DIE ALTE LEHRE. Geschichten und Anekdoten von Jacob Picard. Mit einem Vorwort von Josef Eberle. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart Lw. 244 Seiten. DM 16.80.
Nicht nur die Sprache ist lebendig, sondern auch die Schrift. Deshalb waren alle Versuche, die Rechtschreibung radikal zu ändern und zu erneuern — diese Versuche gehen ins 19., ja bis ans Ende des 18. Jahrhunderts zurück —, zum Scheitern verurteilt. Nur jene Neuerungen, die eine Kodifizierung der allmählichen lebendigen Entwicklung unserer Schrift darstellten, konnten durchdringen. Halten wir an dieser Erfahrungstatsache fest, wenn wir die seit 1954 betriebenen Reformpläne beurteilen wollen.1952 wurde auf Anregung von Dr. Thierfelder, Stuttgart, in Konstanz eine Arbeitsgemeinschaft
MIRI. Römatt. Von Peter S o u r i a n. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Johannes P i r o n. Langen-Müller, München. 246 Seiten.Sourian hat'so viel Talent! Wozu aber verschwendet er es an diese Geschichte? Nur weil er erst 25 Jahre alt ist? Sicher: weil er Amerikaner ist. Denn diese Geschichte einer ersten Liebe kann (wenn überhaupt) höchstens ein Amerikaner verstehen. Uns graust es ein wenig davor, daß einmal auch die „zornigen“ oder „halbstarken“ Europäer solche erste Liebe haben werden ...Miri ist Griechin, Lexy aus griechischer Familie, aber Amerikaner, Josh ist
Des Zornes und des Herzens wegen. Die illegale Wanderung eines Volkes. Von John und David K i m c h e. Uebersetzung aus dem Englischen. Collo-quium-Verlag, Berlin. 216 Seiten.Das Entstehen und die Festigung des jungen Staates Israel wird in dem Werke der Brüder Kimche ausführlich vorgetragen. Unter den Gegnern ist merkwürdigerweise England der beharrlichste. Die umfängliche präzise Darstellung der Entwicklung bemüht sich sehr um vollkommene Sachlichkeit, und eben darin liegt der Wert dieser Schrift. Gerade die kühle Aufzählung der Ereignisse bewirkt es, daß das Buch auf den Leser
Der Gefangene von Savona. Historischer Roman von Lajos Per1aky. Liebersetzung aus dem Ungarischen. Rex-Verlag, München. 287 Seiten. Preis 12.80 sfrs.Das Leben Pius VIL, des großen geistlichen Widersachers Napoleons, in einem historischen Roman darzustellen, wäre eine herrliche Aufgabe. Aber dem Buche von Perlaky fehlen die notwendigen Kennzeichen eines Romans. Die Darstellung ist blaß und sprunghaft, ohne psychologische Untermauerung. Die Kompilationen geschichtlicher Quellen sind anfechtbar. Ein paar Beispiele für die Unbeholfenheit des Autors: Er behauptet, mit dem Königtum wäre der
Der Bischof mit seinen 150 Bräuten. Fünfzig Jahre als Missionar im australischen Busch. Von F. X. G s e 11. Rex-Verlag, München. 192 Seiten. Preis 9.50 sfrs.Ein prachtvolles kluges Buch. Der im Titel wiedergegebene mißverständliche Spitzname, den der Missionsbischof trägt, deutet die Hemmungen an, die sich auf seinem Wege häufen. Die Primitiven treten unvermittelt einer seelenlosen Zivilisation entgegen und würden ihr erliegen, gelänge es nicht dem Missionär, sie zu rechten Menschen zu machen. Auch vom Standpunkt der Erd- und Völkerkunde bietet dieser große wertvolle Bericht dem
Kleidung, Mode und Mensch. Versuch einer psychologischen Deutung. Von Franz Kiener. Ernst- Reinhardt-Verlag, München-Basel. 280 Seiten mit 44 Abbildungen Kart. Preis 15 DM. — Magier der Mode. Macht und Geheimnis der Haute Couture Von Anny Latour. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart. 256 Seiten mit 4 Farbtafeln und 5 8 Abbildungen. Preis 24.80 DM. — Gut angezogen. Modespiegel für Frauen. Von Waltraut Schmitz- Bunse. Verlag Josef Knecht, Carolusdruckerei, Frankfurt a. M. 142 Seiten mit 12 Zeichnungen. Freis 6.80 DM.In den Urgründen der Seelenkunde sucht und findet Franz Kiener die
Die letzte Nacht der Titanic. Von Walter Lord. Aus dem Englischen. Alfred-Scherz-Verlag, Bern. 256 Seiten.Hier liegt nun nach viereinhalb Jahrzehnten der vollständigste Tatsachenbericht über den Untergang der „Titanic“ vor. In kühler Realistik, die nie durch epische Breite oder Reflexionen beeinflußt wird, ersteht das Ungeheure, Erschütternde der Tragödie: Natur wider uns, auf unserer Seite aber neben dem Unzulänglichen wahre Menschlichkeit.Friedland. Chronik der großen Heimkehr von Josef R e d i n g. Paulus-Verlag, Recklinghausen. 270 Seiten.Ein sowjetisches Straflager ist der Ort
Der kleine Roda-Roda-Band. Paul-Neff-Verlag. 225 Seiten.Vom , Neff-Verlag herausgegeben, liegt nun eine Auswahl der ausgefeiltesten Erzählungen Roda Rodas in einem Band vor. Ihr Schauplatz liegt zu-, meist in der alten Monarchie: im Donautal, zwischen Save und Theiß, an der Militärgrenze. Die in der ländlichen Gemeinschaft nebeneinanderlebenden Türken, Serben, Juden, Ungarn, Schwaben und Zigeuner • gehören ebenso der Vergangenheit an wie die alten Troupiers, jungen Kadetten, bärtigen Popen und verschmitzten Schweinezüchter, von deren großen und kleinen Schwächen Roda Roda hier mit
Graf Alfred Keyserling erzählt ... Von Alfred Keyserling. Harro von Hirschheydt. Groß-Biewende. (Lizenzausgabe, Goldmann, München.) 399 Seiten.Ein alter russischer Adeliger erzählt. Er erzählt Selbsterlebtes in lebendigen Bildern, in kleinen Bildern, in großen Bildern und manchmal „auf Goldgrund und groß“: daß das Leben ein Abenteuer ist für jeden Menschen — für die Zwangsarbeiter in Sibirien ebenso wie für den letzten Zaren. Und manchmal kommt man zu dem kleinen Guckloch, durch das man die Fehler der Weltgeschichte sieht. Einer ist jedenfalls dort, wo eine Zeitgeschichte mit
Das Land der singenden Hügel. Roman. Von Rudolf Henz. Verlag Herold. Wien-München. 349 Seiten. Preis 68 S.Ein utopischer Roman? Ein Land Nirgendwo? Auf den ersten Blick besehen, gewiß. Dieses Land, zwischen dem der „brausenden Wasser“ und jenem der „dunklen Teiche“ gelegen, ein Land, in dem die Bauern den klassischen Hexameter singen, in dem das Lebensgefühl ein kindliches, naturhingegebenes Bündnis zu schließen weiß zwischen Antike und Christentum — das ist ein Dichtertraum. Aber: gibt es nicht, wenn wir die Schleier der Phantasie lüften, allüberall Länder, gibt es nicht
Der alte Kaiser — Franz Joseph I. Vom Berliner Kongreß bis zu seinem Tode. Von Cäsar Conte Corti und Hans Sokol. Mit 53 Abbildungen nach bisher vielfach unbekannten Originalen. Verlag Styria, Graz-Wien-Köln 1955. 491 Seiten. Ganzleinen. Preis 125.40 SIn dem ungemein vielseitigen Lebenswerk des österreichischen Historiographen Egon Cäsar Conte Corti nimmt die Biographie Franz Josephs eine zentrale Stellung ein. Das literarische Denkmal, das er dem Kaiser setzen wollte, hätte drei Bände umfassen sollen. Die beiden ersten sind 1951 und 1952 erschienen: „Vom Kind zum Kaiser“ (1830 bis
Die geheimen Gründe.. Von Mario S o 1 d a t i. R. Piper u. Co. Verlag, München. 275 Seiten. Preis 12.80 DM.Soldati, als Dramatiker, Filmregisseur und Drehbuchautor in Italien bestens bekannt, hat hier drei Geschichten rund um einen Impresario in nettem Pläuderton, mit staunenswert psychologischen Passagen und stets (film)sicherem Griff erzählt. Man hat diese Stories schon mit Boccaccios Geschichten verglichen: sie sind leicht und amüsant geschrieben, vom Dirigenten mit seinen Fluchtabenteuern und seiner Nachkriegskarriere, vom Verschwinden des Malers Gino, von Miß Warwick — aber hinter
Die Literatur für die Jugend ist sichtlich bemüht, neue Wege zu gehen und sich von der Schablone zu befreien.P. Franz Weiser, Priester und Jugendbildner, trägt in seinem kurz und treffend „Das Weiserbuch“ benannten, im Verlag Josef Habbel, Regensburg, erschienenen Buche eine Fülle von Reportagen, Betrachtungen und Erzählungen zusammen. Die Spannweite seines reichen Lebens umfaßt seine Heimatstadt Wien, die Hauptstadt der Christenheit, Rom, und seine Wahlheimat, die USA. Auf dem Boden einer klaren Weltanschauung wächst die Vielheit, mit der er den jungen Menschen, etwa von den
... ganz einfach Doko. Die Geschichte eines Mädchens. Von Helga Strätling-Tölle. Mit Illustrationen von Christel Hentschke. Paulus-Verlag, Recklinghausen 1955. 164 Seiten. Preis 6.80 DM.Nicht bloß Kritik ist ein Mittel, schlechte Literatur zu bekämpfen. Zeigen, wie man's besser macht, hilft noch mehr als Kritik. Was gab es doch für verlogene Mädchenbücher! Helga Strätling-Tölle zeigt, wie man es besser macht, im Stil, in der Gestaltung der Figuren, im Ablauf der Handlung. Ein. sagen wir, modernes Buch, das den jungen Mädchen und auch den älteren Jahrgängen viel bieten
Oesterreich: Land im Aufstieg. Europa-Verlag, Wien, Forum-Verlag, Wien. 317 Seiten. Preis 198 S.Dieses Buch ist ein Gemeinschaftswerk. Nicht nur zwei Verlage haben sich aus Anlaß des zehnten Geburtstages des neuen Oesterreich zu seiner Herausgabe zusammengetan; auch nicht an die 60 Autoren und 72 Photographen als Mitarbeiter sei in erster Linie gedacht: Es sind harte und doch gute zehn Jahre zu je 365 Tagen, denen das vorliegende große Dokumentationswerk sein Erscheinen vor allem verdankt. Erinnerungen stiegen auf. Erlittenes und Erlebtes wurde zu Papier gebracht, Bilder bezeugen das Wort.
Schillers Erzählungen. Herausgegeben von Hans Heinrich Borcherdt. Verlag Hermann Böhlaus Nachf., Weimar 1954. 501 Seiten. Preis 22.50 DM.Im Schiller-Jahr kommt dieser sechzehnte Band der großen Nationalausgabe, die im Auftrage des Goethe- und Schiller-Archivs und des Schiller-Nationalmuseums langsam, aber stetig wächst, gerade recht. Die üblichen Klassikerausgaben bringen außer dem „Geisterseher“ nur den „Spaziergang unter den Linden“, „Merkwürdiges Beispiel einer weiblichen Rache“, „Der Verbrecher aus verlorener Ehre“, „Spiel des Schicksals“ und etwa das eine oder
Herr Le Vti macht Karriere. Von Helmut Jahn. Verlag Rütten und Loening, Frankfurt. 92 Seiten.„Porträt eines Zeitgenossen“ heißt der Untertitel dieses Büchleins. Spannend, geistreich-stilecht, eine Dichtung, die man mit Genuß liest (und bedauert, daß es derartige Literatur so selten gibt). — Die Lebensgeschichte eines Ehrgeizigen, der zwischen Machtrausch und Minderwertigkeit ein ti Höhlenmensch“ bleibt — ein Mensch, der eine „Anmaßung“ ist. Dieser Arzt Dr. Le Pre erreicht äußerlich alles, was er will, und mehr als das. Aber das Leben bleibt immer weiter hinter ihm —
Adalbert Stifters „Witiko". Eine Deutung. Von Franz Hüller. Verlag Stiasny, Graz 1953.’ 119 Seiten. Preis 60 S.Diese Darstellung eines Berufenen (Hüller ist Mitarbeiter der von Sauer begründeten großen Prager Ausgabe der Werke Stifters) muß als die beste bezeichnet werden, die wir über den „Witiko" besitzen. Seit der ersten Auflage (Eger 1930) hat sich deutlich in der Welt erwiesen, was Sitte, was Gesetz, was Maß bedeuten. Gegenüber dem Erstdruck sind einige stilistische Aenderungen, ferner die Deutschschreibung tschechischer Eigennamen (Sobjeslaw für Sobeslaw, Petrzin statt
Der verwunschene Weiher und sieben andere Erzählungen. Preis 60 S — Heimweg zu Agathe, Erzählung. Beide Bücher: Eduard Wancura Verlag, Wien-Stuttgart — Das Unbegreifliche, Novelle. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn
Suleiman der Prächtige, der „Großtürke", Eroberer von Belgrad, Ofen und Rhodos, eine der bestimmenden Persönlichkeiten des sechzehnten Jahrhunderts, steht in einer Reihe mit Karl V. — staatsmännisch und militärisch hoch über Franz I. und Heinrich VIII. Weit gesteckte Pläne des Kaisers sind an der politischen Gegenwirkung, an der Schlagkraft von Suleimans Flotten und Heeren gescheitert. Eine Persönlichkeit von solcher eigenständigen Kraft, Herr eines Imperiums, das von der spanisch-afrikanischen Gegenküste bis an die Grenzen der österreichischen Erblande reichte, hineingestellt
Die Tagespresse und mehr noch die an einer argen Front stehende Lehrerschaft berichtet wieder und wieder von der Verheerung, die eine rein kommerziell ausgerichtete Kolportageliteratur und Filmproduktion an den Wurzeln der kommenden Generation erzeugen. Gegen die Gefahr sind Verbot und Strenge nur Hilfsmittel, oft sogar nicht einmal das, Heilmittel müssen aus der Materie selbst kommen. Man muß dem Schund das Gute entgegenstellen, in einer Form aber, die auf die Jugend zumindest ebenso stark einwirkt wie der Schund. Diesen richtigen Weg geht der Verlag Alsatia in Colmar, Elsaß, mit seinen
Ich zähmte die Wölfin. Die Erinnerungen des Kaisers Hadrian. Von Marguerite Yourcenar. Aus dem Französischen von Fritz Jaffe. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1953, 329 Seiten, Preis 14.80 DM.
Die Frauen von Ragusa. Roman von Eberhard Wolfgang Möller. Pilgram Verlag, Salzburg. 524 Seiten. Preis S 96.—.Noch Montesquieu hatte in Ragusa das einzigartige, nur einmal auf der Welt vorhandene kostbare Gefäß erblickt, in dem die idealen Vorstellungen der Philosophie von einer Republik vollkommene Wirklichkeit geworden waren. Das Verlöschen dieses Staatsgebildes, eines der bewunderungswürdigsten in Europa, stellt das tragische Substrat eines Romanes dar, mit dem sich der Dramatiker Eberhard Wolfgang Möller zum zweitenmal als Epiker ernstlich bewährt. Uns in Oesterreich liegt die
Zum Goethe-Bild des letzten Halbjahrhunderts hat ein freundlicher Wind dem Rezensenten zwei wesentliche Bücher auf den Tisch geweht. Das eine stammt von dem Altmeister der USA-Germanistik, Prof. H o h 1 f e 1 d von der University of Wisconsin, Madison, und vereinigt einen Teil seiner im Lauf von 50 Jahren geschriebenen Goethe-Studien. (Fifty Years with Goethe. 1950 bis 1951. Collected Studies by A. R. H o h 1 f e 1 d. The University of Wisconsin Press. Madison 1953. 400 Seiten.) Die Spannweite der Untersuchungen ist imponierend. Sie reicht von philosophischer Fausterklärung bis zu rein
Kein Geringerer als Papst Pius XI. nannte einst das Nichtbegreifen der sozialen Frage durch die Katholiken des 19. Jahrhunderts den „großen Skandal“. Ein Wort, dessen Richtigkeit durch das Werk des Professors Duroussel von der saarländischen Universität „Les Debüts du Catholicisme social en France (1822—1870)“ (Presse Universitäres de France, 787 pages) erneut, wenn auch hier nur für das Land Frankreich, seine Bestätigung erfahren hat.Seit ungefähr 1820 besaß Frankreich seine „soziale Frage“. Die immer weiter um sich greifende Industrialisierung des Landes schuf ein
Der Verfasser definiert, was er unter .Glaube“ versteht, zunächst sehr allgemein als .die in überrationalen Überzeugungen wurzelnde Anschauung vom Ganzen der Welt“, und skizziert ein allgemeines Bild der Gegenwartsdtditung. Sie ist, mehr als in anderen Zeiten, Weltanschauungsdichtung, die bestimmt wird durch die Erschütterungen der Gegenwart, die fast alle Künstler von Rang erfahren haben. Im Zeichen der Krise begegnen einander junge und ältere Autoren, so verschieden die Art ihrer Darstellung sein mag. — Die Wahrhaftigkeit der Gegenwartsdichtung gestattet es kaum mehr einem Autor,
Der Jugendschriftsteller dient dem verantwortungsvollen Werke, Neuland urbar zu machen und mit scheinbar schwerelosen Worten da6 sittliche Empfinden und den Geschmack der nächsten Generation entscheidend zu beeinflussen. Das Beste ist hier gerade gut genug. Also nehmen wir gerne zur Kenntnis, daß die berufsmäßigen Jugendschriftsteller den richtigen Ton finden und daß sich auch vorzügliche Graphiker den Kindern zur Verfügung stellen.Als neue und neueste Bücher dieser Art sind mit ehrlichem Lob anzuführen die Jungmädchenbücher „Das Kathrinl“ der Dichterin Maria Giengg, die auch