Dieser Artikel erschien am 24. August 1946. Der inzwischen verstorbene Generaldirektor unseres Hauses, Richard Schmitz, ein namhafter Politiker der Ersten Republik, malt darin an Hand einer Schweizer Stimme ein föderalistisches Europa an die Wand, das seither leider nicht über EWG und EFTA hinausgediehen ist.Aus manchen Gegenden Europas und Amerikas kommen seit einiger Zeit Nachrichten, daß sich dort jene unbehagliche Stimmung zu verbreiten beginnt, für die der Franzose das bezeichnende Wort malaise besitzt. Dort gäbe es nicht wenige Leute, die Gespenster sehen, und dies sei kein Wunder,
Vor mir liegt aufgeschlagen sein Buch „Menschen im Walde“. Meine Augen haften an den Zeilen der mir wohlvertrauten Schrift:Kurz vorher hatte ich eine berufliche Fahrt nach München eigens über Innsbruck gelegt, um den Freund, den ich bald zu verlieren bangte, noch einmal zu sehen. Damals war er nicht bettlägerig, sondern saß mit mir bei Tisch in dem gastlichen Zimmer des von ihm selbst erbauten, sein heimatliches Fühlen spiegelnden Hauses nahe der kleinen Kirche von Heiligkreuz, die er als Kaplan und Expositus seit Jahrzehnten betreute. Und wie so oft in unserem Leben, wenn wir
Vor zwanzig Jahren fuhr er zum letztenmal durch seine Vaterstadt. Durch Wien, das einst die Hauptstadt des von ihrįi so sehr geliebten großen Österreich war und, als Unverstand das alte Reich zerstörte, die Hauptstadt der kleinen Republik wurde, der einen guten und festen Weg in die dunkle Zukunft zu bahnen, seine Lebensaufgabe wurde. Seipel kam als Kind eines „kleinen Mannes“ in Rudolfsheim zur Welt, als einer der großen Männer des Vaterlandes ging er in die Ewigkeit ein. Kindheit und Jugend verliefen im verborgenen, vor zwanzig Jahren aber schritten Zehntausend im Trauerzug,
Band I. Für die fünfte Klasse der Mittelschulen. Herausgegeben von Dr. Werner Tschu-lik. 416 Seiten. — Band II. Für die sechste Klasse der Mittelschulen. Herausgegeben von Dr. Julia Plohovicb. 515 Seiten. — österreichischer Bundesverlag, Wien.Was immer von pädagogischer Seite gegen Lesebücher eingewendet und wie sehr dagegen die Klassenlektüre in Einzelausgaben bevorzugt wird: der umfassende Blick, die Zusammenschau kann nur von den Lesebüchern kommen. Viele von uns Älteren haben aus den alten Büchern von Jelinek-Pollak-Streinz Ihre erste Bekanntschaft nicht nur mit der
Die Nacht auf den Freitag, 11. März 1938, war unruhig. Gruppen unserer wackeren Jugend, die zur Werbung für die Abstimmung am Sonntag unterwegs waren, riefen mich wiederholt an und berichteten Überfälle von Bewaffneten. In der Siebensterngasse malten Studenten eben große Ja auf die Trottoirs, um die Passanten an die große Frage zu erinnern, ob Österreich ein freies Land sein wolle. Plötzlich standen mehrere Männer vor ihnen, militärisch ausgerichtet, Pistolen in den Händen. Eine knarrende Stimme befahl: „Oberland! An — Feuer!“ Schüsse krachten. Mehrere der waffenlosen jungen
„Ist es richtig“, fragte der Journalist, „daß anderthalbhundert prominente Gefangene, welche die SS, kurz vor dem Eintreffen der Amerikaner, aus Dachau nach Südtirol brachte, ermordet werden sollten?“ Und Altkanzler Dr. Schuschnigg antwortete: „Soeben erhielt ich einen Brief des britischen Obersten Best, der mir schreibt, daß er selbst das Dokument gelesen hat, in dem Himmler Sonntag, den 29. April 1945, als Hinrichtungstag für jene Gefangene bestimmte.“ So berichtet die Schweizer Presse. Vor mir hab' ich, in deutscher und französischer Wiedergabe, einen nach London und Paris
Seit dem Kompromiß, mit dem die drei Parteien den Streit um Schulkreuz und Schulgebet vorläufig abschlössen, ist bekanntgeworden, daß damals auch von neuen Schulgesetzen geredet wurde, die nach dem Wunsche der Sozialisten und Kommunisten bereits im nächsten Sdiuljahre in Kraft treten sollten. Das erklärt das Aufleben der öffentlidien Schuldebatte. Die Programme der Parteien sind hinlänglich bekannt. Nun hat der jüngste Beschluß der Bisdtöfe bei aller vornehmen Ruhe des Tones nachdrücklich erinnert, daß die Gesetzgeber gut tun werden, vor ihren Beschlüssen die Verständigung mit
Wenn ich midi richtig erinnere, war es im Mai des vierten Kriegsjahres 1917, als ich Seipel das erstemal nähertrat. Gewiß hatte ich ihn schon früher gekannt, da meine berufliche Tätigkeit als Schriftsteller und als Volksbunddirektor mich mehrere Male in Berührung mit dem Salzburger Theologieprofessor bradate. Damals aber kam ich von der Front auf kurzen Urlaub nach Wien. Mein Herz war voll Sehnsucht nach einem guten und gerechten Frieden, der das Vaterland, das um der Selbsterhaltung willen nach dem ungesühnten Morde von Serajewo in den Krieg gegangen war, seiner kiiltu-rellen Mission
Die Fronten beginnen sich zu klären. Die Erörterung der seit Jahrzehnten umstrittenen Fragen der Verstaatlichung hat wohl seit den Novemberwahlen niemals ganz geschwiegen, wenn auch zeitweise andere Lebensprobleme des wiedererstandenen Österreich vor sie traten, in den letzten Wochen ist sie aber aus dem Halbdunkel allgemeiner Parolen in ein deutlicheres Licht getreten. Bisher war es wirklich nicht immer leicht, aus den oft sehr ähnlich klingenden Formulierungen die grundsätzlichen Verschiedenheiten herauszulesen, auf welche die mitschwingenden Obertöne hindeuteten. Nun liegen