Jimmy Carters Gedichte erweisen sich als Schlüssel zur Persönlichkeit des ehemaligen US-Präsidenten, von dem man in Zeiten wie diesen nur träumen kann.
Das muß Mitte der Sechzigerjahre gewesen sein. Plakate der beiden Großparteien verbreiteten, trotzäller angeblichen Gegensätze, im Grunde genommen nur eine Botschaft. Sicherheit/ Sicherheit/ Sicherheit/ Sicherheit/ Sicherheit ... Ich schrieb damals ein konkretes Gedicht, endend mit den Worten Sicherheits-Schloß & Riegel.Ich war Anfang Zwanzig. Wenn du die Matura hinter dir hast, hatte meine Großmutter gesagt, mußt du sehen, daß du wo hineinrutscht. Beim Bund oder bei der Gemeinde sollte ich hinein rutschen. Der Bund war schwarz, die Gemeinde war rot, egal. Hauptsache war das
Also vielleicht mach ich's einfach so ähnlich wie Du & schreib Dir, nachdem Du mir so relativ ausführlich über Deine Kollegen geschrieben hast, ein bißchen über meine.Am nächsten steht bzw. sitzt mir Peter Pawlowsky. Er hat ein bißchen etwas von Pierre Besou-chow. Wenn Du , .Krieg und Frieden“ gelesen hast, weißt Du, was ich meine, wenn nicht, so rat ich Dir, lies es. Körperlich groß, eher dick & ohne seine Brillen ein paar Augenblicke zwinkernd hilflos, ist er der gutmütigste Mensch, den ich kenne — eine richtig sensible Seele. Trotzdem ist meine erste Erinnerung an ihn
Der kleine Jesus liegt in der Krippe und weiß von nichts. Das heißt: eigentlich weiß er alles, aber bei seiner Geburt hat ihn (nach guter alter jüdischer Sitte) ein Engel auf den Mund geschlagen, und er hat alles vergessen. Was im Anfang war und was am Ende sein wird - die ganze Weltgeschichte. Nun liegt er da, wie ein Neugeborenes daliegt und heißt vorläufig Jeschua.Sicher, die Umstände sind etwas ungewöhnlich, nicht jedesNeugeborene liegt, wie man später in Weihnachtsliedern singen wird, auf Heu und Stroh. Aber man muß nicht meinen, daß er da schlecht liegt, die
Sie blickt mich finster an, mit zusammengekniffenen Augen. Versuche ich's meinerseits heller, so dreht sie den Kopf weg. Bläst sich, die Unterlippe vorgeschoben, verächtlich in die Stirnfransen.„Willst du den Gast nicht begrüßen?" „Nein, will ich nicht." Hat ihre Mutter gesagt — hat sie geantwortet. Übrigens heißt sie Pola. „Und wie heißt der Gast?" fragt sie ihre Mutter. „Ein ekliger Name!" Ich sitze ihr vis-ä-vis am Tisch und vertiefe mich in meinen Curryreis. Das gelingt mir, bis ihre Finger mitten hinein fassen..Aber Pola", sagt ihre Mutter. Da räuspert sie sich. „Sie
Was hat denn", fragt Miriam leise, „die Oma auf einmal für ein komisches Kinn?"Das Kinn ragt spitz gegen die Zimmerdecke. Wie Stricke spannen sich die Halssehnen unter der Haut. Durch den verzogenen Halsausschnitt des Nachthemds sieht man einen mit blaßrosa Heftpflastern festgeklebten Verband. Blut rinnt durch einen Plastikschlauch. Wenn ich meiner Mutter zu trinken gebe, muß sie husten.Behutsam lasse ich ihren Kopf, der in meiner Hand liegt, auf den Polster zurücksinken und beginne sie zu streicheln. Das Haar, in dem das Grau von Tag zu Tag stärker hervorwächst, die Stirn,
Als sie, vom Bahnsteig kommend, die Rolltreppe zur Kassenhalle des Südbahnhofs hinunterfuhren, stritten sie noch immer. Ursula redete wütend auf Kurt ein, aber sein Gesicht war bis auf weiteres geschlossen. Sie hatte Schwierigkeiten mit dem Gepäck, die kleine, karierte Reisetasche, die sie im Zug nicht mehr zugebracht hatte, rutschte ihr aus der Hand. Wasch- und Zahnputzzeug kullerten treppabwärts; Kurt, schon fast unten, drehte sich nicht um; draußen wartete ein grauer, dreckiger Morgen.Zu Hause am Küchentisch tranken sie schwarzen Kaffee. Kurt hatte einen Stoß Post aus dem Briefkasten
„Hoffmanns Erzählungen/ Aufzeichnungen eines verwirrten Germanisten” heißt der neue Roman des Autors, der demnächst bei Langen-Müller, München, erscheinen wird.
Das frühe, jüngst neu bearbeitete Prosastück des bekannten Autors, die Auseinandersetzung mit einem biblischen Thema, erscheint in seinem neuen Sammelband „Zwischen allen Sesseln" (Hannibal -Presse, Wien).
Von Kind auf hatte sich Paul durch Außenseiter angezogen gefühlt. Alles andersartige hatte ihn fasziniert. Hingegen erschien ihm alles Gewöhnliche blaß. Er fühlte sich nicht so recht daheim im Gewohnten.Mit den Zigeunerkindern aus der Ettenreichgasse, denen die anderen auswichen, hätte Paul am allerliebsten gespielt. Er mochte die Art, wie sie miteinander sprachen und gesti-kulierten, er mochte ihre dunklen Gesichter, ihre melancholischen Augen.Doch die Zigeunerkinder mochten ihn nicht.Sie spielten wesentlich lieber mit ihresgleichen.Um die Russenkaserne in der Gußriegelstraße, vor der
so kann das nicht weitergehen, beschloß der vater. früher, da ist sie noch harmlos gewesen, doch jetzt... die nachbarn reden schon, man muß sich genieren, sollen wir warten, bis jemand die anzeige macht?angeblich gießt sie petroleum in den ofen. sie ist ja direkt gefährlich so ganz allein, außerdem riecht es entsetzlich aus ihrer tür. da kann man nichts machen: die großmutter muß in ein heim...die geschieht« mit ihrem Untermieter, das war der anfang. mein Untermieter, der stiehlt, der burgenländer. den zucker aus der kredenz, die wasch aus dem kästen, ich trau mich nicht aus