Wenn es darum geht, die Wurzeln und Ursachen des Phänomens Nationalsozialismus zu erforschen, begnügen wir uns allzugern mit einigen Schlagworten wie zum Beispiel „Irregeleitetes Kleinbürgertum“, „Arbeitslosigkeit“1, „Eingewurzelter Antisemitismus“ oder „Frieden von Versailles“. Doch wir wissen, daß der Nationalsozialismus auch für Personen attraktiv war, für die es die genannten Gründe nicht gab. Da hören wir meist zu forschen auf, vielleicht in der Annahme, daß es nicht zielführend sei, den Beweggründen für die Ausnahmefälle in einer Massenbewegung
Als- in den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts in Preßburg unter dem Schlachtruf „soziale Reform“ Fenster von Juden eingeworfen wurden, machte sich die Wiener Zeitung „Vaterland“ in ihrem Kommentar über die Feigheit der Juden lustig, die vor dem drohenden Gemetzel flüchteten.Als zu eben dieser Zeit der Rechtsanwalt Dr. Pattai als Führer der antisemitischen Bewegung für den Posten eines Abgeordneten der damaligen Wiener Vorstadt Mariahilf kandidierte, buhlte er in der Endphase des Wahlkampfes auch um die Gunst der jüdischen Wähler, indem er sie in einer Wahlrede aufmerksam