Gäbe es ohne (die schlagartige Rohölpreiserhöhung und die darauffolgende Energiesparwelle keinen Wester-, keinen Böhmer- und auch keinen Wienerwald mehr?
Der Stromverbrauch ist in Österreich 1979 um insgesamt 3,5% gestiegen. In den Jahren zuvor waren Steigerungsraten um fast das Doppelte zu verzeichnen. Der Treibstoffverbrauch ist in Österreich 1979 um insgesamt 3,1% gestiegen. In den Jahren zuvor waren Steigerungsraten um mehr als das Doppelte zu verzeichnen. Erfolge?Und wenn: wessen Erfolge? Der Energieberichterstattung der Medien? Der Energiepolitik der Regierung? Vielleicht sogar der Energieverwertungsagentur?Erfolg oder Mißerfolg der Bestrebungen, den Energieverbrauch in den Griff zu bekommen, lassen sich nur an Zeitabläufen von über
Vor zwei Jahren hat der Verfasser des folgenden Beitrages in der FURCHE den damaligen Jubiläumsparteitag der SPÖ (1934 bis 1974) ganz anders beurteilt, als die meisten Beobachter der unabhängigen Presse. Seine Schlußfolgerungen wichen insbesondere stark von den Analysen der ÖVP-Sprecher ab. Die Ereignisse seither haben ihm aber Recht gegeben. Auch diesmal hat er andere Schlüsse gezogen als die meisten — vor allem als die Maßgeblichen der ÖVP (welcher er angehört). Um seiner Partei die Augen zu öffnen, griff er auch diesmal zur Feder.
50 Jahre nach dem Erscheinen seines ersten literarischen Versuchs (ein Gedichtband), 40 Jahre nach einer epochemachenden Burgtheaterinszenierung von „Ein Bruderzwist in Habsburg”, die eine Grillparzer-Renaissance bewirkte, 30 Jahre nach Inangriffnahme des größten Bestsellers der Zweiten Republik („Der Engel mit der Posaune”), 20 Jahre nach einer Aufführung von „Kabale und Liebe”, die das bereits totgesagte Schauspiel bei den Salzburger Festspielen zu neuem Leben erweckte — und 10 Jahre nachdem er seine letzte Theaterkritik geschrieben hatte (über Kortners „Othello” am
Die ÖVP hat Grund, erschrocken zu sein. Die SPÖ ist erwachsen geworden. Zugleich mit den Kampfjahren, ihrer Sturm-und-Drang-Periode, hat sie auch ihre Jugend abgelegt. Sie präsentiert sich nun mit der Selbstgewißheit dessen, dem Vergangenheit und Zukunft gleich viel bedeuten. Vom nostalgischen „April und Mai und Junius sind ferne“ Hölderlins jedoch verspürt sie nicht einen Hauch. Im Sommer ihrer Existenz schickt sie sich an zu ernten und zu überlegen, was mit dem Kom, das sie jetzt einfahren wird, geschehen soll.Das sind die Lehren aus dem zu Ende gegangenen Parteitag der
Im Jänner 1934 starb mein Schulbanknachbar Kratochwil. Er hatte die Schwindsucht gehabt. Er und seine Zwillingsschwester, die in dieselbe Klasse ging, hatten einen seltsamen Geruch. Armeleutegeruch nannte man es bei mir zu Hause, so wie wir auch von Armeleutehaaren sprachen, die fahl und flachsig und damals wohl eine Art von Statussymbol waren — obwohl dieses Wort zu jener Zeit wahrscheinlich noch nicht existierte.Mein Mitschüler Kratochwil hatte von der ersten Volksschulklasse an ein spitziges Mausgesitiht mit riesengroßen schwarzen Augen und einer gläsernen Haut. Die Kratochwils hatten
Sind die drei Buchstaben ÖVP aus dem Verkehr gezogen worden? Gäbe es nicht die obligate Wiedergabe der Meldungen des ÖVP-Pressedienstes in einigen unabhängigen (man nennt das heute so) Blättern, könnte man glauben, die innenpolitische Szene werde von Bundeskanzler Kreisky und den Interessenvertretungen allein beherrscht. Daran wird sich in diesem Jahr wohl nicht viel ändern. Bei Krisen, die von außen an ein Land herangetragen werden, schließt die Bevölkerung stets zur Regierung auf und im Zusammenhang mit Kreiskys voraussehbarer spektakulärer außenpolitischer Aktivität ist zu erwarten, daß der Jubiläumsparteitag der SPÖ zu einem Triumph für ihren Vorsitzenden wird, den einzigen Intellektuellen, der in der politischen Landschaft Österreichs eine bestimmende Funktion ausübt und diese eben deshalb dominiert.
Fritz Herrmann ist einen Gang auf Klinge und Scheide wert, wie es bei Shakespeare heißt. Wphl ist er für die Kulturpolitik der SPÖ (noch) nicht repräsentativ, aber er ist immerhin der erste kulturpolitische Berater des sozialistischen Unterrichtsministers. Und wer nicht weiß, wer Erzbischof Benelli ist, oder wer Leo Bauer war, braucht nur den Film „Der Pate“ anzusehen, um zu erfahren, welche Rolle der Zufall oft einem Con-sigliere in geschlossenen Gesellschaften anvertraut.
Niemand wird leugnen, daß die Wiener Festwochen in Idee und Verwirklichung aus den Musikfesten hervorgegangen sind, welche die Wiener Konzerthausgesellschaft seit 1947 periodisch veranstaltet hat. Aber ebenso wird niemand leugnen, daß diese Musikfeste ihre wahre internationale Bedeutung erst erlangten, als der Überbau der Wiener Festwochen mit seiner immer durchdachteren Konstruktion und seiner immer glänzenderen Fassade ihnen einen von Jahr zu Jahr tiefer auslotbaren geistigen Raum zur Verfügung stellte. Musikfeste, die nicht durch die mitwirkenden Künstler, sondern durch
Es ist kein Geheimnis, daß sich in die Beziehungen zwischen der OeVP und der Industrie eine gewisse Malaise eingeschlichen hat. Die Industriellen (genauer: die Mitglieder der Vereinigung österreichischer Industrieller) glauben, die Bundesparteileitung der OeVP, die Wiener Landesleitung der letzteren und der OeAAB „hätten etwas“ gegen sie; die OeVP wiederum, insbesondere deren Bundesparteileitung, ist der Meinung, der Industriellenverband benütze die ihm nahestehende Presse, um die Oeffentlich- keit gegen die derzeitige Parteiführung und deren Taktik aufzubringen; der OeAAB schließlich sieht die Verbreiterung der Partei- wie der Wählerbasis, die in erster Linie seine Aufgabe wäre, durch die Politik der Industriellen bedroht. Es ist nicht nur eine Malaise da: das Schlimme ist, daß an alldem etwas Wahres ist.
„Bilan d'un monde pour un monde plus humain“ — „Bilanz einer Welt für eine menschlichere Welt“ —, dies ist das große, allgemeine Thema der Brüsseler Weltausstellung, die in zwei Monaten, am 17. April 1958, eröffnet werden wird. Oesterreich nimmt an dieser Weltausstellung mit einem Pavillon teil, dessen Pläne und Programm bereits jetzt Aufmerksamkeit erwecken; die Wiener Staatsoper und die Wiener Philharmoniker werden in Brüssel gastieren, und um den offiziellen Charakter der österreichischen Beteiligung ganz besonders zu unterstreichen, wird Bundespräsident Dr. Schärf zu
Obwohl zur Stunde der republikanische Parteikonvent noch nicht zu Ende gegangen ist, kann doch kein Zweifel darüber bestehen, daß die Gegner bei den bevorstehenden amerikanischen Präsidentschaftswahlen die gleichen Männer sein werden, die einander schon vor vier Jahren gegenüberstanden: der jetzige Präsident Dwight D. Eisenhower und der ehemalige Gouverneur des Staates Illinois, Adlai E. Stevenson. Diese beiden Männer werden aber, so scheint es, unter ganz anderen Auspizien in die zweite Runde gehen als 1952, so wenig sich die großen Innen- und außenpolitischen Probleme auch geändert
Sosehr dem Salzburger „Jedermann“ die statische, ja Statuarische Eigenschaft innewohnt, sooft er gespielt wird, um für die kurze Zeitspanne von eineinhalb Stunden ein lebendiges Denkmal für seinen Dichter, Hugo v. Hofmannsthal, und für seinen ersten Inszenator, Max Reinhardt, zu sein, sosehr entfaltet er auch eine zutiefst theatralische Möglichkeit: die der steten Erneuerung. Es wäre nicht klug gewesen, hätte man die in den ersten Nachkriegsjahren geübte Praxis fortgesetzt, den „Jedermann“ nach dem Regieblich Max Reinhardts und in der Besetzung der dreißiger Jahre aufzuführen,
Die amerikanische Außenpolitik steht gegenwärtig im Scheinwerferlicht .der Weltöffentlichkeit. Die Reise des englischen Premiers Eden nach Washington dient dem Zwecke, die englischen und amerikanischen Interessen aufeinander abzustimmen, nachdem die sowjetische Wirtschaftsoffensive in Asien und die politische Offensive im Nahen Osten eine Uebereinkunft der Westalliierten dringend nötig macht. Der Brief Bulganins mit dem Angebot eines zwanzigjährigen Freundschaftspaktes an Eisenhower verfolgt verschiedene Zwecke, unter ihnen aber auch den einen, offensichtlichen: die USA von ihren alten Verbündeten zu isolieren und zu diskreditieren. Die rasche, nach manchen amerikanischen Urteilen vielleicht allzu rasch erfolgte ablehnende Antwort Eisenhowers läßt jedenfalls den guten Sinn erkennen, in der freien Welt keinen Zweifel über die Festigkeit der USA aufkommen zu lassen. Beides aber, die Eden-Reise und der Briefwechsel Bulganin—Eisenhower machen darauf aufmerksam: in einem für die Weltpolitik des Westens kritischen Jahr steht die amerikanische Außenpolitik wie vielleicht nie zuvor seit dem Debakel in China und dem Kampf in Korea vor der Aufgabe, neue, positive, konstruktive Planungen zu entwickeln, will sie nicht im Schlepptau der Reaktionen auf die Taten anderer den kürzeren ziehen ... „Die Furche“
Retour ä la Verite. Deux authentiques Vermeer. Von Jean Decoen. Editions Adrien Donker S. A., Rotterdam. 204 Seiten und 201 meist ganzseitige Bildtafeln.Das vorliegende Buch des belgischen Kunsthistorikers und Restaurateurs Jean Decoen rollt die Vorgeschichte der bekannten Affäre um den Bilderfälscher van Meegeren nochmals auf und will beweisen, daß Jean Vermeer van Delft und nicht sein genialer Fälscher Han van Meegeren Urheber der beiden Bilder „Die Jünger von Emmaus“ und „Das Abendmahl“ sei.Im Jahre 1937 teilte van Meegeren der erstaunten Kunstwelt mit, daß er einen neuen
Erst wenige Stunden trennen uns von einem der wichtigsten weltpolitischen Ereignisse dieses Jahres und doch scheint es, als seien hüben und drüben die neuen Positionen bereits bezogen. In der Tat hat die Weltöffentlichkeit den Kampf um die amerikanische Präsidentschaft so aufmerksam verfolgt, daß sie seit langem auf die beiden Möglichkeiten seines Ausganges vorbereitet war. Nun, da die Wähler der USA entschieden haben, da die eine der beiden Möglichkeiten sich realisiert hat und die eigene Stellungnahme mitgeteilt werden kann, lohnt sich ein Augenblick der Überprüfung.Es dürfte in
Ala man hörte, daß an Stelle von Moliėre6 „Misanthrop der „Lügner von Carlo Goldoni da6 Paradesprechstück der Salzburger Festspiele werden sollte, war man mit Recht ein wenig skeptisch. Moliėres Lustspiele sprengen den Rahmen der Sprache, in welcher sie geschrieben 6ind, sie werden nicht so 6ehr durch das Wort, als vielmehr durch den Geist, der ihnen innewohnt, verständlich, sie sind in jeder Übertragung wirksam und dazu prädestiniert, ein vielsprachiges Festspielpublikum zu fesseln. Der „Lügner hingegen Ist kein Lustspiel, das die Welt belehrend amüsieren will, sondern eine
Er werde General Mac Arthür nach Washington berufen und ihm ein wichtiges Amt. anvertrauen, teilte kürzlich Senator Taft, der mögliche Präsidentschaftskandidat der Republikaner, seinen aufhorchenden Parteifreunden mit. Schon in wenigen Tagen, am 7. Juli, wird der Nationalkonvent der Republikanischen Partei Taft oder Eisenhower als offiziellen Kandidaten für die Präsidentschaft der USA nominieren; die erwähnte Ankündigung des amerikanischen Senators ist jedoch so bedeutsam, daß eine Klarstellung vor dieser endgültigen Entscheidung nötig wird.Mac Arthur ist gewissermaßen ein Be-
„Ich bin bereit, mich der Republikanischen Partei zur Verfügung zu stellen, wenn sie mich mit großer Mehrheit zu ihrem Präsidentschaftskandidaten ernennt", sagte General Eisenhower am Montag vergangener Woche. „Aber", fügte er unmißverständlich hinzu, „ich bin nicht bereit, meinen gegenwärtigen militärischen Posten aufzugeben, um e'nen politischen Feldzug für eine solche Nominierung zu beginnen."Diese Mitteilung ist viel eindeutiger, als es vielleicht scheinen mag; selbst den Eingeweihten war sie eine nicht geringe Überraschung. Freilich vermutete man, daß Eisenhower nicht nur
Blut, Schweiß und Tränen verhieß Churchill seinem England, ehe er es zum Sieg gegen den einen Tyrannen führte. Und nun, da sich die Briten in einer vielleicht ebenso schweren Stunde zum zweitenmal auf ihn besonnen haben, dankt er ihrem erneuerten Vertrauen mit den harten Worten: »Wir stehen vor schweren Zeiten...“Die Bedeutsamkeit des konservativen Wahlsieges in England reicht weit über die Grenzen des Empires hinaus. Ganz Europa, ja die halbe Welt erwartet sich von Winston Spencer Churchill, dem vielleicht größten Staatsmann unserer Zeit, daß er die bis zur Unerträglichkeit
Die Schweiz steht vor Neuwahlen. Es fällt diesmal leicht, keine Überraschungen vorauszusagen, da die Gemeinde-und Kantonsabstimmungen der letzten Monate zeigten, daß die meisten Wähler mit den Leistungen der von ihnen vor vier Jahren bestellten Mandatare im großen und ganzen zufrieden gewesen sind. Die Stärke der drei meistverantwortlichen Parteien, der Sozialistischen, der Freisinnigen und der Katholisch-Konservativen, wird also wohl unverändert bleiben oder nur geringen Schwankungen unterworfen werden, und der „Landesring der Unabhängigen“ des dynamischen Zürcher