Die Relevanz Ludwig Wittgensteins für Wien präsent zu machen: Diesen Anspruch verfolgt die „Wittgenstein Initiative“. Ein Essay über das Denken des großen Philosophen – und wie es Ansporn für heutige Politik sein könnte.
Der Computer hat unser Leben verändert. Daten über Personen sind im Übermaß verfügbar. Gespeichert werden sie auch aus Gründen der Sicherheit. Das gefährdet unsere Freiheit.Wenn nicht alles trügt, sind wir dabei, die Freiheit auf dem Altar der Sicherheit zu opfern. Telefonüberwachung, Auflistung von Kontobewegungen, die Aufzeichnung von Internetabfragen und E-Mails, Überwachungskameras an allen Orten: Big Brother sieht zu. Bei allem, was wir tun. Die Nacktscanner zeigen die Richtung, die der Überwachungsstaat einzuschlagen begonnen hat: den Bürger unverhüllt von der Wiege bis zur
Der französische Ausnahme-Denker Jean-Paul Sartre wäre am 21. Juni 100 Jahre alt geworden. Die Wirkung seiner Philosophie der Existenz geht weit über gewisse Modeerscheinungen des Existentialismus (S. 11) hinaus: Die Aktualität seines Freiheitsbegriffs wird nicht zuletzt angesichts der gegenwärtigen Debatte um die Hirnforschung deutlich (S. 9). Auch der Feminismus Simone de Beauvoirs fußt auf Sartres Ablehnung einer vorgegebenen Natur (S. 10). Umstritten sind die politischen Aussagen des Philosophen (S. 12). Redaktion: C. Hell, V. Thiel Auszug aus einem Vortrag beim Kongress "Jean-Paul
Mit diesem Studienjahr bietet die Universität Wien eine Ausbildung
für Ethik-Lehrende an: Der Lehrgang legt sowohl auf Zusammenarbeit
mit als auch auf Abgrenzung zu den Religionspädagogen Wert.
Karl Popper, der der theoretischen Nationalökonomie kürzlich vorwarf, sie sei „intellektuell zum Stillstand gekommen", tritt sowohl Freiheitsbeschränkungen als auch ethischem Indifferentismus entgegen. Nach dem Zusammenbruch des Marxismus bildet sein Denken eine wichtige Ressource.
Wieder Ludwig WittgensteinDaß das Thema Wittgenstein trotz florierender Nachlaßwühlarbeit und emsiger Editionspraxis offenbar immer noch nicht ausgereizt ist, versuchen Merill B. Hintikka und Jaakko Hintikka zu zeigen.Das in allen Kreisen analytischlogischer Philosophie renommierte Forscherpaar setzte sich kein geringes Ziel: „Wittgensteins Gedanken besser zu verstehen." Im Zug dieses Unternehmes wird eine akribische Rahmeninterpretation des Wittgen-steinschen (Euvres dargelegt, innerhalb derer die Autoren zu einer Art Neubewertung verschiedener Theoreme gelangen. So werden etwa
Nicht allein die nahezu schwin- delerregenden Aufbrüche bei unse- ren östlichen Nachbarn, nicht al- lein die traditionelle Rolle Öster- reichs in Hinblick auf die Bezie- hungen zu den Nachfolgestaaten der Monarchie sollten für das Symposion „Wandel in Mitteleuro- pa" an der Kremser Landesakade- mie ausschlaggebend sein.Auch wenn das „Internationale Zentrum für kulturelle Zusam- menarbeit im mitteleuropäischen Raum" in Krems der Wissenschaft und der Kultur seine primäre Auf- merksamkeit zuwendete, konnte nicht ausbleiben, daß bald die Po- litik in den Mittelpunkt gelangte. Dafür
Sein Denken wurde bereits zu seinen Lebzeiten unter Etikettierungen gestellt, die er ablehnte. Christlicher Existentialismus etwa gar als Gegenpol zu Sartre waren für den alten Mann aus der Rue de Tournon in Paris Bezeichnungen für sein Denken, die ihn höchstens belustigten.Er selbst hat sein Philosophieren immer als eine Suche nach dem Konkreten verstanden, er war der akademisch-wissenschaftlichen Vereinnahmung der Philosophie ebenso abhold wie einer dogmatischen Festsetzung und Verkündigung von Thesen. Gabriel Marcel war in seinem Denken immer auf der Suche nach dem Sein, die sich
Sprache läßt sich bekanntlich auf die vielfältigste Weise gebrauchen und mißbrauchen - auch im Genre jener Literatur, die gemeinhin als Erzählen bezeichnet wird. Man kann aber auch mit Sprache in einer Art umgehen, die nicht nur für den Leser einen Zugang zu dem, was ist, erschließt, sondern die auch Wirklichkeit aus dem Zusammenspiel mit dem Möglichen überhaupt erst stiftet.György Sebestyen ist dies in seinem neuesten Band „Erzählungen“bei einigen der dabei zusammengefaßten Arbeiten in einer Weise gelungen, die ihn als Meister ausweist - und dies nicht nur aufgrund der
Der Wiederkehr des 100. Geburtstages Martin Heideggers zu gedenken, ohne dabei auf die Diskussion seines politischen Engagements einzugehen, fällt angesichts der jüngsten Veröffentlichungen und Enthüllungen nicht ganz leicht (FURCHE 12/1988). Denn jenseits der gern strapazierten Alternative - Heidegger war entweder ein großer Philosoph oder ein Nazi, da eines das andere ausschlösse - bleibt das Insgesamt des Heideggerschen Oeuvres, das in minutiöser Kleinarbeit der Veröffentlichung des Nachlasses er-schlossert wird, nach wie vor für eine abschließende Beurteilung offen.Auch Wenn man
Daß sich der heurige - vierzehnte - Wittgenstein-Kongreß in Kirchberg am Wechsel ganz unter dem Zeichen der Wiederkehr des 100. Geburtstages des großen Ludwig vollziehen würde, lag auf der Hand, Und die über 500 Teilnehmer aus aller Welt folgten auch dem Ruf und verwandelten die kleine malerische Ortschaft auch dieses Jahr in einen philosophischen Ameisenhaufen, in dem es selbst für Wittgensteinkenner nicht ganz einfach war, sich zurechtzufinden.Auch wenn es allzu billig wäre, Spekulationen darüber anzustellen, wie sehr der solcherart Gefeierte allen Rummel um seine Person verabscheut
Wenn ein Spätaufklärer über einen Frühaufklärer schreibt, muß nicht immer ein spannendes Buch dabei herauskommen. Alfred Ayers Voltaire-Biographie ist eher langweilig geraten. Ayer doziert über Voltaire und setzt sich mit ihm kaum auseinander, sosehr ist auch er von einem fraglosen Glauben an Vernunft, Wissenschaft und Antireligiosität geleitet.Dabei fallen nicht allein wesentliche Nuancen des Voltaireschen Denkens unter den Tisch. Die seitenlangen Zitate aus den Werken des großen Franzosen werden nur durch Kurzkommentare eher trockenen Inhaltes aufgelockert; ironische Distanz, die
Abkehr von Technik und Wissenschaft ist in unseren Tagen mehr oder weniger eindringlich oft gepredigt worden. Selten wurden aber die Auswirkungen der Mechanisierung unseres Lebens so detailliert und umfassend dargestellt wie von Sigfried Gie-dion, der nicht bloß Alltagsgeschichte schreibt, sondern sich auch nicht scheut, sie zu bewerten.Sein Plädoyer für den Universalismus, seine Warnung vor der blinden Fortschrittsgläubigkeit entspringt einem großangelegten Versuch, die Bedeutung der Mechanisierung für den neuzeitlichen Menschen zu erschließen. Giedion setzt im Mittelalter an, um die
Die Versuchung einfach zu sagen, die neue Universität in Niederösterreich soll anders, nämlich flexibel, überschaubar und zukunftsorientiert sein, ist groß..Anders“ heißt nicht unbedingt alternativ und bunt, aber doch orientiert an dem, was ein Wissenschafts- und Lehrbetrieb seinkönnte und damit Abwendung von dem, was er derzeit bietet: Spezialistentum, Praxisferne, überlastete Professoren und Studenten, insgesamt also ein mehr oder weniger deutliches Unbehagen an einem Universitätsbetrieb, der Forschung nahezu unmöglich macht, Verwaltung und Lehrbürokratie überwuchern läßt und
Dem vielschichtigen und mehr als verwirrenden Gebiet der Kunst und Ästhetik der Gegenwart hat Walter Schulz, emeritierter Professor für Phüosophie in Tübingen, einen Band gewidmet, dessen Fülle und Vielschichtigkeit allein schon in Erstaunen versetzt.Schulz will die Verbindung der europäischen Kunst mit der Metaphysik und den Wandel beider im Selbstverständnis der Gegenwart zum Ausgangspunkt seiner ebenso scharfsinnigen wie klar vollzogenen Analysen machen. Ausgehend von der Gegenstellung gegenwärtiger Ästhetik zur klassisch-traditionellen Metaphysik arbeitet Schulz die Vieldeutigkeit
Victor Farias“ Buch zeigt Martin Heideggerais Wegbereiter der Nationalsozialisten. War der Philosoph „Rassist“? Die Kontroverse könnte das Denken über Ethik erneuern.
Um Gabriel Marcels Philosophie war es in letzter Zeit ziemlich still geworden, obwohl er als einer der originärsten französischen Denker dieses Jahrhunderts gelten kann und sowohl zur Existenzphilosophie wie auch zur Phänomenologie durchaus eigenständige Beziehungen unterhielt.Diese 1962 in französischer Sprache edierten frühen Aufsätze sind nun unter der Herausgeberschaft von Vincent Berning ins Deutsche übertragen worden, wobei der Herausgeber auch einige spätere Arbeiten Marcels hinzufügte.Vor allem die frühen Arbeiten zeigen sehr deutlich Marcels Absprung und Auseinandersetzung
Von den klischeehaften Auseinandersetzungen mit Heidegger und des beliebten Themas seiner Verbindung zum Nationalsozialismus hebt sich Ketterings Arbeit angenehm ab, auch was die Solidität der Diskussion betrifft.Kettering greift ein sicherlich zentrales Denkmotiv Heideggers auf, wenn er die Grunderfahrung der Nähe als maßgeblich für das Verhältnis des Menschen zum Sein akzentuiert. Gerade das Denken des späten Heidegger gibt der Interpretation immer noch eine ganze Fülle von Schwierigkeiten auf. Sicher bietet Ketterings Deutung nicht eine Lösung aller Fragen, aber er bietet zumindest
Der Streit um eine eigenständige österreichische Tradition in der Philosophie hat - anders als in Musik, Literatur oder bildender Kunst - immer noch kein Ende gefunden. Der Name eines gebürtigen Rheinländers aus einer bereits in der Romantik berühmten Familie wird dabei nicht selten als der eines Begründers einer eigenständig österreichischen, deutlich vom deutschen Sprachraum abgesonderten philosophischen Entwicklung genannt: Franz Brentano.Sein durchaus bewegtes persönliches Lebensgeschick machte ihnbereits zu Lebzeiten zum Gegenstand einer Novelle. Durch seine Heirat verlor der
Die Kunst der Biographie scheint in der Gegenwart wohl eine Art Hochkonjunktur zu erleben, zumal unsere Epoche ihr Interesse gleichsam zur Kompensation ihrer beschleunigten Dynamik auch verstärkt der Vergan genheit zuwendet. Dennoch sind gute, das heißt historisch exakte und dennoch fesselnd geschriebene Biographien selten.Egmont Colerus ist mit seiner Leibniz-Biographie, die zum ersten Mal 1934 veröffentlicht worden war, ein großer Wurf gelungen. Colerus versucht, die Persönlichkeit des großen Leibniz behutsam auszuloten, Zweifel und Unerschütterlichkeit dieses letzten Universalgenies,
Sir Karl Popper, der unlängst seinen 85. Geburtstag feierte, ist sicher einer der einflußreichsten Philosophen der Gegenwart. Dennoch ist sein Werk, ist der „kritische Rationalismus” überhaupt in den letzten Jahren zunehmend — besonders, was Poppers politische Philosophie betrifft - ins Schußfeld linker, aber auch konservativer Kritik geraten.Eberhard Döring gibt eine gut lesbare Einführung in Poppers Gesamtwerk, die sich bemüht, allen Ebenen und Dimensionen des Werkes Poppers gerecht zu werden. Sowohl die Partien zum wissenschafts- und . erkenntnistheoretischen Abschnitt, die
Auf dem weiten Weg zu einer Universität in Niederösterreich scheinen zwei wichtige Etappen zurückgelegt: mit den Ergebnissen einer Bedarfsstudie für universitäre Einrichtungen in Niederösterreich und der als Regierungsvorlage in den Landtag eingebrachten „Wissenschaftlichen Landesakademie” (mit Sitz in Krems) ist man sowohl in strukturell-organisatorischer wie auch in inhaltlicher Richtung ein gutes Stück weitergekommen.Die Phase der bekanntlich überaus heftig und kontroversiell geführten Debatte um die Notwendigkeit und die Möglichkeit einer künftigen Universität in
„Was sich in Wien derzeit abspielt, ist für mich heller Wahnsinn. Die Partei in Wien steht in der Tat vor einer Existenzkrise. " Ö VP-Klubobmann Heinrich Neisser nimmt sich in einem FURCHE-Interview (Seite 4) kein Blatt vor den Mund. Für ihn ist Heinrich Wille, „von all den Kandidaten, die bisher ins Spiel gebracht worden sind, die weitaus beste Lösung" als künftiger Obmann der Wiener Volkspartei.Im Zusammenhang mit der ÖVP-Reform wird nach Meinung des Klubobmannes die Frage der Bünde „eher hochstilisiert". Obwohl er ein überzeugter Verfechter des Föderalismus
Frankreichs „Neue Philosophen“, nach fulminantem Start in den siebziger Jahren bald wieder totgesagt, geben neue Lebenszeichen von sich.Hatte Andrė Glucksmanns Plädoyer für die Abschrek- kung iftid für die nukleare Aufrüstung in Europa das Weltbild der deutschen Pazifisten bereits gründlich durcheinandergewirbelt, so bleibt auch seine Abrechnung mit der „deutschen Ideologie“ des 19. Jahrhunderts weiterhin aktuell.Die in Neuausgabe erschienenen .Meisterdenker“ zeichnen den Diskurs der Macht- nach und entlarven das deutsche Denken des 19. Jahrhunderts als theoretische
Die „sexuelle Revolution“, die in den letzten Jahrzehnten oft als wesentliche Ingredienz so vieler Befreiungsbewegungen aufgetreten war, hat allmählich ein wenig Patina angelegt. Es ist auch allmählich wieder ins Bewußtsein gedrungen, daß Sex und Erotik nicht unbedingt miteinander identisch sein müssen, und daß die völlige Freisetzung desErsteren zu einer Verkümmerung der Letzteren führen kann. Genau diese These untersucht Werner Ross in seinem geistreichen Buch „Tod der Erotik. Versuch einer Bilanz der sexuellen Revolution“. Dabei gelingt es dem deutschen Kulturphilosophen,
Die Karriere des Denkens von Nietzsche ist bekanntlich äußerst ungewöhnlich. Sicherlich eignet sich gerade sein Philosophieren in besonders hohem Maß dazu, ideologisch ausgebeutet und von den verschiedensten Hohepriestern stückweise zelebriert zu werden. Um es vorwegzunehmen: Anacleto Verrecchias Buch, das freilich keine Darstellung von Nietzsches Philosophie beabsichtigt, zählt zu den erfrischendsten, zugleich aber umstrittensten Nietzsche-Büchern der letzten Jahre.Verrecchia rekonstruiert nichts anderes als die Ereignisse von Nietzsches letztem Aufenthalt in Turin in den letzten
Mit einer fiktiven Begegnung zwischen den „feindlichen Brüdern“ Ernst Mach und Ludwig Boltzmann will Jürgen Kaizik einmal mehr dieses so offenliegende und zugleich rätselhafte Wien um 1900 in seiner Bedeutung für die Gegenwart entschlüsseln. Eine hervorragende Idee, hinter der die Ausführung leider streckenweise zurückbleibt.Der Empiriokrizitist Mach, der mit seiner quasi impressionistischen Philosophie der Kunst und Literatur der Jahrhundertwende das theoretische Fundament lieferte, und der für die Atomtheorie eintretende Boltzmann, der die Thermodynamik revolutionierte, leiteten
Als Moritz Schlick, Professor für Philosophie an der Wiener Universität, vor fünfzig Jahren erschossen wurde, als er eben die sogenannte Philosophenstiege hinaufging, um die letzte Vorlesung des Semesters abzuhalten, verlor der „Wiener Kreis“ seinen Initiator und sein Oberhaupt. Sein Mörder war ein ehemaliger Schüler, der weltanschaulichphilosophische Differenzen ebenso als Motiv seiner Tat anführte wie persönliche Gegnerschaft. Er wurde, obwohl schon früher in psychiatrischer Anstaltsbehandlung, zunächst zu zehn Jahren Ge-f ängnis verurteilt und später vom
Immer noch gilt vornehmlich im deutschsprachigen akademischen Bereich Schwerfälligkeit und Schwerverständlichkeit als höchstes Indiz für Wissenschaftlichkeit und Qualität.Luciano De Crescenzo» ehemaliger Manager und Neapolitaner, zeigt dagegen, wie lebendig und anschaulich Philosophie sein kann, wenn man es wagt, den musealen Grauschleier der philologisch verschütteten Tradition wegzuziehen. Thaies, Anaximan-der, Heraklit und Pythagoras werden unversehens zu lebendigen Gestalten, wie sie das heutige Süditalien ebenso bevölkern könnten wie die griechischen Strände.Immer wieder
Hannah Arendt, die große Jaspers-Schülerin, die eine politische Philosophie entwarf, in der nur der freie öffentliche Raum zur Grundlage der menschlichen Würde werden kann, hat ihre Tri-logie „Vom Leben des Geistes“ nicht vollenden können. Ronald Beilner versuchte an Hand von Vorlesungsmanuskripten und Notizen eine Rekonstruktion des geplanten Werkes über „Das Urteilen“.Darüber hatte Hannah Arendt schon in ihrem vieldiskutierten Werk über Eichmann nachgedacht. Haben wir ein Recht zu urteilen? Wie stehen Urteilen, Verstehen und Freiheit zueinander? Subtil und differenziert
Man hat sich in der letzten Zeit angewöhnt, die spezifisch „österreichische" Philosophie mit Sprachanalyse, Logik und Empirismus zusammen zu sehen. Es gibt aber noch eine andere Tradition, die nicht zerlegend und rationalisierend, sondern t synthetisch und ganzheitlich verfährt. Othmar Spann, vielfach als „Kryptofaschist" und Ständestaatstheoretiker verketzert, war einer ihrer großen Repräsentanten im 20. Jahrhundert.Sein ehemaliger Assistent Walter Becher hat es nun unternommen, Spanns Werk darzustellen und vornehmlich auf Wirkung und Aktualität der Ganzheitstheorie
Ingeborg Bachmanns Affinität zum Sprachdenken Ludwig Wittgensteins durchzieht bekanntlich ihr gesamtes dichterisches und auch essayistisches Werk. Vieles an ihrer Sprachkunst, vornehmlich im Bereich der Lyrik, scheint nachgerade eine Vollstreckung Wittgensteinischer Thesen.1950 hatte die Bachmann mit einer Arbeit über Martin Heidegger an der Universität Wien promoviert. Diese unter dem Einfluß neopositivistischer Thesen stehende Arbeit mit dem Titel „Die kritische Aufnahme der Existentialphilosophie Martin Heideggers“ ist nun von Robert Pichl als „kritische Studienausgabe“
Noch vor einigen Jahren hätte die Zusammenstellung der beiden Namen Heidegger und Wittgenstein der Quadratur eines Kreises geglichen. Zu unvereinbar und einander ausschließend schienen die Positionen, die auch geistige Kontinente beherrschten: kontinentales Philosophieren versus anglo-amerikanische Tradition.Inzwischen haben sich die Frontstellungen etwas entschärft, auch wenn viele Epigonen Entstellungen der reinen Lehre ihres jeweüigen Meisters befürchten mögen.Thomas Rentsch zentriert seine Überlegungen auf die Grundlagen einer philosophischen Anthropologie. In ihr treffen gleichsam
Albert Schweitzer, der in unserer schnellebigen Zeit bereits Halb-Vergessene, wird nun wiederentdeckt. Nicht zuletzt durch die ökologischen Probleme der Gegenwart scheint sich eine Art Schweitzer-Renaissance anzubahnen.Das von Harald Steffahn herausgegebene Albert-Schweitzer-Lesebuch bietet eine gute Hinführung zu Leben und Werk dieses großen Kulturphilosophen und Arztes. Neben autobiographischen und musikwissenschaftlichen Schriften wurde den theologischen und ethischen Arbeiten besonderer Platz eingeräumt.Schweitzers Grundbekenntnis zur „Ehrfurcht vor dem Leben“ bricht in der Tat mit
Spätestens seit Peter Sloter-dijks „Kritik der zynischen Vernunft“ wird auf dem Markt des öffentlichen Meinens der Ausdruck „Kultbuch“ auch hierzulande gerne handelt. Offenbar versteht das säkularisierte Lebensgefühl der Gegenwart darunter etwas, was — zum Teil verständlich und rational, zum Teil kryptisch und mysteriös — einer Art Anbetung ausgesetzt ist.Es versteht sich freilich von selbst, daß derartige Kulte immer wieder ihren Gegenstand wechseln müssen, gewissermaßen saisonbedingt verfahren. Warum sollte es darum neben einem „Auto des Jahres“ nicht auch ein
Daß gerade der Österreicher zu Tod und Sterben ein überaus zwiespältiges Verhältnis hat, ist nichts Neues. Verdrängt, tabui-siert und doch ins Leben integriert, ist spätestens seit dem Barock der Tod ein Thema der Literatur und Philosophie.Seit den jüngst aufgeflammten Diskussionen um Sterbehilfe, Selbstmord oder Selbstvernichtung der Menschheit hat dieses Phänomen auch einige praktische Nuancen gewonnen. Hans Ebeling, der sich auf diesem Gebiet schon mit mehreren Publikationen hervortat, hat eine Sammlung der Stellungnahmen zeitgenössischer Philosophen zum Tod herausgegeben: von
Es bedarf sicher eines gerüttelten Maßes an Mut, um so etwas wie eine „Philosophie der Vollkommenheit” heute anzustreben. Hugo Ingrisch hat diesen Mut und legt im dritten Band seines gleichnamigen Werkes Möglichkeiten dar, wie Werte mit der Wirklichkeit ausgesöhnt werden könnten. Die Annäherung an die Vollkommmenheit wird von Ingrisch, im Anschluß an seine der Theorie und der Wertlehre gewidmeten früheren Bände, hauptsächlich in den Bereichen der Eugenik, der Pädagogik und der Soziologie skizziert.Der zukunftsbezogene Optimismus, den Ingrisch hier entfaltet, paart sich mit einem
Es sind meist die Schlagworte, die unser Leben beherrschen. Sie verführen aber auch zur Schwarzweißmalerei, wie das neue Losungswort „Wertewan-del” wiederum bestätigt.
Der Ruhm Sir Karl Poppers in der geistigen Landschaft der Gegenwart ist unumstritten. Sein „kritischer Rationalismus”, seine Konzeption der „offenen Gesellschaft” und seine „Drei-Welten-Theorie” sind es sicher nicht. Dennoch bleibt sein Bekenntnis zu Toleranz, sein ungestümer und unentwegter Kampf gegen Tota-litarismen und Ideologien etwas, dem man Bewunderung zollt, auch wenn man den inhaltlichen Argumenten nicht immer beistimmen kann.Die in diesem Band zusammengefaßten Aufsätze und Vorträge umfassen einen Zeitraum von dreißig Jahren und handeln von vielen verschiedenen
Daß Ludwig Wittgenstein, gegen seine eigenen Absichten, zu einer Kultfigur der Gegenwart geworden ist, ließe sich schon an der Anzahl der jährlich über ihn erscheinenden Bücher ersehen.Allan Janik und Stephen Toul-min haben vor zwölf Jahren in Amerika ein Werk veröffentlicht, das nun endlich auch in deutscher Sprache vorliegt und seinerzeit die einseitige positivistische Vereinnahmung dieses großen österreichischen Philosophen korrigierte. Unkonventionell geschrieben, erschließt dieses Buch das Denken Wittgensteins auf dem Hintergrund des geistigen und kulturellen Lebens des Wien der
Die kleinen Steinpyramiden auf dem winzigen Friedhof der Stanislawkirche in Warschau, wo Jerzy Popieluszko begraben wurde, haben wie fast alles in Polen eine doppelte Bedeutung: die Märtyrer des Urchristentums wurden oft gesteinigt, und aus Stein sind auch die Pyramiden, die großen Mausoleen der Mächtigen dieser Welt, mit denen sie sich für die Nachwelt verewigen wollten.Von der Miliz werden diese kleinen Türmchen, die untertags von den immer noch in unüberschaubarer Zahl zusammenströmenden Gläubigen aufgeschichtet werden, nachts wiederum zerstört — trotz einer freiwilligen
Die Frage nach der Identität des österreichischen wird nicht allein im Inland zur Zeit heftig diskutiert. Auch in anderen Ländern, wo österreichische Kultur und Geistigkeit der letzten Jahrhunderte auf immer größeres Interesse stößt, beginnt man langsam auf die Eigenständigkeit des österreichischen aufmerksam zu werden. Zwar werden immer noch viele österreichische Autoren oder Philosophen als Deutsche betrachtet, aber die Einsicht in die ganz anders gearteten Entwicklungslinien der Doppelmonarchie gewinnt immer mehr an Boden.Waren es zunächst amerikanische Kultur- und
Daß das Werk des großen dänischen Antiphilosophen und Anti-theologen Sören Kierkegaard für unsere Zeit immer noch eine weithin unbewältigte Voraussetzung darstellt, wird einem bei fast allen geistigen Fragen der Gegenwart bewußt.Kierkegaards einsame und entschiedene, keine Kompromisse eingehende Stimme fehlt uns heute nicht nur in theologischen oder Glaubensfragen. Sein bitterer Spott über den Kulturbetrieb seiner Zeit, über das im Grunde Unchristliche, das sich als christlich gibt, könnte sich heutzutage nur noch potenzieren.Uber seine unbestreitbaren Einflüsse auf
Mit Heideggers Denken hat es ein ähnliches Bewenden wie mit demjenigen Wittgensteins: in seiner Größe und Bedeutung für alles gegenwärtige Philosophieren unbestritten, ist es immer noch zahllosen Mißverständnissen, Fehldeutungen und Polemiken aller Art ausgeliefert.Otto Pöggeler hat bereits vor zwanzig Jahren versucht, eine Gesamtdarstellung des Denkens Heideggers zu geben, die sich bemüht, Heideggers Philosophie verständnisvoll distanziert darzustellen. Immer noch kann Pög-gelers umfassende Darstellung als eine der besten Hinführungen zum Denken Heideggers gelten.Für die zweite
Eine „kleine Geschichte der österreichischen Philosophie" schrieb der Autor mit seinem demnächst im Bundesverlag erscheinenden Werk „Zwischen Schein und Wirklichkeit"; hier das - leicht gekürzte -Vorwort.
Daß Ludwig Wittgenstein zu einer Kultfigur des gegenwärtigen Philosophierens, ja unserer Kultur schlechthin geworden ist, wirkt beinahe schon als Gemeinplatz. Amerikanische Zeitschriften sprechen von einer „Wittgenstein Industry", die lebhaft floriert, und auch in unseren Breiten mehren sich die Bücher, Symposien und vor allem die Herausgabe des Nachlasses dieses scheuen und keineswegs auf Öffentlichkeit erpichten Denkers.Da auch Bildbände sich zunehmend großer Beliebtheit erfreuen, ist es nicht verwunderlich, daß der Suhrkamp-Verlag mit einem solchen über Wittgenstein
Daß sich die Aufklärung, „Les Lumigeres", „Enlighte-ment" heutzutage nicht immer unbeschränkter positiver Beurteilung erfreut, ist kein Geheim-, nis. Vor allem die Vernunft, auf die sie sich beruft, scheint gründlich in ihrer Wirksamkeit und Reichweite zerzaust. Vom Nachweis ihrer geheimen Dialektik (bei Hörckheimer-Adorno) über mannigfache Gegenaufklärungen, von der „Aufklärung über die Aufklärer" (bei Luhmann) bis zum Eingeständnis ihrer Perversion zur „zynischen Vernunft" (bei Sloterdijk) reicht die Palette der Skepsis, ganz zu schweigen vom kirchlichen Mißtrauen ob
Die Apokalypse steht ins Haus. Wir Untiere wissen es längst, und wir wissen es alle. Hinter dem Parteiengezänk, den Auf- und Abrüstungsdebatten, den Militärparaden und Anti-Kriegsmärschen ... gibt es eine heimliche Ubereinkunft, ein unausgesprochenes großes Einverständnis: daß wir ein Ende machen müssen mit uns und unseres-gleichen, so bald und so gründlich wie möglich — ohne Pardon, ohne Skrupel und ohne Uberlebende."So beginnt ein merkwürdiges Buch, dessen Titel „Das Untier. Konturen einer Philosophie der Menschenflucht" Überlegungen anstellt, die uns allen nicht
Karl Jaspers, um den es längere Zeit stiller geworden war, scheint neu entdeckt zu werden. Zumindest die Neuauflage vieler seiner Schriften ist ein untrügliches Zeichen dafür, daß dieser „Existenzphilosoph" wiederum von den Wellen des Zeitgeistes nach vorne gespült wird.„Wahrheit und Bewährung" umfaßt auch nahezu ewig aktuelle Themen: von der „Idee des Arztes" über das Problem desFriedens, den Grenzen pädagogischen Planens bis hin zur Frage des politischen Handelns macht Jaspers deutlich, daß die Philosophie keine weltfremde Angelegenheit für Seminardiskussionen
Erwin Chargaff, seit seinen Büchern „Das Feuer des Heraklit" und „Warnungstafeln" nicht nur als weltberühmter Biochemiker, sondern auch als „Verfasser von Klagegesängen in Prosa" bekannt, legt nun eine „Kritik der Zukunft" vor, in der das uns Bevorstehende in wahrhaft düsteren Farben gemalt wird.Schrankenlose Wissenschaftsund Fortschrittsgläubigkeit haben uns eine Gegenwart beschert, aus der sich wenig Hoffnung für die Zukunft ersehen läßt. Chargaff sieht das Schicksal der Menschheit unaufhaltsam auf einen kommenden Nuklearkrieg zusteuern.In explosiver und
Er ist ja scho n so etwas wie eine Institution: Erik v. Kuehnelt- Leddihn, wenn er Don-Quijote gleich gegen den Zeitgeist kämpft, gelegentlich gegen Windmühlen, dann aber wieder auch einen echtem Gegner erspähend.Auch sein neues Buch, dessen Untertitel allerdings mehr verspricht, als es eimzuhalten vermag, ist eine Kampfansage: gegen Mittelmäßigkieit, Opportunismus und Angleiichung an welchen „Zeitgeist“ auch immer.Freilich, mit seinen Urteilen und Folgerungen ist es eine zweischneidige Sache. Manchmal scheint es einem, als; träfe er wirklich ins Schwarze, manchmal in Grauzonen, und
Die Epoche der Aufklärung erfreut sich gegenwärtig offenbar eines besonderen Interesses. Dolf Lindner, langjähriger Kulturchef des ORF, hat einer der wichtigsten Gestalten der österreichischen Aufklärung, Joseph von Sonnenfels, eine Monographie gewidmet, die sich bemüht, alfe Facetten dieses auf vielfältigen Gebieten tätigen Mannes einzufangen.Mit viel Sympathie zeichnet Lindner das Bild eines Mannes, der, aus dem Getto von Nikolsburg gebürtig, gleichsam eine Spitzenkarriere macht: Professor für politische Wissenschaft, Rektor der Wiener Universität, Publizist, Initiator der
Schon im Jahre 1941 erregte Frank Thiess’ Darstellung eines Jahrtausends europäischer Geschichte — von der klassischen griechischen Kultur bis zur Frühzeit des byzanthinischen Reiches — Aufsehen. Wenige Monate nach dem Erscheinen verboten, hat Thiess und Text für die späteren Fassungen modifiziert, ohne freilich den Sinn des ursprünglich „Roman eines Jahrtausends“ titulierten Werkes zu verändern.Nach wie vor fasziniert diese dichterische Gestaltung einer Epoche, die für die weitere Entwicklung unserer Kultur und Zivilisation maßgeblich war. Thiess’ Fähigkeit, dichterische
Ludwig Wittgenstein, immer noch einer jener Philosophen des 20. Jahrhunderts, der die Gemüter in besonders starkem Maße beschäftigt, war bekanntlich ein unermüdlicher Arbeiter. Die Edition seines Nachlasses ist noch lange nicht erschöpft.Als Band 8 der gesammelten Schriften sind unlängst unter der kundigen Herausgabe von G. An- scombe und G. v. Wright die „Bemerkungen über die Philosophie der Psychologie“ erschienen, freilich zum Teil schon früher Veröffentlichtes enthaltend.Es handelt sich um Aufzeichnungen, die/ Wittgenstein in den Jahren 1946 bis 1949 verfaßt hat und
Giorgio Colli, der zusammen mit Mazzino Montinari die neue kritische Ausgabe der Werke Nietzsches erstellt hat, hat zu den einzelnen Schriften Nietzsches Einleitungen verfaßt, die nun — nach seinem Tod — unter dem Titel „Distanz und Pathos” erschienen sind.Colli, dem jene vordergründige Aktualisierung Nietzsches, wie sie synkretistisch in Aufnahme konservativer, marxistischer, strukturalistischer und ähnlicher Elemente derzeit geschieht, ein Greuel war, versucht sich in diesen Einleitungen der Herausforderung, die von Nietzsche ausgeht, zu stellen.Die aus jahrzehntelanger
Nach den aus dem Nachlaß herausgegebenen „Großen Philosophen“ hat Hans Saner nun die Einleitung zur Weltgeschichte der Philosophie von Karl Jaspers ediert.Jaspers, der sich schon früh mit Überlegungen zur Geschichte, ihrem Sinn und ihrer Gestalt befaßt hatte, fordert darin eine „po- ly-aspektive“ Geschichtsschreibung. Das Ganze der Weltgeschichte der Philosophie soll darin von verschiedenen Aspekten her mehrfach entworfen und geschrieben werden.Geschichte der Philosophie ist nach Jaspers „Offenbarwerden des Umgreifenden“. Gerade auf die darin beschlossene Vergegenwärtigung
Was ist schon? Aut diese tur die künstlerische Arbeit gerade heute so wichtige Frage suchten Fachleute und Künstler in der FURCHE (Nr. 51/52/82) eine Antwort. Die Diskussion zu diesem Thema wird nun mit den Beiträgen zweier Philosophen fortgesetzt.
Unter der wahren Flut von Büchern, die anläßlich des 150. Todesjahres Goethes erschienen sind, nimmt diese Bild-Biographie einen besonderen Platz ein.In einer Montage von Bildern und Textabschnitten wird — nach Absicht der Gestalter — eine Art Libretto geboten, das den Leser in die Lage versetzt, Goethes Le-’ ben und Werk eigenständig nachzuvollziehen. Dichtung, Autobiographie, Brief, Tagebuch, Gespräch und Schilderungen Dritter verbinden sich zusammen mit eindrucksvoll präsentiertem Bildmaterial zu einer faszinierenden Schilderung des Lebens und Werkes Goethes, wobei die
Im Gegensatz zu den literarischen, politischen oder späteren philosophischen Arbeiten wie „Das Sein und das Nichts“ oder „Kritik der dialektischen Vernunft“ ist das philosophische Frühwerk Jean-Paul Sartres weitgehend unbekannt. Diese unter dem Einfluß der Phänomenologie Husserls stehenden literarischen und philosophischen Arbeiten stellen aber nicht allein die Grundlage der „existentialisti- schen“, sondern auch der späten Schaffensperiode Sartres dar.Vor allem die Arbeiten „Eine fundamentale Idee der Phänomenologie Husserls: die Intentionalität“, „Transzendenz des
Der Autor hielt einige Vorträge an polnischen Universitäten. In seinen Reisenotizen widerspiegelt sich die gegenwärtige Stimmung unter den polnischen Intellektuellen.
„Ich glaube, es ist die Pflicht jedes Intellektuellen, sich seiner privilegierten Stellung bewußt zu sein. Er hat die Pflicht, einfach und klar und in einer möglichst zivilisierten Art zu schreiben und weder die Probleme zu vergessen, die die Menschheit bedrängen und ein neues, kühnes und geduldiges Nachdenken erfordern, noch die sokratische Bescheidenheit — die Einsicht des Mannes, der weiß, wie wenig er weiß. Im Gegensatz zu den minuziösen Philosophen mit ihren kleinlichen Problemen sehe ich die Hauptaufgabe der Philosophie darin, kritisch über das Universum und unseren Platz in
Die Fülle der Publikationen zum Denken Ludwig Wittgensteins hinterläßt allmählich den Eindruck des Entstehens einer Wittgenstein-Scholastik und ermüdet langsam auch den interessierten Fachmann. Um so angenehmer überrascht das Buch des Niederländers R. F. Beerling, dem es gelingt, in lebendiger und einfühlsamer Weise dem vielschichtigen Denken Wittgensteins gerecht zu werden.Beerlings Intention ist bescheiden und damit anspruchsvoll zugleich: er will sich selbst und anderen verdeutlichen, was Wittgenstein mit bestimmten Äußerungen und Standpunkten eigentlich gemeint haben mag. Und
Memoiren der Lebens- und Weggefährtinnen großer Männer sind meist eine problematische Sache. Die Versuchung, die eigene Rolle dabei tunlichst zu überschätzen, ist meist ebenso groß wie die Gefahr, aus dem verstorbenen Gefährten einen Mythos oder eine Legende zu machen.Karola Bloch, die Frau von Ernst Bloch hat beides zu vermeiden verstanden, nicht zuletzt vielleicht auf Grund ihres eigenen politischen und künstlerischen Engagements, das sie ihrem Beruf als Architektin gegenüber auch in den schwierigen Zeiten der Verfolgung und Emigration an den Tag legte.Dementsprechend erfährt man
Im Jahre 1936 erschoß der Student Nelböck seinen Professor. Der Mord führte zu heftigen Angriffen ultrakonservativer Kreise gegen laquo;Moritz Schlick. Die zeitliche Distanz erlaubt einen nüchternen Rückblick auf sein Werk
Viele Vorträge bei den Wiener Toleranzgesprächen reichten nicht aus, den Begriff Toleranz zu klären. Der Autor untersucht die Widersprüchlichkeit des Begriffes.
rur die eigenartige Dialektik steigenden Wohlstandes, Lebensstandards und Freiraums auf der einen Seite sowie steigender Unzufriedenheit, Unbehagens und Kritik an den Segnungen wissenschaftlich-technischen Fortschrittes auf der anderen hat es in den letzten Jahren viele Diagnosen und Erklärungen gegeben. Daß wir neben den offensichtlichen äußeren Krisen (von deröko- und Umwelt- bis zur Energiekrise) auch vpr einer grundlegenden Sinn-, Orientierungsoder Identitätskrise stehen, ist ebenfalls nichts Neues.Daß beides miteinander entscheidend zu tun, ist die These des Büchleins von Franz
Die Situation der Philosophie in der Gegenwart ist nicht allein durch große Diffusität und Verwirrung bestimmt, sondern auch — zumindest im deutschen Sprachraum - durch das Fehlen jener großen Denkerpersönlichkeiten, die noch im vergangenen Jahrzehnt Gewicht und Bedeutungbesaßen: Heidegger, Jaspers, Adorno, Bloch oder Marcuse.Schmerzlicher fast macht sich aber auch die Tendenz zur Selbstrechtfertigung bemerkbar, ohne die es zumindest im akademischen Bereich kein Auskommen mehr zu geben schien: Die Frage: „Wozu noch Philosophie?" schien die Philosophen mehr zu beschäftigen als
Lange Zeit unterschätzt und vergessen, dann im Verlauf der Ereignisse des Jahres 1968 als Leitfigur wiederentdeckt und überschätzt, harrt das Werk von Wilhelm Reich nach wie vor einer objektiven Beurteilung.David Boadella, englischer Psychotherapeut unternimmt in seiner Biographie den Versuch, nicht nur die Sexualtheorie, sondern das vielgestaltige Gesamtwerk Reichs (von der Charakterologie bis zur Krebsforschung und Weltraumforschung) darzustellen.Bereits der Untertitel des Werkes verrät das Programm Boadeilas. Der in den USA bekanntlich verfemt im Gefängnis verstorbene Reich wird trotz
Um es vorwegzunehmen: das Buch von Rudolf Czernin fasziniert und verärgert zugleich. Es fasziniert, weil es in einer auf tiefes und ernstes persönliches Engagement zurückgehenden Weise Wahrheiten ausspricht, die dem durchschnittlichen sensibilisierten Intellektuellengemüt unserer Tage auf Grund von hunderterlei Rücksichten, Differenzierungen und Bedenken nicht auszusprechen möglich sind.Und es verärgert, weil es aus wahrscheinlich ähnlichen Gründen zu Simplifizierungen und Mystifikationen neigt, die die Grundthesen fragwürdig machen.Czernin ist nicht der erste, der die gegenwärtige
In Zeiten wie diesen nach der Liebe zu fragen, ist ebenso notwendig wie provokativ zugleich. Denn Liebe als Grundmöglichkeit oder Grundgeschehen unseres Daseins ist etwas, das sich immer nur zwischen einzelnen Wesen vollzieht und ereignet, Frau und Mann, Eltern und Kind, Freund und Freund.Gewiß, daneben gibt es eine Liebe zum Menschen im allgemeinen, wie es auch eine Liebe zum Wein, zur Natur, zur Kunst gibt. Es gibt Vorlieben für bestimmte Dinge, wie es eine Liebe gibt, von der der Volksmund sagt, daß sie durch den Magen geht. Es gibt die sentimental-romantische Liebe ebenso wie die
Unzählige Male totgesagt, von totalitaristischen Syste- men von links und rechts ausgeplündert und dadurch in Verruf gekommen, lebt sie dennoch weiter, beschäftigt in unzähligen Publikationen die Gelehrten und die Öffentlichkeit: es bedarf gar nicht eines 150. Todestages, um die Philosophie Hegels neu zu aktualisieren.Wollte man nur die — von der Sache her gesehen — vom „Inhalt“ ohnedies nicht zu trennende dialektische Methode herauslösen — ihre konkreten, politisch-praktischen Auswirkungen schlagen in unserer Wirklichkeit unübersehbar zu Buche.Dieser „Meisterdenker“ war
Wäre das Wort nicht so abgedroschen, das Werk Ferdinand Ebners, eines Volksschullehrers aus Wiener Neustadt der den größten Teil seines Lebens in Ga-blitz bei Wien zubrachte, hätte am ehesten Anspruch auf den Ausdruck „ein österreichisches Schicksal".Als ein angesehener Wiener Verlag im Jahr 1919 das Buchmanuskript des imbekannten Volks-schullehrers Ferdinand Ebner auf Grund des Gutachtens eines Professors für Philosophie der Universität Wien als „wissenschaft-lich unmöglich" ablehnte, kormte keiner der Beteiligten ahnen, daß man Jahrzehnte später den Namen des Gutachters
Wege zur Gottesbegegnung in unserer Zeit versucht Walter Strolz in einer Wiederaufnahme des Gespräches des Christen, mit dem Alten Testament zu bahnen. Im Anschluß an das Wort des Psalmisten „Du gibst weiten Raum meinen Schritten" soll die zukunftsoffene Weite des biblischen Glaubens in der Erprobung durch die eigene Existenz eine neue Auslegung des an den Menschen in der Geschichte ergangenen Heilswortes ermöglichen.In Aufnahme von Motiven früherer Werke versucht Strolz dem grundsätzlichen Zwiespalt menschlicher Existenz, dieser „geheimnisvollen Mischung aus Gottebenbildlichkeit und
Hegels Sozial- und Staatsphilosophie ist in den letzten Jahren immer wieder neu kommentiert worden. Parallel etwa zu der aufsehenerregenden Kritik von Seiten Frankreichs „Nouvelle Philosophie“ hat der sogenannte „kritische Rationalismus“ die Dialektik immer schon argwöhnisch und negativ in den Blick genommen.Ernst Topitsch unterwirft das Denken Hegels einer besonders herben Kritik, die die Philosophie des deutschen Idealisten im Zusammenhang mit der europäischen Philosophiegeschichte auf einen mythischen Hintergrund und Ursprung zurückführt.Eben dies ist aber,
Schopenhauer selbst, dem erst spät öffentlicher Widerhall seines Werkes beschieden war, hat das Schicksal seines Denkens bitter als „Komödie des Ruhmes“ bezeichnet. Er, der zeitlebens ein „Unzeitgemäßer“ war, wird in der. Gegenwart zunehmend aktueller.Das von Arthur und Angelika Hübscher edierte Schopenhauer- Lesebuch geht den originellen Weg einer zwanglosen Wanderung durch sein Werk, nicht zuletzt auch, umNichtfachleute zu Schopenhauei hinzuführen. Von frühen Reisetagebüchern der Jugendjahre bis zu den „An sich selbst gerichteten Betrachtungen“ spannt sich ein
Daß Ludwig Wittgenstein nicht bloß einer der originärsten und eigenwilligsten, sondern sicher auch einer der wichtigsten Philosophen unseres Jahrhunderts gewesen ist, hat sich auch nach dem langsam abebbenden modischen Interesse an seinem Denken bestätigt. Daß Wittgenstein keineswegs einsinnig für eine philosophische Schule in Anspruch genommen werden darf, dafür ist der von B. F. Mc Guiness und G. H. v. Wright edierte Band „Briefe" ein weiteres Indiz.Vom Briefwechsel mit Russell, Keynes und Moore, Ramsey und Eccles bis zu demjenigen mit Engelmann und Ficker vereinigt der Band,
„Die Welt jedenfalls scheint häßlich, schlecht und hoffnungslos. So sagt die stille Verzweiflung eines alten Mannes, der in ihr sterben wird. Doch ich leiste Widerstand, und ich weiß, daß ich in der Hoffnung sterben werde.”Diese Sätze formulierte der blinde und todkranke Jean-Paul Sartre noch wenige Wochen vor seinem Tod. Am IS. April 1980 ist Jean-Paul Sartre in Paris gestorben.Sartre war nie ein bequemer Schriftsteller oder Philosoph. Er erregte Ärgernis, und wer weiß, ob er nicht bewußt gerade diese Provokation gesucht hat, die sein Leben von Anfang begleitete. Als Papst eines