"Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verurteilt, sie zu wiederholen." Dieses bekannte Zitat des spanisch-amerikanischen Philosophen George Santayana stellt Mirjam Pressler ihrem Jugendroman voran. Wer von der Vergangenheit für Jugendliche erzählt, verknüpft dabei oft die Zeitebenen von Vergangenheit und Gegenwart über konkrete Gegenstände: Jemand findet auf dem Dachboden ein altes Tagebuch, Briefe oder Ähnliches.Erfrischenderweise wird hier auf dieses oft knapp am Klischee vorbei schrammende Moment verzichtet und eine ungewöhnliche Verbindung gewählt: Laura, die
Ich packe meinen Koffer und nehme mit "das beliebte Kinderspiel macht es (je nach Gedächtnisleistung) möglich, schier unendliche Mengen an Gegenständen in einen (imaginierten) Koffer zu packen. Die häufige Fragebogenfrage "Welche drei Dinge würden Sie auf eine einsame Insel mitnehmen?" hingegen bringt auf den Punkt, wie schwierig es ist, sich diesbezüglich zu beschränken (und wie sehr man sich darüber definiert, ohne welche Gegenstände man auf keinen Fall sein kann). Brisant wird die Frage, wenn es nicht um eine zeitlich beschränkte Urlaubsreise geht, sondern um einen endgültigen
Eine Pandemie, die darauffolgende Isolation und der Zusammenbruch aller gesellschaftlichen Übereinkünfte ist ein Motiv, das in der gegenwärtigen Jugendliteratur vor allem im populären Genre der Dystopie zu finden ist.Die amerikanische Schriftstellerin Makiia Lucier hingegen wählt in ihrem Debüt "Das Fieber" eine konkrete historische Begebenheit, um ein solches Szenario darzustellen: Die Spanische Grippe, die zwischen 1918 und 1920 einer enormen Menge Menschen (die Schätzungen variieren zwischen 30 und 50 Millionen) das Leben kostete. Die Handlung setzt im September 1918 in Portland ein:
Mit dem EU-Projekt GANYMED GOES EUROPE zeigten das Kunsthistorische Museum Wien und "wenn es soweit ist" über 7000 Menschen wie Bilder aus vergangenen Jahrhunderten und von diesen inspirierte, neu verfasste literarische Texte in eine spannende Interaktion treten. Ein ähnliches Unterfangen legen Christine Traber und Ingo Schulze nun in Buchform vor: Während im titelgebenden Zitat von Vincent van Gogh davon die Rede ist, wie Bilder an sich "sprechen", wird ihnen hier eine zusätzliche sprachliche Ebene hinzugefügt. 19 Kunstwerken, alle in der Neuen Pinakothek in München zu sehen, werden
"Eine Erinnerung an Solferino": Unter diesem Titel veröffentlichte der Schweizer Geschäftsmann Henri Dunant 1862 seine Erlebnisse nach der Schlacht von Solferino und machte Vorschläge zur Versorgung von Verwundeten im Krieg und zur Gründung von freiwilligen Hilfsgesellschaften. Seine Ideen führten in weiterer Folge zur Gründung des Roten Kreuzes und zum Abschluss der Genfer Konventionen. Am 30. Oktober 2010 jährte sich Dunants Todestag zum 100. Mal - zu diesem Anlass legt die Autorin Kathrin Steinberger ihren Debütroman vor. Umfangreich recherchiert Ein sperriges Thema, denn die
Oft ist es ein Sommer, der den Abschied von der Kindheit markiert. In diesem Buch hingegen erstreckt sich die erzählte Zeit über einen Winter: Es ist der Winter 1947, und es ist so bitterkalt, dass in Amsterdam die Grachten zufrieren. Der zwölfjährige Ich-Erzähler Thomas hat keine Freunde, bis Piet Zwaan in seine Klasse kommt. Bald lernt Thomas auch Piets schöne Cousine Bet kennen, mit der dieser bei seiner Tante lebt. Nach und nach, so langsam wie das Eis zu schmelzen beginnt, erfährt Thomas Fragmente aus Piets Leben: dass er früher in einem anderen Haus gewohnt hat, dass er Bahnhöfe
Ein Buchtipp von STUBE, Institut für Jugendliteratur und DIE FURCHEStummes ErzählenDer Titel "Die erste Stimme" weckt Assoziationen an Themen rund um Musik und Gesang. Doch ist das Schweigen das zentrale Kompositionselement dieses Jugendromans. Es ist kein Ich-Erzähler, sondern ein Ich-Schreiber, der diese Geschichte erzählt - denn der Bub, dessen Namen die Leser/innen nicht erfahren, kann nicht sprechen. Seine Familie hält ihn für zurückgeblieben, möglicherweise autistisch, auf jeden Fall aber intellektuell sehr eingeschränkt. In Wirklichkeit aber bekommt er sehr viel mehr von seiner
Ein Buchtipp von STUBE, Institut für Jugendliteratur und DIE FURCHEAm stillen Örtchen"Sauber werden": Ein unsägliches Wort für einen Entwicklungsprozess, der Eltern oft ziemlichen Stress macht und für den es dementsprechend eine Fülle an pädagogisch einsetzbaren, trivialen Bilderbüchern mit Belehrungscharakter gibt. Erfrischend anders ist der Zugang in diesem Bilderbuch. Hier geht es zunächst nicht darum, Argumente zu sammeln, die Kinder zum Klogang motivieren, es werden vielmehr die Gründe dargestellt, warum Tiere nicht aufs Klo gehen können - und diese Gründe sind ebenso
Ein Buchtipp von STUBE, Institut für Jugendliteratur und DIE FURCHEHinter dem VorhangVon heiterer Verklärung wie in "Goodbye Lenin" bis hin zu eindringlichen Auseinandersetzungen wie "Das Leben der anderen" reicht die Bandbreite der populärkulturellen Darstellungen des Lebens hinter "der Mauer" beziehungsweise dem sogenannten "Eisernen Vorhang". Es ist noch gar nicht so lange her, und doch für junge Menschen heute schon Geschichte.Peter Sís, Filmemacher, Autor und Zeichner, wurde 1949 in der Tschechoslowakei geboren, seit 1984 lebt er mit seiner Familie in den Vereinigten Staaten. Im
Ein Buchtipp von STUBE, Institut für Jugendliteratur und DIE FURCHENicht Enzian …… nicht Thymian, sondern Tulipan ist es, das Wort, um dessen Bedeutung sich in Martin Baltscheits Buch "Was ist eigentlich ein Tulipan?" alles dreht.Die simple Frage wird von einem Kind an seinen Vater gerichtet, zwischen den beiden entspinnt sich ein längerer, immer wieder durch Alltagssituationen wie das Schlafengehen unterbrochener Dialog, in dem allerlei Hypothesen aufgestellt werden: Ist es ein Name? Eine Blume? Oder gar ein Vogel?Der Autor erzählt die verschiedenen Antwortversuche in kurzen Texten,
Ein Buchtipp von STUBE, Institut für Jugendliteratur und DIE FURCHEWas wäre wenn?Vielen Jugendlichen ist der Begriff Alhambra wahrscheinlich eher durch das beliebte Brettspiel als durch den Palast in Granada bekannt. Boston, der jugendliche Protagonist des neuen Romans von Kirsten Boie, besucht jedoch die "echte" Alhambra. Er bewegt sich mit seiner Schulklasse auf touristischen Pfaden, während parallel erzählt wird, was in derselben Stadt im Jahr 1492 passiert. Als er auf einem Markt nach einer alten Fliese greift, landet er plötzlich in jener Vergangenheit. Irrtümlich wird er für den
"Ach hätte könnte wäre ich" von Karen Holländer und Thilo Krapp: witzig, anspielungsreich.Schneewittchens Stiefmutter wurde bekanntlich gelb und grün vor Neid. Das Bedürfnis, so zu sein wie die anderen, das zu besitzen, was die anderen haben, ist wohl ein nahezu archetypisches Motiv in vielen Texten der (Kinder-)Literatur. So verzehren sich auch die Figuren in Ach hätte könnte wäre ich von Karen Holländer und Thilo Krapp jeweils nach dem, was sie nicht haben: Das wildgelockte Julchen hätte gerne die seidenzarten Haare von Prinzessin Edelgart, diese wiederum ist unzufrieden mit ihren