative Frau den ehemaligen Gasthof künstlerisch erschlossen: Olga Waissnix. Die Wirtin des Thalhofs brachte - als Tochter des Besitzers des Südbahnhotels am Semmering - Erfahrung und Ideen mit nach Reichenau. Sie zog bedeutende Künstler an, Peter Altenberg kam
Bilanz der letzten Festwochen der Ära Bondy: Einmal mehr konnte sich das Programm von Schauspielchefin Stefanie Carp sehen lassen - irrelevant indes die Musikschiene.Mit dem Ende der heurigen Wiener Festwochen ging auch eine Ära zu Ende. Luc Bondy, der von 1997 bis 2001 als Schauspieldirektor und anschließend als Intendant tätig war, verabschiedete sich nach 16 Jahren von der Bundeshauptstadt. Zeit, ein letztes Mal Bilanz zu ziehen, was gar nicht so leicht ist, weil Bondy als Intendant einer gleichsam "verborgenen“ Tätigkeit nachging. Er war mehr der Ermöglicher im Hintergrund, als der
Im Historischen Sitzungssaal des Parlaments ist die Musiktheater-Revue "Letzte Tage“, in Anspielung auf Kraus’ "Letzte Tage der Menschheit“, von Christoph Marthaler zu sehen.Der Schweizer Regisseur Christoph Marthaler montiert im Historischen Sitzungssaal des Wiener Parlaments politische Phrasen zwischen Antisemitismus, Antiziganismus und aktuelle europäische Diskurse."Letzte Tage. Ein Vorabend“ nennt Marthaler seine Revue frei nach Karl Kraus’ Drama "Die letzten Tage der Menschheit“. Er siedelt den Beginn seiner Inszenierung unmittelbar vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs an
Der Burgtheaterschauspieler Josef Meinrad wäre am 21. April 100 Jahre alt geworden. Eine Symbolfigur über alle Brüche und Kontinuitäten des 20. Jahrhunderts hinweg.Schauspieler dienen als Projektionsfiguren, das Angebot zur Identifikation ist Bestandteil der Darstellenden Kunst. Josef Meinrad erfüllte diese Rolle auf besondere Weise: Egal, welche Figur er verkörperte, er scheute sich nicht, sich manchmal klein zu machen. Als Malvolio in Shakespeares "Was ihr wollt“ spielt er mit der Schadenfreude des Publikums, wenn er den Haustyrannen der Lächerlichkeit preisgibt. Als Theodor in
Die 30-jährige Tirolerin Petra Maria Kraxner wird als "Neuentdeckung des Theaters“ tituliert. Zu Recht: in ihrem Drei-Personen-Stück fächert Kraxner die Themen der Zeit auf, schaut auf das, was man als "normal“ betrachtet, auf die Lebensgrundlagen (Wohnung, Job, Familie) in einer durcheinander geratenen Welt.Die Szenerie erscheint auf den ersten Blick durchaus konventionell: In einem Hotelzimmer begegnet die junge Ophelia dem Callboy Gabriel. Ophelia ist ihr Nickname.Im Internet tummelt sich die Weltverbessererin mit Leserbriefen, deren Betreff-Inhalte die Fragen der Zeit behandeln -
Der Kampf der Geschlechter endet im 18. Jahrhundert versöhnlich: Die Komponistin Maria Antonia Walpurgis (* 1724, München; † 1780, Dresden) lässt ihre 1763 uraufgeführte Oper "Talestri“ mit einem harmonischen Schlusschor ausklingen. Vereint und gleichgestellt sind Mann und Frau, so lautet das Happy End, fernab jeglicher Realität.Genau 250 Jahre später entdeckt die junge Regisseurin Heidi Sommer die Oper neu und bringt sie aus heutiger Sicht auf die Bühne des Wiener Kosmos-Theaters. Von einem Schlusschor ist da keine Rede mehr, denn Sommer denkt den Konflikt weiter und lässt ihn als
Was fasziniert uns am Fasching? Die Schauspielerin Maria Happel und der Jesuit und Künstlerseelsorger Gustav Schörghofer im FURCHE-Gespräch über berufsbedingte Rollen, Individualität und die Kunst des Täuschens.In einem Wiener Kaffeehaus trafen kürzlich eine Schauspielerin und ein Geistlicher zusammen, um über Verkleidung und Rollenbilder zu diskutieren. Es wurde ein Gespräch über Lügen, Manager, Selbstsuggestion und persönliche Faschingserinnerungen.Die Furche: Worin liegt die Faszination, sich zu verkleiden?Maria Happel: Ich glaube, das hat mit der alten Frage zu tun: Wer bin
Burgtheater-Direktor Matthias Hartmann inszeniert seine erste Jelinek am Akademietheater: Die Erstaufführung der Langfassung von "Schatten (Eurydike sagt)“. Ein Missverständnis.Es ist der wohl persönlichste Text von Elfriede Jelinek. Und zugleich auch nicht. Denn Jelinek spricht einerseits von ihrer Rolle als Künstlerin, andererseits abstrahiert sie die individuelle Erfahrung und blickt auf die Geschlechter am Beispiel des Mythos von Orpheus und Eurydike. Jelinek begibt sich in den Hades (wo sie in Hartmanns Inszenierung längst angekommen ist), um an ihren Geschlechtsgenossinnen ebenso
Im ihrem Drama "demut vor deinen taten baby“ lässt Laura Naumannn ihr ungleiches Protagonistinnen-Trio eine absurde Terror-Gruppe bilden. Die Burgtheater-Inszenierung von Alexander Ratter wirkt jedoch etwas mutlos.Es gibt nur wenig gute Gegenwartsstücke“, sagt Burg-Chef Matthias Hartmann. Das Stück "demut vor deinen taten baby“ der 23-jährigen Leipzigerin Laura Naumann dürfte Hartmann aber überzeugt haben, feierte es doch am Samstag seine österreichische Erstaufführung im Burgtheater-Vestibül.Die junge Dramatikerin mischt in ihrem Girlie-Stück Bekanntes zusammen und