Vor 30 Jahren analysierte Eugen Drewermann im Buch "Kleriker" den
"geweihten" Stand in der katholischen Kirche. Ob der Missbrauchskrise
haben sich seine Diagnosen weiter verschärft. Klerus kommt aus dem
Griechischen und heißt "Scherbe", die im Neuen Testament (Apg 1,17)
als Los für die Wahl des Apostels Matthias diente: ein passendes Bild
auch für die Zukunft? Redaktion: Otto Friedrich, Doris Helmberger
Mit seinem Demokratie-Umbau folgen in Ungarn Viktor Orbán und seine Regierung einer Agenda der Neuen Rechten. Die Mehrheit der Kirchen stützt diesen Kurs. Aber auch Widerstand regt sich.
Auf Kritik stieß der letztwöchige Leitartikel dieser Zeitung. Die
FURCHE dokumentiert den diesbezüglichen Blog-Beitrag Paul M.
Zulehners - und stellt sich der Diskussion.
Der Umgang mit der Flüchtlingskrise wird zur Nagelprobe - gerade für
die Kirchen. Aber - wie die Europäische Union - schaffen es auch
Europas katholische Bischöfe und ihre Dachorganisation CCEE nicht,
mit einer Stimme zu sprechen. Das ist höchst alarmierend.
Die Online-Umfrage des Zukunftsforums ist nicht repräsentativ. Das kann eine offene Online-Umfrage nie sein. Auch die neun diözesanen Erhebungen zum vatikanischen Fragenbogen zu Ehe und Familie sind es nicht.Repräsentativ ist eine Umfrage nur, wenn jede Person im Land die vom Zufall bestimmt gleiche Chance hat, vorzukommen. So stützen sich viele Tages-Umfragen auf 500 exakt ausgewählte Personen. In meinen wissenschaftlichen Großstudien waren es zumeist 1000 bis 2000 Befragte. Um die Chance eines jedes Einzelnen sicherzustellen, wird ein Sample, eine Stichprobe gezogen. So kann ich
Die wahren religiösen Hintergründe des derzeitigen Weltkonflikts liegen im Nebel - und werden jedenfalls nicht diskutiert.Hundert Seiten Berichterstattung im "profil", stundenlange Fernsehberichte: Die Thematisierung der Macht der Religion im Konflikt der USA mit der Welt des Islam und seinen fundamentalistischen Auswüchsen bleibt in vielen Medien an der Oberfläche. Zwischen den Zeilen vieler Medien lesen wir: Es gibt zwar einzelne kluge und sogar nette Muslime, aber sonst ist der Islam eine "archaische Religion" (Reinhard Tramontana im "profil"), die an allem schuld ist und die Menschen
Eine groß angelegte Studie über Priestersein in Europa brachte
überraschende Ergebnisse: Die befragten Priester sind grundzufrieden
und haben viel weniger Probleme mit dem Zölibat, als manche
Beobachter des Kirchengeschehens annehmen.
Wir hatten gehofft", daß nach dem Ende der kommunistischen Religions- und Kirchenvernichtungspolitik wieder gute Zeiten für die Seelsorge kommen. Es wird aber immer deutlicher, daß die kommunistische Verfolgung schwere Schäden in der religiösen Kultur der betroffenen Länder hinterlassen hat. Nach einer neuen Studie des Pastoralen Forums Wien (Tomka Miklos u. a.: Religion in den Reformländern Ost(Mittel)Europas, Schwaben Verlag, 1999) mit dem Titel AUFBRUCH gibt es in Europa erstmals zwei atheistische Kulturen: Ostdeutschland und Tschechien. Hier war der Kommunismus besonders
Westeuropa ist das Katastrophengebiet der christlichen Kirchen. Tatsächlich weisen viele religionssoziologische Indikatoren in diese Richtung: die Glaubenssubstanz verdunstet, viele - auch wenn sie (noch) religiös sind - ziehen sich aus dem kirchlichen Leben zurück. Die Zahl der regelmäßigen Kirchgänger sinkt, wobei nach Ausweis langjähriger Forschung gerade der Kirchgang jenes Merkmal ist, das auf die Stärke der Bindung einer Person an das Evangelium schließen läßt. Rückläufig ist die Zahl der Priester. Viele christliche Gemeinden erleben keinen Priester mehr in "Ruf- und
Die Jugend in Österreich hat keine Lobby. Noch nicht, wenn es nach dem Willen der am letzten Nationalfeiertag in Salzburg versammelten Kirchenjugend geht. Erster Schritt: Sammlung. Die an vielen kirchlichen Orten vorhandenen kleinen Rinnsale sollen in einem starken Strom einmünden: voran die Katholische Jugend Österreichs mit ihrer dynamischen Leitung, Jugendoasen von Orden, andere Initiativen wie die Weizer Pfingstvision. Diese Sammlungsbewegung fordert die Jugend in den neueren geistlichen Bewegungen: die Focolarbewegung hat die Zeichen der Zeit verstanden, andere Bewegungen bisher noch
Die evangelische Kirche helvetischen Bekenntnisses hat sich soeben entschieden, gleichgeschlechtlich Liebende in ihren Kirchen durch ihre Amtsträgerinnen und Amtsträger zu segnen. Die christlichen Kirchen segnen Banken, Waffenträger, Autos. Umso mehr Liebende. Das lateinische Wort für segnen - benedicere - drückt es aus: Die helvetische Kirche heißt gut, was gleichgeschlechtlich Liebende sind und tun.Was in der evangelischen Kirche damit eingeleitet wird, wäre in der katholischen nicht so einfach. Das hat gar nicht mit der hier übergangenen moralanthropologischen Frage zu tun, wie
Es ist klar, daß keine Maßnahmen die Einwanderungsbewegung wirkungsvoll stoppen werden. Dies könnte zu einer deutlichen Verschärfung des defensiven Rassismus in den Zielländern führen und bei allgemeinen Wahlen rechtsgerichteten Diktatoren zur Macht verhelfen. Dazu darf es nicht kommen. Deshalb kommt es nicht nur darauf an, die Entwicklungshilfe für die armen Länder zu erhöhen; ebenso wichtig ist es, die Bevölkerung der reichen Länder darauf vorzubereiten, diese Tatsache zu akzeptieren."Die Wissenschafter Schneider und King haben in ihrem Bericht an den Club of Rome 1991 diese
In der gegenwärtigen Entwicklung von Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur geraten die weniger ausgebildeten Menschen in einen "Verlierersog". Sie erleben sich als Modernisierungsverlierer. Wie einer aus dem Wiener Schöpfwerk vor laufender Kamera gesagt hat: Noch gehöre ich zu denen in der Mitte, aber morgen werde ich mit wenigen aufsteigen oder mit vielen absteigen. Eben diese Personen haben bei der letzten Wahl die FPÖ gewählt.Menschen mit weniger Bildung (also FPÖ- und SPÖ-Wählende) sind zugleich jene, die sich von Fremden mehr bedroht fühlen als Leute mit mehr Bildung (bei den
Für viele wird der 3. Oktober ein riesiger Spaß werden. Eine Spaßwahl. Allein deshalb werden Sie auf das Siegerpferd setzen, nicht die abgerackerten Regierungsgäule, auch nicht die Lipizzaner, auf denen Frauen so gern reiten, sondern den ausgeruhten braunen Pinzgauer, das Pferd der kleinen Leute, der Braven, der Tüchtigen.Wer will denn auch schon verlieren. 9:0 gegen Spanien, 5:0 gegen Israel. Ein Sieg muß her. Daher wählt man in der politischen Champions-League nicht jene, die nicht weiter oder nur auf den undankbaren dritten Platz kommen. Man setzt auf Aufsteiger. Wechselt vom
Konsumentenfreundlicher als bisher sollen die Geschäfte die Pforten öffnen für den Sonntagseinkaufsspaß für jene, die lebenstraurig geworden sind. Arbeitsleben-Tristesse. Kaufhäuser als neureligiöse Spaßtempel. Frei nach Qualtinger: Wann i traurig bin, geh ich shopping. Nicht wenige im Land finden ihr Opium im Kaufen, gegen die Verlangweilung und Verseichtung ihres Lebens, blind für dessen Farben. Im Grauschleier versunken alles. Zudem spielt sich ein Vernichtungskampf ab. Die begrenzten Kaufreserven werden zu den Größeren umverteilt. Die Kleinen gehen unter.Der Preis ist hoch.
In Ahaus fand im vergangenen Oktober ein ehrendes Symposium statt, um einen der größten lebenden Theologen des deutschen Sprachraums zu ehren: Johann Baptist Metz. Die Reden und Diskussion sind soeben im Grünewaldverlag Mainz erschienen und werden allein wegen ihres Themas "Ende der Zeit? Die Provokation der Rede von Gott" unter den nachdenklichen Zeitgenossen eine breite Leserschaft finden. Die Dokumentation zeigt auch, daß Theologie nicht out sondern in ist, und daß sie schon gar nicht langweilig ist.Im Tagungsbericht finden sich freilich seltsam anmutende Aussagen. So im Vorwort:
Er ist der Letzte auf der alten Liste, angefertigt vom herausragenden Nuntius Ceccini, Vorgänger des nunmehr so erfolgreich regierenden. Mitgewirkt haben an dieser List(e) viele: die Glaubenshüter am rechten Kirchenflügel, besorgte ÖVP-Funktionäre, die darob betrübt waren, daß Kreisky König über den Tisch gezogen, beigemengt viel blaues Blut: Adel wollte angemessene Kirchenverhältnisse.Die sorgfältig geplante Kirchensanierung lief erfolgreich. Wie bei einem Dominospiel fügte sich Stein an Stein. Zunächst eine Verhinderung: Wagner bekam nicht Linz, sondern eine Aufgabe in Rom.
Der Vatikan hat das Arbeitsdokument zur Europasynode vom 1. bis 23. Oktober 1999 veröffentlicht. Gleich einleitend wird es für wünschenswert erachtet, "daß die Bischöfe Europas es auch in ihren Teilkirchen für weitere Anstöße und für die Teilnahme aller Gläubigen am Synodenverlauf nutzen möchten".Es ist die zweite Europasynode nach der Wende. Fiel die erste in die Zeit der Wendeeuphorie, findet die zweite in beträchtlicher Ernüchterung statt. Die sozioökonomische Entwicklung der nachkommunistischen Reformländer kommt nur schwer voran. Der durch die neue Freiheit erhoffte
Eine Studie meines Ludwig-Boltzmann-Instituts für Werteforschung hat die Solidarbereitschaft der "Wählervölker" untersucht. Ihrer Meinung wurden die Positionen der Hauptredner der Parteien gegenübergestellt.So hat das ÖVP-nahe Wählervolk eine höhere Solidarbereitschaft als in der Politik der ÖVP insbesondere hinsichtlich Ausländer oder Entwicklungszusammenarbeit eingelöst wird. Zumal christliche ÖVP-Sympathisierende wandern daher zu den Grünen ab, deren Solidarrhetorik die Mitglieder nicht enttäuscht: was einer kleinen Oppositionspartei gewiß leichter fällt als einer
Meine letzte Glosse "Kinder brauchen Väter" fand Resonanz, nicht nur zustimmende. 1800 Zeichen sind ein enges Korsett. So folgt der Glosse zweiter Teil gegen fatale Mißverständnisse.Daß Kinder Väter brauchen, ihre wirklichen, biologischen, ist unbestritten. Zur Biologie kommen aber eine Menge Eigenschaften dazu. "Denn Kinder brauchen keine Männer, die Frauen und Kinder schlagen, sich nur über ihren Beruf definieren und Karriere machen wollen und Heim und Kind als Frauensache und läppisches Getue betrachten. Solche Väter brauchen Kinder nicht. Leider sind Therapien und andere soziale
Als Frühgeburt kommt ein Menschenkind zur Welt. Also braucht es nach der Geburt neuerlich eine Art Mutterschoß: den familialen Lebensraum und darin zunächst die Anfangssymbiose mit einer Mütterlichen. Anders überlebt kein Mensch. Damit dann aber die Entwicklung weitergeht, muß diese Symbiose geöffnet werden. Dies geschieht, indem jener Dritte dazukommt, den wir in unserer Kultur "Vater" nennen.Nun wachsen Kinder heute immer häufiger in "Madonnenszenen" auf: Mutter mit Kind (so Brigitte und Peter L. Berger). Das noch dazu in abgesonderten "Familienschließfächern". Die Väter fehlen.
Diesen Monat haben die reichsten Industriestaaten der Welt den ärmsten Ländern 40 Prozent ihrer Schulden erlassen. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung. Er ist Ausdruck wachsender Weltsolidarität. Und solche wird in den kommenden Jahren dringend benötigt. Die Globalisierung freier Finanzmärkte und damit der Wirtschaft allein ist langfristig bedrohlich, wenn es nicht zugleich zu einer Globalisierung der Solidarität kommt.Aber Schuldenerlaß ist mehr als solidarisches Handeln. Er entspringt wohlverstandenem Selbstinteresse. Arme Länder in aussichtsloser Hoffnungslosigkeit
Vor unserem Beitritt zur EU hat man uns eingehämmert, es sei für uns von Vorteil, dazuzugehören. Wir könnten den Gang der Geschichte von innen mitgestalten. Auch würden wir von den Vorteilen eines riesigen Binnenmarktes profitieren. Die ärmeren Regionen erhofften sich zu Recht Förderung aus dem EU-Topf. Man frage die Burgenländer. Europa ist somit vom Ansatz her nicht nur Wirtschaftsgemeinschaft, sondern auch Sozialgemeinschaft und wird die mit Sicherheit noch mehr werden. Denn nur so ist Europa auf dem Weg zu einer Friedensgemeinschaft. Nur Gerechtigkeit schafft dauerhaften Frieden,
Kirchenfrauen wünschen den Zugang zum Diakonat. Sie finden Unterstützung von Diözesanforen, Frauenorganisationen, Kirchenvolks-Begehren, aber auch TheologInnen. Im Vordergrund steht zunächst die Frage nach der Macht des Ordo, nicht der Dienst des Diakonats. Gekämpft wird (zu Recht) nicht für die Ordination, sondern gegen die Subordination von Frauen. Das Diakonat wäre ein erster Erfolg. Langfristig wolle aber frau nicht das (weil unausgereifte) Diakonat, sondern über dieses das Priesterinnenamt mit der Option auf Bischöfin und Päpstin.Immer mehr befürchten durch einen solchen
Seine Großmutter, so schrieb er mir, sei unter großen Ängsten gestorben. Auf sie warte jetzt das Fegfeuer. Denn vieles sei in ihrem Leben mißglückt, viele Rechnungen seien offen geblieben! Zuvor hatte ich in einem Vortrag gesagt, die alte Lehre vom Fegfeuer sei eine erlösende Hoffnungsnachricht gerade für jene, die als Fragment in den Tod gehen: Im Feuer der Liebe Gottes, in die wir im Tod hineinfallen, würde ausgeheilt, was schuldhaft verformt oder nur halb gewachsen ist (1 Kor 3,15). Es ist schade, daß viele der guten Nachrichten des Evangeliums verdrohlicht worden sind. Weiteres
Es steht schlecht um die Menschlichkeit. Ein Volk wird vertrieben: Frauen, Alte, Kinder. Es wird ihnen ihre Lebenszukunft gestohlen. Serbische Männer morden kosovarische Brüder und umgekehrt. Serbische Männer vergewaltigen kosovarische Frauen. Um diese grausamen Unmenschlichkeiten zu stoppen, dreht sich die Spirale der todbringenden Gewalt weiter. Bomben fallen, auch auf Schuldlose. Die Lebensgrundlagen des serbischen Volkes werden auf Jahrzehnte hinaus vernichtet. Ein dämonischer Kreislauf der Gewalt ist in Gang gekommen, und niemand weiß heute, wie er zu unterbrechen ist. Verlierer
Kaum eine Institution sägt derzeit so gekonnt am eigenen Ast wie die katholische Kirche. Lustvoll wird eine Negativeigenwerbung betrieben: Die Kirche wird öffentlich kritisiert als illiberal, frauenfeindlich, sexualneurotisch, undemokratisch, vormodern. Man könne sie also nur noch ablehnen. Die Aufrufe, nicht auszutreten, sondern aufzutreten, sind platonischer Natur.Viele betreiben dieses Spiel: Es gehe ihnen nur noch um das Kommen des Reiches Gottes. Die reale Kirche behindere dieses Kommen. Jede Sorge dafür, daß es morgen auch noch Christen gebe, sei nichts anderes als
Es gibt viele Arten, den Dialog für Österreich umzubringen. Der eine oder andere Bischof kann sich querlegen. Er kann so verseichtet werden, daß er substantiell nichts mehr bringt. Man kann ihn auch totreden. Damit er gelingen kann, braucht es aber kein Mißmachen, sondern positive Energie, Aufbruchstimmung.Eine solche ist zu spüren. Beispiel: Dialogarbeitsgruppe Jugend rund um Diözesanbischof Paul Iby. Schon am 7. Jänner hat sich diese Gruppe in Salzburg getroffen. Vertreten waren Personen, um die herum Aufbrüche geschehen, in Melk, in Weiz, Ordensleute, die Leitung der Katholischen
Wenn ein Mann und eine Frau sich an der Zeugung eines Kindes beteiligen, erwächst ihnen daraus eine unabgebbare sittliche Verantwortung für dieses Kind. Diese Verantwortung enthält Pflichten und Rechte: Erziehung, Pflege, Finanzen. Obsorge ist der gesetzliche Ausdruck für diese Verantwortung. Sie wird vom Staat rechtlich geordnet, nicht verliehen. Es gibt Staaten (so England), die gemeinsame Obsorge als Normalfall annehmen.Eltern können durch Verletzung der Obsorgepflicht das Obsorgerecht "verspielen" (Bert Hellinger). Für diesen unerwünschten Fall des Mißbrauchs durch einen oder beide
Die 68er, so Kardinal Schönborn dieser Tage in Frankfurt, gingen zu Ende. Die nachwachsende Generation sei eine andere. Sie brauche für sich und fordere daher von der Kirche felsenfeste Sicherheit.Dann eine riskante Verknüpfung: Der Dialog für Österreich hole die 68er zu einem Zeitpunkt in die katholische Kirche, an dem die Kultur sich davon wiederum abzusetzen beginne. Der Dialog ein weiterer Beweis für die kulturelle Verspätung der Kirche? Die Konsequenz ist dem Kardinal klar: Der Dialog ist am Ende. Es habe keinen Sinn, ihn fortzusetzen, sondern er müsse für tot erklärt werden.
Norbert Greinacher, Pastoraltheologe, klagt, er habe 39 Resolutionen zur Kirchenreform unterzeichnet. Keine habe etwas verändert. Als Grund nennt er die Dialogunfähigkeit der Bischöfe. Er hätte statt dessen nach der fünften Unterschrift folgern können, daß Resolutionen nichts bewirken.Wie ändert sich die Kirche dann? Die Diözese Passau hat dazu einen originellen Weg eingeschlagen. Ein synodaler Vorgang wird inszeniert. Das Zwischenziel ist ein Leitbild für die Diözese: wofür steht heute die Kirche von Passau? Das Leitbild führt dann zur Kirchenentwicklung durch überprüfbare
Ein Mann aus Graz wurde in seiner Familie gewalttätig. Nach einem seit 1997 geltenden Gesetz wurde er von der Polizei "weggewiesen". Er mußte seine Wohnung verlassen, die Schlüssel abgeben. Nach wenigen Tagen kehrte er zurück, und als der Ziehsohn das Haus verläßt, läuft er Amok und schießt auf alle, die ihm in den Weg kommen und verletzt sie schwer.So lautet das Gewaltschutzgesetz: Ist der Konflikt durch die Ordnungskräfte nicht zu schlichten, steht der oder die "Weggewiesene" für wenigstens sieben Tage auf der Straße. Über eingeholten Gerichtsbescheid ist eine Wegweisung auf drei
Eine Abtreibungsdebatte ist aufgeflammt. Das Niveau ist unerträglich flach. Klärungen sind angebracht.Keine Abtreibung ist wünschenswert. Das gilt für die sittliche Position beider christlichen Kirchen ebenso wie für den österreichischen Gesetzgeber und seine Fristenlösung. Dieses Gesetz "erlaubt" nicht Abtreibungen, sondern beseitigt lediglich die Strafen vorab für die Frauen in Not.Die Beseitigung von nutzloser Strafe für eine Abtreibung wurde im Gesetz zur Fristenlösung verbunden mit flankierenden Maßnahmen; diese sollten den Frauen, die in eine unerwünschte Notschwangerschaft
Gerade jene Religionen, die gemeinsam an einen Gott glauben, neigen zu Haß und Intoleranz." Wie ein roter Faden durchzog diese Aussage die Wiesenthalkonferenz Ende 1998 "Über die Quellen des Hasses". Auch das Christentum hat eine blutige Spur des Hasses hinterlassen: gegen Häretiker (Albingenser), gegen Juden (Auschwitz), gegen Andersgläubige (Religionskriege). Ist also Haß - als Rückseite der Liebe - nicht nur eine Möglichkeit des Menschen, sondern eine Möglichkeit, die zumal der Religion innewohnt?Über Jahrhunderte war im Christentum unbestritten, daß nur die Wahrheit, nicht aber
Die letzten Jahre waren keine gute Zeit für Österreichs Katholiken:
Dennoch birgt gerade das biblische Auferstehungsbild Hoffnung und
Kraft für eine Neuschaffung der Kirche.
Österreich hat mit dem Kirchenvolks-Begehren ein neues Exportprodukt. Schon laufen ähnliche Aktionen in der Schweiz, in Deutschland und in den Niederlanden an.
Gibt es aus der Sicht Roms heute in der Kirche nicht Friedenszeiten, sondern Notzeiten? Erklärt das den gegenwärtigen Kirchenkurs, aber auch den im neuen Bühlmann-Buch artikulierten Widerstand dagegen?
Anlaß für die folgenden zehn Anmerkungen sind die akuten Konflikte in St. Pölten und Salzburg. Gemeinsam ist ihnen eine tiefe Krise kirchlicher Autorität.
Auf Wunsch des Pastoralrates in der Erzdiözese Wien ist die PGR-Ord-nung überarbeitet worden. Diese alte Ordnung war im Zuge der Reformen des II. Vatikanischen Konzils entstanden. Zwei Ziele sind für diese Bearbeitung vorgebracht worden: Die Angleichung an das erneuerte Kirchenrecht von 1983 sowie sprachliche Verschönerung. Einige Reformer erhofften sich insgeheim, mit der neuen Ordnung eine Art Musterordnung für ganz Osterreich zu schaffen.Mit 15. November 1991 nun ist die neue Ordnung in Kraft gesetzt worden. Die ersten Exemplare kamen frisch aus der Druckerei in die gerade tagende
Für das Wiener Diözesanfo-
rum formulierte Paul Zuleh-
ner unlängst - ausgehend
vom Philipperhymnus (Phil
2,5-11) - viele Fragen, die
weit über Wien hinaus Ak-
tualität haben.
Im 18. Kapitel der Genesis wird berichtet, daß Gott dem Abraham bei den Eichen von Mamre in der Mittagshitze erscheint. Während Abraham seine Gäste stärkt, ist Sara am Zelteingang. Nach dem Mahl fragt der Herr nach Sara, denn er hat für sie eine Verheißung: „In einem Jahr komme ich wieder zu dir, dann wird deine Frau Sara einen Sohn haben. Sara hörte am Zelteingang hinter seinem Rücken zu. Abraham und Sara waren schon alt; sie waren in die Jahre gekommen. Sara erging es längst nicht mehr, wie es Frauen zu ergehen pflegt. Sara lachte daher still in sich hinein und dachte: Ich bin
Die Rollen der Geschlechter in unserer Gesellschaft sind beschädigt. Diese Tatsache spiegelt auch die Situation der Kirche - einer „Männerkirche“ - deutlich wider.
Ich gehe davon aus, daß es sich zumal jene Menschen mit einer Scheidung und Wiederheirat nicht leichtmachen, die am Leben der Kirche teilnehmen. Ich unterstelle auch, daß gründlich geklärt worden ist, ob eine Ehe wirklich zustande gekommen und eine Nichtigkeitserklärung nicht in Aussicht ist. Auch weiß ich von vielen Betroffenen, daß sie selbst unter ihrer Schuld leiden, daß aber ebenso auch viel Tragik im Spiel ist. Schließlich halte ich, gestützt auf die Bibel, daran fest, daß aus dem Blickwinkel Gottes die Ehe dazu da ist, um den Menschen einen guten Lebensort zu geben, auf dem
Wirtschaftliche Sachzwän-ge bewegen die Manager-nur selten sind es ethische Motive: Eine umfassende Befragung zeigt auf, wodurch Führungskräfte motiviert werden.
Hat uns die Kirche auf den Philippinen ein „leuchtendes Zeugnis“ gegeben? Daß darüber in Mitteleuropa heiß diskutiert wurde, zeigt hier das Vorwort eines ganz neuen Buches.
Hat das jüdische Volk recht, wenn es noch immer auf den Messias wartet? Woran wird heute erkennbar, daß Gottes Wort Fleisch, daß unser Gott Mensch geworden ist?
Lassen sich die Aufgaben von Laien und Klerikern fein säuberlich trennen? Das Vorbereitungspapier für die nächste Bischofssynode („Lineamenta”) wird heiß diskutiert.
Paul M. Zulehner faßt im folgenden Beitrag sein vor kurzem in Wien gehaltenes, vielfach mißverstandenes Referat über das Problem der „Fernstehenden“ zusammen.
Die Bischöfe Österreichs überreichten Papst Paul VI. während ihres ad-limina-Besuchs im September den Fünfjahresbericht über die Lage der Kirche in Österreich, der auf Grund der Arbeiten der Österreich-Synode verfaßt worden war. Die FURCHE bat eine Reihe von Fachleuten, die an der Erarbeitung mitgewirkt, haben, die einzelnen Teile zu kommentieren.
Die namhaftesten Religionssoziologen, wie P. L. Berger oder T. Luckmann, aber auch J. Matthes oder T. Trendtor ff, betonen, daß kirchliches Engagement — eine schwache Übersetzung für den besseren englischen Ausdruck „religious commitment“ — nicht gleichgesetzt werden darf mit persönlich verankerter, auf die individuelle Lebensnot und die Sinnfragen des Menschen gerichtete „Religiosität“. Dabei muß hier betont werden, daß diese Religionssoziologen auch den Streit der Theologen vom „religionslosen Christentum“ nicht mitmachen, weil für diese auch ein Christentum in der Ausgabe eines Bonnhöfer, eines H. Cox und selbst einer D. Solle fraglos unter ihre Definition der Religion fallen. Ebensowenig Gefallen findet bei ihnen auch die Gleichsetzung zwischen der „Religion“ der Theologen und jener der „Massen“. Etwas vereinfacht heißt das, daß eine „Gott-ist-tot“-Theologie einer Handvoll Intellektueller für sie noch kein gültiger Gradmesser dafür ist, was in einer Bevölkerung an „Religion“, Gottesglauben und Sinngebungsversuchen vorhanden und gelebt ist.
Nur noch von wenigen wird heute angezweifelt, daß der vielgestaltige „Modernismus“ viele Fragen scharf gesehen und nicht wenige Lösungsversuche vorangetrieben hat. Die Aufgabe des Antimodernisteneides war ein deutlicher Ausdruck dafür. Es ist dem Verfasser des Buches „Aufbruch und Mißverständnis“. Oskar Schroeder, zu danken, die Geschichte des Modernismus und seiner milden Abart, des Reformkatholizismus, an Hand vieler nur wenig bekannter Dokumente so darzustellen, daß die Lektüre dieses fast 600 Seiten dicken Werkes kaum ermüdet.
Kirche ist immer Kirche unserer Zeit und steht deshalb in der Landschaft unserer Gesellschaft. Deshalb wird sie sich in das Gelände unserer Gesellschaft einfügen müssen. Es wäre aber falsch, würde man einzig die Gesellschaft sehen, wenn man die gesellschaftliche Gestalt der Kirche neu durchdenkt. Für die Kirche als von Christus gegründetem Heilsinstitut gibt es auch theologische Größen, die für die konkrete Gestalt der Kirche maßgeblich sind. In der folgenden Kritik am Pastoralkonzept schränken wir uns auf den ersten Bereich ein, der für die Realisierung von Kirche in der Gegenwart berücksichtigt werden muß.
Es gehört zum Gesicht der nachkonziliaren Kirche, daß es in ihr einen „Demokratisierungsprozeß“ eigener Art gibt. Man hat heute in der Kirche die immer schon vorhandene, aber aus zeitbedingten Gründen oft sehr vernachlässigte Wahrheit neu entdeckt, daß sie nicht bloß von einem relativ stark in Abnahme begriffenen Klerus leben kann, sondern daß sie vor einer Unterscheidung von Klerus und Laienschaft das eine Volk Gottes ist, also, wenn man es einmal etwas gewagt und mißverständlich so sagen wollte, „Demokratie Gottes“ ist.Solche Wahrheiten sind allerdings auch heute noch in