Der reife Leser — wer mag das wohl sein? Wir begegnen Ihm in Buchkritiken, die ihn anrufen und ihm diese oder jene Lektüre aufs angelegentlichste empfehlen. Anderswo begegnen wir ihm nie, und ich fürchte sehr, daß er eine Idealgestalt ist, die nirgends auf unserer Welt in Fleisch und Bein einherwandelt. Doch lebt er zweifellos auch in der Phantasie der Verleger und all der vielen, die Bücher schreiben und verlangen, daß ihre Bücher gelesen werden. Es wird von ihm erwartet, daß er ein neues Buch in der Auslage alsbald entdecke und unverzüglich kaufe. Und wenn er das Buch anderen
Es war in Mönchen, im Jahre 1916, an einem zauberhaft schönen, warmen Oktobertage. Ich hatte eben erst meinen neuen Dienstposten an der österreichisch-ungarischen Gesandtschaft angetreten und benützte freie Stunden, um die großen Gartenanlagen zu durchwandern, die in diesem mild und unmerklich herangewehten Frühherbst noch ihre volle Schönheit boten. Mein Weg führte mich am rechten Isarufer zu dem weiten Platz, in dessen Mitte auf hoher Säule der mächtige, goldbronzene Friedensengel schwebte. Der Friedensengel — und .wir waren im dritten Kriegsjahr… Lange blickte ich zu diesem
Als ich, nach schwerer Verwundung einigermaßen hergestellt, zu Herbstbeginn des Jahres 1916 mich wieder meinem Beruf widmen konnte, wurde ich der k. und k. österreichisch-ungarischen Gesandtschaft in München zugeteilt. Mein Vorgesetzter, der Gesandte v. Velics, führte mich schon in den ersten Tagen zu den Persönlichkeiten, denen ich, dem diplomatischen Brauch gemäß, zunächst vorgestellt werden mußte: zu König Ludwig, zum bayrischen Ministerpräsidenten und zum Doyen des diplomatischen Korps, dem Pronuntius Kardinal Frühwirth, der aber schon im Begriff war, München zu verlassen,
Weltreise in der Johannisnacht. Ein Märchen für Kleine und Große. Von Richard K a t z. Fretz & Wasmuth Verlag, Zürich. 351 Seiten.Wer ein Leben lang um den Erdball gereist ist, wie der Autor, hat Gelegenheit, umfassende Beobachtungen anzustellen. Richard Katz hat diese seine Eindrücke in einer Anzahl von Büchern niedergelegt, die zu den lebendigsten und aufschlußreichsten ihrer Art gehören. Diesmal reist der Autor nicht selbst. Zwei Kinder, geleitet von einem Schutzgeist, treten einen Flug um die Welt an. In der phantasiereichen Schilderung ihrer Erlebnisse sind echte
1.Die vielen kleinen Glücke, Sie machen noch kein Glück.Die tausend Mißgeschicke Sind lang noch kein Geschick.Und ihr, Mühseligkeiten, Die jeder Tag erneut, Ihr schafft am End'dėr Zėiten Noch keine Seligkeit.2.Schafft nicht der Künstler aus dem Nichts heraus? Und aus dem Nichts muß man nach allem greifen, Will aus dem Nichts heraus auch das , Geringste,Nichts anders als ein Großes, etwas ist.3.Ihr klagt, daß euch der Dichter ganz vergesse, Bezwungen von der stillen Kraft der Dinge, Die ohne Leben sind. O wollt begreifen: bas Ding hat Seele, und er spricht 4 mit ihr.So leben und
Mitten in der Stadt steht ein altes Haus. In dem Hause ging meine Kindheit aus, Von dem Hause zog meine Jugend fort; Du, mein liebes Haus, stehst noch heute dort,Mauer nur und Stein, dennoch eine Welt, Wenn der Sonntag still seinen Atem hält, Wenn das große Tor zugeschlossen ist, Und im Hof die Bank auf sich selbst vergißt.Doch der Brunnenarm, der das Wasser hebt, Zeigt, daß unterm Stein tief die Erde lebt; Und ein Blick hinauf, wenn der Abend sank, Weiß dem Sternenvolk für sein Grüßen Dank.Belieben auspeitschen durfte, warf er ihm die schlimmsten Beschimpfungen an den Kopf, deren er