Die „ewige Freunschaft“ zwischen der Tschechoslowakei und der Sowjetunion dauerte von 1948, als die Kommunisten in der CSSR an die Macht kamen, bis August 1968, als fünf Armeen des Warschauer Paktes nach Prag einmarschiert waren, um die Prager Reformbewegung zu erwürgen und die von der politischen Entwicklung in der CSSR auf nur zwanzig Jahre befristete „Ewigkeit“ ein wenig zu verlängern.Seit dem Scheitern des Prager Frühlings wird die Parole von der„ewigen Freundschaft“ zwischen Prag und Moskau vom Volk ironisch formuliert: „Schon wieder einmal auf ewige Zeiten mit der
Das Manifest der Charta 77 und ihre Unterzeichner, die Chartisten, stehen sowohl in der CSSR als auch in der tschechischen Exilpresse seit einigen Jahren im Kreuzfeuer ungerechter Kritik: Man wirft der jjharta 77 vor, sie werde vor allem von ehemaligen Reformkommunisten getragen und bleibe deswegen vom Volk isoliert.Beide Argumente der Kritiker, vorwiegend selbst Angehörige der geistigen Opposition in der CSSR, stimmen zwar; allerdings wie fast immer in solchen Fällen nicht zur Gänze und nicht im Wesentlichen. Unter den ersten etwa 250 Unterzeichnern der Charta 77 findet man tatsächlich
Mit unserer westlichen Kultur als Versöhnungsangebot oder Friedenspolitik bekommen wir im sozialistischen Osten nur Ärger...Kultur ist im marxistisch-leninistischen Sinn in einem sozialistischen Land eine Magd im Dienst der Ideologie, ja sogar des Klassenkampfes. Kultur ist nur das, was die Kommunistische Partei im gegebenen Zeitraum für Kultur zu halten bereit ist. Sie muß stets das sozialistische Bewußtsein des Bürgers fördern und festigen, sie muß ihm permanent optimistische Perspektiven in den stets düsteren Alltag zeichnen.Die Kunst und die Künstler, die aus dem sozialistischen
Am 21. August 1968, vor 15 Jahren, walzten Panzer aus fünf Warschauer- Pakt- Staaten den „Prager Frühling“ nieder. Warum der Versuch, einen „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ zu errichten, scheitern mußte, untersucht hier der Publizist Ota Filip. Die Auswirkungen der Krise auf unser Land schildert Georg Prader, damals österreichischer Verteidigungsminister.
Die Rolle der Kunst bei der Uberwindung von nationalen Voreingenommenheiten war das Thema der „Profile 81", eines internationalen Symposions am 10. und 11. 9. in St. Veit an der Glan. Genauso gut hätte man über die Kunst als ein Mittel zur Uberwindung von ideologischen Gegensätzen sprechen können. So weit wollte man aber in St. Veit nicht gehen.Eine Kunst ohne Voreingenommenheit gibt es nicht — Prof. A. Natew aus Bulgarien sagte es deutlich. Er sieht die Kunst, vor allem die Literatur, als ein Mittel im Kampf für Freiheit. An diesem Wort schieden sich freilich die Geister.Peter
„Strukturen inn Umbruch" lautete das heurige Jahresthema in Alpbach. Kenner der Situation hinter dem Eisernen Vorhang räumten mit Vorurteilen des Westens auf. Wir zitieren aus ihren Vorträgen.
Das Europäische Forum Alpbach widmete sich heuer dem Thema „Konsequenzen des Fortschritts". Dabei kam auch der jetzt in München lebende tschechische Schriftsteller Ota Filip zu Wort, dessen A ussagen wesentlich in seinen Erfahrungen mit dem östlichen und westlichen Gesellschaftssystem wurzelten. Die FURCHE bringt einen A uszug aus diesem Referat.
Noch vor vierzehn Tagen bereitete sich Josef Novak, ein Traktorist und Mechaniker aus dem südmährischen Dorf Nemanice, auf die Fußballsaison vor. Josef war nicht nur Mittelstürmer der Kolchosmannschaft „Produktivität und Fortschritt”, sondern auch der Trainer, Coach und Vorsitzende des Klubs, der in die dritte Klasse der Bezirksmeisterschaft der Kolchosfußballklubs aufgestiegen war.Im Januar dieses Jahres geschah jedoch etwas, was das sonst ruhige Leben des Traktoristen und örtlichen Fußballexperten in Nemanice entgleisen ließ: Josef Novak verfaßte eine Resolution gegen den
Brisant ist das Thema des Attentats auf Reinhard Heydrich in Prag 1942 bis heute geblieben. Paradox an den zeitgenössischen Urteilen über das Prager Attentat ist die Tatsache, daß die marxistische Geschichtsschreibung in Prag mit den kritischen tschechischen Autoren der Gegenwart übereinstimmt: Das Attentat auf Reinhard Heydrich war eine Verzweiflungstat der damaligen CSR-Exilregierung in London, und die Verantwortung für die nachfolgende Terrorwelle im sogenannten „Protektorat Böhmen und Mähren“ trägt auch Dr. Eduard Benes mit.Die ÖSR-Exilregierung war in London in einer,
Jahrzente lang lebte Cyril Dusa, Jan Trefulkas Romanheld, als ein äußerst vernünftiger Mensch. In einem südmährischen Winzerdorf war er Leiter einer staatlichen Traktorenbrigade, Kaninchenzüchter, Säufer und ein ziemlich geduldiger Ehemann. Als Dusa mit sechzig aus dem Hospital entlassen wird, unheilbar wie er glaubt, will er unbedingt alles bisher im Leben Versäumte nachholen. Die Eva, ein nicht allzu junges Mädchen, welches in keinem Leben schon so manches hinter sich gebracht hat, läuft Cyril Dusa über den Weg, und er verliebt sich in sie. Er weiß, daß Evas „Liebe“ zu ihm
Unlängst sah ich im Fernsehen ein erschütterndes Büd: Vietnamesische Flüchtlinge versuchten auf brüchigen, schrottreifen Schiffen ein rettendes Ufer zu erreichen, irgendein Ufer, festes und sicheres Land ... Das 20. Jahrhundert ist leider ein Jahrhundert der Kriege und der Flüchtlinge, der Vertriebenen und der Exulanten. Noch nie zuvor haben so viele Millionen von Menschen einen überzeugenden Grund dafür gehabt, ihre Heimat zu verlassen und irgendwo eine neue zu suchen. Nach der russischen Revolution 1917 setzte sich der erste große Flüchtlingsstrom in Bewegung. Im Zweiten Weltkrieg
Das Verzeichnis der „Sünden“ und „Verbrechen“, die ein echter Marxist und Kommunist in den Staaten des „realen Sozialismus“ begehen kann, ist nicht so groß, wie man im Westen glaubt. Den Parteipropagandisten ist es vor allem in Prag seit 1968 gelungen das „Sünden- und Verbrechenregister“ auf einige Begriffe zu reduzieren, deren Inhalte unklar und leicht verwechselbar sind, jedoch ganz klar und deutlich auch für das einfachste Parteimitglied oder für jeden „Werktätigen“ den Raum seiner politischen und geistigen Aktivitäten einschränken.Begriffe wie etwa
Ein Prager Verlag, der sonst immer auf der „richtigen Parteilinie“ liegt, hat James Joyces „Ulysses“ in einer neu bearbeiteten Ubersetzung herausgegeben. Joyce in Prag zu druk-ken ist schon eine wahre Heldentat, denn dieser Autor gilt da seit 1948 als der dekadente Zerstörer der literarischen Formen, der Sprache und der Gedanken.Aber man wollte sich wohl in Prag jetzt ein wenig liberal zeigen; James Joyce ist seit 1941 tot, hat sich also zum realen Sozialismus nicht äußern können, was man dem großen Erzähler als einen Pluspunkt anerkannte. Sein „Ulysses“ kam also in die
Autoreh, die aus Prag stammen, haben es im Leben nicht leicht. Sie sind, und diese Tatsache habe ich versucht (ohne Erfolg) zu klären, immer durch diese Stadt gekennzeichnet. Und da dieses Omen scheinbar leicht zu erkennen ist, und zwar nicht nur in ihrem Werk, sondern auch in ihren meistens sehr bunten Schicksalen und Lebenswegen, fällt jedem westlichen Betrachter, Leser und Kritiker sofort der Name Franz Kafka ein, der nie ohne in Prag zu leben ein Franz Kafka geworden wäre.Martin Gregor-Dellin hat im Nachwort zu Jan Lustigs achtundzwanzig Erzählungen das „Brandzeichen“ Franz Kafkas