Juli 1914: Seit der Ermordung des österreichischen Thronfolgers am 28. Juni wächst die Spannung in Europa. Der Sarajewo-Schock löst eine Kettenreaktion aus, und plötzlich steht der Kontinent in Flammen. Könnte ähnliches auch heute passieren? Und wo steht die Forschung über den Ersten Weltkrieg?
Das Licht des „dunklen Mittelalters" leuchtete hellgrün. Vom 6. bis ins 9. Jahrhundert, als das Abendland in einem Sumpf der Barbarei versank, trug die irische Kirche die Fackel der westlichen Zivilisation.Mitte des 5. Jahrhunderts zum Christentum bekehrt, entkamen die Iren den teutonischen Horden, die es beinahe fertiggebracht hätten, die lateinische Zivilisation zu vernichten. Als im späten 8. Jahrhundert die Wikinger mit der Ausplünderung der grünen Insel begannen, war der Kontinent Nutznießer einer zweiten Welle von irischen Emigranten.Verschiedene .Faktoren erklären die
Vorige Woche stellte der weltbekannte britische Literat Anthony Burgess in Wien seinen Roman „Der Fürst der Phantome" vor. Die FURCHE sprach mit dem Autor über das ungewöhnliche Werk.
Dies ist Mister Anthony Bur-gess zweites Buch über Shakespeare; sein erstes, der Roman „Nothing like the sun", war der gewagte Versuch, Shakespeare den „Wörterschmied" neu erstehen zu lassen. Der Roman war eine Glanzleistung, denn Burgess selbst zählt zu den Meistern der englischen Sprache.Im Vergleich dazu ist seine Shakespeare-Biographie ein eher nüchternes Buch, versucht er sich dabei doch auch möglichst getreu an historische Fakten zu halten.Gezwungenermaßen ist eine ganze Menge über die englische Geschichte und über die Zeitgenossen des großen Dichters in diese
Er ist Taxifahrer in Toronto, der 58jährige George Gabori. Das macht ihn keineswegs zu einer Person des öffentlichen Interesses. Aber er war Häftling in den Gefängnissen und Lagern beider großen totalitären Systeme dieses Jahrhunderts, lernte die Vernichtungsmaschinerien sowohl des Nationalsozialismus wie des Kommunismus von innen kennen — und überlebte sie.Darüber hat der gebürtige Ungar ein Buch geschrieben, das vorerst nur in englischer Sprache vorliegt: „When Evils were most free”. Kürzlich stellte es Gabori in der Wiener Buchhandlung „Shakespeare & Co.” vor und
Das New York der dreißiger und vierziger Jahre: Armut, Schmutz, Gewalt, Vergnügungssucht, Prostitution. Weegee, der eigentlich Arthur Fellig hieß, hat dieses New York festgehalten wie kein anderer—mit seiner Kamera.Der gebürtige New Yorker erinnert sich: Mörder und Ermordete, schreckliche Unfälle, brennende Häuser in den Slums, Bandenkriege, Festnahmen — es war dies die tägliche Morgen-Ration, die wir durch die Sensationspresse vorgesetzt bekamen, gesehen durch Weegees Auge.Zwar heißt der Untertitel dieses Buches „Photographien 1935-1960”, der Großteil und die besten der
Dem Buch „Karneval in Romans” war in Frankreich und im angelsächsischen Raum ein prächtiger Erfolg beschieden.Wie läßt sich die Breitenwirkung der französischen Historikerschule „Nouvelle Histoire” überhaupt erklären? Nur damit, daß sie die Statistik, Soziologie und Ethnographie in die Geschichtsschreibung einbezieht und die gründliche Monographie erweitert?Viel eher hängt ihr Erfolg wohl damit zusammen, daß sie die vik-torianische Steifheit und Engstirnigkeit in dieser Disziplin zu überwinden versucht und auch Tabu-Themen wie Tod und Sexualität aufgreift.In „Karneval in
Harvard University, 5. Juni 1947-vor 35 Jahren: In einer dramatischen Rede fordert der damalige US-Außenminister George C. Marshall seine Landsleute auf, den nach dem Krieg wirtschaftlich schwer angeschlagenen Europäern unter die Arme zu greifen. Der Marshall-Plan ist geboren.
In den 20er Jahren fanden Schriftsteller wie James Joyce oder Ernest Hemingway in der englischen Buchhandlung Shakespeare & Company” in Paris eine zweite Heimat. Seit kurzem hat nun auch Wien seinen Shakespeare & Co.”-Buchladen. Und wie sein Pariser Namensvetter zieht auch das Wiener Geschäft mehr und mehr in Wien lebende anglo-amerikanische Literaten in seinen Bann.Denn Shakespeare & Co.” in der Sterngasse im 1. Wiener Gemeindebezirk ist mehr als bloß eine Buchhandlung. Hier lesen ansässige wie zu Besuch weilende Autoren aus ihren Werken, fördert eine lockere, entspannte
Dieser erste Band eines zweiteiligen Werkes über die „Klassiker der Theologie” setzt sich aus einer Sammlung von Essays über die führenden Theologen von der nachapostolischen Ära bis ins 17. Jahrhundert zusammen. Eine Zeit, in der die Theologen die Schrittmacher ihrer Zeitalter waren und nicht etwa die NachhutDie diskutierten Theologen reichen von Irenaus zu Petrus Mo-glias (und nicht zu Luther, wie es im Untertitel des Buches heißt; Moglias, mit dem der erste Band endet, starb genau hundert Jahre nach Luther). Sowohl der Ton als auch die Auswahl widerspiegeln ökumenischen Geist und
Dieses Buch erschien zuerst in England in der Reihe der berühmten ,J?haidon"-Kunstbücher. Es wurde nun auch ins Deutsche übersetzt, wobei dies freilich keine allzu beschwerliche Aufgabe gewesen sein dürfte. Denn der Text ist eher knapp bemessen: jeweils eine Seite zu jedem der zehn Kapitel. Der wirkliche „Text" sind die 1800 Abbildungen, die Hälfte davon in Farbe.Ideal ist diese „Geschichte der Kunst" für jene, die einen Vorgeschmack von den großen Kunstschätzen der Welt bekommen möchten. Die Bilder reichen von Kunstgegenständen der Altsteinzeit bis zur Malerei,
Das geht eben sehr ruhig, sehr freundlich, sehr höflich und sehr artig zu ... es dauerte auch nicht lange. Da wird ein Cognac gereicht durch die Ordonnanzen und dann ist die Sache vorbei." So charakterisierte Adolf Eichmann die Wannsee-Konferenz vom 20. Jänner 1942 - vor 40 Jahren —, bei der er das Protokoll geführt hatte.Eingeladen hatte der Chef der Sicherheitspolizei Reinhard Heydrich in eine Villa am Wannsee außerhalb Berlins, und erschienen waren 13 höhere Beamte aus verschiedenen Ministerien sowie SS-Angehörige.Worum es bei dieser Konferenz ging: die „Endlösung der
Der Titel von Graham Greene’s neuestem Werk, „Fluchtwege“, steht in Zusammenhang mit der Behauptung des Autors, „daß meine Reisen, genau wie die Tätigkeit des Schreibens, Fluchtversuche waren“.Vielleicht. Sicher ist, daß dieses Buch eine für Greene charakteristische Flucht vor der Autobiographie eines reifen Menschen darstellt; eine solche war von dem 77jährigen Doyen der englischen Literatur schon seit etlicher Zeit erwartet worden.Was er uns stattdessen bietet, ist eine Reihe besinnlicher Vorworte zu seinen bisherigen Werken — ein Versuch, die Ereignisse und Umstände
Wenn man sich heute überhaupt noch an „Albert den Großen“ erinnert, dann denkt man wohl in erster Linie an den Lehrer von Thomas von Aquin. Während im 20. Jahr- hunäert das Interesse für bestimmte Denker des Mittelalters (zum Beispiel den heiligen Anselm, Duns Scotus oder William von Ockham) wieder stark zugenommen hat, blieb die Person des Albertus Magnus etwas vernachlässigt.Tatsächlich kann man ihn wahrscheinlich nicht zu den größten Philosophen zählen, aber als historische Figur ist er von außergewöhnlicher Bedeutung.Ingrid-Craemer-Ruegenberg gedenkt in ihrer
In Anbetracht der ungewöhnlichen Angriffe des israelischen Premiers Menachem Begin auf den deutschen Bundeskanzler Helmut Schmidt vor einigen Tagen und der plötzlichen (und deshalb vielsagenden) Absage eines eingeladenen Diskutanten aus Polen war es wohl unvermeidlich, daß sich der „Club 2" über „Antisemitismus und Antizionismus" (FS 2, 7. Mai) nicht in den vorgesehenen Bahnen bewegte: eine Diskussion, die vor allem den österreichischen und osteuropäischen Antisemitismus behandelnhätte sollen.Dennoch: Die Debatte war faszinierend. gleichzeitig auch frustrierend. Faszinierend waren
Mit ihrem Buch über das „dramatische 14. Jahrhundert“ begibt sich die amerikanische Autorin Barbara Tuchmann in historisches Neuland. Ihr eigentliches Fachgebiet ist das frühe 20. Jahrhundert.Fast alle Arbeiten von Barbara Tuchmann sind Bestseller - in erster Linie deshalb, weil sie das seltene Talent hat, Geschichte gut und spannend zu erzählen. An „Der ferne Spiegel“ arbeitete sie sieben Jahre lang und wie ihre vorausgegangenen Werke ist es peinlich genau recherchiert und brillant geschrieben.Trotzdem, das Werk weist auch Schwächen auf, vor allem in zwei Dingen:Die
Der von Michael Fitzgerald, Adel Th. Khoury und Werner Wancura herausgegebene Band 4 der Reihe „Islam und westliche Welt“, der sich eingehend mit der islamischen Renaissance beschäftigt, enthält sechs fundierte Essays.In drei Beiträgen werden ausgesuchte Fälle untersucht: die moslemische Minderheit in Jugoslawien, das Beispiel der syrisch-christlichen Gemeinschaft in der Südosttürkei, die unter dem Druck der islamischen Umwelt zusehends zusammenschrumpft, schließlich die Situation der christlichen Minderheit in Algerien.Drei weitere Beiträge befassen sich mit der
John Laffin ist ein britischer Journalist, der die islamische Welt aus eigener Erfahrung bestens kennt. Sinn und Zweck seiner jetzt auch in Deutsch erschienenen Arbeit über den Islam ist es, die westliche Gesellschaft vor den Gefahren zu warnen, die aus dem islamischen Fanatismus erwachsen. Nach Ansicht des Autors mißversteht und unterschätzt der tolerante Westen die Herausforderung, die ein wiedererstarkter Islam für die Welt darstellt.Man kann mit dem Autor in vieler Hinsicht übereinstimmen: Das säkulare westliche Erziehungssystem macht allzu viele unserer Staatsmänner, Diplomaten und
In der Lebensgeschichte Joseph T. Simons finden wir Zugang zu den turbulenten Entwicklungen der jüngsten Vergangenheit. Dabei sollte der Leser den ersten Satz seiner Memoiren -„Nie war ich die Hauptperson einer historischen Begebenheit” - nicht allzu ernst nehmen: Tatsächlich spielte Simon etwa bei der Schaffung der Zweiten Republik im Hintergrund eine Schlüsselrolle, und zwar als Jurist im amerikanischen Hochkommissariat für Österreich.Geformt wurde die Persönlichkeit Joseph T. Simons in seinem Wiener Elternhaus mit dem zusätzlichen Einfluß der dänischen Familie, die den damals
Philosophin, Historikerin, Politologin und Journalistin zugleich, eignet sich das Werk von Hannah Arendt zu keiner leichten Klassifizierung.Die jetzt beim Europa-Verlag erschienenen „Materialen zu ihrem Werk" bestehen aus 22 kritischen Aufsätzen. Die Beiträge sind von unterschiedlicher Qualität, wenngleich eine Anzahl von Autoren - Maurice Cranston, Jürgen Habermas, Eric Hobsbawn oder Erich Heller - für sich selber sprechen.Gelegentlich mag der Leser von den unterschiedlichen Auffassungen über das Schaffen Hannah Arendts verblüfft sein: etwa wenn ein britischer Marxist über eine
In einer Zeit, in der das Interesse der gebildeten Öffentlichkeit an der Philosophie eher nachgelassen hat, könnte Wilhelm Wei- schedels Werk „Der Gott der Philosophen” dazu beitragen, dieses Interesse wieder zu wecken. Prof. Weischedel (1905-1975) bezeich net die Gottesfrage richtigerweise als „die zentrale Problematik der Philosophie von Thaies bis zu Nietzsche und Heidegger”.Der erste Band umfaßt einen historisch-kritischen Überblick der philosophischen Theologie von der Antike bis zu Martin Heidegger, im zweiten Band befinden sich die kritischen Anmerkungen des Verfassers
Harry Graf Kessler (1868-1937), Diplomat und Kunstkenner, war so etwas wie ein feinfühliges Barometer seiner Generation. Vor allem aber war er auch Kosmopolit: Sproß einer wohlhabenden schweizerisch-irischen Bankiers-Familie aus Paris, dessen Vater vom deutschen Kaiser Wilhelm I. geadelt wurde.Kesslers Unglück war es, daß er die Zeit brutaler nationaler Konflikte durchleben mußte. Seine politische Karriere war kurz, tragisch und absurd zugleich. Das zeigt sich vor allem in seiner Beziehung zu Walter Rathenau, dessen Biographie Kessler nach dem Attentat auf diesen Außenminister der
Im Vorwort zum ersten Band einer Trilogie über die „Hauptströmungen des Marxismus“ (der zweite Band ist soeben erschienen, der dritte folgt im nächsten Jahr), erklärte Professor Leszek Kolakowski, daß er ein „Lehrbuch“ geschrieben habe, wenn er auch nicht den absurden Anspruch erhebe, „daß es mir gelingen könnte, die Geschichte des Marxismus in einer unkontrover-siellen Weise darzustellen“. Der polnische Philosoph ist damit allzu bescheiden: „Die Hauptströmungen des Marxismus“ ist nicht bloß ein Lehrbuch, obwohl kaum jemand von diesem Werk nicht etwas lernen
Auf den 7. Februar fällt der 500. Geburtstag des Gelehrten, Humanisten, Staatsmannes und schließlich Märtyrers Thomas Morus, der dem dynastischen Ehrgeiz seines vormaligen Freundes und Patrones, König Heinrichs VIII., zum Opfer fiel. In den USA und in England haben Historiker das Jubiläum zum Anlaß genommen, mit neuen Forschungsergebnissen an die Öffentlichkeit zu treten. Besonders die Thesen des englischen Historikers G. R. Elton haben in wissenschaftlichen Kreisen viel Staub aufgewirbelt.