Die Recherche-Plattform Addendum präsentiert diese Woche eine umfangreiche Dokumentation über René Benko. Der Tiroler Investor ist zuletzt durch den Kauf des Chrysler Building in New York und Einstieg bei Krone und Kurier aufgefallen. Er gilt als einer der reichsten Österreicher. Dietrich Mateschitz führt diese Liste an. Ihm gehört Addendum - neben 49 Prozent von Red Bull samt dessen Media House.Die Bestandsaufnahme zu Benko beeindruckt infolge Fülle und Akribie, aber auch dadurch, nur Fakten sprechen zu lassen. Das entbindet vom Verdacht, aus Konkurrenzerwägung geleitet zu sein. Es
Wer erläutern will, wie umfassend Medienpolitik versagt, findet ein Musterbeispiel in der Geschichte des Privatradios. Seine Legalisierung entsprang einer Verurteilung Österreichs durch den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte wegen Verstoßes gegen die freie Meinungsäußerung 1993.Nach dem Start von Antenne Steiermark und Radio Melody 1995 verzögerte eine Gesetzesreparatur bis 1998 flächendeckende Konkurrenz für den ORF. Verlage durften sich nur mit einmal 26 und zweimal zehn Prozent an Sendern beteiligen. Also kooperierten sie per Gesellschafterverschränkung. Und Ö3 bildete
Die traditionellen Geschäftsmodelle für Massenmedien geraten vor allem durch die globalen digitalen Giganten weltweit unter Existenzdruck. Dies gilt aber umso weniger, je stärker die lokale Basis einer Zeitung, eines Radiosenders oder eines Fernsehprogramms ist. Facebook hat diese Lektion bereits gelernt und vor einem Jahr begonnen, seinen Nutzern bevorzugt Meldungen aus deren engerer Heimat anzuzeigen. Das sollte die Alarmglocken bei allen herkömmlichen Medien schrillen lassen, die eine solche Strategie längst selbst vollzogen haben: österreichweit erscheinende Titel durch regionale
Der Fall Relotius, die systematische Nachrichtenfälschung durch einen vielfach ausgezeichneten Reporter, ist aktuell der Super-GAU für den Journalismus. Doch der weit über den hauptbetroffenen Spiegel hinaus wirkende Skandal kann sich auf Dauer noch als Wendepunkt in letzter Sekunde für die Medienbrancheerweisen. Es geht um die Neujustierung vieler Systemzusammenhänge weit über den Einzelfall hinaus. Das beginnt mit dem Verhältnis von Wirtschaftlichkeit und Redaktionsarbeit: Journalismus ist kein Geschäftsmodell. Medien als public watchdog müssen ihm durch ausreichende Ressourcen
Erst Immobilien, dann Kauf-und Möbelhäuser, jetzt Medien: Die Signa Holding von René Benko erhält durch Beteiligung an der Auslandstochter der deutschen Funke-Grupperund24ProzentvonKroneundKurier, den Nummern 1 und 3 auf Österreichs Kaufzeitungsmarkt. Dadurch wird der 41-jährige Tiroler indirekt auch Gesellschafter der Mediaprint - dem größten privaten Medienhaus des Landes.Der Einstieg eines neureichen Milliardärs in diese demokratiepolitisch sensiblen Branche liegt global im Trend. Die einen investieren in Fußball, die anderen in Zeitungen. Neun Monate nach Übernahme des FC
Erst versetzt eine Briefbombenserie gegen Präsidentenkritiker die USA in Schrecken, dann erleben sie das wahrscheinlich schlimmste antisemitische Verbrechen ihrer Geschichte. Doch anstatt "God's own country" zu beruhigen sucht Donald Trump mehr denn je die Konfrontation mit den herkömmlichen Medien. Eine Woche vor den "Midterm elections", den Parlamentswahlen zur Halbzeit seiner Amtsperiode, spielt der mächtigste Mensch der Welt mit Hilfe von Social Media "alles oder nichts".Trump sieht in der weiteren Polarisierung eines zu -tiefst gespaltenen Landes die einzige Chance, um diese Abstimmung
Es wäre falsch, nach Kritik an den demokratiepolitischen Zumutungen des Innenministeriums wieder zur Tagesordnung überzugehen. Diese Agenda ist das Angriffsziel des FPÖ-Machers und Ministers Herbert Kickl. Ihre Veränderung führt er seit jeher im Schilde. Das ist ihm schon derart gelungen, dass Sebastian Kurz bekennt: "Was ich heute sage, ist vor drei Jahren in der EU von vielen als rechts oder rechtsradikal bezeichnet worden." Die Mitte wirkt also bereits weit verrutscht, aber den vermeintlich Freiheitlichen noch nicht weit genug -um selbst das Ruder zu übernehmen. Also verschieben sie
Soeben zurück von einer politischen Studienreise, die unter anderem nach Polen zum "Führerhauptquartier Wolfsschanze" geführt hat -dem Schauplatz des gescheiterten Bombenattentats auf Adolf Hitler durch Claus Schenk Graf von Stauffenberg am 20. Juli 1944. Ein durchwegs bedrückender Ort. Wäre der Anschlag dort gelungen, hätte es wohl Millionen Kriegsopfer weniger gegeben.Kaum zu Hause, wird die Erinnerung daran in der Wiener Hofburg erneut geweckt. Bundespräsident Alexander Van der Bellen ist Gastgeber für die Präsentation des ORF-Films über Robert Bernardis, den einzigen
Wenn Nadja Bernhard und Hans Bürger vom 13. August bis 10. September jeden Montagabend ein Sommergespräch mit den Chefs der fünf Parlamentsparteien führen, ist ihre größte Herausforderung der ständig gestiegene Erfolg dieses Interview-Formats im ORF. 2017 übertraf die Ausgabe mit Sebastian Kurz sogar noch die 2015 erstmals von Heinz-Christian Strache übersprungene Publikumsmillion. Die Wahrscheinlichkeit, dass Kanzler und Vizekanzler an diese Zahlen im Vorfeld der Nationalratswahl herangekommen, ist gering. Auch Puls 4 musste sich bei seinen schon im Frühjahr von Corinna Milborn
"Die auf der Enquete überraschend große Konstruktivität und Konsensfähigkeit der Branche endet regelmäßig beim Eingemachten -Geld vom Staat."Die größte Herausforderung wurde erkannt und benannt: Der existenzielle Wettbewerb nationaler Medien gegen die digitalen US-amerikanischen Giganten. Es geht darum, wie sich heimische Inhalte im globalisierten und monopolisierten Umfeld von Facebook, Google &Co. behaupten können. Diese grundsätzliche Erkundung ist vordringlicher als die Fragen, wie sie hierzulande herkömmlich nach dem Public Value, dem öffentlichen Wert, gestellt werden:
Der digitale Wandel hat Europa noch nicht so stark erfasst, um alle Begrifflichkeiten der Amerikaner zu übernehmen. Die sorgen sich um ihre Sunset Industries im Rust Belt und ergötzen sich an den Sunrise Industries aus dem Silicon Valley. Doch nach jedem Sonnenuntergang kommt ein -aufgang: Dieses hoffnungsvolle Bild zeichnen Branchen, die den Zenit überschritten und sich zwischen Umsatzrückgang und Gewinneinbuße, also Dämmerung und Umnachtung, neu erfinden müssen. Ein viel zitiertes Musterbeispiel ist die Tabakindustrie - denn die Medienbranche thematisiert sich ungern selbst.Beim
Die Zahl eigener Korrespondenten gilt global als Kriterium für Medienqualität. Dass Norbert Steger den Salzburger Nachrichten erklärt, ein Drittel der ORF-Korrespondenten zu "streichen, wenn diese sich nicht korrekt verhalten", ist also mehr als eine politische Drohgebärde. Er greift den Wert des öffentlich-rechtlichen Rundfunks an. Von der FPÖ entsandt, soll der Ex-Vizekanzler den Vorsitz im ORF-Stiftungsrat übernehmen. Dessen Mitglieder haben dieselbe Sorgfaltspflicht und Verantwortung wie Aufsichtsräte einer AG. Gegen allfälliges betriebsschädigendes Verhalten lässt sich
Alle reden vom ORF. Von Heinz-Christian Strache und Armin Wolf. Von der Rundfunkabgabe und der Zwangsgebühr. Hinter dieser allgemein verständlichen Schwarzweißmalerei eines vielfarbigen Themenspektrums lässt sich nicht nur unauffällig die Unternehmensaufsicht umfärben. Der Streit um den ORF verdeckt auch das größere Ganze. Wer Medienpolitik heute noch als Orchideenthema für die Bepflanzung des Wiener Küniglbergs versteht, gefährdet Österreichs staatliche Wettbewerbsfähigkeit.Statt sich auf den Kleinkrieg um den öffentlichrechtlichen Feldherrnhügel zu fixieren, ist ein Blick nach
Speed kills? Die von Andreas Khol geprägte Auftaktparole zur ersten schwarzblauen Koalition vor 18 Jahren gilt aktuell vor allem für das Verhältnis der neuen Bundesregierung zu Medien. Das betrifft nicht nur die FPÖ. Ihr Dauerfeuer auf Rundfunkgebühr und Armin Wolf verdeckt öffentlichkeitswirksam die rasante Umfärbung im Aufsichtsgremium des ORF. Durch Abberufung von Franz Küberl als Stiftungsrat erhalten dort die Freundeskreise von Volkspartei und Freiheitlichen schon im Mai eine Zwei-Drittel-Mehrheit. Damit können sie den Generaldirektor und Sozialdemokraten Alexander Wrabetz
Seit wenigen Tagen ist ein Medienprojekt für die Schweiz online, das international kollegiale Aufmerksamkeit erntet. Für republik.ch wurden drei Millionen Euro via Internet gesammelt. Investoren haben diese Crowdfunding-Geburtshilfe noch verdoppelt. Das ist ein gutes Polster für einen starken Start ins wirtschaftlich Ungewisse. Der inhaltliche Auftakt verlief dennoch so unspektakulär wie bei hiesigen digitalen Informationsportalen mit anderem Anspruch, aber ähnlicher Wirkung. Es sind meist ausführliche, manchmal langatmige, durchwegs solide Artikel. Das Spektrum reicht von Mark
Der Abschnitt "Medien" ist das zweitkleinste der 25 Unterkapitel des in fünf Bereiche strukturierten Regierungsprogramms. Nur zu "Frauen" steht dort noch weniger. Der Widerspruch von Textumfang und gesellschaftlicher Bedeutung ist also nicht einzigartig. Ungeachtet dieses schlechten Signals wirken die Medienvorhaben aber schlüssig, obwohl sich die einzige schon wirklich klare Veränderung in einem anderen Kapitel findet: Das Ende der Verlautbarungspflichten in der Wiener Zeitung. Ansonsten ist die Federführung von Minister Gernot Blümel schon in der Koalitionsverhandlungsgruppe gut
Der eine klagt: "Man will den unmündigen, kritiklosen und verängstigten Staatsbürger." Der andere sagt: "Es gibt Menschen, die ein bisschen fettleibig sind und ein bisschen arm, die immer noch gerne auf der Couch sitzen, sich zurücklehnen und wirklich gerne unterhalten werden." Beiden Sprücheklopfern gemeinsam ist, dass sie hinter Österreichs größten Privat-TV-Sendern stehen. Denn das erste Zitat über die politischen Parteien stammt von Dietrich Mateschitz, dem Chef von Red Bull. Dessen Media House gehört ServusTV. Für den zweiten Satz über das Publikum des Patschenkinos ist Thomas
Es war ein Medienwahlkampf. Mehr denn je. Die Politik schuf Reichweitenrekorde. Mehr denn je. Die Parteien übten Medienschelte. Mehr denn je. Doch Medienpolitik ist kein Thema. Wie eh und je.Wenn der ÖVP ein Sommergespräch im ORF nicht passt, wenn der SPÖ plötzlich Boulevardblätter zuwider sind, wenn die FPÖ mit ihrem neuen Rundfunkgesetz droht, wenn Peter Pilz wegen Aussperrung den Staatssender klagt, dann ist dies durchwegs bloß eigennützige Symptombekämpfung statt konstruktiver Systemkritik. Dazu tragen auch Neos nicht bei, deren Mediensprecher Niko Alm sich nach Vorlage eines
Studienreise durch Litauen. In Vilnius stehen Fernsehturm und Pressehaus gleichberechtigt neben dem Parlament als Mahnmale der Demokratie. Dort hatten Anfang 1991 Tausende singend und frierend vor Panzern der auszuckenden Sowjetunion die Unabhängigkeit verteidigt. Fernsehen und Presse galten neben dem Hohen Haus als wichtigste Bollwerke solcher Freiheit. Mehr als ein Dutzend Tote waren der Preis für den gewaltfreien Widerstand. Doch der globale Medienaufschrei stoppte die Sowjet-Aktion.Heute ist in Litauen die Kritik an politischen Parteien und medialen Produkten so umfassend wie
Hier die Plattformen Facebook, YouTube und Twitter, dort die Magazine unzensuriert. at, Kontrast-Blog und Fass-ohne-Boden: Der digitale Nationalratswahlkampf läuft auf Hochtouren. Die Social Media-Verbreitung parteinaher Online-Desinformation dient aber nur zur Bestellung eines Feldes, in dem Fernsehen mehr denn je die Hauptrolle spielt. Innerhalb dieses Wettbewerbs der bewegten Bilder hat wiederum der ORF eine Stellung, die kaum geringer wirkt als zu Zeiten des Rundfunkmonopols.Diese Einschätzung ist weder Missachtung von Corinna Milborn, Martin Thür und Michael Fleischhacker, noch
Die beiden TV-Vollprogramme des öffentlich-rechtlichen Rundfunks haben im Juni weniger als 30 Prozent des Fernsehpublikums erreicht. ORF eins blieb sogar nur im einstelligen Bereich. Vor 30 Jahren lag der Marktanteil von FS 1 und FS 2 bei 96 Prozent, 2007 waren es noch 43 Prozent. Diese Rückentwicklung ist vollkommen normal angesichts der einstigen Monopolsituation und des ständig wachsenden Programmangebots. In Deutschland erreichen ARD und ZDF zusammen nur noch ein Viertel der Zuschauer. Andererseits liegt das ORF-Fernsehen immer noch weit vor seinen nationalen Mitbewerbern Puls 4 (2,8
Netzwerkdurchsetzungsgesetz: Deutscher kann eine nationale Initiative gegen globale Kolonialisierung kaum klingen. Der Name wirkt aber irreführend. Wer glaubt, Justizminister Heiko Maas wolle öffentlich-rechtliches Social-Media anbahnen, irrt. Soviel Unterstützung bekommt Armin Thurnhers Forderung im Falter noch nicht. Das Gesetz soll den Staat gegenüber Facebook durchsetzen. Der Name verrät viel über die (Ohn-)Macht demokratischer Gesellschaften gegenüber digitalen Weltkonzernen.Ein zentraler Punkt der Vorlage, über die der Bundestag im Juni entscheiden soll, ist die Verpflichtung zur
Der Streit um die Struktur des ORF entsteht aus Sorge um seine journalistische Unabhängigkeit. Die Stärke der Redaktion im Ringen mit der Direktion liegt im Erfolg der Information: Von früh bis spät verzeichnen sämtliche TV-Nachrichtensendungen mehr Publikum als zuvor. Die ZIB-Stafette in ORF2 erreicht im Jahresschnitt Marktanteile von 25 bis 45 Prozent. Dieser Höhenflug hat externe Ursachen: Flüchtlinge und Brexit, Erdog an und Trump, Van der Bellen und Hofer verstärken die Suche nach verlässlicher Orientierung. Die Quoten sind hoch, weil der öffentlich-rechtliche Rundfunk das
Exakt fünf Monate ist es her, da war für Christian Kern Schluss mit lustig: Mehr noch als sein schwarzer Vize Reinhold Mitterlehner empfand der rote Kanzler das "Bürgerforum" als Insubordination. Erst zweieinhalb Wochen sind vergangen, da hatte Erwin Pröll sein finales Erweckungserlebnis: Die Fragen in der ZIB 2 erachtete Niederösterreichs Landeshauptmann als Majestätsbeleidigung. Der Unterschied zwischen den Sendungen liegt vor allem darin, dass Peter Resetarits ein bedenklich gestaltetes Format moderierte, während Armin Wolf ein hartes, aber faires Interview führte.Die beiden
Sie wurde zwar als März-Termin erwartet, war aber bloß für Frühjahr angekündigt: Medienminister Thomas Drozda hat also noch drei Monate Zeit, um mit der ORF-Enquete ins Lot zu bringen, was längst aus dem Ruder läuft. Symbolträchtig angesichts der anstehenden Aufgaben wäre der Welttag der Pressefreiheit am 3. Mai. Doch dieses Datum ist auch dreifach belastet: als Geburtstag des Staatsphilosophen und Machttheoretikers Niccolò Machiavelli; als Jahrestag von Dietrich Mateschitz' Androhung, ServusTV zu schließen; als zweiter Tag des ersten Monats mit mehr ORF-Gebühr.Wenn bis zum Ablauf
In Printmedien über Presseförderung zu schreiben, ist eine Gratwanderung am Interessenkonflikt. Anders als viele Staaten mit Mehrwertsteuer-und Portominderung unterstützt Österreich einzelne bzw. sehr viele Titel. So erhielt 2016 die FURCHE 93.000 Euro Vertriebs-und Qualitätsförderung. Das Profil bekam 73.000 Euro aus diesen beiden Töpfen der Bundespresseförderung. Sie betrug zuletzt 8,5 Millionen Euro. Das ist ein Siebzigstel der 600 Millionen Rundfunkgebühr für den ORF.Wenn nun seit Jahr(zehnt)en über dieses Missverhältnis und auch die vergleichsweise geringe Presseförderung im
Bimbos, Nafris, Ösis - und dazu noch Donald Trump: Gedanken über die
Klüfte zwischen sprachlicher Aggression und verschwurbelter
Abgehobenheit - und eine Politik, die als Turbo dieser
Fehlentwicklung agiert, statt Vorbild zu sein.
"Ich weiß, das klingt alles sehr kompliziert": Sonja Hammerschmid ist die neunte Unterrichtsministerin seit Fred Sinowatz, der dieses Bonmot aber erst 1983 als Kanzler prägte. Seitdem haben sich weder die Herausforderungen an Schulen noch die Aufgaben im Bildungsressort vereinfacht. Deshalb erwägt seine Chefin ein neues Unterrichtsfach "Digitale Kompetenz".Das klingt zwar nicht sehr kompliziert, wirkt aber wie ein Flug zum Mond vor der Erfindung des Autos. Denn zu den großen Versäumnissen in Österreichs Schulentwicklung gehört die Vermittlung jener demokratischen Qualifikation, ohne die
Medienkritik kommt immer gut. Ösi-Kritik kommt immer gut. Beiden Kritiken gemein ist, dass immer die anderen gemeint sind. Zumal, wenn Spiegel oder Zeit den Deutschen Österreich erklären. Hatte das Magazin "leichte Bräune" des Nachbarn bemäkelt, der nun einen grünen Präsidenten hat, erregt sich die Wochenzeitung aus der Heimat von Bild über die hiesige "Publizistik mit der Pauke".Der Tadel des Wiener Boulevards ist so berechtigt wie die Kritik des rechten Populismus. Doch mehr noch als der Spiegel aktuelle Recherche durch überholte Klischees entwertet hat, erweist die Zeit ihrem
Komet Trump rast auf die Erde: So reagiert der Spiegel auf die Wahl des US- Präsidenten. Wer solch ein Titelbild allein nicht versteht, dem hilft die Schlagzeile: "Das Ende der Welt (wie wir sie kennen)".Kaum eine Aufmachung der in ihrer bald 70-jährigen Geschichte oft kontrovers agierenden Zeitschrift hat mehr Staub aufgewirbelt. Dabei wirkt es in deutscher Medienlogik am wenigsten überraschend, dass Kay Diekmann als Herausgeber der Bild kritisiert: "Wer schreibt am lautesten Weltuntergang?" Europas stärkstes Magazin und größte Zeitung sind Gegenpole. Folglich versprüht im Gegensatz
Vertreter von einstigen Volksparteien und traditionellen Massenmedien teilen manch Unbill. Dazu gehören sinkende Mitglieder- und Abonnentenzahlen, Wähler- und Seherquoten sowie Vertrauens- und Glaubwürdigkeitsverlust. Diese krisenhafte Mixtur ist einerseits hausgemacht und andererseits konkurrenzgesteuert. Ganz offen durch die Systemerschütterung (rechts) populistischer Parteien und vermeintlich unausweichlich, weil kommunikationstechnisch getrieben durch angeblich soziale Medien.Nach anfänglicher Unterschätzung überhöhen Zeitungen, Fernsehen und Radio nun jedoch Facebook, Twitter &
Die Wettbewerbsbehörde genehmigt den Einstieg des umsatzstärksten Schweizer Medienhauses Tamedia bei der zweitleserreichsten Zeitung Österreichs, dem Wiener Gratisblatt Heute. Dort stockt die SP-nahe Periodika-Privatstiftung ihre Anteile zur Mehrheit auf. Herausgeberin Eva Dichand ist dann zwar nur noch die Dritte im Bunde, aber eine Lautsprecherin bei der Enquete zur "Medienförderung neu - Was braucht die Demokratie?" von Minister Thomas Drozda. Parallel zu dieser Tagung gibt die Neue Zürcher Zeitung Michael Fleischhackers Rückzug als Chefredakteur von NZZ.at bekannt. Der Kurier
Das WirtschaftsBlatt wird eingestellt, da waren's nur noch zehn. Nach Abzug von Staatsblatt, Parteiorgan und Gratisgazetten lassen sich Österreichs Tageszeitungen an zwei Händen abzählen. Von 1953 noch 34 Titeln hatte sich diese Einfalt vor allem infolge des Niedergangs der Parteipostillen schon 1993 auf 17 reduziert. Pressevielfalt sah und sieht anders aus: In der bevölkerungsärmeren Schweiz ist dieses Angebot zehnmal reichhaltiger, die 9,5 Millionen Schweden verfügen über 170 Tageszeitungen.Fürs WirtschaftsBlatt kommt die Enquete zur Presseförderung am 19. September zu spät. Und
Der vergleichsweise geräuschlose Einstieg des größten Schweizer Medienhauses in Österreich ist ein Musterbeispiel für verzerrte Marktbeobachtung. Als die Neue Zürcher Zeitung 2015 ihr Nischenprojekt NZZ.at startete, war der Sturm im Wasserglas deutlich stärker als nun das Lüfterl um die Sperrminorität der Tamedia an Heute bei gleichzeitiger Mehrheitsübernahme von Heute.at. Diese Missachtung des Reichs der Eva Dichand ist typisch für die Unterschätzung des Genres. Arrogante Verniedlichung durch eingesessene Konkurrenz hat den Aufstieg der Gratis-Tageszeitungen begünstigt.Heute ist
Am 3. Mai war Welttag der Pressefreiheit. "Reporter ohne Grenzen" veröffentlichen dazu jährlich eine Weltrangliste. Österreich fällt 2016 von Rang 7 auf 11 unter 180 Staaten zurück. Die Gründe dafür sind eine zeitweilige Informationssperre zum Asylzentrum Traiskirchen, mangelnde öffentliche Transparenz durch das Amtsgeheimnis sowie eine Schieflage von Regierungswerbung zugunsten mancher Medien. Dieses Ranking, in dem Skandinavier seit jeher voranliegen, klammert aber weitgehend aus, wo es die gröbsten Verletzungen gibt - generell das Internet und angeblich soziale Netzwerke im
In den Meinungsforschungen, welcher Politiker am meisten Vertrauen genießt, ist der Bundespräsident mit riesigem Vorsprung Seriensieger. Diesen Umstand verdankt aktuell Heinz Fischer nicht nur einer souveränen Amtsführung, sondern öffentlicher Zurückhaltung. Das Staatsoberhauptgelangt jederzeit in die Massenmedien, wenn es nur will. Doch der Präsident ist gut beraten, dieses Privileg sparsamzunutzen.InflationäresAuftretenmindertdas inhaltliche Gewicht. Die Autorität des Amtes entsteht auch aus der Rarität seiner Präsenz. In der Seltenheit der Mahnung liegt ein Erfolgsrezept ihrer
Der Dreikampf der News-Aggregatoren beginnt. Was wirkt wie ein Thema für Spezialisten, das ist ein Wettstreit über die mobile digitale Nachrichtenversorgung. Apple (News), Facebook (Instant Articles) und Samsung/Axel Springer (upday) ringen darum, auf welche Art wir uns künftig informieren.Noch liegt Apple vorn: Gespeist durch hundert Anbieter von der New York Times bis zur BBC bereichert seine News-App das iPhone -vorerst aber nur in den USA, Australien und Großbritannien. Jenseits des Kanals erhält es nun direkte Konkurrenz von Samsung, das ab dem Galaxy S7 upday vorinstalliert - in
Warum nicht einfach totschweigen? Diese Frage galt wieder einmal Felix Baumgartner. Denn der Extremsportler fühlt sich von Idioten regiert, wie er via Facebook verkündet. Seine Fanpage dort "gefällt" 1,5 Millionen Personen. Das ist keine kleine Gegenöffentlichkeit. Zu groß zum Totschweigen.Den Promi-Status verdankt Baumgartner aber nicht Facebook, sondern dem Patschenkino: Durch das Red-Bull-Projekt "Stratos" hat er Österreich 2012 die dritthöchste Seherzahl des Jahrtausends beschert. Seine 2,3 Millionen wurden nur 2002 von der Nationalratswahl (2,6 Mio.) und 2006 von Natascha Kampusch
Peinlich für die ÖVP? Zweifelsohne. Aber nicht nur. Der tagelange Countdown zur Inthronisierung von Erwin Pröll als Präsidentschaftskandidat ist auch ein Menetekel für den Journalismus. Für das, was nach Bekanntwerden des finalen Abwinkens aus St. Pölten der Volkspartei an Unfähigkeit vorgeworfen wird, waren viele heimische Medien die Steigbügelhalter. Da hat nicht bloß die politische Kommunikation der Schwarzen versagt: Sie war erst möglich durchs Mitspielen von Zeitungen, Radio, Fernsehen.Wenn Ö3 zu Dreikönig eine Null-Antwort von ÖVP-Generalsekretär Peter McDonald im O-Ton
Also doch kein zentraler Informationsdirektor. Das Wiener Landesstudio bleibt im Funkhaus. Frühstücksfernsehen startet im Frühjahr. Pius Strobl wird Sicherheitsbeauftragter. Und Alexander Wrabetz ist der Medienmanager des Jahres. Aktuell verdient er die Auszeichnung aber bloß für HyperVerkündigungsaktivität zu Beginn der Sedisvakanz. Dazu benötigt es auf dem Küniglberg nicht Tod oder Amtsverzicht -es genügt das nahende Ende der Funktionsperiode des ORF-Generaldirektors.Die Chef-Kür für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk als Konklave mit dem Ritus der Papstwahl zu vergleichen,
Zeitungen sind nirgends so beliebt wie in Österreich -sagt das Reuters Institute for the Study of Journalism der Universität Oxford. Sein "Digital News Report" ist Wasser auf die Mühlen jener, die der Existenzbedrohung der Presse noch immer mit Mitteln wie gegen eine Papierkrise begegnen wollen.Nun ist zwar auch keine Weltuntergangsstimmung angebracht, doch das Kleinreden der Digitalisierung vergrößert lediglich den Rückstand auf den globalen Online-Express. Nicht von ungefähr prophezeit das Future Exploration Network den USA schon für 2017 den gesellschaftlichen Bedeutungsverlust von
Noch im August wies der Kurier darauf hin, dass er "neun Mal vor den Presserat zitiert und in keinem Fall gerügt" wurde. Ganz anders als die 2014 meistbeanstandeten Titel Kronen Zeitung, Österreich und heute, die sich "übrigens nicht der Schiedsgerichtsbarkeit des Presserats" unterwerfen. Nun erhielt der Kurier einen Tadel. Aber er akzeptiert ihn nicht. Geschäftsführer Thomas Kralinger weist die Rüge wegen mangelnder Kennzeichnung von Werbung zurück und nennt den Presserat "wirklichkeitsfremd", der sich um "aktuell wesentlich wichtigere Themen" kümmern solle.Nun lässt sich über diese
Namen sind Nachrichten. Dieser journalistische Gemeinplatz gilt auch für das Unternehmen mit dem zweithöchsten Börsenwert. Laut Marktkapitalisierung liegt nur Apple vor Google. Es verzeichnet nach seinem Vierteljahresbericht eine Kurssteigerung von 16 Prozent an einem Tag - auf insgesamt 468 Mrd $. Doch diese Meldung von Mitte Juli bleibt eine Randnotiz im Vergleich zu den Schlagzeilen einen Monat später: Google degradiert sich zum Teil einer Holding, die Alphabet heißt.Namen sind Nachrichten. Denn der Internet-Gigant ist nach dem Googol benannt: 1 100 - eine Eins mit 100 Nullen. Wenn
Die österreichische Spezialität der mangelnden Gewaltenteilung lässt vor allem Legislative und Exekutive unkenntlich geraten, verwechselbar erscheinen und faktisch sogar die Rollen tauschen. Diese Krankheit der Austrokratie lähmt das Pingpong zwischen Gesetzgebung und -vollzug, erhält aber immer dann einen besonderen Fieberschub, wenn die Gerichtsbarkeit beide zur Handlung treibt.Aktuell sorgt die Judikatur für eine Entzündung der Medienpolitik. Wenn laut Verwaltungsgerichtshof für (den Radio-und Fernsehkonsum via) Computer mit Internet-Anschluss keine Rundfunkgebühr fällig ist,
Der ORF spielt eine Hauptrolle für Österreichs Identitätsfindung in der Zweiten Republik. Ein Indiz dafür ist die Strahlkraft seiner Spitzenvertreter - gleichgültig ob durch Funktion oder Popularität. Historisch zeigt das Hugo Portisch, der Präsident hätte werden können. Laut repräsentativen Umfragen. Aktuell demonstriert dies Gerhard Zeiler, der den Kanzler machen würde. Wenn die SPÖ ihn fragt.Der einstige Pressesprecher von Fred Sinowatz und Franz Vranitzky, spätere RTL-Vorstandsvorsitzende und heutige Turner-Broadcasting-Präsident, hat als ORF-Generalintendant 1995 die letzte
Also sprach Thomas Kralinger: "Publisher können trotz der übermächtigen Konkurrenz von Google und Facebook Geld verdienen. Dazu müssen Medien jedoch vermehrt Pfade beschreiten, die immer weniger mit der Produktion von Journalismus zu tun haben." Der Mann ist Geschäftsführer des Kurier, der ehemals größten Zeitung Österreichs, und Präsident des VÖZ, des einstigen Verbands der Zeitungsherausgeber und Zeitungsverleger. Seit 1996 steht das Z nur noch für Zeitungen. Denn wahre Verleger sterben aus wie wirkliche Herausgeber. Damit verlieren die Journalisten ihre wichtigste Schutzmacht
Servus Krone! Seit dieser Woche bringt der Fernsehsender des reichsten Österreichers täglich ein Info-Magazin in Kooperation mit dem auflagenstärksten Kleinformat des Landes. - Ciao Styria? Das zweitgrößte privatwirtschaftliche Medienhaus lehnt eine Übernahme von Videos des öffentlichrechtlichen Marktführers in der Kleinen ab - der Nr. 2 aller Kaufzeitungen. - Hallo Rest. Verlegerverband VÖZ und ORF sind sich grundsätzlich über eine gemeinsame Vermarktung von TV-Inhalten einig, was die Wettbewerbsbehörde aber erst genehmigen muss.Es tut sich also viel vor dem Welttag der
Erst schafft R9 als Allianz der Regionalsender eine neue Basis-Güteklasse für privates Bundesländer-Fernsehen. Dann suchen ServusTV und Kronen Zeitung die Bewegtbilder-Balance zwischen Qualitätsanspruch und Boulevardkompetenz -vom Neusiedler bis zum Bodensee. Denn parallel dazu beendet die Krone mit s'Magazin ums Ländle ihre Vorarlberg-Enthaltsamkeit. Unterdessen präsentiert der ORF ein Vierteljahrhundert nach der deutschen Markteinführung des Frühstücksfernsehens seine Pläne für "Guten Morgen, Österreich". Das überwiegend aus den Landesstudios gestaltete Magazin stände in
Angesichts der respektvollen Zelebration von vierzig Jahren "Zeit im Bild 2" stellt sich die Frage, wie der ORF in einem Monat das zwanzigjährige Bestehen seiner Neupositionierung begehen wird. Seit 6. März 1995 leidet er unter einer Persönlichkeitsspaltung in den Mr. Hyde des Kurzfristreformers Gerhard Zeiler und den Dr. Jekyll des Langzeitgenerals Gerd Bacher. Die augenscheinlichsten Veränderungen von damals prägen bis heute Österreichs Medienlandschaft: Ö3 und ORF 1 erinnern eher an Privatradio und -fernsehen als an öffentlichrechtliche Angebote. Andere Sündenfälle aus dieser Zeit
Aus aktueller Perspektive ist es unverständlich, doch angesichts von ORF-Fernsehreform und Privatradiostart waren 1995 der Durchbruch des Gratisblatts wie das Aufkommen des Internets nur exotische Randthemen. Die Etablierung der U-Bahn-Gazette Metro in Stockholm wirkte noch weiter entfernt als die erste deutschsprachige Zeitung im World Wide Web: Der Standard.Dieser feiert am 2. Februar das Jubiläum seines Internet-Portals auf oberflächlich guter Grundlage: Mit täglich 254.000 Online-Usern im Vergleich zu 411.000 Papier-Nutzern hat er die beste Digital-Analog-Leserquote aller
Schlechte Nachrichten von den Midterm Elections in den USA: Die Polarisierung zwischen Republikanern und Demokraten blockiert die Gestaltungsfähigkeit der Parteien, die Bürger glauben nicht mehr, dass ihre Stimmen etwas verändern. Die Wahlbeteiligung sinkt auf Rekordtiefe. Politik und Medien verlieren im Gleichschritt den letzten Rest an Vertrauen. Die Gesellschaft zersplittert, ihr Zusammenhalt schwindet, es fehlt sogar eine Plattform für die gemeinsame Kommunikation. Für Internet-Nutzer ist Facebook die zweitwichtigste politische Nachrichtenquelle. Gute Nacht, Amerika?Du, glückliches
Es wirkt wie die Maus, die brüllte, wenn Österreichs Verleger ankündigen, sie würden sich Google nicht derart beugen, wie es nun ihre deutschen Kollegen tun. Diese gestatten der Suchmaschine wegen ihrer "überwältigenden Marktmacht" die unentgeltliche Nutzung von Zeitungsinhalten. Vorangegangen ist dieser Kapitulation ein heftiger Schlagabtausch zwischen dem Internetkonzern und den Medienhäusern: Google zeigt in seiner News-Suche Ausschnitte von Nachrichten. Ein neues deutsches Leistungsschutzrecht sollte den US-Riesen zwingen, für diese Texte zu zahlen. Daraufhin drohte Google mit dem
Die Süddeutsche Zeitung ermöglicht keine Kommentare mehr unter den Artikeln in ihrem Internet-Portal. Allfälligen Diskutanten bietet sie auf Knopfdruck "Feedback an die Redaktion", verweist aber ansonsten auf Facebook, Twitter und Google+. Die dortigen Äußerungen im Artikel-Zusammenhang sind dann im rivva-Debattenmonitor nachzulesen -einem "Partner von sueddeutsche.de".In Österreich hat der Klarnamen-Disput zumindest die Fronten klar gemacht. Die Bayern versuchen unterdessen, ihren Online-Auftritt keimfrei von verbalen Nutzer-Bazillen zu halten. Das geschieht gleichermaßen umständlich
Der Radiotest erhebt die Publikumszahl der Programme. 13.031 Telefon-Interviews wurden dafür im ersten Halbjahr geführt. Sie ergeben großteils wenig Veränderung zum Vergleichszeitraum 2013. Die Tagesreichweite von Ö3 liegt nun bei 36,5 statt 36,7, jene von KroneHit bei 12,6 statt 12,1 Prozent. So viele der über Zehnjährigen hören diese Programme täglich zumindest eine Viertelstunde lang.Bei so geringen Unterschieden von Gewinn oder Verlust zu schreiben, verbietet sich angesichts der Schwankungsbreite sogar so großer Marktforschungen wie des Radiotests. Erst ein Langzeitvergleich
Carmen Epp, eine Journalistin aus dem Kanton Uri, geht unter dem Titel "Ich schäme mich" weit über die Grenzen des Lokaljournalismus hinaus. In der Medienwoche, einem digitalen Magazin aus der Schweiz, schreibt die Redakteurin des Urner Wochenblatts zur Verantwortung ihres Berufsstandes. Unaufgeregt, authentisch, nachdenklich, reflektiert und bescheiden mahnt sie: "Politiker werden zum Rücktritt aufgefordert, wenn sie schwere Fehler begehen. Weshalb nicht auch Journalisten?" Was folgt, ist deshalb so wirkungsvoll, weil es frei von Eitelkeit in bester eidgenössischer Tradition Argumente
Je länger die Debatte über Klarnamen währt, desto deutlicher wird ihr wichtigstes Ergebnis: Anonyme Postings in Online-Foren sind kein virtueller Internet-Hype, sondern ein echtes gesellschaftliches Problem. Die Masse der Pseudonyme bietet Unterschlupf für eine rufmörderische Minderheit.Sprachdurchfall ohne ermittelbaren Absender: Darum dreht sich der Zwist, den vor allem profil-Chefredakteur Christian Rainer und PR-Spezialist Wolfgang Rosam in Schwung gebracht haben. Sie fordern ein Ende jener Anonymität, unter deren Deckmantel von unwahren Behauptungen bis zu unflätigen Beschimpfungen
Erklär- über Konstruktiv- bis Data-Journalismus: Trifft sich die Zunft der Medienmacher, haben Modelle zu ihrer Rettung Hochkonjunktur - branchenzwanghaft zugespitzt auf eine griffige Vorsilbe für das Opfer auf dem Operationstisch. Immerhin geht es um den Journalismus, der von uns geht, wenn es so weitergeht. Dabei kommt etwas zu kurz, was ihn auch kürzer treten lässt - die Vernachlässigung von Journalistik. Schon die Nachsilbe -ismus ist verräterisch. Sie steht mehr für eine Geisteshaltung als die Fähigkeit zur Umsetzung, wie das Suffix -istik eher signalisiert.Journalistik erklärt,
Kampfvokabular ist ein Instrument der politischen Kommunikation. Wer von "Gutmenschen" spricht, rüttelt an der Glaubwürdigkeit idealistischer Bürger, wer "Jagdgesellschaft" wittert, bezweifelt die hehren Motive kritischer Medien. Solche Begriffe wirken aber erst bei dauernder Wiederholung, und so beschädigen sich ihre Anwender auch selbst: Wer das Pfui-Wort gebraucht, gehört zum Igitt-Stall.Der ORF nennt Konkurrenten sogar in seinem neuen Jahresbericht konsequent "Kommerzradios". Das ist kein Fachbegriff sondern eine Kampfvokabel. Sie dient zur Verklärung eines unvermeidlich vom
Michael Fleischhacker und Rudolf Fußi: Der eine brachte es über die Kleine Zeitung sowie den Standard zum Chefredakteur der Presse und ist auch Autor der 176-seitigen "Politikerbeschimpfung". Der andere irrlichterte als Parteimitglied von der Jungen ÖVP über die liberalen FPÖ-Renegaten Die Demokraten bis zur SPÖ und beriet dann das Team Stronach. Ausgerechnet diese beiden schillernden Figuren sollen für die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) publizistische Produkte für Österreich entwickeln. Diese gilt als eines der weltweit besten Tagblätter, aber auch als graue Maus. Doch der Stilbruch
Österreich hat eine unselige Inseltradition in der Umsetzung internationaler Mediennormen. Das traurigste Beispiel dafür lieferte das "Bundesgesetz, mit dem Regelungen über regionalen und lokalen Hörfunk erlassen werden". 1993 auf Druck des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte entstanden (als Bedingung für den EU-Beitritt), trat es 1994 in Kraft, wurde 1995 aufgehoben und erst bis 1998 repariert. 20 Jahre nach ihrer Legal-Werdung leidet die Privatradio-Szene immer noch unter diesem Geburtsfehler - einer Rettungsaktion für die ORF-Programme.Nun bietet Online-Kommunikation, die
Die Neue Zürcher Zeitung gilt als eines der besten Tagblätter. Das Ansehen der internationalen Ausgabe lässt jedoch mehr vermuten, als die NZZ im Heimatmarkt erreicht. Ihre in der Schweiz verbreitete Auflage von 127.000 Exemplaren entspricht jener der Oberösterreichischen Nachrichten. Sogar in der Heimatstadt des Renommierblattes findet ein anderer Qualitätstitel mehr Abnehmer. Der Tages-Anzeiger liegt mit 173.000 Stück auf Höhe des österreichischen Kurier.Just dieser Tagi meldet, dass die NZZ online wie international expandiert. Der Testmarkt dafür soll Österreich sein. Das wirkt
Was haben 20- bis 29-Jährige mit der Altersgruppe 70-plus, Akademiker mit Pflichtschulabsolventen, Besserverdiener mit geringer Entlohnten, Stadtbewohner mit Landbevölkerung gemeinsam? Je aufwändiger eine Marktforschung, desto größer die Zahl der ausgewiesenen gesellschaftlichen Teilkategorien. So erlaubt die Media-Analyse (MA) dank 15.000 Interviews auch Rückschlüsse auf gekreuzte Zielgruppen - z.B. 30- bis 49-jährige Maturanten mit durchschnittlichem Haushaltseinkommen von über 3000 Euro pro Monat in Orten mit mehr als 50.000 Einwohnern.Was haben Bürger mit deutschen und
Just zur Phase, als die Konfrontationen zum Nationalratswahlkampf Einschaltzahlen jenseits aller heimlichen Hoffnungen bescheren, kürzt der ORF seinen 3sat-Anteil angeblich um vierzig Prozent. Wenige Tage nach einem - dem Sport geschuldeten - absoluten Quotenrekord fürs Privatfernsehen lässt sich das auch übersetzen als: Wozu denn Politik? Wir wollen die Champions League!Wenn ATV mit dem Fußball-Länderspiel gegen Schweden erstmals an der Publikumsmillion kratzt und der ORF durch die Kandidaten-Duelle Rekordquoten für Politik-TV erreicht, ist dies eine ideale Aufteilung zwischen
Auch wenn es danach schon viele zuvor gewusst haben wollen: Niemand hatte geglaubt, dass die Kandidatenduelle zur Nationalratswahl im ORF so erfolgreich werden, wie sie waren. Solch hohe Einschaltquoten sind einerseits nur durch das richtige inhaltliche Konzept zu erzielen und benötigen andererseits entsprechende personelle Umsetzung. Damit ist nicht nur die ansonsten oft gescholtene Ingrid Thurnher trotz Intensivierung ihrer Überstrapazierung glänzend rehabilitiert. Die Bestätigung gilt auch für die Besetzung von Peter Filzmaier und Sophie Karmasin als Analysten, denn sie erzielten oft
Erst veräußert der Axel Springer Verlag einige seiner traditionsreichsten Zeitungen und Magazine. Dann kauft Amazon-Gründer Jeff Bezos die Washington Post. Also erklärt der Spiegel im Sommerloch das Zeitungssiechtum, spart jedoch den Magazinaspekt aus. Reportage und Analyse statt Hohn oder Mitleid: Die Medienkrise bedient auch ohne Turbo die Rivalität von Springer und Spiegel.Umso überraschender gerät das "Sturmgeschütz der Demokratie“ wieder selbst zum Lieblingsobjekt kollegialer Berichterstattung - ausgerechnet durch Personalzuwachs vom publizistischen Erzfeind. Denn der von der
Wenn ORF eins im Juni keine zehn Prozent Einschaltquote erreicht, ist das Wasser auf die Mühlen von hausgemachten Kritikern wie Wolfgang Buchner, die nun raten, das erste Fernsehprogramm zu streichen. Bleibt die Frage, warum er dies nicht schon vor seiner Kaltstellung als Administrator und Justitiar des öffentlich-rechtlichen Rundfunks empfohlen hat. Denn die Forderung ist weder neu noch originell, gilt aber auch fast zwei Jahrzehnte nach Gerd Bacher auf dem Küniglberg als ketzerisch.Derart wird Wolfgang Buchner für den ORF, was Erhard Busek für die ÖVP ist - ein gern zitierter renegater
Alljährlich zum Song Contest staunen wir über von ihm transportierte Frauenbilder. Doch es benötigt keine Eurovision, um die fatale Macht derartiger Klischees zu erfassen. Italiens Fernsehen ist tonlos erkennbar an der Reduktion von Weiblichkeit zum erotischen Dekorationsobjekt. Ausnahmen wie die Journalistin/Politikerin Lili Gruber bestätigen die Regel, dass der Medieneigner/Politiker Silvio Berlusconi im privaten wie öffentlichen TV-Angebot das Frauenbild gleichgeschaltet hat. Diese Jahrzehnte währende audiovisuelle Flut wirft Feminismus, Emanzipation und Gleichberechtigung in Italien
Das laute Wehklagen über die mangelnde Treffsicherheit von Wahlprognosen übertönt den leisen Unmut zu aktuellen Mängeln der Media-Analyse. Marktforschung - jedenfalls jene zu Stimmabgaben und Informationsverhalten - stößt insgesamt an ihre Grenzen. Die Verfahren sind zwar nicht urplötzlich falsch, aber eine sich rasant ändernde Gesellschaft entzieht sich ihnen zusehends.Die Krise quantitativer Methoden sorgt für den Aufschwung qualitativer Ergänzungen. Von Fokusgruppen bis zu Panels bringen Alternativen zur herkömmlichen Meinungsumfrage tiefer gehende Daten. Umso verblüffender
Die neue Media-Analyse (MA) prägt das öffentlich verfügbare Bild der Mediennutzung. Doch die Schönheitsfehler dieses Balanceakts von Marktforschung bis Marketing häufen sich. Zum Fernsehen liefert die seit 1965 bestehende MA nichts mehr. Das verhindert aktuelle Vergleiche mit der Nutzung von Zeitungen, Radio sowie Internet und beendet langjährige Entwicklungszeitreihen. Denn die TV-spezifische Untersuchung Teletest geizt mit Daten, die über Momentaufnahmen hinausgehen.Die Ursache der Verweigerung ist klar: Die herkömmliche Befragung bildet Fernsehen unzureichend ab, weil es vom Desktop
Die jüngsten Wahlkämpfe in Italien und Kärnten erschüttern zwei Mythen der politischen Kommunikation. Ungeachtet des neuerlichen Aufstiegs von TV-Phänomen Silvio Berlusconi verdanken Beppe Grillo und seine Cinque Stelle ihren Erfolg einem Konzept dies- wie jenseits der Telekratie. Die TV-Totalverweigerer setzen dabei einerseits auf die klassische Methode der Massenveranstaltungen und nutzen andererseits die neue Agora des virtuellen Raums - vom Weblog bis Social Media. Daneben schaut der traditionelle Bildschirm-Commendatore noch älter aus als er ist. Die Unumgänglichkeit von Fernsehen
Die Pressekonzentration in Österreich ist international rekordverdächtig. Am deutlichsten wird das durch nur 17 Tageszeitungen. In der Schweiz und in Schweden gibt es jeweils viermal so viele Titel. Dennoch sind auch im hierzulande geringen Bestand noch einige Daseinsberechtigungen sehr fragwürdig.Obwohl unter Herausgeberschaft der Republik, liefert die Wiener Zeitung seit Jahren keine vergleichbaren Verbreitungs- und Reichweitedaten. Diese Verweigerung von Media-Analyse (MA) und Auflagenkontrolle (ÖAK) hat sie mit der letzten Parteipostille, dem Neuen Volksblatt der Oberös-terreichischen
The medium ist the message. Marshall McLuhans Satz von 1964 wird so viel zitiert, weil er auch abseits der ursprünglichen Absicht taugt. Das hat der Pionier der Kommunikationstheorie selbst drei Jahre später in seinem meistverkauften Buch ironisiert: The medium ist the massage. Humor ist, wenn der Setzfehler zur Anregung gerät. (Einem Kollegen wurde einmal "Rotlastigkeit“ zu "Ratlosigkeit“ korrigiert. Er fand das gar nicht lustig.)McLuhans Medien-Gleichnis von der Glühlampe, die allein durch ihr Dasein Umgebung schafft, passt jedoch exakt zum jüngsten Großeinkauf auf dem
Newsweek nur noch online, Frankfurter Rundschau pleite, Financial Times Deutschland eingestellt: Die Einschläge rücken näher. Auch wenn Rainer Nowak in der Presse trefflich analysiert, das US-Magazin sei zu vorhersehbar, die Traditionszeitung handwerklich angreifbar, das Wirtschaftsblatt kein Geschäftsmodell gewesen: Die Zeitungskrise ist in Österreich angekommen. Nie war das Wehklagen größer. Keiner kennt den Fluchtweg aus der Schere von wegbrechenden Papierinseraten und fehlender Internet-Finanzierung. So wie die FURCHE nicht flugs die Zeit werden kann, mangelt es vielen Modellen an
Stromausfälle in New York taugen für Anekdoten, wie jener vom 9. Februar 1965, der die Geburtenrate neun Monate später hochschießen ließ. Kleine individuelle Unannehmlichkeiten durch einen Netzzusammenbruch unterschlagen manche Chronisten jedoch. So beziehen viele Hochhäuser ihr Wasser über elektrische Pumpen. Fällt der Strom aus, funktioniert nicht einmal mehr die Toilette.Doch weder die Elektrizitäts- noch die Wasserlosigkeit bleiben als bedrückendstes Erlebnis in Erinnerung - von den Tagen nach dem 29. Oktober 2012 im 14. Stock eines Hotels an der Wall Street. Am schlimmsten
Vor einer Woche wurde die Media-Analyse (MA) veröffentlicht. Das ist immer noch die aufwändigste Marktforschung zu Medien-Reichweiten in Österreich. 16.000 persönlich geführte Interviews ergeben ihre Daten. Doch diese werden weniger statt mehr. Nach vielen Jahren der Verweigerung sind die Gratiszeitungen zwar mittlerweile drin, aber Fernsehen fehlt seit 2011, und Radio dürfte folgen. Die Publikumsquoten der Internet-Angebote ermittelt ohnehin jene Web-Analyse, die als Tochter der Auflagenkontrolle ein Kind der Konkurrenz ist.Für den bloßen Medienkonsumenten erscheint das zwar
Während sich die EU wegen eines Beitritts ziert hat sich die Türkei alternativ orientiert. Hinter den Prozessen gegen Journalisten und Putschisten vollzieht sich eine Annäherung an Russland.Die Türken haben ein neues Selbstbewusstsein. Es ist nicht zu unterschätzen“, sagt Hüseyin Baˇgcı, Professor für Politikwissenschaft an der Middle East Technical University in Ankara. Das gilt auch selbst für den in Bonn promovierten Leiter des Departments für internationale Beziehungen. Statt Vorwürfen gegenüber der Europäischen Union stellt er Zusammenhänge her: "Mit Russland wurde soeben
Vier Seiten Interview mit Frank Stronach in der Sonntagsausgabe: Das war anlässlich des 80. Geburtstags und der Parteipläne des Magna-Mannes durchaus angemessen. Nur die FPK witterte so krumme Geschäfte, dass sich die Kleine Zeitung zur Reaktion bemüßigt sah: Sie hat alle Spesen für das Gespräch mit einem der erfolgreichsten Steirer in dessen Wahlheimat Kanada selbst getragen.Kurz darauf ein ähnlicher Hinweis im noch größeren Kleinformat: Die Rechnung fürs Testzimmer in einem Wiener Luxushotel hat die Kronen Zeitung bezahlt. Solch Kleingedrucktes unter einem Artikel ist zumindest
Die Diskussion um ÖBB-Werbung mit dem Konterfei des damaligen Verkehrsministers Werner Faymann in der Krone führt an die Grenzen journalistischer Kontrollfähigkeit. Das galt schon zu Beginn dieser Inseraten-Affäre: Grundsätzliche Missbilligung solchen Marketingverhaltens rüttelt an Finanzierungssäulen vieler Printmedien. Abonnementzeitungen leben noch zur Hälfte von Anzeigen.Also musste sich die Kritik an der Kanzlerpartei, von ihr geführten Ministerien und deren Naheverhältnis zum Boulevard konkretisieren. Dass daraus dann mit dem Medientransparenzgesetz eine prinzipielle Regelung
Wenn die Bild am Sonntag 60 wird, reizt das weniger zu Gratulation als Vergleich - intern wie extern. Denn dies ist nicht mehr jenes Blatt, gegen das Heinrich Böll und Günther Wallraff angeschrieben haben. Die Vergabe des Henri-Nannen-Preises an zwei Reporter von Europas publikumsstärkster Tageszeitung wirkt als bestes Indiz für deren Wandel. Als meistzitiertes Medium Deutschlands hat sie im Internet den Intimfeind Spiegel überholt. Für dessen Papierausgabe schreibt nun Stefan Niggemeier, der Mitbegründer von bildblog.de, das am Veränderungstempo des von Hamburg nach Berlin gezogenen
S chon die Ouvertüre ist ein zwiespältiges Erlebnis: Da sprengt das Interesse an der Leseranalyse Entscheidungsträger (LAE) zwar fast den Saal im Wiener "Haus der Musik“, doch werden dort vor allem Werte der Vorgängerstudie für 2009 präsentiert. Unbemerkt vom Vortragenden, ohne Protest des Publikums. Die den Irrtum entlarvende Fibel gibt’s erst zum Abschied an der Garderobe.Das Ritual zur großen Media-Analyse (MA) verläuft dagegen fehlerfrei - ein paar Tage später im Café Landtmann: Daten-Litanei mit Power-Point-Lesehilfe; alle Halbjahre wieder. Diesmal lauert der Teufel im
Google News liefert 291 Einträge zu "Parteienfinanzierung“, 143 für "Media-Analyse“, aber nur drei unter "Auflagenfälschung“. Das ist ein Problem. Weniger wegen der mangelnden Repräsentativität jener aktuellen Nachrichtenlage, wie sie der Suchmaschinenmonopolist wiederspiegelt. Sondern vor allem wegen der unzureichenden Transparenz jener Branche, die dies von allen anderen einfordert.Österreichs größter Magazinverlag, in dem u. a. die Titel News und profil erscheinen, hat die Auflagenzahlen seiner Zeitschriften manipuliert. Das ist keine Vorverurteilung, und es gilt auch nicht
Personalquerelen verstellen den Blick auf größere Problemstellungen. Das gilt ungeachtet des Aberwitzes um die Büroleitung von Generaldirektor Alexander Wrabetz auch für den ORF. Die mögliche Bestellung von Niko Pelinka ist ein Indiz für den Mangel demokratiepolitischer Kultur im Land, die Bilanzen auf dem Publikums- und Werbemarkt sind ein existenzielles Alarmzeichen. Der ORF-Seheranteil sank 2011 auf 36,4 Prozent, die Werbeeinnahmen fürs öffentlich-rechtliche Fernsehen schrumpften gegenüber 2010 um rund ein Fünftel.Angesichts von 47,6 Prozent 2006 unter Vorgängerin Monika Lindner
All the news that’s fit to print. Dieses hier jüngst von Stephan Ruß-Mohl zitierte Motto der New York Times führt nicht nur sie selbst ad absurdum, wenn 400.000 zahlende Online-Nutzer bald wichtiger wirken als die papierene Verkaufsauflage von einer Million. Schon seit 1967 wird der Slogan durch den Rolling Stone ironisiert, dessen Anspruch lautet: All the news that fits. Da stehen also "alle Nachrichten, die (uns) passen“ gegen "alle Nachrichten, die es wert sind, gedruckt zu werden“.Die 14-tägig erscheinende US-Zeitschrift sollte damit scheinbar Recht behalten. Das vermeintlich
In Österreich floppen die Sommergespräche, in Deutschland boomt Polit-Talk. Während der ORF gegenüber 2010 40 Prozent Zuschauer fürs Stelldichein der fünf Parteichefs verliert, setzt die ARD von Sonntag bis Donnerstag auf spätabendliche Mandatarbefragung. Doch trotz 1,2 Millionen weniger Sehern hier und Starmoderatorenquintett dort teilen die Sender die gleiche Sorge: Wer tut sich das noch an? Sandra Maischberger, Anne Will, Günther Jauch, Reinhold Beckmann und Frank Plasberg sind längst stärkere Marken als ihre Gäste. Das gilt trotz Qualität mindernder Überstrapazierung
Hinter Belgrad und Prisˇtina liegen Istanbul und Tirana sowie die Kluft zwischen Abend- und Morgenland. - Momentaufnahmen aus Serbien und dem Kosovo."Wir sind eine wirtschaftlich noch nicht stabilisierte Gesellschaft“, beginnt der stellvertretende Außenminister Ibrahim Gashi das Gespräch in den Amtsräumen der kosovarischen Regierung. "Mit einem normalen Gehalt kannst du hier nicht überleben“, bringt es Maria Pöppl auf den Punkt. Dies erklärt einerseits das Ausmaß von Korruption sowie Schwarzarbeit im Kosovo und ist andererseits dessen Parallele zu Serbien, von dem die Staat
Die Errichtung von weiteren 73 zweisprachigen deutsch-slowenischen Ortstafeln in Südkärnten markiert in der Außensicht das Ende einer Staatsaffäre und aus der Innenbetrachtung den Anfang eines neuen europäischen Miteinanders. Ortstermin in Sitterdorf/Žitara vas.Autofahrer, kommst du nach Sittersdorf … dann steht rechts die Ortstafel und links das Gemeindeamt - gleich vor dem Kreisverkehr. Staatstragend schaut anders aus. Am Nachmittag des 16. August 2011 wirkt die Szenerie ähnlich einem Etappenziel der Österreich-Radrundfahrt. "Fohr lei in die Wiesn“, sagt der freundliche Herr von
Vergleiche mit Österreich sind unzulässig. So viel vorweg. Die Krone ist zwar hinter Bild und dem Londoner Boulevard-Trio Sun, Mail und Mirror die Nummer fünf unter Europas Tageszeitungen. Aber hierzulande könnte nie geschehen, was gerade globale Aufmerksamkeit auf die britische Medienszene lenkt. Die Krone ist auch nicht so schlimm wie die Yellow Press von der Insel.Stimmt. Außerdem gehört Krone-Kritik zum guten Ton jener gesellschaftlichen Eliten, die dem Blatt die größte Akademiker-Reichweite aller heimischen Tageszeitungen bescheren. Und immerhin gibt es inzwischen mit Heute und
Zeitungsmacher verzweifeln zuweilen an der Publikumsforschung: Sinkenden Reichweiten der Druckwerke stehen wachsende Leserzahlen im Internet gegenüber. Diese aber sind schwieriger vermittelbar als die Daten der Media-Analyse (MA) für die Papier-Ausgaben. Denn anders als die MA weist ihr Online-Pendant ÖWA plus nicht die Reichweite bei den über 14-Jährigen aus, sondern nimmt nur jene als Grundgesamtheit, die das Internet nutzen. Das eine sind 7,1, das andere bloß 5,4 Millionen Österreicher. Abseits des Kleingedruckten entstehen also missverständliche Werte. Die 9,8 Prozent mittlere
Bei RTL heißt es Punkt 6 und dauert 90 Minuten. Sat.1 startet eine halbe Stunde früher mit Frühstücksfernsehen, das hotelgerecht erst um 10 Uhr aufhört. Parallel dazu wechseln sich ARD und ZDF als Gestalter im Morgenmagazin ab, das um 9 Uhr endet.Zum Frühstück in die Röhre schauen - dieser Ausdruck war in Deutschland berechtigt. Denn den moderierten TV-Info-Wecker gibt es dort schon länger als den Flachbildschirm. Bis heute übertreffen die Einschaltquoten der Frühmagazine den jeweiligen Senderschnitt.In Österreich ist das Phänomen jünger, aber noch erfolgreicher: Da Café Puls
"Der Menschheit Würde ist in Eure Hand gegeben“, heißt ein legendäres Kabarett von Helmut Qualtinger. Dieser Dialog alternder Provinzschauspieler beginnt mit "Morgen hab’ ich einen Funk“ und handelt vordergründig auch von der Qualität der Zwerge.Alexander Wrabetz ist der siebte Chef des ORF. Seine Chancen stehen gut, dass ihm als Erstem nach Fünfmal-General Gerd Bacher mehr als eine Funktionsperiode vergönnt wird. Durch Erfolg lässt sich das kaum begründen. Doch der Gesetzgeber hilft ihm bei der Selbstvermarktung. In seinem Auftrag entsteht vor der nächsten Wahl der neue
Die Media-Analyse 2010 kostet 2,3 Millionen Euro. Österreichs teuerste Marktforschung sieht mehr denn je ausgerechnet Gratis-Produkte auf dem Vormarsch. Und alle machen mit.Wenn der Blätterwald sich just am 1. April an der eigenen (Ohn-)Macht berauscht, ignoriert er die doppelt fragwürdige Symbolik des Datums: Schon der Start der Privatradios vor 13 Jahren entpuppte sich als schlechter Scherz. In der scheinbaren Vielfalt eines liberalisierten Hörfunks hat der ORF heute statt des Staatsmonopols 76 Prozent Marktanteil, und der einzige bundesweit wettbewerbsfähige Konkurrent heißt KroneHit.
Der Kurier baut Personal ab. Der Standard berichtet darüber. Das klingt nach Routine, offenbart aber einen Missstand in Österreichs Tagespresse. Es mangelt an kontinuierlicher Medienberichterstattung. Harald Fidlers hervorragende Arbeit im Standard hat keinen wirklichen Mitbewerber. Das ist schade, wird aber problematisch bei Berichten über direkte Mitbewerber.Dazu zählt neben der Presse jener unter Hans Dichand und Hugo Portisch zur größten nationalen Tageszeitung gewachsene Kurier, der heute als Regionalblatt für Niederösterreich, Wien und Burgenland darbt. Sonst erreicht er nirgends
Fünfzehn Jahre schon heißt es Das Erste, doch bis heute nennen die Zuseher es lieber beim Namen seines Absenders: ARD - die Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland. 19 Tage erst firmiert Österreichs zweitpopulärstes TV-Programm als eins, aber täglich wächst der Verdacht, das Re-Design diene zur Kindesweglegung. Der ORF ziert zwar noch die Wortbildmarke, kommt jedoch in der Bewerbung des neuen Namens akustisch nicht mehr vor.Als 1992 FS 1 zu ORF 1 wurde, geschah dies zwecks Markenbindung und -pflege: Seht her, der ORF! Genährt
Istanbul ist zu beschäftigt, um sich vom Status einer europäischen Kulturhauptstadt 2010 auffallend zu verabschieden. Die Megacity kämpft in 7/24 Stakkato gegen ihren Kollaps. 15 bis 20 Millionen Einwohner bilden das Soziallabor eines neuen eurasischen Selbstbewusstseins. Jedes Jahr kommen bis zu 500.000 Einwohner hinzu. Ein Lokalaugenschein.Taxi fahren ist ein gutes Geschäft in Istanbul. "Aber nicht für den Fahrer“, grummelt Mehmet, "eine Lizenz kostet 250.000.“ Türkische Lira? "Euro, 300.000“, steigert zwei Tage später Aslan auf der Fahrt nach Taksim. Das ist nicht die
Nach neun Jahren ohne allgemein anerkanntes Organ freiwilliger medialer Selbstkontrolle verfügt Österreich wieder über einen Presserat. Doch Österreich unterwirft sich nicht dem Presserat. Diese Missachtung durch eine Tageszeitung, die sich den Namen der Republik anmaßt, ist der kleinere Geburtsfehler der neuen Beschwerdestelle. Das größere Handicap liegt in ihrer Verfassung. Sie fesselt den Presserat derart, dass ausgerechnet seine erste Entscheidung nur Österreich, nicht aber Österreich bekannt wird.Rechnungshofpräsident Josef Moser fühlte sich durch die Berichterstattung jenes
In der Affäre Oberhauser kommt ein Aspekt zu kurz: Während das ORF-Fernsehen insgesamt kontinuierlich Marktanteil verliert, haben sich die Informationsquoten unter dem alemannischen Alpincharmeur konsolidiert. Ungeachtet des Verlusts eines Ausstrahlungskanals behauptet die Zeit im Bild eine internationale Ausnahmestellung. Abgesehen vom Ausgeh-Freitag kommt die ZIB aktuell durchwegs auf 1,1 bis 1,2 Millionen Zuseher und einen Marktanteil von 44 bis 48 Prozent. Das Pendant der Schweizer SRG erreicht kaum ein Drittel des Publikums. In Deutschland liegen Tagesschau (ARD), heute (ZDF) und RTL
Zwei Jahre nach seiner Wahl muss US-Präsident Barack Obama bei den Kongresswahlen eine Niederlage einstecken. Wie es vom Obama-Hype zur Midterm-Ernüchterung kam, analysiert Medienberater und Politikanalyst Peter Plaikner aus der Sicht von Politikberatern, die er in Washington traf.Union Station, Washington, D. C., 3. November 2008: Es gibt keine Obamas mehr. In der Papeterie kostet Biden gleich viel wie McCain, aber auf Palin klebt: "For free". Angebot und Nachfrage steuern auch die Hitparade der Pappkameraden. Schon Allerheiligen, am Tag vor der Wahl, hatte Karlyn Bowman, führende
Das war nicht meine Frage. Elmar Oberhauser hat diesen journalistischen Reflex zum Merkmal nachhakend harter Fernseh-Interviews geadelt. Das ist lange her, und der bärbeißige Vorarlberger musste dafür schon einmal gehen. Von der Politik in den Sport.Das war nicht meine Frage. Dies gilt auch für die Abwägung, ob Generaldirektor Alexander Wrabetz oder der von ihm beurlaubte Informationschef im Recht ist. Es geht darum, ob der ORF Personalentscheidungen ohne Wohlwollen der Regierung treffen kann.Das war nicht meine Frage. Zur Diskussion steht nicht, ob Fritz Dittlbacher oder Armin Wolf
Eine Spurensuche von Krakau bis Danzig liefert Indizien dafür, warum das deutsch-polnische Verhältnis so sehr schwankt zwischen Übertreibungen und weniger bewältigt wirkt, als es Staatspolitiken festschreiben wollen.Einziger EU-Staat mit Wirtschaftswachstum 2009, EU-Ratsvorsitzender 2011, Fußball-Euro-Gastgeber 2012: Polen hat im Chopin-Jahr 2010 wirtschaftlich und politisch, sportlich und kulturell Anlass zur Zukunftsorientierung. Doch mehr noch als seine jüngste Nationaltragödie, der Flugzeugabsturz von Smolensk, hält die ältere Vergangenheit das Land gefangen. Auch nicht 30 Jahre