Die FURCHE präsentiert sich Ihnen in dieser Nummer in neuem Gewand. [] An dem inhaltlichen Bestand der FURCHE wird sich durch diese Neugestaltung nichts ändern. Die FURCHE bleibt nach wie vor die unabhängige katholische Wochenschrift und wird die von ihrem Gründer Dr. Friedrich Funder geschaffene Linie konsequent fortsetzen. Der alte Wein wird somit nur in neue Schläuche gegossen. Alle Befürchtungen, die im Lauf des letzten Jahres geäußert wurden, die FURCHE werde ihre Linie ändern, haben sich als gegenstandslos erwiesen. Auch der so oft hinausposaunte FURCHE-Putsch fand nicht statt.
"Die Welt ist ärmer geworden", soll Präsident Eisenhower gesagt haben, als er die Nachricht vom Tode Papst Pius' XII. erhielt. Der amerikanische Präsident war nur der Sprecher für Millionen Menschen. Sie alle, diese Millionen, fühlten, daß ein Mensch von ihnen gegangen war, der irgendwie zu ihrem Dasein gehört hatte. [ ]In den vielen Nachrufen wurde fast nie eines bedeutenden Ereignisses während des Pontifikats Pius' XII., an dem er hervorragend beteiligt ist, gedacht, der Auffindung des Petrusgrabes unter der Kuppel der Peterskirche. [] Niemand kann nun mehr leugnen, daß Petrus
Uralte antikirchliche, antirömische und antipäpstliche Affekte kamen wieder zum Vorschein und wurden über das Thema der Enzyklika gegen den Papst, ja überhaupt gegen die Institution des Papsttums vorgebracht Dabei dürften die wenigsten, die zum Sturm gegen den Papst bliesen, die Enzyklika wirklich zur Gänze gelesen haben. Sie wären ansonst darauf gekommen, daß dieses Rundschreiben einen großen Fortschritt darstellt, ja fast mit einer koperaikanischen Wendung im kirchlichen Denken vergleichbar ist... Diese ganze Diskussion über die neue Enzyklika enthüllte auch die Ahnungslosigkeit
„Und von allen Brucken, und aus allen Lucken gucken lauter, lauter Nepomuken", so dichtete einst in seinen jungen Jahren der später berühmt gewordene Prager Poet Rainer Maria Rilke. Und tatsächlich, von vielen böhmischen, aber auch österreichischen, italienischen, deutschen, belgischen, spanischen, lateinamerikanischen Brücken „spuk-ken" Nepomuk-Statuen in den darunter fließenden Fluß. Wieso?
Am 1. Jänner 1993 fiel die tschechoslowakische Republik auseinander. Zum zweitenmal innerhalb kurzer Zeit. Das erstemal passierte dies 1939, als Hitler-entgegen seinen Versprechungen - die restliche Tschechoslowakei okkupierte, die Slowakei sich selbständig machte und die Ungarn die Karpatoukraine besetzten.Letztere mußte die tschechoslowakische Republik nach ihrer Wiedererrichtung im Frühjahr 1945 ein Jahr darauf an die UdSSR abtreten. Die 1945 neugegründete tschechoslowakische Republik zerfiel am 1. Jänner in zwei Teile: einen slowakischen und einen tschechischen. Jeder Teil wurde ein
Es wird kaum einen Besucher Prags geben, der bei seinen Wanderungen durch die Altstadt und die Kleinseite nicht auch eines Tages auf die Kirche „Maria vom Siege" stößt, und beim Betreten dieser Barockkirche jene Statue erblickt, die wie der heilige Johannes von Nepomuk eine weltweite Verehrung, besonders in Lateinamerika, aber auch in Europa und Asien genießt: die Figur des „Prager Jesuleins", die sich in einem Glasschrein auf einem Altar aus grauem Marmor auf der rechten Seite der Kirche befindet.Die Kirche, in der es steht, ist eine ehemalige Karmeliterkirche, die Kaiser
Jetzt ist es offiziell, was bisher nur einer Minderheit von „Insidern" bekannt war: Generalissimus Franco - der doch von vielen als Faschist angesehen wurde und wird - rettete Zehntausende von Juden vor der NS-Verfolgung.
Nachdem im Jahre 1988 nach unendlich langen Verhandlungen zwei Weihbischöfe für den uralten Prager Erzbischof, Kardinal Frantisek Tomasek, ernannt und geweiht werden konnten, geschah nun fast ein Wunder: die Umwälzungen in der Tschechoslowakei ermöglichten es dem Vatikan, in Verhandlungen mit dem nach Rom gereisten CSSR-Vizepremiermini-ster, Josef Hromadka, der auch für die Kulturangelegenheiten zuständig ist, alle seine Wünsche durchzusetzen und damit die bis jetzt dauernde Unterdrückung der Kirche in der Moldaurepublik zu beenden.Aufgrund dieser Verhandlungen erhielt
Vor dreißig Jahren, in der ersten Dezemberwoche des Jahres 1945, erschien die erste Nummer der FURCHE. Damals schrieb Friedrich Funder, ihr Gründer und Herausgeber, im Leitartikel:„Der Gang der Pflugschar durch den Heimatboden ist Anfang, Vorbereitung; in die Furche fällt der Same, der, so Gott will, Frucht bringen wird. Der Krieg ist über diese Erde hihweggestampft, hat sie zertreten, als habe ein Ungeheuer der Urwelt, den Finsternissen entstiegen, unter seinen Tritten das Leben des Feldes zermalmt. Nun heißt es geduldig und tapfer den Acker frisch bestellen, neue Kräfte aus seinem
König Pfemysl Ottokar II. von Böhmen ist für den österrei^ eher eine Unperson. Der Österreicher hat ihn vollkommen aus seinem historischen Bewußtsein verdrängt, obwohl dieser Herrscher rund ein Viertel jähr hundert lang über weite teile Österreichs regierte.
Seit dem Tode Stalins, oder auch seit der Abdankung des Präsidenten. Johnson hat die Welt nicht mit derart vielen Fragen in Ale Zukunft geblickt wie jetzt, nach dem Tode des panischen Caudillo Francisco Franco. Noch als lebender Leichnam hatte er Spanien in Bann gehalten, wie während der fast vierzig Jahre seiner Herrschaft vorher. Würde mit seinem Tod auch das System, das er geschaffen hat, zusammenbrechen? Würden sich in Spanien ähnliche Zustände wie in Portugal entwickeln? Würde ein weiteres Land in das Lager der marxistischen Welt hinüberwechseln?
Im November dieses Jahres werden sieben Dezennien vergangen sein, seit der sogenannte „Mährische Ausgleich“ Gesetzeskraft erlangte. Eine Sternstunde der Geschichte hatte mit diesem Ausgleich geschlagen,.in dessen Folge die mitteleuropäische Welt den vollkommenen Frieden zwischen den Völkern hätte erlangen können. Diese Behauptung besitzt eine feste Beweisgrundlage: 1910 wurde der Mährische Ausgleich fast wortwörtlich in der Bukowina übernommen und 1914 sogar in Galizien. Wer die Spannungen kennt, die dort zwischen Polen und Ruthenen geherrscht hatten, muß die Annahme des Ausgleichs durch dieses Kronland geradezu als ein Wunder bezeichnen, das sich aber auch in allen anderen Ländern der Monarchie hätte ereignen können. Zur Durchführung des Ausgleichs kam es in Galizien allerdings nicht mehr. Der ausbrechende Krieg verhinderte die Durchführung.
Privates Mäzenatentum ist in Österreich selten geworden. Das hängt mit der Steuergesetzgebung der österreichischen Republik zusammen. Nur in relativ wenigen Fällen können Beträge, die für wohltätige Zwecke bestimmt sind, von der Steuer abgezogen werden. Die USA, Großbritannien, aber auch die Bundesrepublik gehen hier 'vesentlich andere Wege. Der Absetzbetrag für Stiftungen zugunsten karitativer, kultureller und künstlerischer Zwecke ist oft recht hoch. Er beträgt fünf bis zehn Prozent von der Einkommensteuer. Schulen und Universitäten, wissenschaftliche Forschungsinstitute und
Seit dem Beginn ihrer Existenz war die FURCHE eine konsequente Gegnerin der Todesstrafe. Diese Zeitung, lehnte diesen Strafvollzug als Sühne für kriminelle oder politische Delikte ab. Sie lehnte die Todesstrafe ab, ob sie nun auf Grund eines gültigen, in der Verfassung verankerten Rechtssatzes ausgesprochen wurde, oder ob es sich, wie jetzt in Spanien, um Urteile handelte, die nicht das Ergebnis einer im westeuropäischen Sinn rechtsstaatlichen Strafverfolgung waren. Ein, Todesurteil ist niemals die richtige Antwort auf ein noch so schweres Strafvergehen. Die Wissenschaft* hat ja längst erwiesen, daß die Androhung der Todesstrafe nicht abschreckend wirkt. Wer ein schweres Verbrechen begehen- will, begeht es, obgleich er weiß, daß ihm die Todesstrafe droht. Und ein schweres Verbrechen kann auch nicht durch das Auslöschen eines arideren Lebens gesühnt werden. Die Todesstrafe ist somit, kürz gesagt, keine Lösung, sie ist weder Tilgung noch Sühne eines Verbrechens.
Österreich ist ein Land, dem nationaler Chauvinismus fremd ist. Ein typischer Beweis dafür ist die Tatsache, daß Österreich eigentlich keinen richtigen Nationalheiligen besitzt. Nicht nur die Kirchengeschichte, sondern auch die politische Geschichte Ungarns ist ohne den heiligen Stephan nicht denkbar. Das Gleiche gilt für Böhmen in bezug auf den heiligen Wenzel und für Frankreich in bezug auf die heilige Johanna von Orleans. Österreich hat nur geringe Versuche gemacht, in der Person des heiligen Markgrafen Leopold III. aus dem Geschlecht der Babenberger, sich so etwas wie einen
Die Perutz-Renaissance war kein Strohfeuer, sie lodert weiter, und das ist erfreulich. Jedes seiner lange Zeit zu Unrecht vergessenen, jetzt endlich wieder neu herausgegebenen Bücher schenkt dem Leser Unerwartetes, Erstaunliches, Dankenswertes.Diesmal ist es eine Legende, die um den hohen Rabbi Loew und den Kaiser Rudolf II. kreist, beides Gestalten also, die „unbewältigt“ blieben, deren Hintergründigkeit und deren Schülern ebendeshalb die Legende besser gerecht wird als die Historie. Standen die Erkenntnisse des hohen Rabbi Loew so sehr über Ort und Zeit, daß man damals und später
Unsere Zeit ist an Schreckerlebnissen nicht arm. Und dennoch erfaßte ein Schrecken besonderer, Art die. Menschen der freien Welt, als am 21. August 1968, also vor sieben Jahren, das Radio meldete, daß die Truppen des Warschauer Paktes in die Tschechoslowakei einmarschiert wären.
Zur gleichen Zeit, da in Helsinki, in Gegenwart von 35 Staatsmännern aus allen europäischen Ländern (Albanien ausgenommen), aus den Vereinigten Staaten und Kanada, in Gegenwart von 1200 Journalisten und 900 offiziellen Delegierten, das Superfestival des Friedens zu Ende ging, hätte die Welt eines Ereignisses gedenken können, das fast genau dreißig Jahre vorher stattgefunden hatte und in dessen Schatten jeder seither lebt — auch die Konferenz von Helsinki: des Abwurfs der ersten Atombombe, am 6. August 1945, um 8.34 Uhr, über Hiroshima. In einem bis dahin nicht gekannten Feüersturm verglühte diese Stadt, die vor dem Abwurf der Bombe 400.000 Einwohner gehabt hatte. Rund 280.00p Menschen starben entweder sofort oder im Lauf der nächsten Wochen Monate, Jahre.
Die Aßzahl der Orden und Auszeichnungen, die heutzutage vergeben werden, wird immer zahlreicher. In Österreich zum Beispiel verleiht schon jedes Bundesland eigene Orden. Vielfach bilden Orden einen festen Bestandteil der Realeinkommen von Beamten: wenn ein Beamter in Pension geht, erhält er fast automatisch den seinem Rang entsprechenden Orden. Diese Sucht nach Orden in unserer Zeit ist anderseits verständlich. Die heutige Zeit ist in vieler Weise grau bis in die Kleidung hinein. Begreiflich, daß der Mensch durch das Anlegen von Orden dieSehnsucht hat, das Grau oder gar Schwarz durch
Die Sommerhauptstadt Europas hat man im 19. Jahrhundert Baden-Baden genannt. Ein Ruf, der nicht leicht zu erringen war. Denn Karlsbad, Wiesbaden, San Sebastian waren schärfste Konkurrenten. Aber diese kleine Stadt, zwischen dem deutschen und französischen Kulturkreis gelegen, versehen mit dem Charme, den kleine deutsche Fürstentümer bevorzugten Städten zu geben vermochten, hielt tapfer ihren ersten Platz. Nach dem Weltkrieg überfiel auch sie die Wirtschaftskrise und brachte viele berühmte Hotelfamilien unter den Hammer. Um der Krise Herr zu werden, gestattete die Hitler-Regierung sogar
1973 leierte das Prager Bistum sein tausendjähriges Bestehen. Es ist somit für Mitteleuropa ein uraltes Bistum. Wien dagegen ist viel jünger. Es wurde erst in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts ins Leben gerufen und war gebietsmäßig sehr klein — es umfaßte faktisch nur das damalige Stadtgebiet — während das Prager Bistum von Anfang an und noch lange Zeit hindurch nicht nur Böh-men, sondern auch Mähren umfaßte. 1344 schon wurde Prag zum Erzbistum erhoben, Wien dagegen erst 1722.Unter normalen Umständen wäre ein tausendjähriger Bistumsbestand Grund genug zu großen
Unter dem Pontifikat des jetzigen Papstes wurde erstmals in der Geschichte der Kirche im großen Ausmaß von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, ausgeweihte katholische Priester von ihren priesterlichen Pflichten zu dispensieren. “Jeder Kenner des Kirchenrechtes weiß, daß formalrechtlich dies ohne weiteres möglich ist, aber ebenso weiß jeder Kenner der Kirchengeschichte, daß von diesem Recht bisher so gut wie kein Gebrauch gemacht wurde. Das Pontifikat des Papstes ist von zwei wesentlichen Zügen gezeichnet: zunächst von dem Bemühen, den Frieden in der Welt zu retten oder
Roderich Menzel, Jahrgang 1907, gebürtig aus Reichenberg in Nordböhmen, war vor dem Zweiten Weltkrieg zusammen mit Laci Hecht aus Sillain und Laci Klein aus Preßburg einer der weltberühmtesten Tennisspieler. Dieses Team, unter dem sich kein einziger Tscheche und Slowake befand, trug immer wieder die tschechoslowakischen Farben bei den Tennismeisterschaften zum Sieg. Daneben entpuppte sich Roderich Menzel bereits als ein sehr feinfühliger Novelist und brillanter Journalist, dessen Artikel — vor allem im „Prager Tagblatt“ — von aller Welt gerne gelesen wurden. Nach 1945 mußte auch
Sehr geehrter Herr Minister!Der Unterzeichnete erlaubt sich, Ihnen und den Bundesbehörden einen Vorschlag zu unterbreiten, wie dem jetzt überall wütenden Demolierern etwas Einhalt geboten werden könnte und sie dennoch ihrer Lust, zu zerstören, weiterhin zu frönen vermöchten.In der letzten Nummer der FURCHE wurde neuerlich darauf hingewiesen, wie- viele kostbare Zeugen unserer Kultur und Kunst von der Spitzhacke bereits vernichtet wurden und wie vielen noch dieses Schicksal droht. Die Lust, zu zerstören, scheint dem Menschen ebenso innezuwohnen, wie die Lust, zu schaffen und Schönes
Die Wiedergeburt des Natur- rechts ist die Zentralidee im Schaffen des großen österreichi- chischen Soziologen und Philosophen Johannes Messner, der aber in erster Linie Priester sein will. Geboren am 16. Februar 1891 in Schwaz, interessierten ihn von Jugend auf die sozialen Fragen, kam er doch selbst aus einer armen Arbeiterfamilie. 1928 wurde er Privatdozent in Salzburg, 1935 Professor in Wien. Vom NS-Regime enthoben, ging Messner, der inzwischen drei Doktorate erworben hatte, nach dem englischen Birmingham in das Kloster der Oratorianer in die Emigration. Nicht fern von diesem Kloster
Friedrich Funder schildert in seinen berühmten Memoiren „Vom Gestern ins Heute“ die letzte Sitzung dies Abgeordnetenhauses des österreichischen Reichsrates: sie fand am 4. November 1918 im Hansen- schen Prachtbau am Ring statt, während gleichzeitig im niederösterrei- chischen Landtag in der Herrengasse schon der deutsch-österreichische Nationalrat seine ersten Sitzungen abhielt. Es war der Tag, da durch einen Irrtum der österreichisch-italienischen Waffenstill- standskommission Hunderttausende von Soldaten und Offizieren der k. u. k. Armee im letzten Augenblick noch in
Während die österreichische Emigration im 2. Weltkrieg Mitglieder aus allen Lagern, von Monarchisten bis zu Sozialisten und Kommunisten, umfaßte, bestand die sudetendeutsche Emigration nur aus Sozialisten. Dies ist begreiflich. Knapp vor dem Anschluß der Sudetengebiete an das Dritte Reich hatten sich 80 Prozent der Sudetendeutschen zur Partei Konrad Henleins bekannt. Nach dem Anschluß Österreichs hatten sich die Deutsche Christlich-soziale Partei und ebenso die Deutsche Landwirte- Partei der CSR aufgelöst. Übriggeblieben war nur die Deutsche Sozialdemokratische Partei. Ihr Leader war
Lieber Kurt Skalnik!tIn Deiner Replik auf meinen Artikel „Die Hexenjagd von Prag“, die wir in der Nummer vom 14. Dezember vollständig veröffentlicht haben, fragst Du mich, warum ich denn mit meinem Artikel wieder alte Wunden aufreiße und fragst es mich mit dem alten klassischen Satz „cui bono“. Deine Frage rührt eigentlich an den Sinn jeder Geschichtsschreibung und insbesondere an den Sinn der sogenannten zeitgeschichtlichen Forschung. Jede Geschichtsschreibung hat, nach Ranke, die Aufgabe, zu erforschen, wie es wirklich gewesen ist. Und nach Holzinger ist die Geschichtsschreibung
Kurze Zeit nur noch trennt uns von Weihnachtens Dieses Fest des Friedens wird heuer gefeiert in einer Welt des Unfriedens. Kriege, Bombenanschläge, Revolutionen und Geiselentführungen beunruhigen und belasten die Menschen. Dazu kommt die Verdüsterung der wirtschaftlichen Situation. Die Inflationsrate steigt in fast allen Ländern mehr oder minder. Das Schreckgespenst der Arbeitslosigkeit breitet sich schon hie und da aus. Dennoch wird die gesamte Welt, die freie mehr als die unfreie, das Weihnachtsfest in jener Weise begehen, in der sie seit vielen Jahren dieses Fest zu feiern pflegt: sie
Knapp vor Weihnachten ist jetzt der dritte Band der vom Verlag für Jugend und Volk in Wien edierten biographischen Chronik „Tausend Jahre Österreich“ herausgekommen. Er umfaßt auf rund 500 Seiten 72 Beiträge, unter denen sich so ziemlich alle berühmten Namen finden, die Österreich für die Darstellung der in diesem Band enthaltenen Epoche zu bieten hat. Diese Epoche, die dargestellt wird, ist die Endphase der Monarchie und ist die Geschichte der beiden Republiken. Endlich wird hier in diesem Buch nachgewiesen, daß die Geschichte der Ersten und Zweiten Republik nur im Zusammenhang
Das heutige kirchliche Leben scheint fast nur noch die hl. Messe als die Stätte der Begegnung mit Gott zu kennen. Die vielfach in früheren Zeiten so beliebten Formen der Andacht, wie Prozessionen, Rosenkranz, Maiandachten erwecken den Eindruck, daß sie dem Aussterben geweiht sind. Gewiß, die heilige Messe ist das Zentralgeschehen im gottesdienstlichen Leben der Kirche, aber benötigt der Mensch daneben nicht doch immer wieder andere Formen der Frömmigkeit, die ihm seinen Weg zu diesem Zentralgeschehen erleichtern?Der Josephinismus hat bekanntlich versucht, so gut wie alle
In wenigen Tagen, am 19. November, werden es zehn Jahre sein, daß die sogenannte „Franzel-Affäre“ endete. An diesem Tag legte Dr. Emil Franzei, der auf Beschluß des Vereines Herold zum Herausgeber der „FURCHE“ berufen war, seine Berufung zurück. Diesem Rücktritt war eine der häßlichsten Hexenjagden, die die österreichische Öffentlichkeit je erlebt hatte, vorangegangen.
Eines der schönsten Wiener Museen ist das Heeresgeschichtliche Museum im Arsenal. In ihm ist die ganze Geschichte der. kaiserlichen Armee zu sehen, die ja auf weiten Strecken europäische Geschichte darstellt. Dieses Museum, das durch den Zweiten Weltkrieg stark zerstört wurde, wurde durch die Tatkraft des ersten Direktors nach diesem Krieg, General Pühringer, wieder im alten Glanz erneuert. Und glücklicherweise ist der heutige Direktor, Hofrat Dr. Johann Christoph Alimayer-Beck, sicherlich der beste Mann, dem Österreich dieses einmalige Museum anvertrauen konnte. Hofrat Dr.
Die österreichischen katholischen Pressvereine sind, so merkwürdig dies klingen mag, ein Kind der liberalen Zeit. Als mit der Verfassung von 1867 in Österreich ein liberales Regime zur Herrschaft kam, mußte es, wollte es seinen Grundsätzen nicht untreu werden, den österreichischen Staatsbürgern viele persönliche Rechte zuerkennen, darunter auch ein weitestgehendes Vereinsrecht. Auf Grund dieses liberalen Vereinsrechtes bildeten sich schon knapp nach Erlassung der Dezember-Verfassung von 1867 in den verschiedensten Diözesen Österreichs sogenannte Pressvereine, die es sich zur Aufgabe
Der Leser verzeihe, daß ich ein persönliches Erlebnis dieser Rezension voranstelle: Vor ungefähr einem Jahrzehnt sah ich auf dem Opernball in Wien einen jungen Mann von ungefähr 30 Jahren, der den Kronenorden 2. Klasse um den Hals trug. Infolge seiner Jugend konnte er diesen Orden niemals verliehen bekommen haben. Auf meine erstaunte Frage, mit welcher Berechtigung er denn diesen Orden trage, sagte er nur, daß die alten kaiserlichen Orden nicht mehr geschützt seien, diese infolgedessen jeder tragen könne und er diese Auszeichnung sich einfach als Schmuck umgehängt habe. Aber in
An den drei Hauptportalen des Salzburger Domes sind die Jahreszahlen angebracht, die für die Kathedrale der Salzburger Erzdiözese von Bedeutung sind: 774 — 1628 — 1959.• Vor 1200 Jahren, am 24. September 774, wurde die sterbliche Hülle des Bistumsgründers Rupertus in festlicher Prozession in den neu erbauten Dom, der mit seinen 91 Metern Länge ein gewaltiges Gebäude gewesen sein muß, übertragen und dort in der Krypta beigesetzt.• 1628 — mitten im 30jährigen Krieg — wurde der Dom in der heutigen Gestalt nach den Plänen des Italieners Solari fertiggestellt.• 1959 konnte
Der Verlag Hoffmann & Campe in Hamburg, der die beliebten Merian- Bände herausgibt, ist unerschöpflich in seiner Produktion. Allerdings kann er sich dies leisten. Sind doch 240.000 Personen auf diese Bände abonniert, und nur 40.000 werden über das Sortiment verkauft. JederBand ist außerdem gespickt mit Inseraten, so daß es dem Verlag ein leichtes sein muß, die Bände bestens auszustatten und auch die besten Autoren für die einzelnen Bände zu gewinnen. Vier Bände erschienen in jüngster Zeit: über Venedig, über die kleine Neckarstadt Esslingen, über den Bayrischen Wald, der
Das Mäzenatentum wird in Österreich staatlicherseits nicht sehr gefördert. In den USA, in Großbritannien, aber auch in Deutschland können Spenden für Wissenschaft, Kunst, Caritas bis zu einem gewissen, nicht geringen Prozentsatz von der Steuer abgezogen werden. Viele amerikanische Institute, Universitäten, Bibliotheken würden ohne diese Förderung gar nicht existieren. Der österreichische Staatsbürger hat nicht viele Möglichkeiten ein Mäzenatentum auszuüben. Bis vor kurzem waren Spesen für die politischen Parteien eine Steuerabzugspost, wobei es fraglich ist, ob hier von
Unvergessen ist der heutigen Generation der 21. August 1968. An diesem Tag besetzten die Truppen des Warschauer Paktes die Tschechoslowakei. Vergessen dagegen ist längst ein anderer 21. August, der des Jahres 1914, der sich in Kürze zum 60. Mal jährt. An diesem Tag versuchte die 4. k. u. k. Kavalleriedivision den Vormarsch der 9. und 10. russischen Kavalleriedivision auf zuhalten. Auf der österreichischen Seite kämpften Trani-Ulanen und 15er Dragoner, auf der russischen Seite Husaren, Ulanen, Dragoner und Kosaken. Es war eine blutige Schlacht, die nicht günstig für Österreich ausging.
Eine Stunde östlich von Prag erhebt sich auf einem kleinen Hügel ein großes Barockschloß, das eine steinerne Nachbildung der böhmischen Königskrone darstellt. Es wurde vom Italiener Santorini erbaut, anläßlich der Krönung Karls VI., des Vaters Maria Theresias, zum böhmischen König, als welcher er den Namen Karl II. führte. (Der Römische Kaiser Karl IV. war als böhmischer König Karl I., der letzte österreichische Kaiser als böhmischer König Karl III.) Seit Jahrhunderten befand sich dieses Schloß namens Clumec im Besitz der Familie Kinsky, eines der wenigen uralten
Als die Donaumonarchie nach den Napoleonischen Kriegen die Lombardei und das südliche italienische Tirol wieder zurückerhielt und ebenso Venetien, Meß sie viele Einrichtungen, die das napoleonische Regime geschaffen hatte, bestehen. Sie ließ auch fast alle Beamten im Amt, ebenso die Polizisten, sie anerkannte den von Napoleon verliehenen Adelund war sogar bereit, den manchmal nur persönlich verliehenen in einen erblichen umzuwandeln. Sie übernahm den von dem Korsen geschaffenen Orden der Eisernen Krone und wandelte ihm zum kaiserlich-österreichischen Orden der Eisernen Krone um, der bis
Der Österreicher ist gewohnt, in einem Ohrigkeitss'taat zu leben. Manchmal ist es ein sehr ausgeprägter autoritärer Staat, manchmal ein in milden Formen sich gebärdender. Durch weite. Strecken der modernen Geschichte mußte der Österreicher ohne parlamentarische Institutionen leben, in weiteren Epochen spielte das Parlament sehr oft nur ein Scheindasein. So hatte er nie die Chance, eine echte parlamentarische Opposition zu erlernen oderauch nur auszuüben, wie sie zum eisernen Bestandteil des britischen Parlamentarismus gehört. Seinen Unmut über bestehende oder vermeintliche Mißstände
Am 23. Juni wird Österlich sich wieder ein Staatsoberhaupt wählen. ' Es ist der fünfte Präsident der zweiten Republik. Die ersten vier Präsidenten kamen sämtlich aus der linken Reichshälfte. Die beiden Kandidaten, die diesmal zur Wahl stehen, kommen beide nicht aus der linken Reichshälfte. Allerdings - einer von beiden wurde von der SPÖ nominiert, ist also zweifellos als ihr Kandidat anzusehen. Warum griff die SPÖ denn gerade diesmal auf einen Mann zurück, der nicht eindeutig aus ihren Reihen kam? Die Überlegungen waren eine gute Generalstabsarbeit. Die Mehrheit, mit der bei der
Der Sommer rückt näher. Urlaubspläne werden schon im Detail geschmiedet. Aber bis zur Abfahrt in die großen Ferien können für so manchen noch etliche Wochen vergehen. Dazwischen gibt es Gelegenheit zu Wanderungen in allernächster Nähe und in nicht zu weiter Entfernung.Der Wiener zum Beispiel hat hierviele Möglichkeiten. An einem Regentag kann er Museen besuchen oder an Hand der zwei neuen Bände der „Wiener Geschichtsbücher“ sein historisches Wissen vertiefen. Mit einem Aufatmen wird der Freund dieser Reihe, die verdienstvoller Weise der Zsolnay-Verlag herausgibt, das Erscheinen
Das Technische Museum in Wien bewahrt das hier abgebildete Photo auf. Es zeigt den damaligen Thronfolger Franz Ferdinand, in einem Auto sitzend. Es ist ein Photo aus dem Jahr 1905. Der Thronfolger sieht etwas müde von den Strapazen aus, seine Uniform ist mit Staub bedeckt. Das gleiche gilt von den Offizieren, die um das Auto stehen. Hinter dem Auto sind noch Ulanen zu Pferd zu sehen, Soldaten der alten Waffengattungen. Am Lenkrad des Autos ein schmächtiger Soldat. Dieser Soldat wurde einer der Genies unserer Zeit. Es ist Ferdinand Porsche aus Maffersdorf, damals Feldwebel in der k. u. k.
Österreich ist ein Land, in dem die große Epoche der Renaissance nur wenige Spuren hinterließ. Während die Renaissance in Italien in voller Blüte stand, baute Österreich noch in spätgotischer Manier seine Kirchen, Klöster und Schlösser und schmückte sie mit Plastiken und Maiereien im gleichen Stil aus. Als in den anderen Ländern Europas die Kunst der Renaissance noch durchaus lebendig war, begannen in Österreich die ersten Blüten der Barockkunst sich bereits zu zeigen.Das 16. Jahrhundert, das Jahrhundert der Hochblüte der Renaissance in Europa, war für Österreich von besonderer
Bundespräsident Dr. h. c. Franz Jonas ist an den Folgen seiner schweren Krankheit gestorben. Wie alle bisherigen Bundespräsidenten der Zweiten Republik entstammte auch er der linken Reicbshälfte. Kaum zum Amt berufen und in die Hofburg eingezogen, machte sich auch bei Franz Jonas die gleiche Metamorphose bemerkbar, die sich schon bei seinen Vorgängern gezeigt hatte: auch Franz Jonas wurde ein überparteiliches Staatsoberhaupt, das streng nach den Regeln der Verfassung regierte und immer versuchte, den Pflichten seines Amtes gerecht zu werden. Der Genius loci verfehlte auch, nicht bei ihm seine Einflüsse. Etwas verärgert schrieb einmal ein linkskatholischer Journalist deshalb über ihn: „Am Hofe Franz Jonas' I.“ Wie alle Bundespräsidenten der Zweiten Republik, konnte auch er nicht das Ende seiner zweiten Amtsperiode erleben.
Jahrzehnte nach dem gewaltsamen Tod Benito Mussolinis gab seine Witwe Erinnerungen an ihren Mann heraus. Skeptisch greift man nach ihnen. Neigen nicht alle Witwen berühmter Männer dazu, die Seligen in Heilige zu verwandeln? Mussolinis Frau stammte wie er aus armen, kleinen Verhältnissen. Als sie ihren Mann kennenlernte, war er ein Sozialist, Kirchenhasser und Gegner der Monarchie. Als sie ihn heiratete, geschah dies ohne jede Förmlichkeit und auch ohne jeden staatlichen oder kirchlichen Beistand, war es doch für einen italienischen Sozialisten der damaligen Zeit strengstens verpönt, eine
Am 27. April werden es schon zwanzig Jahre sein, daß Richard Schmitz diese Welt für immer verließ. Nur 69 Jahre zu leben war ihm beschieden gewesen. Eine entbehrungsreiche Jugend, viele Jahre Frontdienst als OfEi-zier im-Ersten Weltkrieg, ein ununterbrochener Einsatz im politischen Leben der Heimat zwischen den zwei Weltkriegen, sieben grausame Jahre in den verschiedenen Konzentrationslagern des Dritten Reiches, all dies hatte sicherlich dazu beigetragen, daß Richard Schmitz kein längeres Leben beschieden war. Richard Schmitz kam aus Mähren, aus jenem Gebiet, das Wien so viele bedeutende
Am 6. April starb an den Folgen eines Gehirnschlages im Alter von 69 Jahren der Bischof von Leitme-ritz, Stephan Kardinal Trochta. Mit ihm starb der letzte noch regierende Bischof der sechs böhmischen Diözesen mit neun Millionen Katholiken. Die Bischöfe von Budweis und Brünn sind bereits vor einiger Zeit verstorben und wurden seither nicht ersetzt. Der Bischof von Königgrätz darf sein Amt nicht ausüben. Nur die Erzbistümer Prag und Olmütz werden durch von Rom ernannte Administratoren verwaltet.Mit Kardinal Trochta ging einer der großen Helden der heutigen Kirche dahin. Geboren 1905
Am 10. März wurde durch den Bürgermeister von Badgastein, Ing. Kerschbaumer, das Kongreßzentrum der Öffentlichkeit übergeben. Damit begann ein neuer Abschnitt für Badgastein, für Österreichs wichtigstes Dorf.
Der Verlag für Jugend & Volk in Wien-München unternimmt das Experiment, in einem dreibändigen Werk die tausendjährige Geschichte Österreichs darzustellen. Das Wort „Experiment“ wurde deshalb gewählt, weil der Verlag hier ganz neue Wege beschreitet. Dieses Experiment ist — um auch dies gleich zu erwähnen — völlig gelungen. In diesem dreibändigen Werk wird zum Unterschied von anderen ähnlichen Darstellungen nicht nur die politische Geschichte Österreichs behandelt, ein breiter Raum ist auch der Darstellung der Kultur, der Kunst, der Literatur und den sozialen Fragen dieses
Die Absetzung des ungarischen Primas, Kardinal Mindszenty, durch Papst Paul VI. hat in der christlichen Welt einen tiefen Schock ausgelöst. Insbesondere waren es die nicht-progressiven Kreise der Kirche, die über diesen Schritt bestürzt waren. Kardinäle wie Alfrink oder Suenens, die in den vergangenen Jahrzehnten durch ihre Haltung so manche Verwirrung in der Kirche anrichteten, hatten kein ähnliches Schicksal wie Kardinal Mindszenty erfahren, der seine Treue zu Kirche und Papst mit vielen Verfolgungen, Folterungen und langjähriger Haft bezahlen mußte. „Ist die Kirche überhaupt noch glaubwürdig?“, fragte in einem scharfen Artikel, der mit den Worten „Nein, Herr Papst!“ überschrieben war, der „Rheinische Merkur“.
Papst Paul VI. hat am 5. Februar den in Wien im Exil lebenden Primas von Ungarn und Erzbischof von Esztergom, Kardinal Mindszenty, in den Ruhestand versetzt und sein Erzbistum für vakant erklärt.Eine außergewöhnliche Vorgangsweise seitens des Vatikans. Wenn der Heilige Stuhl aus irgendwelchen Gründen einen Wechsel auf einem Bischofsstuhl vornehmen will, dann läßt er fast immer den Betreffenden wissen, er möge selber um Versetzung oder Abberufung ansuchen. Das ist hier nicht geschehen und der Grund dürfte darin zu sehen sein, daß der bisherige Primas sich beharrlich weigerte, ein
1975 werden es hundert Jahre sein, daß Rainer Maria Rilke in Prag geboren wurde. Als Sohn eines gescheiterten Offiziers und einer leicht verrückten Mutter, die sich darin gefiel, wie eine Erzherzogin in Trauer durchs Leben zu gehen. Nur 52 Jahre war Rilke alt, als er an Leukämie in einem Schweizer Sanatorium starb. Seinem Wunsch gemäß wurde er auf dem kleinen Dorffriedhof von Raron im Kanton Wallis beerdigt. Schon zu seinen Lebzeiten hatte er mit seinen Dichtungen die Menschen zutiefst beeindruckt. Er war einer der wenigen Dichter, die schon zu ihren Lebzeiten den Ruhm der Welt besaßen.
Wer von der älteren Generation erinnert sich nicht noch der Jahre nach dem Ersten Weltkrieg, da in Wien Bankhäuser und deren Filialen wie die Pilze aus dem Boden schössen? Gleichzeitig verschwanden viele Kaffeehäuser, deren Lokale nur zu gern von den neu aufstrebenden Banken erworben wurden. Aber mit der Konsolidierung der Wirtschaft verschwanden wieder viele dieser Scheinblüten der Bankenwelt, und langsam etablierten sich wieder Kaffeehäuser in den ehemaligen Räumen der Bankfilialen.Nach dem Zweiten Weltkrieg ging äußerlich ein ähnlicher Prozeß vor sich. Wieder verschwanden viele
Der Untergang der Donaumonarchie war eine Tragödie von shake-pearischem Ausmaß. Innerhalb dieser Tragödie gab es noch viele einzelne Dramen, von Menschen, Familien, Ländern und Staaten des alten Donaureiches. Ein Sonderkapitel ist die Tragödie Ungarns: Die Sieger von 1918 beanspruchten zwei Drittel seiner Territorien. Das Kernland selbst fiel knapp nach dem Ende des Weltkrieges dem bolschewistischen Regime eines Bela Kün in die Hände. Viele Ungarn flüchteten damals nach Österreich, wo sie sich unter der stillschweigenden Duldung der Regierung Renner und des Polizeipräsidenten Schober
Der „Friedländer“, der berühmte kaiserliche Generalissimus des Dreißigjährigen Krieges, ermordet 1634 in Eger, ist eine jener Gestalten der Geschichte, die Dichter und Historiker nicht zur Ruhe kommen lassen. Seit seinem Tod kam eine Unzahl von Schriften, Büchern und Dichtungen über das Leben und Sterben dieses merkwürdigen Menschen heraus. Bekannt ist Schillers Trilogie über Wallenstein und nicht minder bekannt sind die großen Werke des Wiener Historikers Heinrich Ritter von Srbik und des Prager Geschichtsforschers Josef Pekaf, die beide ihr wissenschaftliches Leben mit Werken
Am 27. November wird im österreichischen Nationalrat im Zuge der Reform des Strafgesetzes seitens der Sozialistischen Partei der Antrag auf Abschaffung des 144 des Strafgesetzbuches, jenes Paragraphen, der die Abtreibung unter Strafsanktion stellt, eingebracht werden. Ein neuer Paragraph, der die Abtreibung innerhalb einer Frist von drei Monaten gestattet, wird an die Stelle des alten 144 treten.Da die Sozialistische Partei im österreichischen Nationalrat die absolute Mehrheit besitzt, wird ihr Antrag angenommen werden. Möglicherweise werden auch einige Abgeordnete der FPÖ für die
In einem Panzerschrank des Wiener heeresgeschichtlichen Museums wird eine ganz besondere Kostbarkeit dieses an Kostbarkeiten nicht armen Museums aufbewahrt: eine Bilderhandschrift aus dem Jahre 1762, die in 112 Farbflguren eine Darstellung des Heeres Maria Theresias im letzten Feldzugsjahr des Siebenjähriges Krieges enthält. Angefertigt wurde diese Bildhandschrift wahrscheinlich für den Schwiegersohn Maria Theresias, den Mann ihrer Lieblingstochter Christine, dem Herzog Albert von Saehsen-Teschen, den Gründer te weltberühmten-gcftphi'!; sehen Sammlung „Albertina“. Dieser bisher in
Alles, was die Welt seit dem Ausbruch des Nahost-Krieges erlebte, war nichts anderes als eine Generalprobe der Sowjets für den Fall X. Hinter allem steht die Angst des Kremls vor einem Zweifrontenkrieg. Steht die Angst, bei einer Auseinandersetzung mit China sich plötzlich im Westen ebenfalls einem Gegner gegen-überzusehen^ Rjnkret gesagt: den Truppen der NATO.Das Konzept der Sowjets war von ihrem Standpunkt aus genial. Sie benützten den schwelenden Konflikt zwischen den arabischen Staaten und Israel, um die Generalprobe starten zu lassen. Sie rüsteten Ägypten und Syrien mit modernsten
Vor kurzem meldeten die Zeitungen, daß wieder eine Verhaftungswelle durch Katalonien ging und nicht nur Kommunisten und Sozialisten, sondern auch ausgesprochen rechtsstehende Katalanen von der Polizei Francos in Haft genommen wurden. Diese Vorgänge zeigen wieder auf, daß in Spanien ein Problem zwischen Mehrheit und Minderheit von Volksgruppen besteht — und daß dieses Problem das parteipolitische zum Teil überlagert. Franco ist heute schwerkrank und alt Es ist eine Frage der Zeit, wann nach seinem Tod Spaniens Konflikte und Probleme wieder in den Mittelpunkt des Weltinteresses rücken müssen.
Kaum war Msgr. Otto Mauer begraben, erlitt der österreichische Katholizismus einen neuen schweren Verlust: Ferdinand Maaß SJ, Professor für Kirchengeschichte an der Katholischen Fakultät der Universität Innsbruck, erlag am 15. Oktober den Folgen eines Autounfalls. Wie Ludwig Freiherr von Pastor in der Erinnerung fortlebt als der Geschichts-schreiiber der Päpste, und Heinrich Ritter v. Srbik vor allem als der große Biograph Mettennichs, so wird Ferdinand Maaß für immer seinen Namen haben als der Geschichtsschreiber des Josephinismus oder, vielleicht noch richtiger gesagt, alsjener, der
Am Morgen des 3. Oktober ist eine der profiliertesten und eigenwilligsten Persönlichkeiten des österreichischen Katholizismus gestorben, Monsignore Professor Otto Mauer; im relativ jungen Alter von nur 67 Jahren. Sein t ganzes Leben lang hatte er es verstanden, die Menschen zu überraschen. Auch mit seinem so plötzlichen Tod ist ihm dies noch einmal gelungen. Wenige Tage vor seinem Tod hatte er an einer Tagung der Wiener Katholi-schen Akademie teilgenommen und durch seine Formulierung, wie so oft, viele Menschen begeistert und noch mehr Menschen schockiert.Otto Mauer ist 1931 zum Priester
Jedes Jahr, wenn ich die Frankfurter Buchmesse besuche, leiste ich mir einen makabren Scherz: an einem freien Abend bummle ich durch die Stadt und zähle die Bücher aus österreichischen Verlagen, die sich in den Auslagen der Frankfurter Sortimente befinden. Voriges Jahr fand ich in 28 Auslagen sechs Werke. Vor zwei Jahren waren in 37 Auslagen neun Bücher zu Anden. Und ähnlich war es alle Jahre vorher, wobei ich bemerken darf, daß ich seit 1953 regelmäßig die Messe besuche. Aber ähnlich sieht es nicht nur bei den Frankfurter Buchhandlungen, sondern auch bei den übrigen Sortimenten in
Ein Wort, ein einziges Wort, nämlich das Wort „Psychoterror“ aus dem Mund des Generalintendanten hat den Konflikt zwischen Bruno Kreisky und Gerd Bacher so verschärft, daß der Regierungschef mit dem ORF-Chef nicht mehr sprechen will, denn, so Kreisky: „Wo käme man denn in diesem Staat hin, wenn jeder Chef eines Staatsbetriebes so mit mir redet?“ •Damit ist nun von Seiten des Regierungschefs ein Wort gefallen, das dem OFR-Konflikt eine völlig neue Dimension gibt. Denn damit hat Bundeskanzler Kreisky genau jene Lage vorweggenommen, die er erst herstellen möchte (oder nach dem
Am 8. September feierte die Benediktinerabtei Seckau in der Steiermark das Gedenken, daß vor 90 Jahren Beuroner Benediktiner das ehemalige durch Kaiser Josef aufgehobene Chorherrenstift Seckau besiedelten. Der deutsche Kulturkampf hatte die Beuroner Benediktiner, die erst knapp vor dessen Ausbruch durch die beiden Brüder Wolter gegründet worden waren, ebenso wie die Jesuiten aus Deutschland vertrieben. Durch die Hilfe Kaiser Franz Josephs konnten sie die Abtei Emaus in Prag und mit neuerlicher Unterstützung des Kaisers, Seckau besiedeln, während andere Beuroner nach Belgien gingen. Der
Die Deutsche Verlagsanstalt in Stuttgart, einer der bedeutendsten Verlage Mitteleuropas, der vor kurzem sein 125jähriges Bestandsjubiläum feierte, gab aus diesem Anlaß, zum Unterschied von anderen Unternehmungen, nicht eine Verlagsgeschichte heraus, sondern legte zwei Erstlingswerke eines ihrer Erfolgsautoren neu auf. Dieser Erfolgsautor ist Klaus Mehnert, einer der bestenKenner Amerikas, Rußlands und Asiens. Bekannt sind seine Bücher „China nach dem Sturm“, „Peking und die neue Linke“, „Peking und Moskau“ und „Der Sowjetmensch“. Klaus Mehnert, zu Beginn des Jahrhunderts
Der Raum.von St. Pölten übt für das heutige Österreich eine ähnliche Funktion aus wie für die alte Monarchie Südmähren. Aus dem R^um von St. Pölten kamen die bedeutendsten Köpfe der Zweiten Republik, wie Figl, Raab, Plöchl, Kardinal König. In St. Pölten ist auch Dr. Karl Gutkas tätig, Jahrgang 1926, Leiterder Schul- und Kulturverwaltung des Magistrates dieser schönen Stadt, Professor für österreichische Geschichte an der Universität Wien. Bereits in den fünfziger Jahren gab er ein großes Werk über die Geschichte des Landes Niederösterreich heraus, das nunmehr, in einem
Das Wort „Südtirol“ erweckt in jedem Österreicher schmerzliche Gefühle. Nach dem Ersten Weltkrieg mußte dieses schöne Land, das bis dahin bis zur Klause von Salurn nur rund 3 Prozent italienische Bewohner hatte, an Italien abgetreten werden. Die Politik des faschistischen Italien siedelte nicht nur viele Italiener in Südtirol an, sondern versuchte auch die deutschsprachigen Bewohner durch eine brutale Politik zu italianisiieren. So gesellte sich zu dem Schmerz um den Verlust dieses Landes auch noch der Schmerz der Österreicher über das Leid der Südtiroler. Nach dem Zweiten
Am Pfingstmontag 1963 starb Papst Johannes XXIII. Er hatte nur etwas mehr als viereinhalb Jahre regiert.Als Pius XII. im Oktober 1958 starb, hielt die Welt in beklemmendem Erschrecken den Atem an. Wird es möglich sein, jemals wieder einen ähnlich großen Papst auf dem Stuhl des heiligen Petrus zu sehen? Denn das Ansehen dieses Papstes war zu seinen Lebzeiten ungeheuer. Nicht nur bei Katholiken, nicht nur bei Christen, sondern bei fast allen Menschen dieser Welt. Die große elegante Gestalt des Pacelli-Papstes, der zu Millionen von Menschen in den verschiedensten Sprachen gesprochen hatte,
Im Rahmen ihrer Ostpolitik hat die Bonner Regierung nun auch Verhandlungen mit Prag über einen Vertrag zur -Regelung . der gegenseitigen Beziehungen angeknüpft und vorige Woche zu einem vorläufigen Abschluß gebracht. Der ausgearbeitete Vertrag muß noch beiden Regierungen vorgelegt werden. Wenn diese — woran keimZweifel besteht — ihre Zustimmung e/teilen, wird der Vertrag im' Laufe des Monats Juni paraphiert werden.
Fast ungläubig vernimmt der Leser des Buches „Unsere schönsten Jahre — Ein Leben in Paris“ von Friedrich Sieburg, das soeben in Neuauflage herauskommt, daß der Verfasser im Mai 1973 80 Jahre alt geworden wäre. 1964 hat ein Herzschlag dem Leben dieses berühmten europäischen Journalisten ein zu frühes Ende bereitet. 1929 hatte die Welt zum ersten Male Kunde von seinem Namen erhalten. Damals erschien sein berühmtes Buch „Gott in Frankreich“. Ein Versuch, den Deutschen Frankreich verständlich zu machen. 1929 zeigten sich die ersten kleinen Blüten einer Verständigung zwischen
Die ergreifendste Liebesgeschichte seit Romeo und Julia nennt die „Frankfurter Allgemeine“ das Buch „Zeit zu lieben, Zeit zu sterben“ von Leopold Prinz zu Loewenstein. Der Autor, geboren 1903 in Salzburg, aus der berühmten süddeutschen hochadeligen Familie stammend, lebt seit Beginn der zwanziger Jahre in England und besitzt sowohl die deutsche wie die britische Staatsbürgerschaft.Sein Buch ist tatsächlich eine ergreifende Liebesgeschichte eigener Art. Es stellt keinen Roman dar, sondern schildert die Geschichte der Ehe des Verfassers mit der Tochter des britischen Verlegers
In vier Jahren, 1977, wird die Benediktinerabtei Kremsmünster in Oberösterreich ihr 1200jähriges Bestehen feiern können. Nach der Erzabtei St. Peter in Salzburg und dem Stift St. Florian in Oberösterreich ist Kremsmünster das älteste heute noch bestehende Stift Österreichs.Schon rühren sich fleißige Hände, um Kirche und Konvent und die sonstigen Gebäude des Stiftes auf Hochglanz herzurichten. Schon wurden die Kunstschätze des Stiftes vielfach neu aufgestellt, um zum Zeitpunkt des Jubiläums aller Welt gezeigt werden zu können. Schon werden die Programme für die
Berlin, einstens Hauptstadt von Preußen und Hauptstadt des Deutschen Reiches, eine der größten Städte Europas, lebt heute ein merkwürdiges Schicksal: mitten durch die Stadt geht eine Mauer und teilt Berlin in zwei Hälften, eine westliche und eine östliche. Das westliche Berlin selbst stellt eigentlich eine Insel dar, die durch elektrisch geladene Stacheldrahtzäune völlig von der DDR abgetrennt ist. Viele Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg galt für Berlin politisch ein Sonderstatut, das sogenannte „Viermächteabkommen“, auf Grund dessen die vier Sieger diese Stadt gemeinsam
Die Gemeinderatswahlen in Kärnten sind für die SPÖ ungünstig ausgefallen. Ebenso wie vor kurzem die Wahlen in Graz und wie vor einiger Zeit die Wahlen in der Stadt Salzburg. In Graz betrugen die Verluste der SPÖ rund 8 Prozent, in Kärnten rund 6 Prozent. Nach Graz und Salzburg war es Klagenfurt, wo die SPÖ die absolute Mehrheit verlor. Obwohl die SPÖ, und auch die anderen Parteien, immer wieder versicherten, daß es bei diesen Gemeinderatswahlen nur um kommunale Fragen gehe, sind sie dennoch ein sehr deutlicher Test gegen die Politik der Bundesregierung.Die Wahlergebnisse besagen, daß
Wer hat als Knabe nicht mit Begeisterung die drei Bände „Aus dem Land des Mahdi“ von Karl May gelesen? Natürlich war der sächsische Volksschullehrer niemals im Sudan gewesen, aber seine Phantasie hatte ausgereicht, um auch hier eine überaus plastische Schilderung dieses merkwürdigen mohammedanischen Reiches zu geben, das sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Mittelafrika gebildet hatte. Aber ein geborener Österreicher erlebte um diese Zeit wirklich dieses Reich und spielte hiebei eine Rolle, die zu erfinden weit über die Grenzen jeder Phantasie hinausgehen würde. Dieser
Pearl Buck ist tot. Sie starb 80jäh-rig am Faschingdienstag, am Vorabend des Aschermittwoch. Rilkes berühmtes Wort „Herr, gib jedem seinen eigenen Tod“ hat sich wieder einmal bewahrheitet. Denn das Leben dieser weltberühmten Schriftstellerin bewegte sich immer zwischen ausgelassener Vitalität einerseits und strenger calvinistischer Aszese anderseits. Als fünf Monate altes Kind war sie mit ihren Eltern, presbyterianischen Missionaren, nach China gekommen, wo sie 40 Jahre lebte. Schon ihr erstes Buch, „Ostwind — Westwind“, erschienen 1930, machte sie berühmt. Für ihr zweites,
Der Leser verzeihe, wenn ich ihn wieder einmal mit persönlichen Erinnerungen belästige, die sich diesmal mit Johannes Urzidil befassen. Ende Oktober 1970 hielt Urzidil eine Vorlesung aus eigenen Werken in Baden und ich wurde von den Veranstaltern gebeten, einige Worte der Einleitung und des Dankes zu sprechen. Ich pries Urzidil als den letzten der noch lebenden großen Prager Dichter. Mit ihm müßte man Abschied nehmen von dieser einmaligen Erscheinung in der deutschen Literatur. Er sei der letzte der berühmten „Johannesse“, welche Reihe mit dem Kanzler Karls IV., Johannes von
Am 31. Jänner 1973 endete die Amtsperiode des Präsidenten der österreichischen Nationalbank, Wollgang Schmitz. Damit scheidet — wie nur zu recht festgestellt wurde — eine Persönlichkeit aus dem österreichischen und internationalen Währungswesen, der es in den fünf Jahren der Amtstätigkeit mit Redlichkeit, Sachverstand und sehr viel Fleiß gelungen ist, zur Gestaltung der nationalen und der internationalen Währungspolitik einen sichtbaren Beitrag zu leisten. Damit scheidet, und' das ist wichtig hervorzuheben, ein Mann aus der österreichischen Währungspolitik, der sich von den Wirtschaftspolitikern der Bundesregierung — insbesondere aber von Finanzminster Hannes Androsch — vor allem dadurch unterschied, daß er die Stabilität des österreichischen Schillings über alle anderen Anliegen stellte.
Unvorstellbar erschien es uns, als wir in der Schule vom Dreißigjährigen Krieg hörten, daß eine militärische Auseinandersetzung so lange dauern könne. Und nun sind wir alle selbst Zeugen eines dreißigjährigen Krieges geworden. Am 28. Jänner um 1 Uhr morgens sollten, nach den Bestimmungen des Waffenstillstandsabkommens, cfrfe Waffen in Vietnam schweigen, die mehr als dreißig Jahre lang mit ihrem Lärm die indochinesische Welt erfüllt hatten.Präsident Wilson, der die Vereinigten Staaten in den ersten Weltkrieg geführt hat, stellte als eines der Kriegsziele die Forderung auf, daß
Der 30. Jänner 1933 war einer jener Tage, an denen die Weichen für die Geschichte der kommenden Jahrzehnte gestellt wurden. An diesem 30. Jänner wurde Hitler Reichskanzler. Die Folgen davon spürt die Welt noch heute. Wir alle leben noch im Schatten dieses Tages. Ich erlebte ihn in Berlin. Mein Vater war damals tschechoslowakischer Generalkonsul in der Reichshauptstadt, und ich studierte Jura auf der Berliner Universität, mein Bruder Architektur auf der Charlottenburger TH. Ich werde diesen Tag nie vergessen. Und vor allem nicht den Abend, der diesen Ta&r beschloß.
In Kürze tagt in Paris die Sozialistische Internationale unter ihrem Vorsitzenden, dem ehemaligen österreichischen Vizekanzler Dr. Bruno Pittermann. Sich Termin und Ort einer Tagung auszusuchen, ist das gute Recht der Sozialistischen Internationale. Also wäre weder etwas gegen Paris noch gegen den jetzigen Termin einzuwenden.Doch diese Tagung findet ausgerechnet knapp vor den französischen Parlamentswahlen statt. Und es ist eine alte Taktik der sozialistischen Parteien aller Länder, jener ihrer Bruderparteien, die in einen Kampf eintritt, so viel Schützenhilfe wie möglich zu leisten.Die
Der Leser verzeihe, wenn der Rezensent in seine Kritik über das neue Buch von Univ.-Prof. Dr. Eduard Winter „Rom und Moskau“ sowie über sein dreibändiges Werk, das sich mit der Geistesgeschichte der Monarchie befaßt, viele persönliche Erinnerungen hineinverwebt.In den Jahren 1934 bis 37 studierte Ich Jus an der Prager Universität. Wie so viele Studenten benützte ich die schönen modernen Lesesäle der Univeritätsbibliothek, die im alten Clementinum untergebracht war, um „zu büffeln“. In den Erholungspausen sah ich auf den Gängen oft einen jungen Priester von hoher Gestalt und
Willy Brandt hat das große Pokerspiel um die Macht überlegen gewonnen. Ähnlich wie sein österreichischer Kollege Dr. Kreisky ein Jahr vorher. Die Wahl in Deutschland selbst glich eher einer Volksabstimmung als einer Parlamentswahl. Es war eine Volksabstimmung für oder gegen Willy Brandt und eine Volksabstimmung für oder gegen seine Politik. Das Ergebnis ist eindeutig. Und wie kam es zu diesem Ergebnis?Zunächst darf der zeitgemäße Hintergrund nicht übersehen werden. Der Trend ist gegen die sogenannten christlich-demokratischen Parteien. Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges herrschten
Der Leser verzeihe, daß ich diesen kleinen Nachruf mit einigen persönlichen Erinnerungen beginne: Im Wintersemester 1932/33 studierte ich an der Berliner Universität, „jura“ wie man es dort nannte. Es war ungefähr Mitte Jänner, als ich ein großes Plakat auf einer Anschlagtafel der Universität bemerkte, das die Studenten einlud, an einer Diskussion zwischen einem katholischen Geistlichen, einem protestantischen Pastor und einem Atheisten teilzunehmen. Als Vertreter der Katholiken las ich den Namen P. Erich Przywara SJ. Ich hatte diesen Namen noch nie gehört und frug einen Bekannten,
Wer ein Bücherliebhaber ist und viel Bücher liest, der wird eines Tages eine seltsame Entdeckung machen: Es gibt im Grunde genommen nur wenige Bücher, die einen nachhaltigen Eindruck auf ihn, den erfahrenen Leser, gemacht haben und ihm immer in Erinnerung bleiben werden. Ähnlich wie man sich noch nach Jahren und Jahrzehnten einer besonders schönen Stunde, einer Begegnung mit einem schönen Menschen, eines guten Wortes erinnert. Ein solches Buch ist die kleine Broschüre des Prälaten Dr. Johannes Österreicher „Wiederentdeckung des Judentums durch die Kirche“. Der kleine Band umfaßt
Hanns Koren, von Beruf Universitätsprofessor für Volkskunde, heute Präsident des Steirischen Landtages, gibt in einem kleinen Band fünf seiner Reden gesammelt heraus.Der Rezensent muß zunächst seine Reverenz der Sprache des Autors erweisen. Der Verfasser bedient sich einer sehr gepflegten, noblen und deshalb einfachen Sprache. Es ist die Sprache eines echten Humanisten. Wenn ein gesprochenes Wort gedruckt wird, besteht immer die Gefahr, daß dieses Wort, entkleidet vom Klang der Sprache und der Wirkung der Persönlichkeit, an Ausdruck verliert. Wenn ein gesprochenes Wort gedruckt dennoch
Als der durch Kriegseinwirkung zerstörte Abgeordnetensaal des österreichischen Parlamentes wieder hergestellt werden sollte, schlug der damalige Präsident Dr. Felix Hurdes vor, man möge von der im bisherigen österreichischen Parlament üblichen „Arenagestalt“ des Abgeordnetenhauses abgehen und dafür die Raumgestaltung des britischen Unterhauses einführen.Dieses Unterhaus besteht aus einem langgestreckten Saal. In der Mitte der einen Breitseite befindet sich der Sitz des „Speakers“, des Präsidenten, der eine ähnliche Stellung wie der britische Richter im englischen
Nein, der Sommer scheint keine gute Jahreszeit für Österreich zu sein. Im Sommer 1914 begann der Krieg, im Juli 1934 wurde Dollfuß ermordet, jetzt in diesem Sommer entriß uns der Tod gleich drei berühmte Männer.Zuerst starb Coudenhove-Kalergi, dann Altbundeskanzler Gorbach, und am Sonntag, dem 6. August, verließ uns der berühmte Historiker Hugo Hantsch für immer. Er war 1894 in Böhmen geboren worden, er kam aus einem Land, dessen Bewohner durch ihren Bienenfleiß bekannt sind. So bereitete ihm das bene-diktinische „Labora“ niemals Schwierigkeiten. Aber auch die andere Komponente
Das Schicksal hat es mit so manchen Menschen in den letzten vierzig Jahren nicht sehr gut gemeint. So mancher wurde wie von einem Wirbelwind erfaßt and in der Luft herumgeschleudert. Das Schicksal eines solchen Menschen erzählt Jan Martinec in seinem Roman „Held zwischen zwei Stühlen“. 'Es ist die Geschichte eines Mannes, der im ersten Weltkrieg in Prag geboren wurde. Sein Vater, ein Kaufmann, war Jude und seine Mutter war die Tochter eines Professors der deutschen Universität in Prag. Wie so viele Juden Böhmens bekannte sich auch der Vater des Helden zumDeutschtum, weshalb denn auch
Mähren, dieses so im Schatten Böhmens stehende Land, ist nicht nur das Land der Toleranz sowohl auf nationalem, wie auch religiösem und sozialem Gebiet. Es ist auch das Land der Genies. Fast unzählbar sind die großen Köpfe, die dieses Land der Welt schenkte. Sigmund Freund kam aus Mähren ebenso wie Thomas Garrigue Masaryk, Klemens Maria Hofbauer, Rudolf Kassner, Richard von Schaukai, die Ebner-Eschenbach, Stephan Zweig, Jan Arnos Comenius, Karl Renner und Adolf Schärf, Thomas Batä und Dr. Rudolf Smeral, der letzte k. k. Sozialdemokrat, und die Musils. Ein weiteres Genie erblickte vor
Wieder einmal bin ich in Prag. Man schreibt die zweite Hälfte des Juni. Ich stehe eines Abends oben auf dem Hradschiner Platz. Und da erlebe ich einen jener Augenblicke, die man nur in Prag erleben kann, wenn man es sehr gut kennt. Es ist halb acht Uhr. Auf dem Platz befindet sich kein Mensch außer den zwei regungslosen Wachtposten vor dem Portal zur Burg. Ein ganz leiser Regen hat eingesetzt. Ein Frühlingsregen. Denn in Prag hat eben erst der Frühling begonnen. In diesem Land reift alles spät, die Natur und auch die Menschen. In Wien ist der Flieder längst verblüht und ebenso die
Bei einer der letzten Sendungen „Wer sind unsere Nachbarn?“, die Österreich gewidmet war. frug Kulenkampff die Schweizer Teilnehmerin, wann die Spanische Hofreit-schule in Wien gegründet worden sei. Sie sagte: 1572. Worauf Kulenkampff erwiderte, dies sei falsch. Die Spanische Hofreitschule in Wien sei 1729 entstanden. Im Laufe der Sendung wurde Kulenkampff darauf aufmerksam gemacht, daß wohl das Gebäude 1729 errichtet worden sei, die Reitschule aber tatsächlich 1572 gegründet worden ist. Aber Kulenkampf blieb bei seiner Behauptung.„Kuli“ irrte sich wirklich. Die Spanische
Das Druckereigewerbe der ganzen Welt ist heute in einer Umfunktionierung begriffen. Die Löhne dieser Spitzenbranche klettern ununterbrochen in die Höhe. Auch die Preise des Papiers, von dem ja jede Druckerei abhängig ist, steigen ständig. Die Nebenkosten, wie Strom, Wasser, Porto usw., klettern dauernd: Begreiflich, daß diese Branche ständig auf der Suche nach Rationalisierungen ist. Rationalisierung in dieser Branche bedeutet vor allem immer wieder: Anschaffung neuester Maschinen, die schneller und besser arbeiten und weniger Bedienung benötigen. Eine weitere Zeiterscheinung hat zutiefst in das Leben der Druckereibranche eingegriffen: die internationale Krise auf dem Zeitungsmarkt. Auf welche Ursachen sie zurückgeht, ist bis heute noch nicht ganz geklärt. Nur eines ist sicher: daß diese Krise besteht. New York, eine Stadt mit mehr Einwohnern als die ganze Republik Österreich, besitzt nur noch drei Tageszeitungen. Auch München hat nur noch drei Tageszeitungen, Hamburg nur noch vier. Wien besaß im Jahr 1938, vor dem Anschluß, noch 16 Tageszeitungen. Heute sind es nur noch fünf. Davon sind drei schwer passiv und können nur durch Subventionen aufrechterhalten werden.
Dr. Franz Josef Mayer-Gunthof, Präsident der Vereinigung österreichischer Industrieller, tritt nun endgültig von dieser Position ab, um einem Jüngeren Platz zu machen. Mit seinem Scheiden ist nicht nur der Wechsel einer Person verbunden, wie er sich in solchen Positionen immer wieder ergibt — der Rücktritt des langjährigen Präsidenten bedeutet vielmehr: Abschied nehmen von einer österreichischen Institution. Denn eine solche war Franz Josef Mayer-Gunthof.Schon in das Leben trat er mit vielen bedeutungsvollen „Belastungen“: er wurde geboren in Wien, der Stadt des Charmes, der
Von Natur aus sind die Schweiz und Österreich Nachbarländer. Also wäre es nur natürlich, daß sich Schweizer und Österreicher gut kennen. Aber das Gegenteil ist der Fall. In Jedem der beiden Länder besteht eine große Ahnungslosigkeit über das andere. Die meisten Österreicher haben so gut wie keine Kenntnis von der Schweiz und ihren Problemen, selbst wenn sie die Schweiz schon besucht haben. Ebenso hat nur eine Minderheit von Schweizern eine echte Kenntnis von Österreich. Rund 80 Prozent aller Schweizer kennen kaum Wien, sondern bestenfalls Westösterreich.
1968 sagte Malraux vor einer Wahl, bei der es für oder gegen de Gaulle ging: „Frankreich muß sich entscheiden: für de Gaulle oder die Kommunisten.“ Der ehemalige Spanienkämpfer und Linssozialist Malraux hätte noch hinzufügen müssen: „Rußland hat sich bereits entschieden: für de Gaulle und gegen die Kommunisten.“ Die Nichteinmischung Rußlands in den damaligen französischen Wahlkampf war evident und so mußten denn die französischen Kommunisten die bittere Pille schlucken und als Verlierer aus dem Wahlkampf gehen. Die Entscheidung Rußlands war, so merkwürdig es klingt, vom